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Corona-Lockdown vor WeihnachtenMacht zu die Tür

Gereon Asmuth
Kommentar von Gereon Asmuth

Das Robert-Koch-Institut hat den 20.372. Corona­toten in Deutschland vermeldet. Alles dichtzumachen, sofort, das wäre ein Hoffnungsschimmer.

Gemütliche Quarantäne: wohl dem, der ein Zuhause hat oder behalten kann Foto: photothek/imago

A m heutigen Donnerstag hat das Robert-Koch-Institut den 20.372. Corona­toten in Deutschland vermeldet. An dieser Zahl lässt sich die Dramatik der Pandemie ablesen. Bis zu den ersten 10.000 an oder mit Corona Gestorbenen dauerte es gut sieben Monate. Die zweiten 10.000 kamen in gerade mal sieben Wochen ums Leben. Und für die dritten Zehntausend wird es wahrscheinlich nur drei Wochen dauern. Also bis Silvester.

Das ist keine Schwarzmalerei, es lässt sich an der Kurve der Neuinfizierten ablesen. Die Kurve der Coronatoten folgt ihr mit rund drei Wochen Verzögerung. Deshalb ist es jetzt schon Fakt, dass um den Jahreswechsel der 30.000. Coronatodesfall gemeldet werden wird. Mit etwas Glück dauert es ein paar Tage länger. Es deutet nur nichts darauf hin. Mit etwas Pech werden wir die Marke schon Weihnachten erreichen. Frohes Fest!

Klingt zynisch? Mag sein. Aber noch zynischer ist das Herumeiern von Kanzleramt und Ministerpräsidenten, die davon träumen, dass sich an den Zahlen etwas ändern könnte. Dabei sagen führende Virologen, dass der Anfang November beschlossene „Lockdown light“ nie und nimmer ausreicht, um die Pandemie zu bekämpfen.

Jetzt redet die Kanzlerin zwar von einem harten Lockdown – aber erst nach Weihnachten. Da stellt sich die Frage: Wie weltfremd kann man eigentlich sein? Denn wer jetzt harte Einschränkungen für in zwei Wochen ankündigt, provoziert doch für die Zeit bis dahin genau das Gegenteil: Viele werden jetzt erst recht an Weihnachten die Familien besuchen. Viele werden sich bis dahin erst recht in die Innenstädte stürzen, um mitzunehmen, was danach nicht mehr geht. Warum auch nicht? Die Regierung hat es doch erlaubt.

Eine sofortige Stilllegung des öffentlichen Lebens passt sogar in die Vorweihnachtszeit: runterkommen, in sich gehen, Besinnlichkeit. Die nebenbei noch Leben rettet

Ein späterer harter Lockdown führt somit in den nächsten zwei Wochen zu unzähligen weiteren Infizierten. Wer das verhindern will, muss ihn sofort verhängen. Damit jetzt die Zahl der Neuinfizierten sinkt. Damit ab Januar weniger sterben.

Ja, das ist hart. Hart für die Gesellschaft. Für die Wirtschaft. Für die Kultur. Für jeden Einzelnen. Aber was ist die Alternative? Ein bis ins Frühjahr anhaltender Lockdown light, der die Zahl der Opfer auf hohem Niveau belässt?

Alles dichtzumachen, ab sofort bis zum Ende der Weihnachtsferien, das wäre ein Hoffnungsschimmer. Nicht weil er die Coronapandemie besiegen würde. Aber wir würden der dritten Welle, die viele Virologen für das kommende Jahr prognostizieren, gelassener entgegensehen. Und dem Impfstoff Zeit geben, Wirkung zu zeigen.

Eine sofortige Stilllegung des öffentlichen Lebens passt sogar in die Vorweihnachtszeit: runterkommen, in sich gehen, Besinnlichkeit. Die nebenbei noch Leben rettet. Weihnachten ist das Fest der Liebe. Und wer seinen Verwandten in diesem Jahr besonders viel Liebe geben will, der schenkt: physische Distanz.

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Gereon Asmuth
Ressortleiter taz-Regie
Leiter des Regie-Ressorts, das die zentrale Planung der taz-Themen für Online und Print koordiniert. Seit 1995 bei der taz als Autor, CvD und ab 2005 Leiter der Berlin-Redaktion. 2012 bis 2019 Leiter der taz.eins-Redaktion, die die ersten fünf Seiten der gedruckten taz produziert. Hat in Bochum, Berlin und Barcelona Wirtschaft, Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und ein wenig Kunst studiert. Mehr unter gereonasmuth.de. Bluesky:@gereonas.bsky.social Mastodon: @gereonas@social.anoxinon.de ex-Twitter: @gereonas Foto: Anke Phoebe Peters
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75 Kommentare

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  • Ein Mensch, ein dummer Mensch, einer der Organisatoren der Leipziger Corona-Leugner-Demo hat Corona, liegt auf der Intensivstation und wird beatmet.

    Freude kommt da bei mir keine auf, nur die Hoffnung, dass sein Schicksal den Mitkämpfern vielleicht die Augen öffnet.

    www.rnd.de/panoram...cfELf4xYG88kaPin20

    • @Jim Hawkins:

      Leider befürchte ich, dass ihn seine Mitstreiter nur für ein Opfer der Gates Mafia halten werden.

      Dummheit und Verbohrtheit sind leider schwer zu besiegen.

  • Wenn die Verlustzahlen der Oma und Opa CDU Stammwählerschaft zu glimpflich bleiben, dann haben wir nächsten September einen Neoliberalen Kanzler Merz und im Oktober kommt eine Bertelsmann Studie heraus, welche klar belegt und der Alle wieder zustimmen, dass der Gesundssektor nur zu retten ist, wenn wir Leistungen kürzen, privatisieren und weitere KHs schließen. Die Konservativen 30 Jahre die Pflege schleifen lassen zu lassen, kostet halt viele Leben und das passiert nur nicht wieder, wenn die Massgeblichen möglichst bitter lernen. Sehr böse, ich weiß, aber sonst geht es nach dem Lockdown wieder weiter wie vorher.

    • @Weidle Stefan:

      Entschuldigung, aber hoffen Sie hier auf den Tod möglichst vieler Opas und Omas, um Merz als Kanzler zu verhindern? Nicht einmal im Spaß würde mir einfallen, so etwas öffentlich zu posten.

  • 0G
    02612 (Profil gelöscht)

    Wir haben es ja kommen sehen, da dieses Jahr eh alles anders ist - fangen wir schon



    dieses Wochenende mit den Feierlichkeiten an und sind dann am 24 ten mit dem gröbsten durch - Frohes Fest

  • "Zynisch" & "Schwarzmalerei"

    Nö. Nur ein Kommentar der Monate zu spät kommt.

  • Palmer wurde heute in höchsten Tönen für seine Konzepte und Erfolge ( www.nau.ch/news/eu...fektionen-65832325 ) des Schutzes von Risikogruppen bei "mebritt llner" gelobt.

    Sein Sichtweise und Konzepte von vor einem Jahr ( taz.de/Boris-Palme...rantaene/!5676475/ ) findet Nachahmer in diversen Bundesländern

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Rudolf Fissner:

      Ach Boris Palmer hat Mathematik auf Lehramt studiert. Mathematisch begabte Menschen sind häufig menschlich komisch drauf. Im Frühjahr hab ich seine Meinung stark kritisiert, Immerhin kann er sich selber revidieren.



      Auch seine Waldorfschul-Vergangenheit sieht er ja kritisch in Hinblick auf deren Impfverweigerung.

      Als Bundeskanzler untauglich, aber als OB in einer Luxusstadt geht es.

      • @4813 (Profil gelöscht):

        Welche Revisionen?

        Seine Sätze vom Frühjahr wie in dem oben verlinkten taz-Interview "Das sieht man auch daran, dass ich immer noch 90-Jährige beim Einkauf auf dem Wochenmarkt treffe. Die müssten die Hilfe annehmen und sich die Sachen bringen lassen." haben auch heute noch Bestand. Was soll man da revidieren?

        Palmer setzt genau solche Hilfen in Tübingen erfolgreich um. Was hatten Sie im Frühjahr dagegen auszusetzen?

  • Ich habe einen Traum:

    Mach zu die Tür

    und trage Tische und Stühle auf die Straßen, Parks, öffentlichen Plätze, bringe einfache und bekömmliche Speisen, wärmenden Tee und heißen Punsch mit, decke die Tische liebevoll und achtsam und zünde Kerzen an.

    Bringe all jene mit, die nun kein Dach über dem Kopf haben, all jene, die keine Angehörigen, keine Freunde, niemanden haben, all jene, die einsam oder in-sich-versunken sind und alle Deine Nachbarn und Freunde und Deine Lieben.

    Mach zu die Tür



    und auf Dein Herz



    Halte Dich an alle Hygieneregeln

    Sei bereit zu empfangen am heiligen Abend



    und an jedem anderen Tag

  • Das Zeitalter eines überbordenden Freiheits-Fetischismus, der vermeintliche Menschenrechte auf Demotourismus, Shoppingtouren oder Restaurantbesuche konstruiert, geht hoffentlich dem Ende zu. Freiheit ist kein Supergrundrecht.

    • @Linksman:

      Freiheit ist Sklaverei 11!!!



      .



      .



      .



      .



      .



      Ist sarkastisch gemeint-muß man ja leider zur Sicherheit betonen.

    • @Linksman:

      Ähm ... warum überhöhen Sie Freiheit zu einem "Supergrundrecht". Wüßte nicht das jemand, Freiheit dazu gemacht hat. Wer ist da ihr Ansprechpartner ?

    • @Linksman:

      "Freiheit ist kein Supergrundrecht."

      Das sehen Orbans, Lukaschenkas, Kims und Konsorten ganz genau wie Sie.



      Es ist erstaunlich, wie Menschen, die nichts als die Freiheit kennen, die Freiheit zum Gespenst machen, vor dem sie sich zu fürchten beginnen.

      Im meiner Realität bin ich umgeben von Leuten, die trotz Lockdown hin und her geschickt werden, um irgendwo an sinnlosen beruflichen Meetings teilzunehmen, letzte Woche mit 20 Leuten hier, diese Woche mit 10 anderen dort. Einer von ihnen hat eine sehr kranke Mutter. Auf die Frage bei der Dienstherrin, ob er nicht den Meetings fernbleiben könne, kam die Antwort, das ginge nicht. Er solle sich für diesen Fall Urlaub nehmen. Der ist aber bereits aufgebraucht. Nicht durch seinen Reisewahn, sondern durch Schulschließungen im ersten Quartal dieses Jahres, während denen er seine beiden Kinder betreuen musste. Ein anderer ist wöchentlich wo anders auf Montage, ab nächste Woche (bis kurz vor Weihnachten) irgendwo in Serbien. So lange nicht die Räder überall angehalten werden für drei, vier Wochen, wird sich an den Infektionszahlen nicht viel ändern. Auch nicht, wenn nach der Arbeit alle auf der Couch sitzen. Das machen die meisten Leute, die viel arbeiten, ohnehin schon. Hört endlich auf damit, so zu tun, als ob die Bevölkerung dieses Landes insgesamt aus Ignoranten besteht. In Wahrheit hat man versucht, sich Zeit zu verschaffen, indem man die Möglichkeiten, sich in der Freizeit zu begegnen, einschränkt, ohne gleichzeitig die Wirtschaft herunterzufahren. Dazu brauchte es offene Schulen und Kitas. Und das Märchen, Kinder trügen nicht zum Infektionsgeschehen bei. Auf die Idee, Schulen wieder zu schließen und Arbeit herunterzufahren kommt man jetzt angesichts des Schreckens voller Intensivstationen. Die meisten Menschen sind vernünftig genug, um mit Freiheit umzugehen. Mag sein, dass man z. B. in Berlin einen anderen Eindruck bekommen kann. Ich bin zu lange schon Wissenschaftler, um jede intellektuelle Scheiße gut zu finden.

      • @Eistaucher:

        IMHO extrem rückständig, was Sie bezüglich Meetings schreiben. Hier finden Meetings inzwischen fast durchweg (Ausnahmen gibts natürlich) in Teams statt, rund 50 % der Firma sind im Homeoffice

      • @Eistaucher:

        "So lange nicht die Räder überall angehalten werden für drei, vier Wochen"



        Genau dafür bin ich ja. Der von mir kritisierte Freiheitsfetischismus beinhaltet ja jenes krampfhafte "Offenhalten der Wirtschaft". Wir liegen da gar nicht so weit auseinander.



        Aber wehe, wenn aus gutem Grunde mal eine Coronaleugner-Demo weniger genehmigt wird - dann wird über Grundrechteabbau geklagt, dass kein Auge mehr trocken wird. Gerade in unseren digitalen Zeiten, in denen das Versammlungsrecht mit Online-Petitionen, sozialen Medien - und schönen Kommentarspalten wie hier - reichhaltig ergänzt wird, kann von Freiheitseinschränkung keine Rede sein (damit keine Missverständnisse aufkommen: die tatsächlichen Beschränkungen durch Staatstrojaner, Onlinedurchsuchungen etc. stehen da auf einem anderen Blatt und müssen natürlich schärfstens bekämpft werden!).



        Dass Sie Schul- und Kitaschließungen fordern, findet ja ebenfalls meine Zustimmung. Dass fanatische Festhalten am Präsenzunterricht ist ja ein Wesensbestandteil jenes pervertierten Freiheitsbegriffs, den ich ablehne. Dass wir Kindern diese unfreiwillige Rudelbildung zumuten, die in Fußballstadien derzeit undenkbar wäre, kennzeichnet ein Menschenexperiment im Namen jener "Freiheit".



        Ich glaube, wir liegen - wie oben erwähnt - generell gar nicht weit auseinander.

      • @Eistaucher:

        "Freiheit ist kein Supergrundrecht."



        Das sehen Orbans, Lukaschenkas, Kims und Konsorten ganz genau wie Sie."

        Sie snd ja lustig 🤣

      • 4G
        4813 (Profil gelöscht)
        @Eistaucher:

        Und die Schule bringt nix. Zwei Stunden am Tag, der Rest Digital. Das kann man knicken.



        Also umsonst infiziert.

  • Ein harter Lockdown hätte vielleicht vermieden werden können bzw. macht nur Sinn, wenn ihn die Regierung nicht torpediert. Die Regierung erlaubt bis dato Geschäftsreisen und Hotelübernachtungen von Geschäftsreisenden. Einige Hotels sind so gut ausgebucht, das weniger arbeiten oder Urlaub nicht drin ist. Auswertung intern hat ergeben, dass zahlreiche auch fremde Leute mit aufs Zimmer nehmen. Ich will nix verallgemeinern. Aber der Virus unterscheidet nicht zwischen Privatperson und Geschäftsperson. Witzigerweise sind in diesen Gebieten auch die Neuerkrankungen hoch. Weiterhin wären Kontrollen durch die Polizei effektiv als nur Präsenz zu zeigen.

    • @FalconC45:

      Sic!

  • Den "drohenden" harten Lockdown hätten wir uns selber zuzuschreiben, heißt es bereits mancherorts in online-Zeitungen. "Wir" hielten uns nicht genug an die Regeln. Lieber Party statt Überleben. Auch heißt es, ein Lockdown erst nach Weihnachten führe erst recht zu Gedränge vor Weihnachten, um noch mitzunehmen, was mitzuhnehmen geht, bevor es zu spät ist. Alles verständlich und dennoch alles nicht ganz richtig. Zunächst ist es das Virus, das sich nicht an unsere Regeln hält. Unsere Regeln sind offenbar nicht wirksam genug. Ein Lockdown, der nur das private Verhalten zum Ziel nimmt, dann aber nicht wirkt, zeigt nicht, dass das private Verhalten nicht den Lockdown-Regeln entsprochen hat, sondern, dass das Infektionsgeschehen trotz Schließungen des Freizeitbereichs konstant ist. Dass heisst, die falschen Sektionen unseres Gemeinschaftslebens sind heruntergefahren worden. Das will aber keiner wahrhaben. Richtig wäre gewesen, alle Bereiche des Gemeinschaftslebens inklusive Betrieben, Schulen, ÖPNV und Öffentlicher Dienst bis auf die für die - auch medizinische - Versorgung essentiellen Bereiche für drei Wochen herunterzufahren. Dazu fehlte der Politik der Mumm. Dass "Herumeiern" sowie das laute öffentliche "Nachdenken" zuerst über Lockerungen, dann Kassieren von Lockerungen, eventuell den Lockdown härter zu machen, vielleicht doch noch vor Weihnachten damit zu beginnen, Ferien zu verlängern, das führt zur Verunsicherung vieler Menschen, die ihren Alltag organisieren müssen. Wenn jetzt die Fußgängerzonen vollgestopft sind, in den Geschäften Gedränge herrscht, dann nicht, weil die Leute doof und kindisch sind. Sondern, weil sie nicht vorhersehen können, was noch in nächster Zeit kommt. Es ist die Unplanbarkeit, was die größten Probleme schafft. Klare Maßnahmen, verlässliche Ankündigungen, eingehaltene "Fahrpläne", nachvollziehbare Korrekturen, klare Kommunikation, mehr Lebensnähe, bessere Kenntnis der Realität da draußen, das sind Rezepte mit Aussicht auf Akzeptanz.

  • 9G
    90118 (Profil gelöscht)

    eine verschiebung des lockdowns scheint sehr unverantwortlich.



    die vermeintlich dadurch unterstützten einzelhändler beschweren sich bereits trotzdem, weil ja normalerweise erst nach weihnachten die geldgeschenke in wertvolle konsumgüter gewandelt werden.



    für ausnahmefälle (zb. schwer kranke verwandte) sollte der potentielle besucher sich vorher in selbstquarantäne begeben und unmittelbar vor dem besuch einen schnelltest durchführen können, wodurch zumindest die unterhalb der ansteckungsgefahr liegende virenlast abgesichert wäre.



    das fest der liebe ist seit langem eher das fest der selbstliebe und des selbstmitleids, was gerade sichtbar gemacht wird.

  • Das Problem ist nicht Covid-19, nicht die Pandemie. Als Verantwortlicher / Politiker kannst Du in so einer Situation nur verlieren bzw. wirst immer massiven Gegenwind bekommen. Viel schlimmer finde ich die wahren Schuldigen: unendlicher Egoismus unserer Gesellschaft, kaum Toleranz, wenig (Mit)Denken dank SocialMedia-Zumüllen. Und bloß keine Fehler zugeben in Sachen Schwarze Null-Alles kaputt-spar-Politik. Allen voran Kultusministerium und Gesundheitsminsterium. Personalmangel an allen relevanten Stellen. Aber das Geld wird lieber in Autoindustrie und Reise-Rettung investiert. Die Schere wird noch weiter auseiandergehen, die Zeche zahl die nächste Generation. Davor habe ich mehr Angst wie vor dem Virus

  • 1G
    15833 (Profil gelöscht)

    Ich finde es seltsam, vergleicht man die Zahlen mit der Schweiz, 3854 Einwohner 8,57 Millionen oder anderen Ländern bezogen auf die Einwohner stehen wir doch gar nicht so schlecht da.



    Vor allem sind die Toten die, die vor 14 bis 16 Tagen erkrankt sind.

    Aber zurück zum Thema, meine Schwiegermutter hat man Anfang Dezember gesagt sie hat Lungenkrebs, 71J



    Sie will alle an den Tagen bei sich haben, 3 Kinder mit Ehepartner und 6 Enkel.



    Sorry Herr Laschet und allen moralisten, wir werden feiern und lachen als wenn es kein Morgen mehr gibt

  • "Alles dichtzumachen, ab sofort bis zum Ende der Weihnachtsferien, das wäre ein Hoffnungsschimmer."

    Völlig richtig. Eine Verschiebung auf Weihnachten ist unverantwortlich.

  • Guter Artikel! Und nur allzu logisch. Aber wäre ausreichend Hirn in der Bevölkerung könnten wir uns diese Diskussion sparen. Wir brauchen doch hier keine Vorgaben von Regierungen etc., wir brauchen eigentlich keine Vorturner und Bestimmer. Wir brauchen Mitbürger die Eigenverantwortlich handeln. Ab heute, ab sofort. So, als wäre ein Lockdown verordnet. Warum geht das nicht? Jeder weiss, was das Virus stört: Distanz und Hygiene. Es wäre doch schön wenn wir als Volk handeln, in eigener Verantwortung, ohne dass es Verordnungen und Gesetze bedarf. Aber ja, neben einem grassierenden Virus gibt es leider auch grassierende geistige Armut.

    • @maestroblanco:

      "Warum geht das nicht?"

      Weil wir diese Freiheit in einem perfekt durchgetakteten Berufsleben und eingezwängt in wirtschaftliche Verflechtungen über alle Ebenen des gesellschafftlichen Zusammenlebens hinweg eben NICHT haben. Unsere Freiheit, eigenverantwortlich zu sagen "ich bleibe zuhause", endet mit dem Wecker. Es sei denn, der Staat verordnet einen Lockdown, der Menschen berechtigt, der Arbeit fern zu bleiben, ohne Repressalien befürchten zu müssen. Wenn Politik sagt, ab nächste Woche dürfen Schüler zuhause bleiben bedeutet das nicht das selbe, wie wenn sie gesagt hätte, sie "müssen" zuhause bleiben, weil Schulen geschlossen werden. Nur im zweiten Fall hat man dem Arbeitgeber gegenüber das Recht, sich frei zu nehmen. Deshalb brauchen wir Verordnungen. Auch für Betriebe, die schließen müssen (auch Kulturbetriebe, Gaststätten etc.).



      Sonst wird aus Eigenverantwortlichkeit schnell Eigenmächtigkeit.

      Vergessen Sie nicht, dass es mega viele Menschen in diesem Lande gibt, die gerade JEDEN Tag zur Arbeit gehen MÜSSEN, ob sie wollen, oder nicht. Meine Frau hat privat in dieser Woche mich und eine Freundin getroffen, beruflich über 100 Personen!



      Und ich beruflich insgesamt mehr als 30 verschiedene Schulkinder.

      Es ist eben nicht die hier jetzt so verteufelte Freiheit, die die Krise befeuert. Sondern die Unfreiheit. Die Zwänge, Abhängigkeiten. Auch der Politik. Die Priorisierung der Wirtschaft gegenüber dem Leben. Wann wird das hier begriffen?

      • @Eistaucher:

        Ich habs begriffen. Danke.

  • "Weihnachten ist das Fest der Liebe. Und wer seinen Verwandten in diesem Jahr besonders viel Liebe geben will, der schenkt: physische Distanz."

    Ich verstehe das Argument. Nur ist der Mensch ein soziales Wesen. Ich mache ein (leider) reales Beispiel. Meine Mutter bekommt seit Dezember eine Chemotherapie und ist damit (nach meinem Verständnis) Risikoklasse 1. Sie hat Sorge, dass es ihr letztes Weihnachten ist (ob berechtigt oder unberechtigt lasse ich dahin stehen). Sie hat Angst, dieses Weihnachten ihre Enkel, also meine Kinder, nicht zu sehen. Ich würde mich - von der Gesundheit gesehen - lieber fernhalten. Ich kann es meiner Mutter aber kaum zumuten. Hier steht die Qualität des Lebens gegen die Länge des Lebens. Wofür soll man sich hier entscheiden? Der Ruf nach dem harten Lockdown berücksichtigt diese Fragen nicht. Solche und ähnliche Fragen stellen sich aber und das sicher in vielen Familien.

    Von daher bin ich kein großer Freund vermeintlicher einfacher Antworten, wie es dieser Kommentar hier suggeriert - wenn ich ihn auch von der Grundüberlegung her nachvollziehen kann.

    • @Strolch:

      Ich habe für Sie vollstes Verständnis und wünsche Ihnen, dass alles gut ausgeht! Wir sind in einer ähnlichen Situation. Deshalb kann ich das Gequake über Leute, die sich angeblich über alle Regeln hinwegsetzen, um ihren Egoismus zu befriedigen, nicht mehr hören. Es gibt Egoismen, die lebenswichtig sind. Gut, dass wir dazu fähig sind.

      • @Eistaucher:

        Danke!

    • @Strolch:

      Mir geht es da ganz ähnlich. Meine Mutter hatte eine schwere Operation. Im Krankenhaus konnte ich sie nur einmal vor der OP besuchen, weil die Überlebenschancen gering waren.

      Jetzt kommt sie fürs Erste in eine Pflegeeinrichtung und da erstmal in Quarantäne. Natürlich verständlich, alle dort müssen geschützt werden.

      Was weiter sein wird, keine Ahnung. Zu viele Variablen.

      Intellektuell ist das alles nachvollziehbar, das funktioniert ja nur, wenn alle mitmachen.

      Aber hart ist es schon.

      • @Jim Hawkins:

        Auch Ihnen wünsche ich, dass am Ende alles gut ausgeht! Mir geht es ähnlich. Niemand kann einem die Last abnehmen, dass man sich permanent Vorwürfe macht, ob es richtig ist, was man da tut. Es gibt Entscheidungen, da ist man allein damit. Da nützt auch kein "Nützt ja nix", oder "is, wie es is". Viel Kraft für die kommenden Wochen! Deshalb sollten alle etwas vorsichtiger damit sein, allgemein von Menschen zu sprechen als wären sie ein Haufen undisziplinierter Hedonisten.

        • @Eistaucher:

          Danke, das wünsche ich Ihnen auch.

          Nach Verlegung ins Pflegeheim und nach der Quarantäne darf ich sie im Prinzip besuchen. Nur ist es leider so, dass sich das Virus hier in der Gegend gerade in Pflegeheimen breit macht.

          In Kindergärten übrigens auch.

          Und dann gehen die Rollläden ganz schnell runter.

          Ich muss schon sagen: Mich gruselt vor dem, was da vielleicht noch kommt.

          Aber: Immer noch würde ich jeden Corona-Leugner gern durch eine Intensivstation schleifen, auch wenn ich Zweifel habe, dass diese verstockten Menschen in der Lage sind zu sehen und zu verstehen.

          • @Jim Hawkins:

            "Aber: Immer noch würde ich jeden Corona-Leugner gern durch eine Intensivstation schleifen"

            Da mache ich gerne mit!

      • @Jim Hawkins:

        Das Furchtbare ist einfach die Entscheidung zwischen zwei schlechten Alternativen : Das möglicherweise letzte gemeinsame Weihnachten ausfallen lassen oder hinterher für das letzte Weihnachten vielleicht verantwortlich zu sein. Bitter

        • @AberHallo!:

          Ja, das ist gut auf den Punkt gebracht. Die einzige Idee, die ich noch habe, ist ein Schnelltest kurz vor dem Fest. Wie man an diesen kommt und wo man ihn macht - keine Ahnung. Dies werde ich versuchen, dieses WE zu klären...

        • @AberHallo!:

          DAs Jahr hat 365 TAge die Möglichkeit, etwas Schönes Gemeinsames zu machen. Also ein paar Alternativen mehr gibt es schon noch.

        • 4G
          4813 (Profil gelöscht)
          @AberHallo!:

          ich habs gut, ich shoppe online. Nicht weil es so schön ist, sondern weil meine Familie bis nächste Woche mit Corona durch ist.



          Da können uns jetzt die Infizierten dieser Erde besuchen - wurscht.

    • @Strolch:

      dann machen Sie einen Antigen Test und besuchen Sie ihre Mutter wenn er negativ ist. Oder gehen Sie 10 Tage in Quarantäne vor dem Besuch.



      So kann es klappen

  • "Lockdown light" war der größte Schwachsinn, den sich die Regierung bisher ausgedacht hat. Der "harte" Lockdown im Frühjahr hat Wirkung gezeigt und die Zahl der Infizierten damals war NIEDRIGER. Wieso sollte ein "weicher" Lockdown bei wesentlich mehr Infizierten erfolgreich sein??? Ich bin noch zynischer: es geht nicht in erster Linie darum die Pandemie zu bekämpfen, es geht um soviel mehr. Um Machterhalt, um Geld, um Erhält unseres überbordenden Lebensstils in neo-kapitalistischen Zeiten. Und wir? Das Volk? Sind so brunstblöd, dass wir auf die Barrikaden gehen, wenn es um unsere persönlichen Bequemlichkeiten geht. Wir erwarten, dass sich um uns gekümmert wird. Und wenn die sagen Weihnachten macht das Virus ne Pause, dann ist das eben so. Jede Lockerung wird bis zum Anschlag ausgenutzt und nur Bestrafung, vor allem wenn's ans Geld geht bringt uns (laut meckernd) dazu uns an die Maskenpflicht zu halten. Sollte es uns selbst erwischen (wovon wir natürlich nicht ausgehen) erwarten wir selbstverständlich beste medizinische Versorgung. Das alles Handeln Konsequenzen hat, kapieren wir nicht. Das wir durch unser Verhalten möglicherweise indirekt Leben retten reicht uns nicht. Aber Weihnachten ist lebensnotwendig! Schöne neue Welt... Und zum Thema Solidarität: das Einzige, was wir gemeinsam haben ist unser Egoismus! Es werden mehr Pandemien kommen und Naturkatastrophen und Kriege und Flüchtlinge und das sind alles Folgen unseres Lebensstils. Aber nach mir die Sintflut! Ps: Ausnahmen bestätigen die Regel

    • @Andrea67:

      Ja. Mehr Härte! Das Volk muß besser unter Kontrolle gebracht werden. Dieses Lotterleben. Unser Lebensstil, ein einziger Hedonismus. Die westliche Welt, ein einziges Sündenbabel. Mein Vater erzählte mir von Zeiten in seiner Jugend. Da war er auf einem "Bill Haley and his Comets"-Konzert. Da wurde ihnen angeboten, brav auf Stühlen zu sitzen. Als sie dann trotzdem aufstanden, um "wild" zu tanzen, preschte die Polizei in die Halle und prügelte die jungen Leute zur Raison. Dann herrschte wieder Zucht und Ordnung. Die Presse tadelte den Aufruhr dieser "Wilden" zurecht. Sarkasmus gesucht? Gefunden. Menschen haben Jahrhunderte für die Freiheiten gekämpft, die sie jetzt zum Vorwurf gemacht bekommen. Und wer genau hinsieht, wird erkennen, dass die riesige Mehrheit seit Monaten dennoch täglich bereit ist, auf diese Freiheiten zu verzichten aus Solidarität mit den Schwächsten und Bedrohtesten. FREIWILLIG. So scheiße sind die ihrer Meinung nach "brunstblöden" Menschen dann eben doch nicht, als dass ihr "überbordender Lebensstil in diesen Neo-Kapitalistischen Zeiten" sie zu Monstern werden lässt. Sie schreiben: "Ausnahmen bestätigen die Regel." Das ist vor dem Hintergrund der Wirklichkeit genauso dämlich wie "This election was stolen!". Man nimmt einfach das Gegenteil von dem, was stimmt, und behauptet, es sei die Wahrheit. Zu ihren "Folgen unseres Lebensstils": die Welt war in Zeiten ohne diesen "Lebensstil" besser? Dream on.

      • @Eistaucher:

        Welche Lebensweise kann da gemeint sein?



        "... Die imperiale Lebensweise



        Eine Lebensweise, die auf derartigen Voraussetzungen beruht und immer auch die Produktionsweise einschließt, ist imperial. Das alltägliche Leben in den kapitalistischen Zentren wird wesentlich durch die Gestaltung der gesellschaftlichen Verhältnisse und der Naturverhältnisse andernorts ermöglicht. Das geschieht durch den im Prinzip unbegrenzten Zugriff auf das Arbeitsvermögen, die natürlichen Ressourcen und Senken im globalen Maßstab.[7] Entscheidend für das Leben in den kapitalistischen Zentren ist die Art und Weise, wie Gesellschaften andernorts – insbesondere im globalen Süden – organisiert sind und ihr Verhältnis zur Natur gestalten. Dies wiederum ist grundlegend dafür, ob der für die Ökonomien des globalen Nordens nötige Transfer von Arbeit und Natur aus dem globalen Süden gewährleistet ist. Umgekehrt strukturiert die imperiale Lebensweise im globalen Norden die Gesellschaften an anderen Orten in hierarchischer Weise entscheidend mit ..."



        www.blaetter.de/au...eriale-lebensweise

        • @Uranus:

          Eine Diskussion über generelle Fragen der Gesellschaft, die Kapitalismuskritik einschließt ist oft hilfreich. Aber hier geht es um aktuelle Maßnahmen und das Für und Wider zu denselben, hier oft einhergehend mit generalisierenden Schuldzuweisungen, Verteidigung einer inkonsequenten Politik und Anklage der ach so unwilligen Bevölkerung, hier gerne Bürger genannt. Wir können uns jetzt tagelang über die Folgen unseres Wandels und Handels für die Welt und ihre Zukunft, wie Migration, Klimakatastrophen, ökonomisches Ungleichgewicht, Ausbeutung, Regenwaldabholzung und vieles mehr auseinandersetzen. Meine Kritik am Aufrechterhalten eines ohnehin fragwürdigen Wirtschaftssystems angesichts dringender Notwendigkeit eines echten Lockdowns, der eben auch das wenigstens zeitweise Herunterfahren genau dieses Systems beinhalten muß, ist in meinen Kommentaren deutlich enthalten. Aber die Suche nach der Antwort darauf, wann der Fisch zu stinken anfing, hilft nicht dabei, ihn schnell loszuwerden. Machen wir also erstmal Corona platt, bevor wir uns am großen Ganzen thematisch abarbeiten.

          • @Eistaucher:

            Generell würde ich sagen, muss da vieles Zusammenkommen, meine ich. In der Diskussion u.a. um das Offenhalten von KiTas und Schulen und "den patriotischen Akt es Weihnachtskonsums" wird kapitalistische Pandemiepolitik offen geäußert. Es wird deutlich, dass es um den Erhalt eines Systems geht, dass extreme Ungleichheit schafft und den Menschen und anderen Tieren die Lebensgrundlage zu rauben droht. Es interessieren weder zur Risikogruppen zu zählende Arbeitenden, noch Menschen die sich ihre Miete nicht mehr leisten können sowie Menschen denen 60 % von zu wenig Einkommen noch noch viel weniger als zu wenig darstellen. Es geht um das Aufrechterhalten der Kapitalmehrung, der Arbeit und des Konsums. Mensch könnte auch Maßnahmen, wie Senkung der Arbeitswochenstunden, genereller, stärker abgesenkter Mietendeckel usw. durchsetzen - aber nein, es geht dann um die Finanzierung von Konzernen, die Milliarden an Dividenden ausschütten (BMW) und deren Geschäftsmodell (Auto-, Flugzeug/Reise-industrie) massiv die Lebensgrundlagen bedrohen ...

      • @Eistaucher:

        Ja wo Einsicht, dass etwas schief läuft, offensichtlich fehlt, geht es nicht ohne Zwang. Ein Virus bzw. der Planet interessiert es nämlich einen Feuchten, wie schräg manche Menschen "Freiheit" interpretieren...

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Man hat es mit Überzeugungsarbeit versucht. Es reicht aber offensichtlich nicht.

          Und nein. Das ist kein Einstieg in eine "Diktatur". Regeln gibt es in jeder Gesellschaft. Und sie werden auch durchgesetzt. Und eine Pandemie erfordert nun mal andere Regeln, die durchgesetzt werden müssen.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Unsere Geschichte zeigt deutlich, was durch Zwang erzeugt wird: Renitenz. Widerstand. Trotz. Wo Zwang Überzeugungsarbeit ersetzt, gibt man den Glauben an Vernunft auf. Wenn wir so argumentieren, dann ist der Weg nicht mehr weit, bis wir in unseren Klassenzimmern das Eckestehen wieder einführen. Teile der Gesellschaft, vor allem in bestimmten "christlichen" Kreisen stehen solchen Ideen sehr aufgeschlossen gegenüber.

    • @Andrea67:

      Unterschreib

  • Ja. Für eine echte *Stille Nacht*! Vielleicht werden wir in späteren Jahren mit Wehmut daran zurückdenken -- wenn das Konsumgehetze wieder anfängt...

  • "Und wer seinen Verwandten in diesem Jahr besonders viel Liebe geben will, der schenkt: physische Distanz."



    Das mache ich bereits seit 10 Jahren so. Schont die Nerven.



    Wobei es natürlich auch anders gesehen werden kann. Für 950.000 Menschen in Deutschland wird dieses Weihnachten das letzte Weihnachten sein. Wenn der Tod vor der Tür steht, dann wird so ein Virus nebensächlich.

    • @PS007:

      "Für 950.000 Menschen in Deutschland wird dieses Weihnachten das letzte Weihnachten sein. Wenn der Tod vor der Tür steht, dann wird so ein Virus nebensächlich."

      So ist es.

    • @PS007:

      Die wenigsten der 950.000 wissen das sie dieses Jahr ihr letztes Weihnachten feiern. Deshalb ist das Virus für sie auch nicht nebensächlich...

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Die Frau, bei der ich aufwachsen durfte, ist nun 93 Jahre alt. Sie denkt nicht ans Sterben. Ihr geht es gut. Aber sie sagt sehr deutlich, dass sie es nicht ertragen kann, wie der kleine familiäre Hotelbetrieb, den sie bereits als junge Frau weiterführte und weiter aufgebaut hat, und den nun ihr Enkelkind von ihrem Sohn übernommen hat, nun nach 175 Jahren des Bestehens Pleite geht. Und keinen Besuch mehr zu bekommen, weil sie sich das Virus dabei einfangen könnte, macht sie sehr traurig. Der einzige Grund, warum sie es dennoch akzeptiert ist, dass sie so wenigstens zu Hause allein ist. Bei einer Infektion würde man sie helfend wegsperren, und sie würde mit ihren Vorerkrankungen dann auch isoliert von ihren Lieben unter Fremden Menschen mit Vollschutz in der Atmosphäre einer Intensivstation sterben. Super sozial sind wir. Das ist asozial. Deshalb kann ich das Gelabere mancher Leute inzwischen nicht mehr hören, die einem Ruf nach dem totalen sozialer Lockdown uneingeschränkt Beifall klatschen. Was wir erleben ist eine Entmündigung vieler Menschen hohen Alters oder schwer kranker, todgeweihter Menschen, die beispiellos ist. Zum Glück gibt es hier ein Hospiz, das die Eigenverantwortung immer noch voranstellt und notfalls bereit ist, Verordnungen zu ignorieren.

        • @Eistaucher:

          Ja. Im Einzelfall kann es hart sein. Aber die Alternative wäre, nichts zu tun. Die Zahl der Toten wäre noch viel, viel höher. Und DAS scheint für viel gar kein Problem zu sein. Ich kann Ihnen aber versichern, dass Begräbnisse durchaus auch belastend sind. Und auch die alte Dame wünscht sich bestimmt nicht, dass ihre Kinder und Enkel ein paar Wochen später neben ihr begraben werden.

        • @Eistaucher:

          Liest hier eigentlich irgendjemand von den Kommentatoren, denen es anlässlich jedes x-beliebigen Themas offenbar haptsächlich wichtig ist, eine grundlegende Diskussion über Neo-Kapitalismus, die Überbordene Konsumgesellschaft, oder gar die imperiale Lebensweise anzuzetteln, auch die Schilderungen von durch Restriktionen akut betroffenen Angehörigen schwer kranker, sterbender Menschen? Nö. Ist egal. Passt nicht zur theoretischen Herangehensweise. Zitat VVJ: „Jede antiimperialistische Gruppe wie die Unsere, muss eine derartige Interessendivergenz innerhalb ihrer Machtbasis reflektieren!“ So wurde er denn gekreuzigt. Aber immerhin haben sie den Hergang der Ereignisse tüchtig theoretisch reflektiert.



          Mir scheint, hier fehlt of Praxis- und Alltagsbezogenheit in der Diskussion.

          • @Eistaucher:

            Wir trauern viel zu wenig um unsere Toten. Das sehe ich auch so. Sie übersehen denke ich dennoch, dass das, was Sie als Entmündigung bezeichnen, eine kaum vermeidbare Konsequenz der einzigen Maßnahme ist, die wir gegen das Virus in der Hand haben. Ich denke anders herum wird ein Schuh draus: hätten wir die Kritik an der imperialen Lebensweise schon verinnerlicht, wäre unsere gesellschaftliche Reaktion auf das Virus eher so ausgefallen, wie in der mongolischen oder taiwanesischen Gesellschaft, und wir könnten heute unbedenklich unsere Alten besuchen. Denn dass wir so schlecht reagiert haben, liegt ja gerade daran, dass wir nicht in der Lage waren, das Leben vor Wirtschaftswachstum zu stellen oder auch, von Ländern des globalen Südens zu lernen (die unterm Strich unverhältnismäßig besser auf die Pandemie reagiert haben, als weiße reiche westliche Länder).

            indica.medium.com/...erage-78e37e4ce6e8

    • @PS007:

      ...außer dass der Tod eben oft gerade in Form des Virus vor der Tür steht. Ich verstehe aber die Schmerzen, wenn man auf _solche_ Weise Abschied nehmen soll. Grausam. Ich glaube, wenn ein Mensch meines Herzens allein in einem Altenheim sterben sollte und ich würde nicht vorgelassen -- ich würde Tag und Nacht schreiend auf dem Rasen vor dem Altenheim stehen... Wirklich, in diesen Tagen danke ich Gott, dass meine Eltern beide schon tot sind und einen sanften, seligen Tod hatten. Man kann das nur allen Betroffenen wünschen.

  • Ein "Herumeiern" des Kanzleramts kann ich nicht erkennen, Merkel ist sowohl ziemlich konsequent als auch ziemlich machtlos. Die Ministerpräsidenten hingegen, ja das ist ein Haufen von Leuten mit unterschiedlichen Prioritäten und da eiern auch etliche rum, Laschet zum Beispiel allen voran. Aber die Kernfrage lautet doch schlichtweg weiterhin: sind wir eigentlich alle Kinder? Müssen wir erst Verbote bekommen, können wir eigentlich noch mehr als meckern und auf die Entscheidungen der Ministerpräsidenten warten? Sind wir noch so deutsch, dass wir zwar gehorchen aber nicht denken können? Muss man hier von "Rumeiern" schreiben derweil die BILD was von "Wackel- Länderchefs" schreibt? Seit Monaten in Medien und von Politikern das Gelabere von Perspektiven, aber wo sollen die denn herkommen? Selbstverständlich müssen die Einschränkungen der Entwicklung der Pandemie angepasst werden. Aber wir selber könnten ja auch schon viel mehr tun als staatlicherseits vorgegeben: drastische Kontaktreduzierung, Homeoffice so weit es geht, Kinder zuhause behalten wenn es geht, dazu noch eine Mail an den jeweiligen Landeschef, da wäre schon vieles gewonnen.

    • @Benedikt Bräutigam:

      "Seit Monaten in Medien und von Politikern das Gelabere von Perspektiven, aber wo sollen die denn herkommen?"

      Genau. Das ist ein wesentlicher Teil des Dilemmas.

    • @Benedikt Bräutigam:

      Nein.

      Zum einen gilt Artikel 65 GG weiterhin unverändert, insbesondere die letzten 5 Wörter von Satz 1.



      Zum zweiten ist dieser ineffiziente Debattierclub namens "Ministerpräsidentenkonferenz" kein verfassungsgemäßes Gremium.

      Hofreiter hat es auf den Punkt gebracht: die Regierung hat einen Gesetzesentwurf vorzulegen, der wird im Bundestag diskutiert und es wird abgestimmt, und dann wird im Bundesrat abgestimmt, und dann werden wir "mal sehen, wer dann im Bundesrat dagegen stimmt."



      Das ist das verfassungskonforme Vorgehen. Andere Staaten kriegen das ja auch hin. Merkel hingegen verweigert sich der Regierungsverantwortung und etabliert eine parallele Machtstruktur außerhalb der verfassungsmäßigen Ordnung, zum Schaden der Bevölkerung.

      Beim Thema Homeoffice blockiert die CDU/CSU übrigens, wo sie nur kann. Und zumindest im UK, für das belastbare Daten vorliegen, sind "Arbeitsplatz und Einkauf" Haupttreiber der Pandemie... und angesichts der in Deutschland nicht erhöhten Infektionsraten beim Ladenpersonal wird's der "Einkauf" wohl eher nicht so sehr sein.

      • @Ajuga:

        Ihrem letzten Satz kann ich nicht zustimmen. Das Ladenpersonal hält den Abstand zum Kunden ein, ist durch Maske und Plastikscheibe geschützt und kann sich regelmässig die Hände desinfizieren. Die stecken sich also eher nicht an.

        Wer sich aber sehr wohl anstecken kann sind rücksichtslos rempelnde und einem auf die Pelle rückende Mitkunden, Leute, die sich nicht am Eingang die Hände desinfizieren und trotzdem gerne offen liegendes Obst und Gemüse mit den Händen begutachten und dann zurücklegen, Maskenverweigerer, die laut Geschäftsleitung nicht vom Personal zurechtgewiesen werden dürfen und Menschentrauben um die Weihnachtsauslagen.



        Die Infektionsraten beim Verkaufspersonal sind also nicht geeignet, den Haupttreiber der Pandemie zu entlarven.

        Wann waren Sie denn das letzte mal in einem Discounter, bei Obi oder sonst in einem Massenverkaufszentrum?

      • @Ajuga:

        Hier sind viele der Meinung, es sei das überbordene private Lotterleben und der Neo-Kapitalismus gepaart mit einem persönlichen Freiheits-Fetischismus schuld an der Misere. In dieser Ansicht verharren diese Menschen, obwohl die Zahlen nicht deutlich zurückgegangen sind durch "Lockdown-Light", in dem eigentlich alles weiter lief, was nicht privates Lotterleben ist.

        Mir scheint, die Corona-Pandemie wird inzwischen gerne von einigen dafür genutzt, unsere individuelle Freiheit in Frage zu stellen und sie im Heilbad eines zu erschaffenden autoritären Systems zu ersäufen.

        Wenn in dieser Krise Menschen Politik dazu legitimiert, demokratische Prinzipien fahren zu lassen, und Staaten Menschen Demokratie nicht mehr zutrauen, ist das eine ernste Sache.

        Der Lockdown-Light zeigt, wie wenig Vertrauen in die Menschen die Politik hat. Dazu passt das ewige Schweden-Bashing ganz gut.

  • 9G
    97287 (Profil gelöscht)

    Es sind die Bürger , die es in der Hand haben zu verzichten und eventuell zu überleben , oder eben Party zu machen und sich zu infizieren. Die Gefährlichkeit des Virus ist seit 7 Monaten bekannt und trotzdem besteht jeder auf seiner persönlichen Freiheit. Der Kanzlerin oder der Regierung daran die Schuld zuzuweisen ist einfach kindisch. Es braucht einfach immer einen Schuldigen. Wenn jemand mit 200 km/h auf der Straße verunglückt fordert ja auch niemand die Straße zu verbreitern, sondern untersagt die Raserei und fordert auf , langsamer zu fahren. Dass die Klinikbetten nicht ausreichen, liegt an den Bettenstreichungen in den letzten 30 Jahren und nicht an Covid. Selbst vor 40 Jahren standen regelmäßig, bei Grippeepidemien , die Betten auf den Krankenhausfluren. Damals gab es ca 40% mehr Krankenhausbetten. Wenn man die Bundestagsdebatte verfolgt hat ,kann man nur staunen. Die Opposition bettelte gemeinsam um harte Maßnahmen und starke Führung( gemeinsam mit der AfD) .

    • @97287 (Profil gelöscht):

      " Die Gefährlichkeit des Virus ist seit 7 Monaten bekannt und trotzdem besteht jeder auf seiner persönlichen Freiheit. "



      Vielleicht liegt es ja gerade daran?

    • @97287 (Profil gelöscht):

      "Die Gefährlichkeit des Virus ist seit 7 Monaten bekannt und trotzdem besteht jeder auf seiner persönlichen Freiheit."

      Es ist wichtig, dass jeder auf seiner Freiheit besteht. Sie ist Jahrhunderte lang hart erkämpft. Nur gehört zur Freiheit des Einzelnen das Wohlergehen. Und individuelle Freiheit endet, wo sie das Wohlergehen anderer verunmöglicht. Das hat sich auch in der Pandemie nicht geändert und wird von der riesigen Mehrheit der Menschen immer noch akzeptiert. Der Eindruck, dass diese Gesundheitskrise durch das Pochen auf Freiheitsrechte ihr derzeitiges Ausmaß hat, ist falsch.

    • @97287 (Profil gelöscht):

      Sie schreiben:



      "Der Kanzlerin oder der Regierung daran die Schuld zuzuweisen ist einfach kindisch."

      Aber dann schrieben Sie:



      "Wenn jemand mit 200 km/h auf der Straße verunglückt fordert ja auch niemand die Straße zu verbreitern, sondern untersagt die Raserei und fordert auf , langsamer zu fahren."

      Wer "untersagt die Raserei"? Sind das "die Bürger , die es in der Hand haben"? Und was passiert mit denen, die sich nicht an die Aufforderung halten, langsamer zu fahren?

      Wozu haben wir Ihrer Meinung nach eine Regierung?



      Und wenn Sie ihr Grundgesetz bei Artikel 65 aufschlagen, finden Sie da eine leere Seite?



      Wenn die Verantwortung ganz und gar beim Bürger liegt, wozu haben wir dann überhaupt einen Staat und eine Verwaltung?

      " Dass die Klinikbetten nicht ausreichen, liegt an den Bettenstreichungen in den letzten 30 Jahren und nicht an Covid."



      Hat diese Bettenstreichungen auch "der Bürger" in seiner Eigenverantwortung durchgeführt?

      • @Ajuga:

        Bezüglich Art. 65 GG wiederhole ich mich Ihnen gegenüber gerne: Mit der Richtlinienkompetenz kann Merkel Bundesministern Rahmenvorgaben machen. Gegenüber den Ländern entfaltet diese Vorschrift keinerlei Wirkung. Der Bundesgesundheitsminister kann ebenfalls nur an die Länder appellieren; das Krisenmanagement liegt überwiegend in deren Händen.

      • @Ajuga:

        Hier scheint "der Bürger" an allem schuld. Es ist seine Freiheit, die es zu bekämpfen gilt. Am besten sperrt man alle Menschen, die nichst verbrochen haben, ein, um sie vor denen zu beschützen, die ihnen sonst nach dem Leben trachten würden.

    • @97287 (Profil gelöscht):

      "Es sind die Bürger , die es in der Hand haben zu verzichten und eventuell zu überleben , oder eben Party zu machen und sich zu infizieren."

      Die Bürger sind aber in ihrer Gesamtheit nicht vernünftig. Jahrzehnte lange Erziehung zum Egoismus zeigt ihre Wirkung. Deshalb ist es die Pflicht der Politik, zu handel. Dazu ist sie da.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Ich behaupte das Gegenteil. Die Menschen sind in ihrer Gesamtheit eher vernünftig. Es ist eine Minderheit, die in diesen Zeiten dem Egoismus den Vorzug gibt.

        • @Eistaucher:

          Auch dieser Minderheit kommt man nur durch handeln des Staates bei. Zumal wir keine Zeit für große Experimente haben. Mit den Lockdown Light wurde schon zu viel Zeit vertrödelt.

  • Sehr guter Artikel. Hoffentlich führt er dazu, dass der Himmel endlich Hirn in die Ministerpräsident*innen regnen lässt.

    • @Streberin:

      Anschließe mich.

      Ein "united as one, divided by zero" gegen dieses Virus, das wäre schön ;-)

      Denn dass das funktioniert, kann man hier sehen



      www.youtube.com/wa...v=JpheSDATLnM&t=53



      www.youtube.com/watch?v=RD10oBVzmPE



      So sieht das aus, wenn die Regierenden sich ihrem Amt angemessen verhalten, anstatt Populistenkindergarten zu spielen, und das Volk sich wie mündige Bürger*innen verhält, statt einen ausgefallenen Ballermannurlaub mit Auschwitz gleichzusetzen bzw Sprücheklopfen mit Handeln zu verwechseln.

  • Vielen Dank. Für die meisten, fast alle, Zeitungs- und Rundfunkjournalisten sind Zahlen so etwas wie Vokabeln, man sie auswendiglernen und aufsagen und das war's. Daß Zahlen eine Bedeutung haben und daß man diese sogar verstehen kann, ist ihnen in aller Regel vollkommen fremd. Ihr Text ist ein Lichtblick. Und jetzt sorgen Sie bitte noch dafür, daß in der Taz die Artikel zu quantitativen Themen alle so werden.



    Mathematik der Mittelstufe reicht dafür völlig. Stellen Sie also nur noch Mitarbeiter mit mittlerer Reife ein und Sie sind am Ziel -- echte mittlere Reife natürlich, keine Guttenberg/Giffey Zeugnisse.