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Bundesparteitag der GrünenEs könnte auch ohne Robert gehen

Tobias Schulze

Kommentar von

Tobias Schulze

Klimapolitisch setzen die Grünen kluge Zeichen. Beim Thema Globuli und Wehrpflicht dürften sie aber wichtige Wäh­le­r*in­nen­grup­pen verschrecken.

Hat gut Regie geführt: Parteichef Banaszak auf dem Parteitag Foto: Michael Matthey / dpa

G enie und Unsinn lagen auf dem Parteitag der Grünen an diesem Wochenende nah beieinander. Hoffnung gibt der Weg, mit dem Co-Parteichef Felix Banaszak den Klimaschutz wieder mehrheitsfähig machen will: die Ziele nicht zurückschrauben, die Transformation aber für die Masse bezahlbar machen und dafür die Reichen in die Pflicht nehmen. Seine Botschaft drang durch, dank guter Vorbereitung, einer runden Rede und flankierenden Beschlüssen aus der Partei: das 9-Euro-Ticket, Steuern auf Privatjets und keine Gasbohrungen vor Borkum.

Geschickt ist der Ansatz vor allem, weil er Vorwürfe wie die des Oberrealos Winfried Kretschmann widerlegt, die Bundespartei gebe sich mit 10 Prozent zufrieden, statt in die Breite zu streben. Banaszak und der Parteitag haben die grünen Positionen in der Klimapolitik nach links verschoben, indem sie die Verteilungs- und Gerechtigkeitsfrage in den Blick nahmen. Der Parteichef adressiert gezielt die populären Vorbehalte gegen den Klimaschutz und die Grünen, die sich in den vergangenen Jahren festgesetzt haben. Er macht das nicht nur inhaltlich, sondern auch habituell und geht dafür mit Bekenntnissen zum Mallorca-Flug und dem Kleinwagen bis an die Schmerzgrenze.

Erstmals steht jetzt eine greifbare Idee dafür im Raum, wer die Grünen nach der Ära Habeck sein könnten. Dass der Versuch aufgeht, ist allerdings nicht garantiert: Es ist offen, ob so ein Ansatz in Deutschland überhaupt verfangen kann, ob er den Grünen abgenommen wird und ob die eigenen Landesverbände ihn nicht sabotieren.

Und: Diese neue Form des grünen Pragmatismus, der in der Klimapolitik aufblitzt, zeigt die Partei in anderen Feldern gerade nicht. Auf dem Parteitag beschlossen die Delegierten gegen den Wunsch der Parteispitze auch, dass die Krankenkassen nicht mehr für Homöopathie zahlen sollen. Inhaltlich richtig, taktisch falsch: Die Einsparungen durch ein solches Verbot wären überschaubar. Dafür könnte der Beschluss große Teile grüner Kernmilieus gegen die Partei aufbringen. Die Grünen geben ohne Not einem Vorbehalt neues Futter: Sie wüssten besser, was gut für die Leute ist, als die Leute selbst.

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Ähnlich ist es bei der Debatte zum Wehrdienst. Zur Wehrpflicht haben sich die Grünen auf diesem Parteitag zwar noch nicht bekannt. Sie haben aber dafür gestimmt, junge Männer wieder verpflichtend zu mustern. Banaszak warb selbst dafür und zeigte in seiner Rede wenig Empathie für die Kritiker*innen. Tenor: Stellt euch nicht so an, ist doch nur eine kleine Untersuchung. Kein Auftritt, mit dem die Grünen ihre großen Stimmverluste bei einer Bevölkerungsgruppe wiedergutmachen werden: bei den Jung­wäh­le­r*in­nen und dort vor allem den jungen Männern.

Man könnte beide Beschlüsse angesichts der großen Klimafragen zwar als Nebensachen abtun. Geschickterweise hat die Parteitagsregie die entsprechenden Abstimmungen in die späten Abendstunden gepackt, an der breiten Öffentlichkeit sind sie möglicherweise vorbeigegangen. Aber darauf bauen sollten die Grünen nicht. Beide Themen lassen sich symbolisch enorm aufladen. Und dass man mit Nebensächlichkeiten der Hauptsache im Weg stehen kann, sollte die Partei eigentlich gelernt haben.

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Tobias Schulze
Parlamentskorrespondent
Geboren 1988, arbeitet seit 2013 für die taz. Schreibt als Parlamentskorrespondent unter anderem über die Grünen, deutsche Außenpolitik und militärische Themen. Leitete zuvor das Inlandsressort.
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32 Kommentare

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  • Wenn man sich die Wahlergebnisse der BTW 25 ansieht, erkennt man, dass junge Männer im "Wehrpflichtigen" Alter schlechte Grünen Wähler sind.



    www.tagesschau.de/...hart_1875021.shtml



    www.tagesschau.de/...hart_1875025.shtml

  • Es geht Alles, das haben "Die Grünen" doch schon gezeigt. Die drehen sich immer schön nach dem Wind, seit damals die Fundis geschwächt wurden von den Realos.



    Die schaffen es noch nicht einmal, dass eine "Musterungspflicht" gerecht, also für Männer und Frauen, öffentlich angedacht wird. Dabei war Sexismus mal ein großes Thema...

  • "geben ohne Not einem Vorbehalt neues Futter: Sie wüssten besser, was gut für die Leute ist, als die Leute selbst."



    Ärgerlich, dass auch dieser Kommentar wieder nicht ohne dieses dumme Ressentiment auskommt: es ist das Wesen und der Zweck von politischen Parteien, zu formulieren, was sie für besser oder schlechter für die Menschen halten. Ebenso wie "Verbote" und "Bevormundung" - elementare Bestandteile von Politik - wird damit wieder und wieder ausschließlich auf die Grünen eingedroschen.

  • Die Grünen können machen was sie wollen. Das Image nur für Besserverdiener Politik zu machen, werden sie nicht mehr los. Die haben gefühlt alle keine Ahnung davon, was Arbeitnehmer*innen, die nicht studiert haben, in diesem Land durchmachen.

    Eine einzige Blase.

    • @casio:

      Kluge Politiker machen kluge Politik. Wies nicht geht, zeigen Union und SPD gerade.

  • Was für eine unsinnige Einordnung hier geschieht!

    "taktisch falsch: Die Einsparungen durch ein solches Verbot wären überschaubar. "

    Das Problem waren nie die Ausgaben für Globuli. Sondern, dass die Pseudomedizin gesetzlich zu echter "Medizin" geadelt wird und von Wirknachweisen befreit wurde. Der Glaube an Globuli ist der erste Schritt vom Abrutschen in gefährliches, demokratie-verachtendes Verschwörungsdenken.

    "Sie wüssten besser, was gut für die Leute ist, als die Leute selbst."



    Und wenn es doch so ist? Seit 225 ist Homöopathie ohne Wirknachweis, sie ist durch 1000+ Studien und 10 Metastudien eindeutig widerlegt - sie kann nicht funktionieren und tut es auch nicht. Soll die Solidargemeinschaft für die Hirngespinste einzelner Faktenleugner*innen zahlen? Nein.

    • @Oliver Rautenberg:

      Niemand in der Solidargemeinschaft muss für die Kassenleistung Homöopathie zahlen - jeder ist frei in eine Kasse zu wechseln die das nicht anbietet. Einfach mit den Füßen abstimmen. Da muss man nichts verbieten. Das ist nur ein Beispiel für die völlig übertriebene Regelungswut der Grünen.



      Es reicht völlig aus wenn die Krankenkassen ihre Kunden darauf hinweisen müssen dass sie Globuli bezahlen und ggf. wieviel Zusatzbeitrag dafür drauf geht.



      Das Problem ist eher dass die Globuliindustrie ihre Prozessabwässer einfach als Abwasser entsorgen darf. Beim vielen Verdünnen (Potenzieren) fällt davon so einiges an. Wenn auch nur die kleinste Möglichkeit besteht dass das Globuligedöns ordentlich wirkt, gehört das ordentlich entsorgt. Und nur um sicher zu gehen, gehören DHU und Konsorten gezwungen das Prozesswasser ordentlich und teuer zu entsorgen (siehe ZDF MaiThink X zu Homöopathie).

  • Ja, es wird wohl ganz sicher ohne "Robert" gehen, nur habe ich erhebliche Zweifel, dass es nit "Felix" gehen wird.

  • Die Entscheidung, Globuli nicht mehr pauschal von der Krankenkasse bezahlen zu lassen, macht Die Grünen wieder wählbar für mich.



    Völlig gleichgültig, wie hoch oder niedrig dabei die Einsparungen sind, es geht darum, Quatsch auch als solchen zu benennen und den antiwissenschaftlichen Fraktionen der Partei die Grenzen aufzuzeigen.



    Jeder kann ja trotzdem mit eigener Finanzierung die überteuerten Zuckerkügelchen kaufen und einnehmen.

    • @Spiritus:

      Exakt.

    • @Spiritus:

      Sehe ich genauso.

  • Hielten die Grünen an Globuli fest, verschreckten sie eine deutlich größere Wählgruppe als Esoterik & Co.

    Es ist nicht nur eine Güterawägung, sondern klar eine wählerwirtschaftliche Entscheidung, sofern man bei Wählern von Wirtschaftlichkeit sprechen kann.

    Vielleicht ist dies sogar ein Zeichen, die überbetonte Fokussierung auf Minderheiten und Kleingruppen bei den Grünen zu überdenken und teilweise zu reformieren - auch wenn dies erwartbar zu lautstarken Protesten dieser durchaus gut organisierten Gruppen führen dürfte. Positiv gesehen eröffnet dies aber Möglichkeiten der Partei sich mehr auf die Großthemen der Gesellschaft zu konzentrieren, statt sich durch kleine Themen Weniger - Radfahrer/Radwege, Veganismus, Gendern, Qeer - seiner Energie zu berauben. Das heißt nicht, dass diese Themen nicht wichtig sind, sie stehen bei den Grünen aber zu oft und zu prominent im Vordergrund und schrecken damit potenzielle Wählerschichten ab, die sich durch diesem Themen nicht angesprochen fühlen.

    Gerade der Beschluss zur Wehrpflicht zeigt, dass die Grünen einen gesamtggesellschaftlichen Ansatz vor einem interessenspezifischen zu gehen bereit sind. Das ist auf alle Fälle ein Fortschritt.

  • Die Grünen haben sich überlebt. Ohne das Thema Klima wirken sie vollkommen orientierungslos. Spätestens nach dem asozialen Heizungsgesetz ist klar, dass sie auch auch kein Gefühl für Armut haben. Deutschland muss sich reformieren, Rente wird das neue Klima und die Versorgungsposten in der Politik werden auch schrumpfen müssen. Alles kommt auf den Prüfstand. Renten, Krankenkassen, Pflegeversicherung, Ruhegehälter der Politiker, Beamtenpensionen. Die Verteilungskämpfe werden die nächsten Jahre bestimmen. Gute Zeiten für Politiker mit Mut und Courage. Für die Grünen eher nicht. Meine Meinung.

    • @KLaus Hartmann:

      Könnten Sie bitte mal kurz erklären, was am sog. Heizungsgesetz, das in Wirklichkeit Gebäude-Energie-Gesetz heißt, bitteschön asozial ist? Da wäre ich sehr gespannt!



      Und wenn Sie wirklich glauben, dass Renten, Krankenkassen, Pflegeversicherung, Ruhegehälter der Politiker, Beamtenpensionen in ihrer Gesamtheit alle auf den Prüfstand kommen, dann glauben Sie bestimmt auch an den Weihnachtsmann?

      • @Stinepizza :

        Bis zum Heizungsgesetz konnte die alte (kaputte) Gas- oder Ölheizung durch eine neue Gas- oder Ölheizung ersetzt werden. Kosten max. 10.000€ mit Einbau. Seit dem Heizungsgesetz sind 65% Energiebezug aus Erneuerbaren vorgeschrieben. Da aber so ein Mix von den Gas- und Öl-Versorgern nicht angeboten wird, bleibt letzten Endes nur der Einbau einer Wärmepumpe bzw. einer Hybridanlage aus Gas/Öl+Wärmepumpe. (Wärmepumpenzwang durch die Hintertür. )



        So eine Anlage kostet ca. 30.000 Euro. Arme Menschen mit 20.000€ extra zu belasten, nenne ich ziemlich asozial. Das ist für einige das Jahreseinkommen.

  • Wir haben mit CDUCSUFDPAFD doch schon genug Parteien, die die Realitäten verleugnen, weil es bestimmten Wahlberechtigten ansonsten nicht gefällt.

    Es sind nicht die Grünen, die es besser wissen als Homöopathie-Fans, es ist sich die gesamte seriöse Wissenschaft einig und zwar schon lange.

    Fürs „Gefühl“ darf jeder Erwachsene tun und lassen, was er will, aber solidarisches Bezahlen für ist schon viel zu lange ein großes Ärgernis. Wir finanzieren ja auch nicht Tanzen ums Mondkalb usw. solidarisch und leben dann halt damit, dass sich einzelne unverstanden und ausgegrenzt fühlen.

    Wer „taktisch“ Stuss unterstützt ist sehr offensichtlich auf unglaubwürdigem Stimmenfang. Wie gesagt, das ist leider Politikalltag.

    Bin deshalb sehr froh um diese grüne Entscheidung.



    Die Grünen werden sowieso seit ewig angekläfft für alles was vernünftig ist, da kann das auch noch dazu, kommt nicht mehr darauf an.

  • Es ist schon ein Running Gag in der Berichterstattung, dass sich die Grünen mit Krankenkassenzuschüssen für Homöopathie beschäftigen, obwohl dieser Irrsinn nur 25 Mio. Euro pro Jahr ausmacht. Ich finde es gut und schätze es, dass die Partei in der Lage ist, das Richtige zu beschließen, auch wenn es ihr vielleicht Stimmen kostet.

    • @KaosKatte:

      Ich finde es immer etwas ärgerlich, wenn den Grünen vorgeworfen wird, sie würden Ideologie betreiben, aber wenn sie dann ihren einzigen ideologischen Punkt über Bord werfen, hört man den Vorwurf, sie würden ihre Wähler verprellen.



      Man merkt wieder: Die Grünen können es mit keiner Entscheidung richtig machen.

      • @Herma Huhn:

        So sehe ich es auch. Es ist gerade gut, wenn man sich bei alten Zöpfen mit großer Bedeutung für die Partei auf faktenbasiertes Wissen zurückbesinnt und zeigt, dass man das Denken nicht opportunistisch eingestellt hat.



        Bei CDU und SPD vermisse ich genau diese Klarheit und Ehrlichkeit. Deshalb verzetteln sich sich in tausend Töpfchen, die teuer bedient werden müssen

    • @KaosKatte:

      Ich finde es auch strategisch wichtig, sich mittelfristig vom Milieu der Homöopathen, Anthroposophen, Esoteriker u.ä. zu trennen, um sich anderen Themen und damit Milieus öffnen zu können, die für den Erfolg der Partei einträglicher sind.

  • Eines der Hauptprobleme der Grünen dürfte es wohl werden sich inhaltlich noich halbwegs glaubhaft von den Unionsparteien abzusetzen.



    Maximale Hochrüstung, US-Orientierung (Ausnahme bei Trump), unbedingte NATO-Treue, Präferenz von 'Schlachtfeld gegenüber Diplomatie', Kopplung von Klimaschutz an ausreichende Optionen für hohe Kapitalrenditen (green capitalism), Konsens zu 'Deutschland muss Autoland bleiben' (Zitat Kretschmann), etc.



    Dass nichtmal das 'Klimageld' durchgesetzt wurde ist pars pro toto.



    Es bleiben dann halt die Differenzen im Rahmen des 'Progressiven Neoliberalismus' in Abgrenzung zum kulturell konservativen Neoliberalismus der c-Parteien.



    Ob das für dauerhaft gesicherte 2-stelligkeit ausreicht ist fraglich, zumal große Teile der Grün-Wählerschaft ja langsam ins Ableben-Alter kommt.



    Mit dem Schritt von Merkel zu Merz mag zwar ein gewisses Potential in der 'Mitte' bestehen, aber dass das den Verlust aller eher 'Links' eingestellten Wähler:innenschichten und den Verlust der Jugend kompensieren kann?



    Es gibt aber eh kaum Alternativen. 'Links', 'sozial' oder 'friedenspolitisch orientiert' nimmt den Grünen ja eh niemand mehr ab.

  • Unfassbar dumm den verbliebenen Links-Esoterikern ihre ihre politische Heimat zu nehmen und sie damit vielleicht zu "freien Radikalen" werden zu lassen. Und das in den Zeiten der Verschwörungsmythen. Da wartet schon ein blau-braunes "Molekül" darauf eine neue Verbindung einzugehen.

  • Die Grünen tun (endlich) das, was alle wissenschaftliche Erkenntnis bestätigt, obwohl das Wähler kosten könnte?

    Eine kuriose Kritik.

    • @nihilist:

      Ich weiß nicht, ob es schon wissenschaftlich belegt ist, aber wenn man nur genug Globuli hineinkippt, wird der Kräuteraufguss süßer.

  • Gute Analyse. So ganz haben sich die Grünen noch nicht befreit von den alten polit-strategischen Fehlern. Die versteckten "Besserwisser"-Abstimungen hätte entspannter ohne eine Anbiederung an BW vollzogen werden können. Beide Themen sind mit Steuermehreinnahmen bei Bürgern mit einem Jahresincome von >1.000.000 € finanzierbar. Das sollten die vermitteln, auch auf die Gefahr hin, dass eine erneute Campagne des Springerverlages und der kapitaltragenden Bürger lostegtreten wird. Denn nur mit einer Unterstützung der unteren Hälfte der Gesellschaft werden zukünftig Stimmen gemacht; siehe AfD, wenn auch durch Polarisierung und Lüge, aber die Bürger haben den Eindruck die AfD kümmert sich um sie und tritt für deren Belange ein. Da nützt es auch nichts von den Bürgern zu fordern da Parteiprogramm der AfD zu lesen. Diese betroffenen Bürger haben schlicht keine Zeit für solche Lecktüre, da sie für Miete und ihr Überleben 7/24 arbeiten müssen! Hoffen wir mal das die Bundesgrünen nicht wie die BW-Grünen den Interessen der Auto-lobby hinterher laufen, nur weil das Management den rechtzeitigen Wechsel in der Technologie verpasst hat.

  • Im Lift der Wählergunst mag es sein, dass die Grünen - bei entsprechend kluger inhaltlicher Positionierung - noch nach oben steigen, wohingegen die SPD sich im freien Fall abwärts befindet. (Und tschüss, liebe Sozialdemokraten! Bedauerlich, aber unvermeidbar.)



    Als neuer Leader im Spektrum der linken Mitte müssten sich die Grünen allerdings erst ihrer Verantwortung bewusst werden und endlich aufhören, Richtung CDU zu blinken. Stattdessen den Kontrapunkt setzen und der flächendeckenden Braunverfärbung dieses Landes gesellschaftspolitische Gegenentwürfe entgegenstellen. Frisches Grün eben.



    Sonst droht der Absturz wie bei den Sozialdemokraten.

    • @Abdurchdiemitte:

      @Jim Hawkins hat es hier schon erklärt:



      taz.de/Felix-Banas...bb_message_5113422



      Wer AfD verhindern will, muss Friedrich Merz stärken, damit der nicht mit der AfD kooperieren muss... Demokraten gegen AfD bedeutet Demokraten für Merz. [/sarkasmus off]

    • @Abdurchdiemitte:

      Eine der Grundfragen der demokratischen Politik: Was ist der Wahlbevölkerung wichtiger – feste Standpunkte, die man ungeachtet von Mehrheiten prinzipienfest beibehält, oder pragmatische Umsetzung von soviel wie möglich, auch wenn das Kompromisse mit Koalitionspartnern bedeutet. Zumal man nie sicher vorher weiß, was bei der nächsten Wahl stärker gewünscht sein wird. Die Ergebnisse der letzten Bundestagswahl waren m.E. stark vom Wunsch nach professioneller und souveräner Regierungsführung bestimmt, denn das hat unter der Ampel gefehlt, weil zu feste Standpunkte aufeinander prallten. Professionelles Regierungshandeln war (vor Kanzler Merz und Fraktionschef Spahn!) eher der Union zugeordnet, aber prinzipiell war der Habeck-Kurs für die letzte Wahl nicht verkehrt, hat ja auch das zweitbeste Wahlergebnis aller Zeiten erbracht.



      Dazu kam aber noch ein zweites Hauptthema, die fundamentale Ablehnung bestehender Strukturen, im besonderen verortet bei AfD und BSW, in der (tw. berechtigten) Ablehnung des Kapitalismus auch bei den Linken. Das können und wollen die Grünen aber nicht bedienen.

  • Wer ein paar Jahrzehnte älter ist und vielleicht sogar mal mit der SPD liebäugelte, kennt das Spiel: Ohne Regierungsverantwortung wird auf Parteitagen viel versprochen und dann in der Regierung immer wieder gebrochen.



    Viele Jahrzehnte in der Opposition hatten die Grünen dieses Spiel nicht nötig. Aber nach den ersten Regierungsbeteiligungen und erst recht nach der ersten im Bund, machen sie es jetzt seit vielen Jahren genauso.



    Jetzt haben wir also bei den Grünen einen Parteitag, wo lustig genau das als Forderung aufgestellt wird, was man noch vor Jahresfrist vehement abgelehnt hat, da man es ja in der Tagespolitik hätte umsetzen oder zumindest eine solche Regierung hätte verlassen müssen.



    Seit den Nullerjahren müssen also auch Grünen-Fans die gleiche, bittere Medizin schlucken, die Sozi-Fans schon seit vielen Jahrzehnten kennen.

    • @Tiene Wiecherts:

      Nein, hätten die Grünen die Koalition verlassen, dann wäre die FDP nicht an der 5%-Hürde gescheitert, sondern eher die Grünen selbst. Zumindest die demokratischen Wählerinnen und Wähler in Deutschland wollen pragmatische Zusammenarbeit. Dass sie zugleich eine klare Programmatik erwarten, das ist das Dilemma, dem die Parteien hierzulande ausgesetzt sind.

      • @o_aus_h:

        Es ist nicht ein Dilemma, sondern das Grundprinzip dieser parlamentarischen Demokratie deutscher Art. So kann jeder ganz folgenlos alles fordern, weil ja sowieso danach in einer Koalition nichts mehr davon wahr werden muss, da der böse Koalitionspartner es halt nun mal nicht will.



        So ist jede Partei Herrschaftsgarantin für die andere(n) und alle gemeinsam sind sich einig darin, an den Futtertrögen vor allem den eigenen Bauch zu füllen.

  • Es ist zwar richtig, Klimaschutz gerechter zu machen. Und vor allem die dafür bezahlen zu lassen, die ersten mit dieser fossilen Wirtschaft reich geworden sind und zweitens in der Vergangenheit ein Vielfaches der CO2-Emmissionen der anderen verursacht haben.



    Aber die bisher beschlossenen Maßnahmen sind eher Schönheitskorrekturen. Da muss noch wesentlich mehr kommen.