Barrierefreie Kommunikation im Netz: Linke will aufs Gendern verzichten
Sonderzeichen machen vielen Menschen mit Behinderung im Internet zu schaffen. Deshalb will die Linkspartei sie ab jetzt nicht mehr verwenden.
Der Beschluss ist Teil der Novellierung des Teilhabekonzepts von 2014. „Wir als queerinklusive Feministinnen innerhalb der Partei sind natürlich nicht zufrieden mit dieser Schreibweise“, so Fraktionsvize Cornelia Möhring. Man sehe aber, dass keine trans- und interfeindliche Motivation zugrunde liege, sondern ein Interesse an der Inklusion aller Menschen. „Das begrüße ich.“
Die Linke habe, so Möhring die Debatte schon wiederholt darum geführt, wie sich Barrierefreiheit und Gendern miteinander vereinbaren ließen. Zu einem abschließenden Ergebnis sei man noch nicht gekommen. Der nun gefundene Kompromiss sieht so aus: Der Passus im Teilhabekonzept bezieht sich nur auf die Webseiten. PDF-Dokumente, wie etwa Programme oder Flyer bleiben davon unberührt.
Gegenderte und barrierefreie Sprache sind derzeit nur bedingt kompatibel. So kann etwa die Software von Vorlesegeräten, die blinde Menschen nutzen, um Dokumente im Internet zu erschließen, Sonderzeichen nur sperrig übersetzen. So würde das Wort Polizist*innen per Sprachausgabe als „Polizist Stern innen“ gelesen. Auch Menschen mit kognitiven Einschränkungen hätten Probleme mit Sonderzeichen, so Daniel Fischer, Geschäftsführer der Lebenshilfe Berlin. „Wir schreiben daher für unsere Klienten etwa von Arzt und Ärztin.“ Als Sonderzeichen werde nur der Bindestrich genutzt, um zusammengesetzte Worte zu trennen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken