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Au­to­r*in über Hierarchien und Sex„Sexualität als eine Art Brennglas“

Eva Tepest hält das Schlafzimmer für einen guten Ort, um Machtmechanismen zu beobachten. Darüber hat die Au­to­r*in ein Buch geschrieben.

Wenn es um Intimität und Lust geht, ist auch Macht nicht weit Foto: Annette Schreyer/laif
Interview von Annika Fränken

taz: Eva Tepest, in das erste Essay Ihres Buchs „Power Bottom“ starten Sie mit der Frage: „Top oder Bottom?“ Welche Dichotomie meinen Sie damit?

Stefanie Kulisch
Im Interview: Eva Tepest

33, ist Au­to­r*in und schreibt als Jour­na­lis­t*in unter anderem für die taz. Im Essayband „Power Bottom“ beschäftigt dey sich mit Lust, sexueller Identität und gesellschaftlicher Macht.

Eva Tepest: Die Dichotomie zwischen Top und Bottom wurde ursprünglichen in der schwulen Subkultur geprägt und beschreibt in einem engeren Sinne, dass es beim Sex zumeist eine klare Rollenverteilung gibt. Diejenigen, die, im wahrsten Sinne des Wortes, oben und aktiver sind, sind die „Tops“ und zumeist auch die penetrierenden Personen. Jene, die beim Sex unten liegen, passiver sind und penetriert werden, sind die „Bottoms“. Wie die meisten binären Kategorien kommt diese Differenzierung nicht in Reinform vor. Trotzdem prägt uns die gesellschaftliche Vorstellung, dass es in der Sexualität stets einen aktiven und einen passiven Part gib. Diese Aufteilung bringt immer auch Hierarchien und Machtstrukturen mit sich, die ich mir in meinem Buch aus einer queer-lesbischen Randperspektive anschaue.

Die „Bottoms“ fügen sich also der Macht der „Tops“. Aber was ist dann ein „Power Bottom“?

An dieser Stelle muss man die Metapher von „Top“ und „Bottom“ ein Stück weiterdenken, sich von der rein sexuellen Betrachtungsweise lösen und eine gesamtgesellschaftliche Perspektive einnehmen. Als queer-lesbische Person bin ich in vielerlei Hinsicht noch immer Gewalt ausgesetzt und, was Machtbeziehungen anbelangt, in einer unterlegenen Position. Durch mein ganzes Buch zieht sich die Frage, welche Stärke und welches Potenzial in dieser gesellschaftlichen Positionierung steckt. Ich freue mich jeden Tag darüber, lesbisch zu sein, da es mir ermöglicht, aus einer bestimmten Perspektive auf die Gesellschaft zu blicken. Wäre ich ein weißer-heterosexueller-cis Mann, stünde ich also im Zentrum der Macht, wäre es viel schwieriger zu verstehen, welche Hierarchien unsere Gesellschaft durchziehen. Genauso wenig wie ich ein solcher Mann sein möchte, möchte ich ein „Top“ sein. Ich glaube, dass gerade in der Position der „Bottoms“ das Potenzial für gesellschaftliche Veränderung liegt.

Im Buch legen Sie Ihr persönliches Begehren offen. Warum glauben Sie, dass Ihre Sexualität an die Öffentlichkeit gehört?

Das Buch ist autofiktional geschrieben und kein Erfahrungsbericht. Außerdem finde ich weder mein eigenes Leben besonders spannend, noch habe ich total krassen Sex. Aber ich denke, dass es beim Thema Sexualität immer noch eine starke Berührungsangst gibt, die einer ernsthaften Auseinandersetzung mit unserem Begehren entgegensteht. Das ganze Buch ist deshalb auch eine Art Flucht nach vorne. Indem ich mich als „Bottom“ offenbare und meine eigene Sexualität beschreibe, mache ich mich scheinbar verletzlich, behalte am Ende aber die Kontrolle. Das ganze Buch ist somit ein „Power Bottom“-Move.

Während die gesellschaftliche Gleichstellung im Alltag voranschreitet, ist das Schlafzimmer also immer noch ein Ort der klassischen Machtbeziehungen?

Ich glaube, dass es keinen Ort ohne Machtbeziehungen gibt. Sie durchdringen noch immer jede Ebene unserer Gesellschaft. Um Machtbeziehungen zu untersuchen, hätte ich genauso gut ein Buch über die Hierarchien in einem Café oder in einem Sportverein schreiben können. Sexualität fungiert allerdings als eine Art Brennglas. Überall dort, wo unsere Affekte und unser Begehren stärker ausgelebt werden können und wo es um Fragen der Intimität und Lust geht, können wir den gesellschaftlichen Machtmechanismen besonders gut auf die Schliche kommen. Das Schlafzimmer ist in jedem Fall ein privilegierter Ort für die Auseinandersetzung mit Macht.

Ist unser sexuelles Begehren gesellschaftlich genauso konstruiert wie patriarchale Einteilung in zwei Geschlechterrollen?

Absolut. Ich bin nicht dazu in der Lage, mir ein Begehren fern von einer gesellschaftlichen Prägung vorzustellen. Ich glaube auch nicht, dass es so etwas wie ein essenzielles Begehren und eine festgeschriebene Sexualität gibt. Ich beziehe mich dabei auf Freud, der deutlich gemacht hat, dass man sich seine sexuelle, wie jede festgelegte Identität, fortlaufend erarbeiten muss. Würde ich von mir behaupten wollen, dass ich zu einhundert Prozent lesbisch bin, müsste ich ganz viele Ambivalenzen, die auch zu meiner Sexualität gehören, wegschieben.

Welche sexuellen Prägungen machen zumeist Frauen zu „Bottoms“?

In einer zweigeschlechtlich geprägten Welt richten junge Menschen, die zu Frauen gemacht werden, ihre eigene Sexualität und ihr gesamtes Auftreten so aus, dass sie von Männern begehrt werden. Noch immer werden Frauen als verfügbar angesehen und dann besonders begehrt, wenn sie lieblich und kümmernd sind. In einer heterosexuellen Prägung erwächst das Begehren aus dem Umstand des Begehrt-Werdens. Diese Prägung muss man, wenn man das möchte, aktiv verändern.

Welche Rolle spielt Gewalt bei der sexuellen Prägung dieser jungen Menschen?

Bei mir war es zum Beispiel so, dass meine ersten sexuellen Begegnungen, die ich in einem kindlichen Zusammenhang hatte, über sogenannte Doktorspiele liefen. In denen spiegeln Kinder das, was um sie herum passiert. Wenn die Art, wie das Umfeld von Kindern über Sex spricht, suggeriert, dass Frauen verfügbar und unterlegen sind, wird diese Rollenverteilung bereits in kindlichen Spielereien reproduziert.

Im Buch schreiben Sie über ein Spannungsverhältnis zwischen politischer Einstellung und gelebter Sexualität. Worin besteht dieses Spannungsverhältnis?

Sexualität ist rational nicht so greifbar wie die eigenen politischen Überzeugungen und lässt sich auch argumentativ nicht leicht verändern. Wir haben keinen direkten Zugriff auf unser Begehren. Ich kann emotional noch so selbstreflektiert sein und werde von meinem Begehren trotzdem immer wieder überrascht werden. Was ja aber auch gut ist. Ich hoffe, dass ich weiterhin von mir selbst überrascht werde. Ich finde es schön, mich selbst nicht ganz verstehen und greifen zu können.

Sie möchten dieses Spannungsverhältnis also gar nicht auflösen?

Nein, ich habe in diesem Sinne keine Wunschsexualität. Vor ein paar Jahren war das noch etwas anders, weshalb ich viel mit mir selbst gehadert habe. Viele dieser Selbstzweifel finden sich auch noch im ersten Essay meines Buches wieder. Damals war ich noch viel strenger mit mir selbst und habe mich für meine Sexualität noch mehr geschämt. Inzwischen freue ich mich, dass ich offen sein kann, für alles was passiert. Sex sollte eine Entdeckungsreise sein dürfen.

Wie kann es uns gelingen, die Aufteilung in „Bottom“ und „Top“ aufzulösen oder anders gefragt, wie lässt sich das sexuelle Skript umschreiben?

Über dieses Programm müsste ich wahrscheinlich noch ein Buch ­schreiben. Mein Buch ist kein politisches Manifest. Darum habe ich kaum allgemeine Antworten. Auf einer gesellschaftlichen Ebene glaube ich aber, dass gerade die „Bottoms“, also alle marginalisierten und vom Machtzentrum ausgeschlossenen Gruppen, das Potenzial zu einer revolutionären Veränderung haben. Ich benutze in diesem Zuge eben die queer-lesbische Linse, um Zusammenhänge zu konkretisieren. Wenn sich die „Bottoms“ verbinden, können sie ihre Macht realisieren.

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37 Kommentare

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  • @RUDOLF FISSNER

    Also ich bin sehr erstaunt.

    Ist das die Quintessenz, die Sie aus der Lektüre dieses Interviews mitnehmen?

    Wie divers doch Leseverständnis sein kann...

  • Ist das Buch so angelegt, wie hier beschrieben, geht es an der politischen Realität vorbei. Selbst beim Sex spiegelt oben und unten nur begrenzt die Machtverhältnisse und da Frau über die Informationen, die Sprache und die Erziehung herrschte und herrschthat sie über Generationen gesehen unbegrenzte Macht.

  • Junge Menschen werden nicht zu Frauen gemacht sondern als Frauen geboren. Das sexuelle Script hat die Evolution geschrieben und niemand kann sich diesem willentlich entziehen.

  • Warum geht es bei einer lesbischen Perspektive um Penetration und Ober/Unten?

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Wo ein Körper ist kann kein anderer sein, eine(r) ist folglich immer oben. Immer nur Sex im Stehen und nebeneinander im Bett stell ich mir schwierig vor. Die anatomischen Realitäten lassen sich nicht nun mal nicht wegdefinieren. Ich hoffe, daß niemand mit der Stopuhr im Bett liegt und darauf achtet mindestens zu 50% oben zu liegen.

      • @Suchender:

        "Die anatomischen Realitäten lassen sich nicht nun mal nicht wegdefinieren."

        Lesbisch bedeutet Frauen unter sich. Da gibt es keine "anatomischen Realitäten", die ein Oben/Unten notwendig machen 😁

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Vielleicht, weil die Hetero-Norm bis in die entlegensten Bereiche greift?

      Weil es bei Menschen jedwedes Geschlechts gern mal um Macht geht?

      Oder einfach, weil alle immer lieber das haben wollen, was sie so einfach erst mal nicht haben können?

      • @Fezi:

        "Weil es bei Menschen jedwedes Geschlechts gern mal um Macht geht?"

        Entschuldigen Sie bitte meine Naivität. Ich dachte, es geht um Liebe. Machtausübung ist das Gegenteil.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Oben/Unten gibt es häufig in Beziehungen. Und Penetration ist unabhängig vom Geschlecht.

      • @resto:

        "Und Penetration ist unabhängig vom Geschlecht."

        Kann es sein, dass da diverse Männerfantasien aus kleinen Filmchen das Bild prägen? Zur Info. Zwischen Frauen geht es nicht darum, wer den Dildo umschnallen darf. Es geht sogar viel besser ganz ohne Dildo oder ähnliche Hilfsmittel. Der großen Vorteil ist ja, dass sich kein Penis im Bett befindet.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          "Zwischen Frauen geht es nicht darum, wer den Dildo umschnallen darf." Dann wissen Sie aber wenig über "nicht hetero" Beziehungen.

          Dominanzfantasien beim Sex sind unabhängig vom Geschlecht haben weder etwas etwas mit Heteronormen zu tun nocht mit dem Verhalten im realen Leben.

          • @Michael Renper:

            "Dann wissen Sie aber wenig über "nicht hetero" Beziehungen."

            Ich bin lesbisch. Mir ist völlig klar, wovon die Rede ist. Genau deshalb finde ich das alles ja so schräg. In meinen Beziehungen hat weder Oben/Unten und gleich recht nicht Penetration eine Rolle gespielt. Das wären Gründe, eine Beziehung zu beenden. Eine Beziehung muss sich auf Gleichberechtigung und gegenseitigen Respekt gründen. Sonst taugt sie nichts.

            • @warum_denkt_keiner_nach?:

              Kommentar entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich.

              Die Moderation

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Sorry. Bin selbst eine Frau. Jeder das ihre, oder nicht?

          • @resto:

            Hetero?

            • @warum_denkt_keiner_nach?:

              ...Mensch....!

              • @Alex_der_Wunderer:

                Menschen sind wir alle. Hoffe ich...

            • @warum_denkt_keiner_nach?:

              Nicht so ganz klar.

  • "Wie kann es uns gelingen, die Aufteilung in „Bottom“ und „Top“ aufzulösen oder anders gefragt, wie lässt sich das sexuelle Skript umschreiben?"

    Warum sollte man das Skript im Schlafzimmer nicht weiter, auch und in wechselnden Rollen a'gusto spielen?

    Immer nur "Sendung mit der Maus" spielen ist doch langweilig.

  • 6G
    663534 (Profil gelöscht)

    Sexualität ohne eine auf die Ewigkeit angelegte monogame Liebe, die bereit ist sich für den anderen vollständig aufzuopfern, in diesem aufzugehen, ist böse. Denn ohne diese Liebe ist Sexualität etwas Unpersönliches, eigentlich sogar Feindseliges, weil es das wahre Bedürfnis eines Menschen ist, geliebt zu werden und dieses Bedürfnis durch eine solche intime Handlung ohne Liebe konterkariert wird, der Mensch also gekränkt wird. Außerhalb einer sich aufopfernden Liebe ist die Sexualität des Mannes m.E. grundsätzlich sadistisch und narzissitisch und auf Erniedrigung der Frau gerichtet, denn dann geht es um Benutzen, Selbstbestätigung und ggf. Fortpflanzung aber eben nicht um die individuelle Frau als solche.



    Ein Beispiel aus dem letzten Frühjahr dazu: ich ging erstmalig leichter bekleidet die Straße hinunter. Auf der linke Seite kam mir ein Mann entgegen, in dessen Blickfeld ich geriet: Es "rumpelte und ruckelte" in ihm als er mich sah und er wurde starr. Er starrte mich starr stehend an wie ein böser Zauberer, was mir Angst machte und den Mann offensichtlich auch nur gestresst hat. Nur Sekunden später geriet ich in das Blickfeld eines anderen Mannes, der auf dem Rasen Volleyball spielte. Er schaute mich wie verzaubert an und lächelte dabei versonnen und versunken und - verpasste den Ball. Dieser Mann hat zumindest auch meine Individualität wahrgenommen. Männer dürfen Frauen aus der Ferne anbeten und sie dürfen sich mit ihnen in einer auf die Ewigkeit abzielenden Liebe verbinden aber sie dürfen sie nicht zum Objekt degradieren und vergewaltigen wollen (Sex ohne Liebe ist mE immer eine Vergewaltigung). Dazwischen gibt es aber mE keine Abstufungen oder Grautöne, weil die Liebe das oberste Prinzip ist, auch wenn diese meistens hinter einem Schleier verborgen ist- es kann aber jeder natürlich seine eigene Meinung haben- ich bitte sogar darum.

  • "Diejenigen, die, im wahrsten Sinne des Wortes, oben und aktiver sind, sind die „Tops“ und zumeist auch die penetrierenden Personen. Jene, die beim Sex unten liegen, passiver sind und penetriert werden, sind die „Bottoms“. "

    Man könnte auch sagen, die einen müssen die Arbeit machen und liefern während sich die anderen gemütlich bedienen lassen.

  • Sonntagmorgen, Kaffee, ein interessanter Artikel, jedenfalls nach Überschrift.



    Aber leider zeigt sich mit der „queer-lesbische Linse“ doch nichts Neues. Da sind wir, die Gesellschaft ?, doch irgendwie schon weiter. Mit beidseitigem Einverständnis geht im Schlafzimmer alles. Der Rest ist autofiktional und hat kaum aussagekraft. Wenn alle bottoms sich verbinden haben sie die Macht….. träumte der Geist von Lysistrata.

    Ansonsten, es geht auch im stehen.

  • Spannende Perspektive. Als weisser Cis-Mann musste ich erst warten, bis ich ein alter wurde, um wenigstens eine Ahnung davon zu bekommen.

    • @tomás zerolo:

      Wie im Artikel beschrieben: Das Top/Bottom Gedöns kommt aus der schwulen Szene, da laufen in DE so viele weiße Cis-Mannen durch die Gegend, dass man als hetero weisser Cis-Mann keine 60 Jahre braucht um davon zu hören. 🤓

      • @Rudolf Fissner:

        Bitte???



        Aktiv/ passiv kommt oder kam mal aus der schwulen Szene.

        Die Missionarsstellung ist eine ziemlich traditionell heterosexuelle Angelegenheit. Das ist mit top/bottom gemeint.

  • Sorry - aber mich nerven Artikel wie dieser. Sie sind fern der Realität jener dämonisch-verschwörerischen Herrscherkaste aus Heterosexuellen weißen Dia-Cis-Frauen und Männern. Damit will ich nicht sagen, dass alles perfekt ist - wir leben in einer Gesellschaft, die Sexismus, Homophobie und andere Menschenfeindlichkeiten nicht überwunden hat und grundlos bestimmen Menschen nicht ihre Lebensweise gönnen will.

    Aber vieles da on hat nichts mit tiefenpsychologischen oder freudianischen Auswüchsen im Bett zu tun - sondern mit gesellschaftlichen Gewohnheiten und nicht gelösten lebenspraktischen Problemen (zB wie sich Selbstständigkeit mit einer Schwangerschaft verbinden lässt; oder älteren Eltern die, die sexuelle Orientierung ihrer erwachsenen Kinder nicht akzeptieren wollen, weil ihnen selbst der Katholizismus in den 60er noch eingeprügelt wurde).

    Keine Ahnung - auch in meiner sicherlich progressiveren Mittelschichtsblase geht viel schief. Aber ich sehe da wenig Menschen in einem unterdrückerischen Machtzentrum verschworen. Viel mehr sehe ich haufenweise Fuckups und historischen Ballast, der dazu führt, dass wir alle (!j noch nicht so frei leben, wie wir könnten. Ich sehe Männer, die unter dem Druck des Familienernährers leiden, wie Frauen, die in der Teilzeitfalle gegangen sind. Aber nicht aus einer verschwörerischen Bosheit der Mächtigen oder unterschwelligen historizistischen Kräften - wie die Autorin es unterstellt - sondern aus Dummheit, Bequemlichkeit, altbackenen und undurchdachten Gesetze und einem Mangel an guten, pragmatischen Vorbildern.

    Hört bitte auf mit diesen identitätspolitischen Verschwörungstheorien (nichts anderes ist das, was die Autorin beschreibt). Lasst uns, wie Karl Popper es einst forderte, stets konkrete Kritik an der Gesellschaft üben. Das ist weitaus zielführender, um eine offenere, gerechtere und menschlichere Gesellschaft zu erreichen.

  • "Wäre ich ein weißer-heterosexueller-cis Mann, stünde ich also im Zentrum der Macht"

    Ist es wirklich so, dass die gesellschaftliche Position eines Menschen nur von dieser heiligen Triade aus Geschlecht, Hautfarbe und Sexualität bestimmt wird? Gibt es keine weißen heterosexuellen cis-Männer, die in der sozialen Rangordnung ganz unten stehen? Gibt es keine weiblichen oder homosexuellen Personen mit Macht? Spielt Geld überhaupt keine Rolle? Sind Eigenschaften wie Armut, Hässlichkeit oder geringe Intelligenz nicht inzwischen vielleicht sogar von größerer Bedeutung als die Frage, mit wem jemand Sex hat?

    • @Thomas Friedrich:

      ....richtig, ohne Schönheit ist alles nix. Klar Gesundheit und ein wenig was im Kopf ist auch ganz sexy.



      Du kannst eh nicht deinen ganzen Wohlstand überall mit hinschleppen - z. B. zum Strand ....

      • @Alex_der_Wunderer:

        Na ja, das Hüftgold zumindest schon.

      • @Alex_der_Wunderer:

        Bei genügend Wohlstand parken sie halt in ihrer Yacht vor dem Strand.

  • Ein paar meiner Gedanken und Fragen, die mir beim Lesen der verschiedenen Stellen kam:

    (Anmerkung: ich schreibe hier über typisch westliche Gesellschaften und Wertevorstellung)

    "Wäre ich ein weißer-heterosexueller-cis Mann, stünde ich also im Zentrum der Macht, wäre es viel schwieriger zu verstehen, welche Hierarchien unsere Gesellschaft durchziehen."



    - Natürlich weiß ich, dass mehr Männer "ganz oben" sind und diese das meiste an Geld und Macht vereinen, aber das ist ja nur ein verschwindend geringer Anteil aller Männer. Gesamtgesellschaftlich betrachtet sind Männer schlechter in der Schule, begehen mehr Männer erfolgreich Suizid, sind viel mehr Männer im Gefängnis, viel mehr Männer obdachlos, werden insgesamt mehr Männer Opfer körperlicher Gewalt, und Männer erfahren nachgewiesen viel weniger Mitleid als Frauen. Also von welchen Zentrum der Macht redet Frau Tepest, in dem alle weißen cis-Männer stehen?

    "Als queer-lesbische Person bin ich in vielerlei Hinsicht noch immer Gewalt ausgesetzt und, was Machtbeziehungen anbelangt, in einer unterlegenen Position."



    - ist das bei jeder queer-Lesbischen Person so? Ich habe eine gute Freundin, die queer-lesbisch und Polizistin ist. Sie weiß sich durchaus durchzusetzen.



    Ist es also nicht eher eine individuelle Sichtweise der Autorin, dass sie sich selbst als jemand sieht, die Gewalt ausgesetzt ist, statt eine inhärentes Schicksal ihrer Gruppe? Ich finde das liest sich eher wie typische Opferrhetorik.

    "In einer zweigeschlechtlich geprägten Welt richten junge Menschen, die zu Frauen gemacht werden, ihre eigene Sexualität und ihr gesamtes Auftreten so aus, dass sie von Männern begehrt werden."



    - Die Differenz zw. Mann und Frau vergrößert sich in den egalitärsten Ländern der Welt, die skandinavischen, nachweißlich ohne Zwang oder das sie dazu irgendwie "gemacht" werden. Der kulturelle Einfluss auf Frauen ist da sehr niedrig. Der andere Faktor, der dies erklären könnte ist nur der Unterschied in der Biologie.

  • Tut mir leid. Das ist überhaupt nichts neues. Darüber wurde schon in den 70ern diskutiert. Haben wohl Viele verschlafen.

    • @resto:

      und, was ist dabei rausgekommen, at the bottom line?

      • @Kommen Tier:

        Wir haben experimentiert; auch ganz physisch mit nicht "unten liegen"... und haben unser eigenes Begehren versucht zu erkunden. Allerdings waren das andere Zeiten: Frau war nicht einmal rechtlich gleichgestellt (brauchte z.B. Zustimmung des Ehemannes für Arbeits- oder Kreditvertrag..) und es gab die "ehelichen Pflichten", die der Mann auch vor Gericht einklagen konnte. Die Machtverhältnisse waren sehr ausgeprägt.

        • @resto:

          hmm, ja es hat sich einiges getan. Allerdings hat mir jemand aus dieser Zeit berichtet, in den WGs hätten sich dann alle Frauen um sehr wenige Männer geschart, was dann auch nicht so ganz der gewünschte Effekt war.

    • @resto:

      ....ob wohl einige Leser in den 70er noch nicht unter uns waren, also auch nix verschlafen - gut aktuelle Themen anzusprechen - denke ich mal.

    • @resto:

      Richtiges muß ja nicht auch gleich Neues sein. Oder?