piwik no script img

Armin Laschet zum WahlprogrammKohls Nachfolger

Stefan Reinecke
Kommentar von Stefan Reinecke

Der CDU-Chef lässt sich von der Misere der Union nicht unterkriegen. Er macht mobil gegen linke Ideologie und gibt sich als Retter der Wirtschaft.

Mit dem Startschuss zum Wahlprogramm setzt sich Armin Laschet als Kanzlerkandidat in Szene Foto: Pool/reuters

N ach dem Wahldesaster in Stuttgart und Mainz stimmten UnionspolitikerInnen den immer gleichen Refrain an. Man brauche jetzt wohl ein Wahlprogramm für die Zeit nach der Pandemie. Der Union reichten bislang Merkel und „Sie kennen mich“. In der Krise fällt ihr auf, dass ein Programm auch nicht schlecht wäre. Ein Machtapparat auf der Suche nach Sinn. Es hat fast etwas Rührendes.

CDU-Chef Armin Laschet hat dieses Programm nun in einer schwungvollen Rede skizziert. Die Union erscheint da als ein „Bollwerk“ gegen linke Ideologie und als einzige Kraft, die die Wirtschaft vor Bürokratie und zu viel Staat retten kann. Nur die Union könne die wirtschaftliche Prosperität bewahren. Das ist wohl der einzige unverrückbare Kern des Union-Selbstverständnisses. Laschet lobt die Union als „Partei schöpferischer Unruhe“. Das ist autosuggestiver Schwindel.

Die Union war immer das Versprechen, dass es bloß nicht zu viel schöpferische Unruhe gibt. Laschet will nicht nur wie zu Kohls Zeiten unbedingt mit der FDP regieren, er klingt auch wie ein Wirtschaftsliberaler. Der Parteichef will der leicht depressiven Union damit geben, was sie braucht: ein Ziel und einen Gegner. Seine zentrale Botschaft ist aber – er selbst. Wer so redet, will Kanzlerkandidat werden. Die Kandidatur wird sich Laschet nicht ohne Krieg nehmen lassen.

Wir erleben die Neuerfindung der politischen Figur Laschet, der sich vom liberalen, immer etwas treuherzig wirkenden Merkel-Anhänger in einen Machtpolitiker verwandelt. Bollwerk gegen links, ganz viel Wirtschaftsnähe, sogar blühende Landschaften wurden zitiert – all das klingt irgendwie bekannt. Laschet verkörpert in vielem die alte Union aus der Zeit von Helmut Kohl: katholisch, westdeutsch, sonntags konservativ. Eine Volkspartei alten Stils, die für alle da sein will, Unternehmer und Gewerkschaften.

Liberale und Konservative. Laschet redet wie Kohl wirtschaftsliberal, hat aber, wie Kohl, einen CDA-Arbeitsminister. Der reine Pragmatismus der Merkel-Ära soll nun durch zackige Feinderklärungen nach links und Volksparteifolklore ergänzt werden. Der CDU-Chef will als Kanzlerkandidat aus Merkels langem Schatten treten, indem er in Kohls Fußstapfen tritt. Man wird sehen, ob das unfallfrei gelingt.

Doch es wäre falsch, die Union wegen mieser Umfragen abzuschreiben. Wenn die Union in der Postpandemie die Erzählung durchsetzt, dass nur sie Wirtschaft kann, ist alles wieder offen. Und, bei aller Distanz zu Angela Merkel, eines hat Laschet mit ihr gemeinsam. Auch er wird unterschätzt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Stefan Reinecke
Korrespondent Parlamentsbüro
Stefan Reinecke arbeitet im Parlamentsbüro der taz mit den Schwerpunkten SPD und Linkspartei.
Mehr zum Thema

15 Kommentare

 / 
  • Die schöpferische Unruhe wird wohl ein überschaubares "Welleken" werden, kein Tsunami, keine Welle der Erneuerung aus der Kategorie "geistig moralische Wende". Ich hatte kurz daran gedacht, aus einer gewissen "historischen Genugtuung zur Lage der Gerechtigkeit" beim Kontrahenten, meinem Vater die Neuigkeit zu unterbreiten, dass die Partei, die Volkspartei, die im Münsterland angeblich hätte Besenstiele zur Wahl stellen können, sich jetzt "unmaskiert ehrlich" machen will. Mein betagter Vater hätte die Ironie nicht mehr gewechselt, wohl auf passioniertes oder borniertes Anti-Establishment-Sprech getippt. Vieles vergessen, nicht alles vergeben, Liechtenstein und Leisler Kiep, wir wollen die Causa "Zaunkönig" nicht aufwärmen, wüsste er (Vater) aber noch inhaltlich detailliert - und in der richtigen Chronik. Ich will ihn mal in Ruhe lassen, Lockdown, Beschränkungen für Besuch und Ausgang haben ihm als Hochbetagten schon schwer zugesetzt, er hat seinen Ruhestand verdient. Dem Erben auf dem Thron im Adenauer-Haus wünsche ich zur Turbo-Ankurbelung im Diskurs eine konstruktive Modernisierungs-Unruhe. Er will ja mit Siebenmeilenstiefeln von der Düsseldorfer Staatskanzlei in das Bundeskanzleramt. Für Wirbel und Krach sorgt er schon mal weit vor dem möglichen Abflug. Aber nicht mehr in meinem Verhältnis zu meinem Vater.

  • Vorschlag zur Güte!

    Printe hin Printe quer! Schonn. Aber 🥳



    Sollemern nicht “Dat Köhlchen petite“ -



    Nennen! So wie der immer - Bläht - 😱 -

    kurz - Nix auffe Pfanne dat Männeken!



    Aber der größte Luftblasenabdrücker ever •

  • Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - merkelt an

    “ Der kleine Kohl -



    Glückauf! taz.de/Armin-Lasch...programm/!5758333/



    "Auch er wird unterschätzt." Nein. Ich halte ihn für gefährlich. Er ist `ne echte "Wasserstoff-Bombe.", denn - "Deutschland müsse etwa „Wasserstoffland Nummer eins“ werden": taz.de/CDU-Vorsitz...programm/!5763639/ -



    Bedenken second. Wenn`s läuft, dann läuft`s. www.youtube.com/watch?v=ZkcPmnyRPEY

    kurz - Was dem 🥬 pfälzer Saumagen.



    Ist Lasset die oecher Printe quer.



    (schöne Verleser a ☕️ “Kein Nachfolger“

  • Jedermann kann teilnehmen und mit ein bisschen Glück später sagen, dass ein Gedanke von ihm im ...



    ... im CDU-Wahlprogramm gelandet sei. Laschet machte keine Vorgaben, aber er steckte einen Rahmen ab. Ein Jahrzehnt der Modernisierung stehe an, statt zu viel Reglementierung müsse es mehr Freiräume geben.



    Armin, Ur-Ur-Enkel vom Karl, gedenke der Worte des großen Münthes, der Kassandra aus dem Sauerland:



    "Es ist unfair, UNS nach der Wahl an unsere Wahlversprechen zu erinner! (1)"



    & die Unke aus dem Pott (Sikasuu) sagt dazu:



    "Viele Köche verderben den Brei, Wer's allen recht machen will, machts keinem RECHT! Sovile Führung muss sein!"



    Aber bis 2050 hat ja das Land noch ein wenig Zeit, die Träume des großen Vorsitzenden umzusetzen



    Das Land & die Menschen können's. BESTIMMT. Du & deine €DSU auch?!



    Gr Sikasuu



    .



    (1)Schön das WIR alle an "Armins Deutschland" mit schreiben & bauen dürfen. Er ist d(n)och 1. Vorsitzendes der €DU!



    Ich nehme mal an, unterschwellig gesetzt ist:



    Die nächsten 15-25 Jahre absoluter Mehrheit unter seiner Kanzlerschaft & der Rest macht/kommt das/vom Volk!

  • 0G
    04369 (Profil gelöscht)

    Ja ich schließe mich dem letzten Satz Kommentars an und denke auch, dass es keine gute Idee ist, wen auch immer zu unterschätzen. Indes Laschets Sieg 2017 in NRW sollte auch nicht überbewertet werden. Der ist nur gewählt worden, weil Hannelore Kraft und ihre abgewirschaftete SPD, ihre Wähler nicht an die Urne bekommen haben, und ein Erdrutschsieg war es bei weitem nicht. Das Führungspersonal der Union ist genauso bräsig wie die Mehrheit ihrer Wähler. Bleibt zu hoffen, dass viele von ihnen im September nicht zur Wahl gehen.

    • @04369 (Profil gelöscht):

      Wenn man dem CDU/CSU-Klientel ihren Besitzstand und ihre unverrückbaren Gewissheiten nehmen will - oder diese zumindest glauben, dass es so sei -, werden sie im Herbst in Scharen zu den Urnen laufen, um ihrer Partei weiter die Macht zu sichern, miserables Coronamanagement, Korruption und Maskengate hin oder her.



      Dass weiß auch Laschet und deshalb geht er so in die Offensive, wie man es von Unionsvertretern erwartet ... inklusive des sattsam bekannten Motivs, dass der Feind hierzulande ausschließlich links stehe.



      Eine Vorübung für kommende Mitte-Rechts-Konstellationen unter Einschluss der AfD?

  • Würfel - Armin (der Name ist hart erworben aus der Klausurenaffäre) hat sich in der Pandemie als das erwiesen, was er ist: Ein Gernegroß ohne echte Perspektiven. Man wird ihn schnell vergessen.

  • Bei der Wirtschaftskompetenz anzusetzen, ist aus Unionssicht nicht ganz unklug, denn egal ob man nun den wirtschaftspolitischen Vorstellungen der Union zustimmt oder nicht, sie hat zumindest welche. Das gilt für die Grünen nur sehr bedingt. Niemand weiß, wo die Grünen in wirtschafts-, finanz und sozialpolitischen Fragen stehen und ob sie daran überhaupt Interesse haben. Damit fahren sie bislang ganz gut, weil jeder seine Vorstellungen in diesen Fragen in die Grünen projizieren kann, aber je näher sie ans Kanzleramt rücken, um so mehr wird diese Leerstelle eine Rolle spielen.

    • @Ruediger:

      Nur die wirtschaftspolitischen Vorstellungen der Union ist für die Vergangenheit zugeschnitten. Kleines Problem...

  • Bin ich der Einzige, der es beruhigend findet, dass Laschet hier offenbar versucht, Merz den Wind aus den Segeln zu nehmen?

  • 9G
    91655 (Profil gelöscht)

    Sehr gute Analyse ... wir in NRW sind ja mit der Kohle-SPD und der CDU geschlagen ... eine Christdemokrat lässt Kirchen abreißen, Bestattete ausgraben, Kulturdenkmäler und Heimat auf ewig zerstören ...

    Kann mensch sich nicht ausdenken, passiert aber in N-RWE-Land immer noch!

    Laschet darf nie Kanzler werden!

  • Wie kann man nur mit so viel Inkompetenz überhaupt zu Bedeutung kommen?

    • @tomás zerolo:

      Die Antwort lautet: wegen.

  • Man munkelt ja, dass der Kanzlerin diese ganzen C*U-Machenschaften einfach gereicht haben, sie die "Schnauze voll" hat, und darum nicht weitermacht.

    Wenn Dem wirklich so ist kann ich nur sagen: Ich ziehe meinen Hut, Madame !

  • Ach Laschet, tu etwas Gutes für das Land, verschwinde einfach.