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SPD nach Ampel-AusAlles auf Olaf

Nachdem er die FDP losgeworden ist, will Scholz jetzt das Kanzleramt halten. Ein völlig verrückter Plan? Nicht, wenn es nach der SPD geht.

Olaf Scholz am 6. November im Kanzleramt: Kurz danach ist die Ampel-Regierung Geschichte Foto: Liesa Johannssen/reuters

Die Aussicht für Olaf Scholz? Prächtig! Zumindest an diesem Freitagmorgen. Blau wölbt sich der Himmel über der Donau, der Bundeskanzler steht auf der Dachterrasse eines Budapester Hotels und nimmt sich Zeit, den Ausblick über die sanften Hügel von Buda zu genießen. Ein Moment, um Kraft zu tanken.

Scholz ist am Vorabend nach Budapest zum informellen Treffen des Europäischen Rats gereist. Die EU-Regierungschef:innen haben zusammen zu Abend gegessen, über das Ergebnis der amerikanischen Präsidentschaftswahlen gesprochen und über den Krieg in der Ukraine.

„Wir werden heute auch weiter über Zukunftsfragen diskutieren, die für unsere Europäische Union von allergrößter Wichtigkeit sind“, kündigt Scholz auf der Dachterrasse an. Er wirkt mit sich im Reinen, wie einer, der noch lange mitdiskutieren will in dieser Runde. Klar, ein bisschen müde um die Augen, etwas blass ist Scholz. Dennoch tritt er bemerkenswert frisch auf, angesichts der 48 Stunden, die hinter ihm liegen.

wochentaz

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Man merkt Scholz kaum an, dass er als Anführer einer Minderheitsregierung nach Ungarn gekommen ist, als Kanzler auf Abruf. Denn die von ihm angeführte Ampelkoalition ist zerbrochen, ausgerechnet am Tag nach der US-Wahl. Am Mittwochvormittag stand fest, dass Donald Trump ins Weiße Haus zurückkehrt, abends besiegelte Scholz das Ende seiner Regierung. Um 21.15 Uhr trat der Kanzler im Kanzleramt vor die Medien: Er werde im Januar die Vertrauensfrage stellen, damit im März der Bundestag neu gewählt werden kann. Zuvor hatte er Finanzminister Christian Lindner entlassen.

Zuwachs bei der SPD

Es war der letzte Akt eines Politpokers, bei dem es zuletzt nur noch um die Frage ging, wer zuerst die Nerven verliert: Schmeißt Christian Lindner hin oder Olaf Scholz ihn raus? Und zugleich ist es der erste Schritt in einem Plan, der die SPD an der Macht und Scholz im Kanzleramt halten soll. Scholz, der leise tretende Moderator eines Dreierbündnisses ist Geschichte, Olaf, der kräftig austeilende Wahlkämpfer ist wieder da.

Mit Lindners Rausschmiss hat Scholz am Mittwoch immerhin das Heft des Handelns in die Hand genommen und dazu eine Rede gehalten, für die sie ihn später am Abend in der Fraktion mit Standing Ovations begrüßten. 500 Menschen sind seit Mittwoch neu in die SPD eingetreten. Dieser Rückhalt aus den eigenen Reihen, der Rausch des Endlich-sind-wir-die-FDP-los, das erklärt wohl einen Teil des Selbstvertrauens, mit dem Scholz weiterhin auftritt. Ob dieser Rückenwind anhält, stellen selbst wohlgesonnene SPD-Beobachter infrage.

Streit war an der Tagesordnung

Scholz werde es schwer haben, sich gegenüber CDU-Chef Friedrich Merz als der bessere Kanzlerkandidat zu profilieren, meint der Politikwissenschaftler Wolfgang Schroe­der, der das „Progressive Zentrum“, eine SPD-nahe Denkfabrik, leitet. Was die Ampel in den ersten beiden Jahren unter schwierigen Bedingungen geleistet habe, sei schon beachtlich, meint Schroeder. „Aber das Ende der Ampel kam zu spät. Scholz hat sich bis dahin keinen Namen als durchsetzungsstarker Kanzler gemacht.

Richtig rund lief es zwischen SPD, Grünen und FDP ja nur ganz am Anfang, erste Risse zeigte das Bündnis bereits im zweiten Jahr, dann das Krediturteil des Bundesverfassungsgerichts vor einem Jahr, eine schwächelnde Wirtschaft, der teure Krieg in der Ukraine. FDP-Finanzminister Christian Lindner aber hielt die Schuldenbremse hoch. Streit war an der Tagesordnung, die Umfragewerte trudelten in den Keller.

Schon als sich die SPD-Fraktion im September zur Klausur traf, war vielen Ge­nos­s:in­nen klar: Das wird nichts mehr zu dritt. Olaf solle mehr Führung zeigen, der FDP auch mal ein Basta ansagen. In der Parteizentrale entwarf die Führung um Lars Klingbeil und Saskia Esken einen Plan, um die Partei vom Ampel-Negativimage zu lösen und auf die Erfolgsspur zu setzen. Projekt Kanzlerschaft 2025. Die Aufgabe für Scholz: sozialdemokratische Themen auf die Tagesordnung zu setzen und die renitente FDP mit Vorschlägen zur Rettung von Wirtschaft und Arbeitsplätzen zur Einordnung zu zwingen.

Mitte Oktober traf sich der Parteivorstand, alle in roten Fußballtrikots mit der Nummer 25, zur Klausur und beschloss ein Strategiepapier mit Steuererleichterungen für die „breite Mitte“ und Zusatzbelastungen für Topverdiener, mit einem Industriestrompreis und In­ves­ti­tions­an­reizen für Unternehmen, die in Deutschland investieren. Letztere Punkte brachte Scholz dann auch zuletzt im Koalitionsausschuss ein, spielte also wie vereinbart die sozialdemokratische Karte.

Doch gleichzeitig setzte die Parteiführung gemeinsam mit dem gerade ins Amt gekommen Generalsekretär Matthias Miersch darauf, dass die Ampel hält und man damit noch ein knappes Jahr Zeit hat, um Anlauf für den Wahlkampf zu nehmen. Für den 30. November war eine „Wahlsiegkonferenz“ angesetzt, das Programm sollte erarbeitet und erst am 21. Juni auf dem Parteitag beschlossen werden. Scholz sollte dabei zum Kanzlerkandidaten gekürt werden, bis dahin wollte man tüchtig regieren.

Bloß nicht noch einmal von Lindner vorführen lassen

Dass alles nun im Zeitraffer passieren muss, liegt aus Sicht der SPD einzig und allein an Christian Lindner. Spätestens mit seinem Papier zur Wirtschaftswende – im Wesentlichen Sozialkürzungen und Steuererleichterungen für Gutverdienende und Unternehmen – war klar, dass dieser einen schnellen Ampel-Ausstieg anpeilt.

Als sich Scholz in den Tagen vor dem Ampel-Ende zunächst mit Lindner, später auch mit Robert Habeck traf und am Mittwoch der Koalitionsausschuss zusammentrat, ging es zunächst einmal darum, ob man noch zusammen einen Haushalt hinbekommt. Es galt ein zweistelliges Milliardenloch zu schließen, die Haus­häl­te­r:in­nen des Bundestags wollten am Donnerstag letzte Hand anlegen. Denen zufolge hätten sie es hinbekommen.

Doch im Hintergrund liefen längst die Exit-Drehbücher. Der Kanzler hatte in die Dreierrunde am Mittwochmorgen eine Agenda für Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätze eingebracht. Voraussetzung und Kernpunkt des Papiers war aber die Forderung, die Ukraine-Hilfen und einen entsprechenden Zuschlag als Solidaritätssignal nach der Trump-Wahl, aus der Schuldenbremse herauszurechnen, für insgesamt 15,5 Milliarden Euro eine Ausnahme zu genehmigen.

Dass die FDP da freudig mitgehen würde, erwartete niemand, deshalb hatte Scholz’ Sprecher vorsorglich drei Reden vorbereitet: eine für den Fall, dass es klappt, eine für den Fall, dass Lindner hinwirft und eine für den Fall, dass Scholz ihn feuert. Denn eins wollte man nicht: sich noch einmal von Lindner vorführen lassen, ihm womöglich erlauben, das Ampel-Aus selbst zu verkünden. Es gab Spekulationen, dass Lindner den Zeitpunkt auf den Freitag legen wolle, wenn Scholz in Budapest weilt.

Christian Lindner hat viel zu oft kleinkariert politisch gehandelt, hat viel zu oft mein Vertrauen missbraucht

Olaf Scholz, Bundeskanzler

Als Lindner dann im Koalitionsausschuss Neuwahlen vorschlug und dies auch postwendend der Bild-Zeitung steckte, zog der Kanzler den Stecker. In einer Sitzungspause ploppte die Nachricht auf den Handys auf: „Lindner schlägt Neuwahlen vor.“

Scholz und die SPD als Sieger, befreit vom FDP-Fluch

Scholz kehrte gar nicht in den Konferenzraum zurück, sondern rief den Bundespräsidenten an, um ihn um die Entlassung Lindners zu bitten. Das teilte er dem verdutzten Finanzminister nach der Pause auch gleich mit. In der anschließenden Regierungserklärung rechnete er ungewohnt offen mit dem Geschassten ab: „Christian Lindner hat viel zu oft kleinkariert politisch gehandelt, hat viel zu oft mein Vertrauen missbraucht.“ Es klang ein wenig, als habe er eine Beziehung beendet.

Scholz hielt in der Vergangenheit oft seine schützende Hand über Lindner, zu oft nach Meinung der eigenen Partei und der Grünen. Lindner sprach in den ersten beiden Jahren voller Hochachtung von seinem Chef, auch in der FDP-Fraktion war man sehr zufrieden mit Scholz. Fraktionschef Christian Dürr ließ sich nach einem Jahr Ampel noch mit den Worten zitieren: Der Kanzler habe „Drive“, und „er macht das menschlich echt gut“.

Nun ja. Das ist vorbei. Und trotz aller Verletzungen – in den Tagen nach dem Bruch fühlen sich Scholz und die SPD als Sieger, befreit vom FDP-Fluch. „Wir haben keine Mehrheit aber Klarheit“, sagte der Verteidigungspolitiker Andreas Schwarz wenige Stunden nach dem Aus. Auch im Kreis der EU-Chefs empfingen sie Scholz nicht mit flapsigen Bemerkungen. Vielleicht weil einige innenpolitisch ähnlich wenig Rückhalt haben, Emmanuel Macron etwa.

Die erste Phase des SPD-Plans hat also geklappt – der SPD-Kanzler hat die Bühne für sich. Nun gilt es noch die Umfragen zu drehen, der Union 10 Prozentpunkte abzunehmen und herauszustellen, dass der besonnene Sozialdemokrat schon jetzt ein besserer Kanzler ist, als der aufbrausende Friedrich Merz es je sein wird. Scholz ist überzeugt, dass das klappen kann.

Erst im Januar will er deshalb die Vertrauensfrage stellen, vorher noch „wichtige Projekte, die keinen Aufschub dulden“ verabschieden, ein Paket für die kriselnde Wirtschaft, weitere Hilfen für die Ukraine und das Paket zur Stabilisierung der Rentenhöhe. Die Regierung hat er umgebaut. Allein: Grünen und SPD fehlen im Bundestag 43 Stimmen zur Mehrheit. Also hofft man auf die Union.

Scholz und seine Sturheit

Merz signalisierte Gesprächsbereitschaft in Einzelfragen aber nur unter einer Bedingung. Dass Scholz die Vertrauensfrage schon in der nächsten Woche stellt, am besten nach seiner für Mittwoch geplanten Regierungserklärung. Schon im Januar könne neu gewählt werden. Merz' Kalkül ist klar – mit dem Ampelfrust als Rückwind ins Kanzleramt.

Die meisten Menschen geben ihm Recht. Zwei Drittel wollen laut ARD-Deutschlandtrend schnelle Neuwahlen. Politikwissenschaftler Schroeder meint zwar, dass es gute Gründe gebe, erst im März zu wählen. Die Parteien brauchten Zeit, um Kandidaten aufzustellen, darauf habe auch die Bundeswahlleiterin hingewiesen. „Aber Scholz hat das schlecht erklärt. Das hat seinem verantwortungsethischen Anspruch geschadet.“

So wirkt es also, als wolle sich Scholz noch ein bisschen Zeit verschaffen. Auch andere Parteien, darunter die FDP, fordern inzwischen schnelle Neuwahlen. Der Druck auf den Kanzler wächst. „Über den Termin sollten wir möglichst unaufgeregt diskutieren“, sagte Scholz am Freitag in Budapest.

Er schlug vor, sich zunächst unter den demokratischen Parteien auf Gesetze zu verständigen, die noch in diesem Jahr verabschiedet werden könnten. „Diese Verständigung könnte dann auch die Frage beantworten, welcher Zeitpunkt der richtige ist, im Bundestag die Vertrauensfrage zu stellen.“ Das ist ungewöhnlich. Denn eine weitere, hervorstechende Eigenschaft von Scholz ist seine Sturheit. Hat er sich einmal für einen Weg entschieden, geht er ihn bis zum Ende. Notfalls allein.

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28 Kommentare

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  • Während vorher Habeck die klaffende Lücke des Erklärers, Mitreißers, Vermittlers abdeckte, hat jetzt auch Scholz mal die Nur-Mediatoren-Rolle aufgegeben und nötigen Klartext geredet.



    Nur Lindner von der traurigen Gestalt bramarbasiert wie immer an den Menschen vorbei, statt seine letzten Wochen in der Politik wenigstens noch ans Land zu denken.

  • Olaf Scholz hat fertig. Als Bundeskanzler hat er versagt und zudem noch Gedächtnisprobleme.

  • Ich finde das Weihnachtsargument durchaus nachvollziehbar. Das sind ca. 10 Tage, wo die meisten Beamten der Verwaltung Urlaub hätten. Wenn jetzt die Wahl Anfang / MitteJanuar wäre, wäre sie das ab sofort ständig. Was auch besagtes Problem nach sich ziehen würde oder Weihnachtsurlaubssperre für viele längere Zeit. Und wer hat Lust auf Wahlkampf zu Weihnachten. Wie gesagt, eswürde das Problem auf Jahre hierhin gestalten.

    • @larasu:

      Absolut. Alles geht zur Not, aber man muss es ja echt nicht pressieren, wenn es anders besser geht. Den Wahlkampf zügig wieder in Open-Air-Wetter zu schieben hat etwas für sich. Und es auf dem Rücken der vielen städtischen Angestellten auszutragen muss nicht sein.

      Wenn die Union oder die FDP rasch die wichtigen Punkte mit abräumen, könnten sie Regieren einüben bzw. wenigstens erhobenen Hauptes unter die 3 % wandern.

  • Politiker scheuen, unbequeme Wahrheiten ihren WählerInnen gegenüber zu verkünden. Dabei war es schon vor der letzten Wahl, die zur Ampel führte, klar, dass es mit Deutschlands Wirtschaft nicht mehr zum Besten stand. Zumindest Scholz und Baerbock wußten das, Ihre Flugreisen in alle Welt und insbesondere in VRIC-Staaten, machten das deutlich, aber ohne zu kommunizieren, wieso und warum. Vergeblich: Die Inter waren z.B. nicht mehr bereit, nur die Rohstoffe für die Medikamente zu liefern, sie luden die Chemieriesen, ein, in Indien billiger zu produzieren, die Chinesen lockten VW & Co miut ihrem riesigen Absatzmarkt, konnten aber wohl nicht erkennen, dass Autos heute von Automaten und Computern gebaut werden und dabei keine relevante Binnennachfrage (Arbeitsplätze für die Einheimischen) entsteht und so keine Konjunktur vor Ort in Gang kommt. Die Überkapazitäten führen weltweit zu Arbeitslosigkeit, aber wer sagt es seinem Wählervolk ? Futter für alle Rechten und Trump und Putin-Unterstützer!

  • “Denn eine weitere, hervorstechende Eigenschaft von Scholz ist seine Sturheit. Hat er sich einmal für einen Weg entschieden, geht er ihn bis zum Ende.



    Notfalls allein.“

    Danke fürs Fotto - schöner hätte allenfalls



    Edward Hopper den Quidje Oil of Olaf I. zu HH & G 20 - 🙈🙊🙉 - in Szene setzen können •



    images.app.goo.gl/yRVd6KepT9eZVEZN8

    • @Lowandorder:

      Im Vatikan brennt noch das Licht.



      Der Heilige Vater schläft noch nicht.

  • Alle beschriebenen Überlegungen drehen sich ausschließlich um Wahltaktik für Parteien. Was die skizzierten Szenarios für alle anderen im Land bedeuten spielt mit keinem Wort eine Rolle.



    Vertrauensfrage im Januar heisst :bis dahin herrscht Unsicherheit für alle Entscheidungen und Pläne aller anderen im Land. Was wird, zB bei der Vertrauensfrage bei geheimer Wahl Afd und Linke Scholz eine Mehrheit verschaffen.?



    Eine Folge wird sein, daß die Menschen im Weihnachtsgeschäft ihr Geld zusammenhalten. Es wird für ganze Branchen mau werden, wenn das Jahresendgeschäft einbricht. Die Haushaltslücke wird noch größer. Die Aussichten noch schlechter.



    Ist offenbar alles egal.



    Und Merz ist ja auch kein Hoffnungsträger, sondern alles unbeschriebenes Blatt in Regierungsverantwortung nur das alternative Übel .

  • Danke für den umfangreichen Artikel!



    Nachdem in der gesamten Legislaturperiode auf die Ampel eingedroschen wurde, ist das mal ein erholsam.



    Nun gibt es rot grün.



    Eigentlich eine gute Kombination aus den wichtigen Themen Klima- und Sozialpolitik.



    Beides ist von Merz nicht zu erwarten.



    Es ist klug, die ausgearbeiteten Gesetze noch zu verabschieden.



    Der Bundestag ist handkungsfähig und sollte dies einfach mal beweisen.



    Interessanterweise bezeichnet die CDU eine Minderheitsregierung als handlungsunfähig strebt in Sachsen aber gerade das an.



    Die Bundeswahlleiterin hat ein klares Statement zu "frühen Wahlen" gegeben.



    Die Vorbereitungen sind schwierig und durch die Weinachtstage, Neujahr und die damit verbundene Schließung von Ämtern und Urlaub, verkürzt sich die Arbeitszeit deutlich.



    Dass dürfte eigentlich Allen einleuchten.



    Nur nicht der CDU, die gerade Punkte gesammelt hat . Der Vorwurf, die Regierung hätte die Bundeswahlleiterin zu diesem Urteil gedrängt, ist dermaßen lächerlich, der könnte glatt von Trump stammen.



    Das "erst denken, dann losplappern Gesetz" ist Merz immer noch fremd.



    "Erst das Land, dann die Partei" wohl auch.



    Wer hat Lust auf Wahlkampf auf dem Weihnachtsmarkt?

    • @Philippo1000:

      "Die Bundeswahlleiterin hat ein klares Statement zu "frühen Wahlen" gegeben." Fr. Brand, die als Bundeswahlleiterin eigentlich neutral sein sollte, hat sich zuallervörderst die Argumente des amtierenden Kanzlers zu eigen gemacht (der so redet und handelt, um Zeit zu gewinnen). Die Akteure vor Ort (Dt. Städtetag) und die "Rohstofflieferanten" (Papierindustrie) haben Fr. Brand inzwischen deutlich widersprochen. (Den Trump-Knüppel bitte zurück ins Säckchen!)



      Eine Minderheitsregierung ist nur dann handlungsfähig, wenn sie sich auch parlamentarische Mehrheiten "unter der Hand" beschaffen kann, nur mal so. Warum sollte aber die CDU Gesetzen zustimmen, an deren "Ausarbeitung" sie bisher nicht beteiligt worden ist? Von "linksfühlenden" Wählern kommt jetzt – logisch – der Ruf nach der Verantwortung für das Ganze. Wir kommen irgendwann darauf zurück.



      Hr. Scholz, der im Hüten seines "Sacks Flöhe" (respektive "Ampel"-Konstellation) kläglich versagt hat, tut genau das, was auf sein eigenes Konto einzahlen soll, und versucht aus allein diesem Grund jetzt, Hr. Merz und der CDU den Schwarzen Peter zuzuschieben.

      • @Vigoleis:

        Der Trump Knüppel ist durchaus angebracht, da hier die Behauptung aufgestellt wird, die Bundeswahlleiterin handle im Auftrag des Bundeskanzlers.



        Das erinnert stark an Trumps Argumentationen.



        Es ist natürlich ungünstig für die CDU, dass eine Neutrale Person Urteile fällt, die deren Vor(ur-)teilen zuwider laufen.



        Es liegt in der Natur der Sache, dass ein Lobbyverband sich keine Blöße geben will, in der Verantwortung steht allerdings die Bundeswahlleiterin.



        Wozu die Eile, abgesehen von den derzeitigen Umfragewerten?



        Was Ihre Replik zum Thema "Verantwortung für Deutschland" betrifft, so erinnere ich daran, dass die SPD diese zur zweiten großen Koalition gezeigt hat, die sie eigentlich nicht eingehen wollte.



        Herr Merz und die CDU scheint hingegen Angst vor der Demokratie zu haben. Der Bundestag tritt nun an entscheidende Stelle.



        Es dürfte interessant sein, wie sich die Parteien ganz praktisch zu wichtigen Entscheidungen positionieren.



        Die CDU war bei der Ausarbeitung nicht dabei?



        Das ist wohl selbst gewählt, in Wirtschaftsfragen gab es das Angebot zur Zusammenarbeit.



        Aber Fundamentalopposition ist eben einfacher, als Mitarbeit.



        Im Übrigen kann der Bundestag Gesetzesvorschläge ändern!

  • "Er schlug vor, sich zunächst unter den demokratischen Parteien auf Gesetze zu verständigen, die noch in diesem Jahr verabschiedet werden könnten. „Diese Verständigung könnte dann auch die Frage beantworten, welcher Zeitpunkt der richtige ist, im Bundestag die Vertrauensfrage zu stellen.“" - Man wird das wohl rational nennen müssen. Nichts für Union und FDP also. Ansonsten: "besonnen" vs. "aufbrausend"? Ja sicher, aber vor allem hat Scholz bei aller Skrupellosigkeit ("cum ex", Symbolpolitik bei der Gestaltung der Einwanderung) wenigstens entfernt so etwas wie eine Bekanntschaft mit den realen Problemen und Umrisse eines Plans, sie anzugehen. Merz hingegen weiß nur wie man gesellschaftsschädigende Steuervermeidungsmodelle für Hedgefonds winkeladvokatenhaft am Rande der Illegalität entlangsteuert (das wird dann als Wirtschaftskompetenz verkauft) und predigt fossile, neoliberale Politik, die noch nie irgendwo für die breite Masse der Bevölkerung funktioniert hat. Dazu versteht er sich aufs alternativfaktische Hetzen (Geflüchtete und der Zahnersatz) und aufs Gesundbeten (der technische Fortschritt und die Atomkraft werden uns die Klimakrise meistern lassen).

  • Auch mich hatte die Rede, live gesehen, flabbergasted zurückgelassen.



    Mit der Ernennung von Jörg Kukies hat diesen Kieselstein im Brett aber schon wieder herausgeschlagen.

    Nur für die Ukraineunterstützung die Schuldenbremse aussetzen wollen, uns deswegen Merz schon früher als Kanlzer zumuten höchstwahrscheinlich (46 % im DTrend meinen die "Union" sollten die nächste BReg anführen) und dann als ewiger selber Befürworter der Schuldenbremse, als personifizierte rote Null von 18-21, einen ex Goldman-Sachs Bänker zum Bundesfinanzminister machen.

    Besser kann man mich gar nicht an meine, gelinde gesagt, Abneigung gegen sich erinnern.

  • Die CDU macht also ihre Arbeit als Partei in der Opposition, abhängig von Neuwahlen.



    Absurd - hier liegt ja eine eklatante Missachtung des Wählerauftrag, sich am regieren beteiligen zu dürfen , vor.



    So macht sich diese CDU unwählbar.



    Die Opposition stellt hier Bedingungen an unseren Kanzler, die fast einer Erpressung gleich kommen.



    Hier steht bei der CDU nicht das Wohl unseres Landes im Vordergrund.

    • @Alex_der_Wunderer:

      Opposition macht Merz immer gerne und viel immer gründlich. An der Stelle würde ich ihm keine Defizite vorwerfen. Nein, Sie möchten ja, als "verantwortungsbewusste" Handeln hier darstellen, dass die Union AUFHÖRT zu opponieren. Und da verwechseln Sie offenbar was: Es ist ganz sicher NICHT der Wählerauftrag an die Union, SPD- und Grünenpolitik umzusetzen oder Olaf Scholz und Robert Habeck dabei zu helfen, 2025 mehr Wähler für sich zu gewinnen. DEN Auftrag haben SPD und Grüne.

      Scholz' Spielchen mitzuspielen und nach seinem Gusto die Hand zu heben, nur um am Tisch sitzen zu "dürfen", ist auch nicht, warum die Leute CDU gewählt haben. Die haben die CDU gewählt, damit sie den Tisch zu ihrem macht und ihre Vorstellungen von guter Politik umsetzt. Und zu denen gehört nicht nur der Machoption wegen, in der gegenwärtigen Situation die Hängepartie, die Scholz und seine Koalitionspartner aus der Legislaturperiode gemacht haben, so schnell wie möglich zu beenden und neue, tragfähige Regierungsmandate zu schaffen.

    • @Alex_der_Wunderer:

      Wie das? Die progressive Fortschrittskoalition ist frontal vor die Wand gefahren und jetzt soll die CDU den Karren in die Werkstatt schieben statt auf den Schrottplatz? Wieso?

  • Lindner hat mehr von der Schuldenbremse geredet, als dass er sie eingehalten hat, außer rein formal:



    Immerhin hat er mit den Energiepreissubventionen eine der größten Schuldenorgien losgetreten. Indirekt hat er damit die Akzeptanz für bschmutziges Erdgas erhöht und die für Wärmepumpen beeinträchtigt.



    Auch die 100 Milliarden Schulden für die Bundeswehr kamen nicht etwa zu deren "Grundausstattung" mit zwei Prozent hinzu, sondern haben diese anteilig finanziert. An die Ukraine selbst gingen ohnehin nur Brosamen.

  • "Als Lindner dann im Koalitionsausschuss Neuwahlen vorschlug und dies auch postwendend der Bild-Zeitung steckte." Gibt es denn mittlerweile Beweise, dass Lindner dies der Bild Zeitung gesteckt hat oder ist das nur eine Vermutung, die hier als Tatsache verkauft wird?

    • @Nisse:

      Die Frage ist eben, wer es außerhalb des Kreises der Sitzungsteilnehmer gewesen sein soll?

      Lindner hat wenige Tage zuvor ein Programmpapier vorgelegt, welches Forderungen enthielt, die diametral im Gegensatz zu den Vereinbarungen des Koalitionsvertrages standen. Das war im Prinzip eine Aufkündigung der Koalition. Im ganzen Land würde jeder andere als Scholz die Zusammenarbeit wegen offenkundiger, unüberbrückbarer Meinungsverschiedenheiten beendet haben, egal auf welcher Position. Nun hat das aber nicht funktioniert. Linder wollte nicht gehen, sonst wäre er zurückgetreten, sondern rausgeschmissen werden. Und dazu hatte er nachlegen müssen.

      Nun stellt sich die Frage, wieso Springer die Meldung binnen derart kurzer Zeit online haben konnte. Die lief nicht automatisch über das dpa-Abo ins Blatt. War die Veröffentlichung also vorab abgesprochen, dann denklogisch von jemandem, der vorher von dem Vorschlag gewußt hat. Und das ist mit größerer Sicherheit Lindner, der ihn unterbreitete, als Scholz gewesen.

    • @Nisse:

      Tilo Jung hat das auch direkt noch am Abend des Geschehens getwittered.



      Die interessante Frage wäre also ob Anna Lehmann dieselbe Quelle hat (TJ gab nur "Anwesende" an), eine unabhängige Zweite oder sich nur auf TJ bezieht mit der Aussage.

      Einen handfesten, sozusagen gerichtsverwertbaren Beweis, wird es entweder nie oder erst in 60+ Jahren geben.

    • @Nisse:

      Stand heute gibt es keinen Beweis, es ist schlicht eine Behauptung des Redakteurs. Vorteile, es der Bild-Zeitung zu stecken hatten sowohl Scholz als auch Lindner.

      • @Bommel:

        Diese Behauptung, Scholz hätte "...einen Vorteil" von dem Verrat gehabt, die sollte man begründen können, oder nicht??

      • @Bommel:

        Welchen Vorteil soll Scholz gehabt haben? Die Ideen von Neuwahlen waren im Land populär, aber nicht in seinem Sinne. Wie aufmerksame Leser der taz inzwischen wissen, hatten seine Minister noch allerhand auf ihren Schreibtischen, was noch durchs Parlament gebracht werden sollte und nun direkt in die Tonne geht.

    • @Nisse:

      Also, wenn Sie und ich eine Besprechung machen. Ich sage: "Wie wäre es mit X?". Sie sagen "Muss ich darüber nachdenken". Und während sie denken steht in der Zeitung: "Nisse fordert X". Das ist schon sehr eindeutig.

      • @Kartöfellchen:

        Ja, aber es war Koalitionsausschuss mit 17 Teilnehmern. Da ist es halt nicht so eindeutig wie bei einer Unterhaltung zu zweit, oder?

  • Interessante Hintergründe gut erkärt! Danke für den Bericht. Alleine über Herrn Pistorius ist kein Wort gefallen ...

  • >Man merkt Scholz kaum an, dass er als Anführer einer Minderheitsregierung nach Ungarn gekommen ist, als Kanzler auf Abruf.

    Wie sollte man auch?