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Forscher über den Blog „Nachdenkseiten“„Ein Propaganda-Instrument des BSW“

Die „Nachdenkseiten“ wandelten sich vom linken Medium zur Plattform mit Putin-Narrativen. Politikwissenschaftler Markus Linden erkärt ihre Bedeutung.

Testet auf den Nachdenkseiten gern Narrative an: Wagenknecht Foto: Florian Gaertner/imago

taz: Herr Linden, Sie beschäftigen sich seit 2014 mit Alternativmedien, darunter auch die Nachdenkseiten. Was macht Alternativmedien gefährlich?

Markus Linden: Zunächst einmal sind selbsternannte Alternativmedien, also Medien abseits der herkömmlichen Medienlandschaft, nichts Verwerfliches. Aber diese Szene hat sich in Deutschland spezifisch in Opposition zu den etablierten Medien gebildet. Die Alternativmedien sehen in ihnen ein Konglomerat zur Sicherung der Macht einer politischen Elite. Die Gefahr von Alternativmedien besteht mithin darin, dass sie immer wieder darauf angewiesen sind, diesen Gegner als vermeintliche Elite an die Wand zu malen. Es sind Antimedien.

Markus Linden

Markus Linden

lehrt Politikwissenschaft an der Universität Trier. Er forscht unter anderem zur Neuen Rechten, zu Populismus, Alternativmedien und Verschwörungstheorien. Er veröffentlicht regelmäßig für diverse Medien, darunter das Zentrum Liberale Moderne.

taz: Den Nachdenkseiten wird immer wieder eine Russlandnähe attestiert. Im Juni 2022 wurde auch der ehemalige Russia-Today-Journalist Florian Warweg Redakteur.

Linden: Die Nachdenkseiten vertreten ohne Zweifel eine prorussische Agenda. Das wird verpackt, indem man kritisch gegenüber dem Westen ist und kaum über russische Kriegsverbrechen berichtet. Auf den Nach­denk­seiten gibt es keinen Pluralismus, sondern eine strikte Agenda. Es geht immer gegen den Westen und die USA. Das ist das Axiom, an dem sich die Seiten ausrichten. Jemand wie Florian Warweg setzt sich in die Bundespressekonferenz und greift partiell sogar Themen auf, die journalistisch akzeptabel sind. Aber im Endeffekt dient es nur einer spezifischen Agenda – und die ist prorussisch.

taz: Die Nachdenkseiten hinterfragen in manchen Texten auch Narrative zu den Anschlägen des 11. September. Was will man?

Linden: Man muss hierbei differenzieren. Im Gegensatz zu anderen Alternativportalen wie KenFM, das heute apolut heißt, Compact Online oder Auf1, die dezidiert Verschwörungstheorien verbreiten, geschieht das bei den Nachdenkseiten nicht so offensichtlich. Die Seiten bemühen sich, keine offensichtlichen Fake News zu verbreiten. Stattdessen arbeiten sie mit der Methodik des Fragestellens. Albrecht Müller und Oskar Lafontaine wissen ganz genau, welchen Bereich sie auf den Nachdenkseiten nicht überschreiten dürfen. Die objektiven Falschaussagen überlassen sie anderen.

taz: Marcus Klöckner verteidigt die Nachdenkseiten unter anderem in der „Berliner Zeitung“. Woher kommen die Verbindungen zu anderen Medien?

Linden: Man muss sich das so vorstellen, dass die Nachdenkseiten eingebettet sind in ein größeres Feld von Medien, die ich als Negative Öffentlichkeit bezeichnen würde. Diese bringt sich vornehmlich gegen die westliche liberale Demokratie in Stellung, indem sie zum Beispiel prorussische Argumente mit aufnimmt. Die Beziehungen zwischen den einzelnen negativen Medien sind so, dass man gar nicht mehr in einen Streit tritt. Nius von Julian Reichelt, die Berliner Zeitung oder spezifische AfD-Medien wie Compact oder der Deutschland-Kurier werden vom Rezipienten kaum noch unterschieden, obwohl es natürlich Unterschiede gibt. Bei den Nachdenkseiten findet man zum Beispiel keine rassistischen Argumentationen. Dafür aber beim Deutschland-Kurier. Die Berliner Zeitung hingegen ist ein Organ, das die Agenda der Nachdenkseiten in den Printbereich gebracht hat. Die Berliner Zeitung und die Nachdenkseiten stehen auch dem Bündnis Sahra Wagenknecht sehr nahe.

taz: Inwiefern profitiert das Bündnis davon, wenn das Portal ihre Punkte wiederkäut?

Linden: Die Nachdenkseiten sind ein klares Propaganda­instru­ment des BSW, wobei die Verbindungen nicht so direkt sind. Oskar Lafontaine schreibt zwar regelmäßig für die Seiten, aber er ist kein direkter Akteur des BSW. Man versucht, diese Verbindungen nicht zu eng werden zu lassen. Es gibt aber immer wieder Gastbeiträge oder wohlwollende Interviews vom BSW auf den Seiten. Das Portal und auch die Berliner Zeitung bilden ein mediales Vorfeld für das BSW, wo sie Agenda und Narrative setzen. Man spielt dieselbe Rolle wie Schnellroda für die AfD, nur ohne Rassismus und von links kommend.

taz: Albrecht Müller schrieb neben den Nachdenkseiten auch für „Gegenblatt“, das Debattenmagazin des Deutschen Gewerkschaftsbunds. Anette Sorg, eine Organisatorin der Seiten, engagiert sich bei ­ver.di. Die Seiten betonen oft, wie essenziell Gewerkschaften sind. Versucht das Portal, eine Nähe zu den Gewerkschaften aufzubauen?

Linden: Müller stammt aus der völlig legitimen Opposition gegen die Agenda 2010. Die Agenda war auch die Geburtsstunde der Nachdenkseiten. Damals waren viele linke Gewerkschaftler Leser der Nachdenkseiten und Ansprechpartner für diese. Spätestens um das Jahr 2010 hat aber ein Entfremdungsprozess eingesetzt, der sich schon vorher abzeichnete, weil sich die Nachdenkseiten mehr und mehr auch auf die internationale Politik konzentriert haben. Und spätestens ab 2014, mit der russischen Annexion der Krim, wollten die offiziellen Gewerkschaften nichts mehr mit den Nachdenkseiten zu tun haben. Jetzt versuchen die Seiten aber wieder mit einer naiven Friedensrhetorik, die die ideologische Agenda von Putin völlig ignoriert, an die Gewerkschaften ranzukommen. Die Gewerkschaftsführungen sind zwar dagegen, aber teilweise haben die Nachdenkseiten Erfolg damit. Eine direkte Verbindung zu den Gewerkschaften sehe ich aber aktuell nicht. Anette Sorg war aber kürzlich auch Teilnehmerin der Gründungsversammlung des BSW in Rheinland-Pfalz.

taz: Warum grenzen sich die angeblich linken Seiten nicht stärker von der AfD ab?

Linden: Weil beide ein Teil der negativen Öffentlichkeit sind. Diese Agenda macht die Nachdenkseiten zu einem Querfrontmedium. Die Seiten sagen zwar, dass sie nichts mit der AfD zu tun haben, gleichzeitig teilen sie viele Punkte. Das zentrale Thema der AfD, die Migrationspolitik, bespielen die Seiten aber überhaupt nicht. Das Portal konzentriert sich vollkommen auf die Außenpolitik und betont hier die AfD-Parallelen. Damit zeigen sie, dass sie für eine Querfrontstrategie offen sind.

taz: Sie sagten in einem Vortrag im September 2023, dass das Portal nicht in den Berichten des Verfassungsschutzes steht. Was ist der richtige Umgang mit dem Portal?

Linden: Von journalistischer und wissenschaftlicher Seite ist es wichtig, darüber aufzuklären, was die Nachdenkseiten überhaupt sind. Es muss auch erklärt werden, wie dort ein falsches Bild der Wirklichkeit verbreitet wird. Im Endeffekt ist es ja so, dass das BSW und insbesondere seine Protagonistin Sahra Wagenknecht die dort aufkommenden Narrative antestet, um sie in der Öffentlichkeit hoffähig zu machen. Das muss man offenlegen und diskursiv unterbinden. Dass die Seiten aber in den Berichten des Verfassungsschutzes auftauchen werden, denke ich nicht. Es ist eine Gratwanderung. Solange sie nicht direkt Verschwörungstheorien verbreiten und eine direkte extremistische Agenda vertreten, wird es schwer, sie dort aufzulisten. Trotzdem muss die Öffentlichkeit darüber aufgeklärt werden, dass auf den Seiten Putins Narrative eins zu eins verbreitet werden.

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27 Kommentare

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  • „Ein Propaganda-Instrument des BSW“



    Außerhalb seiner universitären Tätigkeit schreibt Linden regelmäßig Beiträge für Websites wie Zentrum Liberale Moderne und deren Projekt Gegneranalyse.



    Das LibMod und seine mitunter umstrittenen Methoden werden seit der Gründung von verschiedenen Politikern und Journalisten kritisiert. Im Jahr 2022 häuften sich kritische Beiträge, begonnen mit einem Video von Friedrich Küppersbusch auf dessen YouTube-Format Ende Juli des Jahres.[32] Darauf Bezug nehmend kritisierte der SPD-Politiker Mathias Brodkorb in einem vom Magazin Cicero im August 2022 veröffentlichten Beitrag insbesondere das LibMod-Projekt Gegneranalyse und fragte, wer denn eigentlich die „Gegner“ seien. Wären es Verfassungsfeinde, handle es sich bei den Aktionen des Projekts um eine Privatisierung hoheitlicher Aufgaben. Verliefe die „Gegnerschaft“ hingegen „unterhalb der Verfassungsschwelle“, handle es sich um einen staatlich finanzierten Eingriff in die unabhängige Meinungsbildung der Bürger. Es gehe offenbar nicht nur darum, verfassungsfeindliche Bestrebungen in den Blick zu nehmen, sondern alle alternativen Sichtweisen, die den Konsens zu sehr stören.

  • Nachdenkseiten und BSW stehen für die Rückkehr zu einer Retro-SPD bzw. Retro-CDU und Retro-BRD der 60er/70er Jahre Marke Willy Brandt und Ludwig Erhard, als Westdeutschland noch nicht wieder bewaffnet war und es so etwas gab wie soziale Marktwirtschaft. Die Ausländer wurden gebraucht für den Wiederaufbau (Italiener, Türken, usw.). Eine Umweltfrage gab es noch nicht.

    Das hört sich zunächst einmal harmlos-nostalgisch an, ist aber völlig unrealistisch und leugnet die Realitäten.

    Heute ist die BRD auf dem Weg, alte Großmachtbestrebungen wieder aufzunehmen - militärisch, ökonomisch und politisch.

    Alles, was dabei stört - ob das rückwärtsgewandt-nostalgische oder vorwärtsgewandte-progressivlinke Ziele sind, ist den "zeitgemäßen" Führungskräften dieses Staates wurscht. Beide Strömungen werden diffamiert und - wenn das nicht reicht - bekämpft.

    So auch die Nachdenkseiten und das BSW, aber eben auch FFF, Menschenrechtsorganisationen, soziale Bewegungen, Friedensbewegungen.

    Das, was dabei als "Mitte" firmiert, ist nichts anderes als das neue "Wir sind wieder wer", wie skizziert. Gefordert ist hier blinde Affirmation vermeintlicher militärischer und ökonomischer "Notwendigkeiten".

  • Die Nachdenkseiten und die Berliner Zeitung in einen Topf zu werfen, hat schon einen gewissen - nun, "Charme".



    Zugegeben, die Zahl der Leitartikel und Kommentare in der Berliner Zeitung, die meine Augenbrauen in die Höhe befördern, nimmt zu, aber insgesamt schätze ich die Offenheit für kontroverse Debatten. Da unterscheidet sich die Berliner Zeitung nicht grundlegend von der taz. Nur gefallen vielen anderen die Debattenteilnehmer in der Berliner Zeitung nicht so sehr.

  • Ich war mehrmals in meinem inzwischen recht langem Leben sehr nah an Geschehnissen und Themen, die von den deutschen Medien emotionalisiert wie eine Sau durchs Dorf gejagt wurden, Insider. Leider war in allen Fällen alles sozusagen Verschwörungstheorie, d.h. sowohl die Artikel der Standardmedien, als auch die der alternativen Medien. Pressefreiheit dient in Deutschland primär dem Entertainment. Da geben sich oft alle als seriöse Quelle aus, die keine direkten Zeugen des Geschehens waren. Da wird dann gerne irgendein berühmter Professor als Fachmann zitiert, der seine Infos auch nur aus dritter Hand hat.

  • Putin, der böse Putin mal wieder! Was gibt es schlimmeres?! Dabei sind die Nachdenkseiten schon lange offen für antisemitische Positionen. Und sie hatten auch in der Coronkrise keine Probleme zusammen mit der NPD zu demonstrieren. Aber das scheint alles keine Rolle zu spielen. Heutzutage ist es nur wichtig, auf der richtigen Seite zu stehen zwischen Ukraine und Russland. Was natürlich nur mit Waffenlieferungen geht. Diese mediale Diskussion ist so einseitig, dass ich den Erfolg des BSW als Korrektiv nachvollziehen kann. Aber beim BSW schaut ja auch niemand auf den grusligen Rest des Programms. Sondern natürlich wieder nur auf diesen einen Aspekt.

    • @rockito:

      》Im Gegensatz zu anderen Alternativportalen [...], die dezidiert Verschwörungstheorien verbreiten, geschieht das bei den Nachdenkseiten nicht so offensichtlich. Die Seiten bemühen sich, keine offensichtlichen Fake News zu verbreiten. Stattdessen arbeiten sie mit der Methodik des Fragestellens. Albrecht Müller und Oskar Lafontaine wissen ganz genau, welchen Bereich sie auf den Nachdenkseiten nicht überschreiten dürfen. Die objektiven Falschaussagen überlassen sie anderen.《

      'Kann wan ihm was nachweisen?' 'Nein. Daran kannst du sehen, WIE abgefeimt der ist'

      Also wiegt auch das hier schwer: 》Bei den Nachdenkseiten findet man zum Beispiel keine rassistischen Argumentationen《

      Wenn Sie schreiben "Dabei sind die Nachdenkseiten schon lange offen für antisemitische Positionen" - können Sie das trotzdem irgendwie belegen?

  • "„Nachdenkseiten“: „Ein Propaganda-instrument des BSW“" , ähnlich Schick wäre ein Titel "taz, ein Propagandaimstrument von bündnisgrünen und Libmod"



    Mich überzeugt die Sichtweise von Herrn Linden nicht und ich bezweifle auch das es sich bei Albrecht Müller und seiner Seite nicht um eine selbstdenkende , sondern um ein vom Kreml gesteuerten Propagandaseite handelt. Ich teile nicht alle dort widergegebenen Meinungen, finde dort aber häufig Inhalte und Sichtweisen die mir beispielsweise hier in der Taz und anderen "alternativen medien" fehlen. Für mich wäre eine medienlandschaft ohne nds , küppersbusch und infosperber eine deutlich ärmere, einfältigere.

    • @niko:

      》"„Nachdenkseiten“: „Ein Propaganda-instrument des BSW“" , ähnlich Schick wäre ein Titel "taz, ein Propagandaimstrument von bündnisgrünen und Libmod"《

      Verwegene Idee!

      Ich habe die Nachdenkseiten in der Anfangszeit der Hartz-4 Gesetze gelesen, seitdem lange nicht mehr.

      Damals ging es vor allem gegen die SPD unter Schröder, auch damals schon ein "Putinfreund" - insofern scheint da tatsächlich ein Wandel stattgefunden zu haben.

      Andere Kommentatoren hier schreiben, dort fänden sich viele weiterführende Verlinkungen zu den Artikeln - vielleicht ist der Beitrag hier ein guter Anlass, mal wieder da reinzuschauen...

  • Mir gefallen bei den Nachdenkseiten besonders die Artikel, die mit Links zu Quellen und Zitaten nur so strotzen, aehnlich wie bei Telepolis.

  • Ich halte sehr viel von dem ehemaligen Kanzlerberater Albrecht Müller.



    "Auf den Nach­denk­seiten gibt es keinen Pluralismus, sondern eine strikte Agenda."



    Was bitte schön erwartet Linden von einem wirklich links ausgerichteten Blatt? Hat die FAZ jemals ernsthaft die Taten der USA im Irak kritisiert?

    "Stattdessen arbeiten sie mit der Methodik des Fragestellens."



    Just dies heißt Journalismus.

    "Albrecht Müller und Oskar Lafontaine wissen ganz genau, welchen Bereich sie auf den Nachdenkseiten nicht überschreiten dürfen."



    Das ist reine Spekulation.

    "Diese bringt sich vornehmlich gegen die westliche liberale Demokratie in Stellung, indem sie zum Beispiel prorussische Argumente mit aufnimmt"



    Indem man Argumentationslinien von Feinden aufgreift stellt man die westliche liberale Demokratie in Frage ????



    Jedes PRO für die Vietcong im Vietnamkrieg, wäre also ein Infragestellen unseres eigenen Systems gewesen?

    Das Gegenteil ist wohl richtig: hier wird ein Grundprinzip unserer Mediendemokratie, die nobelste Aufgabe eines Mediums ist Regierungskritik, in Frage gestellt, aufgrund unliebsamer politischer Standpunkte.

    Btw, früher litt unter solcher Kritik auch einmal die taz.

    • @Werner2:

      Prorussisch IST antiwestlich, da Russland aktiv gegen den Westen und seine Freiheiten und Errungenschaften kämpft. Sie können kein prorussischer liberaler Demokrat sein. Das geht einfach nicht.

      • @Suryo:

        Ihre Sichtweise ist viel zu schwarz-weiss und Sie verwechseln eine offene Diskussion mit eigenem Handeln.

        Wenn ich richtige Argumente der Gegenseite beleuchte (die richtigen Argumente der eigenen Seite werden von anderen Medien ja zur Genüge und genauso einseitig beleuchtet), mache ich mich doch noch lange nicht mit der Gegenseite gemein.

        Nach Ihrer Meinung darf es dann in den Medien nur noch eine richtige Meinung geben, verstehe ich Sie richtig?

        • @Werner2:

          Es gibt keine Argumente Russlands, es gibt lediglich Zersetzung und Propaganda. Vermeintliche Argumente („Einkreisung“, „Biowaffenlabore“, „faschistisches Regime in Kiew“) wurden schon vor Jahren widerlegt. Wer sie immer noch ernstnimmt bzw. für legitim und stichhaltig hält, der tut das, weil er das will, nicht, weil er wirklich an einer echten Diskussion interessiert ist.

  • Für mich waren die Nachdenkenseiten schon immer kritisch zu sehen. Klassisch linken und sozialen Themen standen stets auch wissenschaftlicher Unfug und haltlose Artikel aus dem Repertoire der Verschwörungsheimer gegenbüber. Mit Corona isses dann aber immer mehr in die falsche Richtung gekippt. Da wird so immens viel Unsinn verzapft, dass es auf genau die Zielgruppe zielt, die auch Wagenknecht im Visier hat. Bisserl antiwestlich hier, bisserl Querdenken und Querfront dort, ganz viel Panik und natürlich gegen "die da oben". Billiges Angstfutter für verunsicherte menschen in einer unsicheren Zeit, verpackt in einer pseudoseriösen Aufmachung.



    Und generell kann man nur immer wieder betonen: Man hüte sich vor all denen, die sich selbst vollmundig als Nachdenkende, Erwachte, Erweckte oder als Verkünder der Wahrheit produzieren.

    • @Deep South:

      Entspricht genau auch meiner Erfahrung. Auf Hinweise von mir, zu fehlerhaften Darstellungen, hat Bernd Müller zwar geantwortet, sich aber nicht korrigiert. Also enterpretiert er in seinen Artikeln bewusst falsch.

  • Vor einem knappen Jahrzehnt beklagten die Nachdenkseiten, dass die Linke medial angegriffen wird, um sie zu spalten. Jetzt hat sie die Spaltung der Linken über das BSW selbst vorangetrieben.

    Das passt meiner Meinung nach sehr gut zur Gesamtänderung der Nachdenkseiten: sie sind von Kritikern von Propaganda selbst zu Propaganda geworden.

    Meiner Meinung nach hat das angefangen, als sie zum ersten Mal Rechtsextreme zu ihrem Gesprächsformat eingeladen haben. Da hat die Korrumpierung angefangen und wurde dann immer schlimmer.

    Ich selbst habe die Nachdenkseiten 2021 endgültig aufgegeben, weil ein Artikel nicht nur Fehlinformationen enthielt, sondern sich selbst klar widersprach. Damit war nicht mehr zu leugnen, dass sie keine alternativen Bildungs- oder Informationsziele verfolgen, sondern rechte Propaganda verbreiten: www.draketo.de/pol...ten-abschiedsbrief

  • Albrecht Müller, der die nachdenkseiten 2003 initiiert hat, war Bürochef und Wahlkampfmanager unter Willi Brandt. Ein Sozi alter Prägung und überzeugter Gewerkschafter. Mit seinen 85 Jahren muss er nicht mehr auf seine journalistische und wirtschaftliche Karriere achten und kann veröffentlichen, was viele Kollegen denken, aber nicht mehr zu publizieren wagen. Ähnlich wie seine Alterskollegen Klinkhammer und Bräutigam, die in ihrer beruflichen Zeit Spitzenpositionen bei den Öffentlich Rechtlichen innehatten. Sie erweitern das eng gewordene Meinungsspektrum und sind daher vielen unbequem. Ihnen Verschwörungstheorien, Querfront oder Russlandhörigkeit zu unterstellen ist schon abenteuerlich.

    • @Thomas Müller:

      Abenteuerlich ist, dass Sie das vollkommen offensichtliche bestreiten.

    • @Thomas Müller:

      "(...) aber nicht mehr zu publizieren wagen. (...)"

      genau das sind doch die Verschwörungstheorien. :-)



      Bis zur Querfront und Russlandhörigkeit ist es dann gar nicht mehr so weit.

      Wer sauber argumentieren kann, findet auch in der seriösen Presse genug Platz für faktenbasierende Amerikakritik.

    • @Thomas Müller:

      Volker Bräutigam und Friedhelm Klinkhammer hatten niemals Spitzenpositionen im ÖRR inne. Bräutigam war von 1975 bis 1985 Nachrichtenredakteur bei der "Tagesschau", später in der Kulturredaktion des NDR tätig. Klinkhammer war ebenfalls normaler Redakteur beim NDR und – wie Bräutigam – einige Jahre lang freigestellter Personalrat. Sie äußern sich zwar seit Jahren über den ÖRR, insbesondere über die "Tagesschau". Ihr Fachwissen ist aber so aktuell und profund wie meines (ich bin im Erstberuf Fernmeldehandwerker) über die Deutsche Telekom und die heutige Fernmeldetechnik, also gleich Null.

  • Es reicht einfach nur das DLF Interview mit Klaus Ernst vom BSW heute morgen zum Thema Ukraine zu hören. Einfach nur widerlich, wirr und voller nicht aufzulösender Widersprüche mit denen ihn der Moderator dankbarerweise nicht hat durchkommen lassen und was bei Ernst zu aufbrausender Aggressivität geführt hat. Es hat mich an ein Interview ebendort mit Bernd Baumann von der AfD zum Thema Bauernprosteste erinnert, der ebenso aggressiv und laut reagiert hat, als er in seinen Widersprüchen bloß gestellt wurde. Diese beiden Parteien sind Brüder im Geiste und Russlandsbüttel die Nachts feucht von einem autoritär geführten Deutschland träumen. Wer nur über einen Restanstand verfügt kann ihnen nicht seine Stimme geben.

  • Und die TAZ bzw. Herr Linden verbreiten das richtige Bild der Wirklichkeit.

  • Unerwähnt hier, dass alle Artikel, welche in den Nachdenkseiten publiziert werden, mit ausführlichen Quellenangaben versehen und damit in hohem Maße transparent sind.

    • @Trabantus:

      Das mit den Links heißt nicht viel wenn man die Deutung geschickt ändert.

      Zum Beispiel in den Hinweisen des Tages vom 27.09.24. 1. Hinweis zu Biden und der Ukraine.

      "Anmerkung Christian Reimann: Der formal noch immer amtierende US-Präsident Biden ist angeblich zu krank, um erneut für das Amt zu kandidieren. Aber nach Deutschland fliegen und zu einem “Treffen der US-geführten Kontaktgruppe zur Unterstützung der von Russland angegriffenen Ukraine” hierzulande – mutmaßlich in Ramstein – einzuladen, ist offensichtlich kein Problem. "

      Biden ist nicht seine Kandidatur zurückgezogen weil er zu krank ist. Das angeblich stammt wenn überhaupt aus dem Trump-Lager, die damit seine jetzige Amtszeit verkürzen wollen, nach dem Motto, wenn er die erneute Kandidatur nicht schafft, kann er dann noch seine Präsidentschaft zu Ende bringen.

    • @Trabantus:

      Quellen kann man sich aussuchen.

      • @Suryo:

        Ach so? Was für eine Binse!

      • @Suryo:

        Aber Sie können die Quellen nachprüfen und dagegen argumentieren, wenn Sie zur Auffasung kommen, dass die Quellen missbraucht werden. Ist natürlich Arbeit...