„Kontrollverlust“ bei der Bahn: Bloß nicht aufgeben

Ein Bericht zeichnet ein katastrophales Bild der Bahn. Ihr einziger Ausweg wäre jetzt: alles auf die Kundenzufriedenheit setzen.

Die Bahn sollte sich endlich für ihre Kunden interessieren, das wär mal ein Anfang Foto: Bernd Wüstneck/dpa

Wie? Die Deutsche Bahn kommt oft zu spät? Kaum zu glauben. Das Schienennetz sei in so schlechtem Zustand, schreibt die Süddeutsche Zeitung, dass die Bahn ihre Fahrpläne regelmäßig über Bord werfen muss. „Fahrpläne werden nicht mehr gerechnet, sondern nur noch geschätzt“, hat ein Mitglied des DB-Aufsichtsrates der SZ demnach gesteckt. Von einem „Kontrollverlust“ bei den Fahrplänen ist die Rede.

Einerseits können Fahrgäste froh sein, dass sich der Staatskonzern seine Probleme endlich halbwegs offen eingesteht. Jahrelang versuchten die Vorstände, die Bahn als erfolgreiches Unternehmen dastehen zu lassen – obwohl die Bilanzen dagegen sprachen. Andererseits schiebt die DB die Zugausfälle und Verspätungen allzu gerne auf die Infrastruktur, als sei sie für die nicht auch selbst verantwortlich. Oder auf die Politik: Lange sei zu wenig Geld in die Bahninfrastruktur geflossen, sagte ein DB-Vorstand der SZ.

Es stimmt natürlich, die Bundesregierungen der letzten Jahrzehnte haben viel zu wenig Geld für die Bahn rausgerückt. Die von der Ampelkoalition versprochenen Summen reichen vorne und hinten nicht. Es stimmt auch, dass die Schieneninfrastruktur marode ist. Zahlreiche Baustellen machen Verspätungen kurzfristig noch wahrscheinlicher. Langfristig ermöglichen sie hoffentlich pünktlicheres Reisen.

Es ist nicht wirklich überraschend, dass sich Fahrpläne ändern, wenn eine Strecke aufwendig saniert werden muss. Grund zur Sorge gibt aber, dass einige führende Bahnkräfte scheinbar vor dem Zustand des Unternehmens kapitulieren und so tun, als sei es unmöglich, sich einen Überblick über die Fahrtzeiten zu verschaffen.

Die DB darf sich keinem „Kontrollverlust“ ergeben. Trotz Baustellen und Unwägbarkeiten müsste sie alles geben, um die Geduld ihrer Kun­d:in­nen zu gewinnen, zum Beispiel mit billigeren Tickets oder Sitzplatzreservierungen. Stattdessen stehen schon wieder höhere Ticketpreise im Raum.

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