Cannabis nun in Cannabis-Clubs: Hash macht Cash
Ab Montag sind Cannabis-Clubs in Deutschland erlaubt. Unser Autor kifft seit Jahrzehnten und ist trotzdem gegen die Legalisierung.
![Blüte einer Cannabispflanze Blüte einer Cannabispflanze](/picture/7088906/624/35672559-1.jpeg)
Blüte einer Cannabispflanze Foto: Erik Irmer
Ab Juli darf Cannabis nicht mehr nur in geringer Menge zu Hause, sondern auch in sogenannten Cannabis Social Clubs legal angebaut werden. Dort sollen sich Kiffer und Plusmacher zu „Anbaugemeinschaften“ zusammenfinden. Als Antiautoritärer, der den Staat für das kälteste aller kalten Ungeheuer hält, ist mir das suspekter, als es die illegalen Kleindealer sind.
Denn das „Anliegen“ dieser Vereine ist „ein verantwortungsvoller Konsum von Cannabis sowie ein zeitgemäßer, wissenschaftlich fundierter und ideologiefreier Jugend- und Verbraucherschutz“. Dazu gehört ein „Suchtpräventionsbeauftragter“, außerdem streben sie „ein IT- und KI-basiertes, permanentes Controlling ähnlich GMP und GDP (GMP = Good Manufacturing Practice, GDP = Good Distribution Practice)“ an. Und natürlich haben diese schrecklich angepasst-durchamerikanisierten Youngster bei der „Schaffung regulierter Märkte“ auch das Wording „ökologisch“, „ökonomisch“ und „nachhaltig“ auf ihrer To-do-Liste.
Man erinnere sich nur, wie schnell die Öko-Überzeugungstäter mit ihren kleinen Bioläden und etwas verschrumpelten Möhren in den Regalen den großen Biosupermärkten wichen, denen vor allem der Umsatz am Herzen liegt. Im Falle der Cannabis-Legalisierung werden es die großen Tabakkonzerne sein, die jetzt schon in Kanada und in den USA den Markt an sich reißen.
Gleichzeitig wurde der Cannabis-Wirkstoff THC, der ursprünglich bei 10 bis 12 Prozent in den Blüten lag, von den professionellen Züchtern, unter anderem in den Niederlanden, immer höher getrieben – bis 18 Prozent und bei genetisch veränderten Pflanzen bis 25 Prozent, was Kiffern auf Dauer durchaus den Geist töten kann.
„Meinst du, wir rauchen zum Vergnügen?!“
In den 60er Jahren hieß es warnend von oben: „Hasch macht lasch“, das jetzige Zeug macht blöd. Vor allem bei den Jungmännern, die der globalisierte Neoliberalismus mit seinen ganzen Unsicherheiten, Zumutungen und Katastrophen kirre macht, wird ein legales Haschangebot dazu führen, sich ständig die Birne vollzudröhnen. Das war schon in meinen Kifferkreisen der Fall, obwohl wir damals noch auf einer Insel der Seligen (im gepamperten Westberlin) lebten. „Some Joints a Day Keep Reality Away.“
Erst mit der Beteiligung an der Studentenbewegung und der Erlangung von Weltwissen wich die THC-induzierte Weltflucht langsam einem anderen Jointgebrauch: nämlich um dem normativen Denken der Stinos (der Stinknormalen) etwas bekifft entgegenzusetzen.
Was dann in der taz so aussah, dass wir morgens erst einmal einen Joint rauchten, um uns derart angeturnt an den Computer zu setzen („Meinst du, wir rauchen zum Vergnügen?!“). Heute wird, wenn überhaupt, erst nach Feierabend geraucht, um „runterzukommen“. Früher hieß es: „Morgens ein Joint und der Tag ist dein Freund“ – nicht um ihn rosig zu färben, sondern um radikal zu denken.
Mit Nietzsche gesprochen: Wenn man verurteilt ist zu Deutschen, hat man Haschisch nötig – aber keins, das staatlich kontrolliert und effizient vermarktet wird.
Leser*innenkommentare
Herma Huhn
Die Bemängelte Verschärfung des Stoffes, also die erhöhte Konzentration von THC ist doch direkte Folge der Prohibition.
Cannabis zu legalisieren hatte doch nicht den erhöhten Konsum zum Ziel, auch wenn das in den Medien teilweise so rüberkam. (Nach diesem Artikel erklärt sich auch, warum)
Das Ziel der Legalisierung war und ist, den Konsum für den Verbraucher sicherer zu machen, weil man festgestellt hat, dass Verbieten nicht funktioniert.
Das war schon beim Ende der Alkohol-Prohibition so, weil kontrollierte Herstellung einfach seltener blind macht. Aber die Cocktail-Rezepte konnte man dann auch nicht mehr aus der Welt schaffen.
Barrio
"Gleichzeitig wurde der Cannabis-Wirkstoff THC, der ursprünglich bei 10 bis 12 Prozent in den Blüten lag, von den professionellen Züchtern, unter anderem in den Niederlanden, immer höher getrieben – bis 18 Prozent und bei genetisch veränderten Pflanzen bis 25 Prozent, was Kiffern auf Dauer durchaus den Geist töten kann."
Warum sollte ein höhere THC-Wert "den Geist töten" können und welche Cannabis-Schauermärchen hat der Autor sonst noch auf Lager?
Lowandorder
@Barrio …oh - ich kenn da noch ganz andere - die da von Schauermärchen faseln! Woll
Barrio
@Lowandorder Sie haben ja anscheinend auch so einige auf Lager.
Jim Hawkins
@Lowandorder "In der Gestalt des Schauerromans wurde in der englischen Literatur am Ende des 18. Jahrhunderts das von der Rationalität der Aufklärung verdrängte Übernatürliche und Unkonventionelle wieder aufgenommen. Dabei wurde der Schrecken zur bewusst geschaffenen ästhetischen Ware, die sich gut verkaufen ließ. Die Erstellung erfolgte vor allem nach Regeln, die sich an Burkes Theorie des Erhabenen und literarischen Modellen wie dem jakobäischen Drama oder der mittelalterlichen Romanze orientierten."
Wo Höge draufsteht, ist Höge drin. Da beisst die Maus keinen Hanffaden ab.
"Illegalize it
Ich bin Marsi, Anti-Legalisierung
Kiffen nur mit Marsimoto-Logo-Tätowierung
Oder willst du, dass jeder x-beliebige Spießer
Am Kiosk eine Weedbox kaufen kann?
Oder, dass deine Mutter dich fragt
Ob sie später mit dir einen rauchen kann, denn sie hat ja nur noch tausend Gramm
Nein, ich schlag' ein härteres Gesetz vor
Sonst rappt dein Schuldirektor: „Puff, puff, pass, yo!“
Der Schaffner in der Deutschen Bahn trägt Rastas"
www.youtube.com/wa...TU0Y&start_radio=1
"Don't bogart that Joint, my friend"
Fritz Lang
"Als Antiautoritärer, der den Staat für das kälteste aller kalten Ungeheuer hält, ist mir das suspekter als es die illegalen Kleindealer sind."
Wie zugeraucht muss Mann sein um die Probleme der demokratie- und gesellschaftszersetzenden Drogenmafia hinter seinem Kleindealer nicht zu erkennen. Wohin denkt Er dass die Milliardengewinne wohl fliessen? In Sozialprojekte?
Lowandorder
Stimmt schonn: Es geht - insbesondere via Jugendliche/Heranwachsende - um die Quadratur des Kreises.
Ansonsten: Die größten Kritiker der Elche - sind sind bis heute selber welche!
unterm—— da capo
Als ich via ArzneimittelR (Alleinzuständigkeit VG Köln) mit der Legalisierung bei Schmerztherapie befasst war. Kamen mir zwei Langzeitstudien (Aussis/Käsköppe) unter die - bei noch nicht getunten! Cannabis für Jugendliche und Heranwachsende zu niederschmetternden Ergebnissen wg Hirnumbau/Pubität kamen!
Darüber gibt es nix zu diskutieren!
That’s fact •
&
Daß die bäuerlichen Opas im 19. Jahrhundert - Hanf war ubiquitär - schmunzelnd ihren Knaster inne Piip schmöckten - ist schlicht ne andere Party! Woll
gyakusou
Ach ja, die harmlosen illegalen Kleindealer.
Mal davon abgesehen, dass in diesem Umfeld auch andere schwere Straftaten überproportional häufig begangen werden - die Kleindealer bauen Cannabispflanzen in den meisten Fällen nicht selbst an. Sondern sie sind Teil der Organisierten Kriminalität, die ganze Länder im Würgegriff hat, für Chaos, Zerstörung und Zehntausende Morde jedes Jahr verantwortlich ist.
Jeder Schritt, den Anbau, Handel und Verkauf von Drogen zu legalisieren, sollte man feiern. Und nicht illegale Kleindealer romantisieren.