piwik no script img

Experte über Strafzölle auf E-Autos„China schenkt Käufern quasi Geld“

Die EU denkt über höhere Zölle auf chinesische E-Autos nach, weil der Staat dort Hersteller subventioniert. Rolf Langhammer erklärt, was das heißt.

Noch nicht so präsent, aber aufstrebend auf dem europäischen Markt: E-Autos des chinesischen Herstellers BYD Foto: Li Jianan/XinHua/dpa
Hannes Koch
Interview von Hannes Koch

taz: Herr Langhammer, sind günstige chinesische E-Autos eine Gefahr für die deutschen und europäischen Autobauer?

IfW
Im Interview: Rolf J. Langhammer

ist Experte für internationalen Handel und arbeitet als Ökonom am Kiel Institut für Weltwirtschaft (Ifw).

Rolf J. Langhammer: Die deutsche Autoindustrie sagt Nein. BMW, Daimler und VW glauben, dass sie die besseren Pkws bauen und der Konkurrenz aus China auf Dauer gewachsen sind.

E-Autos aus China spielen in Deutschland bisher kaum eine Rolle. VW und andere westliche Hersteller beherrschen den hiesigen Markt. Woher kommt dann die Angst vor der Konkurrenz aus Fernost, unter anderem in der Politik?

Eine Ursache liegt im schieren Umfang der Subventionen, die dortige Industrieunternehmen erhalten. So bekam BYD, der größte chinesische Autohersteller, zuletzt über 2 Milliarden Euro pro Jahr. Damit setzt die Regierung in Peking starke Anreize zum Aufbau von Überkapazitäten. Die Produzenten können und müssen bei flauer Nachfrage in China die Preise senken, um die Fahrzeuge auch im Ausland loszuwerden. Und dieser Preisdruck könnte noch steigen. Weil die Anbieter aus China in den USA wenig Chancen haben, ist Europa für sie der einzige große ausländische Massenmarkt für E-Autos.

Die Konkurrenz gefährdet hier Arbeitsplätze, zumal der Elektroantrieb weniger Beschäftigte erfordert als die Fertigung von Verbrennern. Hat der Wettbewerb auch gute Seiten?

Durchaus – für die Konsumenten in Europa bedeuten die Subventionen Pekings einen Vorteil. Der chinesische Staat schenkt hiesigen Autokäufern quasi Geld. Denn sie sparen einige Tausend Euro pro Fahrzeug, wenn die Preise sinken. Diese Mittel fehlen im Übrigen der chinesischen Regierung für sinnvolle Maßnahmen im Inland, zum Beispiel Sozialausgaben für Ärmere. Ein zweiter Aspekt: Wenn mehr günstige E-Autos aus China gekauft werden, sinkt hierzulande der Kohlendioxidausstoß des Verkehrs. Bekanntermaßen haben wir in diesem Bereich bisher ein klimapolitisches Problem. Die Emissionen liegen höher, als sie sein dürften. Im Gebäudebereich ist die Lage ähnlich: Die billigen chinesischen Solarmodule sorgen mit für den starken Ausbau der hiesigen Photovoltaik, wodurch der CO2-Ausstoß auch dort zurückgehen würde.

Nun will die US-Regierung chinesische E-Autos mit einem vervierfachten Strafzoll belegen. Warum?

Importe aus China haben in der Vergangenheit US-amerikanische Industriearbeitsplätze gekostet. Diesen Effekt will man diesmal minimieren. Zudem strebt die US-Regierung grundsätzlich an, den wirtschaftlichen Einfluss Chinas zu begrenzen, um die weltwirtschaftliche Führungsposition der USA möglichst lange zu bewahren. Und Präsident Joe Biden hofft, mit hohen Strafzöllen im Wahlkampf gegen Donald Trump zu punkten. Wobei der ökonomische Effekt faktisch null ist, denn die Zahl der chinesischen E-Autos auf dem US-Markt ist verschwindend gering.

Voraussichtlich am Mittwoch will auch die EU-Kommission über höhere Zölle auf Elektroautos aus China entscheiden, weil ihr die dortigen Subventionen ein Dorn im Auge sind.

Ich halte die Verhängung höherer EU-Zölle gegen chinesische Autohersteller wie BYD für wahrscheinlich. Die EU-Kommission könnte argumentieren, es handele sich um sogenannte Ausgleichszölle, die die Subventionen neutralisieren. Statt heute 10 Prozent könnte die Einfuhrabgabe differenziert nach Herstellern dann bei 15 bis 30 Prozent liegen. Ihre Wirkung würde im Winter überprüft.

Das würde einen Teil des Preisvorteils chinesischer Fahrzeuge zunichte machen. Welche Folgen hätte das?

Zusätzliche Zölle träfen auch einige europäische Hersteller, die in China E-Autos fertigen und Vorprodukte an chinesische Unternehmen verkaufen. So wäre etwa der E-Mini betroffen, weshalb BMW den Zoll ablehnt. Möglicherweise reagiert die Regierung in Peking außerdem mit höheren Abgaben auf den Import von deutschen Oberklasselimousinen. Vorstellbar erscheint auch, dass weitere Branchen ins Visier geraten, etwa die Chemieproduktion von BASF.

Wie sollte man also mit den subventionierten Stromern aus Fernost umgehen?

Die Marktposition der hiesigen Autohersteller und die Konsumentengewinne sprechen gegen Zölle. Andererseits muss die Regierung in Peking verstehen lernen, dass sie die Produktion aus ihren Überkapazitäten nicht einfach in Europa abladen und bei E-Autos die Datenhoheit gewinnen kann. Der Zoll könnte als Drohung und Hebel dienen, um Kompromisse zu erwirken. China braucht den europäischen Markt mindestens genauso wie die hiesige Industrie den Absatz in Fernost.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

37 Kommentare

 / 
  • Als die Amis ihre Produktion aus Überkapazitäten auf den europäischen Markt ablud, nannte sie es Marshall-Plan.. und alle sollen bis heute dankbar dafür sein.

  • Sehen wir es doch mal andersrum. Die Abhängigkeit ist gegenseitig.



    Chinas Wirtschaft lahmt. Die Baublase ist geplatzt, der demografische Mangel samt Männerüberschuss haut rein, gleichzeitig hohe Arbeitslosigkeit in den ländlichen Gebieten. Xi ist auf Industriearbeitsplätze angewiesen, die Alternative wäre die Armee.



    Wollen wir ein wirtschaftlich instabiles China, mit allen Konsequenzen?

    Das von der chin. Regierung zugeschossene Geld fehlt nicht nur für Sozialausgaben, sondern auch für Aufrüstung oder Putin-Hilfen.

    China hat als einzigen nennenswerten Absatzmarkt für E-Autos nur noch Europa? Fein! Da kann man doch sagen, "Lieber Xi, Finger weg von Taiwan, sonst kannst du dir die E-Autos hinschieben, wo es dunkel ist."

    Ein E-Auto made in Germany für 100K kann ich mir nicht leisten. Ein chin. E-Auto für die Hälfte übrigens auch nicht.

  • "So bekam BYD, der größte chinesische Autohersteller, zuletzt über 2 Milliarden Euro pro Jahr. "

    Wenn BYD im 2023 drei Millionen Fahrzeuge produziert hat, ist das nicht wirklich viel (650 Euro pro Fahrzeug).



    Wegen diesem Minibetrag von Wettberwerbsverzerrungen zu sprechen, finde ich total übertrieben.



    Nein, hier gehts um was anderes. Man möchte einfach keine billigen E-Autos für die breite Masse haben.

  • Wie wäre es mit Luxussteuern auf Autos - egal ob aus China oder Deutschland? Je höher der Preis desto höher die Luxussteuer. Auf der anderen Seite gäbe es Boni für den Haushalt 1 Jahr nach Autoabschaffung, Boni für Umrüstungen von Verbrenner auf E-Auto und günstigere Bahn und ÖPNV. Das wäre sozialökologisch.

    • @Uranus:

      " und günstigere Bahn und ÖPNV. Das wäre sozialökologisch."



      Wäre es, wenn es auch dem Land einen brauchbaren ÖPNV gäbe, damit es ohne Auto überhaupt geht. Gibt es aber nicht, somit ist es nicht sozialökologisch.



      Ich vermute mal sie wohnen in einer Großstadt mit suuper ÖPNV.

      • @Rudi Hamm:

        Von mir waren das perspektivische Beschreibungen bzw. Forderungen. Ausbau des ÖPNV kann gerne/sollte auf die Liste dazu. Wollten Sie selbst denn einen brauchbaren ÖPNV bzw. setzen Sie sich dafür ein und wählen auch entsprechende Parteien?



        Ich fahre hauptsächlich Rad - so 22 km am Tag zur Arbeit, manchmal auch mehr. Das könnten und sollten auch mehr Menschen machen bzw. sich für fahrradfreundliche und barriefreie Infrastruktur einsetzen.



        Wohlbemerkt - die Diskussion wird vor dem Hintergrund des Scheiterns des 1,5 Grad Zieles mit zunehmender Klimaerhitzung und vor dem Hintergrund des 6. größten Massenaussterben geführt. Definitiv nicht sozialökologisch sind zerstörte Lebensgrundlagen.

        • @Uranus:

          "Definitiv nicht sozialökologisch sind zerstörte Lebensgrundlagen."



          Stimmt uneingeschränkt!



          "Ich fahre hauptsächlich Rad - so 22 km am Tag zur Arbeit,..."



          Leider ist die schwäbische Alb viel zu steil dafür, selbst mit E-bike. Und hier an den Steigungen zu fahren ist leider sehr gefährlich, weil die Autofahrer immer wieder nicht auf Radfahrer eingestellt sind. Aber ja, in moderat flacheren Gegenden ist das Fahrrad eine sinnvolle Alternative.



          Bei uns müsste einfach der ÖPNV viel, viel besser werden, so ist er leider kaum brauchbar.

          • @Rudi Hamm:

            Okay, wenn es keine Radwege gibt, kann Radfahren durchaus riskant sein, wie auch das Totfahren des Radaktivisten Natenom im Schwarzwald gezeigt hat. Wie ich auch aus Ihrem Kommentar herauslese, geht es da auch um die Veranwortung der Autofahrer*innen, vorausschauend und rücksichtsvoll zu fahren (und frühzeitig im Alter mit dem Autofahren aufzuhören) und um die Kommunen, die nun hoffentlich gefährliche Abschnitte mit Tempolimits (und Überholverboten) versehen können. Fahrradinfrastruktur müsste auf dem Land auch ausgebaut werden, wie auch der ÖPNV.



            An sich denke ich mir, gibt es ja Mountain/Gravelbikes und entsprechende Übersetzungen. Heutzutage gibt es auch E-Moubtainbikes. Mountain/Gravelbikesport ist verbreitet. Da sollte doch was machbar sein.



            An sich schrieb ich von mehr(!) Menschen, die Fahrradfahren könnten/sollten. Die wenigsten in Deutschland wohnen auf Bergspitzen ...

  • Jeden Euro an Steuern werden die Chinesen wieder rein holen, indem sie die Preise für Akkus und seltene Erden einfach anheben. Die Abhängigkeit von China ist viel höher als die von Russland.

  • Mag ja stimmen, dass der chinesische Staat den Käufern quasi Geld schenkt. Ich bin sogar sicher, dass die Strategie bezweckt, letztlich etwaige Konkurrenten durch diesen langfristigen Unterbietungswettbewerb aus dem Feld zu räumen. Solarindustrie lässt grüßen.



    Aber wir erinnern uns doch alle auch noch an Kaufprämien von bis zu 6000€ für E-Autos und "Verschrottungsprämien", oder nicht.



    Ob mir der Handelsexperte aus Kiel auch erklären kann, wo da der grundsätzliche Unterschied liegt, der das eine zum "Erlaubten" macht und das andere zu "böser Markteingriff...."

    • @Monomi:

      Wurden etwas nur deutsche Fahrzeuge subventioniert oder als E-Autos dieser Welt? Klar soweit?

    • @Monomi:

      Die deutschen Subventionen für die Gehhilfen - am liebsten obszön groß und schwer - fallen doch gar nicht ins Gewicht, weil: Deutschland allein kann die Welt nicht retten! Erst sollen mal die Chinesen...

      Jetz subventionieren die Chinesen auch, und das ist auch wieder falsch.

      Übrigens: In China möchte ich nicht abgemalt sein.

  • Ein E Kleinwagen darf in Europa einfach nicht unter 30000€ kosten. So will es die EU Kommission. Gleichzeitig wird der Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel verschlafen.



    Einfache Arbeitnehmer bleibt also nichts übrig, als weiter Verbrenner zu fahren.



    So geht moderne Verkehrspolitik.

    • @TeeTS:

      Die Kommision hat die Schutzzölle nicht FÜR die hochpreisigen deutschen E-Autos eingeführt, sondern GEGEN den massiven Lobbywiderstand aus deutscher Politik und Wirtschaft. Eingeführt wird der Zoll aufgrund der Forderungen aus Frankreich und Spanien und -vielleicht- Italien. Denn dort werden Modelle unter 30k€ produziert.



      Es könnte auch sein, dass Proteste der deutschen Autoindustrie auch nur eine Bühnenshow sind, die öffentlich aufgeführt wird - damit man in China argumentieren kann: wir können nix dafür, wir waren dagegen...Nur werden die Chinesen noch genug Informanten in Brüssel haben, um beurteilen zu können, ob das geflunkert ist...

  • (1) In Deutschland werden die deutschen Automobilhersteller weitaus höher subventioniert als irgendwo sonst auf der Welt: die meisten (bis fast alle) PKW von Audi, BMW und Mercedes werden hier als Dienstwagen eingesetzt. Sobald diese Strom für‘s Fahren laden können, erhalten die Fahrer:innen eine 50-75% (!) Subvention des Brutto-Listpreises des Wagens über die Einkommensteuer. Und KFZ-Steuern müssen auch nicht gezahlt werden. Da sind die 1.250 € (2 Mrd. € / 1,6 Mio PKW) an BYD in 2023 ein Witz. Aber das verschweigen VW, Audi, BMW und Mercedes lieber.

    (2) Mögliche höhere Zölle werden für die EU beschlossen. Die Argumente des „Experten“ gegen die Zölle aber gelten nur für Deutschland, nicht für Frankreich, Italien oder gar Ungarn (wo BYD ein Werk baut). Und Deutschland hat sich zuletzt gerade was PKW angeht mehrfach unbeliebt gemacht in der EU (FDP).

  • Ist doch ok wenn China die Verkehrswende in Europa subventioniert. Es muss geschaut werden, die Abhängigkeit zu minimieren. Dh



    die hiesige Produktion sollte dynamisch auf Marktveränderungen reagieren können. Wenn der Chinesischen Regierung die Luft bei den Subventionen aus geht übernimmt die hiesige effizient vorbereitete Industie an der Stelle.



    Etwas simple gedacht, ich weiß...

    • @llorenzo:

      "der chinesischen Regierung die Luft bei den Subventionen ausgeht..."



      Träumen Sie weiter... das ist die größte Volkswirtschaft der Welt unter EINEM zentralen Parteikommando. Die muss in keiner Weise auf irgend eine öffentliche Reaktion Rücksicht nehmen - da geht keine Luft aus...

  • Als Ökonom sollte Herr Langhammer wissen, dass Marktakteure, egal ob Staaten, Unternehmen oder Privatpersonen, eigene Vorteile immer als Marktmacht zu eigenem Nutzen ausspielen. Das ist einfach die Wirklichkeit der 'freien Marktwirtschaft' jenseits der an unrealistischen Annahmen reichen Wirtschaftstheorie von unsichtbaren Händen, die alles zum Wohlstand der Nationen regeln. Solange betriebsblinde ÖkonomInnen sagen, wie es zu gehen hat, ihnen hörige PoltikerInnen sagen, wo es entsprechend lang geht und ganze Gesellschaften ihnen bereitwillig folgen, wird sich nicht viel ändern. Der ewige Wettbewerb wird immer wieder und immer mehr zu Ungleichheiten, zu Konflikten und zu Kriegen führen und en passant die natürliche Umwelt vernichten.

  • Weiß nicht wie stark die europäischen Staaten insbesondere D ihre Autoindustrie subventioniert.



    Das wird vermutlich auch garnicht rauszufinden sein.



    Aber es dürfte wohl auch in die Mrd gehen ...

  • "Andererseits muss die Regierung in Peking verstehen lernen, dass sie die Produktion aus ihren Überkapazitäten nicht einfach in Europa abladen ... kann."

    Sie muss also verstehen, dass sie ein gängiges westliches Modell nicht kopieren darf?

  • „Die Konkurrenz gefährdet hier Arbeitsplätze, zumal der Elektroantrieb weniger Beschäftigte erfordert als die Fertigung von Verbrennern. Hat der Wettbewerb auch gute Seiten?“ Weshalb soll es schlecht sein, wenn weniger Menschen für sowas Kontraproduktives wie Automobilbau vergeudet werden insbesondere in Zeiten wo Arbeitskräfte in sinnvollen Bereichen fehlen?

    • @guzman:

      Weil das Geld für Importe von Waren und Dienstleistungen (nicht zuletzt all die US-Internetdienste....) mit Exporten in Fremdwährungen verdient werden muss, um wenigstens ansatzweise eine ausgeglichene Handelsbilanz zu haben: mit Pflegejobs ist da nix zu reißen...so dringend die auch sein mögen...

      • @Monomi:

        "ansatzweise ausgeglichen" lol

        Deutschland hat einen massiven Exportüberschuss, weniger Autobauerinnen und mehr Pflegerinnen wäre unter dem Gesichtspunkt also die korrekte Entwicklung.

  • Wie wär's denn mit dem Ansatz, die Zölle von Länge, Breite, Höhe und Gewicht der Fahrzeuge abhängig zu machen? Das wäre zumindest ein Anreiz, kleiner Autos zu importieren anstatt immer größere. Das würde dann dem BMW E-Mini entgegen kommen.



    Ansonsten steht ja alles wichtige im letzten Absatz.

    Und immer wieder mein Hinweis: eine Antriebswende ist noch lange keine Verkehrswende.

  • China hat sich eben für eine konsequente Antriebswende entschieden. Europa muss das eigentlich auch, oder, noch besser, eine richtige Verkehrswende einleiten. Stattdessen kriegen wir Schutzzölle, damit die heimische Industrie weiter schlafen kann... es ist frustrierend.

    • @Wonko the Sane:

      Ja aber wenn es so viele E Autos auf den Strassen gibt.... dann muss auch die Infrastruktur ausgebaut werden...

      Und da dann wird auch noch ein rund 33/40 Milliarden grosses Loch in den Haushalt gerissen, weil der Staat keine Energiesteuer mehr kassiert.

      Und der Strom muss viel billiger werden in Deutschland.



      Aktuell zahlen E Auto Besitzerinnen, die auf oeffentliche Ladestationen angewiesen sind mehr als Verbrenner.

      2,14 Ero im Durschnitt fuer langsames Laden (ueber Nacht oder bei sehr langen Einkaeufen)... pro Liter Diesel oder Benzin Equivalent.

      Und ganze 2,63 Euro fuer schnelles Laden

      E Autos lohnen sich in Deutschland eigentlich nur in Kombination mit einer eigenen Solaranlage... aber eigentlich auch nur wenn die Inhaberin nur in der Nachtschicht arbeitet oder garnicht mit dem Auto zur Arbeit muss. Und natuerlich auch fuer Menschen die kostenguenstig bei der Arbeit laden koennen.

      Das ist aber einfach nicht die Mehrheit der PKW Inhaberinnen

      Es gibt noch soo viele Baustellen...

      • @sociajizzm:

        Spassig wirds wenn wir denn die ganze Fahrerei auf Elektrisch umgestellt haben und uns eine etwas weiter denkende chinesische planwirtschafts-KP den Zugang zu Solarmodulen und-oder den dafür notwendigen Rohstoffen abschneidet. Und gleichzeitig den Export aller Kopfschmerztabletten blockiert, die unsere Manager und PolitikerInnen dann in Großpackungen verbrauchen werden...

      • @sociajizzm:

        Aktuell zahlen E Auto Besitzerinnen, die auf oeffentliche Ladestationen angewiesen sind mehr als Verbrenner.

        Nein, tun sie nicht.

    • @Wonko the Sane:

      Ein großer Teil des Börsenwerts der heimischen Automotive-Industrie (Hersteller wie Zulieferer) hängt an ihrem Know-How rund um den Verbrenner-Antriebsstrang: Verbrennungsmotoren, Ventile, Filter, Getriebe, Schmierung... alles Dinge, die bei E-Autos überflüssig sind. D.h. das Know-How (die Maschinen, Anlagen, Mitarbeiter...) wird irgendwann obsolet und nichts mehr wert sein… und eine brutale Wertkorrektur der Automotive-Aktien in den Portfolios von zigtausenden Anlegern (privaten wie institutionellen) wird unausweichlich. Können Sie sich vorstellen, was das bedeutet?

      Der Schlaf ist m.E. ein hektisches unterm-Radar-neu-Aufstellen um irgendwie auch in der Post-Verbrenner-Zeit noch ein werthaltiges Anlageobjekt zu sein. Und um überflüssige Mitarbeiter sozialverträglich loszuwerden.

      • @B. Iotox:

        Börsenwert ist nicht an bestimmte Technologien gekoppelt, sondern an Zukunftserwartungen. Wenn deutsche Hersteller sehr gute Angebote bei Elektroautos hätten und alle sich einig wären, dass Elektroautos in Zukunft die breite Masse auf den Straßen ausmachen, dann würde sich niemand an der Börse für die Abwertung der Dieseltechnik interessieren.

        Das ist also nicht nur eine unternehmerisches Problem, sondern auch ein industriepolitisches. Leider erleben wir gerade, dass keine klaren Zukunftserwartungen ermöglicht werden. Vielleicht kann man in 20 Jahren noch leistungsstarke Diesel-PKW profitabel verkaufen, vielleicht sind sie dann verboten. Vielleicht hätte BMW schon gestern ganz auf Elektro setzen müssen, um technologisch nicht den Anschluss zu verlieren, vielleicht sollten sie aber auch ganz beim Verbrenner bleiben, weil die Politik sich jetzt doch nicht mehr für das Klima interessiert. Solche Unsicherheit ist Gift für Investitionen (und Börsenkurse). Die deutschen Hersteller wissen ja aktuell nicht einmal mehr, ob es eine Post-Verbrenner-Zeit in der EU überhaupt geben wird. Von daher können sie sich gar nicht hektisch neu aufstellen, jedenfalls nicht gezielt.

    • @Wonko the Sane:

      Richtig. Die deutsche Autoindustrie exportiert ihre Autos weltweit. Wenn wir unseren Heimatmarkt abschotten, werden wir anderswo trotzdem nicht wettbewerbsfähiger, z.B. in China nicht, dem größten und auch für deutsche Hersteller wie VW wichtigstem Auto-Absatzmarkt der Welt.

      Die Menschen glauben immer, dass China so überaus exportabhängig ist. Aber das stimmt nicht. China hat mit seinen 1,4 Mrd. Menschen einen gigantischen Binnenmarkt und je nach Jahr gegen nur 17-20% der chinesischen Wirtschaftsleistung in den Export. Dagegen gehen je nach Jahr 45-50% der deutschen Wirtschaftsleistung in den Export. Kein hoch entwickeltes Land ist so abhängig vom Außenhandel wie Deutschland (Sondereffekte wie bei den Niederlanden mal ausgenommen). Kein Land wird beim Zurückfahren des globalen Handels so sehr verlieren wie Deutschland. Mit einer Politik der Zölle und der Abschottung ist das deutsche Wirtschaftsmodell am Ende.

    • @Wonko the Sane:

      Ja, da gebe ich Ihnen Recht. Und dank des Erfolgs der Rechtspopulisten werden Verbrenner jetzt wieder geduldet, dass heißt, das der Markt für E-Autos sowieso einbrechen wird und dann ist das Thema eh egal.

  • Aber wenn wir doch massiv mehr E Autos brauchen und diese fuer jede Autobesitzerin moeglichst schnell bezahlbar werden muessen... damit nur noch Spinner*innen einen Verbrenner kaufen... sind die Subventionen und die sog Ueberproduktion doch ein absoluter Segen.

    Die EU muss halt ebenso mit staerkeren Subvetionen antworten.

    Die USA und China investieren doch massiv in EE,Speicher, usw.

    Ist die EU auf einem anderen Planeten? Ist der Klimawandel oder Zukunfsttechnologien in der EU kein Thema?

  • Durch Auslassung von Fakten erzählt der Herr Langhammer eine einseitig eingefärbte Geschichte. BYD hat letztes Jahr rund 85 Mrd. USD Umsatz gemacht. Der operative Gewinn lag bei 5,4 Mrd. USD, der Nettogewinn nach Steuern bei 4,2 Mrd. Euro. Das bedeutet: auch ohne die Subventionen, die Langhammer auf 2 Mrd. Euro beziffert, wäre BYD profitabel. Die Subventionen sind nicht entscheidend für die Stärke von BYD.

    Und wenn die Autohersteller gar nicht durch Zölle vor chinesischen Autos geschützt werden wollen, warum sollen sie dann gegen ihren Willen "Schutz" bekommen?

    Wir führen die gleiche dumme Diskussion bei PV-Paneln. Jahrzehntelang sind Milliarden aus der deutschen EEG-Förderung nach China abgeflossen und haben dort die Entstehung einer gigantischen PV-Industrie mitfinanziert. Jetzt hat sich der Geldstrom umgekehrt. Durch teils unter Herstellungspreis verkaufte PV-Panel fließt chinesisches Geld zu uns. China subventioniert effektiv unsere Energiewende, beschleunigt diese und macht regenerativen Strom billiger. Das wollen wir unbedingt abwürgen? Warum? Und nein, anders als bei russischem Gas droht uns bei PV-Paneln keine strategische Abhängigkeit.

    • @GuidoH:

      Danke, praktisch alles, was ich hier schreiben wollte, haben Sie schon besser gesagt. Nur eines noch. Während die chinesische Subvention als Nettoeinnahme von außen über die Grenze fließt, war die deutsche Elektroautosubvention, der Hauptgrund für die hohen Preise hier im Land, eine Umverteilung von unten nach oben und vor allem auch eine Klientelpolitik, die Steuergelder der Mehrheit gezielt zu den Grünwählern verschiebt.

      • @Axel Berger:

        > deutsche Elektroautosubvention



        > Klientelpolitik, die Steuergelder der Mehrheit gezielt zu den Grünwählern verschiebt

        Verstehe ich Sie richtig: Merkel hat "Steuergelder der Mehrheit gezielt zu den Grünwählern" verschoben? Da sind Sie aber was ganz Großem auf der Sput...

  • Gutes Interview. Danke.