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Islamismus-Vorwurf im FußballRechte Fingerzeige

Antonio Rüdiger hat zum Ramadan ein Gebetsfoto veröffentlicht. Jetzt wird gegen den Nationalspieler gehetzt, er sei ein Anhänger islamistischen Terrors.

Hamburg 2021: Antonio Rüdiger betet vor einem Länderspiel gegen Rumänien, Deutschland gewann 2:1 Foto: Schüler/Imago

Antonio Rüdiger ist eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens. Nun wurde der deutsche Fußballnationalspieler in die Nähe der Terrororganisation „Islamischer Staat“ gerückt, und er wehrt sich juristisch. Bei der Staatsanwaltschaft Berlin erstattete der 31-jährige Berliner, der bei Real Madrid spielt, Anzeige: „Wegen Beleidigung bzw. Verleumdung, verhetzender Beleidigung sowie Volksverhetzung“. Auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wurde aktiv und meldete den Vorfall bei der Zentralstelle für Bekämpfung der Internetkriminalität.

Darum geht es: Der frühere Chefredakteur der Bild-Zeitung, Julian Reichelt, und das von ihm betriebene äußerst rechte Newsportal Nius hatten am vergangenen Samstag behauptet, Rüdiger zeige bei Instagram den „Islamisten-Gruß, den spätestens seit dem Grauen der ISIS-Terroristen die ganze Welt kennt“. Die Behauptung bezog sich auf ein zu diesem Zeitpunkt bereits zwölf Tage altes Foto, das den bekennenden Muslim Rüdiger auf einem Gebetsteppich zeigt, einen Zeigefinger nach oben gerichtet.

Reichelts X-Tweet und Nius’ Artikel erschienen nur kurz nach dem mutmaßlich islamistischen Anschlag in Russland auf ein Rockkonzert. Der Bezug, den Rüdiger jedoch gewählt hatte, war der Beginn des Fastenmonats Ramadan. Der Fußballprofi hatte dort auf Englisch geschrieben: „Einen gesegneten Ramadan allen Muslimen in der ganzen Welt. Möge der Allmächtige unser Fasten und unsere Gebete annehmen.“ Entsprechend fielen beispielsweise auf Face­book die über 25.000 Kommentare auf Rüdigers Post aus. Fast ausschließlich wünschten die User sich „Ramadan Mubarak“, einen gesegneten Fastenmonat. Irgendein extremistischer oder gar terroristischer Bezug lässt sich nicht finden.

Auf die zwei Strafanzeigen reagierte Julian Reichelt nun auf X mit der Behauptung, Rüdiger und der DFB bedienten sich „Einschüchterungsmethoden“. Mit dem Gruß, den Rüdiger gezeigt habe, feierten „Terroristen auf der ganzen Welt ihre Morde“. Er, Reichelt, werde sich „niemals verbieten lassen, das zu sagen“.

Muslime und Islamexperten hingegen – auch solche, die gerne für Medien wie Nius als Stichwortgeber für antimuslimische Berichterstattung zu Wort kommen – führen aus, dass Rüdigers Geste nichts mit Terrorismus zu tun hat. Der Psychologe Ahmad Mansour etwa schreibt auf Facebook: „Das Wichtigste zuerst: Die Geste ist religiös, nicht extremistisch; sie symbolisiert den Tauhid, also den Glauben an den einen Gott und damit den Monotheismus.“

„Solidarität mit Antonio Rüdiger“

Der Publizist Hamed Abdel-Samad äußerte auf X gar: „Antonio Rüdiger hat meine Solidarität.“ Abdel-Samad spricht von Hetze gegen den Nationalspieler, „während man die wahren Islamisten im Lande in Ruhe lässt und sogar politisch hofiert“.

Doch Reichelt und seine Plattform finden auch Unterstützer für ihren Versuch, Rüdiger eine sympathisierende Nähe zu islamistischem Terror zu unterstellen. Die AfD-Politikerin Beatrix von Storch forderte: „Der Mann hat in unserer Nationalmannschaft nichts verloren.“

Nius fährt auch CDU- und CSU-Politiker auf, die sich gegen Rüdiger und das öffentliche Zeigen eines muslimischen Zeichens positionieren. Der CDU-Politiker Ali Ertan Toprak sagt dort, Rüdiger könne nicht „so weltfremd“ sein, als dass er nicht wüsste, dass dies ein Zeichen für den Machtanspruch des IS sei.

Und die Vizevorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Andrea Lindholz (CSU), beklagte, Rüdiger solle lieber „das Thema Integration in unserem Land“ nach vorne bringen. Rüdiger wurde 1993 in Berlin-Neukölln geboren, seine Mutter stammt aus Sierra Leone, sein Vater aus Deutschland.

Nius behauptet auch: „Der Verfassungsschutz warnt vor dem ausgestreckten Zeigefinger“, bringt als Belege jedoch nur Zitate aus älteren Broschüren über Salafismus, in denen erwähnt wird, dass auch Islamisten diesen Gruß verwenden und dass er „von den Medien als ‚IS-Finger‘ betitelt“ wird.

Das für den Verfassungsschutz zuständige Innenministerium teilte der Bild-Zeitung mit, der sogenannte Tauhid-Finger sei „als Glaubensbekenntnis zu verstehen und insofern mit Blick auf die öffentliche Sicherheit als unproblematisch einzuordnen“. Dass der IS und andere islamistische Gruppen das Symbol nutzten, ändere daran nichts.

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52 Kommentare

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  • Ja das ist schlimm, diese Engführung von den Rechten wie Reichelt und eben auch den Islamisten: "es gibt nur den einen Islam: Terror = alle".



    So wird politische Kultur verengt und es wird dringend sich zu wehren.



    Antonio Rüdiger ist in einer miesen Lage. Kontext allein aus dem z.B. hier Beschriebenen ("Ramadan Mubarak").



    Diese Polarisierer treiben das so weiter, bis sich jeder rechtfertigen muss, eine bestimmte Hautfarbe zu haben. Das muss aufhören.

  • "Und die Vizevorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Andrea Lindholz (CSU), beklagte, Rüdiger solle lieber „das Thema Integration in unserem Land“ nach vorne bringen."- Ich wußte gar nicht das Integration jetzt Sache von Fußballspielern ist. Was hat denn die CDU/ CSU in Sachen Integration in 16 Jahren Amtszeit geschafft?... Nicht viel bis gar nichts? Also als Politiker völlig versagen und dann die Verantwortung auf Fußballspieler abwälzen.



    Ich finde auch die ganze Diskussion ob er als Person des öffentlichen Lebens, Glaubensbekenntnisse für sich behalten soll fragwürdig. Es gibt so viel Personen des öffentlichen Lebens, die ein Kreuz tragen oder sogar tätowiert haben und sich bekreuzigen, die anderen eine gesegnete, schöne Zeit zu christlichen Feiertagen wünschen. Regt sich da jemand auf?



    Nur weil es Extremisten in zumindest den drei großen Weltreligionen gibt, die Religion für ihre Zwecke missbrauchen (was schon immer so gewesen ist), muss man nicht jedem Anhänger der Religion Extremismus vorwerfen wenn er völlig normale religiöse Zeichen macht.

  • Hetze und antimuslimischer Hass ist völlig unangebracht . Religion und ihre Ausübung sollte aber eine Privatangelegenheit sein und keine Instagram-Story. Antonio Rüdiger als Medienprofi mußte sich doch über die Hysterie, die von den "sozialen" Netzwerken befeuert wird, klar gewesen sein.

    • @Barthelmes Peter:

      Konservativer Islam heißt nicht automatisch politischer Islam. So doll sind die Expertisen von den beiden dann wohl doch nicht.

  • Es war häufig genug zu sehen, dass Spieler vor dem Betreten des Spielfelds sich bekreuzigen, dabei durchaus Ratschlägen des Paulus sinngemäß folgend. Aber auch da hätte man an die Kreuzzüge erinnern können ;-)

    • @Janix:

      Diese Gewaltexzesse geschahen aber vor etwa 1000 Jahren und nicht in den letzten Monaten.

  • Einen Gott gibt es laut demjenigen, das sagt der Zeigefinger an.



    Genau wie diesen Satz lässt sich auch die Geste verschieden einsetzen.



    Und wenn wir wie sonst auch erst mal _positive Unterstellung betreiben?

  • Trotz der korrekten Einordnung des Vorgangs im Artikel ist es verleumderisch, Ahmad Mansour und Hamed Abdel-Samad als "Stichwortgeber für anti-islamische Berichterstattung" zu etikettieren, nur weil sie gelegentlich auf Sachverhalte hinweisen, bei denen die Gesellschaft der Bundesrepublik dem konservativen, politischen Islam naiv und hilflos gegenüber steht.

    • @JohnReed:

      Ich hingegen würde einiges Geld darauf wetten, dass die beiden genannten unter den top 10 der am rechten Rand am häufigsten zitierten der Kategorie "sehr ihr, das sagen die Muslime sogar selbst" sind. Samad ist am rechten Rand so beliebt, dass er auf Einladung der AfD schon Vorträge gehalten hat. Entsprechen beschreibt der Term "Stichwortgeber für anti-islamische Berichterstattung" ziemlich exakt das, was die beiden in diesem Kontext sind

    • @JohnReed:

      Es gab mal Zeiten, da wurde inhaltlich diskutiert und nicht nach dem Motto, wer was gesagt hat.

    • @JohnReed:

      Danke. Ich schließe mich Ihren Ausführungen an.

    • @JohnReed:

      Danke der Satz ist mir beim erstmaligen Lesen komplett entfallen. Ihrer Kritik in Bezug auf die Etikettierung kann ich mich nur anschließen.

  • Nuja, dass der rechte Rand nicht zwischen Islam und Islamismus unterscheiden kann, entspricht den intellektuellen Fähigkeiten dieser Leute. Dass der rechte Rand jede Gelegenheit für Hetze nutzt, entspricht den charakterlichen Eigenschaften dieser Leute. Und dass bei so einer Gelegenheit die Dame, die vor ein paar Jahren Frauen und Kinder an der Grenze abknallen lassen wollte, und anschließend behauptete, ihr sei die Maus ausgerutscht, ihre aktuellen geistigen Ergüsse zum Besten gibt, konnte man erwarten.



    Jede(r) so, wie er/sie kann, gell?

  • Den Zeigefinger kann man auf fb unter anderen bei Beatrix von Storch, Markus Söder, Donald Trump und einem Fahrradprofi sehen.



    Hoffentlich bekommt der unsägliche Julian Reichelt ein ordentliches Urteil.

  • @ALEXX

    Und dennoch: ich werde mit Kritik deutlich zurückhaltender sein, wenn es um einen mir nicht sehr vertrauten kulturellen Kontext geht.

    Im vorliegenden Fall: es ist etwas ganz anderes, wenn Frau Ateş die Geste kritisiert, oder ich das tue (natürlich lese ich ihre Kritik aufmerksam).

    Und noch einmal etwas ganz anderes, wenn Reichelt das aus politischem Kalkül und mit Absicht der Hetze ausschlachtet.

    • @tomás zerolo:

      da gebe ich Ihnen Recht! Bei Jemanden wie Reichelt gehört es zum Geschäft, bestimmte Themen möglichst reißerisch und skandalierend und oft hetzerisch auszuschlachten. Umso wichtiger fände ich es, dass etablierte, reichweitenstarke Medien wie z.B. der Spiegel dann aber auch Themen, die wirklich skandalös und besprechenswert sind (rede jetzt nicht von Rüdiger's Fingerzeig) entsprechend behandeln und nicht permanent kleinreden, verharmlosen teils ignorieren. Dann stehen die Reichelts dieser Welt dankbar bereit, um solche Themen entsprechend zu beackern. Mir ist es ein Rätsel, weshalb große Teile der Politik und große Teil der Medien viele Themen einfach so mir nix Dir nix der AFD und Journalisten wie Reichelt quasi kampflos überlassen und das seit Jahren.

  • Ähnlich wie bei Mesut Özil handelt es sich um Symbole der Solidarität mit religiös-konservativen Weltanschauungen - also rechte Identitätspolitik. Der politische Islam steht im politischen Spektrum deutlich rechts der CDU.

    Das macht die reflexartige Kritik mit latent fremdenfeindlichem Unterton rechter Deutscher nicht richtiger oder besser.

    Trotzdem sollte man sich von links mit Solidarität und Parteinahme für solche Leute eher zurückhalten. Hier streiten Rechte untereinander...

    • @Chris McZott:

      Schwachsinn was sie da reininterpretieren. Ich bin Regelmäßig in Westafrika und habe die Geste schon oft gesehen. Einige meiner besten Freunde sind afrikanische Moslems. Dann ist der ausgestreckte Zeigefinger bei Christen, rechts kolonial, islamfeindlich oder rassistisch?

  • 4G
    48798 (Profil gelöscht)

    Einige der hier als religiöse Wächter auftretenden Foristen sind möglicherweise Deutsche mit christlichem Hintergrund.



    Sie kennen sich wahrscheinlich nicht mit den Gebräuchen ihrer muslimischen Mitbürger aus.



    Sie maßen sich aber unglaublicherweise trotzdem an, Muslimen hier Vorschriften machen zu können, wie diese ideologiefrei zu beten haben.

    Was würde wohl passieren, wenn die christliche Gebetsriten auf die gleiche übergriffige Weise von Muslimen angegriffen würde?

    Es ist an der Zeit, das Deutschland hier mal eine eindeutiges Bekenntnis zu seinen vielen Millionen muslimischen MitbürgerInnen ablegt.



    Und sich hier klar von rechten Hetzern abgrenzt.



    So wie es im Gegenzug regelmäßig von Vertretern der muslimischen Gemeinden verlangt wird.

    • @48798 (Profil gelöscht):

      Ich wäre eher dafür, dass sich unser Staat in Laizismus übt und eher darauf achtet, dass jegliche Religionsausübung nicht übergriffig erfolgt das auch keine unserem Grundgesetz zu wider laufenden Dinge verbreitet werden.



      Da fällt mir die Selbstüberhöhung und Herabsetzung nicht- und andersgläubiger ein, in der sich ja viele Muslime und Christen einig zu sein scheinen, ob sie sie nun "Ungläubige" oder "Heiden" nennen, ebenso, wie sich ja in ihrer Richtung Sunniten und Shiiten, sowie Katholiken und Protestanten jeweils für die besseren Gläubigen halten und dem Rest der Menschheit damit auf den Zeiger gehen.



      Betet und nervt bei euch zuhause oder in euren Gotteshäusern und erwartet keine Sonderbehandlung aufgrund eures privaten Glaubens.

  • Deutschland zeigt sich wieder mal von seiner sympathischen Seite. Erinnert sehr an das, was mit Mesut Özil vor der WM gemacht wurde. Das Problem, das diese Menschen mit Rüdiger haben, ist nicht das Foto, sondern seine Hautfarbe und Religion. Das Foto ist nur die perfekte Gelegenheit, den eigenen Rassismus offen zeigen und verbreiten zu können.

  • Wenn ich Symbole zeige bzw. mich wie Rüdiger mit ihnen öffentlich ganz bewusst inszeniere, muss ich mir deren Kontext bewusst sein bzw. man kann von mir erwarten, dass ich mir des Kontext des jeweiligen Symbols bewusst bin und dementsprechend ist es nicht nur legitim, sondern auch angebracht mich bei meiner Iszenierung entsprechend zu beurteilen und zu kritisieren und wenn notwendig auch zu verurteilen. Angenommen das Zeigen des Swastika wäre in Deutschland nicht verfassungsfeindlich und das Zeigen also erlaubt, so kann man dennoch von mir erwarten, dass ich den deutschen Kontext dieses Symbols kenne und daher darf man mir dann auch vorwerfen, dass ich mit meiner öffentlichen Inszenierung ganz bewusst eine (politische) Botschaft senden will. Mich dann herauszureden, ich würde dieses Symbol ja gar nicht so meinen, wie es von der Mehrheit der Menschen mit bestimmter Gesinnung verwendet wird, ist einfach billig. Und selbst wenn ich persönlich das Swastika tatsächlich wirklich nur als religiöse Glücksbringersymbol verstehe - so darf man mir dennoch mit Fug & Recht was Anderes unterstellen, da bin ich dann selbst schuld dran.

    • @Alexx:

      Triggerwarnung: whataboutism

      Das Kreuz, mit denen sich damals die Kreuzritter identifiziert haben, hängt hierzulande überall. Was halten sie davon?

      Jetzt mal zur Sachen. Menschen die diese Geste wir auch den Gruß "allah u'akbar" als Symbol des Terrorismus erkennen wollen, die sind wirklich weltfremd und sollten sich bitte mehr mit deren Kultur befassen.



      Hierzulange wird auch "grüß Gott" gesagt.

      "Der CDU-Politiker Ali Ertan Toprak sagt dort, Rüdiger könne nicht „so weltfremd“ sein, als dass er nicht wüsste, dass dies ein Zeichen für den Machtanspruch des IS sei."



      Sehr weltfremd, dieser Ali Ertan Toprak.

    • @Alexx:

      Nun ist an einem Mißverständnis manchmal auch die Mißverstehende schuld - insbesondere in diesem Fall: Reichelt ist immerhin Journalist - es gehört also durchaus zu seinen Aufgaben, vor dem Twittern auch zu recherchieren. Um bei ihrem Vergleich zu bleiben: würde er eine Swastika im hinduistischen Kontext sehen, würde man auch erwarten, dass er sich über deren Bedeutung in diesem Kontext kundig macht, statt wilde Anschuldigungen zu verbreiten. Schuld ist hier also nur einer - und zwar nicht Antonio Rüdiger.

      • @O.F.:

        "[...]Reichelt ist immerhin Journalist[...]"

        Reichelt war praktisch sein gesamtes berufliches Leben bei der Bild-"Zeitung" tätig. Das hat mit Journalismus - jedenfalls mit seriösem Journalismus - IMHO wenig bis gar nichts zu tun.

        • @Kaboom:

          Sie haben natürlich Recht: journalistische Standards (oder auch nur elementarer Anstand) waren der Bild schon immer fremd - nur entschuldigt das Reichelt nicht. Niemand hat ihn dazu gezwungen, sich diesem Geschäftsmodell zu verschreiben.

  • Gewohnt klar und deutlich positioniert sich die Berliner Imamin und Frauenrechtlerin Seyran Ates in der Debatte um den Fußballnationalspieler Antonio Rüdiger. Bei dem umstrittenen Bild, das der Fußballprofi auf der Plattform Instagram gepostet hatte, handele es sich nicht um eine harmlose religiöse Geste, sondern um eine bewusste Inszenierung. „Das ist keine religiöse Geste, sondern Politik“, sagte sie der Berliner Zeitung.

    Das Foto, um das seit einigen Tagen öffentlich gestritten wird, zeigt Antonio Rüdiger im weißen, arabischen Gewand auf einem Gebetsteppich kniend. Den Blick direkt in die Kamera gerichtet, hält Rüdiger den Arm leicht erhoben und den Zeigefinger gestreckt.

    Seyran Ates hält diese Kombination aus Teppich, Kleidung und Geste für die Inszenierung einer bedenklichen Botschaft. „In dieser Art und Weise ist das niemals Bestandteil eines religiösen Gebets. Es ist nicht Teil eines Gebetsablaufs. Es kommt auch nicht im Koran oder in den Haditen vor“, sagt sie. Wer behaupte, das sei eine harmlose religiöse Geste, verbreite Lügen.

    Offenbar habe sich Antonio Rüdiger auf eine sehr bestimmte Art und Weise präsentieren wollen, so Ates. Im Internet werde das Foto von islamistischer Seite regelrecht gefeiert. Seinen Fans verschaffe Rüdiger auf diese Weise das Selbstbewusstsein, sich in ähnlicher Weise zu zeigen. Denn der Fußballprofi habe eine Vorbildfunktion.

    • @Alexx:

      Auch für den Fall, dass Frau Ates mit ihren Behauptungen recht hätte, man kann in Gesten und Symboliken alles mögliche hineininterpretieren, sie je nach ideologischer oder religiöser Ausrichtung deuten. Das sagt noch nichts darüber aus, ob wie in diesem Fall eine Botschaft dahintersteckt. Rüdiger hat nicht nur ein klares Statement dazu abgeben, sondern auch Anzeige erstattet. Das ist für mich wesentlich aussagekräftiger als die Hetze von Reichelt, von Storch & Co.

      Und was das Foto betrifft, es wirkt inszeniert, aber da muss man auch nicht zwangsläufig etwas hineininterpretieren. Das ist Rüdigers Privatsache. Und wie bei allem, was man in die Öffentlichkeit trägt, muss man auch mit Kritik rechnen. Das gehört dazu. Nicht dazu gehören aber Hetze, Verleumdung oder Diskriminierung.

    • @Alexx:

      Auch wenn das Bild auf eine eher konservative Auslegung des Korans schließen lässt, macht das Rüdiger noch lange nicht zum IS Sympathisanten. Hier geht es um billigen Rassismus und Islamhass.

    • @Alexx:

      Danke, für die Infos in Ihrem Kommentar.



      Frau Ates kann das sicherlich einschätzen und beurteilen.

    • @Alexx:

      Danke für den Beitrag.

      Das klingt natürlich schon etwas bedenklicher als der Tenor des Artikels.

      • @Jim Hawkins:

        Naja sicher sein kann man sich nie, wenn aber auch Menschen wie Hamed Abdel-Samad oder Mansour daran kein eindeutiges Zeichen für Islamismus sehen, kann man sich denke ich schon beruhigen.

        Beide sind jetzt nicht gerade für ihre Kompromissbereitschaft bei diesen Thema bekannt.

      • @Jim Hawkins:

        der Artikel geht noch weiter, das ist nur ein Ausschnitt des Artikels. Und tatsächlich möchte ich Herrn Rüdiger gerne zugestehen, dass er das Symbol völlig losgelöst von jeglichem islamistischen Kontext einfach nur nett & arglos & wertfrei religiös meint, als Teil seines Gebets. Aber wenn man sich das Foto und die Art, wie er sich da inszeniert, anschaut, fällt es schwer, ihm diese Arglosigkeit zuzugestehen. Das Foto ist ziemlich offensichtlich nicht als Foto eines Gebets inszeniert, sondern als Botschaft an ein Publikum. Und natürlich unterstelle ich Herrn Rüdiger keine Sympathie oder Nähe zu Terrorismus, aber dass er mit solchen Inszenierungen eine verharmlosende Nähe zum Islamismus herstellt, muss ihm bewusst sein.

  • Ich empfinde dieses Foto als Darstellung eines sehr konservativen Moslems. Ob er eine Sympathie für den IS und co. hat, mag ich ihm nicht unterstellen. Ein konservatives muslimisches Weltbild nehme ich aber durchaus an. Das Bild ist kein Schnappschuss, sondern sehr bewusst inszeniert. Er hätte vielleicht einfach ein Foto mit seinen Liebsten in fröhlicher Runde bei Fastenbrechen Posten sollen.

    • @Emsch:

      Ein Nationalspieler hat einen gewissen Status. Da wird er bestimmt kein Bild, in einer fröhlichen Runde, aus der Dönerbude posten. Zumal wenn es einen religiösen Kontext hat.

      Ihr Kommentar ist auch ein gutes Abbild über den Umgang unserer Gesellschaft mit solchen Themen.

      Auf der einen Seite wird der geringste Anlass genutzt um Stimmungen zu erzeugen, da wird gehetzt, diffamiert und gelogen aus purem Hang zur Selbstdarstellung oder schlimmer noch, um politische oder religiöse Positionen unters Volk zu bringen, um ganz bestimmte Botschaften zu vermitteln.

      Und dann gibt es die andere Seite, die Moderaten, welche gleich eine Empfehlung parat haben, was eine Person nicht hätte machen sollen und wie sie sich in und gegenüber der Öffentlichkeit verhalten sollte.

      Individuelle Präsentationen sollten jedoch nicht darauf aus sein, ob die Botschaften konform mit der Gesellschaft gehen oder gar "erwünscht" sind, sondern die eigene Persönlichkeit repräsentieren. Kritik an diesen Botschaften sollte stets sachlich erfolgen und auf den Inhalt bezogen sein.

      Mich beschleicht das Gefühl, dass die Objektivität bei solchen Diskussionen immer mehr abhanden kommt. Aus meiner Sicht ist das eine bedenkliche Entwicklung, die in absehbarer Zeit zu einem reinen schwarz-weiß Denken führen wird. Pro oder Contra, dazwischen wird es nichts mehr geben, da das Abstraktionsvermögen und die Fähigkeit zu differenzieren nicht mehr vorhanden sind.

      Der neutrale Beobachter scheint eine vom Aussterben bedrohte Spezies zu sein.

      • @Sam Spade:

        Abgesehen davon halte ich meinen Kommentar nicht für unsachlich!

        • @Emsch:

          Habe ich auch nicht behauptet, dass er unsachlich sei. Gibt es so gut wie nichts daran auszusetzen. Ich habe ihn lediglich als Beispiel herangezogen, um aufzuzeigen wie die Neigung in der Gesellschaft ist mit derartigen Themen zu verfahren.

          Und zu ihrer zweiten Anfrage. Warum er ein religöses Bild postet, spielt eigentlich keine Rolle und ist seine Angelegenheit. Er hat jetzt mehrfach Stellung dazu bezogen und damit ist eigentlich alles gesagt.

          Zu Ihrer Aussage:

          "Wer in der Öffentlichkeit steht, muss und sollte heutzutage genau überlegen, welche Botschaft er mit seinem Posting erzeugt"

          Das ist eben das Problem, dass dieses von großen Teilen der Bevölkerung so gesehen wird. Dahinter verbirgt sich eine gewisse Erwahrtungshaltung hinsichtlich einer Vorbildfunktion. In erster Linie aber sollte eine Person des öffentlichen Lebens nicht abwägen müssen, was kommuniziert werden kann und was nicht, sondern authentisch sein, einen Standpunkt vertreten, auch wenn er konträr zur öffentlichen Meinung verläuft. Nur so kann er auch eine Vorbildfunktion glaubhaft ausfüllen. Und wenn eine solche Person in der Öffentlichkeit nur Quatsch von sich gibt, dann kann man sie damit auch konfrontieren. Aber bitte sachlich. Das dieses nicht immer gelingt, da der Mensch nunmal ein emotionales Wesen ist sieht man ja schon an ihrer Antwort hinsichtlich der "Dönerbude". Sie spiegelt einzig ihr Weltbild, nicht meins und daraus leiten sie aufgrund eines Wortes ab, mein Weltbild zu kennen. Das ist ein Musterbeispiel für das in meinem Kommentar erwähnte Vorgehen heutzutage. Einen rein sachbezogenen Kommentar, nehmen sie persönlich und empfinden ihn als Kränkung - ohne zu differenzieren.

      • @Sam Spade:

        Gegenfrage: warum postet er ein religiöses Bild? Was will er damit seinen followern sagen? Natürlich will er damit seine Religiosität darstellen.



        Zweitens: warum sollte er als Fußballer nicht ein fröhliches Foto bei der Feierlichkeit des Fastenbrechens zeigen (ich schrieb nichts von Dönerbude- hier unterstellen sie mir etwas und zeigen, welche Vorurteile in ihnen stecken). Andere Posten auch fröhliche Weihnachtsbilder und nicht den Kirchbesuch.

        Wer in der Öffentlichkeit steht, muss und sollte heutzutage genau überlegen, welche Botschaft er mit seinem Posting erzeugt. Herr Rüdiger ist ein erwachsener Mann mit vielen Jahren Erfahrung im der Öffentlichkeit. Solche Postings sind kein Versehen und ich kann leider nicht wirklich glauben, dass ihm die Zweideutigkeit nicht bewusst war- ist er wirklich so naiv?

  • Als ich das Foto zum ersten Mal sah, habe ich ehrlich gesagt auch einen Schreck gekriegt.

    Ich kannte dieses Zeichen bisher nur aus einem islamistischen Kontext.

    Aber wenn selbst olle Mansour sagt, dass das Quatsch ist, dann ist wohl so und dieses widerliche NIUS ist ja eh unter jeder Würde.

    • @Jim Hawkins:

      Was will man von J. Reichelt schon erwarten.

    • @Jim Hawkins:

      Es gibt auch zahlreiche Christus-Bildnisse in genau dieser Geste...

      • @Vidocq:

        Da sind es m.W. eher 2 ausgestreckte Finger und Daumen und Ringfinger spielen auch eine Rolle bei der Segensgeste Christi, soviel Kleinlichkeit sei gegönnt.

  • Herr Putin bekreuzigt sich auch, wenn er eine Kerze in der Kirche anzündet. Zwar ungelenk und flüchtig, aber deutlich zu erkennen. Nur ist desshalb ein Kreuzzeichen keine Terrorbekenntnis. Die meisten Menschen tun das täglich als religiöses Zeichen.



    Da viele Mordgesellen und Terrorfreunde sich bekreuzigen, zeigt das nur, dass Symbole mißbraucht und leer werden, wenn Verlogenheit und Heuchelei den Antrieb geben. Das ist alles. Auf der islamischen Seite gibt es ebenso gefährliche Vollidioten.



    Der ehmalige Bildredakteuer ist ein armes Würstchen, der mit Absicht Rüdiger diffamiert und ihn beleidigt. Purer Rassimus und blödes Stammtischgequatsche.

    • @Franz Koch:

      Putin ist da ein sehr schlechtes Beispiel, da er ja eine gleichgeschaltete Kirche mit einem im hörigen Oberhaupt hat.

    • @Franz Koch:

      Volle Zustimmung.

  • Es gibt nun mal Zeichen und Zeichen. In der taz lerne ich auch immer mal wieder, was für böse Zeichen, ich unbedarft verwende, die in Nazikreisen eine Bedeutung haben: taz.de/Kirche-beim...as-Leben/!5958080/

    Ich kannte das Zeichen nur vom Tauchen für „Alles in Ordnung“.

    Zeichen richtig einzuordnen, dürfte allgemein schwierig sein und lässt leicht einen Fehlschluss zu.

    • @Strolch:

      In Italien steht das für A****loch, zeugt ja von Selbsterkenntnis, wenn die Rechten sich damit gegenseitig grüßen.

  • Ich interpretiere mal Alexander Gauland etwas um:



    "Lieber 100 Antonio Rüdiger als Nachbar als ein Fremdenhasser wie Julian Reichelt"

  • Das die üblichen Konsorten sich solchen Unfug einfach erfinden ist nichts neues aber der eigentliche Skandal ist das Unions Politiker auch damit hofieren und wahrscheinlich damit "gesellschaftsfähig" machen. Wirklich peinlich

  • Der Reichelt ist einfach nur ein widerlicher Typ,



    verdient seinen Lebensunterhalt damit,



    Hass und Hetze gegen Unschuldige zu sähen.



    Dafür hab ich nur ein Wort: Kernfertig

    • @PartyChampignons:

      100 Punkte für diesen Kommentar!!!

    • @PartyChampignons:

      Kernfertig... klingt interessant.