Habecks Plan für die CO₂-Speicherung: Legitimation für Nonsens-Emissionen

Die Bundesregierung hat ihren Plan für die CCS-Technik vorgestellt. Auch Emissionen von Gaskraftwerken sollen gespeichert werden dürfen. Das ist Quatsch.

Silos in einem Zementwerk am Rhein.

Silos in einem Zementwerk am Rhein Foto: wolfgang cezanne/imago

Leider mit Hintertüren: Die Bundesregierung packt endlich die Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid an. Das gefährliche Treibhausgas soll also teilweise gesammelt und zum Beispiel unterirdisch gelagert werden, statt in der Atmosphäre die Temperatur hochzutreiben.

Das ist überfällig, schließlich hat sich die Erde durch die erhöhte Konzentration schon extrem aufgeheizt. Die vergangenen zwölf Monate lagen weltweit sogar schon über der gefürchteten 1,5-Grad-Marke. Noch ist das nicht unbedingt von Dauer, aber das ist wahrscheinlich nur noch eine Frage der (nicht mehr fernen) Zeit. Jetzt schon sind zahlreiche tödliche Hitzewellen, Starkregenfälle und andere extreme Wetterereignisse nachweislich darauf zurückzuführen.

Das wissen wir – aber leider nicht, wie wir manche der verursachenden Emissionen loswerden. Zum Beispiel bei der Herstellung von Zement: Die ist nicht nur klimaschädlich, weil sie viel Energie erfordert. Durch den chemischen Prozess selbst entsteht CO2, selbst wenn das gesamte Zementwerk mit Ökostrom läuft.

Nun kann und sollte man deshalb probieren, schlicht weniger Zement zu nutzen: Wo möglich, auf andere Baustoffe wie Holz setzen, alte Baustoffe recyceln und vor allem lieber Altbauten sanieren, statt ständig neu zu bauen. Eine gewisse Menge an neuem Zement werden wir aber doch noch brauchen. Für solche eingegrenzten Fälle, in denen wir uns wirklich nicht anders zu helfen wissen, brauchen wir dringend Carbon Capture and Storage, also CCS, wie die Abscheidung und Speicherung von CO2 gemeinhin abgekürzt wird.

Nur leider will die Bundesregierung CCS auch in anderen Fällen erlauben: nämlich bei Gaskraftwerken. Die Gaslobby wirbt auch schon lange für CCS. Umweltverbände und bisher auch die Grünen haben das aus guten Gründen abgelehnt.

Kapazitäten für Nonsens-­Emissionen zu verschwenden, weil die fossile Industrie die Energiewende verweigert, ist keine gute Idee

CCS ist teuer und vergleichsweise wenig erprobt. Es wird schwierig genug, die Technologie ausreichend zu etablieren – neben ökonomischen Gründen spielt dabei auch eine Rolle, dass viele Bür­ge­r*in­nen die geplante CO2-Lagerung unter der Nordsee ablehnen. Kapazitäten für Nonsens-­Emissionen zu verschwenden, weil die fossile Industrie die Energiewende verweigert, ist deshalb keine gute Idee.

Die gute Nachricht: Es besteht eine Chance, dass sich Kraftwerksbetreiber gar nicht so sehr für CCS interessieren. Auch sie kennen schließlich die Kosten. Und staatliche Förderung soll es für solche Fälle nicht geben. Trotzdem ermöglicht es die Regelung der Gasindustrie mindestens, sich mit einer angeblich klimafreundlichen Zukunft zu schmücken – und so die klimaschädliche Gegen­wart in die Länge zu ziehen.

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Jahrgang 1991, ist Redakteurin im Ressort Wirtschaft + Umwelt und schreibt dort vor allem über die Klimakrise. Hat ansonsten das Online-Magazin klimareporter° mitgegründet.

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