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EnergiepolitikDer lange Abschied vom Öl

Auf dem fossilen Energiemarkt steht eine Wende bevor: Die Frackingblase könnte bald platzen. Die Saudis drohen, ihre Reserven komplett auszubeuten.

Die Menge an gefördertem Erdöl könnte bald schrumpfen Illustration: Katja Gendikova

D eutschland liefert moderne Waffensysteme nach Saudi-Arabien und lobt den Modernisierungsschub des autoritären Regimes, ebenso wie dessen neue Solarprojekte. Fast vergessen sind dabei die permanenten Verstöße gegen elementare Menschenrechte. Auch das Auftreten der Saudis beim letzten Klimagipfel im Dezember in Dubai ist kein Thema mehr. Dort bremste das Land zusammen mit anderen Ölförderländern, die für das weitgehende Scheitern der Konferenz verantwortlich waren.

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Schon bei den Klimagipfeln davor ist ihr verhängnisvoller Einfluss beklagt worden. Dieses Mal war er allerdings so groß, wie nie zuvor. Die Förderländer ließen unverhohlen die Muskeln spielen, nachdem der saudische Energieminister Abdulaziz bin Salman schon vorab angekündigt hatte, sein Land werde die Ölreserven „bis zum letzten Molekül“ ausbeuten.

So brachte sich in Dubai der weltweit noch immer wichtigste Energieträger, das Erdöl, heftig in Erinnerung. Das erinnerte daran: Die Fixierung auf den Kohleausstieg greift in der Klimadebatte zu kurz. Anders als der Atom- und Kohleausstieg ist der Öl-Ausstieg nicht gerade eine populäre Forderung.

Der wichtigste Schmierstoff des Kapitalismus

Manfred Kriener

früherer Umweltredakteur der taz, ist freier Autor in Berlin

Spätestens seit der Konferenz in Dubai ist es überfällig, den wichtigsten Schmierstoff des Kapitalismus wieder ins Visier zu nehmen. Erdöl ist auch in Deutschland mit einem Anteil von 39 Prozent die Nummer eins unter den Energieträgern. Ein Abschied vom Öl wird nur für einzelne Sektoren – vor allem den Pkw-Verkehr – diskutiert, und das nur mit einer extrem langfristigen Perspektive.

Jörg Schindler

Energieexperte und ehemals Geschäftsführer der Ludwig-Bölkow-Systemtechnik, ist Autor zahlreicher Bücher zu Mobilitäts- und Ressourcenpolitik

Wenn der Öl-Ausstieg in Europa aktuell kein Thema ist, konnte man dann ausgerechnet in Dubai einen harten Beschluss weg von Öl und Gas erwarten? Darf man ernsthaft hoffen, dass die Opec dafür jemals die Hand heben wird? Dass der Gastgeber einer Klimakonferenz, dessen Wohlstandsmodell ganz auf Öl und Gas gebaut ist, einen Ausstiegskurs einschlägt?

Der Konferenzvorsitzende Sultan Al Jaber, Chef des Ölkonzerns Adnoc, quälte die Delegierten mit erstaunlichen Denkfiguren. Nicht die fossilen Energien seien das Problem, sondern die Emissionen. Nicht die Bankräuber seien das Ärgernis, sondern das gestohlene Geld. Dann lassen wir die Bankräuber doch in Ruhe.

Eine Politik „weg vom Öl“ war in der westlichen Welt vor allem nach den Ölkrisen in den 1970er Jahren ausgerufen worden. Passiert ist danach jedoch das Gegenteil: Die Auto-, Lkw- und Luftfahrtflotte wuchs zu monströser Größe und damit unsere Abhängigkeit vom Öl, das auch als Kraftstoff für Heizungen dominierte. Das Klagelied über die ungeschminkte Interessenpolitik der Förderländer hat dabei jedoch einen schizophrenen Touch.

Nicht nur die Golf-Staaten hängen vom Öl ab

Nicht nur Saudi-Arabien, Kuwait, die Emirate und andere Exporteure verdanken ihren Wohlstand dem Öl. Auch das Wachstum der Industrieländer – und damit ein Teil des deutschen Wohlstands – sind bis heute an billiges Öl gekoppelt. Vor allem das Geschäftsmodell der Automobilindustrie, die angeblich jeden siebten Arbeitsplatz stellt, ist unmittelbar vom Öl abhängig, ebenso das der Chemieindustrie.

Zur westlichen Schizophrenie gehört, dass wir von den Förderländern eine Einschränkung fordern, selbst aber nicht im Traum daran denken, unseren Ölverbrauch zu reduzieren

Die Exporterfolge unseres Landes waren nur möglich, weil sich weltweit ein auf billigen fossilen Brennstoffen basierendes Leben und Wirtschaften entwickelt hat. Auch künftig erwarten wir von den bösen Klima-Bremsern aus Dubai selbstverständlich pünktliche Lieferungen von Öl und Gas in gewaltiger Menge. Zur westlichen Schizophrenie gehört, dass wir wegen des Klimas von den Förderländern mittelfristig eine Einschränkung ihres Ölausstoßes fordern, wir selbst aber nicht im Traum daran denken, unseren Verbrauch zu reduzieren.

Wir erwarten, dass die Förderländer auf Geheiß der Importländer und nach deren politischem Gutdünken ihr Wohlstandsmodell aufgeben und den Ausstieg vorbereiten. Kann diese Aufforderung zur Selbstamputation funktionieren? Schauen wir genauer hin: Wie viel Öl ist überhaupt noch da? Wie lange können die Förderländer die Welt überhaupt noch in diesem Umfang mit billigem Treibstoff versorgen?

Noch Anfang der 2000er Jahre rechnete man damit, dass die globale Förderung in absehbarer Zeit stagnieren und dann zurückgehen wird. „Peak Oil“ lautete das Schlagwort. Damit verbunden war die Hoffnung, dass Ölförderung und Treibhaus-Emissionen parallel schrumpfen würden. Doch es kam erst einmal anders.

Die Verwandlung der USA

Tatsächlich stagnierte die konventionelle Ölförderung ab etwa 2005 auf einem ausgedehnten Plateau. Erst ab 2019 ging sie nachweisbar zurück. Stagnation und Rückgang wurden jedoch überdeckt durch den rasanten, von niemandem vorhergesehenen Anstieg der unkonventionellen Ölförderung in den USA – dem Fracking. Die USA, der weltweit größte Ölverbraucher, wurden durch Fracking zum größten Ölproduzenten der Welt.

Die US-Förderung kletterte von 6,5 Millionen Barrel pro Tag im Jahr 2012 auf 12,3 Millionen im Jahr 2019. Ein nie dagewesener Anstieg in so kurzer Zeit! Gleichzeitig stieg die globale Ölförderung nach 2012 von 77,5 auf 83,6 Millionen Barrel pro Tag, dem bisherigen Maximum im Jahr 2018. Der globale Anstieg entspricht also ziemlich exakt dem Anstieg der US-Förderung im gleichen Zeitraum. Ohne die USA hätte es kein Wachstum gegeben. Doch wie geht es nun weiter?

Die weltweite Förderung hat ihren Höhepunkt von 83 Millionen Barrel aus dem Jahr 2018 nach Überwindung des Corona-Einbruchs nicht mehr erreicht, sie steht aktuell bei täglich 81 Millionen Barrel im Jahr 2022. Würde man diese Menge in einen Güterzug füllen, würde der von Sizilien bis Spitzbergen reichen. Die höhere Menge von 99 Millionen Barrel, über die Medien oft berichten, enthält neben dem Rohöl auch flüssige Bestandteile (Propan, Butan, Ethan) und Bio-Treibstoffe. Diese Vermischung verstärkt die ohnehin schon große Intransparenz der Ölmärkte.

Was wir aktuell haben, sind also 81 Millionen Barrel Öl und das simple Naturgesetz der Endlichkeit. So wie jedes einzelne Ölfeld irgendwann ein Fördermaximum und danach einen unaufhaltsamen Rückgang erleben wird, so wird auch die globale Ölförderung nach einem mehr oder weniger langen Hochplateau irgendwann zurückgehen. Die Frage ist nicht, ob, sondern nur, wann.

Fördermenge versus Verbrauch

Die Daten zu den wenigen, neu entdeckten Ölfeldern unterstreichen dies: Das Maximum der Ölfunde – das wird gern ignoriert – lag in den 1940er Jahren. Seit den 1980er Jahren übersteigt der jährliche Ölverbrauch die immer spärlicheren Ölmengen in den neu gefundenen Feldern. Die Schere wird größer.

Aktuell wird so wenig neues Öl gefunden wie nie zuvor. So registrierte die Branche im Jahr 2022 rund 3 Milliarden Barrel Neufunde, aufgeteilt auf 80 kleine Felder. Dem steht eine jährliche Ölförderung (und ein Verbrauch!) von 30 Milliarden Barrel gegenüber. Die Diskrepanz beträgt den Faktor zehn – und wird von der angelsächsischen Presse zu Recht als Alarmsignal gewertet.

Die globale Ölförderung wird von drei Ländern dominiert: USA, Russland, Saudi-Arabien. Alle anderen Ölländer haben eine weitaus geringere Förderung und sind, bis auf wenige Ausnahmen, entweder auf einem Plateau angekommen, auf dem die Fördermenge stagniert, oder sie haben ihr Maximum bereits überschritten, wie das prominente Beispiel Großbritannien.

Das Fördervolumen dieser Länder wird auch in Zukunft ständig weiter abnehmen. Daher hängt alles von den Großen drei ab. Die Förderung dieser drei Länder, von denen zwei nach westlicher Definition als politisch zweifelhafte Kantonisten oder gar Schurkenstaaten gelten, bestimmt den künftigen globalen Ölmarkt. An ihnen hängt die Versorgung mit dem weltweit wichtigsten Energieträger.

Alles hängt vom Fracking ab

Auch die Förderung von Saudi-Arabien und Russland stagniert und wird nach allem, was bekannt ist, irgendwann zurückgehen. Die Förderung der USA hängt entscheidend vom Fracking ab. Die spannende Frage lautet: Wann ist dort das Maximum erreicht? Wann platzt die Fracking-Blase? Die Anzeichen verdichten sich, dass der Kipppunkt beinahe erreicht ist, denn die Zuwachsraten werden immer kleiner und nähern sich der Null-Linie.

Der Wendepunkt wird in wenigen Jahren erreicht sein. Folgen wird ein Rückgang, dessen Abstiegskurve genauso steil nach unten gehen wird, wie sie nach Beginn des Frackingbooms emporgeschossen ist. Wegen der zu erwartenden Entwicklung in den USA könnte die weltweite Ölförderung noch in diesem Jahrzehnt um täglich bis zu 8 Millionen Barrel sinken.

Fazit: Der bisherige globale Peak von 2018 wird wohl nicht noch einmal erreicht oder gar übertroffen. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass wir Peak Oil schon heute nur noch im Rückspiegel sehen können – gesetzt den Fall, wir wollen der Realität ins Auge blicken. Peak Oil, das ist eine häufige Fehleinschätzung, muss nicht zwangsläufig in Panik enden. Es bedeutet auch nicht, dass uns in kurzer Zeit das Öl „ausgeht“. Es bedeutet nur, dass das Ölangebot im fossilen Supermarkt zurückgeht und die Welt mit weniger Öl auskommen muss. Und dies bei vermutlich stark steigenden Preisen.

Zu Panik und unbeherrschbaren Strukturbrüchen wird es nur kommen, wenn der Abschied von fossiler Mobilität, Heizung und Chemie weiter so langsam vorangeht.

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26 Kommentare

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  • Für Länder wie Russland, Iran, Venezuela wäre ein globaler Ausstieg aus dem Öl Existenzbedrohend. Man sollte bedenken das der Klimawandel zu mehr Kriegen führen wird, der Ausstieg aus dem Öl aber genauso destabilisierend wirken kann.

  • Guter Artikel. Umfangreich.



    Leider fehlt eine Perspektive.

  • Die Autoren Manfred Kriener und Jörg Schindler beschreiben in ihrem Artikel die Abhängigkeiten der Industrienationen von den fossilen Brennstoffen. Klar ist, dass Öl dabei von elementarer Bedeutung ist. Ohne Öl kein Autoverkehr, kein Fliegen, kein Militär, kein Plastik, kein Kunstdünger und keine petrochemische Industrie usw. Auf das Gesülze aller Beteiligten in Dubai gehe ich nur in soweit ein, dass die einen Öl verkaufen und die anderen Öl kaufen. Es ist auch nicht spannend, wann genau „Peak Oil“ ist. Den wird es geben, wenn er nicht schon da ist. Das ist nun mal das Gesetz der Endlichkeit. Ich kenne keine Industrienation und keinen Ölproduzenten, der sich derzeit von der Lebensader Öl ernsthaft abkoppeln will. Wenn man glaubt, dass man die fossilen und atomaren Energieträger mit synthetischen Energieträgern ersetzen kann, dann fehlt das Bewußtsein für Größenordnungen und Möglichkeiten. Das bedeutet nicht, dass es keine Alternativen gibt. Die Erneuerbaren Energien sind vorhanden und ausreichend. Das Problem ist, es muss eine Transformation unseres Lebensstiels stattfinden. Das bedeutet nicht, dass wir dann schlechter leben als heute, nur anders. Das sind gesellschaftliche Aufgaben, keine technischen. Bei einer gesellschaftlichen Transformation gibt es Gewinner und Verlierer. Die heute auf der Verliererliste stehen, haben natürlich kein Interesse daran ihr Geschäftsmodell zu ändern.

  • Wenn die Verlockung und die Mittel für einige so groß sind, muss das gemeinsame Gegengewicht noch größer sein - ist es auch, doch darf es sich nicht lähmen lassen.

  • "Aktuell wird so wenig neues Öl gefunden wie nie zuvor. So registrierte die Branche im Jahr 2022 rund 3 Milliarden Barrel Neufunde, aufgeteilt auf 80 kleine Felder. Dem steht eine jährliche Ölförderung (und ein Verbrauch!) von 30 Milliarden Barrel gegenüber."



    Aber nicht weil es kein Öl mehr gibt, sondern weil man aktuell einfach nicht mehr Ölfelder finden muss (und will), denn diese 'Endlichkeit' von Erdöl, die der Artikel mehrfach versucht heraufzubeschwören, liegt aktuell so weit weg wie noch nie - zur Einordnung:



    "Die Erdölversorgung ist auf Jahrzehnte hinaus gesichert. Das belegen aktuelle Daten der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR). (...) Bei dem heutigen Welterdölverbrauch würden die gesicherten Reserven mehr als 50 Jahre ausreichen."



    Aus: www.zukunftsheizen...0wie%20nie%20zuvor.



    Die aktuell gesichert bekannten Ölreserven reichen also bis weit in die 2050er oder 2060er Jahre. Hinzu kommen mindestens weitere 90 Milliarden Barrel die allein in der Arktis vermutet werden - die dort 'Dank' des Klimawandels zukünftig einfacher erschlossen werden können oder überhaupt erst zugänglich werden - siehe taz...



    taz.de/Begehrte-Bo...-Nordpol/!5220535/



    Von der Antarktis und den Ozeanen über 3000m Tiefe wollen wir erst gar nicht anfangen...



    Erdöl wird nicht ausgehen. Garantiert. Zumindest nicht, weil es 'alle' ist.



    Die Erschließung und Lokalisierung neuer Felder kostet aber Geld und Ressourcen - und da halt die meisten Staaten irgendwo Richtung 2040 bis 2100 ihren 'Ölausstieg' proklamiert haben, wird aktuell deutlich weniger Aufwand von der Branche in Sachen Erforschung neuer Felder betrieben.

    • @Farang:

      danke für die Ergänzungen.



      Die Frage des Peak Oil bemisst sich aber nicht nur an den Ressourcen.



      Es ist vielmehr eine Kalkulation aus Förderkosten vs erneuerbare Energien.

      Das heißt wiederum, dass es entscheidend ist, die Erneuerbaren voranzubringen und insbesondere auch die Energieinfrastruktur auf Strom umzustellen. Bereits jetzt ist erneuerbare Energie deutlich billiger (zumindest in der Erzeugung?), nur kann eine Ölheizung oder ein Ottomotor halt nicht mit Strom betrieben werden.

      Im besten Fall bleibt nicht nur reichlich Kohle, sondern auch Öl im Boden, bzw. wird nicht zur Energiegewinnung abgefackelt, sondern chemisch verarbeitet.

      • @Ringsle:

        "Die Frage des Peak Oil bemisst sich aber nicht nur an den Ressourcen. Es ist vielmehr eine Kalkulation aus Förderkosten vs erneuerbare Energien.



        Das heißt wiederum, dass es entscheidend ist, die Erneuerbaren voranzubringen und insbesondere auch die Energieinfrastruktur auf Strom umzustellen. Bereits jetzt ist erneuerbare Energie deutlich billiger (zumindest in der Erzeugung?)"



        Auf dem Papier ja, bedenken sie aber bitte gerade am Beispiel Deutschland, wir könnten unseren Strombedarf problemlos mit Energie aus Wind und Solar decken, bräuchten dafür aber Unmengen an Überkapazität... - denn es ist schon jetzt so, dass wir im Sommer Stromüberschuss haben durch die Erneuerbaren und diesen dann teilweise verschenken, im Winter aber mehr Strom brauchen, wo gleichzeitig der Ertrag von Solar deutlich geringer ist...



        Verlässliche und erschwingliche Speichermedien sind mit Ausnahme von Pumpspeicherwerken aktuell noch 'sience fiction', leider.



        Öl, Kohle, Gas, Atom bieten beständige Stromsicherheit - für die Umwelt ist das Gift, für die Wirtschaft, aber auch alle modernen Zivilisationen, ist das DER wichtigste Faktor überhaupt, die beständige Versorgungssicherheit.



        Und auch in der Chemie geht wenig ohne Erdöl - Schaumstoff, Medikamente, Kaugummi, Vaseline, PVC, Reifen, Fensterrahmen, Lacke, Farben, Kosmetik, die Liste lässt sich ENDLOS fortführen - wirklich ALLES durch Ersatzstoffe ersetzen zu wollen übersteigt unsere technischen Fähigkeiten aktuell noch um 'Lichtjahre' - insofern wird Erdöl noch auf seeeehr lange Zeit die Menschheit begleiten 🤷‍♂️



        Ein sauberer und kurzer 'Entzug' nach dem Motto - wir fahren einfach E-Autos, fliegen mit Kerosin aus Algen, schrauben uns PV aufs Dach, stellen n Windrad in Garten und daneben ne Wärmepumpe und dann sind wir locker flockig 'erdölfrei' 🥳 - #Juststopoil - ist halt leider pure Utopie.



        Der Verbrauch wird aber sicher in diesem Jahrhundert massiv zurückgehen - immerhin, doch der 'Entzug' wird lang und steinig.

  • Auch wenn es politisch noch nicht opportun zu sein scheint darüber zu sprechen und zu verhandeln, so ist der Weg weg vom Öl doch bereits vorgezeichnet. Zu viele Entwicklungen zeigen auf, das ein Großteil des industriellen Wohlstands auch mit regenerativen und nachwachsenden Technologien möglich sein wird. Diese Bewegung wird irgendwann den Kipppunkt erreichen.

    Die Schwierigkeit besteht allerdings darin, den Transfer in andere (Macht-) Strukturen friedlichst voran zu treiben.

    • @Gorch:

      Eben deswegen muß mer auch hier in D davon ausgehen, daß wir von 2060+ "ölfrei" reden, inwieweit die hier in den Kommentaren auch schon angesprochenen "3.-Welt-Länder" da ned tw. schneller sind, wird sich zeigen.

  • Ähm, nö. Öl treibt alle Wirtschaften, weil billig.

    "..dass wir von den Förderländern eine Einschränkung fordern, selbst aber nicht im Traum daran denken, unseren Ölverbrauch zu reduzieren"

    Wer ist das "wir"? Dieses pauschale Beziehen gilt auch für den weiteren Satz nicht. Es gibt z.B. in der EU die Perspektiven aus Öl auszussteigen (ob das realistisch ist, sei dahingestellt). Bis dahin fordert keiner nicht mehr beliefert zu werden....

    Apropo, ohne das Fracking in den USA hätte die Welt längst einen Wirtschaftsschock erlebt. Der Ölpreis wäre stark gestiegen, China wäre nicht so aufgestiegen, Russland hätte Geld ohne Ende und die EU hätte soziale Unruhen. Das heisst nicht, dass Fracking gut ist, aber es gibt halt immer verschiedene Auswirkungen.

    • @fly:

      Fracking hat vor allem die Bestrebungen gebremst, Öl zu sparen.

      Daran ist nichts Gutes.

    • @fly:

      a.) es gibt nur ein kapitalistisches Weltsystem.



      b.) Irgendwelche "Perspektiven" interessieren nicht. Es gibt keine konkreten Planungen, wie Europa aus der ölbasierten Wirtschaft aussteigen will.



      c.) Fehlendes Fracking: mglw. hätten wir einen Ölpreisschock erlitten, die genannten Folgen sind spekulativ.



      In einer makrtwirtschaftlichen Logik würde ein Preisschock auf alle Fälle zu einer schnelleren Entwicklung von Lösungen führen, die ohne / mit weniger Öl auskommen würden.

      Ändert aber nichts an den Grundproblemen: Öl = CO2 = ungebremste Aufheizung der Atmosphäre = die für Menschen günstigen planetaren Lebensbedingungen gehen unwiderruflich verloren.

  • War da nicht was mit Erdölfunden im Vergleich bequem konfliktfreien Guyana / Venezuela, die so groß wie die unter den Saudis sein sollen ?

  • Sorry aber das Dubai die Klimakonferenz "gebremst" hat, ist völlig untertrieben.

    Der Leiter der "Klimakonferenz" hat diese im Hintergrund für Verhandlungen über fossile Geschäfte genutzt.

    Die Saudis haben auch Pläne geschmiedet, wie der Afrikanische Kontinent, von Öl abhängig gemacht werden kann. Billige Verbrenner = garantierte Nachfrage.

    Der Blödsinn der auf der offiziellen Konferenz dann verzapft wurde ist das kleinere Übel gewesen.

    Die Kritik der Industrienationen ist absolut zutreffend.

    Benzin/Diesel sind viel zu billig.

    Ein Elektroauto ist in Deutschland teurer beim Laden (öffentlich), als ein Diesel oder Benziner!!!

    65 Cent pro kWh und mehr sind normal.

    Mit Abonnement zahlt man 50 Cent.

    Hier mal ein Rechenbeispiel.

    Elektrosprinter von Mercedes. 47kw rund 150km Reichweite auf der Autobahn mit 80kmh.

    Ein Sprinter mit Diesel verbraucht in etwa 8L pro 100km bei diesen Bedingungen.

    Das macht also bei 50 Cent 15.66€ pro 100km und bei 65 Cent sind es 20.36€

    Das wären also 1.96€ - 2,54€ pro Liter Diesel.

    1,50€ pro kWh und dann noch direkt Parkgebühren pro Minute war das Dreisteste, was ich bisher gesehen habe (auf der Karte, bin natürlich nicht hingefahren).

    In Frankreich ist übrigens flächendeckend rund 49-55 Cent, auch ohne Abonnement.. und es gibt hier und da sogar noch kostenfreie Lademöglichkeiten.

    Einmal war ich bei einer 300kwh Anlage direkt neben einer Autobahnausfahrt (direkt neben einem Umspannwerk auf dem Feld), da gab es 1kwh für 30 Cent!

    In Spanien ist es so um die 40 Cent, heute mit 36 Cent geladen.

    Gekauft habe ich den Sprinter, weil ich mit Solarsystem kostenfrei lade auf Teneriffa und beim nächsten großen Supermarkt kann ich umsonst laden.

    Und weil ein Elektrosprinter, mit allen Extras, von 2021 deutlich billiger ist, wie ein Verbrenner vom selben Baujahr/Km Stand.

    Rund 18.000 ohne Steuer (Krieg die MwSt eh zurück)

  • Saudi-Arabien wird das verbleibende Öl so oder so fördern. Dir Frage ist dabei nur, an wen es liefern wird. Fällt Europa aus, wird es andere Abnehmer geben.

    • @DiMa:

      Die Krux dabei ist: Je mehr 1. Welt- Länder aus dem Öl aussteigen, also desto weniger Nachfrage es gibt, desto mehr sinkt der Preis. Damit wird das Öl auf einmal attraktiv und erschwinglich für 3. Welt Länder, die bisher kaum welches gekauft haben, weil es zu teuer war.

      Ich bin inzwischen überzeugt davon, dass die Menschheit Öl verbrennen wird, bis keines mehr da ist. Und für die globale CO2 Bilanz ist es bekanntlich völlig wurscht, ob das Öl hier oder in Afrika verfeuert wird.

      Wirklich CO2 sparen können wir nur mit unseren eigenen fossilen Energieträgern, wie der Kohle in der Lausitz. Die können wir im Boden versiegeln sodass niemand sie verbrennt. DAS würde tatsächlich CO2 sparen. Leider bewirkt die Energiewende genau das Gegenteil...

  • So ein Quatsch. Es gibt noch Öl ohne Ende. Ganz im Gegenteil , wenn irgendein Land es schafft, die Quellen Venezuelas auf Vordermann zu bringen, das reicht schon. Dann geht die Frackingindustrie in die Knie. Und man sollte beachten, Öl ist nicht gleich Öl!

    • @Mr.Brian:

      Öl ohne Ende gibt es definitiv nicht! Auf einem endlichen Planeten gibt es nichts ohne Ende!



      Wie sie aber richtig feststellen ist Öl nicht gleich Öl und das unter drei verschiedenen Aspekten:



      1. Energiegehalt und Verarbeitungsfähigkeit in den bestehenden Raffinerien.



      2. Erforderlicher Energieaufwand um ein Barrel zu fördern.



      3. Kosten der Förderung.



      Bei allen drei Aspekten läuft es mit jedem Jahr insofern schlechter als dass die Kosten steigen und die Qualität sinkt, dass heißt die Zeit des billigen Rohöls geht dem Ende zu.



      Es wird noch relativ lange Öl geben, aber die steigenden Kosten reichen um den Wirtschaften die sich an billiges Öl gewöhnt haben massive Probleme zu bereiten.

  • "Der wichtigste Schmierstoff des Kapitalismus"

    Köstlich, welche Implikation sich aus den Ansichten zum Kapitalismus sowohl für die historischen wie auch für eventuelle zukünftige Formen des Sozialismus ergeben.

    Im Sozialismus sitzt man ja auch immer noch am Lagerfeuer und kann weder eine fossile Heizung noch eine Wärmepumpe bedienen.



    Und zukünftiger Sozialismus muss erst einmal warten, bis der Kapitalismus flächendeckend erneuerbare Energien eingeführt hat.



    Danach kommt er aber ganz bestimmt. Ich schwör 🤪

    • @Rudolf Fissner:

      Wie würden Sie denn unser Wirtschaftssystem bezeichnen?

      Kapitalismus ist doch eine korrekte Bezeichnung.

      Im Kern steht die Maximierung des persönlichen Profits.

      Profit = Umsatz - Kosten.

      Aus dem Grund sind preiswerte Rohstoffe so ein zentrales Element im Kapitalismus.

      Wir leben im Kapitalismus und die Erdölprodukte sind überall. Verpackung, Kleidung, Treibstoff, Heizung, usw.

      Daher finde ich die Bezeichnung von Öl, als "wichtigsten Schmierstoff" durchaus zutreffend.

      • @sociajizzm:

        Fossile Energie war der Schmierstoff der industriellen Revolution. Auch in "sozialistischen" Staaten fahren und fuhren Autos mit Öl, wurde/wird mit Kohle geheizt und kommt Atomkraft aus der Steckdose.

        Da ist nichts Kapitalismus-spezielles dabei. Öl ist ganz wertfrei das wichtigste Schmiermittel der Menschheit.

        • @Rudolf Fissner:

          Ein kleines logisches Missverständnis: unsere "realsozialistischen" Staaten waren Teil des kapitalisitschen Weltsystems. Oft nur als Lieferanten für unsere Rohstoffe, und das möglichst billig. die innerer Organisation (Marktwirtschaft / Planwirtschaft) spielt dabei keine wesentliche Rolle. Am Ende sind alle Systeme Teil des weltweiten kapitalistischen Ausbeutungssystems.

          • @Favier:

            Und ich dachte immer die reelen Kapitalistischen Staaten mit ihrer zeitweise doch beeindruckenden hohen Sozialquote und der hohen Lebenserwartung sind Teil des sozialistischen Weltsystems. Gibt es denn gar keine "sozialistischen" Erfolge, die Sie für die Linke in Anspruch nehmen wollen?

            • @Rudolf Fissner:

              Erfolge? Die Opfer derjenigen, die versuchten, sich gegen die kapitalistische Ausbeutung zu erheben sind ungezählt.



              Die Macht kommt, wenn es darauf ankommt, aus den Gewehrläufen. Erfolge gegen die bewaffnete, die kapitalistische Wirtschaftsweise schützenden Mächte (Staaten) zu erringen, waren wenige und zeitlich meist sehr begrenzte.

          • @Favier:

            So ganz stimmt das aber auch nicht. Die DDR bekam Erdöl aus der Sowjetunion und lieferte dafür andere Güter. Das passierte ausserhalb eines kapitalistischen Systems. Warum sollte denn die Sowjetunion ein befreundetes Land ausbeuten?

            • @Chemiker:

              ... und wo mussten die Zwischenprodukte der DDR reüssieren? Auf den kapitalistischen Märkten. Und was wurde mit den erwirtschafteten Devisen gemacht? Produkte auf den kapitalisitischen Märkten erworben. Also: Teil des kapitalistischen Weltsystems. Vielleicht nicht vollintegriert, aber in den Worten von Immanuel Wallerstein: Halbperipherie.