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Energiesubventionen für UnternehmenLicht aus oder Deckel drauf

Energieintensive Firmen drohen wegen hoher Stromkosten abzuwandern. Minsterpräsident Weil drängt auf einen ermäßigten Strompreis.

Dämmerung in Stade? Bleiben die Strompreise hoch, könnte der US-Chemieriese weniger investieren Foto: Carsten Rehder/picture alliance

Stade taz | „Auch wenn mein Herz für Deutschland schlägt, kann ich nicht guten Gewissens empfehlen, das Geld dort auszugeben, wo es am teuersten ist und langfristig zu Wettbewerbsnachteilen kommt.“ Julia Schlenz lächelt, als sie diesen Satz sagt, im backsteinernen Empfangscenter des Chemiewerks in Stade.

Doch in den Worten der Präsidentin von Dow Chemical für Deutschland, Österreich und die Schweiz schwingt eine eiskalte Warnung mit: Wenn die Produktionskosten in Deutschland weiterhin so hoch bleiben, wird der Konzern woanders investieren. 37.000 Mit­ar­bei­te­r:in­nen beschäftigt der Konzern weltweit, jeden zehnten davon in Deutschland.

Das Problem sind aus Sicht des Chemiekonzerns vor allem die hohen Energiekosten. Mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und dem Einbruch der Gaslieferungen müssen viele Unternehmen auf Strom umstellen, die Preise steigen. Das trifft vor allem Betriebe, die viel davon verbrauchen.

Wie Dow Chemical in Stade, wo mittels Elektrolyse in meterhohen Anlagen Sole in Chlor, Natronlauge und Wasserstoff zerlegt wird. Chlor ist Grundstoff für zahlreiche weitere Produkte von Turnschuhsohlen bis zur Bremsflüssigkeit. Fünf Terawattstunden verbraucht Dow pro Jahr, das ist etwa ein Prozent des gesamten deutschen Verbrauchs. Damit sei man zweitgrößter Konsument hinter der Deutschen Bahn, betont das Unternehmen gern. Was vor dem Krieg als Ausweis wirtschaftlicher Relevanz galt, wird nun zum Problem, denn im Mutterland USA ist der Strom ­dreimal günstiger als in Deutschland.

Ministerpräsident Weil fürchtet Einbruch von Investitionen

Schlenz und die Stader Werksleitung setzen daher auf politische Unterstützung. Zu Gast in Stade ist an diesem Tag Ende Juni der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil. Der Sozialdemokrat fordert seit einigen Monaten einen ermäßigten Industriestrompreis für energieintensive Unternehmen und hat im April ein Konzept dazu vorgelegt. Nun drückt er aufs Tempo. Er wolle nicht, dass ein gesundes Unternehmen abwandere, weil es im Moment unrentabel sei, hier zu produzieren. „Wenn keine Entscheidung fällt, werden Investitionen nicht in Deutschland stattfinden und Strukturen wegbrechen“, sagt Weil.

Das ist keine unbegründete Angstmacherei. Dow etwa hat im vergangenen Jahr Verluste gemacht und bereits zu Jahresbeginn den Abbau von 2.000 Stellen weltweit verkündet, darunter 45 in Sachsen und Sachsen-Anhalt. Weil hat vorgeschlagen, den Strompreis für solche energieintensiven Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb stehen, von durchschnittlich 20 auf 7 Cent zu deckeln. Ein solcher Brückenstrompreis, wie Weil ihn auch nennt, soll helfen, die Kosten zu senken, bis genügend günstiger Strom aus erneuerbaren Energien da ist. Die anderen Bundesländer hat Weil auf seiner Seite.

Auch die Gewerkschaften finden den Plan gut: DGB, die IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) und die IG Metall unterstützen einen Industriestrompreis. Vorausgesetzt, die Unternehmen, die davon profitieren, sichern den Erhalt von Arbeitsplätzen zu und bekennen sich zu Tarifverträgen.

Selbst die Linkspartei, der global agierende Großkonzerne eigentlich suspekt sind, ist dafür offen. „Wenn die Grundstoffindustrie wegfällt, hat das dramatische Auswirkungen auf den gesamten Industriestandort“, so der industriepolitische Sprecher der Linksfraktion, Alexander Ulrich, im März. Die Bundesregierung müsse endlich handeln.

Wieder Uneinigkeit bei der Ampel

Doch die Ampel ist auch in dieser Frage gespalten. Wirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen ist für einen subventionierten Strompreis. In einem im Mai veröffentlichten Papier machte er den Vorschlag, den Unternehmen einen auf 6 Cent gedeckelten Preis für 80 Prozent ihres Stromverbrauchs zu garantieren. Die FDP – eigentlich Unternehmerpartei – ist dagegen, weil das den Markt verzerre. Dabei bekommt sie Unterstützung von Wirtschaftswissen­schaftler:innen, die man eher aufseiten der Grünen vermutet. Die Energieexpertin vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, Claudia Kemfert, findet einen solchen Billig-Strompreis „teuer und unfair gegenüber nicht privilegierten Unternehmen und Haushalten“. Und der Ökonom Achim Wambach, Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Wirtschaftsministeriums, warnt vor einem „Subventionswettlauf“.

Ein wesentlicher Grund für die Skepsis der FDP dürften vor allem immense Kosten sein, die sich auf geschätzte 25 bis 30 Milliarden summieren. Geld, das FDP-Finanzminister Christian Lindner nicht hat. Den Vorschlag, das Geld in Form von Krediten aus einem der beiden Schattenhaushalte, dem Klima- und Trans­forma­tions­fonds oder dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds zu nehmen, weist der Finanzminister ebenfalls rigoros zurück. Den Krisenfond dafür zu nutzen, verbiete sich aus verfassungsrechtlichen Gründen. Und Olaf Scholz? Der Bundeskanzler hatte mal für einen ermäßigten Strompreis geworben, seit einiger Zeit hält er sich jedoch zurück. Es wäre besser, die Stromkosten durch schnelle Ausweitung von Ökostrom zu senken, sagte er neulich während der Besichtigung eines Erdwärmekraftwerkes in Kenia.

Doch am Ausbau der erneuerbaren Energien hapert es noch. Eigentlich soll das vor einem Jahr verabschiedete Windenergie-an-Land-Gesetz die Planungszeiten für Windkraftanlagen halbieren. Doch die Ämter wüssten nicht, wie sie das Gesetz anwenden sollen, sagt Alexander Heidebroek, der unter anderem einen neuen Windpark im niedersächsischen Gevensleben hochzieht. „Dann heißt es, wir können die Planung nach dem alten Gesetz machen, dann wissen Sie wenigstens, wie lange sie ­dauert.“

Auch seine Ehefrau Bärbel Heidebroek, die Bundesvorsitzende des Windenergieverbands ist, sieht einen Industriestrompreis kritisch. Zweifelsohne gebe es die reale Gefahr, dass Industrie abwandert. „Andererseits könnte ein Industriestrompreis den falschen Anreiz setzen, keine Energie zu sparen und Alternativen, die sich gerade entwickeln, wieder unattraktiv machen.“ Heidebroek nennt Direktverträge, sogenannte PPA, die Unternehmen mit Windparkbetreibern schließen. Dadurch ließe sich der Strompreis langfristig und günstig absichern.

Schwedische Batteriehersteller Northvolt sagt Fabrikbau ab

Auf solche Langfristverträge setzt auch Volkswagen, das derzeit über seine Tochterfima VW Technology in Salzgitter ein Werk zur Fertigung von Batterien für E-Autos hochzieht. Noch steht nur der Rohbau, bereits 2025 soll die Produktion starten. Man werde jedes Jahr einen oberen dreistelligen Betrag an Gigawattstunden an Strom brauchen, heißt es aus dem Konzernvorstand. Der soll zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien kommen. Dennoch fordert auch VW einen Industriestrompreis. „Ohne die 7 Cent wird es keine wettbewerbsfähigen Batterien aus Deutschland geben“, meint Konzernvorstand Thomas Schmall. Der schwedische Batteriehersteller Northvolt hat den geplanten Bau einer Fabrik in Emden kurzfristig wieder abgesagt. Laut Medienberichten hieß es: Die Strompreise in Deutschland seien zu hoch.

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31 Kommentare

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  • @YEAHYEAH, @OCTARINE, @SEPPW

    Das ist es, wofür es Regulierung gibt. Genauso wie man heute kein Radium mehr für Leuchtziffern an den Uhren nimmt (oder in der Zahnpasta [1]!), gibt es immer Grenzen dessen, womit man Profit machen kann. Meist dann, wenn sonst Menschen zu Schaden kommen.

    Das ist nun mal bei der Klimaerwärmung der Fall, auch wenn Sie das gerne verdrängen -- und es wird rapide zunehmen.

    Als eins der Länder, die viel Energie verbrauchen (Energie im Inland, aber auch solche, die im Ausland zur Herstellung von Importgütern) tragen wir nun mal eine grosse Verantwortung.

    Klar, dass die Industrie den Weg des geringsten Widerstands sucht. Beim CO2 Preis sollten wir eben auch den des "embedded CO2" [2] berücksichtigen.

    Sie haben offensichtlich die ganze PR-Kampagne der Industrie geschluckt, mitsamt Senkblei, Angelschnur und Angel.

    [1] de.wikipedia.org/wiki/Doramad



    [2] ourworldindata.org/co2-emissions

  • Stephan Weil, Ministerpräsident von Niedersachsen, sieht Wettbewerbsnachteile für sein Bundesland aufgrund des Mangels an günstigem Industriestrom ganz entspannt. Es sagte z.B. am 5.9.2022 zur Abschaltung des Atomkraftwerks Emsland: „Der Stresstest zeigt, dass für Niedersachsen kein Weiterbetrieb erforderlich ist, für Bayern und Baden-Württemberg aber schon.“

  • Jetzt kehrt sich das für unser Land in der Globalisierung so erfolgreiche Prinzip um: Wo deutsche Unternehmen durch den Produktivitätsvorteil (Automation z.B.) günstiger in andere Wirtschaftsbereiche exportieren konnten, verschlechtern sich heute die Produktionsbedingungen, so dass sich Importe z.B. aus Asien oder den USA nach freien Marktgesetzen auch hier verbilligen. Das lässt auch nicht durch Subventionen ausgleichen, insbesondere in einem eh' schon hochverschuldeten Land. Eigentlich wären wieder Zollgrenzen ein Mittel der Wahl, die aber nur funktionieren, solange Unternehmen nur für den eigenen Markt produzieren. Noch verrückter wird das Ganze -und damit der Kapitalismus nicht mehr funktionsfähig, wenn aufgrund der abgewanderten Produktionskapazität die Märkte der Verliererländer wie eben Deutschland die Importe nicht mehr bezahlen können und damit die weltweite Überproduktionskrise alles zu einem Stillstand bringt (Chinesen wissen das!) .

  • @CHRIS12

    Was Sie in Ihrer Ausführung verschweigen ("alle Wissenschaftler": Sie nehmen den Mund aber sehr voll) ist: am wichtigsten ist Verbrauch runter. Energiesparen soll sich lohnen.

    Verbrauch runter. Und das geht, in einer sog. freien Marktwirtschaft eben nur durch Hayeks Heilige Preissignale [1].

    Oder die sog. freie Marktwirtschaft abschaffen. Von mir aus, wär ich auch dabei.

    [1] Dass die Prekärsten geschützt werden ist klar. Aber gerade die Industrie versteht eben nur diese Signale. Dass sie jetzt so im Chor jammern ist auch nur nüchtern zu sehen, für sie ist es billiger die öffentliche Meinung zu beeinflussen als etwas zu tun. Soll es uns als Gesamtmenschheit besser gehen, dann /müssen/ die was tun.

    • @tomás zerolo:

      Macht die Industrie doch: sie wandert die n andere Länder ab.

    • @tomás zerolo:

      Sie können in einer geschlossenen Wirtschaft durch Eingriffe wie Steuererhöhungen die Nachfrage reduzieren.

      Deutschland ist aber Teil der offenen Weltwirtschaft und konkurriert mit Unternehmen, die nicht diesen Eingriffen unterliegen, daran wird sich auch nichts ändern.

      Für jedes Unternehmen in D, das hier oder im Ausland gegen ein Unternehmen konkurriert, das eine Kostenvorteil bei den Energiekosten hat, gibt es nur zwei Möglichkeiten, entweder gibt es Subventionen, oder das Unternehmen ist weg. Insolvent oder im Ausland.

      In beiden Fällen verlieren Menschen ihre Arbeit und der Staat Steuereinnahmen.

      Sie können als Einzelperson, für sich entscheiden, Verzicht zu üben, sie können es aber nicht auf andere übertragen. Und sie können es nicht der Wirtschaft verordnen.

      Und der Staat kann nicht langfristig eine Politik durchführen, die nur funktioniert, wenn alle Nachfrager nur dank Subventionen existieren können.

      • @Octarine:

        Man kann aber einen Nachteil in einem Bereich durch einen Vorteil in anderen Bereichen auch ausgleichen: Hoher Bildungsstandard, einfache und klare Regulierung z.B. Leider bewegt sich Deutschland davon weg.

        • @FancyBeard:

          Das ist ein beliebter Aspekt beim Vergleich von Ländern, insbesondere bei Investitionsentscheidungen.

          Dem einzelnen Unternehmen hilft das leider überhaupt nicht.

    • @tomás zerolo:

      "Dass die Prekärsten geschützt werden ist klar. Aber gerade die Industrie versteht eben nur diese Signale. Dass sie jetzt so im Chor jammern ist auch nur nüchtern zu sehen, für sie ist es billiger die öffentliche Meinung zu beeinflussen als etwas zu tun. Soll es uns als Gesamtmenschheit besser gehen, dann /müssen/ die was tun."

      -------------------------------------

      Höhere Energiekosten bedeutet höhere Stückpreise, die an den Endkunden selbstversrtändlich durchgereicht werden. Bis zum Peak, wo der Konsument auf Grund des Preises beim Konkurrenten kauft, der in China produziert, wo Energie fast nichts kostet.

      Nachspiel: Firma verlegt ihren Produktionsstandort.

      Was lernen wir daraus ? Die Unternehen tuen durchaus etwas. Nur eben nicht das, was ein Tomás Zerolo gerne hätte :)

  • " ... ­dreimal günstiger ..." was bedeutet das ? Ist das gleichbedeutend mit "ein Drittel so teuer" oder "33%" ?



    Ich verstehe es nicht.

    Dow Chemical ... dachte die wären 2017 aufgelöst worden.

    Aber immerhin tun sie was für die Kultur.



    Haben sie doch nach dem Kauf von Union Carbide deren legendäres Chemiewerk in Bhopal für die Nachwelt erhalten.

    Quasi als Mahnmal dafür, dass "billig" den Menschen oft teuer zu stehen kommt.

    de.wikipedia.org/w...strophe_von_Bhopal

  • Wenn der Strom zu teuer ist, wird er natürlich durch Subventionen für das Land insgesamt nicht billiger.

    Und da in Deutschland weit und breit kein Konzept zur Stromspeicherung existiert - die Batterien in den Kellern oder Teslas wohlhabender Bürger sollte seriös niemand hierbei erwähnen - wird der Strom nicht in fünf, nicht in zehn, wohl nicht mal in zwanzig Jahren billiger.



    Was leider auch in der Folge keine bedeutende Senkung der CO2-Mengen bedeutet, da es immer noch zu viele Tage gibt, an denen hauptsächlich Kohle und Gas verbrannt werden müssen. Gern auch per Import. Zur Not auch gern Atomstrom.

  • "Energiesubventionen für Unternehmen"



    oder



    "warum die Krankenschwester und der Altenpfleger mit ihren Steuern den Energiefresserkonzernen den Strom bezahlen soll",



    denn nichts anderes wäre diese Subvention - Geld von unten nach oben verteilen.

  • @OCTARINE, @CHRIS12

    Klimawandel gibt's also nicht. Oder er ist nicht menschengemacht. Oder er ist egal.

    Ich dachte, diese Kleinkindphase hätten wir endlich durch?

    • @tomás zerolo:

      Ich bin großer Fan davon, das Klima zu schützen. Deshalb hätte die Reihenfolge sein müssen. -> Kohle abschalten. -> Gas abschalten. -> AKWs abschalten.

      Diese Dinge genau so lange weiterlaufen lassen, bis sie durch EE (mit Speichern) zu 100% ersetzt werden können.

      Dass genau das der klimafreundlichste Weg gewesen wäre, da sind sich alle Wissenschaftler einig.

      Dass es auch bei der Reihenfolge des Abschaltens die zusätzlich SICHERSTE Reihenfolge gewesen wäre, da sind sich ebenfalls alle Wissenschaftler einig. Hier der Statista Link zur Sicherheit, bevor wieder eine Diskussion ausbricht, wo irgendein Halbwissen zur Gefahr von AKWs präsentiert wird:

      www.statista.com/s...-by-energy-source/

      • @Chris12:

        Kohle vor AKW abschalten, wäre vermutlich besser gewesen. Aber da wir unsere AKW seit Jahren nicht mehr gewartet haben, gab es da auch eine große Unsicherheit, ob die drei überhaupt wieder ans laufen gekommen wären.



        Und Gaskraftwerke sind nun mal deutlich flexibler, um bei Flauten schneller an und ausgemacht zu werdne.



        Atom und Kohle verstopfen die Leitungen und machen Erneuerbare unattraktiver.

      • @Chris12:

        Tchernobyl - Fukushima - Atommüll - Rückbaukosten. Für wen lohnt sich Atomstrom? Dem Bürger?

      • @Chris12:

        Akws sind Grundlastkraftwerke und passen do überhaupt nicht ins Konzept, haben letztes Jahr ca. 5% vom Strombedarf geliefert. Und neue Brennstäbe hätte es auch keine gegeben.

        Und im übrigen sind KKW die teuerste Art Strom erzeugen.

  • Die von der Politik erzwungene Energiepolitik erzeugt keinen Effizienz- oder Kostenvorteil, sie hat nicht einmal Auswirkungen auf das "globale" Klima, sie befriedigt nur bestimmte Befindlichkeiten.

    In ihrer wirtschaftlichen Konsequenz führt sie zu Subventionen, sowohl für die Privathaushalte, also auch die Industrie.



    Die Mehrausgaben für Energie führen zu verminderten Konsumnachfrage und haben damit Auswirkungen auf die Beschäftigung. Wer durch deutsche Innenstädte geht, sieht Leerstand, auch in guten Lagen.

    Die Auswirkungen auf den Bundeshaushalt können wir ja gerade erleben.

    Deutschland ist, als Rohstoffarmes Land, von der Leistungsfähigkeit und damit auch der Konkurrenzfähigkeit seiner Industrie abhängig. Die Produktionskosten und damit auch die Energiepreise des Auslands bestimmen, die Kostenobergrenze hier.



    Da spielen auch Einsparungen, die selbst wiederum Kosten darstellen, keine Rolle.

  • 20ct-7ct=13ct je kWh

    13*5‘000‘000‘000kWh = 650‘000‘000€

  • Das passiert nun einmal, wenn man Politik wirklich ausschließlich aus Ideologie und zu 100% vorbei an der Realität macht. Ist ja nicht so, als ob genau diese Situation vorhergesagt wurde. Ach ne, wenn das passiert ist, dann hat man ja schöne Geschichten ausgepackt, dass ja für X Tage alle super mit Wind und Solar lief.

    Zum Glück haben wir Experten im Wirtschaftsministerium, die ganz genau Bescheid wissen. Die Unternehmen müssen doch nicht gleich abwandern; man kann ja erst einmal einfach aufhören, in Deutschland zu produzieren. Die Menschen, die dort arbeiten (sollten), können ja auch erst einmal nicht arbeiten. Dann sind sie ja noch nicht gleich arbeitslos. Wieso man überhaupt subventionieren sollte, leuchtet da doch eigentlich nicht ein.

    Wir treffen uns aber hoffentlich alle bei der nächsten Demo gegen fossile Energien oder gegen Atommüll oder LNG Terminals oder irgendwas anderes und schimpfen dann dort auf "Die letzte Regierung, die alles falsch gemacht hat", als ob das die Fehlentscheidungen der jetzigen Regierung in irgendeiner Weise wettmachen würde, oder?

    • @Chris12:

      Da liegen Sie falsch. Mit einem hohen Anteil an EE und ohne die 16 Jahre Bremsertum der Union wäre Strom in Deutschland heute günstiger. Außerdem sollte ein Land ohne Rohstoffe nicht auf billige Energie setzten, sondern auf innovative und energiesparende Herstellungstechnik.

      • @ganzjahres Reichweite:

        Da träumen Sie aber. EE ist genau so oder noch viel teurer als die heutige Energie. Es ist ein Märchen, dass durch EE die Preise fallen würden. Siehe einfach auf Dänemark. Und es ist kostenintensiv. Billiger wird es in zwanzig dreißig Jahren, wenn die Investitionen abgeschrieben sind. Nein ich bin persönlich nicht bereit, die höchsten Strompreise auf der Welt zu zahlen und dann noch den Strompreis zu subventionieren. Das ist Aufgabe der Politik.

      • @ganzjahres Reichweite:

        Wäre, hätte, könnte war nun allerdings immer eines unserer Hauptargumente, ist ja irgendwie drollig das jetzt einfach zu übernehmen, wo's nicht mehr zu leugnen ist. Aber leider auch nichts mehr wert ist. Die 16 Jahre haben wir alle selbst erlebt?! Aber das war nun mal weit länger abzusehen und wenn ich sowas lese, frag ich mich, was Menschen sich eigentlich so vorstellen, warum manche sich überhaupt (z.B.) gegen einen verfrühten Atomausstieg ausgesprochen haben, das würde mich wirklich interessieren. Weil die Anlagen so toll aussehen, oder wie? Ist ja auch nicht so dass da jetzt Millionen beschäftigt gewesen wären. Auch die Umstellung auf hocheffiziente Prozesse kostet 'n bisschen, gut möglich dass es hier und da billiger sein wird gleich umzuziehen, oder dann erst recht. Kann ja auch noch andere Vorteile haben.

      • @ganzjahres Reichweite:

        "Mit einem hohen Anteil an EE und ohne die 16 Jahre Bremsertum der Union wäre Strom in Deutschland heute günstiger."



        Falsch. Zwar ist sind die Kosten für Windräder und Solarpanels viel niedriger als früher. Aber das ist nicht die ganze Rechnung. Zunächst mal muß man noch die Kosten für Stromautobahnen von den windreichen Regionen etwa an der Nordseeküste zu den verbrauchsstarken Ballungsgebieten im Süden Deutschlands hinzuaddieren.



        Vor allem aber: Wind und Sonne sind nur wetterabhängig verfügbar. Will man eine im wesentlichen auf Wind und Sonne basierende Stromversorgung, braucht man massiv Stromspeicher. Und dann wird es richtig teuer. Will man (derzeit anscheinend die favorisierte Lösung) Wasserstoff dazu verwenden, braucht man zum einen jede Menge Elektrolyse-Anlagen und jede Menge H2-kompatible Gaskraftwerke. Das ist bereits jede Menge teure Infrastruktur, die man da stemmen muss. Zusätzlich muß man einkalkulieren: Wandelt man Strom via Elektrolys in in Wasserstoff gebundener chemischer Energie und anschließend zurück in Strom, dann hat man Umwandlungsverluste von mindestens 50% - mit den entsprechenden Folgen für den Strompreis.

      • @ganzjahres Reichweite:

        Genau das meine ich doch. "Ist die Schuld der anderen" und "Ja, die Strategie war sowieso nicht richtig".

        Das entschuldigt nicht die Entscheidungen, die von der _jetzigen_ Regierung getroffen wurden und aktiv zu einem höheren Strompreis geführt haben.

        • @Chris12:

          Die jetzige Regierung kann wenig dafür, was 40 Jahre "Verwalten statt gestalten" angehäuft haben. Oder dafür, was der Rest der Welt so anstellt.

          • @metalhead86:

            Aber sie muss _jetzt_ damit umgehen. Man könnte natürlich auch sagen, sollen die Industrien halt abwandern, who cares. So wie der ex-Staatssekretär im Wirtschaftsministerium Graichen. Immer sinkt dann der CO2-Ausstoss.

          • @metalhead86:

            Das gilt auch für die Regierungen davor. Wo sehen Sie den Unterschied?



            Die jetzige klimarelevanten Gesetze unterscheiden sich nicht sonderlich von denen davor bzw. sind die gleichen.

            Deshalb ja, es gilt diese Regierung zu kritisieren. Sie muss die Änderungen gestalten!

        • @Chris12:

          Die Ampel ist also Schuld am Krieg in der Ukraine.

          Interessante Theorie.

          • @sociajizzm:

            Das sagt doch gar niemand. Was soll die Polemik?



            Und mal abgesehen davon, dass die Kanzlerpartei SPD Teil der GroKo war, die die erneuerbaren ausgebremst und sogar federführend massiv auf Abhägigleit von russischem Gas -auch nach 2014 und trotz internationaler Warnungen- gesetzt hat.



            In Krisenzeiten muss pragmatisch gehandelt werden, russisches Gas musste kurzfristig ersetzt werden. . Und dass man auf Kohle und LNG als Übergangstechnologie gestzt hat und nicht auf Atomkraft ist natürlich ideologisch gewesen.



            Der Atomausstieg ist Kernthema und Gründungsmythos der Grünen. Den in dieser Situation durchzuboxen ist eine rein deutsche Angelegenheit. Ökologisch stoßen wir deshalb erst einmal mehr Emmissionen aus. Sogar Greta Thunberg ist da anderer Meinung.



            Es gibt viele gute Gründe für einen Atomausstieg. Aber genauso viele für einen schnellen Kohleausstieg. Wären die Bilder der Schäden durch Kohle und Gas genauso beeindruckend wie die Bilder von Tschernobyl und Fukushima würde das Thema ganz anders diksutiert. Mehr Umweltschäden und Opfer hat schon die Kohle allein gefordert.



            Wenn die Regierung den Weg so gehen möchte, dann muss sie auch dafür sorgen, dass die Konsequenzen für Bevölkerung und Unternehmen stemmbar sind.

      • @ganzjahres Reichweite:

        Eine wunderbare Entwicklung. Wer braucht schon produzierendes Gewerbe im Land ? Dienstleistung und ein Mini-Anteil an irgendwelche Öko-Landwirtschaft reicht aus. Dann muss der Wohlstand eben durch Apps in zigtausenden CoWorking-Spaces generiert werden.

        Der Rest tut gut daran abzuwandern. In den USA bekommen energieintensive Unternehmen Großabnehmermargen zu 3 Cent/kWh. Ohne das ganze EE-Klima-Gedöns.