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Russlands Einnahmen verringernEnergie sparen gegen den Krieg

Um Russland den Geldhahn zuzudrehen und das Klima zu schützen, gibt es ein einfaches Mittel: Energie sparen. Eine „Effizienzrevolution“ ist nötig.

Unterwegs mit 2 PS: Während der Ölkrise 1973 ziehen zwei Pferde einen VW-Bus durch Oberbayern Foto: Rödel/Keystone/picture alliance

Keiner hat’s gemerkt: Am vergangenen Samstag, dem 5. März, war Internationaler Tag des Energiesparens. Während der russische Überfall auf die Ukraine unvermindert weiterging, flossen auch an jenem Datum wie gewöhnlich etwa 380 Millio­nen Kubikmeter russisches Erdgas über Pipelines nach Europa – wofür staatliche russische Energiekonzerne eine Rechnung von etwa 700 Millionen Euro stellen. Tag für Tag.

Während Deutschland, die EU und die Nato nun aufgeregt darüber diskutieren, wie der Westen vom russischen Gas unabhängiger werden kann und welche Sanktionen die russische Wirtschaft hart treffen, bleibt eine der wichtigsten Waffen des Westens bislang im Arsenal: weniger Verbrauch von Öl und Gas. Schon 1973 beim „Ölpreisschock“ waren Fahrverbote die Antwort auf knappes und teures Benzin. Und seit Jahren wird „mehr Energieeffizienz“ in der deutschen und internationalen Energiepolitik gefordert und gefördert, weil sie billig, klimafreundlich, einfach und juristisch problemlos ist, weil sie allen einleuchtet und für alle Seiten Vorteile bringt.

Nun könnte die große Stunde der Sparsamkeit gekommen sein – um Putins Wirtschaft zu schaden, die deutsche Wirtschaft zu modernisieren, Geld zu sparen und die Klimaziele zu erreichen. Aber in dem Land, in dem Geiz angeblich so geil ist, fehlt bislang eine konzertierte Aktion nach dem Motto: „Energie sparen für den Frieden“.

Habeck bleibt erst mal unkonkret

Von der Bundesregierung jedenfalls kommt bisher nicht viel Neues. Der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck, auch zuständig für Energie und Effizienz, ist in den vergangenen Tagen damit beschäftigt, Forderungen nach einem sofortigen Boykott von russischem Öl, Gas und Kohle abzuwehren – und gleichzeitig andere Länder zu finden, die diese fossilen Rohstoffe liefern können. Am Mittwoch sagt er im „heute journal“, die Regierung „kann nur Maßnahmen beschließen, die wir durchhalten und die nicht zu schweren wirtschaftlichen Schäden führen“. Das klang wie eine Beschreibung des Energiesparens. Doch ein konkretes Wort fiel dazu nicht.

Fragt man in Habecks Ministerium nach, heißt es, die Regierung fördere ja ohnehin mehr Effizienz bei Gebäuden und der Industrie, verbessere die Gesetze und überarbeite den „Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz“. Das werde man nun „umso dringlicher verfolgen“, also: neue Sparpotenziale erschließen und die Information der VerbraucherInnen überarbeiten. Es heißt auch: „Wir haben doch die Webseite ‚Deutschland macht’s effizient‘!“ Sie bietet einen Überblick über Förderprogramme und Energiespartipps, mit einem lustigen Eichhörnchen als Maskottchen.

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

Dabei kommt der Ruf nach einem großen Sparprogramm (siehe Spalte) inzwischen von vielen Seiten. Die Internationale Energieagentur IEA legte Anfang März einen Vorschlag mit 10 Punkten vor, mit denen die EU bis zum nächsten Winter ihren Gas-Import aus Russland um gut ein Drittel reduzieren könnte. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat die Bürger aufgefordert, den Energieverbrauch zu drosseln. Die Unternehmensinitiative DENEFF, eine Lobbygruppe fürs Energiesparen, fordert für Deutschland ein „Energiesparpaket von historischer Dimension, um die stille Reserve Energieeffizienz jetzt zu nutzen“. Zusammen mit etwa 20 Verbänden schlägt sie einen „Gipfel für Energiesouveränität“ vor, um Maßnahmen für Ausbau der Erneuerbaren und Effizienz „in nie dagewesenem Tempo“ zu vereinbaren.

Die Umweltverbände Greenpeace und Deutsche Umwelthilfe wiederum haben zusammengestellt, was BürgerInnen tun und lassen können, um Putin das Geld für den Krieg zu entziehen. Und auch das Umweltbundesamt (UBA) verkündet „Rund zehn Prozent der Erdgasimporte aus Russland sofort einsparbar.“

Das sieht auch Simon Müller, Deutschland-Chef von Agora Energiewende, ähnlich. Schon einfache Maßnahmen in Gebäuden würden viel bringen. „Ein Absenken der Raumtemperatur um 1–2 Grad und eine Optimierung der Heizungseinstellungen kann den Energiebedarf von Haushalten um mindestens 10–15 Prozent senken“, sagt er und fordert: „Die Bundesregierung sollte nun Bürgerinnen und Bürger gezielt informieren, wie sie kurzfristig den Verbrauch von Öl und Gas in ihren Wohnungen und Häusern reduzieren können“.

Auch die staatliche Deutsche Energieagentur (dena) macht sich bereit, der Politik Sparpläne zu präsentieren. Die Materie sei komplex, sagt dena-Chef Andreas Kuhlmann gegenüber der taz. „Es gibt da nicht ein paar, sondern hundert Rädchen, an denen zu drehen ist.“ Er schlägt vor, schnell möglichst viele Interessierte aus Politik, Wirtschaft, Verbänden und Handwerk zusammenzubringen, „um ganz konkret zu besprechen, welche neuen Regeln wir brauchen, welche Gelder, welche schnell umsetzbaren Maßnahmen“. Dann, so ist Kuhlmann zuversichtlich, könne die Energieeffizienz bis zum Winter einen wichtigen Beitrag zur Lösung der jetzigen Probleme leisten.

Ein schlafender, schnarchender Riese

Seit Jahrzehnten gilt die Energieeffizienz als „schlafender Riese“ der Energiewende mit großem Potenzial. Trotz aller Werbekampagnen, Anreize, Bitten und Förderprogramme schnarcht dieser Riese einstweilen weiter. So ist der Endenergieverbrauch in den 12 Jahren zwischen 2008 und 2019 insgesamt nur um etwa 2 Prozent zurückgegangen, bemängelt das Wirtschaftsministerium in seiner „Eröffnungsbilanz Klimaschutz“. Um die Klimaziele bis 2030 zu erreichen, „ist dagegen ein deutlich stärkerer Rückgang um 20–25 Prozent beim Endenergieverbrauch erforderlich“, heißt es – also mal eben ein 10-fach höheres Tempo in nur 8 Jahren.

ExpertInnen verzweifeln regelmäßig an den Schwierigkeiten, Energiesparen effizient und attraktiv zu machen. Die Gründe: Die Preise für Öl, Gas und Kohle werden – auch durch Subventionen – künstlich niedrig gehalten. Verbraucher, das Handwerk und Unternehmen sind träge. Und politisch ist es schwierig, sich für einen unsichtbaren Erfolg starkzumachen: Solaranlagen kann man sehen, die Einsparung an einer neuen Heizung jedoch nicht.

Was derzeit niemand laut sagt: Gerade jetzt, mitten im blutigen russischen Krieg gegen die ukrainische Zivilbevölkerung, könnte sich eine Gelegenheit bieten, endlich mit dem Thema Energiesparen voranzukommen. Die Preise für Gas und Öl sind gestiegen und werden so hoch bleiben, dass sich Investitionen schnell lohnen können. Alles, was Deutschland unabhängiger macht vom russischen Gas, ist jetzt willkommen. Den Ausbau der Erneuerbaren „haben wir bislang nur unter Klimaschutz-Gesichtspunkten diskutiert“, sagt Wirtschaftsminister Habeck, „jetzt reden wir darüber endlich auch unter Sicherheitsaspekten.“

Was beim Klima ein Problem ist, fällt bei der Energie-Unabhängigkeit weniger ins Gewicht: der sogenannte „Rebound“-Effekt. Er beschreibt das Dilemma, dass eingesparte Energiekosten anderweitig investiert werden und damit die Ökobilanz hinterrücks doch wieder verderben. Wer allerdings russisches Gas spart, um vom so gewonnenen Geld eine Reise zu machen, nutzt vielleicht dem Klima wenig – aber wenn er nicht nach Russland fährt, fließt sein Geld wenigstens nicht in die Taschen von Putins Oligarchen.

Für eine große nationale Anstrengung zum Energiesparen spricht auch noch ein anderer Grund: Praktisch alle Konzepte für die angestrebte Klimaneutralität bis 2045 gehen stillschweigend davon aus, dass Deutschland kräftig in Energieeffizienz investiert. Einen Teil davon wird der Umstieg auf erneuerbare Energien bringen, weil sie Energie viel effizienter umsetzen als Gas, Öl oder Kohle. Aber alle Studien gehen auch davon aus, dass sich der Energieverbrauch in Deutschland bis 2045 etwa halbieren muss. Damit könnte das Land jetzt ernsthaft anfangen.

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47 Kommentare

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  • Hier mein energie- und sicherheitspolitischer Lösungsvorschlag, parallel zu ähnlichen, hochwirksamen Infrastruktur-Investition:

    Die Bundeswehr ist ein Großverbraucher fossiler Treibstoffe wie Kerosin und Diesel. Dieselben Verbrennungs-Motoren könnten ohne Weiteres auch ausschließlich mit elektrisch synthetisierten Kraftstoffen betrieben werden, falls vorhanden.

    Erforderlich wäre eine umfangreiche, teure Infrastruktur zur Strom-zu-Treibstoff-Synthese. (1) Ein Teil des Bundeswehr-Sondervermögens könnte deshalb darauf verwendet werden, eine vollständig energieautarke Bundeswehr aufzubauen, welche mit EE-Stromüberschüssen so viele Treibstoffe selbst produziert, bis die Speicher des Bundes und der Bundeswehr randvoll sind. Die Überschüsse können dann auf dem Markt verkloppt werden.



    Der Effekt: 1. Es entstehen große, z. T. hochregelbare Produktionskapazitäten, die bereits einen guten Teil der Versorgungsschwankungen im Tagesverlauf ausgleichen können – komplett ohne teure Rückverstromung.

    2. Es entstehen große, gut gefüllte Treibstoffspeicher in Bundeseigentum, die in Notzeiten zur Verfügung stehen, völlig unabhängig von fossilen Rohstoffen.

    3. In einer Dunkelflaute können die Bundeswehr-Großstromverbraucher zudem komplett heruntergefahren werden, was die zeitweilige Stromknappheit zusätzlich entschärft und einige fossile Reservekraftwerke überflüssig macht.

    4. Sobald die Überkapazitäten genügend groß sind, erhält die energiehungrige chemische Industrie energiereiche Grundstoffe zum Bundeswehr-Tarif. Öko-Energieträger und Marktstrompreis werden sich beschleunigt verbilligen, angeschoben vom Wehretat.



    (1) de.wikipedia.org/w...Liquid#Elektrolyse

    de.wikipedia.org/wiki/Power-to-X de.wikipedia.org/w...schen_den_Sektoren

    • @What would The Doctor do?:

      Ich gebe Ihnen mal einen Tipp:

      Die beiden letzten Staaten, die das im großen Stil versucht haben, waren Nazideutschland und Apartheid-Südafrika.

      Der Erfolg ist Ihnen sicher bekannt.

      • @jox:

        Tut mir leid, ich weiß nicht, was Sie meinen. Mehr Details wären bei einem so vernichtenden Urteil angebracht. Gerade von Ihnen hätte ich mir eine differenziertere Antwort erwartet, wenn nicht erhofft.

  • Zusatz zu meinem voherigen Kommentar, der bisher noch nicht sichtbar ist:



    m.youtube.com/watch?v=Ljcz4tA101U



    Hier geht es ab ca. Minute 10 konkret um die Energiewende.



    Der Link im Kommentar vorher ist generell zur Korruption in der deutschen Politik.



    Wer schon länger mal wieder einen schönen Gruselfilm vermisst: unbedingt ansehen!

  • Die Energiewende - egal aus welchem Grund - hat in D ein konkretes Problem: sie bedeutet die Unabhängigkeit der Bürger von den 4 großen Energieerzeugern.



    Und diese nutzen ihre enormen Vermögen zum Schmieren einer gut geölten Lobby-Maschine.



    Rezo hat vor der Bundestagswahl sehr deutlich und bestens belegt aufgezeigt, wieviele Politiker besonders von C€U und SPD dort regelmäßig auf der Gehaltsliste stehen. Teilweise mit höheren Bezügen von dort als für ihr Mandat.



    Quelle: m.youtube.com/watch?v=3Ya7pEDndgE



    Noch irgendwelche Fragen, warum das mit der Energiewende nicht klappen kann?

    • @Mainzerin:

      Unbedingt sehenswert, das ist ein sehr großer Teil des Problems, und erklärt zum Teil auch, warum unsere Regierung hier so herumeiert.

  • Abschaffung von Dienstwagen-Subventionen stattdessen Jahreskarten für Bahn und ÖPNV fördern. Am besten gleich den Zugang zu Bahn und ÖPNV fahrscheinfrei und sozialausgewogen refinanzieren.

  • Hatte vor drei Wochen, also noch vor der Invasion, in einer verkehrspolitischen Diskussion mal das Stichwort "Autofreier Sonntag" eingebracht. Da gab es kräftig Erregung! Freiwillig wird da m.E. kaum jemand verzichten.

    • @Manuel Bonik:

      Dafür bräuchte die Bundesregierung noch nicht mal eine Mehrheit im Parlament, denn das Energiesicherungsgesetzt von 1975 ist noch gültig und in Kraft. Eine Rechtsverordnung reicht.

  • Ein Aspekt dein ich bei der genzen Diskussion vermisse ist Forshcing une Entwicklung. Das müsste in den Bereichen erneuerbare Energien, Energieeffizienz und neue technologien jetzt viel stärker gefördert werden. Wird zwar kurzfristig nicht viel beitragen kann aber längerfridtieg Kösungen liefern. Der Grund liegt wohl in der mangelnden Technikaffinität, und dem manglenden technischen und physikalischen Wissen der Grünen und auch der SPDler.

    • @Gerald Müller:

      Nicht, dass man schon alle Herausforderungen gelöst hätte - aber da ist schon extrem viel geforscht und entwickelt worden.

      Windenergieanlagen, Solarzellen, Meereswellenkraftwerke wie Pelamis, Hochspannungs-Gleichstorm-Fernleitungen, Batterien, virtuelle kraftwerke, Langzeit-Wärmespeicher, Wärmepumpen, man könnte so weiter machen.

      Funktioniert das Zeug? Ja.

      Wird es weit genug genutzt? Noch lange nicht. Statt dessen wird weiter Braunkohle gebaggert.

      Weitere Informationen hierzu:

      info-de.scientists.../tag/energiewende/

      und

      www.drawdown.org/

      • @jox:

        also, die Pelamis funktinierte nicht, lieferte nur 1/3 der erwarteten Leistung und die Firma ist schon lange bankrott. Windenergie: funktioniert nicht in urbanen Gebieten bzw bei hohen Turbulenzintensitäten. Ausserdem snid die Umweltauswirkungen nach wie vor unklar. Solarzellen werden in China geferigt, neue Abhängigkeiten. Batterien, ich sage nur Lithiumabbau usw. Da gäbe es einiges zu tun, und das von den Grünen propagierte Wunschdenken veschleiert die Probleme.

  • Nun, ich hoffe, niemand kommt auf die Idee jetzt wieder Pferde oder Esel als Zugtiere einzusetzen.

    Eine monströse Quälerei über Jahrtausende.

    Wirklich Energie sparen können wir über Aussetzung der globalen Märkte, in denen kleine Teile mehrfach um die Welt reisen um hier oder dort ein Stück weiter zusammengesetzt zu werden.

    Eine riesige Einsparmöglichkeit. Vielleicht die wichtigste.

    • @shantivanille:

      Ne, Schiffe realisieren 90 % des Welthandels machen aber nur 2,5% der CO2 Emissionen aus, also auch des Energieverbrauchen. Flugverkehr 4% glaub ich. Also die Kaffeefahrt am Sontag ist schlimmer als den Kaffee einmal um die halbe Welt zu schippern.

  • @PETER KRANTZ

    Klar, deshalb bin ich eher für ein Bürger*innen-Geld, das eher diejenigen stützt, die weniger haben, sich weniger leisten können, und deshalb schon *jetzt* weniger verbrauchen. Bloss nicht eine Preisbremse, die diejenigen subventioniert, die mehr verbrauchen.

    @FELIS

    Ja, schon. Wobei Politik (im Idealfall) auch Teil von "uns allen" ist, und somit unbedingt /auch/ ins Boot muss.

  • Wenn alles so weiterlaufen muss wie bisher, um unsere Wirtschaft nicht zu belasten und Wähler:innen nicht zu verschrecken, und wir nun zusätzlich mit hohem Tempo LNG-Terminals, Wasserstoffinfrastrukturen, Gebäudedämmung, Wind- und Solaranlagen, E-mobile etc. produzieren werden, wird auch der Energiebedarf steigen.



    Dies nur erwähnt, weil die politische Kommunikationstechnik noch nicht so weit ist, um aus Ankündigungen, Beschlussvorlagen und klugen Ratschlägen Nutzenergie gewinnen zu können.

  • Betrifft diese Forderung nun die Wirtschaft, oder nur uns Individuen?

  • Es ist nicht leicht, das eigene Verhalten mit einem Energieverbrauch in Verbindung zu setzen.



    Wie viele Menschen können sich vorstellen, dass wenn sie Licht anschalten am anderen Ende der Leitung ein Feuer brennt? 10%?

  • Frieren für die Freiheit - himmlische Einfalt!

  • Vielen Dank an Bernhard Pötter für das Link zum Greenpeace Papier im Artikel. Es ist definitiv lesenswert!

    Und wer jetzt mal wieder meint, solche Papiere seien utopisch, die Forderungen der Umweltbewegung unrealistisch, nicht machbar, Traumtänzerei, brächten uns zurück in die Steinzeit - das hören wir jetzt seit 40 Jahren jedes verfickte Jahr. Das hat man gesagt, als Windenergie und Windanlagen erstmals vorgeschlagen wurden: Nicht machbar, nicht wirtschaftlich, uneralistisch, Traumtänzerei.

    Das alles muss man mal sehen als das was es ist, nämlich als Propaganda dagegen, die Dinge besser zu machen, Schritt für Schritt, wo es geht. Propaganda und Lügen, zugunsten der Interessen einiger weniger - wie sich an Putin zeigt, mörderischer Interessen, die einen direkten Angriff auf unsere Demokratie und Zivilisation darstellen.

    Und hier muss ich auch Gerhard Schröder widersprechen: Nicht wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen, sondern wer pathologisch lügt, sich vor den Karren der Interessen von Lobbys und Autokraten spannt, wessen Verhalten von Gier, Korruption und Unehrlichkeit bestimmt ist - DER bedarf ärztlicher Behandlung. Und wie das Video von Rezo zum Thema Korruption zeigt, ist das ein nicht kleiner Teil der sogenannten politischen Klasse (die es in einer Demokratie eigentlich gar nicht geben darf).

    • @jox:

      Als Ergänzung: Dass Korruption größer und schädlicher ist, hängt mit der Machtfülle zusammen, die Menschen (Wahlen) zugesprochen wird bzw. die institutionalisiert (Ämter, Strukturen, berufliche Positionen, Eigentum) wird. Deutschland ist als Gesellschaft sehr ungleich und hierarchisch strukturiert. Große Ausmaße von Korruption hierzulande sind also nicht verwunderlich.



      Rezos Video: "Zerstörung FINALE: Korruption"



      www.youtube.com/watch?v=3Ya7pEDndgE

    • @jox:

      Ach du Scheiße - man kann ja auch an Helmut Schmidt vieles kritisieren - aber ihn mit dem G.S. aus Hannover zu verwechseln, das hat er nicht verdient. Gruß !

      • @lesnmachtdumm:

        Das ist bitter, da habe ich tatsächlich Helmut Schmidt als Urheber des Zitats mit dem Herrn aus Hannover verwechselt.

  • Es ist mal wieder schön, wie sie sich alle gegenseitig das Frieren warmreden und die Stromkosten für Elektroheizungen geradezu positiv rechnen.



    Hat einer von Euch ne Ahnung, was der gemeine Hartz IV Empfänger mittlerweile an Stromkosten zu zahlen hat, trotz anormaler Sparmaßnahmen?!



    Aber es gibt noch ne ganz andere Seite, nämlich die, dass das Amt die Heizung (NICHT den Strom!!!) bezahlt. So läuft meine Heizung seit mittlerweile !!! 12 Jahren auf Hochtouren, weil die Regler defekt sind. Meine Regler sind die Fenster. Mein Vermieter vertröstet mich von Quartal zu Quartal, das Jobcenter interessiert es nicht die Bohne (ist wirklich so!) und ich unternehme nichts gegen meinen Vermieter, weil das Verhältnis untereinander wirklich bilderbuchmässig ist, und das will ich nicht gefährden. Ich persönlich könnte auch nicht an den Heizkörpern rumfummeln, weil mir dazu jedes Talent fehlt.



    Aber wenn ich nachts an diversen Schulen vorbeispaziere, und sehe, dass die um 03:00 Uhr sämtliche Lampen brennen haben, so kann ich mir gut vorstellen, das die es mit dem Heizen auch nicht so genau nehmen.



    Wieso also, soll ich da anfangen?

    • @HotteHueh:

      Zwölf Jahre defekter Heizkörper???

      Ihr Bilderbuch-Vermieter ist verpflichtet, innerhalb einer Woche nach Bekanntwerden des eklatanten Missstands diesen abzustellen. Da alles gute Zureden nicht fruchtet, ist es längst Zeit für eine empfindliche Mietkürzung, möglicherweise auch rückwirkend, sprechen Sie mit einer kompetenten Anwält*in.

      Sie sind erkennbar zu gutmütig / gutgläubig. Lassen Sie sich nicht länger einlullen und bestehen Sie auf Ihrem Recht! Ihr liebenswürdiger Vermieter wird dies mit Respekt honorieren.

      Wer als letztes den Raum verlässt und das Licht nicht löscht, ist ein Idiot, mindestens jedoch ein gewohnheitsmäßiger Ignorant, das gilt auch für Lehrkörper. Idiotische Vorbilder, des hammwer gern. Schreiben Sie der Schulleitung, dem Gemeinderat.

      Schreiben Sie Briefe.

      Orientieren Sie sich nicht nach unten, sondern wählen Sie Vorbilder, die Ihnen voraus sind.

      • @What would The Doctor do?:

        Ergänzung: Je nach Wohnort kann offenbar eine Kostenübernahme für eine Mitgliedschaft im Mieter*innenverein beim Jobcenter beantragt werden. Mieter*innenvereine helfen bei Prüfung von Misständen, Erstellen von Widersprüchen und bieten zudem Rechtsschutz bei Rechtstreitigkeiten an. Hier eine beispielhafte Info für Berliner*innen:



        www.berliner-miete...verein-011910b.htm

    • @HotteHueh:

      Schicken sie mir ihre Adresse und sie bekommen von mir Thermostatventilköpfe.



      Kosten 15€ im Baumarkt. Hab letztens einen getauscht. Ist leicht

      • @Frank der Reisende:

        @Daniel und Uranus: Was an "bilderbuchmässige Beziehung die ich nicht gefährden will" habt Ihr nicht verstanden? Wenn ich dem einen Anwalt oder den Mieterverein auf den Hals hetzte, habe ich einen Vermieter der seinen "Dienst" nur noch nach "Vorschrift" verrichtet, und das wäre für mich ein gigantischer Schnitt ins eigene Fleisch.



        @Frank: Ich war tatsächlich schon im Baumarkt und habe mir Videos auf YouTube zum Thema angesehen. Klar, ganz einfach... mit zwei linken Händen und ohne Werkzeug, und welche dieser gigantischen Auswahl sind denn nun die richtigen?



        Da gehe ich nicht dran!

      • @Frank der Reisende:

        Besser noch, sie melden sich bei der Taz und die bei mir, dann schicke ich die der Taz mit Porto, damit im nächsten Winter Schluss mit lüften für Putin ist - ist ernst gemeint.

  • Wir haben schon vor mehreren Jahren alle Glühlampen durch Ledbirnen ersetzt und sparen dadurch 1/3 Strom.



    Vor ca. einer Woche haben wir wg. dem Überfall Russlands auf die Ukraine die Heizung um 1°C runtergedreht.



    Kleine Schritte mit hoffentlich großer Wirkung.

    • @AusBerlin:

      "...durch Ledbirnen ersetzt..."



      Ich habe vor ein paar Jahren die letzte Energiesparlampe gegen LED ausgetauscht, weil die noch weniger Strom brauchen.



      Kleiner Schritt, absolut wirkungslos, denn: Kurz darauf klemmte die Telekom ihr POTS ab, und dank Router ist der Stromverbrauch wieder da.



      Private Einsparungen sind schön und gut. Es ist aber nicht gerade ermutigend, wenn Firmen, auf die Du keinen Einfluss hast, den Erfolg wieder zunichte machen.

  • Unsorgfalt: 1. 700 Mio sind nicht nur für Gas. 2. Konnte leider noch kaum eine Reaktion im Autoverkehr feststellen. Nach wie vor abartiges Beschleunigen und Bremsen unmittelbar aufeinander, innerhalb und außerhalb von Ortschaften. 3. Offensichtlich braucht Otto Normalverbraucher Vorgaben von oben. Selber vernünftig handeln, für meine Begriffe können das viel zu wenige. 3. Merkels Versäumnisse holen uns dramatisch ein, und die Versäumnisse der medien, Merkel und Entourage kenntnisreich, korrekt und konsequent kritisiert zu haben, nicht zum Selbstzweck, sondern im Dienste aller.

  • Appelle! Seit wann wirken Appelle? Und ist schon mal jemandem aufgefallen, dass seit rd. 40 Jahren die gleichen Appelle an die Bevölkerung rausgehauen werden? Heizung runter, stoßlüften... So, als Mieter und einsichtiger Appell-Befolger schöpft Du seit 40 Jahren Dein Energiesparpotential aus, da geht seit den 80-ern nix zusätzlich. Deshalb braucht es Politik: Vorgaben, Pläne, Anreize und ggf. Finanzierungsmodelle.

    • @Lieblich:

      +1

  • @NUTZER:

    Verstehe. Die Politik soll machen. Dann heisst es "die da oben". Sehr trickreich.

    Nein, so ist es nicht. Wir alle machen was. Politik ist im Idealfall ein Teil von "wir alle".

    (Und oh, danke, @JOX)

    • @tomás zerolo:

      Ja, ja. JA ! ... ABER: Das "wir" wird - schon vor dem Krieg - benutzt von allen möglichen Predigern in Politik und anderswo, um "uns alle" zu meinen, damit realiter aber die Ärmeren abzuhängen. Die nämlich, die eh schon sparen müssen, und mehr als das: essen oder heizen ? Die werden natürlich den Einspar-Kuchen nicht fett machen, aber die leiden am meisten darunter, dass das alles ja übern Energie-Preis geregelt werden soll, und wird. Da gibt's, jenseits der gedankenfreien Appell-Polemik, kein 'WIR (alle)'.

      • @lesnmachtdumm:

        ABER es gibt nicht nur die Armen in diesem Lande gibt es meiner Empfindung nach verdammt viel nicht Arme und die könnten vielleicht schon was machen oder ?

    • @tomás zerolo:

      Danke dafür! Mir geht diese bräsige Einstellung "die Politik muss das regeln und was machen" schon länger mächtig auf den Senkel. Wir sind doch nicht im Kindergarten - also Hintern mal selbst hochkriegen. Man muss nicht jeden km mit dem Auto zurücklegen (wofür haben denn alle diese trendigen Outdoor - und Radklamotten...). Statt der erwähnten Heizdecke tut's auch ein Pullover oder etwas Bewegung zwischendurch. Fragt mal die alten Leute, die wissen noch, wie das geht mit dem Sparen. Steter Tropfen höhlt den Stein...

  • Die Aussage des Artikels, dass Energie gespart werden muss ist korrekt. Die verwendeten Begriffe und Schlussfolgerungen sind meines Erachtens nach jedoch falsch. Effizient ist eine Maßnahme aus energetischer Sicht wenn für das selbe Ergebnis weniger Energie aufgewendet werden muss. Eine effiziente Maßnahme muss jedoch nicht effektiv sein. Wenn ich meinen Fernseher durch ein energieeffizienteres Modell ersetze, so benötigt der neue Fernseher bezogen auf ein Flächenelement weniger Energie. Ist der neuer Fernseher jedoch größer als der Alte, so benötige ich in Summe unter Umständen mehr Energie. Die Maßnahme ist dann effizient aber nicht effektiv. Es handelt sich dann sehr wohl um einen Reboundeffekt. In anderen Bereichen lassen sich ähnliche Beispiele finden. In der Regel Bedarf es der Suffizienz, als der Beschränkung um mittels Effizienz Energieeinsparungen zu erzielen.

  • Eine Maßnahme für Leute in Haushalten mit Gas- oder Ölheizung, die z.B. im Home-Office arbeiten, ist die Temperatur der Heizung zwei Grad runter zu regeln und statt dessen eine elektrische Heizdecke zu nutzen.

    Elektrische Energie ist zwar vergleichsweise teuer, aber anders als ein elektrischer Heizlüfter, der mindestens 1000 Watt schluckt, vebraucht eine elektrische Heizdecke auf niedriger Stufe nur etwa 50 Watt, soviel wie eine herkömmliche Glühbirne. Wenn die Heizdecke temperaturgeregelt ist, noch weniger.

    Das entspricht (auch bei der Verwendung von Ökostrom) dann bei täglich 8 Stunden Nutzung Stromkosten von drei Euro monatlich oder weniger, bei deutlich verringerten Gaskosten. Wenn man Ökostrom benutzt, kann man damit sogar ein Stückchen weiter CO2-neutral werden. Da Heizenergie einen recht großen Teil des privaten Energiekonsums darstellt, ist das auch eine recht effektive Maßnahme, die Putin tatsächlich Geld entzieht.

    All das ersetzt natürlich nicht den nötigen entschlossenen Beistand für die Ukraine auf politischer Ebene.

    Und es ersetzt selbstverständlich auch nicht den dringendst nötigen sozialen Ausgleich bei Energiekosten beispielsweise durch ein Bürgergeld oder Energiegeld, das pro Nase und Kind z.B. wie das Kindergeld vom Finanzamt gezahlt werden kann, aus der Energiesteuer auf Benzin und Diesel. Ein wenig würde das in Richtung einer Rationierung gehen, jeder würde eher bekommen was er braucht, statt was seine Brieftasche her gibt.

    Die von der FDP befürwortete Steuersenkung würde dagegen genau das Gegenteil bewirken: Durch die Entlastung, von der sowieso Gutverdienende besonders stark profitieren, würden deren Verbrauch und somit – aufgrund des Angebotsschocks – auch die Preise weiter steigen, die Energie würde für ärmere Menschen damit noch teurer, die Entlastung durch Steuersenkung wäre aber für sie geringer, und am Ende würden sie unterm Strich noch mehr bezahlen.

    • @jox:

      Ich hab mir im Herbst einen super flauschigen Onesie gegönnt. Auch wenn er zugegeben etwas teuer war (110 €) müsste ich jetzt, wenn es nur meine persönliche Komforttemperatur beträfe selbst im tiefsten Winter nicht mehr heizen und werde so über die Jahre wieder einiges Geld bei den Heizkosten einsparen. Ganz ohne zusätzlichen Strom. Es ist wie ein Wunder.

    • @jox:

      Noch eine genauere Rechnung hierzu: taz.de/!5836670/#bb_message_4286989

      • @jox:

        manchmal läuft man aber auch in der Wohnung rum....



        für die, wos passt vielleicht eine Option, aber für alle eher nicht. Da sehe ich eher die Aufgabe der Politik, den Umbau der Heiztechnologie zu unterstützen und fördern.

        • @nutzer:

          Zunächst mal, wenn ich in der Wohnung rum laufe und was mache, also z.B. staubsauge, fege, spüle oder koche, ist mein Wärmebedarf schon mal deutlich geringer als wenn ich sitze oder am Schreibtisch arbeite. Wenn ich rein komme vom Joggen, erscheint mir die Wohung sogar warm. Deswegen war mein Vorschlag gemünzt auf Leute, die z.B. im Home Office arbeiten oder lernen.

          Ich möchte aber auch was sagen zu diesem Satz:

          > "für die, wos passt vielleicht eine Option, aber für alle eher nicht."

          Ich habe _nirgendwo_ behauptet, dass der Vorschlag für alle passen muss, genauso wie ich irgendwo behauptet, dass es in Wohnungen eine einheitliche Temperatur geben soll, Das ist Nonsens und ein Strohmann. Ich reagiere hier so heftig, weil dies in der Energiediskussion immer und immer wiederholt wird, und auch dies ist reine Propaganda: Dass Sparmaßnahmen alle über einen Kamm scheren sollen oder wollen würden.

          Zum Beispiel gibt es da diese Studie, die der ADFC zitiert, dass viele Wege in der Stadt kürzer als 7 Kilometer sind, und deshalb gut mit dem Rad, Anhänger oder von mir aus Lastenrad erledigt werden können:

          www.adfc-nrw.de/up...hs_Infoblatt_3.pdf

          Und dann kommt JEDES.EINZELNE.VERRFICKTE.MAL der Einwamd, das ginge aber nicht für eine gehbehinderte Krankenschwester, die auf dem Land wohnt, alleinerziehend ist und drei Kinder hat.

          Es geht nicht darum, Stadtbewohner gegen Landbewohner auszuspielen, Alleinerziehende gegen Paare, Kinderlose gegen Menschen mit Kindern, Handwerker gegen Büroarbeiter. Es geht einzig und allein darum, DAS ZU MACHEN WAS MÖGLICH IST, JETZT!

          Und deswegen sollte man sich den Strohmann, das gehe nicht für alle, bitte sparen. Nichts gegen für alle. Aber alle können irgendwo etwas tun.

          (Und genau deswegen sind auch Energiesteuer (also Carbonsteuer) und Umlage als Energiegeld der richtige Weg, weil sie technologieunabhängig und redistributiv sind, anstatt das man wohlbetuchten Leuten auch noch ein Elektro-SUV subventioniert.)

          • @jox:

            Da schließe ich mich doch mal an. :-)

        • @nutzer:

          Die, bei denen es nicht passt, dürfen sich als mündige Bürger auch gerne selbt was einfallen lassen.



          Man muss im Winter z.B. nicht mit Shorts & Shirt durch die Wohnung laufen.