Schlag gegen die E-Mobilität: Strom fürs Auto wird teurer
In Hamburg explodieren wegen einer neuen Gebühr die Ladekosten bei den E-Autos. Damit könnte es vorbei sein mit der Stadt als Vorbild in diesem Bereich.
Mit diesem Schritt, dessen Verkündung zeitlich mit einem Allzeithoch der Preise für Benzin und Diesel zusammenfällt, wolle man sich den „aktuellen Entwicklungen“ anpassen, teilte das Unternehmen Anfang der Woche mit. Zum Jahreswechsel seien „Umlagen und Abgaben auf den Strompreis“ erhöht worden, außerdem sei der Strompreis selbst „drastisch“ gestiegen. Auf beides habe man natürlich keinen Einfluss.
Doch einen anderen Grund für die krasse Preiserhöhung hat sich die Stadt selbst eingebrockt – nicht als Unternehmerin, sondern als Gesetzgeberin. Hamburg erhebt seit Januar eine Gebühr von den Betreibern der Ladestationen: 12 Cent pro Kilowattstunde an regulären Ladesäulen, 20 Cent an Schnellladesäulen. Damit schießt man sich selbst ins Knie – in einem Bereich, in dem man bislang Vorbild war.
Denn dass es diesen sogenannten Nutzungspreis bislang nicht gab, habe am „einzigartigen“ Hamburger Modell gelegen, teilte die Wirtschaftsbehörde Anfang Oktober mit – als sie es beerdigte.
Zwar habe die bisherige Subventionierung der Ladeinfrastruktur den „Markthochlauf massiv unterstützt“, aber jetzt sei es nun mal Zeit, das zu tun, was bundesweit üblich sei: den weiteren Ausbau und die Betriebskosten vermehrt über die Nutzer:innen zu finanzieren. Das entlaste die Steuerzahler:innen, sagte die Sprecherin der Behörde.
2021 seien rund 6,5 Millionen Euro aus dem Hamburger Klimaplan für die Förderung bereitgestellt worden. Die neue Gebühr helfe auch gegen „Wettbewerbsverzerrung“; immer mehr Privatfirmen errichteten öffentliche Ladestationen. Und die Gebühr werde schließlich nicht direkt von den Endkund:innen erhoben, sondern von den Anbieter:innen.
Was unterm Strich wohl aber keinen Unterschied macht, kündigte Hamburg Energie doch jetzt an, dass man den Preis ab Mai „an seine Kunden weiterberechnen muss“. Ob der „echte Umweltnutzen“ der E-Autos, für den Hamburg Energie mit seinen Ökostrom-Tankstellen sorge, dadurch geschmälert wird, ist schwer vorherzusagen.
Doch wenn sich die Menschen wegen der steigenden Preise nun gegen ein E-Auto entscheiden, schadet das der Verkehrswende. Und damit auch dem Klimaschutz. Das bedeutet im Zweifel nicht nur mehr CO2-Ausstoß, sondern auch eine Botschaft an die Gesellschaft, die nicht in die Zeit passt und schwer zu erklären ist: E-Auto fahren lohnt sich nicht.
Die Autoindustrie verkündete bereits Ende vergangenen Jahres, der von Hamburg gefeierte „Hochlauf“ der E-Mobilität sei gefährdet – zumindest deutschlandweit. Und zwar wegen fehlender Ladeinfrastruktur. In Hamburg sah das dank der vorbildlichen Förderung bislang zwar besser aus als in der deutschen Durchschnittskommune. Umso schlechter ist es, jetzt schon damit aufzuhören.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungelöstes Problem der Erneuerbaren
Ein November voller Dunkelflauten
Autobranche in der Krise
Kaum einer will die E-Autos
Abschiebung von Pflegekräften
Grenzenlose Dummheit
Trumps Personalentscheidungen
Kabinett ohne Erwachsene
Bürgergeld-Empfänger:innen erzählen
„Die Selbstzweifel sind gewachsen“
113 Erstunterzeichnende
Abgeordnete reichen AfD-Verbotsantrag im Bundestag ein