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Schlag gegen die E-MobilitätStrom fürs Auto wird teurer

In Hamburg explodieren wegen einer neuen Gebühr die Ladekosten bei den E-Autos. Damit könnte es vorbei sein mit der Stadt als Vorbild in diesem Bereich.

Tanken wird halt wieder teurer Foto: Jonas Walzberg/picture alliance/dpa

Hamburg taz | Wer sein Auto in Hamburg mit Ökostrom betankt, muss ab Mai ordentlich draufzahlen. An den Ladesäulen des städtischen Unternehmens Hamburg Energie zahlen E-Auto-Fah­rer:in­nen dann 49,9 statt bislang 29,5 Cent pro Kilowattstunde – knapp 70 Prozent mehr also. Der Energieversorger stellt derzeit einen Großteil des öffentlichen Angebots in Hamburg.

Die krasse Preiserhöhung hat sich die Stadt selbst eingebrockt – nicht als Unternehmerin, sondern als Gesetzgeberin

Mit diesem Schritt, dessen Verkündung zeitlich mit einem Allzeithoch der Preise für Benzin und Diesel zusammenfällt, wolle man sich den „aktuellen Entwicklungen“ anpassen, teilte das Unternehmen Anfang der Woche mit. Zum Jahreswechsel seien „Umlagen und Abgaben auf den Strompreis“ erhöht worden, außerdem sei der Strompreis selbst „drastisch“ gestiegen. Auf beides habe man natürlich keinen Einfluss.

Doch einen anderen Grund für die krasse Preiserhöhung hat sich die Stadt selbst eingebrockt – nicht als Unternehmerin, sondern als Gesetzgeberin. Hamburg erhebt seit Januar eine Gebühr von den Be­trei­be­rn der Ladestationen: 12 Cent pro Kilowattstunde an regulären Ladesäulen, 20 Cent an Schnellladesäulen. Damit schießt man sich selbst ins Knie – in einem Bereich, in dem man bislang Vorbild war.

Denn dass es diesen sogenannten Nutzungspreis bislang nicht gab, habe am „einzigartigen“ Hamburger Modell gelegen, teilte die Wirtschaftsbehörde Anfang Oktober mit – als sie es beerdigte.

Zwar habe die bisherige Subventionierung der Ladeinfrastruktur den „Markthochlauf massiv unterstützt“, aber jetzt sei es nun mal Zeit, das zu tun, was bundesweit üblich sei: den weiteren Ausbau und die Betriebskosten vermehrt über die Nut­ze­r:in­nen zu finanzieren. Das entlaste die Steu­er­zah­le­r:in­nen, sagte die Sprecherin der Behörde.

2021 seien rund 6,5 Millionen Euro aus dem Hamburger Klimaplan für die Förderung bereitgestellt worden. Die neue Gebühr helfe auch gegen „Wettbewerbsverzerrung“; immer mehr Privatfirmen errichteten öffentliche Ladestationen. Und die Gebühr werde schließlich nicht direkt von den End­kun­d:in­nen erhoben, sondern von den An­bie­ter:in­nen.

Was unterm Strich wohl aber keinen Unterschied macht, kündigte Hamburg Energie doch jetzt an, dass man den Preis ab Mai „an seine Kunden weiterberechnen muss“. Ob der „echte Umweltnutzen“ der E-Autos, für den Hamburg Energie mit seinen Ökostrom-Tankstellen sorge, dadurch geschmälert wird, ist schwer vorherzusagen.

Doch wenn sich die Menschen wegen der steigenden Preise nun gegen ein E-Auto entscheiden, schadet das der Verkehrswende. Und damit auch dem Klimaschutz. Das bedeutet im Zweifel nicht nur mehr CO2-Ausstoß, sondern auch eine Botschaft an die Gesellschaft, die nicht in die Zeit passt und schwer zu erklären ist: E-Auto fahren lohnt sich nicht.

Die Autoindustrie verkündete bereits Ende vergangenen Jahres, der von Hamburg gefeierte „Hochlauf“ der E-Mobilität sei gefährdet – zumindest deutschlandweit. Und zwar wegen fehlender Ladeinfrastruktur. In Hamburg sah das dank der vorbildlichen Förderung bislang zwar besser aus als in der deutschen Durchschnittskommune. Umso schlechter ist es, jetzt schon damit aufzuhören.

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27 Kommentare

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  • @ALEXIS ZORBAS

    Dafür aber die SUVs der Gutverdiener mitzusubventionieren scheint mir... dumm.

    Klar braucht es für die sprichwörtliche Friseurin die vom Land in die Stadt pendeln muss eine Übergangslösung.

    • @tomás zerolo:

      Aber warum sollte man die kleineren Zweitwagen der Gutverdiener und die SUVs der Schlechterverdiener subventionieren?

  • bei ca. 20 KW/h Verbrauch auf 100 km ergeben sich so 10€ auf 100 km "Energiekosten"

    bei 8 Liter Benzin wären das für die gleiche Strecke 16 € - immernoch ein guter Deal...

    Wer wirklich günstig individuell Mobil sein will montiert eine Solaranlage aufs Dach und tankt dann quasi kostenfrei.

    bei 100km 16€ gespart



    bei 1000km 160 € gesprat



    bei 10.000km 1600 € gespart



    bei 100.000km 16.000 € gespart...

    • @Grisch:

      So mache ich es - wenn mein Solarmensch, das Ding mal auf das Dach macht. Ganz so leicht ist die Rechnung aber nicht. Gerade im Winter wird man es nicht schaffen, das Auto mit der Sonne zu tanken. Zwischen Mitte März und Mitte Oktober müsste es aber - wenn der Akku groß genug ist - aber halbwegs klappen. Und eine Solaranlage ist ja auch nicht umsonst...

      • @Strolch:

        Wenn das Geld zu 100% zusätzlich in ÖPNV investiert wird ist dagegen nichts einzuwenden. Zusätzlich sollten die Kosten für das Parken im öffentlichen Raum auch angehoben werden sowie endlich das illegale aufgesetzte Parken auf Bürgersteigen angegangen werden.

      • @Strolch:

        Hm ... Im Winter dann Radfahren und im Sommer ins Auto?

        • @Rudolf Fissner:

          E-Bike wird demnächst auch noch angeschafft...

    • @Grisch:

      ach, Photovoltaikanlage auf dem Dach gibts Umssonst? Schon mal über die Speicherung, also Akku nachgedacht oder fahren Sie Nachts und tanken Tags auf? Ich fahre Taycan und das ganze Geschwafel ist Nonsens. Hamburg, Frankfurt usw. wo laden die Fahrzeuge auf? Bei mir in der Garage jedenfalls nicht. Think!

      • @Alexis Zorbas:

        Wer es nötig hat zu "beeindrucken" muss nachtürlich mitm SUV vorfahren...

        Nach Hamburg oder Frankfurt fährt man mit der Bahn - Stundenlang am Steuer auf der Autobahn rumzuheizen kann gar nicht effizient sein - und damit meine ich nicht mal vorrangig den fossilen Energieverbrauch.

        Ich selbst bin Mo, Mi und Fr. auf Achse und Di und Do im Homeoffice, da lässt sich mein E-Auto wunderbar immer zuhause an der Wallbox wieder nachladen...



        KFW-Förderung 900€...

        Im Winter muss ich auf Windstrom zurückgreifen - das gestehe ich ein.

        Trotzdem, die 20 Mille für die Photovoltaik mit 6KWpik mit Batteriespeicher amortisieren sich bei unserem 5 Personenhaushalt ganz alleine über den täglichen Stromverbrauch innerhalb von 20 Jahren (konservativ gerechnet mit 30 Cent pro KW/h).

        Da ist das Autotanken noch nicht nicht mal mit eingerechnet...

  • Nein. Nicht E-Mobilität muss billiger werden. Benzin muss teurer werden. Viel, viel teurer.

    Subventionierung des motorisierten individuellen Verkehrs ist keine gute Idee. Unabhängig von der Antriebstechnik.

    • @tomás zerolo:

      Ah und die Geringverdiener die auf Ihr Auto angewiesen sind fahren dann mit dem Fahrrad 50 km zur Arbeit weil diese sich keine Mieten z.B. um den Flughafen Frankfrt leisten können?! Wie verblendet muss man eigentlich sein zu glauben wir In D retten die Welt mit Co2 weil wir unbezahlbaren Sprit haben? Haben Sie einen offenen Kamin? Fliegen Sie in Urlaub? Ihre Jack Wolfskin Jacke aus Bangladesh aus Kinderhänden? Ich kanns echt nicht mehr lesen

  • Damit zeigt die öffentliche Verwaltung wiederholt, dass sie die falsche Adresse ist für einen schnellen Ausbau von Ladeinfrastruktur. Das Gegenbeispiel hierzu sind Discounter u.a. die kostenlose, weil regenerativ, Ladestationen an immer mehr Verkaufsstellen errichten und dadurch einen Mehrwert für sich erkennen.



    Worin kann eine Kommune einen Mehrwert von Ladeinfrastruktur erkennen? Soll und muss sie denn einen Mehrwert erkennen?



    Die Kommune ist Ihren Bürgern verpflichtet und sollte immer einen Mehrwert für Ihre Bürger entwickeln wollen. Die öffentliche Verwaltung ist nicht Selbstzweck.

    • @Sonnenhaus:

      Na ja, die öffentliche Verwaltung schenkt mir auch kein Brot - hätte für mich auch einen Mehrwert. Sie will eine Gebühr für den Bus (wenn auch nicht kostendeckend) und der Parkplatz ist in der Innenstadt auch nicht umsonst. Weshalb soll das beim E-Auto anders sein? Am Anfang sicher, um eine Veränderung zu fördern, aber irgendwann ist ein Punkt erreicht, da muss sich die Technologie als solche lohnen. Ob das im Jahr 2022 oder erst 2024 ist (oder bereits 2020 war), darüber kann man sicher trefflich streiten.

  • Wenn es immer mehr E-Mobilität gibt, wird die horrende Treibstoffsteuer substituiert werden müssen.

    • @Der werktätige Rentner:

      Eben. Der Staat braucht die Einnahmen. Und für den Betrieb von E-Autos stellt der Staat dieselben Straßen bereit, die er auch für Autos mit Verbrennungsmotor bereitstellt.

  • lieber jetzt die Aufschläge erheben, dann weiß auch jeder Umsteigewillige, was ihn später erwartet. Erst auf E-Autos umsatteln und dann hinterher die Aufschläge erheben, wäre auch nicht besser... zumindest aus individueller Sicht. Dem Umstieg aufs E-Auto dürfte das aber nicht förderlich sein.

  • Sorry, aber wer sich beim Stromtanken über 49,5 Cent/Kwh aufregt, sollte ganz kurz die Realität wieder einblenden die da heißt : 79 Cent/Kwh in der Grundversorgung



    QUELLE:



    sw-weimar.de/filea..._ab_28.12.2021.pdf

    • @Waldo:

      Dass Grundversorgung teils erheblich teurer als normale Stromlieferverträge sind, ist nichts Neues.



      Wer letztes Jahr einen normalen Tarif abgeschlossen hat, kommt auf ca. 30ct/kWh Arbeitspreis.



      Es geht meinem Verständnis nach auch nicht um den Preis, sondern um die Signalwirkung bzw. die beendete Förderung von e-Mobility.

  • Auch E-Mobilität ist individuelle Mobilität, mit allen Nachteilen, die damit für die Stadtgesellschaft verbunden sind.



    Warum soll die mit Steuergeldern von Menschen gefördert werden, die durch die Nutzung von ÖPNV und Fahrrad anderen diese Nachteile nicht zumuten?

    • @Life is Life:

      Warum sollten Nutzer von Autos, die keinen ÖPNV brauchen, diesen mit ihren Steuergeldern fördern?

      Warum sollen Musikaufführungen von meinen Steuern gefördert werden, obwohl ich sie nicht besuche?

      Fragen über Fragen....

    • @Life is Life:

      Vielleicht weil der ÖPNV noch deutlich mehr unterstützt wird

  • Dass Umlagen auf den Strompreis erhöht wurden, ist nicht korrekt. Es wurden zwar ein paar kleinere Umlagen wie die KWKG- oder die Offshore-Umlage erhöht, aber das macht nur ungefähr 0,15 Cent pro kWh aus. Gleichzeitig wurde aber die EEG-Umlage um fast 2,78 Cent pro kWh gesenkt. In Summe wurden also die gesetzlichen Abgaben und Umlagen auf den Strompreis sogar gesenkt.

  • Ach nee. Dachte jemand, der Strompreis sei von den Preisen der Energieträger, aus denen er hergestellt wird, abgekoppelt? Hätte uns doch nur jemand gewarnt!



    Zur Sache mit dem Ökostrom: Der wird mit Vorrang eingespeist, ist also zu 100 % ausgelastet. Wenn ich mir mehr Ökostrom sichere, bekommen alle anderen weniger, und dafür mehr fossilen Strom. Wie kaufe ich mir ein gutes Gewissen? Moderner Ablasshandel.

  • Gut so!

    Bislang war Strom für's Auto zum Teil billiger als Strom für Menschen!

    Wer eine Mobilitätswende will, muß auf ÖPNV, Zufußgehen und das Fahrrad setzen. Das Elektroauto darf nur eine untergeordnete Rolle spielen.

    Die beste Ökobilanz beim ÖPNV hat übrigens die Elektromobilität in Form der Straßenbahn — die Hamburg anscheinend nicht will.

    • @Yvvvonnne:

      Es gibt keinen Gegensatz zwischen Strom fürs Auto und Strom "für Menschen". Strom wird zum Betrieb von Gebrauchsgegenständen benötigt, die von Menschen genutzt werden. Ob der Gebrauchsgegenstand ein E-Auto oder ein Kühlschrank oder eine Nachttischlampe ist, macht keinen Unterschied.

  • Hohe Preise für verschwendete Energie - und das ist beim MIV in einer Großstadt allemal der Fall - sind gut.