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Notsparen bei Öffentlich-RechtlichenEingesparte Zukunft

Wegen der Blockade des Rundfunkbeitrags müssen die öffentlich-rechtlichen Sender sparen. Der MDR kürzt keine Gehälter, aber Innovationen.

Hier soll gespart werden: MDR-Hörfunkzentrale in Halle Foto: Steffen Schellhorn/imago

Die Beschäftigten des Mitteldeutschen Rundfunks können sich erst einmal entspannen. Obwohl das Budget des MDR wie bei allen öffentlich-rechtlichen Anstalten gerade unklar ist, hält der Sender fest an der geplanten Erhöhung der Gehälter um 1,7 Prozent, die für April geplant ist. Das hatte bis Montagabend infrage gestanden. Durch die geplatzte Erhöhung des Rundfunkbeitrags müssen die Sender im Hauruckverfahren Kosten reduzieren.

Nachdem das Land Sachsen-Anhalt, vielmehr dessen CDU-Regierungsfraktion die Erhöhung der Haushaltsabgabe um 86 Cent pro Monat im Dezember blockiert hat, waren ARD, ZDF und Deutschlandradio beim Bundesverfassungsgericht mit einem Eilantrag gescheitert. Das Gericht will sich Zeit lassen zu klären, ob die 86 Cent den Sendern zustehen. Wie lange, ist unklar, und bis dahin müssen die Sender vorsorglich ihr Budget auf die Einnahmen zurückstutzen, die sie aus dem alten Beitragssatz von 17,50 generieren.

Eine Option dafür ist, die geplanten Gehaltserhöhungen zum April auszusetzen. Einige Sender haben sich nämlich, als sie die neuen Tarife 2019 mit den Gewerkschaften ausgehandelt haben, ein Sonderkündigungsrecht vorbehalten – genau für den Fall, dass der Beitrag nicht wie geplant angehoben wird.

Diese Sonderkündigung hatte das Deutschlandradio Mitte des Monats als erste Sendeanstalt in Anspruch genommen. Verbände fürchteten, dass die anderen Anstalten, denen das möglich ist, folgen könnten. ZDF und Bayerischer Rundfunk haben das bereits ausgeschlossen. Aber der Südwestrundfunk und der Saarländische Rundfunk befinden sich aktuell bereits in entsprechenden Gesprächen mit den Gewerkschaften, wie sie der taz mitteilen.

Kein Ausbau in Halle

Der MDR hingegen verzichtet nun auf das Kündigungsrecht, wie Intendantin Karola Wille mitteilt. Zugunsten der Mit­ar­bei­te­r*in­nen, die gegenwärtig „hervorragende Arbeit“ leisteten, „um gerade in dieser herausfordernden Zeit unter schwierigen Umständen viele Sonderanstrengungen zu ermöglichen“.

Aber damit ist das Sparproblem des MDR bloß woanders hin verschoben. Der Sender stellt zugunsten der Gehälter die Modernisierung des Senders hintenan. „Wir werden nun, und das schmerzt besonders, geplante digitale Innovationen zurückstellen.“ Als Beispiele nennt Wille den Ausbau des DAB+-Netzes für digitalen Radioempfang sowie den geplanten crossmedialen Standort in Halle.

Bei Letzterem beißt sich nun die Geschichte wieder selbst in den Schwanz: Quergestellt beim Rundfunkbeitrag hatte sich die CDU-Regierungsfraktion in Sachsen-Anhalt. Der dortige Standort Halle wird nun ausgerechnet darunter leiden müssen.

Schon am Freitag hatte der MDR bekanntgegeben, dass die geplante „gemeinsame Kulturplattform“ der ARD-Anstalten, die in Halle angesiedelt sein sollte, bis aus Weiteres nicht kommen wird. Entsprechendes angedeutet hatte schon ARD-Chef Tom Buhrow im alten Jahr: keine Finanzierung, kein Ausbau in Halle.

Das kann man entweder als Strafe verstehen oder als notwendige Konsequenz, je nachdem, wo man steht. Dem MDR fehlen – wenn die Erhöhung des Rundfunkbeitrags nicht doch noch nachgeholt wird – in den nächsten vier Jahren 165 Millionen Euro. MDR-Intendantin Karola Wille ist es schon aus ihrer Zeit als ARD-Chefin gewohnt, für unangenehme Sparmaßnahmen zu werben. Auch wenn Sie in diesem Fall bekundet hat, dass der Einschritt bei der digitalen Innovation „besonders schmerzt“.

Die an der Regierung beteiligten Grünen in Sachsen-Anhalt kommentieren hämisch in Richtung Koalitionspartner CDU. Dessen Verhalten habe „absehbare Finanzprobleme beim MDR ausgelöst“. Und: „Das kostet die zeitgemäße Aufstellung des MDR und das ist für sie ein herber Rückschlag.“ Der Alleingang der CDU beim Rundfunkbeitrag führt zu Spannungen in der Landesregierung aus CDU, SPD und Grünen. Im Juni soll in Sachsen-Anhalt ein neuer Landtag gewählt werden.

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28 Kommentare

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  • [...] Beitrag entfernt. Anregungen, Kritik, Fragen zur Moderation bitte an: kommune@taz.de. Vielen Dank! Die Moderation

  • Das Prinzip Scheuer also nun auch beim ÖRR.

  • Man kann ja den "Freien" noch weniger zahlen, um zu sparen..also gar nix mehr!

  • Herr Thomas Burow hat ein Gehalt von EUR 395.000, beim MDR gibt es EUR 275.000.

    Noch immer reist der ÖR zu WM und EM mit zwei vollständigen Teams an und die Auftragsproduktionen (Tatort & Co.) sind viel zu teuer.

    Es gibt mehr als genug Einsparpotenziale.

  • Wichtig finde ich in der Diskussion auch, dass die ÖR die Erhöhung nicht als Erhöhung sehen sondern als Inflationsausgleich für gestiegene Kosten.



    5%?



    Wie sieht denn dann eine Erhöhung aus sicht der ÖR aus?

    • @Beowulf:

      Die letzte Erhöhung gab es 2009 und 2015 wurde der Betrag sogar um 2,7% gesenkt. So gesehen ist das Argument des Inflationsausgleichs schon nicht verkehrt. Nur ist das Problem der völlig aufgeblähten Mehrfachstrukturen die den Finanzbedarf erst erzeugen eben keines das erst in den letzten Jahren entstanden ist.

      • @Ingo Bernable:

        Sie haben ja recht, aber vergessen dass durch die Umstellung des Systems auf Haushalte eine enorme Summe extra zu den ÖR geflossen ist.



        2013-2016 alleine 1,3 Milliarden mehr.



        Ich habs nicht ausgerechnet, aber das sind so 4-5% mehr jedes Jahr ;)

      • @Ingo Bernable:

        Und warum wurde gesenkt? Weil die Einnahmen von alleine um 1 Milliarde gestiegen ist

  • 8G
    83191 (Profil gelöscht)

    Die hatten doch 2014 mit ihrer Umstellung auf Haushalte statt Einzelpersonen einen gigantischen Anstieg der "Einnahmen".. von 7,68 auf 8,34 Mrd.

    Und warum ist es ok wenn Unternehmen unliebsame politische Entscheidungen mit Stellenabbau u.ä. zu manipulieren versuchen? Hieß das nicht früher "Unlautere Einflussnahme" oder so? Oder gilt das nur bei Privaten Unternehmen / Konzernen ?

  • Es gibt doch ein nicht unerhebliches Sparpotential:



    Intendantengehälter und völlig übertriebene Bezahlung diverser Moderatoren/Showmaster.



    Es gibt ÖR Sender und Inhalte, die sich tatsächlich von Privaten abheben, aber alles andere kann weg, denn da ist die Grundversorgung mehr als gesichert.

    • @Grummelpummel:

      "Es gibt doch ein nicht unerhebliches Sparpotential"



      Richtig, aber ausgerechnet die Intendantengehälter sind da, auch wenn sie mit 245.000 bis 395.000 € durchaus üppig ausfallen, kein besonders effektiver Hebel, da ihr Anteil an den Gebühren sehr grob überschlagen unter 0,5 % liegt. Abgesehen davon, dass diese Gehälter gegenüber denen die bei den Privaten gezahlt werden fast noch 'bescheiden' sind (das des ProSiebenSat1-Chefes wird zB auf über 4 Mio. geschätzt), wird es nichts helfen das Problem bei einigen Wenigen zu verorten denen man vorwirft den Hals nicht voll genug kriegen zu können. Die Kostentreiber liegen auf struktureller Ebene und können auch nur dort angegangen werden.

      • @Ingo Bernable:

        Die Intendantengehälter sind ja nur die Spitze des Eisberges.



        Was rechtfertigt überhaupt derart hohe Gehälter? Haben die ernsthaft den Anspruch, mehr Leistung zu bringen und Verantwortung zu tragen als die Bundesregierung?



        Warum bekomemn die zusätzliche Altersversorgungen? Ist den die gesetzliche reente nicht ausreichend?



        Was ist mit all den anderen, die aussertariflich bezahlt werden?



        Das summiert sich!



        Die gegenwärtige Finanzsituation ist ganz wesentlich von Altersversorgungslasten geprägt, die von den ÖR im sicheren Bewusstsein getätigt wurden, dass das Geld schon kommen wird.



        Solange die Spitze es für normal hält, sich überdurchschnittliche Einkommen und Altersversorgungen zu sichern, wird es in den Rängen darunter auch keinen Anlass geben, sich zu bescheiden.

  • Wenn sich eine Einsparung für die ARD lohnen würde, dann die Ausgaben für das digitale Radio (DAB+). Eine veraltete Technik, die von den Hörern kaum genutzt wird. Immerhin sollen dafür bis 2028 rund 450 Millionen Euro investiert werden. Faktisch wird DAB+ bei der Nutzung längst vom mobilen Online-Radio per Smartphone überholt. Der Landtag in Niedersachsen forderte bereits 2019 das Projekt DAB+ einzustellen. Nachdem das Deutschlandradio den Ausbau der DAB+-Sendetechnik gestoppt hat, zieht nun der MDR nach. Weiter so... medienfresser.blog...tarbeiter-von.html

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    "Wegen der Blockade des Rundfunkbeitrags müssen die öffentlich-rechtlichen Sender sparen."

    Ach reichen die Werbeeinnahmen im Vorabendprogrammnicht mehr aus?



    Die Fußballrechte haben natürlich absolute Priorität. Torwandschießen (für 12-Jährige) sollte olympische Disziplin werden.

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Ob die Zielgruppe des mdr einen "crossmedialen Standort" vermissen wird?



    Vor dreißig Jahren schon hat der mdr ein Programm für Rentner:innen gemacht und das hat sich sogar eher noch verschärft. Mittlerweile ist meine Mutter Rentnerin und selbst sie sagt, dass das mdr-Programm etwas für noch ältere Menschen ist als sie.



    Ich nehme aber trotzdem an, dass, wenn ich mal 80 bin, mir der Heimatsender immer noch tüchtig auf den Wecker gehen wird. Radio Blau beweist, dass engagierte Bürger:innen auch ohne Rundfunkgebüren ein Programm gestalten können, das informativer, vielfältiger und spannender ist als nahezu alles, was der mdr jemals produziert hat.

    • 9G
      97760 (Profil gelöscht)
      @85198 (Profil gelöscht):

      Bin auch der Meinung, daß diejenigen, die in den 90er Jahren techno und housemusic hörten, in 20 Jahren erst recht den Adrenalinkick durch diese sounds brauchen

  • Keine halben Sachen:



    Ein Sender, der sich als Logo allen Ernstes drei untenrum schon halb weggeätzte Buchstaben gibt, kann ruhig ganz weg.

  • Um die Aufgaben des ÖR zu erfüllen würde streng genommen ein einziger Sender reichen. Um das System gegen etwaige Fehlentwicklungen (externe Einflussnahme, Herausbildung einer senderspezifischen Meinung, ...) robuster zu machen lässt sich auch der Betrieb eines zweiten unabhängigen Senders noch argumentieren. Und sich als relativ wohlhabende Gesellschaft den Luxus von ein oder zwei weiteren gebührenfinanzierten Sendern für jene Art von Kultur und Bildung zu leisten für die die Privaten kein Interesse haben lässt sich ggf. auch noch begründen, alles darüber hinaus aber definitiv nicht mehr. Dennoch gibt es in DE allein über 20 ÖR-Fernsehsender! Und allein der MDR betreibt 10 Radiosender von denen es insgesamt 74 gibt und die teils ein Publikum in gerade mal fünfstelliger Anzahl bedienen. Kein anderes Land leistet sich einen ÖRR mit einer derart absurden Anzahl an Sendern. Selbst in der Schweiz wo man Programm für 4 Sprachen produziert kommt man mit 7 Fernsehsendern aus. Solange man nicht endlich mal daran geht die mehrfach redundanten Strukturen der ÖR abzubauen hat die Gebührenfinanzierung ein Legitimationsproblem.

    • @Ingo Bernable:

      Genau meine Meinung. ÖRR wäre eine gute Sache, wenn denn tatsächlich Information und Bildung den Inhalt bestimmen würden.



      Gern bezahle ich auch 10 Euro jeden Monat für 4 Fernseh-, 2-3 richtig gute Radiosender und ein ansprechendes Angebot im Internet.

      Unter den aktuellen Umständen allerdings nutze und bezahle ich dieses Angebot nicht.

  • Schon erschreckend, was für weitreichende Konsequenzen das Ausbleiben einer Budgeterhöhung um knapp 5% bei den Sendern zu haben scheint. Und daß an den Folgen der Trotzigkeit der dortigen CDU "ausgerechnet" der Standort Halle leidet... naja.

  • Interessant wäre vielleicht auch der Gesamtetat gewesen (und nicht nur die fehlende Summe, die für vier Jahre angegeben wird. Warum nicht für 10 Jahre, dann sieht es noch viel dramatischer aus).

    2019: 790 Mio Euro.

    Es "fehlen" dann die 5% Erhöhung, also 40 Mio / Jahr.

    Der ÖR ist ok, aber ein wenig Sparen und Zwang sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, hat noch keinem geschadet.

    • 9G
      90564 (Profil gelöscht)
      @fly:

      ja, zb der gesundheitsversorgung, den finanzbehörden, dem sog "sozialen frieden", den universitäten und schulen usw, aber neoliberale glaubensinhalte lassen sich argumentativ nicht widerlegen, is halt bürgerliche ideologie und da ist eben nur "wesentlich" was dem kapital dient

      • @90564 (Profil gelöscht):

        Der Bedarf im Gesundheits- oder Bildungssystem lässt sich aber relativ zuverlässig und objektiv ermitteln. Demgegenüber ermitteln die ÖR ihren "Bedarf" selbst. Die gewünschte Summe muss zwar von der KEF geprüft werden, da diese aber - grundsätzlich richtigerweise - nicht über Programminhalte urteilen darf läuft es letztlich darauf hinaus, dass der Betrag lediglich mit einer entsprechend teuren Programmplanung unterfüttert sein muss. Das sichert zwar einerseits die Unabhängigkeit der ÖR, deckelt die Ausgaben aber letztlich nur durch das jeweils vorhandene Maß an Vernunft der Entscheider in den Sendern. Wenn da jemand auf die Idee verfällt von der Degeto für Millionensummen Cat-Content produzieren zu lassen gibt es keine externe Instanz die das verhindern könnte.



        Festzustellen, dass ein grundsätzlich gutes System in 70 Jahren Betrieb mehrfach-redundanten Strukturen und dutzende Wasserköpfe entwickelt hat, die weder notwendig sind, noch echten Mehrwert produzieren und die man deshalb mal wieder auf ein vernünftiges Maß zurückstutzen sollte, ist nun wirklich keine Frage neo-liberaler Indoktrination. Man stelle sich mal vor zB Schulen könnten ihren Bedarf in ähnlicher Weise selbst ermitteln und über die Jahre würden die Klassengrößen immer kleiner bis sie schließlich auf 2-3 Schüler*innen geschrumpft und die Kosten entsprechend verzehnfacht wären. Klar, für die Bildung wäre das sicher super, dennoch bliebe ja die Frage der Steuer-/Gebührenzahlenden ob das so tatsächlich notwendig und damit legitim ist oder ob nicht vielleicht auch eine Klassengröße von 15 schon ziemlich gut wäre berechtigt.

        • @Ingo Bernable:

          Sehr gute wortbeiträge



          Ich hätte auch noch etliche sparprämissen zu nennen und dies seit jahren



          Vielleicht mal an die KEF bzw. an die einzelnen Räte schicken, damit sie da oben jemand liest +

    • @fly:

      In Ergänzung:

      2016 gab es 40 Mio weniger Einnahmen im MDR. Hat das jemand bemerkt?

      Und über 10 Jahre ist der jährliche Etat um 100 Mio gestiegen.

  • Bei den ÖR gibt es Innovationen?

  • Mein Mitleid mit den ÖR Sendern hält sich in Grenzen.