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Bittere Ergebnisse der neuen Pisa-StudieMehr Mut gegen die Mittelschicht

Anna Lehmann
Kommentar von Anna Lehmann

Die Ergebnisse sind stets miserabel, doch es bewegt sich nichts in Sachen Bildungsgerechtigkeit. Die Gründe: Fundamentalismus und Feigheit.

Das gegliederte Schulsystem ist gründlich gescheitert Foto: Cavan/imago images

ber 20 Prozent der Jugendlichen können nach neun Jahren Schulzeit nur rudimentär lesen. Spitzenklasse ist Deutschland lediglich im Fach soziale Auslese: Das Schulsystem ist überdurchschnittlich ungerecht. Das waren die Ergebnisse der ersten Pisa-Studie. Sie lösten einen Schock aus. Es sind aber auch die Ergebnisse der aktuellen Pisa-Studie, die am Dienstag vorgestellt wurde. Sie lösen – ja was aus? Ratlosigkeit, Bedauern, aber kein Schuldbewusstsein.

Zumindest nicht bei den Kultus­mi­nis­ter:innen der Länder, die seit 70 Jahren der Meinung sind, Schulpolitik sei bei ihnen in den besten Händen. Doch die Pisa-Studie belegt die Inkompetenz der Kultusminister:innen, an einem Strang zu ziehen und gemeinsam zu besseren Ergebnissen zu kommen. Die Studie zeigt, dass die deutsche Spezialität, nämlich gegliederte Schulsysteme, in denen Kinder vor der Pubertät auf „begabungsgerechte“ Schulformen aufgeteilt werden, gründlich gescheitert ist.

Dass sich trotz miserabler Ergebnisse so wenig bewegt, hat zwei Ursachen: Fundamentalismus und Feigheit. Zum einen haben die Länder die föderalistische Verfasstheit des Bildungssystems in den vergangenen Jahren orthodox ausgelegt und waren kaum bereit, untereinander und mit dem Bund zu kooperieren. Zum anderen zittern alle Parteien vor den bürgerlichen Wählern. Seit eine schwarz-grüne Koalition in Hamburg vor zehn Jahren damit gescheitert ist, die Grundschulzeit um zwei Jahre zu verlängern, hat es nie mehr einen politischen Versuch gegeben, die frühe Trennung der Kinder grundlegend aufzubrechen. Die akademische Mittelschicht hat das Gymnasium als Statussymbol und Refugium für den eigenen Nachwuchs erfolgreich verteidigt.

Wer das ändern will, muss sehr viel Geld investieren und Schulen und Schü­ler:innen in Brennpunkten endlich konsequent fördern. Sie brauchen die beste Ausstattung und die am besten ausgebildeten Lehrer:innen. Dazu ist vor allem sehr viel Mut erforderlich: Mut, sich mit den Bewahrer:innen des Status quo anzulegen.

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Anna Lehmann
Leiterin Parlamentsbüro
Schwerpunkte SPD und Kanzleramt sowie Innenpolitik und Bildung. Leitete bis Februar 2022 gemeinschaftlich das Inlandsressort der taz und kümmerte sich um die Linkspartei. "Zur Elite bitte hier entlang: Kaderschmieden und Eliteschulen von heute" erschien 2016.
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65 Kommentare

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  • "Die akademische Mittelschicht hat das Gymnasium als Statussymbol und Refugium für den eigenen Nachwuchs erfolgreich verteidigt."

    das ist ein grund das gymnasium abzuschaffen!



    und alle privaten schulen und kindergärten die wie das gymnasium der selektion nach der sozialen herkunft und der schaffung von chancenungleichheit dienen zu schliessen

    aber ein grund für die im übrigen verfassungswidrige zentralisierung der zuständigkeit für bildung in berlin ist es nicht.

  • Linke Bildungspolitik läuft darauf hinaus Gleichheit zu schaffen indem man die besseren Schüler auf das Niveau der schlechteren runterdrückt.

    Umgekehrt ist es richtig. Aber dazu müsste man Leistung fordern.

    Und wer sollte das tun?

    Linke Politiker die selber schon nichts leisten wollen, werden dies wohl kaum von anderen fordern.

    • @Poseidon:

      Non scholae, sed vitae discimus („Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir“)



      Was haben wir also gelernt? Richtig: Leistung ist Arbeit pro Zeit.



      Wo gearbeitet wird, ist der Arbeitsplatz und wo gelernt wird ist die Schule. Wer in der Schule Leistung fordert, befindet sich schlicht und ergreifend im falschen Film. That's all!

    • @Poseidon:

      Ja - “ Das Pferd ist ihm heilig, weshalb Hippios (lateinisch Hippius) einer seiner Beinamen ist.…“



      &



      Deswegen erzählt er uns mal wieder einen vom Pferd.

      Na Mahlzeit - Also - ährlich! 👺

      unterm—- wie sagte schon von Manger -



      “Jung - mach die Augen auf!



      Dann siehste mehr. Wollnichwoll. 🥳

  • „Doch die Pisa-Studie belegt die Inkompetenz der Kultusminister:innen“

    Also wird man in Zukunft in den Schulen wieder ganz ohne die ständigen „links-sozialistischen Experimente“ auskommen müssen?



    Schlage vor, man testet in Zukunft hier nur noch die Gymnasien - dann passt's doch wieder - oder etwa nicht? (;-))

  • Ich durfte als Schüler 1989 mal für eine kurze Zeit das amerikanische Gesamtschulsystem live mitmachen. Wir hatten zwei Gesamtschulen in der Stadt und jeder Schüler ging in die nächstgelegene.

    Theoretisch durchläuft also jeder Schüler dieselbe Schulform. Praktisch sieht das so aus: in einer Schule 90% Schwarze, in der anderen 99% Weiße. Totale Rassentrennung.

    Die Lehrer vor Ort sahen natürlich das Problem und hätten lieber nach Fähigkeiten getrennt, lieber eine Hauptschule und ein Gymnasium gehabt, damit die Schwarzen mal eine Chance zum Aufstieg hätten. Die Leute in Problemvierteln brauchen diese Möglichkeit da rauszukommen.

    • @Descartes:

      Die Erfahrungen, die du in den USA da gemacht hast sind eher ungewöhnlich, da ja schon in den 1960er Jahren die Schuldistrikte aus besagten Gründen so zusammengelegt wurden, dass mehr Diversität besteht. 99% Weiße an einer staatlichen US-Highschool halte ich für geradezu ausgeschlossen. Bist du sicher, dass die andere Highschool vielleicht privat war?

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Die ganze Misere des Bildungssystems wurde auch schon öfter von (pop)-kulturellen Akteuren aufgegriffen, reflektiert und in künstlerische Formen gegossen:

    www.youtube.com/watch?v=D9HvS_niU50

  • Nichtmal unmittelbar nach WWII, als die sogenannte Bildungselite in Deutschland nicht gerade vor Selbstbewusstsein strotzte und die Westzonen unter Kontrolle der Besatzungsmächte standen, mit weitgehenden Vollmachten ist es den Alliierten trotz starken Bemühungen nicht gelungen das Gymnasium abzuschaffen. Die Bildungsdeutschen hätten eher den Morgenthauplan akzeptiert, als auf ihre geliebte Selektion zu verzichten. Und so ist es bis heute geblieben. Bei den Militärausgaben will man gerne im oberen Ranking mitspielen und außerdem Billiglohenmeister meister bleiben, da ist das Pisa-Ranking ziemlich egal.

  • In der Ueberschrift steht ja auch etwas von Mittelschicht. Nicht von Oberschicht:



    " Und im Neuköllner Brennpunktkietz hätte man da kaum eine andere Mischung. Das sind doch Illusionen, als ob sich dann etwas mischen würde. Wahrscheinlich würden die Privatschulen noch mehr boomen"



    Die Oberschicht wird sich die Privatschulen leisten koennen. Die untere Mittelschicht tut sich schwerer damit.

  • Die Ablenkung des Kampfes auf ein unwesentliches Feld gehört zu den effektivsten Blockademethoden!



    Beständig wird auf den Förderalismus geschimpft.



    Warum?



    Es läuft doch überall ähnlich schlecht. Warum ist es besser, es einheitlich schlecht zu machen???



    Das blockiert nur.



    Entscheidend wäre, die Länder in der Suche nach einem guten System zu bestärken - dann suchen 16 unterschiedliche Strukturen einen Ansatz.



    Die paar Promille Schulwechsler zwischen den Bundesländern sind dagegen doch völlig vernachlässigbar.

  • Ich bin absolut für das dreigliedrige Schulsystem. Entgegen dem hier verbreiteten Mythos ist es nämlich durchaus durchlässig. Warum soll man alle Kinder durch denselben Lernstoff zwingen? Damit gibt man zum Beispiel den Spätzündern (ich war selbst eine) keine Chance, dann eben später den höheren Lernstoff zu bewältigen, nämlich im zweiten Bildungsweg. Merke: es ist nie zu spät, sich zu entwickeln, aber eine zu frühe Überforderung kann kaum wieder gut gemacht werden.

  • Was hat das eigentlich mit dem gegliederten Schulsystem zu tun:



    " Wer das ändern will, muss sehr viel Geld investieren und Schulen und Schü­ler:innen in Brennpunkten endlich konsequent fördern. Sie brauchen die beste Ausstattung und die am besten ausgebildeten Lehrer:innen."?

    Mit Wegfall des gegliederten Schulsystems wuerden doch gerade die begabten Schueler in den genannten Brennpunkten die Chance auf ein ihrer Begabung entsprechendes Lernumfeld verlieren.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @meerwind7:

      Ach, das glaube ich nicht. Ich bin die ersten acht Jahre mit Proleten in die Schule gegangen und hab da sehr viel gelernt. Z.B. wenn dir jemand auf die eine Wange schlägt, dann schlag zurück.



      Udd "Doof bleibt doof, da helfen keine Pillen." - Hauptsache nett.

      • @4813 (Profil gelöscht):

        Mal ab von ehra ersichtlich tief sitzenden Schädigung & Nett - geht anders. Mit Verlaub.

        Meine Erfahrung post WK II - Volksschule im Arbeitervorort - vollgestopft mit Flüchtlingen - ist komplett konträr - Aggressivität durchaus inklusive. Trümmerkinder - sind/waren raue Gesellen drunter.



        &



        Es wurde ganz überwiegend polnisch russisch & lettisch gesprochen. Jedoch: -



        Der - “einen hatten wir“ (Tucho) - ganz ungewöhnlich gute emphatische Lehrer Reichwald - unvergessen - schaffte es - daß am Ende der 4. alle leidlich bis gut deutsch sprachen & schreiben konnten.



        &



        Daß ich dann auf dem Katzenmuseum - mit Tu&Hauptwort - gegenüber den Mitschülern aus den Villengegenden mit - Subjekt Prädikat Objekt - erst achteran war & in Kombi mit sozialer Diffamierung - 2x Backengeblieben bin.



        So what! Juckte - dank meiner klugen Eltern - mich nicht die Bohne.



        &



        Abi - mit links - bei gleichzeitig ganz vorne Mitfahren zum Schluß im Rudermekka Ritzbüttel. (4 x DM)

        unterm—-



        Daß unsere Nazipauker - etliche Napola-Lehrer drunter - uns für “Abschaum“ erklärten. Weist auf diese Kriegskrüppel zurück. Was sie nicht davon abhielt beim 25. Abi zu Schleimscheißern!



        & Genau Genau -



        Sojet selektives Denken&Handeln - hat seinen Widerhall letztlich bis heute - am absolut hirnrissigen & zudem widersinnigen (@Rolf B. & @Mowgli haben da sehr recht) - Festhalten am zutiefst selektiven Gumminasium.



        & Däh!



        Ein Flacheisen wie Kretsche - der alte Steißtrommler-Persetter - ganz vorweg.



        Am Beede. Gellewelle. Bitter & wahr.

        kurz - Wir sind mit Klassen a 25 ja bis zu 30 Schülern in der Sexta gestartet.



        & Däh!



        Haben in vier Klassen zu je 15 Abi gemacht - darunter a.E. - ein - in Worten 1 - Arbeiterkind.



        & klar auch -



        Der Rest - die übrigen - Abgesägt!

        So geht das.

  • In den Neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts kamen viele sogen. Russlanddeutsche zu uns. Besonders beeindruckend war folgende Erfahrung: Ein in die 8. Klasse eingeschultes Kind der Auswanderer hatte in Naturwisschenhaften und Mathematik locker den Wissensstand unserer Abiturienten.

    Weil Deutschland auf die absolut wichtigste Zukunftsressource verzichtet, nämlich auf gut ausgebildete Menschen,



    muss dies dann die Bundeswehr ausgeglichen werden durch Sichern wichtiger natürlicher Ressourcen im Ausland und durch Anwerben ausländischer Bildungsschichten.

    Schön wäre es, wenn jüngere Menschen begreifen würden, dass die schwarze Null auch ihre Zukunft tangiert.

  • "Wenn die Eltern schon zuvor dank der Gesellschaft allein Gelassen selber durch das Schulsystem gegangen sind."

    Dann haben sich doch die Großeltern sich auch schon nicht um die Eltern gekümmert. Aber die Gesellschaft ist pauschal Schuld wenn Kinder im Schulsystem durchhängen... Jau Jau

  • Erschreckend, diese toxische Ideologie!

    Was, bitte, soll denn „mehr Mut gegen die Mittelschicht“ bringen? Dieses martialisch Denken und Reden haben Menschen gelehrt, denen viel Feind‘ viel Ehr‘ bedeutet haben. Aber die „Mittelschicht ist nicht der „Erbfeind“. Sie ist ein Teil der Gesellschaft. Und der Gesellschaft insgesamt ist nicht geholfen, wenn ihre einzelnen „Schichten“ gegen einander aufgebracht oder ausgespielt werden. Das schadet am Ende nur uns allen. Es nützt allenfalls den diversen „Warlords“.

    Vernünftiger wäre es, der Mitte beizubiegen, dass ihr Egoismus nicht nur den Anderen schadet, sondern auch ihr selbst, vor allem ihren Kindern, Alten und Kranken. Aber wie sollten Journalisten lehren, was sie selbst nie gelernt haben? Außer Konkurrenzgedanken haben die Profis heutzutage ja kaum noch was im Kopf. Schade eigentlich. Ich meine: Sie sind ja doch Multiplikatoren...🙈

    • @mowgli:

      anschließe mich. Bitter aber wahr.

      unterm—— btw but not only -



      Einen Worthülsensalat anzurichten - ist noch kein Zeichen für -



      “Sagen - was frauman denkt.



      Und vorher was gedacht haben.



      Wäre fein.“



      Liggers ~ Harry Rowohlt in memoriam

  • Das Schulsystem ist doch nur der kleinere Teil des Problems.

    Unengagierte oder überforderte Eltern sind das größere Problem. Die Schule soll korrigieren was im Elternhaus verpasst wird und genau da hakt es.

    Konzentrationsschwächen, Desinteresse und Respektlosigkeit sind die Folgen - die Chemie passt nicht mehr.

    • @Justin Teim:

      Auch und gerade in der Pop-Kultur hat die Darstellung rational denkender Person schon rassistische Züge:

      Jeweils wenigstens eine Person in den Serien: Big Bang Theorie, Rizzoli & Isles, The Mentalist, Lie to me, Monk, Bones usw, kann, einfach ausgedrückt, sehr gut Folgern.

      Alle sind mehr oder weniger Freaks, die einer ständigen Betreuung durch „normale“ Menschen bedürfen.

      Unbildung und Ignoranz gehört geradezu zum guten Ton.

      • @Fridolin Frohsinn:

        Sind ihre Antworten falsch gelandet?

    • @Justin Teim:

      ""begabungsgerechte“ Schulformen aufgeteilt werden, gründlich gescheitert ist."? Das ist nicht der Fall

      Das Schulsystem bildet die 3 Klassengesellschaft des 19. Jahrhunderts nach und sichert bis heute dessen Aufrechterhaltung oder Wiederbelebung.

      Denkende Mitbürger sind nicht gefragt!

    • @Justin Teim:

      Es gibt schon eine Vorschulerziehung! Ab dem 6 Lebensjahr gehen die Kinder in die Schule und verbringen dort wenigstens 4 Stunden täglich plus Hausaufgaben.

      Warum dieser Aufwand, wenn sich die Eltern dann immer noch kümmern müssen. Außerdem haben wir fast die höchste Erwerbstätigkeitsquote aller Zeiten.

      Wie soll das gehen? Und warum besorgen Leute wie sie, das Geschäft unserer politischen Kaste?

    • 0G
      07400 (Profil gelöscht)
      @Justin Teim:

      HaHa. Wenn die Eltern schon zuvor dank der Gesellschaft allein Gelassen selber durch das Schulsystem gegangen sind. Wenn die Eltern heute statt 30 min Arbeitswege nunmehr 1h30min einfach Arbeitsweg haben und heute statt 7:30 am Tag 8:30 und davon 1h für Umsonst arbeiten. HahaHa.

      Da Schule von Ministerium Kultusministerium Regierungspräsidium Staatliche Schulämter Schule Gewerkschaften Personalräte durch organisiert ist.

      Und fast alle Beamte nach GG sind.



      Was machen die dann in der Schule?

      Bestimmt nicht die Grundrechte sicherstellen. Bei dem was ich da lese. HaHaHa

      Kennen sie den Geheimen Lehrplan?



      Wenn die Jugendlichen Kompetenzdefizite haben. Dann ist das Ziel erreicht. Dümmer werden. Weniger Qualifizierte. Für den Markt von Morgen. Den Rest an Fachkräften? Trotz Ausbildungszahlen und Abschlüssen weit über Bedarf.

      Alles damit sich nichts ändert. Weiter So.



      Weil sie nichts anders können ausser Hassen.

  • 9G
    90118 (Profil gelöscht)

    über richtig und falsch zu diskutieren scheint wenig zielführend zu sein solange individuelle intelligenz und deren wertschätzung in einem ausbildungssystem nicht korrelieren können.



    natürlich stinkt der bildungs-"förderalismus"!

    • 0G
      06227 (Profil gelöscht)
      @90118 (Profil gelöscht):

      was besonders stinkt ist deterministische Mechanismen mit dem Anstrich des Individualismus zu verschleiern.

  • Ich arbeite seit 25 Jahren mit Studierenden eines NC-Fachs und bin in der weiteren Berufsausbildung nach deren Abschluss beteiligt. Ich brauche für die deutsche Bildungskatastrophe keine OECD-Studie. Einfache Dreisatzrechnungen werden vom Grossteil dieser Einser-Abiturienten nicht mehr bewältigt, auch nur mittelkomplexe Texte werden nicht verstanden oder erst gar nicht gelesen. Und die Eigeninitiative selber zu lernen, die ja angeblich durch neue Lernformen ohne inhaltliche Lernziele so gefördert wird, nimmt parallel dazu ebenso ab. Alles ist unverbindlich und irgendwie ein undurchdringlicher Brei.



    Die soziale Ungleichheit bei Bildungschancen ist ein großes Problem. Dies kann und darf nicht dadurch gelöst werden, dass Lernstandards immer weiter heruntergeschraubt werden, damit möglichst viele einen formal hohen Abschluss erreichen. Daran sind übrigens auch die behütende Mittelschicht Schuld, die einerseits sehr hinter dem (formalen) Bildungserfolg ihrer Sprösslinge her ist und gleichzeitig sehr darauf achtet, dass sie bloß nicht überfordert werden.

    • 0G
      07400 (Profil gelöscht)
      @Ignaz Wrobel:

      Ich hatte 10 Jahre Erwachsenenbildung gemacht. Da wurden Vorschriften, Prüfungen, Lernzieltaxonomien angepasst. Statt geeignete Kandidaten zu finden. Damit der Einstieg niedriger liegt wurden Auswahlverfahren geändert ff. und die die es Konnten fielen meistes hinten runter. Weil sie mit der Dummheit System nicht mehr zu Recht gekommen sind. In Hartz ist Scheisse und Danke Hartz 4 die Zeit nehme ich mir.

      Meine Kinder gingen durch eine Grundschule alles besten. Ab der Entzweigung Gymi Real Werkreal usw ist es mit Bildungschancen meistens vorbei.



      Ausserdem müssen Hausaufgabe das Gelernte des Tages vertiefen. Und das max 45 min am Tag. Und wenn ein Kind in der Schule es nicht lernte. Liegt im Satz die Antwort. Warum nichts Gelerntes zu Hause Aufgabe? Hä? Dann kann das Kind zu Hause Schule machen. Eben. Um ganz nach GG zu leben.

  • Das Grundproblem des deutschen Schulsystems ist meiner Ansicht nach eine scheinbar logische und sicherlich auch gut gemeinte Folge der ideologisch orientierten Schulsysteme der Nazizeit und der DDR: Man hat, mit der Absicht, den staatlichen Einfluss möglichst klein zu halten, die Schulen vom Motor der Gesellschaft zum Ausdruck der Gesellschaft werden lassen.

    • @boidsen:

      Interessante Behauptung. Lediglich die genaue Benennung, was damit gemeint ist fehlt.

      • 0G
        07400 (Profil gelöscht)
        @Hampelstielz:

        Vielleicht - Erziehung - Erziehungswesen - Geheimer Lehrplan - Heimlicher Lehrplan - Lernzerstörende Zeiten - Konformität - Herrschaftsstruktur - Selektion Schulzweige - Sozial Ausgrenzung - Selektionsfunktion - "Selektivität



        Ergebnis - c) im Bereich Entscheidungen wird die Unfähigkeit deutlich, selbstständig zu entscheiden. Den Kindern wird die individuelle Autonomie und Selbstständigkeit verweigert."

        Das sieht man ja Gruppenzwänge, Fraktionszwänge, Koalitionszwänge. Massenpsychologie.

        Oder hier: "Schulen sind typische Mittelschichtinstituitionen, an denen Lehrer lehren, typisch Mittelschicht, besonders weiterführende Schulen. Dort vermitteln Lehrer ihre Wertehaltung und Einstellungen typisch Mittelschicht und typisch zur späteren Berufstätigkeit führen"

        Siehe auch Hurrtelmann 1975 Schulkultur und Unterschichten. Oder Klafki - Oder 1939 Lewin Lippit White - oder 1977 Hartfiel und Kißler.

        Und hier B.Brecht 1965 "Den heimlichen Lehrplan der Schule - Gehorsam Unterschleif Vortäuschung Ungestraft rächen Schmeichelei Unterwürfigkeit Nächsten an Autorität Höherstehe verraten usw. oder Grauer 1973 Rangfolgen Erziehungsziele.

        Erwachsene Definieren wie Kinder lernen und sitzen selber nicht um 7:30 in einen Seminar oder Studium.

        Armes Land

        • @07400 (Profil gelöscht):

          Ein etwas gewöhnlicherer, weniger improvisierter Schreibstil hilft beim Lesen. Nach dem ersten Absatz war mir klar, dass auch dein Text reine Interpretationssache bleiben wird.

  • Der übliche linke Reflex der Autorin, die unsolidarische Mittelschicht ist schuld, weil sie nicht ihr Gymnasium hergeben möchte! Das sind Ressentiments und kein ernsthafter Vorschlag. In Berlin haben wir 6 gemeinsame Schuljahre und das Ergebnis? Einführung der Sekundarschulen mit großen Versprechungen überfrachtet, hat nichts verbessert . Eher größere Klassen und weniger doppelt gesteckte Stunden, Jugendliche mit Förderstatus gehen regelmäßig unter. Abschaffung der Förderschulen, Scheitern der Inklusion, verzweifelte Eltern suchen in Berlin Förderschulplätze. Das ist das Ergebnis über 20 Jahre roter Bildungspolitik. Dann die südlichen Bundesländer mit ihrem Schulsystem schneiden deutlich besser ab, deshalb wehren sie sich gegen eine Aufhebung des Bildungsföderalismus. Baden Württemberg geht voran mit Reformen und steigt ab. Der Vorschlag der Autorin (Abschaffung der Gymnasien) würde wahrscheinlich dazu führen, dass alle noch schlechter abschneiden würden. Wäre das dann gerechter? Es muss doch eher darum gehen in den sozialen Brennpunkten strukturell etwas zu verändern: bildundgsferne und insbesondere konservative muslimische Eltern mit ins Boot zu nehmen, Ganztagsschulen, die den Namen verdienen etc. etc. etc.. Aber angesichts der strukturellen Defizite: Lehrermangel, mangelnde Lehrerstudienplätze (alles seit 20 Jahren bekannt), marode und fehlende Schulbauten (auch nichts neues), Zunahme von Kindern aus Migrationsfamilien, die bildungsfern sind. Selbst mit einem Sack Geld könnte man kaum einen zusätzlichen Sonderpädagogen einstellen, da der Markt leer gefegt ist (ausserdem wird in Berlin überlegt diesen Studiengang abzuschaffen). Und diese Schulen benötigen dringendst sonderpädagogische Expertise, mehr Sozialarbeit und vor allem gut ausgebildete Lehrer und Erzieher anstatt Quereinsteiger....

    • 0G
      06227 (Profil gelöscht)
      @Pommes_Fritz:

      sehe kein Widerspruch zwischen all den aufgelisteten Punkten und einer Abkehr von der Dreigliedrigkeit (die unzweifelhaft soziale Spaltung verschärft)...



      Warum nicht massive, strukturelle Investitionen UND ein Systemwechsel?



      Die fehlende Wille deutlich mehr Geld in die Hand zu nehmen ist ja Argument Nr1 um am Gymnasium festzuhalten.



      Ich stimme zu das halbherzige, überstürzte Reformen nichts erreichen.

      • @06227 (Profil gelöscht):

        Wir sind kein Flächenstaat wie Finnland oder auch Canada mit ihrem inklusiven Schulsystem. Aber auch da gibts Gliederungen, z.B. Hochbegabtenschulen und auch spezielle Förderschulen. Und die Gliederung wäre dann innerhalb einer Schule, in Kurssystemen etc.. Sie können einen Lernbehinderten mit ADHS (der vielleicht sich im Zahlenraum bis 100 bewegt und mit 15 redet wie ein 8 jähriger) nicht mit einem Hochbegabten in einer Klasse unterrichten ohen Kollateralschaden! Der lernbehinderte Schüler wird sich schrecklich finden und wird eine psychische Symptomatik entwickeln, weil er genau den Unterschied sieht ( ich habe mit diesem Thema sehr viel zu tun.... ). Und gutgemeintes: "wir sind vielfältig udn alle gleich viel wert" , wird ihm nicht helfen. Das sind schöne Träume, aber an der Realität vorbei. Und im Neuköllner Brennpunktkietz hätte man da kaum eine andere Mischung. Das sind doch Illusionen, als ob sich dann etwas mischen würde. Wahrscheinlich würden die Privatschulen noch mehr boomen. Die soziale Spaltung muss anders überwunden werden, durch Aufstiegschancen. Es gibt eindeutige Studien, dass nach den Schulferien Kinder aus der Mittelschicht einen Schritt nach vorne gemacht haben und Unterschichtskinder Schritte zurück. Aber bei all den schönen Ideen, müssten die Eltern dabei sein.

        • @Pommes_Fritz:

          In der Ueberschrift steht ja auch etwas von Mittelschicht. Nicht von Oberschicht:



          " Und im Neuköllner Brennpunktkietz hätte man da kaum eine andere Mischung. Das sind doch Illusionen, als ob sich dann etwas mischen würde. Wahrscheinlich würden die Privatschulen noch mehr boomen"

        • @Pommes_Fritz:

          'Und die Gliederung wäre dann innerhalb einer Schule, in Kurssystemen etc..'

          Genau darum geht's ja bei integrierten schulsystemen. Ich war mal auf einer, habe vor 35 jahren schon über dreigliedrigkeit vs. integrierte Schule diskutiert und mich gewundert, dass die CDU in Münster eine städtische Gesamtschule für einen Vorposten des Sozialismus hält, gleichzeitig aber die Gesamtschule, die in der Trägerschaft des Bistums betrieben wird, dufte fand. Oder dufte finden musste?



          jedenfalls war die Situation meine erste Begegnung mit kognitiver dissonanz.



          ;)

        • 0G
          06227 (Profil gelöscht)
          @Pommes_Fritz:

          das bestimmte Gliederungen sinnvoll sind weiß ich als Hochbegabter gut genug, spricht immer noch nicht für das Gymnasialsystem und Zeitpunkt der Aufspaltung so wie es ist...



          Ich versteh sehr gut wie frühe Kindheitsentwicklung, das jeweilige Umfeld etc (Faktoren jenseits des Schulsystems) die Aufstiegschancen bestimmen. StatusQuo ist ja, dass bei der Aufteilung nach der 4. Klasse so getan wird als seien Leistungunterschiede der Kinder irgendwie Ausdruck von Individualismus (im Sinne unseres Wirtschaftssystems). Ganz zu schweigen davon, dass bei der Vergabe von Gymnasialempfehlungen ordentlich klassistisch & rassistisch diskriminiert wird. Wie ich so drüber nachdenke: vielleicht ist es in erster Linie wichtiger darüber aufzuklären wie Bildungsdeterminismus funktioniert als über das beste System zu diskutieren - privilegierte Akademiker*innen voller Überzeugung sie hätten individualistisch das erreicht wofür sich das Prekariat mal hätte mehr anstrengen sollen sind absolut toxisch für die Gesellschaft.

          • @06227 (Profil gelöscht):

            Zustimmung! Danke.

          • @06227 (Profil gelöscht):

            "privilegierte Akademiker*innen voller Überzeugung sie hätten individualistisch das erreicht wofür sich das Prekariat mal hätte mehr anstrengen sollen sind absolut toxisch für die Gesellschaft."

            Das ist nicht toxisch, das ist die Realität. Was will man auch erwarten wenn is einer kaputten HartzIV Familie die Kinder 6 Wochen in den Sommerferien vor der Playstation sitzen und die Eltern einfach froh sind, dass es einigermaßen ruhig in der Bude ist...

            • 0G
              06227 (Profil gelöscht)
              @charly_paganini:

              und was können diese Kinder 'individualistisch' dafür? Der Schaden ist ja schon im Grundschulalter irreparabel (im Bezug auf eine akad. Karriere)...

              Pech gehabt? genau die Einstellung trifft's mit 'toxisch' ziemlich genau.

          • 0G
            08439 (Profil gelöscht)
            @06227 (Profil gelöscht):

            Die Gymnasialempfehlungen sind m.W. nicht mal in einer Handvoll Bundesländer verpflichtend. Aber sonst haben Sie Recht: kein neues Schulsystem wird dem "Bildungsdeterminismus" den Garaus machen. Wobei: die Überzeugung (besser Selbstüberschätzung), das Erreichte sei auf individuellem Mist gewachsen, scheint mir heute bei den meisten vorzuherrschen, die glauben, "Karriere" gemacht zu haben.

            • @08439 (Profil gelöscht):

              Naja, es gehört eben auch viel individueller "Mist" dazu "das Wollen zu wollen", wie ich immer gern sage. Ab einem bestimten Alter sollte man auch nicht mehr zu viel auf die Gesellschaft abladen.

              • 0G
                06227 (Profil gelöscht)
                @FancyBeard:

                die Weg zu einer akad. Karriere ist aber mit Sicherheit für viele schon deutlich VOR diesem Alter irreparabel versperrt. (z.B. frühkindliche Sprachentwicklung)



                Und selbst Werte wie das 'Wollen zu wollen' sind anerzogen- da wird ein Schuh draus. Ohne uns jetzt strukturalistisch freien Willen abzusprechen...

      • 0G
        06227 (Profil gelöscht)
        @06227 (Profil gelöscht):

        , aber zu oft wird das als Argument benutzt um jeglichen Reformwillen zu diskreditieren.

        • @06227 (Profil gelöscht):

          Wir hatten doch in Berlin Reform über Reform, 2005 Früheinschulung, Abschaffung der Vorschulen, um Kinder mit Migrationshintergrund eher in die Schulpflicht zu bekommen. Das war doch ein Desaster: Kinder - und Jugendpsychiater hatten gewarnt, die Verordnungsraten (Logopädie, Ergotherapie, ADHS Diagnosen etc.) schossen in die Höhe, da viele Kinder noch nicht schulreif waren. Also wieder abgeschafft! Keine Erhebung des Förderstatus in der 1, Klasse , kein I-Status, dafür Ausbauen der Klinikschulen (also werden di eKinder pathologisiert), auch hier wieder nicht intendierte Handlungskonsequenzen. Jül ja, dann wieder nur freiwillig...Mit Einführung der inklusiven Sekundarschule , auch nicht der erhoffte Erfolg. Reform über Reform...

          • @Pommes_Fritz:

            Das kommt halt davon, wenn amateure Bildungsthemen dazu misbrauchen, Politiksimulation zu betreiben.



            stell dir vor, es geht. Und keiner kriegts hin.

  • Gegen die These der Autorin spricht, dass Schüler aus Bayern und BaWü bei Ländervergleichen regelmäßig deutlich besser abschneiden als Schüler aus Ländern wie NRW, Bremen oder Hamburg, die zur Abmilderung des gegliederten Schulsystems Gesamtschulen eingeführt haben. Zu viel Gleichmacherei im Bildungswesen führt letztlich zu einer Nivellierung auf niedrigem Niveau und bringt weder den schwachen noch den leistungsstarken Schülern etwas.

  • Volle Zustimmung.Zum ersten Mal, bei Fr. Lehmann. Bin selbst verwundert...;)

  • Das Symbolbild mit dem lesenden Kind ist doch recht irreführend. Zeigt doch bitte die Realität: Kinder mit Mobiltelefonen oder mit Spielekonsolen. Dann wird auch klar, warum so viele nach 9 Jahren Schule immer noch nicht richtig lesen können. Am Engagement der Lehrer liegt es bestimmt nicht!

    Es ist so leicht, dem Schulsystem die Schuld zu geben. Die wesentliche Prägung erfolgt aber immer noch durch die Erziehung der Eltern. Wer seinem Kind nie vorliest, braucht sich nicht zu wundern, wenn es keine Liebe zu Büchern entwickelt. Das würde sich auch in 5 oder 6 oder 8 Jahren Grundschule nicht ändern.

  • 0G
    08439 (Profil gelöscht)

    Wenn die akademische Mittelschicht das Gymnasium so erfolgreich als Statussymbol und Refugium für den eigenen Nachwuchs verteidigt hat, wie ist es dann zu erklären, dass 2018 40% eines Jahrgangs die Hochschulreife erlangten, in Hamburg und Berlin sind das sogar über 50%.

    • @08439 (Profil gelöscht):

      Das ist ja die Krux. Gymnasium ist heute vom Anspruch an den Schüler her eher wie Mittelschule vor einer Generation.

      So wird das Abi abgewertet und niedrigere Schulabschlüsse zählen leider gar nichts mehr.

      Übertrieben gesagt kann in manchen Bundesländern jeder Depp das Abi schaffen. Und viele Leute denken wohl auch, dass ein Abi mit 3er oder 4er Schnitt zum Studieren reicht.

      Vielleicht auch deshalb werden heute Studienfächer angeboten, wo man sich die Augen reibt.



      Das waren früher Lehrberufe oder Nebentätigkeiten.

      Wer sich z.B. mit einem Studienabschluss in sozialer Arbeit oder Landschaftsbau zur geistigen Elite zählt, ist größenwahnsinnig.

      • 0G
        08439 (Profil gelöscht)
        @Fabian Wetzel:

        Wer sich zur geistigen Elite zählt, hat m.E. nicht begriffen, was diese ist, nämlich allenfalls eine dynamische, aber keine statische Kategorie. Aber es mag da wohl eher um eine Elite gehen, zu der das Beiwort "geistig" vom Grund auf schon nicht passt. Elite ist heute, wer Macht, Geld oder beides hat. Die sogenannte Bildung wird dem "Plebs" gern als Eintrittsbillet zur Elite verkauft, aber die hält nicht, was sie verspricht, sondern führt oft bloß zu einem inflationären Selbstbewusstein, das den wahrhaft Elitären als nützliche Idiotie erscheint.

    • 0G
      06227 (Profil gelöscht)
      @08439 (Profil gelöscht):

      ....weil Privilegierte in D oft genug zahlenmäßig die Mehrheit stellen. Macht Ausgrenzung & Unterdrückung des Prekariats aber nicht 'demokratisch'.

      • 0G
        08439 (Profil gelöscht)
        @06227 (Profil gelöscht):

        Wenn die Hälfte der Menschen schon priviligiert wäre, hätten wir ein anderes Land. Wo findet die Unterdrückung des Prekariats in Bezug auf die Bildung denn statt? In nur vier Bundesländern hängt m.W. der Gang auf das Gymnasium von den Empfehlungen der Lehrer ab. Im restlichen Bundesgebiet kann auch das sogenannte Prekariat seinen Nachwuchs aufs Gymnasium schicken. Insofern scheint dieses als Schulform und in seiner Durchlässigkeit keineswegs mehr ein Hort der Priviligierten zu sein. Das Problem liegt offenbar ganz woanders.

        • 0G
          06227 (Profil gelöscht)
          @08439 (Profil gelöscht):

          es sind jede Menge Faktoren zu nennen die Bildungsdeterminismus JENSEITS des Schulsystems zementieren: frühkindliche Sprachentwicklung durch soziales Umfeld, Erziehung allgemein (Museumsbesuch vs. Ferneseher um mal Klischees zu bedienen), der Anspruch der Eltern an die Bildung des Nachwuchs etc. - sprich selbst eine rein Leistungsorientierte Fächerung würde viele von vornherein ausschließen. Dann wird 'Individualismus etc. als Übertünchung benutzt um die Unterdrückungsmechanismen zu verschleiern.



          Und mit den Privilegien ist das wie mit einer Zwiebel: ziemlich viele Schichten und die meisten (bis auf die ganz oben) zeigen mit dem Finger auf die jeweils etwas höher gestellten 'DIE haben ja viel mehr Privilegien' ohne zu reflektieren ob denn selbst ne Menge Privilegien da sind die andere so nicht haben. Und das betriftt mE deutlich mehr als die Hälfte der Geselllschaft...

  • Ja, es muss noch viel mehr Geld in das Bildungssystem fließen, gerade an Brennpunktschulen.

    Man kann aber auch schon mal die Frage nach der Verantwortung der Eltern stellen. Wieso haben gerade Schüler aus Zuwandererfamilien in der zweiten/dritten Generation so große Probleme? Da scheint die Erkenntnis, dass Bildung mit das wichtigste ist, nicht so durchgedrungen zu sein.

  • "Mut gegen die Mittelschicht"?

    Aus dem eigenen Link: ..."Nichtakademikerkinder an den Universitäten und Fachhochschulen unterrepräsentiert: Ihr Anteil an der gesamten Altersgruppe liegt bei 72 Prozent."

    Dh 72% sind nach obrigen Artikel keine Mittelschicht. Dazu noch ein paar Prozent Oberschicht. Da bleiben für die Mittelschicht ca. 15-20%. Ob man das Mittelschicht nennen kann? Und die sollen schlechter gestellt werden, damit sich was bewegt?

    Einfach Schulformen wie in Singapur einführen, dann klappt das auch mit Pisa.

    • @fly:

      Mittelschicht ist nicht gleichbedeutend mit durchschnittlicher Bevölkerung, sondern bezieht sich auf ein mittleres Einkommen.

    • @fly:

      Nun wer sagt denn, dass "mittel" sich auf den numerischen Durchschnitt bezieht?

      Wenn sich dieses "mittel" auf Menschen bezieht, die auf der einen Seite auf dem modernen Arbeitsmarkt (noch) gefragt sind und auf der anderen Seite auch arbeiten müssen, weil sie nicht parasitär von Geldanlagen leben können, dann kommt das schon hin.

      Unter "mittel" wird dank Automatisierung (bald) fast nicht mehr gebraucht, das wird sowieso deutliche Veränderungen im Sozialsystem hervorrufen, sprich Grundeinkommen o.Ä.

      Es sei denn, ökologische Bedenken bei der Energieerzeugung würgen diese Entwicklung ab, was ich allerdings aus verschiedenen Gründen nicht glaube.



      Dann bräuchte es vielleicht wieder viele Menschen die weniger geistig anspruchsvolle Tätigkeiten ausüben und und die "Mittelschicht" würde wieder deutlich größer.

    • @fly:

      "Einfach Schulformen wie in Singapur einführen, dann klappt das auch mit Pisa".



      So etwa:



      www.spiegel.de/leb...den-a-1127153.html

      Danach haben in Singapur schon 3-jährige im Kindergarten einen 12-Stunden Lerntag, und für Nachhilfe wird dort ein Vermögen ausgegeben. Vorbildlich?

      • 0G
        06227 (Profil gelöscht)
        @jlMG:

        Whooooosh....

    • 0G
      06227 (Profil gelöscht)
      @fly:

      Die 72% sind genau das als was sie definiert werden: Anteil der jungen Menschen deren Eltern nicht studiert haben.



      Tatsächlich verstehen viele Akademiker*innen sich bei einer Quote um 20% als gesellschaftliche Mitte, das ist schlicht die Realität.

  • Auch wenn ich mich wiederhole:



    Wir leisten uns jede Menge Doof-TV, aber unsere Schulen lassen wir verrotten und Lehrer sind Mangelware