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Einigung zur GrundrenteFeldversuch zur Umverteilung

Barbara Dribbusch
Kommentar von Barbara Dribbusch

Die jetzt vereinbarte Grundrente ist auch ein Großversuch: ob eine reale Umverteilungspolitik heute überhaupt noch machbar ist.

Gilt auch auf dem Dach des Reichstagsgebäudes: Besserung am Horizont für Geringverdiener Foto: Fabrizio bensch/reuters

N un kommt sie also doch. Nach langem Gezerre einigte sich die Koalition auf die Grundrente inklusive einer „umfassenden Einkommensprüfung“ als Voraussetzung. Das Wort „Bedürftigkeitsprüfung“ ist damit gestrichen. SeniorInnen müssen nicht, wie Hartz-IV-Empfänger, in einem Antrag auf die neue Sozialleistung den ganzen Besitz, das eigene Auto, die Datsche offenlegen. Stattdessen wird das Haushaltseinkommen von den Rentenkassen automatisch geprüft, mithilfe der Steuerdaten von den Finanzämtern.

Damit bekommen zum Beispiel Ehefrauen mit kleiner eigener Rente, aber gutverdienendem Ehemann keine Grundrente. Das ist okay, unter Verteilungsgesichtspunkten. Denn die Gruppen, die besonders von Altersarmut betroffen sind, werden dadurch nicht benachteiligt: Es sind alleinstehende Frauen, darunter auch die Geschiedenen, die sich nach der Scheidung mit Kindern und Teilzeitarbeit mühsam durchwurschtelten und jetzt im Alter wenigstens einen kleinen Aufschlag kriegen auf die bescheidene Rente.

Sicher, die neue Sozialleistung produziert auch neue Ungerechtigkeiten. Was ist mit denen, die eben nur 32 Jahre an Beitragszeiten in die Rentenkasse aufweisen können, in denen sie aber Vollzeit arbeiteten, bis sie krank wurden, zum Beispiel? In den Fernsehtalkshows wird garantiert der Paketbote auftauchen, der jahrzehntelang zum Mindestlohn schuftete und trotzdem keine Grundrente bekommt. Und was ist mit den ErbInnen, die mit Vermögen und Grundrente auf Kosten der Steuerzahler im Alter noch ein bisschen besser leben? Auch nicht ganz fair.

Hinzu kommt das Behördenchaos, wenn plötzlich die Rentenversicherung unter Zuhilfenahme der Steuerdaten von den Finanzämtern den Anspruch auf Grundrente für Millionen von RentnerInnen berechnen soll. Wird auch nicht schön. Man muss nur an das Bürokratiechaos bei Hartz IV denken.

Trotzdem oder gerade deswegen ist es richtig und auch durchaus mutig, dass sich die Große Koalition doch noch auf die Grundrente geeinigt hat. Denn so sieht sie eben aus, die Umverteilung in einem komplexen Sozialstaat von heute: Es wird Ungerechtigkeiten, Enttäuschungen geben, Neid, Hetze, Ämterchaos – aber eben auch hunderttausende von Menschen, vor allem Frauen, die jahrzehntelang gearbeitet haben und von der Grundrente im Alter profitieren. Die vielzitierte Zahnarztgattin wird nicht dabei sein, siehe Steuerprüfung.

Die Grundrente ist also auch ein Großversuch. An ihr entscheidet sich die Frage, ob Umverteilungspolitik, und zwar die reale, nicht die angekündigte oder geforderte, ob also reale Umverteilungspolitik heute überhaupt noch machbar ist. Ob man damit als PolitikerIn am Ende nur bei den WählerInnen verliert. Oder eben nicht.

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Barbara Dribbusch
Redakteurin für Soziales
Redakteurin für Sozialpolitik und Gesellschaft im Inlandsressort der taz. Schwerpunkte: Arbeit, soziale Sicherung, Psychologie, Alter. Bücher: "Schattwald", Roman (Piper, August 2016). "Können Falten Freunde sein?" (Goldmann 2015, Taschenbuch).
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55 Kommentare

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  • "reale Umverteilungspolitik".

    Sorry, aber das bischen Grundrente scheint mir nicht geeignet es als "UMVERTEILUNG" benennen zu dürfen.

    Was mir in der gesamten politischen und medialen Darstellung fehlt ist die Tatsache, dass die jahrzehnte lang andauernde NIEDRIGLOHNpolitik kombiniert mit einer seit mehreren Legislaturperioden überfälligen und dennoch verschobenen Reformierung der Rentenpolitik dieses Elend doch erst ermöglicht hat.

    Die Grundrente korriegiert also lediglich ein klein wenig das GROSSE Versagen der Politik seit Jahrzehnten in Sachen Rentenpolitik.

    Wir laufen auf ein gigantisches AltersarmutProblem zu, wir haben aktuell 678.000 Obdachlose in Deutschland, und die Bundesregierung (egal ob SPD oder CDU) haben - trotz warnender Hinweise aus der Finanzwirtschaft - mehr als 12 Jahre gebraucht, um das Cum-Ex-Loch zu stopfen.

    Gibt es da draußen wirklich jemanden, der mir dieses Versagen und Dulden von Obdachlosigkeit auf der einen Seite und Cum-Ex-Geschenken auf der anderen Seite (parteiübergreifend) wirklich erklären kann?

    Statt die wirklichen Probleme und Ungerechtigkeiten in diesem Land anzugehen, lässt sich die GroKo dafür feiern, dass sie jetzt die Grundrente auf den Weg gebracht hat, UND damit ist (laut Söder) zugleich mitentschieden, dass die SPD jetzt für die Zweite Hälfte der LegislaturPeriode der GroKo grünes Licht zu geben hätte.

    Doch solange wir Wahlschafe dieses Versagen der Regierung(-en) tollerieren und nicht aufbegehren, werden die sich nicht zu Änderungen veranlasst sehen.



    Der braune Politik-Mob schlachtet diese Situation - mit krassen Lügen - für sich aus, und die LINKE gibt sich hilflos, nachdem sie ihre medialen Zugpferde abgeschlachtet hat.

    Doch lasst uns besser optimistisch sein und die "Grundrente" bejubeln, obwohl dieser Tropfen auf den heißen Stein tatsächlich schon vor seinem Auftreffen in der Luft verdampft.

  • wenn das hier so weiter geht, schlage ich vor, eine Ethikkommission einzuberufen

    • @ClaraN:

      Sorry. "Erst kommt das Fressen -



      &



      Dann die Moral."

      • @Lowandorder:

        Dazwischen ist noch Stuhlgang.

        • @Rainer B.:

          & Zwischendessen. Händchenwaschen - Nicht vergessen.

          • @Lowandorder:

            Sowieso - schließlich wäscht ja eine Hand die andere, gell.

  • "Die Menschenwürde ist durch die Grundsicherung bereits staatlich gewährleistet. Hier geht es um einen Betrag, der darüber liegt."

    Unsinn. Menschenwürde beginnt nicht mit einer Grundsicherung, die zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig ist.

    In Österreich ist die Durchschnittsrente ca. 800 Euro höher als in Deutschland. Vielleicht haben die Österreicher eine andere Vorstellung von Menschenwürde? Und vielleicht haben wir eine mehr als unterentwickelte Vorstellung von Menschenwürde.

    • @Rolf B.:

      Antwort an DIMA.

    • @Rolf B.:

      In Österreich erhalten Sie erst nach 15 Jahren Beitragszahlungen eine Rente. Bei uns sind es 5 Jahre.

      In Österreich zahlen Selbstständige in die Rentenversicherug ein. Bei uns nicht.

      Österreich hat eine bessere demographische Struktur. Bei uns kommen mehr Rentner auf weniger Beitragszahler.

      In Österreich werden höhere Rentenbeiträge gezahlt; insb. zahlt der Arbeitgeber mehr als der Arbeitnehmer.

      Den zweiten und vierten Punkt sollte Deutschland m.E. schrittweise einführen, wobei aufgrund der anderen beiden Punkte die Beiträge hier noch höher gesetzt werden müssen als in Österreich.

  • das mit der Arche Noah neulich in dem H4-Kommentar war doch viel ... hach ... viel schöner!

  • So etwas lächerliches, anstatt die Grundrente prozentual von der gesammten Arbeitszeit abhänging zumachen bekommen wir jetzt wider so eine Mogelkiste.

    Der Staat subventioniert weiter Arbeitgeber und stockt das Gehalt der Arbeitnehmer auf nur um später auch noch deren Rente aufzustocken.

    Von der Ungerechtigkeit mal völlig abgesehen: Warum bekommt jemand der 35 Jahre gearbeit hat die Grundrente während jemanden der 34 Jahre und 11 Monate eingezahlt hat diese nicht bekommt? Hätte man gesagt wer 1 Jahr gearbeitet hat hat Anspruch auf 25€/Monat aber - Nein! :P

  • Man muss bei Frau Dribbusch immer wieder den Versuch bewundern, die Brotkrumen vom Tisch des Deutschlandskuchen als "gelungene Umverteilung" zu verklären. So bei Hartz IV, so auch bei Rente.

    Menschen, die hier wahrscheinlich betroffen sein werden, haben in den letzten Jahrzehnten oft zweistellige Reallohnverluste erleiden müssen und dabei ist nicht mal die Situation der Ballungsraumbewohner berücksichtigt, die vielleicht mal das Unglück haben, dass ihre Miete im Zuge der Goldgräberstimmung auf dem Immobilienmarkt um zulässige 20% "angepasst" wird.

    Unterm Strich ist rentenmäßig wohl die Hälfte der Gesellschaft zukünftig am Ar... Sie hat in den letzten zweieinhalb Jahrzehnten etwa 1/3 von ihrem Bruttoanteil am Volkseinkommen verloren und das wird man in 20-30 Jahren voll sehen können.

    • @agerwiese:

      anschließe mich - es schon ein Kreuz -



      An Unbedarftheit - milde gesprochen.

      kurz - Ach herm.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Im vorliegenden Kontext stellen sich mir noch andere Fragen.

    Etwa die: wievielen Rentnern könnte von den sinnlos verpulverten Millionen für Großprojekte (Stuttgart 21, BER, ElbDISharmonie et. al.) wie lange eine menschenwürdige Rente gezahlt werden? Bitte um Aufschrei.

    NeoLibs mit soliden Kenntnissen der Grundrechenarten an die Tafel! Wie wäre es, Herr Lockenkopf? Haupthaar ondulieren und vortreten.

    Auch andere Beschöniger: keine unnötige Bescheidenheit.

  • In der Darstellung der nun verhandelten Grundrente vermisse ich konkrete Angaben hinsichtlich zusätzlich erforderlicher Mitarbeiter bei der Rentenversicherung. Bei den Koalitionsverhandlungen soll da ja eine Zahl von 5.000 zusätzlichen Beamten/Angestellten anvisiert worden sein.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Rainer B.:

      Die Gretchenfrage. Hilfsweise auch Angela, Anngret oder Manu.

      Das wären dann die Gewinner einer neuen Regelung: der behördliche Wasserkopf.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Ohne den „behördlichen Wasserkopf“ fließt hier gar nix - „Digitalisierung des Arbeitslebens“ nennt sich das dann meist im Regierungssprech.

  • Gerne gelesen. Danke.

    Die Grundrente in vorliegender Groko Ausgestaltung ist ein Etikettenschwindel para exellance, andere erleben diesen als Karnevalisierung der Sozialpolitik im Clownskostüm, ein Lacher geht noch, wie wir diese in Deutschland seit Einführung Rechtsanspruch auf Wohngeld 1962 immer wieder gegenwärtigen, linke Tasche, rechte Tasche, was an Wohngeld durch Grundrenteneinführung eingespart wird, wird nun als Grundrentchen 10 % über Grundsicherung angeblich an 1.5 Millionen Rentner*nnen ausgezahlt und das erst ab 2021, nicht ohne Absicht, ein Schelm, wer Böses denkt, wird die Grundrente in Groko Pracht mit Prunk fe3rnem Stunk wg Eigenlob punktgenau zur 5. Jahreszeit selbstbegeisternd verkündet, damit tausende Leistungsberechtigte überrumpelt ob der skrupellosen Botschaft wohlgesonnen bleiben, auch wenn sie noch vor Erlebnisfall Bezug das Zeitliche ohne Grundrentchen segnen, die Radieschen von unten schauen?

  • Eine echte Grundrente müsste an alle ab 65 oder 67 ausgezahlt werden.

    Alles andere ist die Sozialpolitik nach Gusto: Unter bestimmten Bedingungen wird eine Sozialleistung gewährt, unter anderen Umständen wird sie nicht gegeben.

    Es geht vor allem darum, den Kreis der BeziehrInnen klein und überschaubar zu halten.

    Ein echtes Versorgungsmodell würde eben dafür sorgen, dass alle RentnerInnen irgendwie eine Mindestrente erhalten.

    Das ist aber in Deutschland nicht mehr der Fall: Zukünftig müssen bestimmte Menschen ab Renteneintritt sich offenbaren und sich demütigen, in dem sie zum Jobcenter gehen.

    Viele werden das nicht tun, weil sie dort nur wenig dazu bekämen, diese Summe dann aber sie unter Kontrolle dieser Jobcenter stellt.

    Positiv ist nur, dass einige Menschen ein kleines Plus mit dieser Regelung machen. Auf der Gesamtlinie ist aber vieles sehr gleich geblieben und das bedeutet: Es werden weiterhin Menschen verarmen bzw. sie werden verarmt, weil es kein umfassendes und versorgendes Rentensystem mehr gibt.

    Viele Menschen über 60, 65, 70, 75 Jahre können nicht mehr arbeiten, werden bedürftig werden, weil die SPD mit der Riesterreform das Rentensystem nach Unten korrigiert hat = Die Rentner-Verarmung ist politisch gewollt.

  • Danke für den Kommentar!!



    Jede Regelung hätte auch einzelne „Ungerechtigkeiten“ erzeugt. Daher ist der aktuelle Vorschlag ein richtiger und notwendiger Schritt. Es wird nicht denen geholfen, die eine gute Versorgung haben - und 35 jährige Arbeitszeit wird gefördert.



    Eine wohldifferenzierte Leistung des Sozialstaats.

  • Während es in Niederladen, Österreich, der Schweiz Mindestrente über vereinbartem Existenzminimum gibt, wird nun die Grundrente in Deutschland in vorliegender Form als Trojanisches Pferd mitten auf den Marktplatz unserer Arbeitswelt gestelt, dieser als Umverteilungsmotor zu Wohlstand für alle nachts, wenn der Mond schemenhaft scheint, unter Totenglocken Klängen bisheriger Arbeitskultur den Garaus zu machen, die Arbeitnehmerschaft gegenwärtiger, zukünftiger Generationen in allen wirtschaftlichen Bereichen, ohne Ansehen von Ausbildung, Studium, Qualifikation in babylonischer Gefangenschaft prekärer Arbeitsplätze "Working Poor" Grenzregimen einzuhegen, deren Rentenanwartschaft über das gesetzliche Umlageverfahren hinten und vorne nicht reicht, bis die dann irgendwann ganz geschliffen wird?

    Mit der Grundrente ist es so, wie mit Dieben, die einem das Auto mit KFZ Kennzeichen, Schutzhülle klauen, nach jahrelanger Verfolgung erwischt, reumütig zur Busse und Entschädigung die Auto Schutzhülle, das KFZ Kennzeichen mit den Worten zurückgeben, die Auto haben wir organisert verjubelt, umgerubelt, das Geld ist nicht weg, nur woanders, mit der Schutzhülle im Reisegepäck auf dem Rücken sind wir auf einem guten Weg, wir schaffen das.

  • Divide et impera, Machiavelli ist hochaktuell. Deutschland ist das Land der Neiddebatte, Junge gegen Alte, Vermögen gegen Beitragsjahre. Welche soziale Leistung gibt es, wo nicht einzelne mehr bekommen als sie brauchen (Kindergeld), andere wo Mitnahmeeffekte bewusst in Kauf genommen werden (Betreuungsgeld)? Die Rentengesetzgebung kann nicht perfekt gerecht sein.



    Was bedeutet in diesem Zusammenhang 'Bedürftigkeitsprüfung'? Anders als beim Betreuungsgeld wird es nicht gezahlt, weil man da ist (Würdigung der Lebensleistung, für 35 Jahre Niedriglohn-Job statt der silbernen Anstecknadel). Wer Bedürftig ist, bekommt Almosen. Das wäre das Gegenteil von Respekt. Vor kurzen gab es eine Reportage über Bhutan und das Bruttonationalglück.



    Wir tun uns schwer, Menschen Geld zu geben. Prämien für Neuwagen - OK, Kilometerpauschale - OK, Geld an alte Leute - da kommen uns doch schwer Zweifel. Wie viel soll denn so 'verballert' werden? Ja die Elb-Philaharmonie kostete gut 800 Millionen, der BER liegt bei 2,3 Milliarden, die George Fock gibt es da fast geschenkt. Es geht also um weniger Geld als ein einziger Flughafen kostet. Es geht also weniger um das Geld als viel mehr um die Systemfrage. Alte Menschen sollen(!) kein Geld bekommen, darum geht es.

    • RS
      Ria Sauter
      @mdarge:

      Darum geht es gerade nicht. Das wird politisch so vertreten und fast alle Medien springen darauf an.



      Von dieser Grundrente kann niemand gut leben. Er bekommt einige Euro mehr, ist aber immer noch arm. Darauf ist niemand neidisch.



      Die Erhöhung müsste eigentlich Verhöhnung heissen.



      Es geht um angemessene Löhne und angemessene Renten von denen jeder gut leben kann. Wir in D tendieren dazu für Almosen auch noch dankbar zu sein und wie gewollt den Mund zu halten.

  • Diese Grundrente ist keine. Wer kommt denn schon auf 32 Jahre Erwerbsarbeit in Vollzeit?



    Da kommt der böse alte Comic in Erinnerung: alte Frau im Interview beim Rentenamt. "Was haben Sie denn gemacht?" - "Kinder geboren, aufgezogen und erzogen, die Eltern gepflegt bis in den Tod, die Schwiegereltern gepflegt bis in den Tod, die Enkel betreut, während die Eltern arbeiteten..." - "Aha, also haben Sie nichts gemacht!"



    Sowohl diese Frauen, als auch alle Arbeitnehmer, die das Pech hatten die Arbeitslosigkeit wiederholt und/oder lange kennen zu lernen, weil ihre Arbeitsplätze ins Ausland verlegt wurden / unfähige Manager ihre Arbeitsplätze zerstörten... haben also alle selber Schuld und die Altersarmut locker verdient - die faulen Böcke. Das sagt doch dieses Gesetz , oder?

    • @Mainzerin:

      Genau, und wer aufgrund des familiären Backgrounds ein Haus und Vermögen hat, bekommt trotzdem aufgestockt, ist ja kein zu versteuerndes Einkommen. Wer nichts hat, und zu wenig Beitragsjahre hat, bekommt nichts aufgestockt. Und wer genug Beitragsjahre hat, aber sein Leben lang schon zum Hungerlohn gearbeitet hat, bekommt einen Appel und ein Ei. Im Appel ist ein bisschen Vitamin C und im Ei ist ein bisschen Eiweiß. Was braucht man mehr zum Leben?

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Einer muss noch. Einer muss noch sein.

    "Feldversuch". Ach. Alles eine Frage des Blickwinkels. Sagte schon der Frosch.

    Die Einen schwadronieren hier über "Feldversuch". Andere, und die sind mir zugegebenermaßen wesentlich sympathischer, sehen Menschen. Und menschliche Schicksale.

  • Die Grundrente ist grundlegend falsch:



    a.) wer so wenig Geld bekommt wird mit den 100€ mehr auch nicht weit kommen. Wir brauchen eine Mindestrente von mindestens 1500, eher 1700€. Dafür könnte man ja zum Ausgleich die Renten nach oben hin deckeln, sagen wir mal beim 2-3 fachen (das erreiche ich als Ingenieur mit Glück grade so, tut also nur denen weh die eh sehr sehr gut gestellt sind und auch genug vorsorgen konnten)!



    b.) Es ist keine Maßnahme vorhanden zukünftig Armutsrenter zu verhindern, nein, jetzt werden diese institutionalisiert. Die Grundrente hätte man auf 25 Jahre beschränken müssen.

    aber um die Sache ging es weder CDU noch SPD. Die SPD wollte ein Wahlgeschenk, die CDU die rote Linie demonstrativ nicht überschreiten.

  • In diesem Land wird eine Millionenerbschaft als durchaus "verdient" bezeichnet, wenn man rechtmäßiger Erbe ist, aber ein Zuschuss zur Armutsrente durchaus als "unverdient" abgetan, wenn die ArmutsrenterInnen nach den Kriterien der kapitalistischen Wohlfahrtsideologie ihre Arbeitskraft nicht lange genug zu Markte getragen haben.



    Das sind wir gnadenlos und dann ist Armut auch "verdient". Da spielt Menschnwürde keine Rolle.



    Nur wer lange genug gearbeitet hat, darf als Armer mit Zuschussberechtigung weiterhin in Armut mit 10% Zuschlag leben.

    • @Rolf B.:

      Der Unterschied zwischen einer Erbschaft und einer Sozialleistung dürfte Ihnen klar sein, oder.

      Zunächstmal ist die Erbschaft grundrechtlich geschützt. Die Erbschaft ist vom Rechtsvorgänger erworben worden. Erfolgt eine Erbschaft unter fremden Dritten, langt der Staat auch ordentlich zu (bis zu 50 Prozent).

      Die Menschenwürde ist durch die Grundsicherung bereits staatlich gewährleistet. Hier geht es um einen Betrag, der darüber liegt.

  • Die Mühen der Bürokratie... Immer ein Thema, wenn es um die Ausgestaltung, Bemessung und Ausdifferenzierung der potentiell anspruchsberechtigten Empfänger von existenzsichernden Leistungen geht. Die pure Existenz sichernden, nicht die gesellschaftliche, soziale und kulturelle Teilhabe ermöglichende Existenz.

    Bezüglich der "realen Umverteilungspolitik": Wie einfach und schnell es dagegen geht, mal ein paar Milliarden Euro bereits zu stellen, um ohne Bedarfsprüfung die Neuanschaffung von PKW, Heizungsanlagen und Gebäudesanierungen für Immobilienbesitzer zu fördern. Ohne langes und zähes Koalitionsringen! Wie selbstverständlich also "Umverteilungspolitik von Unten nach Oben" geht.

    Einem Teil der Gesellschaft wird gesagt, wir veredeln euren Lebensstil mit steuerlicher Förderung, dem anderen Teil wird gesagt, wir lassen euch nicht verhungern und erfrieren, weil mehr den Steuerzahlern nicht zumutbar ist.

    Was waren das noch für unbürokratische Zeiten, als die Rente noch primär Umlage finanziert war, als das Arbeitslosengeld I und II noch Bezug zur Arbeitswelt hatte und nicht die Steuerzahler aufeinander und gegeneinander gehetzt wurden!

  • erbärmlich was da jetzt gefeiert wird. Man hätte ja auch bei der Grundsicherung das Schonvermögen hochsetzen können, oder einen gewissen Rentenbetrag anrechnungsfrei stellen können. Die wichtigste Baustelle aber wurde gar nicht angegangen. Mit dem jetzigen Mindestlohn werden alle, die dafür arbeiten müssen Sozialfälle. Der augenblicklich nötige Mindestlohn um dem zu entgehen liegt oberhalb von 12 €. Natürlich kann man das nicht in enem Schritt erreichen, aber mit 10, 11, 12 in drei Jahren wäre es ohne große Schwierigkeiten machbar. Aber warum saubere Lösungen, wenn man sich für klein klein so schön feiern lassen kann.

  • RS
    Ria Sauter

    Diese Mogelpackung wird auch noch bejubelt. Die Grundrente liegt nur um einige wenige Euro über der Grundsicherung. Von beiden Renten ist ein menschenwürdiges Leben nicht möglich.

    Was meinen Blutdruck allerdings sehr ansteigen läßt ist die Tatsache, dass niemand den Grund für diese Armut beim Wort nennt, auch nicht Frau Maier von der TAZ,. Das konnte man gestern um 12 im TV verfolgen.

    Es liegt nur an den viel zu niedrigen Löhnen. Es liegt am viel zu niedrigen Rentenniveau.



    Der Steuerzahler subventioniert die abartigen Lohn- und Arbeitsverhältnisse.

    Kein Wort darüber, von keinem der Politiker oder keinem Vertreter der Medien.



    Das ist unwürdig und zutiefst beschämend,.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Das Unwichtigste zuerst. Was die Frage der Machbarkeit angeht: alles ist machbar, was gemacht wird, sofern es gewollt ist. Einfache Logik. Zweistelliger IQ reicht dafür aus.

    Zum Wichtigeren: Menschliche Alterungsprozesse haben - neben zahlreichen Nachteilen - einen entscheidenden Vorteil. Ich meine das Wissen, bestimmte Dinge zwischen Himmel und Erde nicht mehr miterleben zu müssen.

    Das Gezerre und Geschacher um die so genannte Grundrente (eine Mogelpackung wie viele andere der organisierten Mogelpackungen zuvor) zählt ganz besonders dazu. Mein TV und Notebook hatten bislang (noch) großes Glück, nicht durch's Fenster zu fliegen. Als großer Freund der Sprache werde ich an passender Stelle beantragen, den Begriff "Unerträglichkeit" neu zu definieren. Mal recherchieren, wo dies möglich ist.

    Als existentiell Betroffener verwette ich mein zartes Hinterteil darauf, dass die meisten Bedürftigen von dieser NICHT-Segnung nichts haben werden. Die Mechanismen sind bekannt: verwässern, einschränken, zur linken Tasche rein, zur rechten heraus. Und wenn doch etwas über bleibt, schickt die Lobbyisten in die Bütt. Die "fünfte Jahreszeit" hat gerade begonnen. Alaaf!!!

    Was das Hinterteil angeht: Ohne sieht zwar scheiße aus, aber Silikon könnte auch dort weiterhelfen.

    Tipps von Menschen mit 'Feld'Erfahrung nehme ich gerne entgegen.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @76530 (Profil gelöscht):

      Hilft alles nix:

      www.abendblatt.de/...r-Rentnergang.html

      www.spiegel.de/pan...elle-a-354526.html

      Leider findet man nur Fälle, in denen die Täter geschnappt wurden.

      Aber aus deren Fehler können wir lernen. Und wir hätten schließlich einen Juristen an Bord.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @88181 (Profil gelöscht):

        Vorab - ohne Prüfung der Rollenbesetzung:

        "Nur Amateure überfallen eine Bank, wahre Profis gründen eine." (B.B., nein: hier nicht die Bardot)

        Solch dumme Gedanken sind auch mir schon gekommen. Fluchtauto samt Fahrerin stünden bereit. (Anders als in der DDR.)

        Vielleicht als Remake von Bonnie and Clyde.

        • 8G
          88181 (Profil gelöscht)
          @76530 (Profil gelöscht):

          Abteilung Klugscheißer:

          "Was ist ein Dietrich gegen eine Aktie? Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank? Was ist die Ermordung eines Mannes gegen die Anstellung eines Mannes?"

          Sodele.

          Banküberfälle sind nicht mehr erste Wahl. Meistens ist wenig Kohle drin. Wenn man an die Sache im KADEWE betrachtet oder die Goldmünze aus dem Bode-Museum, dann sehen wir eine Richtung.

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @88181 (Profil gelöscht):

        Ach ja, ich würde sagen Sie sind "Omar, der Alte", ich bin "Pierrot, der Dicke" und LOWie ist "Raspelnase"

        • @88181 (Profil gelöscht):

          Ihr Goldstückchen - die eine eine -

          Bescheidene Frage - für wen oder was -



          Soll ich mir die Nase raspeln?

          unterm—- casting - btw -



          War mal‘n versierter Kaufhausdieb - Kabarettist & gut dotierter Staatsschauspieler - Gage als up up.

          • 8G
            88181 (Profil gelöscht)
            @Lowandorder:

            Ich war auch ein Ladendieb, gar kein schlechter sogar.

            Bis ich zu viel wollte. Die Liebste hatte Geburtstag und die Ladys können autonom sein wie sonst noch was, bei Düften und Cremes werden sie schwach.

            Also auf nach Zehlendorf, da ist es leichter als in Neukölln. So mein Gedanke.

            "Come in and find out" rein zu Douglas und nach Shiseido gespechtet.

            Zack war der Tiegel eingepackt und zack war die Hand vom Detektiv am Kragen.

            Man redete nicht mit den Bütteln, also kamen die Cops. "Shiseido" meinte der eine von ihnen, den Tiegel in der Hand drehend, "hat die Freundin Geburtstag?".

            • @88181 (Profil gelöscht):

              Mitte der 60er waren die bei Karstadt & Co. noch so hochgerüstet.

              Rein sportliche Übung - 1/2 fl. Qeen Henrietta - in der gerollten Zeit - help.



              Lieblingskommilitone - 1/2 Stück Butter - Zack. Aber unter die Acksel.



              Büro - ne Frau zu Durchsuchung holen. Was tun? Vater Vorstand Mannesmann - Butter schmilzt.



              = Ab in ne Schreibtischschublade.



              &?



              Kit bei Türauf & - System Karnickel -vorne zu schnell & hinten zu kurz.



              Auch Prof geworden - für Steuerrecht.



              So gehts doch auch.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @88181 (Profil gelöscht):

          Kurzer Nachschlag:

          gendergerecht wäre ich lieber "OPar, der Alte" (gefühltes Alter: 105).

          Und das am St. Martins-Tag (ganz ohne Gans), dem ersten Helden meiner Kindheit ...

          Nee, nee, nee.

          • 8G
            88181 (Profil gelöscht)
            @76530 (Profil gelöscht):

            Das geht natürlich auch. Opar sitzt im Fluchtwagen, während Pierrot und Raspelnase die Goldmünze holen.

            • @88181 (Profil gelöscht):

              Insulaner - Gage!!! - nix Grundrente 😱

    • 0G
      08088 (Profil gelöscht)
      @76530 (Profil gelöscht):

      Offensichtlich reicht der IQ nicht aus.

      Es reicht bereits: "alles ist machbar, was gemacht wird"

      • @08088 (Profil gelöscht):

        Na - das ist ja mal wieder - Tolle.



        - 👻 👻 👻 -

  • Was ist mit "Frauen, die" nicht "jahrzehntelang gearbeitet haben"?

    Solange sogar in linken Medien diese Mühle wiedergekäut wird, dass /nur/ Menschen, die "gearbeitet haben" unserer Solidarität würdig sind kommen wir nicht weiter. Dann wird es so sein, dass PolitikerInnen, die etwas anderes wagen, an Zustimmung verlieren.

    Eine self-fulfilling prophecy.

    • 0G
      08088 (Profil gelöscht)
      @tomás zerolo:

      Da haben sie offenbar die sozialen Sicherungssysteme, die solidarisch finanziert werden, übersehen.

      Bereits jetzt gibt es eine Zahlung an Menschen, die nicht oder wenig gearbeitet haben. Diese nennt sich Grundsicherung und beinhaltet: Wohnen, Geld und Krankenfürsorge.

      Was soll an diesen Menschen, die Solidarität erfahren, nicht würdig sein.sein.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @tomás zerolo:

      Der Vorzeige Pro-Feminist.

      Wie ich hörte, soll es hier um eine Grundrente gehen. Nicht nur um eine GrundrentIN.

      Nehmen Sie auch Männer mit, die lange gerabeitet haben? In prekären Arbeitsverhältnissen, die Einzahlungen in die Rentenkasse nicht zuließen?

      Das Thema Solidarität in Deutschland ist bereits ein Widerspruch in sich selbst. In der Heimat des "Selber schuld".

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Sorry, wenn ich Sie/Dich getriggert haben sollte :-)

        Natürlich meine ich, dass jedem Menschen dieselbe Solidarität zusteht, ob Männchen oder Weibchen oder sonstwas.

        Das habe ich im zweiten Absatz auch klar mit der Bezeichnung "Menschen" zum Ausdruck gebracht.

        Der erste Absatz bezieht sich textuell auf den Artikel, und dort steht nun mal "Frauen" (in meinem Kommentar mit Hilfe der Tüddelchen angedeutet).

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @tomás zerolo:

          Okay.

          Ich bin derzeit sehr dünnhäutig. Die Geschehnisse in Sachen Grundrente im Großen und mein Armutsalltag im Kleinen fordern ihren Preis.

          "Zwischen den Ritzen" ist sehr dezent ausgedrückt. Ist Florett, wo ich NUR den Degen benutzen möchte. Ich finde, dieser Ungeist quillt aus allen Fugen des Textes heraus. Ich mag heute gar nicht in andere Foren reinschauen, wenn dies schon hier so ist.

          Btw: Bei soviel Wohlwollen kann - und mag - ich das "Du" nicht ausschlagen. Florett hin - Degen zurück.

          • @76530 (Profil gelöscht):

            "kann - und mag - ich das "Du" nicht ausschlagen"

            Das ehrt mich :-)

            • 7G
              76530 (Profil gelöscht)
              @tomás zerolo:

              Gerne, gerne. Qualität braucht Unterstützung - in beide Richtungen.

              Und was die Ritzen/ Fugen angeht: gutes Thema. Auf bestimmte Begriffe folgen hier automatisch Pavlovsche Reflexe. Unter immer neuen Nicknames.

        • @tomás zerolo:

          Ach ja -- P.S: ja, das mit der Heimat des "selber schuld" ist genau der Missstand, auf den mein Kommentar zielte.

          So lange so etwas mehrheitsfähig ist kommen wir eben nicht voran, und ich meinte, genau diesen Geist zwischen den Ritzen des o.a. Artikels zu erschnuppern.

          Im Kern sind wir uns also einig (nenn mich/nennen Sie mich ruhig weiter Pro-Feminist, mir gefällt das :)

  • Die wichtigste Frage von allen übersieht die Autorin. Wie werden Einkünfte aus Kapitalvermögen berücksichtigt? Diese Einkünfte tauchen in aller Regel im Steuerbscheid nicht auf.

    Das genannte Problem bei den Erben sehe ich hingegen nicht. Die meisten Erben haben "in irgendwas" investiert und daraus resultiert in der Regel "irgendein" Einkommen.

  • Grundrente versus kleiner Rente: Erkläre die Redaktion doch bitte mal den Millionen zukünftigen Rentnern mit rund 1300 bis 1500 Euro brutto - und steigenden Alleinlebenden Haushalten, bei 40 Prozent mehr Miete für kleine Wohnungen, wieso sie noch 10 Jahre länger für ihre spärliches Dasein arbeiten sollen, als mit Grundrente? Nach Abzug von Sozialbeiträgen und Doppelbesteuerung - ohne Anspruch auf Sozialleistungen bleibt da unterm Stich weniger übrig. Dazu findet man aber leider nirgendwo etwas - geschweige den Zahlen, die dies einmal sichtbar machen. Gerecht geht anders - sicher nicht die "Respekt"-rente. Sinn macht nur ein generelles Grundeinkommen von 1500 Euro - wie es Precht empfiehlt.