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Neue Erkenntnisse im Fall Oury JallohBrüche und Entzündungen

Ein forensisches Gutachten belegt: Der 2005 in einer Dessauer Polizeizelle verbrannte Oury Jalloh wurde vor seinem Tod misshandelt.

Bestattung von Oury Jalloh im Jahr 2005. Ans Bett gefesselt verbrannte er in seiner Zelle Foto: Marco Del Pra

Berlin taz | Der 2005 in einer Dessauer Polizeizelle verbrannte Oury Jalloh wurde vor seinem Tod schwer misshandelt. Dabei wurden ihm unter anderem Schädeldach, Nasenbein, Nasenscheidewand und eine Rippe gebrochen. Das ergibt ein neues forensisches Gutachten des Rechtsmediziners und Radiologie-Professors Boris Bodelle von der Universitätsklinik Frankfurt, das die taz einsehen konnte. Das Gutachten hatte die Initiative Gedenken an Oury Jalloh (IGOJ) in Auftrag gegeben.

Jalloh war zur Mittagszeit des 7. Januar 2005 in einer Gewahrsamszelle verbrannt. Am Morgen, gegen 9.30 Uhr, war er zuvor von dem Dessauer Polizeiarzt Andreas Blodau untersucht worden. Der hatte keine Verletzungen bei Jalloh dokumentiert. Entsprechend müssen die Verletzungen, die jetzt das forensische Gutachten attestiert, zwischen der Untersuchung durch Blodau und dem Ausbruch des Feuers um 12.30 Uhr entstanden sein – so sieht es die IGOJ in ihrer Erklärung.

Laut dem Frankfurter Gutachten zeigen Entzündungen, dass Jalloh zum Zeitpunkt der Verletzungen noch gelebt haben muss, die Brüche ihm also nicht etwa während der Löscharbeiten oder beim Transport in die Leichenhalle zugefügt sein können. Es sei davon auszugehen, dass die Veränderungen „vor dem Todeseintritt entstanden sind“, heißt es im Gutachten.

Bislang war lediglich ein Bruch im Bereich des Nasenbeins Jallohs verbrieft gewesen – auch dies nur durch ein privat von der IGOJ finanziertes Gutachten. Das hatte der inzwischen emeritierte Rechtsmedizin-Professor Hansjürgen Bratzke aus Frankfurt 2005 verfasst. Doch Bratzke hatte offengelassen, ob der Bruch des Nasenbeins vor dem Tod entstanden ist – und die anderen Verletzungen gar nicht thematisiert. Auch der inzwischen ebenfalls emeritierte Rechtsmedizin-Professor Manfred Kleiber aus Halle war mit dem Fall befasst, hatte die jetzt bekannt gewordenen Verletzungen aber nicht benannt. So waren sie während der mehrjährigen Gerichtsverfahren gegen Polizeibeamte des Reviers nie offiziell festgestellt worden.

Vieles spricht nun für das Motiv Vertuschung

Die neuen Untersuchungsergebnisse sind deshalb von besonderer Bedeutung, weil sie eine mögliche Antwort auf die Frage geben, warum Jalloh in seiner Zelle mit Brandbeschleuniger angezündet worden sein könnte. Diesen Tathergang hatte die anhaltische Justiz lange Zeit zurückgewiesen. Stattdessen wurde offiziell behauptet, dass Jalloh die Matratze am Boden der Gewahrsamszelle, auf den er mit Händen und Füßen gefesselt war, selbst angezündet hatte.

Die IGOJ hatte schon sehr früh Belege dafür gesammelt, dass dies nicht der Fall gewesen sein kann. Viele weitere Indizien für eine Tötung waren im Laufe zweier Prozesse zutage getreten. Im April 2017 schloss sich schließlich der Dessauer Staatsanwalt Folker Bittmann dieser Auffassung an.

Bittmann schreibt in einem Aktenvermerk, er gehe davon aus, dass Jalloh bereits vor Ausbruch des Feuers „mindestens handlungsunfähig oder sogar schon tot“ war. Vermutlich sei er mit Brandbeschleuniger besprüht und angezündet worden. Dies legten sechs Gutachter nahe, die Bittmann konsultiert hatte. Das Motiv könnte nach Auffassung Bittmanns gewesen sein, dass dem Asylbewerber zuvor zugefügte Verletzungen vertuscht werden sollten. Der Staatsanwalt benannte konkrete Verdächtige aus den Reihen der Dessauer Polizei.

Kurz darauf aber wurde Bittmann der Fall entzogen und an die Staatsanwaltschaft Halle abgegeben – und diese stellte das Verfahren ein. Am vergangenen Donnerstag schließlich wies das OLG Naumburg eine Beschwerde dagegen zurück und entschied: Es wird kein neues Verfahren in dem Fall geben.

Wollte das Gericht dem Gutachten zuvorkommen?

Nach Angaben der Initiative Gedenken an Oury Jalloh war dem OLG Naumburg das neue Gutachten der Universität Frankfurt bereits im September zugestellt worden. Die Initiative glaubt, dass das Gericht seine Entscheidung gegen einen neuen Prozess bereits in der vergangenen Woche bekannt gab, um der Veröffentlichung des neuen Gutachtens zuvorzukommen.

In dem Dessauer Revier waren vor dem Tod Jallohs bereits zwei weitere Menschen im oder unmittelbar nach dem Gewahrsam unter ungeklärten Umständen zu Tode gekommen: Im Dezember 1997 wurde Hans-Jürgen Rose um Mitternacht wegen Trunkenheit am Steuer ins Revier gebracht. Kurz nach seiner Entlassung wurde er schwerverletzt in der Nähe des Reviers auf der Straße aufgefunden. Er starb am gleichen Morgen im Krankenhaus. Die Ermittlungen wurden eingestellt.

Im November 2002 wurde der Obdachlose Mario Bichtemann stundenlang in derselben Zelle wie Jalloh festgehalten und schließlich tot auf dem Zellenboden vorgefunden – Todesursache: Schädelbasisbruch. Das Verfahren gegen den Dienstgruppenleiter Andreas S. wurde eingestellt.

Nach Angaben der Initiative Gedenken an Oury Jalloh war dem Gericht das neue Gutachten bereits im September zugestellt worden

Teils handelte es sich bei den Beamten, die an jenen Tagen Dienst taten, um dieselben, die mit Jalloh befasst waren. Wäre mit Jalloh ein dritter Todesfall auf Gewalteinwirkung zurückzuführen gewesen, wären womöglich auch die Fälle Rose und Bichtemann wieder aufgerollt worden. Hier könnte ein Motiv für den Brand zu finden sein.

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35 Kommentare

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  • 7G
    7363 (Profil gelöscht)

    Das wichtige an diesem neuen Gutachten ist folgendes:

    Frühere Gutachten haben eventuell darauf gestützt etwaige Knochenbrüche könnte nach dem Tod passiert sein.

    Der neue Gutachter stützt sich auf vermeintlich erkennbare Entzündungsstellen (bei einem Bruch entzündet sich das Gewebe stark und schwillt an), die aber nur auftreten konnten wenn die Brüche passiert sind als Jaloh noch am Leben war.

    Ich finde das ist der eigentlich wichtige Eckpunkt hier, den der Artikel meines Erachtens besser freilegen könnte.

  • Der im Artikel genannte Folker Bittmann ist nicht Staatsanwalt in Dessau gewesen, sondern Leitender Oberstaatsanwalt und damit Chef der Dessauer Staatsanwaltschaft. Seine Aussage hat dementsprechend ein anderes Gewicht. Es sind solche bedeutsamen Details, die in der taz immer wieder falsch dargestellt werden.

  • Mich interessiert, wie nach so langer Zeit solche Details wie Entzündungen, Brüche etc. festgestellt werden können. Die Leiche wird ja inzwischen nicht mehr vorhanden sein. Wurde dies aus alten Gutachten geschlossen? Da die TAZ das Gutachten in Auftrag gegeben hat wären Informationen darüber erhellend.

    • 7G
      7363 (Profil gelöscht)
      @Metulski:

      Um ihre wichtigen Fragen zu beantworten:

      - Die Leiche von Hernn Jaloh ist seit 14 Jahren verbuddelt und kann selbstverständlich heute nicht mehr als Beweismittel dienen.



      - Als seine Leiche gefunden wurde hat man sowohl Röntgenaufnahmen als auch Fotos von ihr gemacht.



      - Diese zeigen dass er die Knochenbrüche hatte welche das Gutachten erwähnt (laut den Gutachtern)



      - Schwere innere Entzündungen des Gewebe lassen sich in der Tat auf Röntgenaufnahmen erkennen.

      Daher ist es plausibel dass das Gutachten heute Dinge ans Licht bringt die die Gerichtsmedizin damals scheinbar verschwiegen hat (oder versehentlich versäumt, wenn auch unwahrscheinlich).

      Ich finde der Artikel hier wiederrum versäumt es kläglich diesen wichtigen Angelpunkt zu erklären. Der Casus Knusus hier ist doch dass die Gerichtsmedizin hier scheinbar die Polizisten gedeckt hat, was ein riesiges Ding wäre. Stattdessen langweilt der Autor mit dem juristisch-politischem rumgeschiebe um diesen Fall als wäre es der 1001ste Jaloh Artikel und schreibt an der eigentlichen Mega-Story vorbei die überhaupt investigativ abzudecken wäre statt hier langweilige Polit-Statements zu zitieren.

      • @7363 (Profil gelöscht):

        Vielen Dank auch von mir für die Erläuterungen. Ergänzen möchte ich, dass man selbstverständlich vor dem Tod nicht verheilte Knochenbrüche (die folglich kurz vor dem Tod eingetreten sind) sogar auch nach erheblich längerer Zeit als 14 Jahre feststellen kann. In Halle und Wien gab es vor einiger Zeit Ausstellungen, in denen anhand jahrtausendealter Schädel und Gebeine erklärt wurde, welche Brüche und Entzündungen sie erlitten hatten und ob sie vor dem Tod verheilt sind.

      • @7363 (Profil gelöscht):

        Danke auch von mir für die Erklärungen

    • @Metulski:

      Brüche lassen sich einwandfrei fest stellen. An der Stelle, an der ein Knochen brach, wächst er wieder zusammen. Manchmal passiert das dicker als vorher, aber in jedem Fall sieht man den Gewebeunterschied.



      Wie sich das mit Enzündungen verhält, weiß ich nicht genau. Ich kann mir aber vorstellen, das eine Entzündung des umliegenden Gewebes auch spuren am Knochen hinterlässt. Es handelt sich schließlich um eine immunreaktive Erscheinung. Ich könnte mir damit erklären, das es eine Häufung von entzündungsbekämpfenden Stoffen im Knochen oder an deren Oberfläche gibt.

      • 7G
        7363 (Profil gelöscht)
        @Reyde Lanada:

        (Knochen wachsen nur bei sich am Leben befindenden Körpern bzw Lebewesen wieder zusammen)

    • @Metulski:

      Die taz hat das Gutachten in Auftrag gegeben? Der Artikel sagt etwas anderes. Ich nehme darüber hinaus an, dass zur Methodik im Gutachten selbst Stellung genommen wird.

  • Danke für diesen Bericht.



    Welche "Befehlskette" gibt es im Innenministerium Sachsen-Anhalt, Zuständigkeit zu entziehen und Einstellung von Verfahren anzuordnen?

    • @nzuli sana:

      Ansonsten sagt die Wikipedia folgendes zum Weisungsrecht gegenüber der Staatsanwaltschaft:

      Die Staatsanwaltschaft ist als Organ der Exekutive von den Gerichten unabhängig und den Richtern weder übergeordnet noch unterstellt. Sie ist, im Gegensatz zu den Gerichten, mit Beamten besetzt und hierarchisch gegliedert. An ihrer Spitze steht auf Landesebene an den Landgerichten ein Leitender Oberstaatsanwalt. Die Leitenden Oberstaatsanwälte der einzelnen Staatsanwaltschaften sind einem Generalstaatsanwalt an den Oberlandesgerichten unterstellt. Für die Dienstaufsicht und sämtliche Verwaltungsangelegenheiten im Bereich der Staatsanwaltschaften ist der jeweilige Landesjustizminister zuständig. Innerhalb dieser Hier



      Die Staatsanwaltschaft ist als Organ der Exekutive von den Gerichten unabhängig und den Richtern weder übergeordnet noch unterstellt. Sie ist, im Gegensatz zu den Gerichten, mit Beamten besetzt und hierarchisch gegliedert. An ihrer Spitze steht auf Landesebene an den Landgerichten ein Leitender Oberstaatsanwalt. Die Leitenden Oberstaatsanwälte der einzelnen Staatsanwaltschaften sind einem Generalstaatsanwalt an den Oberlandesgerichten unterstellt. Für die Dienstaufsicht und sämtliche Verwaltungsangelegenheiten im Bereich der Staatsanwaltschaften ist der jeweilige Landesjustizminister zuständig. Innerhalb dieser Hierarchie bestehen von unten nach oben Berichtspflichten sowie von oben nach unten Weisungsbefugnisse.[2] Dabei ist der Weisungsgebende nicht an die Schriftform gebunden.

      Die unterschiedlichen Auffassungen zum Umfang des Weisungsrechts sind bei der Entlassung von Generalbundesanwalt Harald Range erneut deutlich geworden.[3][4][5] Auf Bundesebene besteht die Bundesanwaltschaft. Die Bundesanwälte unterstehen dem Generalbundesanwalt. Dieser ist wiederum dem Bundesjustizministerium unterstellt. Das Weisungsrecht besteht nur jeweils auf Bundes- oder Landesebene, so dass die Landesebene nicht von der Bundesebene weisungsabhängig ist.

  • puh, das wird wohl der grösste polizeiskandal in der bundesdeutschen geschichte. mir ist einfach schlecht...

  • Die Ermordung von Herrn Jalloh ist in hohem Maße delegitimierend, staatsgefährdend und MUSS deshalb verschleiert, totgeschwiegen und juristisch nicht geklärt werden. Zum einen, weil er den institutionellen Rassismus in der BRD aufzeigt, bzw. alle 3 Toten (auch Herr Rose und Herr Bichtemann) hilflose Personen am Rand der Gesellschaft waren, und deshalb gern Zielscheibe von Rechtsradikalen sind - zu vermuten ist eine solche Motivlage auch bei den zuständigen Dessauer Polizeibeamt*innen. Zum anderen, weil die jahrelange Einseitigkeit, nun Verzögerung und Niederschlagung von Ermittlungen zusätzlich die Justiz und die hinter ihr stehende Politik völlig infrage stellen. All das ist eine Binse, natürlich! Aber man muss sich das wirklich einmal vor Augen führen: Verhältnisse wie in einem präfaschistoiden Land. Die öffentliche Erschütterung und breitestgehende Diskussion über die Organisation der Polizei und Justiz wollen sich die "Eliten" sparen. Schließlich braucht man nicht die Infragestellung von Polizei- und Justizarbeit, sondern deren repressive Verstärkung, siehe aktuell neue Polizeigesetze.

    • @Der bürgerliche Anstand:

      Sehr gute Analyse, der ich in allen Punkten nur beipflichten kann. ABER meine 20-jährige Tochter wurde 2014 im damals noch rot-grün regierten Bremen als Angehörige einer besonders vulnerablen Patientengruppe in der kommunalen Psychiatrie Opfer einer Behandlung, die alle Merkmale eines Krankenmordes erfüllt und dessen Aufdeckung und Ahndung bis heute trotz ebenfalls - zumindest zeitweilig - hoher medialer Aufmerksamkeit bis heute an denselben Mechanismen scheitert, wie sie für den Fall Oury Jalloh so treffend analysiert wurden. Die Tragik des für viele andere beispielhaften Falles meiner Tochter besteht nun gerade darin, dass die Aufdeckung u.a. auch daran scheitert, dass man sich im linksliberalen Milieu nicht vorstellen kann oder will, dass dieselben Pervertierungen der Macht wie man sie jederzeit problemlos im gegnerischen politischen Lager zu identifizieren und zu geißeln bereit ist, in den von den vermeintlichen Weggefährten beherrschten Machtstrukturen zuhause sind.

      • @Claudia Beck:

        Machtstrukturen bergen immer das Risiko zum Missbrauch. Muss ich auch als Linker zugeben.



        Ich weiß nicht wie viel sowas kostet, aber man kann den guten Doktor Benecke und seine Forensiker auch Privat beauftragen. Der Mann ist auch nicht bekannt für Geldgier oder dergleichen, vielleicht fände sich da ein Weg? Sollten Sie das in Betracht ziehen, unter Umständen auch einen Patreon Account eröffnen, ich spende gerne

  • »Vieles spricht nun für das Motiv Vertuschung«, heißt es in einer Zwischenüberschrift. Ich sehe das ähnlich.

    Die Polizei, dein Freund und Helfer? So sehen es wahrscheinlich viele Polizisten gerne. So ein Bild der Polizei wäre hilfreich für unsere Demokratie. Es ist wichtig für unseren Staat, dass die Polizei danach handelt und dass Polizisten, die zuwiderhandeln, vom Dienst suspendiert und zur Verantwortung gezogen werden.

    Polizei und Justiz arbeiten hier anscheinend zusammen, um zu vertuschen, was - nicht nur - in unserem Land nicht sein darf und deshalb aus der Sicht mancher nicht sein kann. Was aber, wenn doch sein kann, was nicht sein darf? Der Staat, hier die Exekutive und die Judikative, käme zu Recht in Misskredit. Das wäre schädlich für unsere Demokratie. Sie würde erschüttert. Aber es wäre weitaus schlimmer, wenn solche Zustände nicht aufgedeckt, sondern weiterhin geduldet würden. Als Staatsbürger möchte ich Vertrauen in Polizei und Justiz haben. Wenn die Fälle in Dessau nicht restlos aufgeklärt und die Verantwortlichen zur Verantwortung gezogen werden, bleibt ein Misstrauen: Bin ich vielleicht einer der Nächsten, die von Polizei und Justiz so behandelt werden, wie es mutmaßlich bei Jalloh, Bichtemann und Rose war?

    Vielen Dank, taz, für diesen Artikel. Interessant die Tatsache, dass die Artikel zu diesem für unseren Staat so wichtigen Thema vergleichsweise wenig kommentiert werden. Trotzdem: Bitte dranbleiben!

  • Macht Bambule bis diese Schweinerei ein Ende hat. [...]

    Kommentar gekürzt. Bitte achten Sie auf Ihre Ausdrucksweise. Die Moderation

  • Wenn das Gutachten schon im September vorlag, weshalb wird es erst jetzt veröffentlicht?

    Wie können Entzündungen bei Knochenbrüchen in maximal drei Stunden entstehen und 14 Jahre nach dem Tod und der Bestattung festgestellt werden? Litt Herr Jalloh möglicherweise an Morbus Sudeck?

    Insoweit wäre es hilfreich, wenn das Gutachten wirklich veröffentlicht (und verlinkt) worden wäre.

    • @DiMa:

      Hämatom ist das Stichwort. Wenn Blut durch äußere Gewalteinwirkunf ins umliegende Gewebe eintritt, kann es durchaus sehr schnell zu Entzündungen kommen.

      • @Reyde Lanada:

        Bei einem so frischen Hämatom würde man auf einem CT-Bild ja eher das Hämatom feststellen und nicht irgendeine Entzündung (zumal die Bilder ja bereits 14 Jahre alt sind).

    • @DiMa:

      Deine Aussage dient wahrscheinlich nur dazu, sicherzugehen, dass das Gutachten ja nicht von der linksgrünen Verschwörung manipuliert wurde.

  • Es ist erschreckend und extrem frustrierend, wie über widerliche Mörder die schützende Hand ausgebreitet wird. In jedem Prozess gegen normale Bürger hätte man von einer erdrückenden Beweislast gesprochen, jedes kleinste Indiz mit in den Prozess genommen und unter keinen Umständen die Ermittlungen eingestellt.



    Die Polizei, welche ihre Kollegen und Täter im Dienst noch nicht in einem mir bekannten Fall außerhalb des Betäubungsmittelgesetzes belastet hat, sondern diese stets, selbst bei Mord, deckt, wundert sich über den Ausdruck A.C.A.B.

  • Interessant ist, dass sich für die beiden anderen Toten niemand mehr interessiert. Hätten sie nicht auch Initiative, Gedenken und Aufklärung verdient? Offensichtlich liegt hier kein fremden- sondern ein grundlegend menschenfeindliches Problem vor. Die platten und reflexartigen Rassismusvorwürfe haben davon jedoch (ungewollt) abgelenkt.

    • @TazTiz:

      Wenn es hilft, ich kann da ganz schnell was zusammen kleistern, das passt zu Rassismus wie Arsch auf Eimer.



      Könnte dennoch abstrus klingen, versuchen will ich es dennoch kurz.

      Ich gehe hier davon aus, das es sich um die gleichen Beamten handelt und diese eine gefestigte, rechte oder rechtsradikale Weltsicht haben.

      Hans-Jürgen Rose, "Rose" klingt für mich nach einem Familiennamen jüdischer Abstammung. Genehm die o.g. Annahme trifft zu, ist der Schritt von Rassismus zu Antisemitismus nicht sehr groß,

      Mario Bichtemann war obdachlos und auch der Hass auf Obdachlose ist im nationalsozialistischen Weltbild nicht neu. Diese wurden schon ab 1933 als arbeitsscheu und asozial bezeichnet und oft in KZ interniert.







      Das Medieninteresse liegt auf Oury Jalloh im besonderen, weil er wie kein anderes Opfer die Spielarten und Vertuschungen des institutionellen Rassismus in Deutschland aufzeigt.



      Nicht zuletzt hat die Polizei auch für in Gewahrsam genommene Personen einen Schutzauftrag zu erfüllen. Theoretisch

      • @Reyde Lanada:

        Seh ich ähnlich; danke. Eins muss ich wirklich noch loswerden: toll das die taz immer wieder darüber berichtet - neben der "jungenWelt" scheinbar die einzigen Blätter.

        • @Der bürgerliche Anstand:

          Immer gern. Man muss auch unangenehme Sachen aufzeigen, auch wenn sie manchmal schon stark nach Konzpirationstheorie klingen.



          Was dann aber auch schon wieder bestätigt, wie erschreckend das doch eigentlich alles ist.

          Aber was soll man denn erwarten?



          Wir haben nach wie vor so Vereine wie "Deutsche Gesellschaft für Wehrtechnik", die nachweislich von alten SS-Männern mit aufgebaut wurde. BMW und Varta, deren Verantwortliche für Ihren Naziklüngel sich nie in Nürnberg verantworten mussten. Es wurden so viele hochrangige Polit- und Geheimdienstgrößen des dritten Reichs verschont und in den neuen Staatsapparat übernommen.



          Wer wirklich glaubte, man müsse nur laut genug "ENTNAZIFtIZIERUNG" brüllen, damit die ihr braunes Gedankengut nicht mehr versuchen in die Köpfe jüngerer Generationen zu pflanzen ... Nun ja.

          www.youtube.com/watch?v=BVpnrTkQqTI

    • @TazTiz:

      @TAZTIZ: Die anderen im Artikel erwähnten Toten werden bei jeder Demo und Mahnwache von der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh benannt. Es wird regelmäßig an sie erinnert. Außerdem fordert die Initiative ebenfalls in ihren Fällen das Wiederaufnehmen der Ermittlungen.

    • @TazTiz:

      Verachtung gegenüber sozial Schwächeren, bis zur Mordlust hin, schließt Rassismus überhaupt nicht aus.

      • @Hampelstielz:

        Das ist mir wirklich zu platt. Der Antirassismus/Antifaschismus wurde (erst) aktiv nachdem Oury Jalloh starb. Allein sein Tod war Triebfeder für das jahrelange Engagement. Man kann auch sagen Instrumentalisierung. Weil sein Tod die bestehenden Vorbehalte gegen Polizisten oder die Staatsmacht bestätigt hat.

        Mit scheint hier viel weniger Rassismus als allgemeine Niedertracht, Menschenfeindlichkeit und Gewissenlosigkeit das Problem gewesen zu sein. Etwas was sich immer wieder in gesellschaftlichen Strukturen findet und unbedingt bekämpft werden sollte. Es gibt auch schlechtes außerhalb von Rassismus.

        Den oder die Toten für seine eigenen (antifaschistische, antirassistische)Weltanschauung zu missbrauchen, ist nicht gerechtfertigt und abzulehnen. Die Schublade Rassismus passt in dem fall wahrscheinlich gar nicht.

        • @TazTiz:

          Vielleicht ist auch erst durch die Recherchen der Initiative aufgefallen, dass es noch zwei weitere verdächtige Todesfälle im Zusammenhang mit der gleichen Wache ist? Ich finde eher Ihre Skepsis sehr flickschusterhaft bzw. an den Haaren herbeigezogen. Aber Sie scheinen, von Ihren Kommentaren zu verschiedensten Artikeln her zu urteilen, ja ohnehin eher aus Provokationsgründen hier Ihr Unwesen zu treiben.

  • Guter Journalismus: nicht lockerlassen! Der Fall ist absolut unfassbar, vor allem in der politischen Dimension, dass eine Ermittlung unterdrückt wird.



    Da kann auch kein Einzeltäter am Werk gewesen sein, das ist ein ganzes Netzwerk, das sich gegenseitig deckt.

    • @Mitch Miller:

      Man sollte in Zusammenhang mit dem Mord an Oury Jalloh niemals den Begriff "Einzelfall" verwenden. Dadurch werden das Leid des Getöteten und sein Leben entwertet.

      • @Elroy Banks:

        Mitch Miller spricht nicht von "Einzelfall", sondern von "Einzeltäter", der eben nicht am Werk gewesen sein könne. Und so ist es: Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus. Ganz gleich, was auf den Revieren und im Polizeigewahrsam passiert, Unfälle, Suizide, Misshandlung von Festgenommenen oder wie bei Oury Jalloh möglicherweise grausamer Mord, Polizisten halten in der Regel eisern zusammen. Wichtig wären unabhängige Beschwerdestellen. www.change.org/p/f...update&utm_term=cs