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Wohnungslose Frauen in DeutschlandDurch das System gefallen

Frauen ohne Wohnung, wie Doris, sind kaum sichtbar. Zu ihrer Unterstützung gibt es neue Projekte und damit Hoffnung – zumindest für einige.

Im Gemeinschaftsraum der Berliner Unterkunft für wohnungslose Frauen „Evas Obdach“ Foto: Sophie Kirchner

Berlin taz | Wenn Doris die Friedrichstraße entlang läuft, könnte man sie für eine Touristin halten. Schwarze Kleidung, die Sonnenbrille in die dunkelbraun getönten Haare gesteckt und die linke Hand fest um ihren Rucksack geklammert. Doch Doris ist keine Touristin, sie lebt seit 25 Jahren in Berlin – seit vier Jahren ohne Wohnung.

Doris heißt in Wirklichkeit anders, sie möchte ihren Namen nicht in der Zeitung lesen, er ist der Redaktion bekannt. Fast jeden Tag läuft Doris über die Friedrichstraße zur Amerika-Gedenkbibliothek am Halleschen Tor. Dort kann sie sich je nach Wetterlage im klimatisierten Gebäude oder auf der Wiese davor ausruhen. „Im Gegensatz zu öffentlich Parks gibt es hier Security, die aufpasst, dass man nicht beklaut wird“, sagt sie, als wir uns in einem Café in der Nähe verabreden. Zwischen den ganzen Tourist*innen fällt sie auf der Bibliothekswiese nicht auf: „Wenigstens am Tag möchte ich nicht wohnungslos sein.“ Und wie Doris da so sitzt und einen Schluck von ihrem Kaffee nimmt, würde das auch niemand denken.

Doris, 49 Jahre alt, ist eine von 68.000 wohnungslosen Frauen (geflüchtete Frauen nicht eingerechnet) in Deutschland. Die Zahl ist eine Schätzung der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e. V. (BAG W) für das Jahr 2017, die kürzlich veröffentlicht wurde. Wie viele Menschen in Deutschland wirklich ohne einen festen Wohnsitz leben, weiß niemand.

Es gibt Schätzungen, doch die Dunkelziffer ist groß. Wohnungslosigkeit wird meist als männliches Problem gesehen, doch rund 30 Prozent aller Wohnungslosen in Deutschland sind weiblich. Da sie im Straßenbild nicht so stark sichtbar sind, verschwinden sie aus der Wahrnehmung der Gesellschaft. „Die Menschen, die wir auf der Straße sehen, sind nur die Spitze des Eisbergs“, sagt Werena Rosenke, Geschäftsführerin der BAG Wohnungshilfe.

Für Frauen ist das Leben auf der Straße besonders gefährlich. Viele würden auf der Straße Opfer von Raub, Gewalt und sexueller Nötigung, so Rosenke. Um nicht auf der Straße zu landen, kommen viele wohnungslose Frauen erst einmal bei Bekannten unter. „ Doch wenn das nicht mehr funktioniert, gehen sie unter Umständen Zweckbeziehungen mit Männern ein“, sagt Rosenke. Eigentlich muss jede einzelne Kommune dafür sorgen, dass alle Menschen in Deutschland ein Dach über dem Kopf haben. „Auch Obdachlosenunterkünfte sind nicht unbedingt sichere Orte, und geschlechtergemischte Unterkünfte bieten häufig keinen Zufluchtsort für Frauen“, sagt Rosenke. Unterkünfte ausschließlich für Frauen sind in Deutschland keine Selbstverständlichkeit.

Tüten und Rucksäcke

Um 18 Uhr ist es an einem Abend Ende Juli in der Notunterkunft für Frauen „Evas Obdach“ noch ruhig. Eine studentische Aushilfe bereitet in der Küche das Abendessen vor. In jedem Zimmer stehen drei oder vier Stockbetten, dazwischen Schlafsäcke, Plastiktüten und Rucksäcke der Frauen, die zurzeit hier übernachten. Die Unterkunft vom Sozialdienst katholischer Frauen befindet sich neben der St. Hedwigs-Kathedrale in Berlin-Mitte.

Nadine Thomé, eine der Leiterinnen, sieht die Notunterkunft als Sprungbrett ins Hilfesystem: „Der Vorteil für die Frauen ist, dass es sehr niedrigschwellig ist, bei uns aufgenommen zu werden. Es gibt keine Hinderungsgründe oder bürokratisches Prozedere.“ Geöffnet ab 19 Uhr, 22 Schlafplätze für die Nacht, Abendessen und Frühstück sowie Begleitung von Sozialarbeiterinnen bieten sie an. Für die Frauen ist die Unterkunft kostenlos, ein Großteil zahlt der Senat, den Rest der Träger. Doch die Plätze reichen nicht aus, 758 Frauen musste Evas Obdach im Jahr 2018 abweisen.

Wohnungslosigkeit wird meist als männliches Problem gesehen, doch rund 30 Prozent aller Wohnungslosen in Deutschland sind weiblich

Wenige Stunden später sitzen die Frauen im Gemeinschaftsraum und essen, es gibt Nudelauflauf und Salat, andere haben sich auf die Zimmer zurückgezogen oder handeln aus, wer zuerst duschen oder Wäsche waschen darf. Eine der Frauen ist zum ersten Mal bei Evas Obdach, andere kommen seit Jahren immer wieder. Gesprochen wird über die Erlebnisse am Tag, über den Besuch beim Jobcenter oder das Wetter.

Keine von ihnen entspricht dem stereotypen Aussehen einer wohnungslosen Frau, im Gegenteil. Goldene Armbänder klirren beim Essen an die Teller. Die Gesichter sind stark geschminkt, die Klamotten und Haare sauber. „Vielen sieht man die missliche Lage nicht an, doch alle haben schlechte Erfahrungen gemacht und viele der Frauen befinden sich in psychischen Krisen oder leiden unter psychischen Erkrankungen“, sagt Thomé.

Antrag auf Hartz IV nie bearbeitet

Auch Doris sitzt an diesem Abend bei Evas Obdach alleine an einem Tisch in der Ecke des Gemeinschaftsraumes. Sie liest einen Krimi und isst ihr selbstgekochtes veganes Essen. Seit Februar kommt Doris immer wieder hier her, es ist ein Ort, an dem sie sich sicher fühlt. „Eigentlich dürfen die Frauen höchstens 14 Tage bei uns übernachten, doch häufig braucht der Hilfeprozess deutlich länger. Wenn eine Frau bei uns in der Sozialberatung ist, verlängern wir auch den Aufenthalt“, sagt Thomé. So auch bei Doris.

Als wir uns wenige Tage später in einem Café am Halleschen Tor treffen, ist Doris müde. Sie konnte wegen eines strengen Geruchs im Zimmer nicht schlafen, eine Frau hatte sich eingenässt. „Eigentlich passiert jede Nacht irgendetwas, eine Frau schreit, weil sie Albträume hat, oder fängt an zu kochen.“ Beschweren will sie sich trotzdem nicht: „Ich bin froh, ein Dach über dem Kopf zu haben.“

Doris hat lange Zeit als Pflegerin gearbeitet und mit ihren zwei Kindern in einer kleinen Wohnung im Norden Berlins gewohnt. Doch der Job wurde für sie immer schwerer. „Ich habe zu viel Ballast mit nach Hause genommen“, erzählt sie. Zuletzt arbeitete sie als Einzelbetreuerin, doch die Beziehung zu ihrer Betreuungsperson verschlechterte sich, bis Doris von ihr unerwartet gekündigt wurde. Ihr Antrag auf Hartz IV wurde nie bearbeitet, das Amt teilte ihr mit, dass ihr Antrag nie eingegangen sei. „Ich habe aber auch nur einmal beim Amt nachgefragt und es dann gelassen.“ Doris hatte kein Geld, konnte ihre Miete nicht mehr zahlen bis ihre Wohnung im Dezember 2015 zwangsgeräumt wurde. „Ich weiß nicht, was damals mit mir los war. Viele sagen heute zu mir, dass ich wohl einen Burn-out hatte“, sagt sie. Es war der Beginn ihres Lebens in der Wohnungslosigkeit.

Leben in verdeckter Obdachlosigkeit

Zunächst kam sie bei ihren erwachsenen Kindern unter, doch als das nicht mehr ging, versteckte sie sich in einem Laden von Bekannten im Norden Berlins, in dem sie ehrenamtlich gearbeitet hatte. Sie lebte in verdeckter Obdachlosigkeit, versteckte ihre Dinge hinter einem Regal und schlief dort auch nachts. Wenn sie einmal nicht die Letzte im Laden war, lief sie stundenlang durch die Straßen – ohne eine Minute Schlaf.

Dass sie wohnungslos ist, wusste dort keiner. Drei Jahre lang lebte sie ohne Geld und Krankenversicherung, ernährte sich von Essen aus dem Foodsharing-Regal. Eine Frau, die durch das System gefallen ist. Anfang 2019 musste der Laden schließen, und auf der Straße zu übernachten, kam nicht in Frage.

„Das war für mich der Moment, wo ich wusste: Ich muss mir Hilfe holen“, sagt sie. So kam Doris zu Evas Obdach. Seitdem ist sie beim Amt gemeldet, bezieht Hartz IV und hat wieder eine Krankenversicherung. Eine Wohnung fehlt ihr noch immer. Im Frühjahr hatte sie kurzzeitig einen Schlafplatz in einem Wohnungslosenheim in Charlottenburg. Doch von dort wollte sie schnell wieder weg. „Es herrschte eine Atmosphäre der Unterdrückung und es gab keinerlei Hilfestellung“, fasst sie ihre zwei Monate dort zusammen.

Lange Warteliste

Mittlerweile ist Doris wieder bei Evas Obdach untergekommen und hofft jetzt auf eine Wohnung. Sie hat sich beim „Housing First für Frauen“-Projekt angemeldet. Ein Modell, das aus den USA kommt und in europäischen Ländern wie Finnland sehr erfolgreich ist. Dabei kommt die Wohnung zuerst und alles andere danach. Doris hofft, dass sie die Nächste ist, doch es stehen 36 Frauen auf der Warteliste, die auf eine eigene Wohnung hoffen.

Einzige Bedingung für eine „Housing First“-Wohnung ist, dass die künftigen Bewohnerinnen die Miete durch Arbeit oder Sozialhilfe regelmäßig zahlen können. „Das ist ein Paradigmenwechsel, der ein weiteres Angebot in der Wohnungshilfe für Frauen darstellt: weil man hier davon ausgeht, dass ein Mensch in seinen eigenen vier Wänden einen Schutzraum findet und sich dann eher stabilisiert, um seine Probleme anzugehen“, sagt Beate Vetter-Gorowicz, Pressesprecherin und Zuständige für die Immobilienakquise des Projekts.

In Deutschland ist das Modell noch nicht stark verbreitet, in Berlin haben im Oktober 2018 zwei Modellprojekte, vom Senat gefördert, gestartet. Die 1- bis 1,5-Zimmer-Wohnungen kommen von Vermietungsgesellschaften aus der privaten Wirtschaft, zwölf Frauen konnten bisher in Mietverträge und Wohnungen untergebracht werden vom Sozialdienst katholischer Frauen.

Wochen später treffe ich Doris, sie wirkt niedergeschlagen, sitzt auf der Treppe vor Evas Obdach. Doris erzählt, dass sie die Unterkunft verlassen muss, ihre verabredete Zeit sei abgelaufen. Beim Housing-First-Projekt für Frauen stehe sie mittlerweile auf dem ersten Wartelistenplatz, erzählt Doris. Wenn sie wieder eine Wohnung hat, dann will sie sich einen Ausweis für die Bücherei holen und als Belohnung für die vier harten Jahre eine Dampferfahrt von Tegel nach Potsdam machen. Doch wie lange sie noch warten muss, weiß niemand. Es kann Tage, Wochen oder Monate dauern. Wo sie bis dahin übernachten soll? Das weiß Doris noch nicht.

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38 Kommentare

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  • Ich bin immer wieder geschockt und beschämt, wieviel Obdachlose bzw. Wohnungslose es im reichen Deutschland gibt. Vergleiche zwischen den Bevölkerungsgruppen sind aber fast noch beschämender (Männer vs Frauen, Deutsche vs Ausländer usw.) und beweisen eigentlich umso mehr, wie die eigentlichen Ausbeuter und Profiteure des Wohlstands es geschafft haben, die Debatte von sich abzulenken.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Passend zum Beginn der kälteren, feuchteren und dunkleren Jahreszeit wird das Thema 'Wohnunglose' mal wieder aufgewärmt.

    Was die Statistik angeht, sei hier auf die - im Text der Autorin etwas untergehende - Quelle

    www.bagw.de/de/the...gslosen/index.html

    verwiesen, wo die meines Wissens aktuellsten Zahlen zu finden sind.

    27% sind danach Frauen. 73% Prozent Männer.

    Ps. Frage an @ Anne Klein: gibt es für die (plausibel klingende) Erklärung zum 'Unterschlupf' verifizierbares Material?

    Erfahrungen beisteuern könnte ich. Die sind halt notgedrungen sehr subjektiv ...

  • taz: "… ist eine von 68.000 wohnungslosen Frauen (geflüchtete Frauen nicht eingerechnet) in Deutschland."

    Ist das nicht ein tolles Land, wo nicht nur Männer wohnungslos und obdachlos sind, sondern auch immer mehr Frauen? Es heißt ja immer "Jeder ist seines Glückes Schmied". Was ist aber, wenn man diesen Schmiedehammer nie bekommen hat, so wie 5,3 Millionen Hartz IV Empfänger oder auch die ca. 9 Millionen Niedriglohnsklaven in diesem Land? In Deutschland gibt es seit Jahren 52.000 Obdachlose (also nicht nur Wohnungslose, sondern echte Obdachlose), obwohl wir im Grundgesetz den Art. 20 Abs 1 GG und den Art. 1 GG stehen haben. Alle diese genannten Menschen haben den berühmten 'Schmiedehammer des Glücks' nicht bekommen und werden auch nie in den Genuss kommen, Jahresgehälter von Managern zu erhalten, für die ein kleiner Arbeiter 500 Jahre arbeiten müsste.

    Vielleicht schafft der zwölfte Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland es vielleicht ja endlich einmal, das theoretische Thema seiner Doktorarbeit - "Tradition und Perspektiven staatlicher Intervention zur Verhinderung und Beseitigung von Obdachlosigkeit" - in die Praxis umzusetzen, damit demnächst nicht auch noch Kinder obdachlos auf der Straße sitzen. Es wäre doch schön, wenn Frank-Walter Steinmeier (SPD) nicht nur Managern und Wirtschaftsbossen die Hände schüttelt (die im Besitz des 'Schmiedehammers des Glücks' sind), sondern er auch endlich einmal dafür sorgen würde, dass viele Tausende Obdachlose - jetzt auch schon immer mehr Frauen - nicht weiterhin auf der Straße sitzen müssen.

    [Frank-Walter Steinmeier: Bürger ohne Obdach, zwischen Pflicht zur Unterkunft und Recht auf Wohnraum, Tradition und Perspektiven staatlicher Intervention zur Verhinderung und Beseitigung von Obdachlosigkeit; Giessen, Univ., Dissertation, 1991, Bielefeld]

    • @Ricky-13:

      ...damit demnächst nicht auch noch Kinder obdachlos auf der Straße sitzen.

      Zwangsräumungen von Wohnungen, in denen Familien leben sind längst keine Seltenheit mehr.



      Besonders Alleinerziehende tragen ein erhöhtes Armuts-und Obdachlosigkeitsrisiko.



      Wenn es keine kurzfristigen innerfamliärem Lösungen für die betroffenen Kinder und Eltern nach Zwangsräumungen gibt, werden Eltern und Kinder in der Regel getrennt in Kinderheim und Obdachlosenunterkunft untergebracht.



      Das bedeutet, wenn Eltern die Wohnung verlieren , müssen die Kinder im Zweifelsfall erstmal ins Heim.



      Was der Verlust der Wohnung an Verunsicherungen und Ängsten bei Kindern auslöst, kann man sich leicht vorstellen, Dass es dann keune gute Idee ist, das Kind in dieser Situation auch noch von Mutter oder Vater zu trennen, liegt auf der Hand.



      Es gibt aber leider keine entsprechenden Einrichtungen für von Wohnungslosigkeit



      betroffenen Familien.



      In Zeiten, wo Immobilienhaie die Mieten immer weiter in die Höhe treiben und es für Alleinverdiener im Rahmen der Lohnarbeit immer schwieriger wird die monatliche Mietzahlung zu erwirtschaften, werden auch zunehmend Kinder Opfer von Obdachlosigkeit werden.



      Auf der Straße werden die Kinder allerdings nicht sitzen, sondern, wie die von Obdachlosigkeit betroffenen Frauen, einfach nicht sichtbar sein.

    • @Ricky-13:

      Das hat in Berlin seinerzeit die Linkspartei in der Hand ... und hat die Wohnungen für Appel und ein Ei verscherbelt, statt Obdachlose dort wohnen zu lassen. Auch jetzt:nichts passiert in dem Vorzeigebundesland mit Linkspartei in der Regierung.

      Sie haben recht, Die Wohnungspolitik sollte wie von Ihnen gefordert in die Hand des Bundespräsidenten gelegt werden.

  • Von 5 Kommentatoren mokieren 3,dass es nicht um Männer geht,bzw dass gleichwertige Projekte für Männer fehlten(was falsch ist,die meisten Projekte richten sich an beiderlei Geschlechter,bieten dadurch jedoch keinen Schutzraum VOR Männern)



    Die Taz berichtet regelmässig über die Gewalt gegen Obdachlose(unabhängig ihres Geschlechts) und die miese soziale Versorgung in Deutschland.



    EINMAL wird die Perspektive der Frauen beleuchtet,die de fakto eine andere ist als die der Männer, und die Jungs fühlen sich benachteiligt?

    • @pippilotta_viktualia:

      DREI Kommentare weisen auf die offensichtliche Geschlechterungleichheit bei Obdachlosigkeit hin und die Mädels kriegen Angst um ihren abonnierten Opferbonus?

      • @El-ahrairah:

        "…die Mädels kriegen Angst um ihren abonnierten Opferbonus?"



        ^^ Sie haben die gesellschaftlichen Verhältnisse aber wirklich bis in die tiefsten Tiefen durchschaut – und Sie setzen sich auch so verständnisvoll für Frauenrechte ein! ^^



        MannMannMann.



        Graben Sie doch bitte mal Ihre eigene Würde (also die sich selbst gegenüber) aus, dann fällt es Ihnen vielleicht leichter, andere – gerne besonders auch Frauen – würdevoll und als Menschen mit Rechten und Bedürfnissen zu behandeln.

        • @Frau Kirschgrün:

          Jeder hat Bedürfnisse. Verantwortungsfähige selbstständige Erwachsene kümmern sich selbst darum diese zu erfüllen und spezialisieren sich nicht auf emotionale Manipulation und Erpressung Dritter.

    • @pippilotta_viktualia:

      "…bieten dadurch jedoch keinen Schutzraum VOR Männern"



      Das können und wollen sich sehr viele Männer einfach nicht vorstellen.



      Weil sie sind ja die guten – und eigentlich noch viiieeel mehr benachteiligt – ja als wer eigentlich, wenn's nicht die Frauen sind.



      Armselig.

      • @Frau Kirschgrün:

        Wir sollten jetzt nicht den Fehler begehen, 'weibliche Armut' gegen 'männliche Armut' aufzurechnen oder sie sogar aufeinander zu hetzen, denn dann sind wir genau da, wo uns die Mächtigen dieses Staates haben wollen. Dieses "Spiel" spielt man doch schon seit Jahren mit dem Bürger (arme Deutsche werden z.B. gegen arme Flüchtlinge gehetzt).

        Die Armut fing in Deutschland mit der Agenda 2010 der SPD an. Franz Müntefering (SPD): "Nur wer arbeitet, soll auch essen". Ich erinnere auch gerne an den Spruch von Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD): "Wer arbeiten kann, aber nicht will, der kann nicht mit Solidarität rechnen. Es gibt kein Recht auf Faulheit in unserer Gesellschaft!". Die SPD hat aus Deutschland das Niedriglohnland Nummer 1 in Europa gemacht, damit Deutschland der Exportweltmeister von Europa werden konnte. Siehe auch Inge Hannemann (taz Panter Preis 2013) - twitter.com/ingeha...968734819432783874

        In dieser hochtechnisierten Welt - die von Halbleiterphysik und Regelungstechnik beherrscht wird und demnächst auch noch von Robotik und künstliche Intelligenz - fallen immer mehr Menschen durch das Netz und landen auf der Straße. Die Frage, die man sich also eigentlich stellen sollte, ist doch, warum dieser Staat sich immer noch frech mit Art. 20 GG "schmückt" (Sozialstaatsprinzip)?

        Seit der Wiedervereinigung haben in Deutschland laut Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAGW) etwa 300 Obdachlose den Winter nicht überlebt. Demnächst erfrieren wieder Menschen auf deutschen Straßen. Die erfrorenen Obdachlosen bekommen dann vom Staat ein Armengrab und im nächsten Jahr geht es dann weiter mit Armut und Obdachlosigkeit in einem der reichsten Länder dieser Welt. Das Karussell des Kapitalismus dreht sich immer weiter und die Armut wird auch in Deutschland immer größer und sichtbarer.

        • @Ricky-13:

          Mir geht es nicht um ein Gegeneinander-Aufrechnen. Meine Intention ist (und die von @pippilotta_viktualia m. E. auch), dass bei einem Artikel, der mit "Wohnungslose Frauen in Deutschland" überschrieben ist, es unmöglich zu sein scheint – ohne Relativierung und ohne "Aber uns geht's auch schlecht" – mal ein Thema aus der Sicht von und in Bezug auf Frauen überdacht werden kann.



          Da gibt es nunmal das Problem, dass Frauen sehr oft vor Männern geschützt werden müssten.



          Dass das (oft) Spiele der Mächtigen sind, die "unteren" aufeinander loszuhetzen, damit die oben machen können, was sie wollen, ist mir als Frau doch schmerzlich bewusst.



          Es gibt jedoch immer noch ein Problem mit dem Verhalten von vielen Männern gegenüber Frauen (frau nennt das auch gerne Gleichberechtigungsproblematik bzw. sexuelle Selbstbestimmung), die besonders in der Situation der Wohnungslosigkeit und damit ohne selbstbestimmten Schutzraum einer eigenen Wohnung für Frauen zum Tragen kommt.



          Und noch viel erschütternder finde ich als Frau die Vorstellung, einem Typen zu Willen sein zu müssen (mindestens schwingt das immer mit), nur um ein Dach über dem Kopf zu haben und damit dann wenigstens vor (fast) allen anderen Männern geschützt zu sein. Dabei geht es auch um Würde!



          Da zieht's mir alles zusammen.



          Da hast du als Frau kein eigenes, kein eigenständiges Leben mehr.



          Es sollte eigentlich jedem denkenden und vor allem fühlenden Menschen klar sein können, dass das oft an der Grenze zur Leibeigenschaft abläuft, weil die Frau ständig erpressbar ist.



          Das sollte auch den meisten Männern mal eine Betrachtung unter rein weiblichen Aspekten wert sein können. Werden Männer zum Sex|zum Putzen erpresst, weil sie sich ein Dach über'm Kopf erf…cken müssen? Eher selten…



          Und nur weil uns die Mächtigen gegeneinander hetzen, sollen wir Frauen die Gleichberechtigung gleich wieder ganz vergessen?



          Es darf m. E. auch gerne ❤️ einmal NUR um uns Frauen gehen. Damit wird die Not der obdachlosen Männer ja nicht geleugnet.

          • @Frau Kirschgrün:

            Also die Vorstellung Sex & Putzleistungen gegen ein Dach über dem Kopf ist wirklich eklig, aber entspringt diese Vorstellung schlicht Ihrem Gefühl, oder Ihrem Männerbild oder gibt es hierzu irgendwelche Fakten.

            • @BluesBrothers:

              Es geht um Freiheit und Selbstbestimmung.



              Im Artikel wird von Zweckbeziehungen mit Männern gesprochen.



              Es soll Menschen geben, die bei solchen Problemen – auch wenn es NICHT die eigenen sind – so etwas wie Solidarität empfinden, das scheint vielen Männern nicht in die Wiege gelegt zu sein.



              Ich selbst habe vor Jahren einmal einen Mann und ein anderes Mal eine Frau bei mir im Wohnzimmer mehrere Monate "wohnen" lassen (hatte mit beiden so gut wie nichts zu tun gehabt, aber sie waren in Not, Gesamtfläche der Wohnung damals 47 qm).



              Das war für diese beiden Menschen überlebensnotwendig, aber ich habe mir meine Meinung gebildet, wie es sein muss, eine Zweckbeziehung mit einem Mann eingehen zu "müssen".



              Glücklicherweise war ich selbst noch nie von Obdachlsoigkeit betroffen, Sie hoffentlich auch nicht.



              Aber Sie haben ja gerade gezeigt, dass Sie einen Unterschied von Männern und Frauen in Bezug auf Obdachlosigkeit für nicht relevant halten. Was haben Sie denn gedacht, bei "ZweckBEZEIHUNG mit einem Mann"?



              Lesen Sie die entsprechende Stelle im Artikel nochmal nach, denn diese angeführte Zweckbeziehung findet ja wohl nicht so selten statt und ja wohl eher nicht mit einer Frau.



              Haben Sie weitere Fragen?



              Ich vermisse bei vielen Männern bei der Darstellung solcher Probleme leider ein gewisses Maß an Empathie.



              Wieso kommen da nie Verständnis, Hilfsbereitschaft und Empathie zum Ausdruck, sondern wenn überhaupt etwas kommt, wird verharmlost, kommen Vorwürfe von Einbildung, Männerbild, Desavouierung?



              Warum?



              Wie lange leben Sie schon als Frau in dieser Gesellschaft



              Würde ist für Sie anscheinend kein Thema.

          • @Frau Kirschgrün:

            "Und noch viel erschütternder finde ich als Frau die Vorstellung, einem Typen zu Willen sein zu müssen (mindestens schwingt das immer mit), nur um ein Dach über dem Kopf zu haben und damit dann wenigstens vor (fast) allen anderen Männern geschützt zu sein."

            Ja, dass ist ekelhaft und zeigt auch, wohin uns diese Agenda-2010-Politik gebracht hat. Momentan macht sich die SPD ja für ein nicht durchdachtes 'Prostitutionsverbot' stark, ohne aber mal zu überlegen, wie viele Frauen sie schon mit der Agenda 2010 Politik (Hartz IV etc.) in die Armutsprostitution und auch in die von Ihnen angesprochene "Obdachlosen - Prostitution" gebracht hat. Tut mir leid, aber eine andere Bezeichnung als "Obdachlosenprostitution" fällt mir für diese Sauerei, die wir der SPD auch zu verdanken haben, nicht ein. Es wird Zeit, dass diese Hartz-IV-Partei endlich von der politischen Bühne verschwindet, bevor sie noch mehr Unheil anrichtet.

            "Es darf m. E. auch gerne ❤️ einmal NUR um uns Frauen gehen." - Vollkommen richtig !!!!!

    • @pippilotta_viktualia:

      Fühle mich nicht benachteiligt. Ich finde es nur eine spannende Frage, warum Männer so viel häufiger obdachlos werden. Und ich wage die Vermutung: Wäre es umgekehrt, dann wäre das Geschlechterverhältnis der Aufhänger des Artikels. Titel: "Obdachlosigkeit ist weiblich".

      • @Thomas Friedrich:

        Darauf wurden sie in Reaktion auf ihren anderen,früheren Kommentar bereits hingewiesen,entschieden sich jedoch,darauf nicht einzugehen und einen neuen Thread zu dem Thema zu eröffnen.

      • @Thomas Friedrich:

        hätte,wäre,könnte - ihre Phantasie in allen Ehren,aber können wir und jetzt mit realen Problemen beschäftigen statt ihrer konstruirten ?



        Anmerkung:



        Die Vermutung liegt nahe,dass Frauen leichter bei „Bekannten“ unterkommen,bzw der Text erwähnt,dass viele Frauen „Zweckbeziehungen“ eingehen(e.g. sich für Wohnraum prostituieren),um eine Unterkunft zu haben.



        Inwiefern das diesen Frauen jetzt zum vorteil ggnüber obdachlosen Männern gereicht kann ich nicht gebau sagen; im Prinzip werden weniger Frauen obdachlos,weil sie sich (sexuell oder emotional) ausbeuten lassen.



        Augenscheinlich gibt es nicht so viele Frauen mit Wohnsitz,die einen obdachlosen Mann gegen Gefälligkeiten aufnehmen wie umgekehrt.

        • @pippilotta_viktualia:

          Die Vermutung liegt warum nahe? Sind Sie in anderen Bereichen auch mit Vermutungen zufrieden, oder wenn schön in den kram passt?

        • @pippilotta_viktualia:

          "Inwiefern das diesen Frauen jetzt zum vorteil ggnüber obdachlosen Männern gereicht kann ich nicht gebau sagen; im Prinzip werden weniger Frauen obdachlos,weil sie sich (sexuell oder emotional) ausbeuten lassen."

          Das finde ich sehr konstruiert bzw. spekulativ.

          Mir fällt eben auf: Jedes Geschlechterungleichgewicht, bei dem Frauen anscheinend schlechter dastehen, dient unmittelbar als Beleg für eine Benachteiligung von Frauen. Sind aber Männer in einem Bereich unterprivilegiert, z.B. im Knast, bei der Lebenserwartung, bei Arbeitsunfällen oder der Chance obdachlos zu werden, dann ist das entweder egal oder die Schuld der Männer.

          • @Thomas Friedrich:

            Männer sind beim Thema Knast nicht unterpriviligiert, sie sind eben einfach häufiger kriminell als Frauen.



            Frauen sind meiner Meinung nach einfach grundsätzlich lebenstüchtiger als Männer weil sie sozial kompetenter sind und werden deshalb seltener obdachlos.



            Auch wenn Genderforscher die Hände über den Kopf zusammenschlagen, ich glaube, daß die Unterschiede bei Obdachlosigkeit, Kriminalität, Lebenserwartung u.s.w. mindestens zur Hälfte biologischer Natur sind, der Rest läßt sich durch Sozialisation erklären.

            • 9G
              93441 (Profil gelöscht)
              @Suchender:

              "Frauen sind meiner Meinung nach einfach grundsätzlich lebenstüchtiger als Männer weil sie sozial kompetenter sind"

              Solche Stereotype sind einfach nur ermüdend. Wahrscheinlich soll diese Aussage irgendwie Frauenfreundlichkeit ausdrücken. Geht aber voll nach hinten los.

              • @93441 (Profil gelöscht):

                Bin kein bischen frauenfreundlich.



                Als Altenpfleger habe ich es mit ca. 95% Kolleginnen zu tun.



                Frauen haben auch ihre eigenen geschlechtsspezifischen Makel.

            • @Suchender:

              Dir ist schon klar, dass du dich eines rassistischen Vokabulars (lebenstüchtig) bedienst, um ein sexistisches Menschenbild zu begründen?

              • @Hampelstielz:

                Einverstanden, das Wort "lebenstüchtig" sollte man besser nicht mehr verwenden, ich würde es aber nicht als grundsätzlich rassistisch bezeichnen.



                Wenn ich ein Sexist bin, weil ich an grundsätzliche nicht biologische Unterschiede zwischen Mann und Frau glaube, dann bin ich halt einer.

  • Wäre schön, wenn es solche bemühten Projekte auch für die in der Öffentlichkeit angeblich gut sichtbaren männlichen Obdachlosen gäbe. Da reicht aber auch das Wechseln zwischen den Wohnheimen. Schutzbedürftig sind diese ja als Mann und Teil des mächtigen Patriarchats ebenfalls nicht. Die Liste der totgeprügelten, angezündeten, ständig abgezockten obdachlosen Männer kann die Taz selbst recherchieren.



    Warum man hier immer so tun muss, dass eine 'Partei' schlechter dran ist und gegeneinander abwägen muss, wohin das Elend schwerer wiegt, kann ich mir nicht ganz erklären.

    • @Hampelstielz:

      Ungeachtet des Geschlechts, sollte diese "Regierung" endlich einmal dafür sorgen, dass es keine Obdachlosigkeit mehr in diesem reichen Land gibt.

      'Housing First' ist sicherlich eine gute Idee, aber was nützt es, wenn unsere "Freunde" aus dem Jobcenter das wieder mal torpedieren? Siehe den taz-Artikel vom 30.09.2019 - taz.de/Obdachlosig...n-Berlin/!5626627/ - in dem steht: "Ein Problem seien allerdings die Jobcenter, die oft noch zu unflexibel seien, wie eine Sozialarbeiterin berichtet. Es sei etwa vorgekommen, dass eine Klientin sechs Monate auf die Zahlung einer Kaution habe warten müssen. Im schlimmsten Fall drohe dann eine fristlose Kündigung. [...] Sie berichtet, dass die Kostenübernahme für Miete und Kaution noch zu scheitern droht – unter anderem, weil viele Betroffene kein Handy besitzen und unklar sei, welches Jobcenter zuständig sei."

      Übrigens - eine US-Studie ergab, dass Obdachlose oftmals nur noch von den Bürgern als Gegenstände angesehen werden, damit man das Mitleid mit den Obdachlosen - das sich vielleicht noch beim Bürger einstellt - eliminieren kann. Obdachlose werden also nur noch als Gegenstände gesehen. Ist das nicht eine schöne Welt in der wir leben?

      • @Ricky-13:

        Stimme dir vollkommen zu und ich kenne die Problematik auch aus dem Bekanntenkreis und habe selbst lediglich Glück, einen relativ gesicherten, gewährten Wohnraum bewohnen zu dürfen.



        Es könnte auch ganz anders für mich laufen. Ein Grund, weshalb ich die Verengung des Problems im Artikel auf eine Geschlechterfrage Mist finde.

  • 9G
    93441 (Profil gelöscht)

    "Dabei kommt die Wohnung zuerst und alles andere danach."



    Obdachlosigkeit, der absolute Albtraum.



    Ist es nicht verstörend, dass die Menschenrechte, auf die wir so große Stücke halten, vor allem virtuelle Rechte sind: Freiheit, Würde etc.



    Sie aber nicht ganz konkrete Rechte beinhalten, um menschliche Grundbedürfnisse zu decken: Wohnen, Nahrung, Kleidung?



    Ohne die Absicherung dieser Bedürfnisse gibt es weder Würde noch Freiheit.

  • Wo Sie so schön von "nicht sichtbar" schreiben... die wohnungslosen die "nicht sichtbar" sind, sind meist männlich und Kind. Männliche Obdachlose, sind auch deutlich mehr von Gewalt, Vergewaltigung und sogar Mord betroffen. Auch schon die Kinder.

    Das macht es bei Frauen nicht besser. Aber sie schrieben ja..."nicht sichtbar" - und setzen genau das dann um.



    Projekte in der Art wie beschrieben sind bei Männlichen Obdachlosen schwer zu finden.

  • Man könnte auch mal der Frage nachgehen, woran es liegt, dass Männer so viel häufiger wohnungslos werden als Frauen.

    • @Thomas Friedrich:

      Frauen können oft "wählen" zwischen auf der Straße übernachten und sich sexuell ausbeuten lassen. Diese "Wahl" haben Männer meist nicht. Wenn Sie das jetzt als Benachteiligung der wohnungslosen Männer sehen, dann müssten Sie sich an Ihre Geschlechtsgenossen wenden, die offenbar lieber Frauen als Männer sexuell ausbeuten.

      • @ClaraN:

        Und woher haben Sie diese Erkenntnis? Bauchgefühl oder gibts dazu belastbare Fakten?

    • @Thomas Friedrich:

      Danke.