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Abschaffung des Soli-ZuschlagsVorsätzliche Verwirrung

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

Der „Soli-Zuschlag“ fließt nicht in den Osten, sondern in den allgemeinen Bundeshaushalt. Seine Abschaffung wird für leere Kassen sorgen.

Anders als der Begriff nahelegt, fließt das Geld des Solizuschlags nicht in den Osten Foto: dpa

D emokratie ist sowieso kompliziert – und die Politik stiftet noch zusätzliche Verwirrung. Ein Paradebeispiel ist der „Soli“: Das Kabinett hat am Mittwoch beschlossen, ihn weitgehend abzuschaffen. Das klingt schlicht, doch beim „Soli“ ist nichts, wie es scheint.

Die Verwirrung beginnt schon mit dem Wort: Anders als der Begriff „Solidaritätszuschlag“ nahelegt, fließt das Geld mitnichten in den Osten – sondern in den allgemeinen Bundeshaushalt. Momentan bringt der „Soli“ 19 Milliarden Euro im Jahr ein, und dieses Geld wird auch dringend gebraucht. Im Haushalt gibt es keine großen Spielräume, doch Union und SPD erzeugen den Eindruck, der Staat habe Geld zu verschenken. In Wahrheit sind die Kassen so leer, dass sich die Große Koalition mit einem Trick behilft: Beim Soli wird erst ab 2021 gestrichen – im Wahljahr. Die nächste Regierung darf sich dann den Kopf zerbrechen, wie sie die Milliardenlücke wieder schließt, die die Teilabschaffung des Soli jährlich reißt.

Genauso erstaunlich sind die Aussagen, wer angeblich profitiert, wenn der Soli weitgehend entfällt. Laut Koalitionsvertrag wollen SPD und Union die „unteren und mittleren Einkommen“ entlasten. Einziges Problem: Die armen Haushalte zahlen schon bisher keinen Soli, weil sie viel zu wenig verdienen. Die Normalbürger werden nur wenig profitieren – umso mehr aber die Wohlhabenden .

Schon wieder werden die Wohlhabenden beschenkt

Die Dauerdiskussion um den Soli suggeriert, dass die Einkommensteuer in Deutschland unerträglich hoch sei. In Wahrheit liegt sie im internationalen Vergleich eher niedrig. Hoch sind hingegen die Lohnnebenkosten: Die „unteren und mittleren Einkommen“ werden vor allem durch die Sozialbeiträge belastet – hier hätte man streichen müssen, nicht beim Soli.

Doch über die Sozialabgaben wird nicht geredet. Dies ist kein Zufall: Die Reichen zahlen fast keine Sozialbeiträge – und die meisten Durchschnittsverdiener sind inzwischen so verwirrt durch den kreativen Politsprech, dass sie gar nicht bemerken, dass schon ­wieder die Wohlhabenden beschenkt werden.

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Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
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49 Kommentare

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  • Der Soli ist nicht das richtige Mittel um für mehr Steuergerechtigkeit zu sorgen. Grund für die Einführung war, so habe ich es jedenfalls verstanden, ein zweckgebundener, zeitlich begrenzter Sonderbedarf. Und daraus ergibt sich für mich die Notwendigkeit, diesen auch wieder abzuschaffen.

    Ein launiger Vergleich:

    Ein fiktiver Sportverein finanziert sich vorwiegend durch monatliche Mitgliedsbeiträge.

    Die Höhe der Beiträge ist wie folgt gestaffelt:

    Jugendliche zahlen den niedrigsten Monatsbeitrag, passive Erwachsene etwas mehr, Familien pro Kopf wiederum mehr und aktive Erwachsene den höchsten Beitrag pro Monat.

    Nun nehmen wir an das Vereinsgelände muss aufgrund eines unvorhergesehenen Ereignisses umgestaltet werden.







    Diese notwendige Maßnahme ist mit einem finanziellen Aufwand verbunden, den der Verein, so durch den Vorstand informiert, nicht aus den regelmäßig generierten Einnahmen bestreiten könne.

    Den Mitgliedern wird mitgeteilt, dass der monatliche Mitgliedsbeitrag unverändert bleiben könne, aber zum Zwecke des Umbaus eine Sonderabgabe erhoben werden müsse - und zwar so lange, bis die Umbaumaßnahmen abgeschlossen seien.

    Um die Belastung angemessen zu verteilen wird die Sonderabgabe nicht von allen Mitgliedern verlangt.



    Jugendliche werden befreit, passive Mitglieder entrichten Betrag A, Familien pro Kopf den etwas höheren Betrag B und aktive Erwachsene den höchsten monatlichen Betrag C.

    Nach einer gewissen Zeit sind keine Umbaumaßnahmen mehr zu erkennen und die Mitglieder verlangen nach Abschaffung der Sonderabgabe.

    Doch zwischenzeitlich haben sich andere Ausgaben des Vereins erhöht und der Vorstand beschließt die Sonderabgabe "Umbau" beizubehalten.







    Jedoch in veränderter Form:

    Einzig die aktiven Erwachsenen sollen sie ab jetzt noch entrichten - und zwar in Höhe des Betrags B.

    Das Wort "Beschenken" macht die Runde...

    Andere fänden es sinnvoller die Abgabe wie versprochen gänzlich abzuschaffen und statt dessen die Mitgliedsbeiträge anzupassen.

    • @Schwarmgeist:

      Sehr gutes Beispiel - nur hinkt der Vergleich mit dem Soli hier in einem ganz wesentlichen Punkt, weil der Soli ja nicht für die „aktivsten“ Mitglieder, sondern nur für die „reichsten“ und damit finanziell leistungsfähigsten Mitglieder beibehalten werden soll.

  • Wird man „beschenkt“, wenn einem weniger weggenommen wird? Wenn man den allgemeinen Haushalt ausstatten will, dann sollte man allgemeine Steuern erhöhen, nicht noch spezifisch die Arbeit zusätzlich belasten.



    Und den Namen „Solidaritätsabgabe“ sollte man besser weglassen, wenn mit den Einnahmen nichts spezifisch solidarisches getan wird.

    • @hup:

      Die Arbeit belasten Reiche.

  • 9G
    97287 (Profil gelöscht)

    Kann man mir erklären warum es Solidaritätszuschlag heißt? Ich bekam Nachtdienstzuschläge und Sonntags und Feiertagszuschläge und hatte dann mehr Lohn auf dem Gehaltszettel. Beim Solidaritätszuschlag habe ich weniger Einkommen. Müsste es nicht eigentlich Solidaritätsabschlag heißen?

    • @97287 (Profil gelöscht):

      Es handelt sich um den Zuschlag zur Einkommenssteuer, nicht zu Ihrem Einkommen. Dieser Teil der Bezeichnung ist schon richtig. :-)

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Interessante Auffassung: "der Staat hat kein Geld zu verschenken". Wem gehört denn das Geld? Wem nimmt es der Staat? Die Kassen sind leer? Wie? Sonst lese ich eher, die Kassen seien voll und es müsse endlich was ausgegeben werden.

  • Volle Zustimmung, eine Steuer von der nur reiche betroffen sind abzuschaffen ist unsozial und dumm.

    Die soziale Ungerechtigkeit wird auch so schon jedes Jahr schlimmer, dass muss nicht auch noch durch eine Steuererleichterung für Reiche beschleunigen.

    Disclaimer: Ich persönlich muss auch nach Scholz' Vorschlag weiter den vollen Soli zahlen, also kommt mir nicht mit der "Neid-Debatte", der Vorwurf ist lächerlich!

    • @Franz Georg:

      Was bitte ist denn für Sie reich?



      Jemand mit einem guten Einkommen aus abhängiger, sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung zahlt neben der Einkommensteuer auch davon anteilig errechneten Soli.



      Damit ist er m.E. noch lange nicht reich.



      Einen solchen Menschen trennen von den wirklich reichen, sprich vermögenden Menschen immer noch Lichtjahre!



      Der Einkommensabstand nach oben ist um ein erheblich vielfaches größer als der zu den unteren Einkommen oder Grundsicherung.

      • @Life is Life:

        @Life Is Life: Sie fragen: Was bitte ist denn für Sie reich?



        Antwort: aus Meiner Sicht, sind die Top 10% "Reich"

    • @Franz Georg:

      "Die soziale Ungerechtigkeit wird auch so schon jedes Jahr schlimmer, dass muss nicht auch noch durch eine Steuererleichterung für Reiche beschleunigen."

      Ungleichheit ist der Preis den man für eine stabile Gesellschaft zahlen muss. Das ist weltweit so. Das war sogar in kommunistischen Staaten so und das war auch vor 10.000 Jahren schon so. Grundlegender Ausgleich entstand stets nur durch Krieg, Bürgerkrieg oder Seuchen. ( Siehe: press.princeton.edu/titles/10921.html )

      • @Januß:

        Da bin jetzt aber mal skeptisch, ob es sich tatsächlich um eine hinreichende Bedingung handelt.

        Nein, ich korrigiere, es muss sich bei Ihrer Einschätzung um einen Scherz handeln.

      • @Januß:

        Man kann natürlich durch staatlichen Zwang (insbesondere hohe Steuern) das Ausmaß der Ungleichheit reduzieren, was ja auch gemacht wird. Das Problem ist halt, dass man die wirtschaftliche Dynamik abwürgt, wenn man dies in einem zu starken Maße macht. Insgesamt meine ich, dass wir in Deutschland insoweit eine gute Balance gefunden haben, auch wenn man über Einzelheiten immer diskutieren kann wie z.B. über einen geringfügig höheren Spitzensteuersatz als derzeit.

        • @Lockenkopf:

          Das ist leider der falsche systematische Ansatz. Der richtige Ansatz ist dieser: Die Löhne müssen hoch.

          Praktisch müsste dies wohl bedeuten, dass sich die Vermögens- und/oder Betriebsinhaber mit weniger Einkommen begnügen.

          Der völlig richtige Ansatz wird, so möchte ich es nennen, durch die psychologische Komponente gestört, d.h. wenn "Ihnen" jahrelang - zB die FDP - erzählt, dass "Sie" ein Leistungsträger sind und Ihnen ausgehend von einer monatlichen Lohnsummer von rund 120 Milliarden Euro monatlich 119 Milliarden (davon oder zusätzlich) zustehen, fangen "Sie" dies irgendwann auch an zu glauben. Aus dieser Sicht kommen "Sie" dann auch ganz schnell zu den Terminologien "ungerechtfertigte Wegnahme" oder "Wirtschaft abwürgen".

          Als sehr lustig empfinde ich dann auch immer das Gesülze über "Unternehmermythen", oder was man einem Arbeitnehmer alles abverlangen können muss, das müsse ja schließlich so sein.

          Von Frau Dr. Angela Merkel musste ich mich bereits darüber belehren lassen, wie die anderen Millionen Bundesbürger ebenfalls in der im Fernsehen - ich kann nur leider den Zeitpunkt nicht mehr nennen - übertragenen Redesequenz, dass wir in einer Interessendemokratie leben.

          Da ist wohl eben nur noch die Frage zu beantworten, wessen Interesse gemeint ist und durchgesetzt wird, nech?! ;-)

          • @Gerhard Krause:

            Ich habe nichts gegen hohe Löhne, aber Lohnfindung ist nicht Sache des Staates, sondern der Arbeitsvertragsparteien und ggf. der Tarifparteien. Der Mindestlohn ist okay, aber ansonsten soll sich der Staat aus der Lohnpolitik herauszuhalten.

            • @Lockenkopf:

              Sorry, das mit der "Lohnfindung" im Kosmos der lustigen Geschichten hatte ich ganz vergessen. Genau mein Humor. :-)

        • @Lockenkopf:

          Der staatliche Zwang hat sich in der Vergangenheit nicht bewährt, entsprechende Versuche gab es ja schonmal. Natürlich in ganz anderer Konstellation. Jedoch bin ich vor allem skeptisch weil es ja viele Länder gibt die es anders machen und die Möglichkeit sein Geld in diese Länder zu schaffen. Das ist für diejenigen, die am meisten Steuern zahlen natürlich attraktiv.

          Es läuft in DE im Vergleich recht gut. Das stimmt schon. Jedoch kommt uns eben auch zugute das wir mit dem 2. Weltkrieg ein solches Vorkommnis hatten, welches für eine weitreichend gleiche Ausgangslage gesorgt hat. Davon bewegt man sich mit der Zeit immer weiter weg.

          Man läuft mit dem abwürgen wirtschaftlicher Dynamiken natürlich immer Gefahr zu weit zu gehen und den Goldesel zu töten. Das verstehen hier viele einfach nicht. Der gesamte Sozialstaat basiert nunmal auf einer gut funktionierenden Wirtschaft. Fällt die weg schaut man langfristig auch bei den Sozialleistungen in die Röhre.

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @Januß:

            "In Deutschland läuft es recht gut."

            JA, wenn man es schafft, die Millionen zu übersehen, für die es nicht gut läuft.

            Ihre neo-liberalen Plattitüden und Leersätze sind mal wieder unter aller Kanone. Ein Jeder im Rahmen seiner - ggf. abwesenden - Möglichkeiten.

            Literaturtipp: Paul Jorion, Der Letzte macht das Licht aus.

            Für diesen Job halte ich Sie prädestiniert.

          • @Januß:

            Verzeihung, Ihre WK-2-Theorie ist zwar "schön", aber falsch, wenn Sie nicht gerade Unterschiede von zweimarkfünfzig meinen. Wie konnte bitte denn dann die Warenproduktion so stark anlaufen und für volle Geschäfte sorgen?!

            Ihre zweite Annahme, din starker Sozialstaat bräuchte eine starke Wirtschaft, ist leider genauso hohl, und Ihre dritte Annahme, 'das würde hier niemand verstehen', grenzt schon an Beleidigung. Tut mir aber auch schon leid, wenn Sie so denken.

  • "Vorsätzliche Verwirrung" stiftet auch ein Kommentar, der unterschlägt, daß das Soli-Aufkommen etwa zur Hälfte erhalten bleibt, die Steuersenkung zur Zeit eines großen Überschusses stattfindet und ohnehin nur eine minimale Milderung eines mitnichten "vergleichsweise eher niedrigen" Grenzsteuersatzes von 48% (mit Kultussteuer) für einen Teil der höheren Erwerbseinkommen (Kapitaleinkünfte weiterhin fast immer mit vollem Soli) darstellt.



    Weiters "vorsätzlich verwirrend" ist es, die betroffenen bessergestellten Lohnabhängigen mit reinen Kapitalisten in einen Topf von "Reichen" zu werfen, die "fast keine Sozialabgaben" (es sind knapp €1.500 monatlich) leisten - und dann noch so zu tun, als ob jederzeit nach Gutdünken an den Parametern der Sozialversicherung gedreht werden könnte.



    Gut, Letzteres ist de facto wahr, obwohl es nicht wirklich so sein sollte.

    • @Wurstprofessor:

      Nochx von der Wurst abbeißen!.. Nur soviel, wieso soll es (derzeit) einen großen bzw hohen Steuerüberschuss geben?! Rechnen wir doch einx die großen bzw hohen Steuergeschenke seit den 90ern nach. Die vorherige Ausgangslage würde ich 1. gerade noch so als hohes Steueraufkommen bezeichnen, und 2. ist diese Bananenrepublik derart nach unten abgewirtschaftet, dass im Vergleich schon "100 Euro" hohe Einnahmen bedeuten würden.

    • 0G
      05653 (Profil gelöscht)
      @Wurstprofessor:

      Die wuchernden, dysfunktionalen Auswüchse des Kapitalismus haben in Deutschland zu einer zutiefst ungerechten Einkommens- und Vermögensverteilung sowie extremer Chancenungleichheit geführt. Der Neoliberalismus in Europa ist us-amerikanisch geprägt ohne jedoch das Gemeinschaftsgefühl für soziale Verantwortung, d.h. wenn vor ihnen auf der Straße ein Mensch erfriert, ist der Staat schuld. Schliesslich haben sie bezahlt dafür mit solchen Problemen nicht konfontiert zu werden und sie gehen leicht angewiedert an ihm vorbei.

  • Kein Wunder also, wenn die Grünen jetzt schon jede Woche eine neue Abgabe ins Gespräch bringen.

    • @Rainer B.:

      Insofern, als das diese Abgaben versuchen, Externalitäten einzupreisen, ist der Ansatz dahinter allerdings grundsätzlich richtig. Was allerdings ausgeglichen werden müsste ist der stark regressive Charakter der meisten indirekten Steuern.



      Überhaupt wäre es besser, wenn mehr Menschen in die "sichtbare" und progressive Direktbesteuerung einbezogen wären und dafür die indirekten Steuern so gestaltet würden, daß sie die Ärmeren nicht mehr so stark treffen.

      • @Wurstprofessor:

        Tut mir leid, ich kann Ihnen nicht recht folgen. Die Umsatzsteuer etwa ist doch eine indirekte Steuer. Wo sehen Sie denn hier bei der Umsatzsteuer eine Regression und inwiefern sollte denn eigentlich eine „progressive Direktbesteuerung“ „die Ärmeren nicht mehr so stark treffen“?

        btw.: Glauben Sie ernsthaft, eine CO2-Steuer könnte hier jemals so gestaltet werden, dass diejenigen, die am meisten CO2 verursachen auch am meisten dafür bezahlen? Und wie bitte sollten denn mehr Steuereinnahmen durch eine CO2-Steuer jemals zu einem geringeren CO2-Ausstoss führen können. Das ist in etwa so, als würde man eine Krebssteuer für Krebskranke einführen, in der Hoffnung, der Krebs würde damit dann besiegt.

        • @Rainer B.:

          Sehe ich ganz stark ähnlich, und ich kann Ihren Vergleich durchaus nachvollziehen.

        • @Rainer B.:

          Eine regressive Steuer heißt so weil sie z.B. wie die USt meist den Konsum trifft und Ärmere einfach einen größeren Teil ihres Einkommens konsumieren müssen. Sie zahlen, wenn sie etwa die gleichen Waren zum leben brauchen wie jemand, der ein höheres Einkommen hat, auf einen größeren Teil Ihrer Einkünfte 19% als der Andere.



          Die CO2- Steuer hingegen ist eine Lenkungssteuer, sie soll das Verhalten beeinflussen. Wenn der hohe Preis eines Flugs in die Bahn bringt, ist ein Lenkungseffekt erreicht. Ihr "Krebs"-Vergleich ist hochgradig unüberlegt, leider.

          • @Wurstprofessor:

            Sorry, Ihr Bahnbeispiel ist unrealistisch und damit falsch. Die CO2 Steuer ist KEINE Lenkungssteuer, weil die Mehrkosten für die individuelle CO2 "Produktion" z.B. durch höhere Flugpreise selbst den Flug-Massentourismus nicht ausbremsen würde, weil die Mehrkosten womöglich kompensiert werden. Z.B. durch Lohndrückerei oder schlechteren Service usw. usw. Kein Mensch würde durch diese "Lenkungssteuer" auf eine Bahn umsteigen, die preislich und auch hinsichtlich der Kapazitäten unattraktiver ist. Die CO2 Steuer ist schlicht und einfach eine Steuererhöhung zugunsten des Bundeshaushaltes. Sie treibt ärmere Menschen noch mehr in die Armut und juckt die Wohlhabenden absolut nicht.



            Die CO2 Steuer ist quasi eine erweiterte Form des Klassenkampfes. Rabiater Sozialdarwinismus gegen diejenigen, die ohnehin schon am Existenzminimum leben.

          • @Wurstprofessor:

            Da vergleichen Sie Birnen mit Tomaten. Bei der Umsatzsteuer wird allein der Umsatz besteuert und nicht etwa das Einkommen - dafür gibt's ja schließlich die Einkommensteuer, die zumindest ansatzweise auch progressiv ausgestaltet ist.



            Sicher - Leute mit einem höheren Einkommen können natürlich mehr konsumieren und kaufen insbesondere auch mehr Luxusgüter, zahlen also unterm Strich auch „mehr“ Umsatzsteuer als Leute mit geringem Einkommen, die überwiegend nur Dinge des täglichen Lebensbedarfs konsumieren.

            Die CO2-Steuer ist doch nur insofern eine Lenkungssteuer, weil sie hier allein zur Ablenkung von eigentlich notwendigen, aber schmerzhaften konkreten Lösungsansätzen dient.

            • @Rainer B.:

              Es tut mir sehr leid, aber Sie haben nicht verstanden. Das macht aber nichts!

              • @Wurstprofessor:

                Da bin ich aber beruhigt. Ich hatte schon befürchtet, Sie hätten tatsächlich mal etwas - auch für andere ausser Ihnen - noch nachvollziehbar Verständliches geschrieben. So what?

                • 7G
                  76530 (Profil gelöscht)
                  @Rainer B.:

                  Gut gebrüllt, Löwe.

                  Bei manchen Nicknames weiß man schon alles, bevor der erste Buchstabe ausgeworfen wird. :-)

  • Im Wahljahr fällt der Soli, und zur Kompensation (um "Klimaschutz für Deppen" zu machen) kommt eine CO2-Steuer. Mit niedrigen Sätzen für unsere global konkurrierenden Unternehmen.

    Woher das Geld für die Subventionen und Kaufanreize für die E-Mobilität, die erforderliche Infrastruktur (5G/Digitalisierung nicht zu vergessen) kommt, wäre damit auch geklärt. Die 2 Milliarden per Anno für die Braunkohleregionen (20 Jahre), die jährlich steigenden Kosten für Ausgleichszahlungen an Forst- und Landwirtschaft für Klimaschäden, müssen auch irgendwo herkommen.

    • 8G
      80198 (Profil gelöscht)
      @Drabiniok Dieter:

      Der Soli gehört nach 30 Jahren abgeschafft, was nicht heißt, dass man auf Steuereinnahmen verzichten muß. 45 Prozent Reichensteuer ab 80000 Euro wären auch möglich, wenn nicht die FDP immer auf ihre Anwälte und Ärzte Rücksicht nehmen würde

      • 8G
        80576 (Profil gelöscht)
        @80198 (Profil gelöscht):

        Bei 80'000Euro fängt bei Ihnen Reichtum an?

        • @80576 (Profil gelöscht):

          Sicherlich zu versteuerndes Einkommen.

          • 8G
            80576 (Profil gelöscht)
            @Gerhard Krause:

            Da gehe ich von aus. Welches sonst? Und was bedeutet das nun?

      • @80198 (Profil gelöscht):

        Gut, das die FDP ja auch in der Regierung beteiligt ist.

        Moment, ist sie ja gar nicht...

    • 8G
      80198 (Profil gelöscht)
      @Drabiniok Dieter:

      Tja der Staat hätte 5G auch mit billigen Krediten flächendeckend bauen können und an die verschiedenen Betreiber verpachten können. Aber dann verdient ja kein Kapitalist sorry Aktionär

      • 8G
        80576 (Profil gelöscht)
        @80198 (Profil gelöscht):

        Hahhahah, so wie er den BER, Stuttgart 21 und die Elbphilharmonie gebaut hat?

  • War schon meine Frage unter dem letzten Beitrag.

    "Was mich bei der ganzen Diskussion ehrlich gesagt am meisten interessiert, aber worüber aus mir unklaren Gründen nicht oft gesprochen wird.

    Nehmen wir einfach mal an das kommt so wie gesagt, ist verfassungskonform und so weiter.

    Aktuell hat der Bund ca. 19 Milliarden mit dem Soli eingenommen. In dem Interview mit Stefan Bach wurde gesagt, danach würden die, die weiter Soli zahlen müssen, ca. 8 Milliarden zahlen.

    Also fehlen dem Bund dann Einnahmen von ca. 11 Milliarden.

    Wie wird das gegenfinanziert?

    Altmaier hatte ja bei seinem Modell vorgeschlagen, Subventionen zu streichen und Bundesbeteiligungen zu verkaufen, also keine richtige Idee.

    Schulden scheiden ja aufgrund der Schuldenbremse praktisch aus, wo spart der Bund das Geld konkret ein?"

    Ist die Antwort wirklich, wir finanzieren das aus dem allgemeinen Bundeshaushalt einfach so???

    Vielleicht wird nach der nächsten Wahl ja eine nicht vorhersehbare Haushaltslücke entdeckt und es muss gespart werden.

    • @Sven Günther:

      2018 wurden 58 Mrd Überschuß erzielt. Wenn es zu einer Lücke kommt, dann wird es nicht alleine der fehlende Soli sein, der dran Schuld ist.

      Fakt ist aber. Der Soli war von Anfang an eine Abgabe auf Zeit. Es ist daher konsequent Ihn abzuschaffen. Man hätte Ihn aber in meinen Augen auch umbennen und etwas verändern können. Weg von "Aufbau Ost" zu "Aufbau schwächelnder Regionen".

      • @Henrik WM:

        zitas aus dem Text: "Die Verwirrung beginnt schon mit dem Wort: Anders als der Begriff „Solidaritätszuschlag“ nahelegt, fließt das Geld mitnichten in den Osten – sondern in den allgemeinen Bundeshaushalt."

        also umbenenen in "Geld her!" oder "Zuschlag" das wäre ehrlich und konsequent.