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Über Rassismus gegen Turko-Deutsche„Özil soll ein Vollidiot sein dürfen“

Mesut Özil tritt wegen Rassismus als Nationalspieler zurück. Die Debatte ums „Deutsch sein“, die dahinter steckt, nervt, sagt Journalistin Gülseren Ölcüm.

Mesut Özil wirft das Trikot und ist aus der Nationalmannschaft ausgetreten Foto: dpa
Interview von Şeyda Kurt

taz: Frau Ölcüm, nun holt Sie die Özil-Debatte sogar in Ihrem Portugalurlaub ein. Haben wir Turko-Deutsche eigentlich nie Urlaub von dem Problemkind Deutschland?

Gülseren Ölcüm: Gefühlt nicht. Ich habe Mesut Özils Rücktritt aus der deutschen Nationalmannschaft auf Twitter verfolgt und wurde überrannt mit Tweets und Kommentaren. Nur wenige haben darauf geachtet, was zwischen den Zeilen stand, und auf die korrekte Übersetzung der Erklärung von Özil aus dem Englischen.

Oftmals wurde er mit „Was auch immer der Ausgang der vorangegangenen Wahl gewesen wäre oder auch der Wahl zuvor, ich hätte dieses Foto gemacht“ zitiert, und das Zitat wurde auch nicht in den richtigen Kontext gesetzt. Gemeint war, dass Özil sich mit jedem beliebigen türkischen Präsidenten, der als Sieger aus der Wahl im Juni hervorgegangen wäre, gezeigt hätte. Es gehe ihm um die Anerkennung des Amtes, wie es im politischen Geschäft auch die Regel ist. Solche Nuancen sind wichtig.

Mich hat die Diskussion fassungslos gemacht. Mich nervt, dass jede*r meint, nun über Özil richten zu müssen. Egal, ob es um Sexismus oder Rassismus geht – die Leute ticken aus! Viele können nicht stehen lassen, dass ein Fußballspieler sagt, dass er aus der deutschen Nationalmannschaft austritt, weil er rassistisch angefeindet wurde. Man gesteht ihm die Erfahrung nicht zu und versucht sie zu relativieren. Ihm wird vorgeworfen, sich selbst zu einem Opfer zu stilisieren.

Bei mir führt das mittlerweile zu dem Bedürfnis selbst zurückzuschießen und auszugrenzen, weil meine Erfahrungen nicht anerkannt werden. Als ich früher Nachhilfe gegeben habe, gab es sehr wenig umgängliche Kinder. Mein Chef hat mir ein Prinzip aus der Bildungspädagogik ans Herz gelegt: Verhaltensspiegelung. Da haben die Kids erst die Empathie entwickelt, zu spüren, was ihr Benehmen bei ihrem Gegenüber anrichtet.

Ich kenne den Reflex, aber das ist doch scheiße. In so einer Gesellschaft aus lauter Einzelkämpfer*innen will ich nicht leben.

Oder es führt zu einer Solidarisierung der Ausgeschlossenen, wie man sie im Moment beobachten kann: Egal wie sehr die türkische Community in Bezug auf die türkische Politik gespalten ist, führt die Enttäuschung darüber, wie die Debatte um Özil geführt wird, zu einer gemeinsamen Haltung.

Aber eigentlich sollten alle, Mehrheitsgesellschaft und Minderheiten, gemeinsam Stellung beziehen. Die deutsche Nationalmannschaft hätte sich geschlossen hinter Özil stellen müssen, so wie in Schweden mit dem Nationalspieler Jimmy Durmaz. Es ist schade, dass beim DFB niemand den Arsch in der Hose hatte zu sagen: Jetzt erst recht! Jetzt ein Teamfoto!

Ich dachte bei der Erklärung von Özil nach der wochenlangen Hetze auch seitens von DFB-Funktionären wie Oliver Bierhoff: Endlich! Zeig ihnen den Mittelfinger! Gleichzeitig ist das ein emotionales Wirrwarr sondergleichen: Ich muss mich nun mit einem Menschen solidarisieren, der sich mit einem Diktator inszeniert hat, der wiederum Menschen, die mir wichtig sind, bedroht und einsperrt.

Vor ein paar Monaten habe ich den Film „Türken, entscheidet Euch“ gedreht, weil ich das Gefühl hatte: Ich muss mich zur türkischen Politik äußern. Aber was, wenn ich keine Lust darauf habe? Ich soll mich abgrenzen, aber wie? Indem ich mich mit einer Deutschlandfahne ans Brandenburger Tor stelle und die Nationalhymne singe? Darf ich meinen Urlaub einfach genießen, wenn ich ohne Unterbrechung sage, dass Erdoğan böse ist?

Hannes Rademacher
Im Interview: Gülseren Ölcüm

Gülseren Ölcüm ist Reporterin für verschiedene Fernsehkanäle und Radiosendungen, wie den Jugendsender funk von ARD und ZDF. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung neuer Medienformate für junges Publikum. Zu ihren Projekten zählen eine Reihe von Dokumentationen für verschiedene Formate der ARD zu Flüchtlingsthemen, Integration in Deutschland und Genderthemen. Gülseren studierte Orientalistik an der FU Berlin und der SOAS London sowie Medienwissenschaften und Internationale Beziehungen an der Aarhus Universität und der Technischen Universität Sydney.

Der deutschen Mehrheitsgesellschaft fällt es leichter, Menschen mit dem Label „Türk*in“ zu markieren, statt mit dem scheinbar wertvolleren Label „Deutsch“. SPD-Staatssekretärin Sawsan Chebli hat getwittert, dass sie sich trotz aller rassistischen Hetze, die sich um das Thema Özil breit gemacht hat, ihr „Deutschsein“ nicht rauben lasse. Was bedeutet Deutschsein für Sie?

Darauf werde ich wohl nie eine Antwort finden. Eigentlich bin ich in einer ständigen Identitätskrise. Als ich den Film gedreht habe, sagte die Redaktion: „Zeig doch mal dein türkisches Leben!“ Ich wusste nicht, was sie meinen. Ich ziehe morgens nicht eine deutsche oder türkische Socke an und bin dann das eine oder andere. Wissen Deutsche ohne Migrationshintergrund, was sie damit meinen? Wie konservativ ist es eigentlich, in einer globalisierten Welt im 21. Jahrhundert darüber sprechen zu müssen, was eigentlich Deutsch ist, wenn nicht einmal unser Essen und unsere Kleidung aus Deutschland kommen? Das sind Chiffren, die nicht mehr zu unserem Leben und zu unseren Gefühlen passen.

Ich möchte die Kategorie „Deutsch“ von emotionalen Fragen trennen, weil es für mich eine ausschließlich politische ist. Das heißt: Ich habe genau dieselben Privilegien und Rechte, wie alle Menschen ohne Migrationshintergrund, vor allem auch das Recht, Scheiße zu bauen. Ich möchte, dass Özil ein Vollidiot sein kann, ohne dass er deshalb das vermeintliche Recht verliert, deutsch zu sein – weil er als hier geborener Mensch bedingungslos deutsch ist. In diesem Sinne bin ich deutsch, aber emotional gab es noch nie eine Zeit, in der ich so wenig Lust hatte, Teil dieser Gesellschaft zu sein.

Das denke ich manchmal auch und will es gleichzeitig nicht. Dieses Land ist mein Zuhause. Das möchte ich mir nicht nehmen lassen. Dennoch möchte ich auch nicht in solch einer Gesellschaft leben, in der ich ständig auf meinen Migrationshintergrund angesprochen werde oder auf Erdoğans nächste Amtshandlung. Manchmal möchte ich eine Isabell oder Julia sein – dazugehören, ohne aufzufallen.

Isabell, Julia und ihre Eltern müssen keine Bedingungen erfüllen, um deutsch sein zu dürfen. Wer legt diese Bedingungen eigentlich fest und wozu?

Ich schätze an unserer Gesellschaft sehr, dass sich Menschen an Regeln halten. In anderen Ländern habe ich das manchmal nicht so erlebt.

Uli Hoeneß hat sich nicht an Regeln gehalten und gibt nun trotzdem seinen Senf dazu. Ist Hoeneß deutsch, oder muss er erst einen Integrationstest machen?

Ich kann nur über mich sagen: Ich bin integriert. Ich äußere Meinung, nehme aktiv am gesellschaftlichen Leben teil, engagiere mich ehrenamtlich, ich habe eine Ausbildung gemacht und zahle Steuern. So sehe ich das auch bei Özil. Die Feinheiten, wer mehr oder weniger integriert ist, will ich gar nicht festsetzen. Jeder Mensch hat einen anderen Background, egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund. Da muss man auf jede*n Einzelne*n schauen und sich fragen: Was hat dieser Mensch erreicht?

Es sollte aber auch nicht darum gehen, was jemand erreicht hat und wie sich jemand eingebracht hat. Das könnte nur dann eine Bedeutung haben, wenn es gleiche Startbedingungen gäbe, keine strukturelle Benachteiligung am Bildungs- und Arbeitsmarkt. Wir sollten den absurden Begriff „Integration“ abschaffen.

Vielleicht. Das Wort ist oft fehl am Platz, weil es andere Menschen ausgrenzt. Wenn ich mit meinem deutschen Freund ein Kind bekomme, muss es sich dann auch noch integrieren, weil Muttis Eltern aus der Türkei eingewandert sind? Wann hört das auf? Auf der einen Seite sind solche Begriffe und Kategorien wichtig, um sich im Diskurs über Migration zurechtzufinden. Wichtiger finde ich jedoch, dass wir als Gesellschaft wieder zueinander finden. Ich wünsche mir, dass wir uns wieder auf Gemeinsamkeiten besinnen – sei es beim Thema Geflüchtete, AfD oder eben Deutsch-Türk*innen.

Sollten wir dann bei der nächsten WM für Deutschland mitfiebern? Mir ist das schon in diesem Jahr nicht mehr gelungen.

Ich war kurz davor, mir ein Özil-Trikot zu kaufen. Aber davon profitiert wieder nur der DFB (lacht). Es kommt darauf an, wer mitspielt, aber unter den derzeitigen Umständen würde ich nicht mitfiebern. Bei der diesjährigen WM hätte ich mich aber gefreut, wenn die deutsche Mannschaft gewonnen hätte.

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51 Kommentare

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  • Gülseren hanım, der Vergleich Mesut Özil-Jimmy Durmaz ist unzutreffend. Jimmy Durmaz, einem aramäischen Christen mit Vorfahren aus Kurdistan, wäre es niemals eingefallen, mit dem Kurdistan-Vernichter Erdogan zu posieren. Durmaz wurde rassistisch angefeindet, weil er auf dem Spielfeld einen Fehler machte. Er verursachte ein gegnerisches Tor. Kann jedem mal passieren, shit happens. Die rassistischen Anfeindungen durch schwedische "Fans" waren unsäglich, und weil ein Fehler jedem mal passieren kann und shit happens, fiel es dem schwedischen Verband auch leicht, klare Kante gegen den Rassismus zu zeigen. Özil stellte sich mit dem Erdogan-Foto, mit dem Geiselnehmer deutscher Staatsbürger, mit dem Pöbler, der Deutschland kollektiv beleidigt, nach dem Gefühl vieler Deutscher gegen das Land, dessen Pass er führt und für dessen Nationalmannschaft er spielt. Er beging nach Ansicht Vieler Verrat. Dem - angesichts des rechtsextremen Zeitgeists - erwarteten rassistischen Shitstorm hätte der DFB entgegentreten müssen und er hätte sich entschieden gegen völlig unbegründete Schuldzuweisungen an Özil für das deutsche WM-Aus wenden müssen. Eine uneingeschränkte, emotionale Solidaritätsbekundung mit Özil, so wie sie der schwedische Verband mit Durmaz zeigte, wäre jedoch in der über das Tayyip-Foto gekränkten deutschen Öffentlichkeit nicht verstanden worden.

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    "Ersetzen Sie in Ihrem Kommentar mal testweise Özil durch Merkel ( Seehofer ginge auch). Und WM durch eine passende Wahl Ihrer Wahl."

    -Ja, und jetzt? Dann ersetze doch Erdogan mal TESTWEISE durch Höcke oder Orban oder Le Pen.

    Da bist du politisch näher dran..

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    "Wie konservativ ist es eigentlich in einer globalisierten Welt im 21. Jahrhundert, nur weil man Großeltern aus der Türkei, sich als "turko-..." zu bezeichnen?"

    -Frage ich mich auch immer wieder. Meine Großeltern sind zu 50 Prozent auch keine Deutschen ,aber ich kenne deren Heimat auch nur vom Urlaub.

    Würde ich mich deshalb mit Orban in Frankreich treffen, wenn ich dort bekannt wäre?...Wegen der Ahnen...?

    ..........

  • Die Überschrift "Özil soll ein Vollidiot sein dürfen" ist ein Zitat der Interviewerin, nicht der Interviewen - wo gibt's denn sowas? Völlig unseriös.

  • "Mich hat die Diskussion fassungslos gemacht. Mich nervt, dass jede*r meint, nun über Özil richten zu müssen. Egal, ob es um Sexismus oder Rassismus geht – die Leute ticken aus! Viele können nicht stehen lassen, dass ein Fußballspieler sagt, dass er aus der deutschen Nationalmannschaft austritt, weil er rassistisch angefeindet wurde. Man gesteht ihm die Erfahrung nicht zu und versucht sie zu relativieren. Ihm wird vorgeworfen, sich selbst zu einem Opfer zu stilisieren."

    Besser kann man es nicht sagen.

    Unverschämte Überschrift ubrigens: als hätte Frau Ölcüm sich durch die Blume von Özil auch distanzieren wollen. Der Tenor des Interviews ist ein anderer.

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @JuR:

      Natürlich. Und alle die mit dem neuen Diktator Erdogan ein Problem haben sind alle Rassisten-ganz klar.

  • 9G
    9076 (Profil gelöscht)

    Lasst doch endlich den Mann in Ruhe!



    Es wurde alles gesagt, man hat seine Statements bis ins kleinste analysiert, er wurde als introvertiert und empfindsam beschrieben.



    Wo bleibt der Respekt , wo bleibt die Empathie ihm gegenüber?



    Ösil ist sowas wie der Zumwinkel des Fussballls.



    Wir sind alle nicht frei von Fehlern, aber Ösil muss als Projektionsfläche herhalten.



    Wie im Mittelalter......

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @9076 (Profil gelöscht):

      2.. aber Ösil muss als Projektionsfläche herhalten.



      Wie im Mittelalter......"

      -Mittelalter trifft es zum Teil, aber anders als du denkst....Die "Projektionsfläche Özil" ist eine Projektionsfläche "bußfertige Kartoffel".

      Was ist mit Kurden, Homosexuellen, Frauen, Andersgläubigen, Linken in der Türkei? Alles nur Projektionsfläche?

  • "Es gehe ihm um die Anerkennung des Amtes, wie es im politischen Geschäft auch die Regel ist. Solche Nuancen sind wichtig."

    Bullshit.

    • @Nicky Arnstein:

      Dann hätte die WM in Russland boykottiert werden müssen.

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    "Bei mir führt das mittlerweile zu dem Bedürfnis selbst zurückzuschießen und auszugrenzen, weil meine Erfahrungen nicht anerkannt werden."

    -Ja, dann grenzt doch aus und schliesst doch aus. Jede linke Kartoffel und jeden schweinefressenden Alman, oder was auch immer...aber dann vergesst dabei nicht, wer hierzulande ausserhalb eurer Filterblase auf "Turko-Deutsch" das sagen hat.

    Ich habe linke kurdische Freunde und denen gilt meine Solidarität in dieser Debatte. Auch gilt meine Solidarität den hunderten verhafteten türkischen Journalisten, die nach der Freilassung von Deniz Yüsel einfach vergessen wurden.

    Was wollt ihr mir erzählen? Das ihr mehr Recht habt, weil ihr mehr Bewohner in Deutschland stellt, als Kurden in Deutschland?-Hütet euch von diesem Argument, die AFD lernt gerade damit umzugehen.

    Ich weiß nicht so recht, ob in 4 Jahren bei der nächsten WM, ein biodeutscher Spieler wie Julian Draxler dasteht und "Gauland" als seinen Führer bezeichnet. (Ach, war ja Gündogan, nicht Özil..)Vermutlich nicht, denn dieser schweinefleisch, fressende Kartofflelalman hat sich gerade mit Özil solidarisiert.-"Sollte man echt alle ausgrenzen, diese Krautfresser"-Soviel zu der differenzierten Diskussion...



    Aber wie würdet ihr reagieren, falls dies der Fall wäre? "Draxler hat das Recht ein Vollidiot zu sein"-Echt jetzt? Das nehme ich euch nicht ab.

    Obwohl. Bei der Anti-VS und Anti NSU Demo vor ein paar Jahren waren ca. 70 Prozent Kartoffeln. Deutschtürken mobilsiert man in D. anscheinend nur in Massen, wenn der "Irre vom Bosporus" mal wieder seine Reden halten darf.

    Gegen jeden Nationalismus, auch gegen linksgetünchten türkischen Nationalismus.

    • @6474 (Profil gelöscht):

      Deutschtürken SIND Kartoffeln!

  • Zitat: „Ich dachte bei der Erklärung von Özil nach der wochenlangen Hetze auch seitens von DFB-Funktionären wie Oliver Bierhoff: Endlich! Zeig ihnen den Mittelfinger!“

    Die Kritik von Oliver Bierhoff ist erstens fehl am Platz. Das ist nicht seine Aufgabe, die Leistungen von Fußballspielern zu bewerten und zu entscheiden, wer zu WM mit fährt und wer nicht. Er sagte ja im Nachhinein, dass man Mesut Özil hätte nicht nominieren sollen. Beides ist aber die Sache des Trainers!

    Und zweitens, lassen wir uns die Aussagen von Herrn Bierhoff im Kontext der vergangenen WM rhetorisch bewerten. Bei der WM wurde ein neuer Rekord aufgestellt in Bezug auf erzielte Eigentore. „Das Eigentor„ von Herrn Bierhoff gegen die eigene Mannschaft war das peinlichste!

  • Zitat: Wir sollten den absurden Begriff „Integration“ abschaffen.

    Lieber nicht. Denn das Positive steckt in diesem Wort. Und momentan entsteht der Eindruck, dass von Rechtspopulisten versucht wird, Desintegration in Deutschland und in der Europäischen Union durchzusetzen!

  • Aus dieser Debatte sollte eine große Deutschlandweite MeToo Debatte zum Thema Rassismus entstehen. Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt. Politiker, Journalisten und die gesamte Öffentlichkeit schauen und hören jetzt zu. Später könnte es zu spät sein. Und für einzelne Menschen, die nicht berühmt sind, gibt es nicht genug Aufmerksamkeit, um gegen Rassismus etwas bewirken zu können.

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @Stefan Mustermann:

      Genau. wir erklären Rassismus anhand türkischer Nationalisten.

      Was ist denn, wenn ich sage, das ein guter Freund von mir Kurde ist und Familienangehörde verloren hat, wegen türkischen Faschisten?-aber immer locker bleiben...

  • Wenn es einem Profisportler in Deutschland nicht erlaubt ist, sich mit bestimmten Personen zu zeigen oder bestimmte Meinungen zu vertreten, dann sollte man das in die Vertragsstatuten für die Sportler aufnehmen, also sozusagen eine schwarze Liste an NoGoes anlegen. Das wäre konsequent. Gleichzeitig macht es das eigentliche Problem bewusst.

  • Özil ist hier nicht das Opfer, als dass er sich generiert, sondern er hat mehrere, teils schwere Fehler gemacht.

    1. Verpasster Rücktritt nach der gewonnenen WM 2014

    2. Schlechtes Leistungsniveau seit 2014

    3. Foto mit Erdogan

    4. Schlechtes/kein Krisenmanagement

    5. Ignoranz auf allen Ebenen

    6. "Seine", nicht von ihm verfassten, Twitter-Statements, mit denen er alle angreift und sich zum Opfer stilisiert.

    Özil wurde nicht Opfer von Rassismus, den es natürlich auch gab (wie in jedem Land), sondern er hat primär die Konsequenzen seines Handelns zu spüren bekommen.

    Die Tatsache, dass die beiden taz-Damen den Kern des Problems nicht realisiert haben und hier nur von "Rassismus" faseln beweist, dass selbst vermeintlich gut integrierte und gebildete "Turko-Deutsche" mit demokratisch-humanistischen Werten ein Problem haben.

    • @Tom T.:

      Wenn Sie die von Ihnen aufgezählten Punkte jeweils begründen würden, könnte ich mit Ihnen als Herr T. darüber debattieren. Möglicherweise würde ich dadurch meine bestehenden Ansichten um neue Perspektiven bereichern können. Aber auch für den Fall, dass ich Ihre Argumente für abwegig hielte, würde ich Sie nicht wegen Ihrer kulturellen Wurzeln herabzuwürdigen versuchen.

      Der springende Punkt ist doch, dass Herr Özil nicht nur wegen seines Verhaltens kritisiert, sondern aufgrund seiner türkischen Wurzeln diffamiert wird.

      • @teh:

        Was mich an Herrn Özil Statement enttäuscht: er ist überhaupt nicht willens, sich in Frage zu stellen und seine Fehler zu sehen. Wenn er - inzwischen glaube ich, dass es bewusst war - im Wahlkampf Stimmung für seinen Präsidenten macht, stösst mir sauer auf und dass der Begriff Ehre anscheinend nur für türkische oder deutsch-türkische Personen hervorgehoben wird. Er wird eben nicht "aufgrund seiner türkischen Wurzeln diffamiert" vom DFB diffamiert, sondern stellt es so dar. Wer jetzt konkret vom DFB diffamierend mit ihm umgegangen ist, ist eine andere Frage. Herr Özil pauschalisiert, genauso plump wie Hoeness und sieht genauso wenig die eigenen Fehler.

      • @teh:

        Von wem, wovon leiten Sie das wie ab? Ich interessiere mich nicht sonderlich für Fußball, ich könnte noch nicht einmal sagen, wer gut und wer schlecht spielt.



        Da mit aber Ihr Kommentar aufgefallen ist, hoffe ich mit einer Anrede auf Aufklärung. Besten Dank.

    • @Tom T.:

      Ersetzen Sie in Ihrem Kommentar mal testweise Özil durch Merkel ( Seehofer ginge auch). Und WM durch eine passende Wahl Ihrer Wahl.

      Und?



      Genau. Passt zu gut.

      Übrigens ist Özil auch deshalb kein Opfer, weil er das nicht zulässt.

  • Özils Foto mit Erdogan ist natürlich Kritikwürdig gewesen, vor allem der Zeitpunkt war mehr als ungünstig da sich Erdogan mitten im Wahlkampf zum Diktator befand und Özil als einer der Köpfe der Nationalmannschaft kurz vor der WM.



    Ob das nun dumm, naiv oder berechnend war sei mal dahingestellt, aber auch Özil sollte klar gewesen sein dass nicht nur Erdogan eine offizielle Funktion bekleidete sonder auch Özil selbst gerade zu diesem Zeitpunkt Repräsentant der Nationalmannschaft.

    Allerdings ist diese berechtigte Kritik in eine merkwürdige Ecke abgerutscht in der sie nichts zu suchen hat.



    Deutsch ist wer einen deutschen Pass hat....Punkt.



    Wer oder was deutsch ist aufgrund politischer Gesinnung, genetischen Wurzeln, Religionszugehörigkeit etc zu bestimmen wurde schon einmal in dunkler deutscher Geschichte von einer braunen Partei (mit ausländischem Anführer) praktiziert.



    Judentum, Kommunismus, Homosexualität wurde als "undeutsch" gebrandmarkt und entsprechenden Personen das "deutsch-sein" abgesprochen.



    Diese Denke hat sich leider bei vielen erhalten und heute wird schon wieder diskutiert ob beispielsweise ein Muslim oder eine Person mit ausländischen Wurzeln, dunkler Hautfarbe etc. Deutscher sein kann/darf.



    Von den Medien wird dieses Spiel leider inzwischen mitgespielt.



    Bei Negativmeldungen über Personen wird inzwischen auf Wunsch rechtsradikaler Politiker/Leser immer angeführt ob diejenige Person, selbst wenn sie einen deutschen Pass besitzt, "zumindest migrantische Wurzeln" hat nach dem Motto "kein echter Deutscher".



    "Echte" Deutsche gibt es aber nunmal genausowenig wie "unechte" Deutsche.

  • Liebe Taz-Redakteure*innen,



    was hier bei euch als Kommentar veröffentlicht wird ist bis zur 90 % populistisches AFD-Gelabere. Ich verstehe nicht warum ihr das nötig habt?

    • @benokay:

      Mich ödet auch so mancher Unsinn an, aber - Meinung?!

  • 8G
    83933 (Profil gelöscht)

    Und was ich vergaß: selbst der uninteressierteste Konsument beim Supermarkt ist gezwungen dem Krößus durch den Kauf von Lebensmittel seinen Anteil am Werbeetat zu löhnen. Davon lebt der Balltreter in Saus und Braus und fühlt sich auch noch diskriminiert.

  • 8G
    83933 (Profil gelöscht)

    Ich bin so maßlos enttäuscht, was den Umgang mit einem Mehrfachmillionär, der sein Unternehmen im Ausland betreibt und seinen religiösen Hadsch in der Öffentlichkeit als deutliche Ablehnung gegenüber Rationalisten, Atheisten und Agnostikern zeliebriert, in der "linken" Presse betrifft. Da fallen einfach alle Bewertungsmaßstäbe weil er türkische Vorfahren hat. Der Mann profitiert wie jeder andere Kapitalist an der Selbstausbeutung der Idioten, die eine Eintrittskarte oder ein Trikot erwerben. Sind den jetzt alle Maßstäbe verrutscht und ein Trump mit mexikanischen Vorfahren wäre der Liebling der Linken. Das kann nur durch den Ausdruck "regressive left" erklärt werden.

    • @83933 (Profil gelöscht):

      Bei dir weiss man aber auch nicht, in welche Ecke du gehörst.Immerhin schaust du Nachrichten an und zitierst du damit den Aussenminister mit seinem unmöglichen Begriff "Mehrfachmillionär"!

      • @benokay:

        Das war nun in der Sache nicht das schlechteste Wort von Herrn Maaß.



        Mir ist nur nicht ganz klar, ob es sich eher um Kapitalismuskritik handeln sollte.

      • 8G
        83933 (Profil gelöscht)
        @benokay:

        Auch Dir dürfte klar sein, das Hr. Özil mehr als eine Million EUR, Pfund oder DollaR besitzt. Für dieses Wissen braucht man kein Zitat eines Aussenministers. Und danke dafür, dass Du mir wenigstens das Nachrichtenschauenerfolgsdiplom erteilst.

        • @83933 (Profil gelöscht):

          Ja klar, hier geht es nicht um Millionäre sondern, um Themen wie Integration, Migration etc.



          Michael Schumacher lebte auch in der Schweiz mit Einnahmen von ca. 30 Millionen EUR jährlich.



          Uli Hoeneß, mit seiner 28 Millionen Steuerhinterziehung ist auch mit in der Diskussion dabei, aber leider als Hassredner. So etwas kann doch nicht das Ziel eine Versöhnung sein.

          • 8G
            83933 (Profil gelöscht)
            @benokay:

            Ja, ok! Und Microsoft-Gates und seine Freunde spenden MILLIARDEN! Sie haben Recht und damit ist bewiesen, dass Reiche auch Menschen sind und selbst einem Hassredner (?) die Integration nicht gelingen kann und ausserdem Versöhnung wichtig ist (wo bleibt da der Beitrag des Moslem Ö.? - gibts das nicht im Koran?) und leider kann der von ihnen so ungeliebte Staat (Finanzamt?) nicht die Kohle des Schumachers abgreifen, weil er sonst bei den Eidgenossen einmarschieren müßte - was Sie und ich für nicht akzeptabel halten. Ansonsten gehts aber nicht um Millionäre und alles ist gut!

      • 8G
        83933 (Profil gelöscht)
        @benokay:

        Das weiß ich ja selber nicht mehr. Als "Altlinker" hatte man einen mehr oder weniger ausgeprägten Klassenstandpunkt (einfach: Kapitalist vs. Proletariat). Mir scheint, das die marxistische Deutung innerhalb der Linken völlig untergeht zu zugunsten einer identitären Erklärung. Ein schwerreicher deutscher Ausbeuter mit MIHU und weil er Moslem ist sei anders zu beurteilen als einer ohne? Sind Kapitalisten Kapitalisten? Oder exculpiert manche ihr Nichtbiodeutschsein? An dieser Frage (Herkunft oder Klasse) entscheidet sich die Zukunft der Linken. Wenigstens für mich.

  • Hat die Alte was geraucht?



    XD

    Mesut Özil mit Jimmy Durmaz gleichzusetzen ist schon ein starkes Stück.

    • 8G
      81331 (Profil gelöscht)
      @FrankUnderwood:

      ...stimmt, Özil spielt den intelligenteren Fußball.

  • Ich glaube ein "Kartoffeldeustcher" der mit Gauland fraternisiert, wäre nicht mitgenommen worden, ebensowenig wie ein (theoretischer) Russlanddeustcher Nationalspieler, der Putin geherzt hätte. Nur hätte wäre niemand auf die Iee gekommen, die Kritik an denen als Rassismus abzuqualifizieren.

  • Eine sinnlose Debatte auf die man sich da einlässt. Deutsch ist, wer einen deutschen Pass hat ist der kleinste gemeinsame Nenner und deshalb die sinnvollste Definition.



    Man sollte den Rechten nicht den Gefallen tun und mit ihnen zusammen eruieren, welche Eigenschaften und Verhaltensweisen einen deutsch machen. Das einzige was dabei rauskommen kann sind neue Vorurteile oder die Bestätigung alter Vorurteile. Eine Emanzipierung von Rassismus wird so nicht gelingen.

    • @Hampelstielz:

      Find ich gut, was Sie sagen. Danke.

    • 8G
      83933 (Profil gelöscht)
      @Hampelstielz:

      Erst läßt man es zu, sich als Vorzeigefigur in die (politische) Öffentlichkeit zerren zu lassen. Dann wird man an diesem Bild gemessen und für zu leicht befunden. Dann ist man beleidigt. Und dann liegt das an den Rassisten?

      • @83933 (Profil gelöscht):

        Du hast meine Aussage nicht verstanden.

  • Wer Fanfotos mit Faschisten macht muss kritisiert werden. Sonst darf man auch keine AfD Sympatisanten mehr kritisieren - Ich bin gespannt ob alle die nun den Faschistenfan Özil beschützen, dies in Zukunft beherzigen werden.

  • Die Tiraden deutscher Politiker, was Migrationshintergründler zu ihrer Integration alles leisten sollen, füllen Bände. Gleichzeitig werden bestens integrierte Geflüchtete trotz Arbeitsstelle, Schulabschlüssen und Facharbeitermangel in Länder abgeschoben, in denen täglich Menschen umgebracht werden. Aber das eigentliche Problem nennt kein deutscher Politiker beim Namen - dazu braucht es den Bekanntheits- und Selbständigkeitsgrad eines Mesut Özil: Unwillig zur Integration sind die wenigsten Migranten, aber leider zu viele Deutsche - zumindest wenn man unser Grundgesetz und nicht einen CSU-Stammtisch als Orientierungsmarke nimmt. Dem vergeblich eine Lehrstelle suchenden Mohammed, der Kopftuch tragenden Lehrerin, dem auf Mindestlohn beim Bau hoffenden Afrikaner, ihnen allen würde man für diese Aussage gehörig übers Maul fahren - am besten gleich abschieben.

    • @Gerolf Heberling:

      Neoliberalismus, oder neo-Neoklassik, ganz recht. Dieses menschenfeindliche Bild.

  • Ist schon erstaunlich, was hier für ein pseudogesellschaftspolitisches Bohei & Tamtam gemacht wird, bloß weil ein deutscher Fußballspieler endlich realisiert hat, dass seine besten Jahre als Sportler schon länger hinter ihm liegen. Aber jeder und jede soll meinetwegen gerne auch mal „ein Vollidiot sein dürfen“.

    • @Rainer B.:

      Um Özils willen!

  • Interessant fand ich die Werbeaktion meines Rewe-Marktes während der WM mit Bildern der deutschen Nationalmannschaft, auf denen seltsamerweise Fotos von Özil und Gündogan fehlten.



    Mich machte das damals schon nachdenklich.

    • @Karavanserai:

      komisch dass bei Ihnen die Bilder fehlten, hier waren Özil und Gündogan dabei, es waren ohnehin viel mehr Spieler im Album als mitfahren durften.

    • @Karavanserai:

      Daimler, größtanzunehmender DFB-Sponsor, hat ihn laut Özils Tweet irgendwie auch aus einem Clip rausgeschnitten.

      Seine Gelsenkirchener Realschule (für die er irgendeine Partnerschaft hatte) hat ihn ausgeladen, weil die Schule Schiss hatte von der lokalen AfD gemobbt zu werden.

  • Was für ein wirres Gespräch.

    • @Sven :

      Bei dir weiss man aber auch nicht, in welche Ecke du gehörst.Immerhin schaust du Nachrichten an und zitierst du damit den Aussenminister mit seinem unmöglichen Begriff "Mehrfachmillionär"!

  • Danke - ;)) - aus zuhause Ihrrrenfeld - '…türkisch Sektor' - linksrheinisch;)