piwik no script img

Mohamed Amjahid über weiße Privilegien„Rassismus gehört zu Deutschland“

„Zeit Magazin“-Reporter Mohamed Amjahid weiß, was es bedeutet, als Person of Color in Deutschland zu leben – und hat ein Buch darüber geschrieben.

Keine schwarzen Menschen, dafür jede Menge Weiße in Blackface: Parallelgesellschaft bei „Wetten dass?“ Foto: dpa
Amna Franzke
Interview von Amna Franzke

taz: Herr Amjahid, wir sitzen hier in einem Café in Berlin-Prenzlauer Berg. Wie würden Sie als Anthropologe diesen Ort beschreiben?

Mohamed Amjahid: Orte wie dieser sind weiße Parallelgesellschaften. Wenn ich mich hier umschaue, sehe ich nur weiße Menschen. Mit Parallelgesellschaft meine ich übrigens Räume in einer multikulturellen Stadt wie Berlin, die sozial segregiert sind und wo sich Communitys herausbilden. Ob das schlimm ist, ist erst einmal nicht die Frage. Es geht nur um die Beobachtung, dass wir beide hier die einzigen People of Color sind. Mir – als einem der „anderen“ – fällt das einfach auf.

In Ihrem Buch „Unter Weißen“ erzählen Sie von dem Rassismus, den Sie täglich erleben. Aber auch von den Erfahrungen, die Ihre Eltern als marokkanische Gastarbeiter in Frankfurt-Höchst gemacht haben. Was hat sich verändert?

Der Rassismus ist sichtbarer geworden und in einigen Ausprägungen auch skurriler. Mein Vater ist bereits in den siebziger Jahren als Ziegenficker bezeichnet worden, noch bevor Jan Böhmermann dachte, das wäre lustig. Auf Twitter haben mich nach Böhmermanns Schmähgedicht viele Menschen als Ziegenficker beschimpft und damit ihre Meinungsfreiheit zelebriert. Im Gegensatz zu meinen Eltern kann ich aber darauf reagieren. Sie kamen als Gastarbeiter hierher, nicht gut ausgebildet, und wurden dumm angemacht. Was hätte meine Mutter denn sagen können? Ich antworte: Jetzt habt ihr den Salat – ich bin jetzt hier, habe ein Buch geschrieben, das vielleicht nicht allen gefällt, aber einen Beitrag zur Diskussion leistet. Ich sehe auch ganz viele andere nicht-weiße Menschen, die sich anstrengen, das Beste aus ihrer Position zu erreichen. Ich weiß nicht, ob man schon feststellen kann: Es geht in die richtige Richtung. Aber mehr und mehr Menschen haben die Möglichkeit, sich zu artikulieren.

An einer Stelle zitieren Sie Ihre Mutter, die sagt: „Wenn man anders ist, wird man nie normal sein können.“ Ist das auch Ihre eigene Erfahrung?

Manchmal hilft es, wenn man sich einen bestimmten Habitus zulegt und sich anpasst. Aber ich kann nicht meine Haut abziehen – die Norm ist nun mal weiß. Egal wie man sich anstrengt, man wird diese Norm nicht erfüllen. Es gibt natürlich ganz krasse Beispiele wie Michael Jackson. Da steckt sehr viel struktureller Rassismus dahinter, sodass jemand auf die Idee kommt: Ich möchte nicht mehr schwarz sein. Meine Mutter hat Aufhellungscremes benutzt. Das muss man sich mal vorstellen: Es gibt multinationale Konzerne, die Geld verdienen mit der Illusion, dass man sozial aufsteigt, wenn man sich bleichen lässt. Abgesehen davon, dass es ungesund ist, hat das ganz viel mit einem Knoten in der Seele zu tun. Diese Jahrhunderte des Kolonialismus haben uns einen Minderwertigkeitskomplex eingehämmert und uns vorgegaukelt, dass es eine Farbskala gibt wie beim Teppichkaufen: je heller, desto besser.

In Ihrem Buch sprechen Sie nicht nur von Rassismuserfahrungen, sondern immer wieder von Privilegien. Warum ist Ihnen das so wichtig?

Mein Buch ist ein Plädoyer für eine selbstkritische Haltung. In Deutschland ist es ganz schwierig, überhaupt ins Gespräch zu kommen. Aber man muss sich immer wieder klarmachen, dass wir in dieser Gesellschaft nicht dieselben Startvoraussetzungen haben. Jeder bringt individuell eine eigene Biografie mit, in einigen Sphären hat man es leichter. Ich habe es absolut leichter als Mann. Es tut mir nicht weh und ich gebe auch nichts von meinen Privilegien ab, wenn ich das zugebe. Rassismus oder rassistisches Verhalten trägt man nicht in der DNA, sondern es ist etwas, das man lernt und was strukturell schon seit mehreren Jahrhunderten in unsere Köpfe gehämmert wird. Viele wollen nicht realisieren, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist. Diese Debatten kennen wir aus den letzten fünf Jahren. Diversity wird als etwas Bedrohliches angesehen. Multikulti hat sich nicht nur in ganz rechten Sphären, sondern auch in der Mitte der Gesellschaft als Schimpfwort etabliert. Die Leute kommen nicht damit klar, dass andere Lebenswirklichkeiten existieren und dass andere Leute einfach aus anderen Perspektiven und Positionen die Welt erleben.

Götz Schleser/ Hanser Verlag/ Promo
Im Interview: Mohamed Amjahid

Wer: 1988 in Frankfurt am Main geboren, politischer ­Reporter und Redakteur beim Zeit Magazin.

Was: Sein Buch „Unter Weißen“ ist im Hanser Verlag erschienen.

Sie bezeichnen weiße Deutsche als „biodeutsch“. Warum haben Sie sich dafür entschieden?

Das Wort hat sich mittlerweile etabliert. Mir war es wichtig, dass es nicht herablassend oder aggressiv ist. Ich weiß, dass einige Menschen das lesen und als Biodeutsche denken: Aha, das ist aber auch diskriminierend. Diese Menschen kann ich beruhigen: Erst wenn wir hundert Jahre in die Vergangenheit gehen könnten und ich deine Vorfahren ausbeuten könnte, erst dann wäre das diskriminierend. Man muss privilegiert sein, um überhaupt rassistisch zu handeln. Wir reden immer über diese „Migranten“ und „Menschen mit Migrationshintergrund“, „marokkanische Wurzeln“, „Deutschtürken“ – da finde ich es okay, von „Biodeutschen“ zu reden. Ich bin mir sicher, die halten das aus.

Wobei der Begriff ja auch unter PoC sehr kontrovers diskutiert wird, gerade weil damit eine biologische Dimension sprachlich markiert wird.

Ja, das stimmt. Ich rede deswegen eigentlich lieber von „weiß“ und „nichtweiß“. Das finde ich treffender. Aber meine Wortwahl ist ein Angebot. Ich denke nicht, morgen muss das im Duden und jeder Tageszeitung stehen. Sprache entwickelt sich, um inklusiver zu werden und die Realitäten in diesem Land wiedergeben zu können. Vielleicht gibt es ein anderes Adjektiv, das besser geeignet ist als „biodeutsch“. Manche sprechen ja auch von „autochthone“ oder „Copyright-Deutsche“. Aber das finde ich nicht so griffig. Es ist legitim, dass man über Begriffe diskutiert. Mein Anliegen ist, die Sprache weiterzuentwickeln.

Wie wichtig sind diese Auseinandersetzungen?

Bei meiner ersten Lesung in Berlin hat eine Person gefragt, ob es nicht ein deutsches Wort gäbe, mit dem ich mich beschreiben kann. Warum stört sich denn bitte jemand daran, wenn ich mich als Person of Colour bezeichne? Es gibt oft einen ungewollten Widerstand gegen Interessengruppen in der Gesellschaft, die ihre Stimme erheben und sagen: Ich bin von Rassismus betroffen. Als Antwort kommt von Weißen dann oft: Ja, aber der Islam . . . Trotzdem habe ich mit meinem Lektor versucht, nicht in die Essenzialismusfalle zu tappen.

Was bedeutet das?

Ich würde essenzialistisch argumentieren, wenn ich sage: Qua Hautfarbe sind alle Weißen Rassisten. Das stimmt natürlich nicht. Rassismus ist etwas Erlerntes. Ich beobachte eine rassistische Struktur in der Mehrheitsgesellschaft. Wir alle hegen diese rassistischen Vorurteile und die sind tief in uns drin. Man kann damit umgehen, indem man sie reflektiert. Und das aufzubrechen und zu verlernen, diesen Rassismus zu verlernen, das ist ein Kraftakt.

In der Lesung, die Sie vorher angesprochen haben, saß auch ein Reporter des rechtspopulistischen Magazins Compact. Beunruhigt Sie so etwas?

Nein, daran bin ich gewöhnt. Es sitzen fast immer Leute von dem rechtsextremen Blog PI-News in der zweiten Reihe, wenn ich bei Diskussionsrunden bin oder moderiere. Das gehört zu Deutschland. PI-News gehört zu Deutschland.

Und wie gehen Sie damit um?

Konkret in diesem Fall: ignorieren. Man kann nicht mit jemandem diskutieren, der mich, meinen Körper, mich als Menschen ablehnt. Es kann keine Diskussion geben, wenn jemand sagt: Pack deine Sachen und geh nach Hause.

Sie sagen sehr gelassen, dass Rassisten und Rechtsradikale zu Deutschland gehören.

Ja. Rassismus gehört zu Deutschland. Martin Buber vertritt die Meinung: Der Antisemitismus ist das Problem der Antisemiten. Ihr schleudert mir euren Scheiß entgegen und ich soll mich aufregen? Ihr habt anscheinend sehr viele Privilegien und Ressourcen und könnt in eurer Community hetzen, wie doof alle Frauen mit Kopftuch sind und die Afrodeutschen sowieso. Was soll ich dazu sagen? Das ist traurig, aber wir sind nun mal ein plurales Land.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

74 Kommentare

 / 
  • Yugo hier:

     

    " Sie bezeichnen weiße Deutsche als „biodeutsch“. Warum haben Sie sich dafür entschieden?

     

    Das Wort hat sich mittlerweile etabliert. Mir war es wichtig, dass es nicht herablassend oder aggressiv ist."

     

    Nun, "Neger" war auch etabliert und wurde wirklich nicht herablassend verwendet, nicht wahr, es war einfach die Norm vor 70+- Jahren.

     

    Schlangenölverkaufer!!!

     

    Jeder der meine deutschen Freunde als "Biodeutsch" beschimpft ist ein Rassist!!! Ganz einfach.

    Für die ganz schweren vom Begriff: Jeder, der denkt, dass Deutsche ganz auf "saubere Herkunft" besonnen sind erlegt einem Klischee, einem rassistischen Klischee.

     

    Wenn Mr. Mohamed seinen Rassismus als nicht agressiv/herablassend bezeichnet, dann ist er keine Elle besser als die Menschen auf deren Rücken er sein Buch vermarkten will.

    • @Kubatsch:

      Die "Norm" ist nunmal "herablassend", heute etwas weniger als vor 70+ Jahren, aber wenn z.B. ein (weisser, biodeutscher) Fußballmanager nach einer 2:7 Niederlage in einem Fußballspiel meint, die gegnerischen Spieler hätten einen (unerlaubten) "physiologischen Vorteil" gegenüber seinen weissen Spielern gehabt, weil sie "Schwarze" seien, dann ist das mehr als nur ein "versteckter Hinweis" darauf, wie selbst sich als "aufgeklärt" verstehende Menschen in längst überwunden geglaubte Rassismen abgleiten können.

       

      "Biodeutsch" ist lediglich die Kurzbeschreibung für etwa "deutsch ohne genetischen UND kulturellen "Ausländer"anteil, seit deutlich mehr als drei Generationen". Es sind übrigens die "Biodeutschen", die "Ausländer" und "Migranten" als "nichtdeutsch" definieren, obwohl sie oder/und eventuell sogar eines ihrer Eltern hier geboren wurde. Es sind die "Biodeutschen" (nicht alle, aber eben immer die), die "Volkszugehörigkeit" vom Aussehen ableiten. Und es sind die "Biodeutschen", die sich nicht von anderen (z.B. als "biodeutsch") definieren lassen wollen. Weil die "Definitionsmacht" anderer ihre eigene Macht relativieren würde.

       

      Und nur darum geht es diesen "Biodeutschen". Um das "sich-nichts-sagen-lassen", um die "Hoheit" im Diskurs, ums beliebig Austeilen können ohne Einstecken zu müssen ("Dann geh' doch, wenn es Dir nicht passt..."). Rhetorische und intellektuelle "Basta!"-Spacken. Eine Minderheit, die sich selbst aufwertet, indem sie andere pauschal als "nichtzugehörig" ausgrenzt.

       

      Würde mal vorschlagen, dass ihr euch besser ein "neues Land" sucht, wenn ihr mit Pluralismus, Offenheit, Anti-Diskriminierung und dem ganzen Gedöns hier nicht so zurecht kommt.

      • @cursed with a brain:

        Fußballmanager sind nicht unbedingt eine Kapazität auf dem Feld der sozialen Diskussion.

         

        Ich glaube du hast den Artikel nicht gelesen sondern nur meinen Kommentar anders kann ich mir die inhaltliche Diskrepanz nicht erklären.

         

        ""Biodeutsch" ist lediglich die Kurzbeschreibung für etwa "deutsch ohne genetischen UND kulturellen "Ausländer"anteil, seit deutlich mehr als drei Generationen"."

         

        In meinem Kommentar ging es nicht um die Perspektive von Rassisten sondern um die des Buchautors und wie seine Auslegung dito rassistisch ist.

         

        "Würde mal vorschlagen, dass ihr euch besser ein "neues Land" sucht, wenn ihr mit Pluralismus, Offenheit, Anti-Diskriminierung und dem ganzen Gedöns hier nicht so zurecht kommt."

         

        Flitzpiepe 28.02.17

        • @Kubatsch:

          Ich habe natürlich beides gelesen, Sie aber weder die Position des Autors noch meine wirklich verstanden - was prinzipiell durchaus auch mit fehlendem Willen begründbar ist.

           

          Ihre Auslegung des Rassismus-Begriffes läßt mehr als nur erahnen, dass Sie diesen Begriff lediglich willkürlich und mißbräuchlich verwenden (eben gernau das Verhalten, dass Sie anderen unterstellen), nicht nur weil Sie es eben nicht besser können, sondern vor allem wohl als eine Art "Selbstschutz". So, wie ein Fünfjähriger im Kindergarten auf seine Widersacher zeigt und plärrt "Selber! Selber!".

           

          Echt armselig.

          • @cursed with a brain:

            "@Kubatsch Ich habe natürlich beides gelesen, Sie aber weder die Position des Autors noch meine wirklich verstanden - was prinzipiell durchaus auch mit fehlendem Willen begründbar ist.

             

            Ihre Auslegung des Rassismus-Begriffes läßt mehr als nur erahnen, dass Sie diesen Begriff lediglich willkürlich und mißbräuchlich verwenden (eben gernau das Verhalten, dass Sie anderen unterstellen), nicht nur weil Sie es eben nicht besser können, sondern vor allem wohl als eine Art "Selbstschutz". So, wie ein Fünfjähriger im Kindergarten auf seine Widersacher zeigt und plärrt "Selber! Selber!".

             

            Echt armselig."

             

            Echt armselig

  • Ich hoffe das Buch enthält interessante und reflexive Einsichten und presst seine Autobiographie nicht in die binären Schemata der linksidentitären/white privilege Diskurse. Dass es unterschiedlichste Ebenen von Rassismus in Deutschland gibt ist wohl unbestreitbar - auch, dass diesen auf unterschiedliche Weise begegnet werden muss (Neonazis vs. jemand der unrefelktiert "Mohrenkopf" sagt). Immer wieder konzeptuell unbefriedigend ist allerdings die Betrachtung von Rassimsus unabhängig von Klassismus. Der Prenzelberg ist ja nicht nur eine weiße Parallelgesellschaft, da wohnen auch wenige biodeutsche Hartz IV Empfänger. Und natürlich genießt Herr Amjahid Privilegien der akademischen Mittelklasse, von denen biodeutsche Sozialfälle dritter Generation nur träumen können - und ist gleichzeitig ein Opfer von Rassismus. Da wird es halt kompliziert und interessant.

  • Ja ich finde es auch schwierig miteinander ins Gespräch zu kommen.

    Unter deutschen Nachbarn,

    unter demonstrativ türkischen Familien,

    selbst unter StudentInnen.

    warum nur?

    In letzter Zeit sehe ich mehrere Leute, die sich mit stars und stripes kleiden.

    Soll das heißen:

    Trump ist toll, Ausländer raus?

  • Er sagt zwar, er wolle nicht in die Essentialismusfalle tappen, mir scheint aber, dass ihm das nicht gelingt. Allein schon, wenn er „als Anthropologe“ von „Parallelgesellschaften“ spricht, die sich seiner Bestimmung nach allein über biologische Herkunft und Aussehen konstituieren.

    Natürlich ist es völlig legitim, bei einer Gesellschaftsbetrachtung den Fokus primär auf den Aspekt Hautfarbe zu richten. Eine solche verengte Betrachtung birgt jedoch immer die Gefahr, den präferierten Aspekt in einer gewissen Betriebsblindheit für den Dreh- und Angelpunkt schlechthin zu halten.

    Dass er überhaupt auf einen solchen politischen Kampfbegriff zurückgreift, um damit quasi zum Gegenschlag auszuholen, zeigt zwar überdeutlich seine politische Agenda, spricht aber nicht unbedingt für seinen Willen zu einer nüchternen Analyse.

  • Ich glaube, es gibt immer Abgrenzungen in jeder Gesellschaft. Dass es in Deutschland diese besonders deutlich und unangenehm gibt, erklärt sich für mich aus der deutschen Geschichte und besonders aus der NS-Zeit. Kein anderes Land in Europa hatte Rassismus in Gesetzen und hat diese mörderisch auch umgesetzt. Solche historischen Abschnitte wird man nicht so schnell los, da reicht ein Blick auf NSU und die Ermittlungen der Polizei, die auf der Spur der 'Döner-Morde' war und das rassistische Motiv nicht erkennen konnte, obwohl es eigentlich auf der Hand lag.

  • Link entfernt. Bitte beachten Sie unsere Netiquette.

    Die Moderation

  • Das ist eine Debatte, wie ich sie liebe. Das kennzeichnete die taz. Seit eh und je. Klasse.

    Martin Korol, Bremen

  • Es ist immer wieder spannend, wer sich alles zum PoC erklärt.

    Herr Amjahid wuchs ab seinem 7. Lebensjahr im Heimatland seiner Eltern, Marokko auf.

    Marokko ist eine Land mit viele Jahrhunderte alter Tradition der Haltung von schwarzen Sklaven. Noch in den 30er Jahren sollen Sklavenkaramanen aus Mali, Niger und Mauretanien im Süden Marokkos angekommen sein. Auch weiße Sklave aus Europa ("Weißes

    Gold") wurde in Marokko gehandelt.

    Dass seine Mutter versucht, sich die Haut heller zu färben, muss also nicht Resultat der Kolonialgeschichte sein. Es könnte auch Ausdruck der historischen Erfahrung einer marokkanischen Sklavenhaltergesellschaft sein.

     

    Das Bild von Herrn Amjahid lässt darauf schließen, dass er keine Vorfahren hat, die als Sklaven südlich der Sahara nach Marokko kamen. Er ist weiß und privilegiert. Darauf deutet auch sein Abitur hin, dass er in Marokko gemacht hat.

     

    Dass sich der Angehörige einer Gesellschaft mit Sklavenhaltergeschichte nun als PoC darstellt, ist ein Schlag ins Gesicht für jeden Afro-Amerikaner, der sich genau nicht aussuchen konnte, in die USA zu ziehen, so wie Herr Amjahid nach seinem Abitur nach Deutschland ziehen wollte. Warum er PoC sein will, sagt er im Interview: PoC ist eine Interessengruppe. Warum das nicht hinterfragt wird, erschließt sich mir nicht.

    http://www.zeit.de/1986/19/ins-herbe-land-der-haratin http://www.deutschlandradiokultur.de/sklaven-aus-europa.950.de.html?dram:article_id=138407

    Und eine unpolitische Seite: https://marokko.de/ueber-marokko/bevoelkerung/

    • @rero:

      Marokko ist ebenso ein Land mit einer viele Jahrhunderte alten "Tradition" der Kolonialisierung durch europäische Mächte, zunächst Portugiesen und Spanier, später Franzosen und auch das deutsche Kaisserreich bemühte sich um eine Einflussspähre um das seinerzeit unabhängige Tanger im zwischen Frankreich und Spanien aufgeteilten Tanger.

       

      Und vor allem diese Mächte profitierten auch vom Sklavenhandel, vor allem mit der "Neuen Welt". Die arabische Oberschicht der marokkanischen Kolonien war bestenfalls willfähriger Handlanger der Kapitalinteressen des weissen, europäischen Imperialismus.

       

      Im übrigen geht es hier ja um das Verhältnis der weissen, biodeutschen Mehrheitsgesellschaft, deren weit verbreiteten xenophoben und rassistischen Grundeinstellung und den nicht-weissen Minderheiten.

      • @cursed with a brain:

        Woher haben Sie es, dass Frankreich vom Sklavenhandel in Marokko vor allem profitierte, während Marokko nur Handlanger war? Im Netz finden Sie die Position, dass der Sklavenhandel erst auf Druck der Kolonialherren unterbunden : http://www.zeit.de/1986/19/ins-herbe-land-der-haratin

        Und zur Sklavenhaltung gezwungen wird kein Kolonialherr die Marokkaner haben.

         

        Übrigens hat Marokko heute noch ein Verhältnis zur West-Sahara, dass man in Bezug auf ein europäisches Land vermutlich als kolonialistisch bezeichnen würde.

        Der Sklavenhandel war auch in Ostafrika über viele Jahrhunderte hinweg in der Hand arabischer Händler.

        Die Geschichte ist in Beziehung auf Sklaverei nicht schwarz-weiß.

         

        Critical Whiteness stammt aus den USA. Es geht deshalb in erster Linie um die dortigen sozialen Strukturen, Machtverhältnisse und strukturellem Rassismus zwischen den Nachfahren ehemaliger Sklaven und ehemaliger Sklavenhalter. Wenn sich jemand hier zum Opfer stilisiert, der eigentlich eher auf die andere Seite gehört, dann ist das geistiges Black-Facing (Ich leiste mir mal die rhetorische Zuspitzung.)

         

        Sie haben Recht, es geht nur um "Name it, blame it, shame it" der Weißen, biodeutschen Mehrheitsgesellschaft. PoC darf jeder sein, Hauptsache er ist nicht deutscher Durchschnitt.

        • @rero:

          Bitte nehmen Sie mal ein paar Semester Nachhilfe in Sachen europäische Geschichte zwischen dem ausgehenden 15. und der Mitte des 19. Jahrhunderts.

           

          "Seit der Entdeckung des Seeweges nach Indien Ende des 15. Jahrhunderts hatten zunächst Portugal und Spanien, später auch Frankreich und England, zeitweise sogar Brandenburg, Dänemark und Schweden Stützpunkte an den Küsten Afrikas sowie auf vorgelagerten Inseln in Besitz genommen. Diese dienten hauptsächlich dem Handel, zunächst mit Gewürzen und Sklaven, aber auch mit Elfenbein, Tropenholz und anderen Produkten Afrikas."

           

          "Während der Sklavenhandel in Mitteleuropa ab dem 12. Jahrhundert als beendet angesehen werden kann, (...) hat sich in den christlichen Ländern am Mittelmeer der Handel mit Sklaven und Sklavenhaltung in vielen Varianten der Abhängigkeit und des Freikommens bis in die Neuzeit gehalten. So wird für Genua, Civitavecchia, Neapel, Sizilien und Sardinien bis ins 18. Jahrhundert vor allem von türkischen Haussklaven berichtet, während die Sklavenarbeit auf den Ländereien im Königreich Neapel, im Königreich Sizilien, auf den Balearischen Inseln und in Katalonien früher zu Ende gegangen war. Jacques Heers zählt als Menschenhandelszentren die Hafenstädte Lissabon, Sevilla (für das lange sklavenhaltende Andalusien), Barcelona, Valencia, Genua, Venedig und, mit geringerem Anteil, Marseille auf.

           

          Neben dem "atlantischen Sklavenhandel" im sogenannten "Dreieck" zwischen Afrika, der "Neuen Welt" und Europa, und dem von Europäern und Arabern betriebenen "ostafrikanischen Sklavenhandel" zwischen Afrika, Vorderasien, Indien und Indonesien gab es auch einen "mediterranen" und einen "innerafrikanischen" Sklavenhandel. Diese waren weniger straff durchorganisiert und vom Umfang deutlich kleiner. Der innerafrikanische Sklavenhandel existierte bereits vor der Ankunft europäischer und arabischer Sklavenhändler.

          • @cursed with a brain:

            Im Jahr 1806/07 erliessen die Briten als erste europäische Nation einen "Slave Trade Act", welcher zwar den Handel mit, nicht aber den Besitz(!) von Sklaven verbot.

             

            "Mit dem Verbot des Sklavenhandels wurden zahlreiche Dynamiken ausgelöst, die zu weitreichenden, höchst widersprüchlichen Veränderungen auf dem afrikanischen Kontinent führten." Bedingt durch die aufkommende Industrialisierung führte die steigende Nachfrage vor allem nach landwirtschaftlichen Erzeugnissen und Rohstoffen aus Afrika zu einem starken Anstieg eben dort benötigter Arbeitskräfte. "Der Rückgang des transatlantischen Sklavenhandels im 19. Jahrhundert bedeutete in (West-)Afrika also zunächst, dass die Arbeit von Abhängigen und Sklaven zunahm."

             

            Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wurde zunächst die Abschaffung des Sklavenhandels, später dann auch des Sklavenbesitzes von den europäischen Kolonialmächten vorangetrieben. 1834 wurde die Sklaverei im britisch-niederländisch dominierten Südafrika offiziell abgeschafft, 1848 in Frankreich, 1865 in den Vereinigten Staaten.

             

            Auf der dreimonatigen "Kongo-Konferenz" in Berlin 1884/85 wurde die gesamte Fläche des afrikanischen Kontinentes unter den europäischen Mächten in Kolonien aufgeteilt, womit auch die jeweilige Bevölkerung in den exklusiven Herrschaftsbereich einer Kolonialmacht fiel. Die Kolonialherren hatten nun das vorrangige Interesse, die Plantagen und Bergwerke ihrer Kolonien mit billigen, eingeborenen Arbeitskräften zu bestücken.

            • @cursed with a brain:

              Die größte Ironie (und Tragik) bei der Sache liegt wohl darin, dass sich die kolonialen Unternehmungen in Afrika für die europäischen Mächte finanziell überhaupt nicht ausgezahlt haben. Und das war ihnen vorher z. T. durchaus bewusst. Das „Scramble for Africa“ wurde v. a. durch die Konkurrenz untereinander vorangetrieben; keiner der Beteiligten wollte zurückstehen und Einflusssphären gegenüber den anderen verlieren. Die fehlende Rentabilität machte die Ausbeutung dann wohl noch rücksichtsloser.

              Übrigens wurde nicht der gesamte Kontinent aufgeteilt, Liberia und Äthiopien blieben außen vor. Das nur als Randnotiz.

        • @rero:

          Bitte nehmen Sie mal ein paar Semester Nachhilfe in Sachen europäische Geschichte zwischen dem ausgehenden 15. und der Mitte des 19. Jahrhunderts.

           

          "Seit der Entdeckung des Seeweges nach Indien Ende des 15. Jahrhunderts hatten zunächst Portugal und Spanien, später auch Frankreich und England, zeitweise sogar Brandenburg, Dänemark und Schweden Stützpunkte an den Küsten Afrikas sowie auf vorgelagerten Inseln in Besitz genommen. Diese dienten hauptsächlich dem Handel, zunächst mit Gewürzen und Sklaven, aber auch mit Elfenbein, Tropenholz und anderen Produkten Afrikas."

           

          "Während der Sklavenhandel in Mitteleuropa ab dem 12. Jahrhundert als beendet angesehen werden kann, (...) hat sich in den christlichen Ländern am Mittelmeer der Handel mit Sklaven und Sklavenhaltung in vielen Varianten der Abhängigkeit und des Freikommens bis in die Neuzeit gehalten. So wird für Genua, Civitavecchia, Neapel, Sizilien und Sardinien bis ins 18. Jahrhundert vor allem von türkischen Haussklaven berichtet, während die Sklavenarbeit auf den Ländereien im Königreich Neapel, im Königreich Sizilien, auf den Balearischen Inseln und in Katalonien früher zu Ende gegangen war. Jacques Heers zählt als Menschenhandelszentren die Hafenstädte Lissabon, Sevilla (für das lange sklavenhaltende Andalusien), Barcelona, Valencia, Genua, Venedig und, mit geringerem Anteil, Marseille auf.

           

          Neben dem "atlantischen Sklavenhandel" zwischen Afrika, der "Neuen Welt" und Europa, und dem von Europäern und Arabern betriebenen "ostafrikanischen Sklavenhandel" zwischen Afrika, Vorderasien, Indien und Indonesien gab es auch einen "mediterranen" und einen "innerafrikanischen" Sklavenhandel. Diese waren weniger straff durchorganisiert und vom Umfang deutlich kleiner. Der innerafrikanische Sklavenhandel existierte bereits vor der Ankunft europäischer und arabischer Sklavenhändler.

  • Dieser Marrokaner mit deutschem Pass wäre ja auch nur ein Migrationshintergründler in Marokko. Bekanntlich sind die hellerhäutigen Araber seinerzeit mit Feuer und Schwert in Afrika eingefallen und haben die Führungseliten gebildet. Die echten PoC Afrikaner selber wurden nur noch als Sklaven behandelt.

     

    Mal Ihre Privilegien reflektieren, Abu!

    • @Frank Erlangen:

      Araber benutzen heute noch als Wort "Abid" umgangssprachlich für Schwarze! Ist nichts anderes als Sklave. Schließlich hat man jahrhundertelang davon gelebt......

  • "Man muss privilegiert sein, um überhaupt rassistisch zu handeln."

     

    Nein, das muss man definitiv nicht. Ich kenne persönlich zu viele alltägliche Gegenbeispiele. Außer man definiert den Begriff "privilegiert" so flexibel, dass er in Beliebigkeit versinkt.

  • Was wäre subtil gelebter Rassismus?

    • @Hugo:

      Bezogen auf Einzelpersonen durch Aussagen, wie "Ich habe ja nichts gegen [Minderheit ihrer Wahl], aber..."

       

      In solchen Sätzen werden Menschen durch ihre Gruppenzugehörigkeit "definiert", das heißt, es werden einem konkreten Menschen, oder einer kleinen Gruppe, z.B. einer Familie (in der Regel lediglich vermeintliche und immer nachteilige) Eigenschaften einer größeren Gemeinschaft zugeschrieben.

       

      Bezogen auf die Mehrheitsgesellschaft führen gleiche Ereignisse zu unterschiedlichen Reaktionen, je nachdem wer beteiligt war. Untersuchungen haben gezeigt, dass in nur 19% der Fälle eine Anzeige bei der Polizei durch zufällige Augenzeugen erfolgt, wenn ein Jugendlicher ohne Migrationshintergrund von einem anderen ohne Migrationshintergrund verprügelt wird. Ist der andere aber erkennbar ein Migrant, erhöht sich die Zahl der Anzeigen auf 31%.

       

      Auch aus diesem Grund sind Polizeistatistiken über Kriminalität und ethnische Herkunft nicht geeignet, irgendwelche Zusammenhänge aufzuzeigen.

      • @cursed with a brain:

        Wie gestern angeführt, Rassismus ist was anderes wie zugeschriebene Stereotypen ("Heute gestohlen-morgen in Polen", Der Islam ist böse","Die Indianer sind zu faul zum Arbeiten" etc. ). Und mensch sollte da differenzieren.

        Über/von Mohamed Amjahid: "Mein Vater schuftete im Schichtbetrieb am Fließband, meine Mutter in Teilzeit als Reinigungskraft. Wir lebten dennoch in ärmlichen Verhältnissen in einer engen Dachgeschosswohnung im Frankfurter Arbeiterviertel Hoechst. Meine Eltern entschieden sich 1995, als ich sieben Jahre alt war, mit meinen zwei älteren Schwestern und mir in ihre Heimat Marokko zurückzukehren. 'Sie haben in Deutschland andauernd auf uns herabgeschaut', erklärte uns unsere Mutter damals immer wieder. 'Wir waren Ausländer, egal, was wir gemacht haben', sagt sie heute noch. " http://www.deutschlandradiokultur.de/mohamed-amjahid-unter-weissen-wie-alltagsrassismus-ein.1270.de.html?dram:article_id=379820

        Mit Verlaub, in Hoechst wird/wurde von allen auf ne Marrokanerin herbgeschaut?!? Wenn ich alles glaube, aber das nicht! In den 60ern/70ern bestimmt, aber in den End80ern/90ern?

        Und was ich dem auch nicht abnehme, ist, überall scheel angeguckt zu werden. Mensch kann sich auch mehr einbilden als vorhanden; wenn der Blicke wirft, wird zurückgeworfen, aber nicht zwingend weil der sich nicht so schnell nen Sonnenbrand holt...

        • @Hugo:

          Haben Sie als Marokkaner, oder im weitesten Sinn als südeuropäisch, arabisch oder nordafrikanisch aussehender Mensch in den 80er/90er Jahren in Frankfurt-Höchst gelebt?

           

          Im zitierten Text steht auch "andauernd", nicht "von allen". Was Sie also "zu glauben" bereit sind, ist relativ belanglos, wenn Sie sich nicht einmal die Mühe machen, korrekt zu lesen und zu rezitieren.

           

          Das beschriebene deckt sich in einer Weise mit eigenen Beobachtungen, Erinnerungen und Geschichten (wenn auch nicht in konkreter Verbindung mit diesem Stadtteil, aber wann wurde denn dort die "Insel der Glückseligen" ausgemacht?), die es mir nicht gestatten, den Wahrheitsgehalt in irgendeiner Weise in Frage zu stellen oder zu relativieren. Der erste Schritt Fehler zu beheben liegt darin, sie als solche zu erkennen.

    • @Hugo:

      *oops* Gehört zu der Antwort von Hanne (heute/Sonntag 11:53) auf meinen Kommentar von heute/Sonntag 11:14 .

  • Wenn einem in Deutschland nichts besseres einfällt als People of Color, hat man sowieso keine Argumente. Wenn man dieselbe linke amerikanische Diskussion hier rüberholen will, Gott bewahre, dann sollte man wenigstens den Sprachgebrauch Eindeutschen. Muss ich mich jetzt auch mit "White Privilige" beschäftigen? "White Guilt"?

  • 3G
    33523 (Profil gelöscht)

    Früher war man der Meinung das Rassismus durch Farbenblindheit zu bekämpfen sei. Das erschien mir immer naheliegend und es hat funktioniert. Man schaue in die USA. Es wurde ein paar Jahre lang massiv Identitätspolitik betrieben und die gewalttätigen Ausschreitungen schießen durch die Decke!

     

    Heutzutage darf ich mir alle Nase lang anhören Rassismus sei durch eine Fokussierung auf Unterschiede zu bekämpfen. Das finde ich in keinster Weise einleuchtend. Das geht meist einher mit einem himmelschreienden Doppelstandard. Ich denke die Menschen welche diese Position vertreten wollen die westliche Gesellschaft so schlecht beurteilt sehen wie irgendwie möglich. Deshalb wird bei „privilegierten Gruppen“ der höchste erdenkliche Standard angesetzt und bei „marginalisierten Gruppen“ ein sehr niedriger. Bald jedes Schindluder „marginalisierter Gruppen“ wird mit einer angeblichen Unterdrückung durch „die Mehrheitsgesellschaft“, den Kapitalismus oder sonstwas gutgeheißen. Der Gedanke dahinter scheint mir oft folgender zu sein: Wie sollen die armen Opfer denn jemals was werden in dieser ungerechten Welt, wenn Sie sich nun auch noch an die Regeln halten müssen?

     

    Und das ist der Punkt an dem ich mich dann frage ob diese Menschen überhaupt ein Interesse daran haben Rassismus zu bekämpfen oder ob sie einfach nur auf dem „System“ herumhacken wollen das sie so leidenschaftlich verabscheuen.

    Wer ganze Bevölkerungsgruppen zu hilfsbedürftigen Opfern erklärt der erscheint mir erstmal nicht als Antirassist. Das klingt für mich ziemlich nach Rassismus, auch gegenüber den „marginalisierten Gruppen“. Gegenüber den „priviligierten Gruppen“ wird ohnehin jede Diskriminierung kategorisch gutgeheißen. Daran das es allen besser geht wenn sich alle gegenseitig, gleichmäßig diskriminieren glaube ich nicht. Ich habe aber den Verdacht das es durchaus Menschen gibt die glauben das sei gerechter als es jetzt ist und das finde ich nur noch zynisch!

    • @33523 (Profil gelöscht):

      "Früher war man der Meinung das Rassismus durch Farbenblindheit zu bekämpfen sei. Das erschien mir immer naheliegend und es hat funktioniert. Man schaue in die USA."

       

      LOL. Und wann waren diese goldenen Zeiten? Als man zur Staatsgründung alle Menschen für frei und gleich erklärte, aber gleichzeitig festlegte, dass Frauen keine staatsbürgerlichen Rechte haben, Ureinwohner wilde "savages" seien, und Schwarze drei Fünftel eines Menschen? Als im Land der Freien und Gleichen ein paar weniger Gleiche wie Vieh verschachert wurden? Als zu Anfang des 20. Jahrhunderts zumindest pro forma mal langsam alle gleiche Rechte bekamen, aber man prompt diejenigen an den nächsten Baum knüpfte, die es wagten, diese gleichen Rechte auch einzufordern? Als in den 1960ern und 70ern MLK, Malcolm X, die Black Panthers dafür zusamengeknüppelt wurden, endlich wirkliche Gleichstellung zu verlangen oder gar "black pride" verkündeten?

       

      Ich halte das Buch des hier vorgestellten Autoren aus diversen Gründen für nicht so wahnsinig intelligent. Aber Ihre Haltung, nach der pöhse pöhse "Identitätspolitik" immer nur dann vorliegt, wenn irgendjemand es wagt, gegen weiße, männliche, hetero Identitätspolitik aufzumucken, ist wirklich lächerlich.

      • 3G
        33523 (Profil gelöscht)
        @kami:

        Identitätspolitik liegt dann vor wenn sich Politik maßgäblich um die Identität von Personen dreht. Das ist meistens nicht der Fall.

        • @33523 (Profil gelöscht):

          Sie haben den Punkt nicht kapiert, bzw. wollen ihn offensichtlich nicht kapieren. - Was erstaunlich ist, da Sie schon diverse Kommentatoren auf Ihre allzu offensichtliche Blindheit auf einem ganz bestimmten Auge hingewiesen haben.

          Ihr tägliches Muster ist ziemlich eindeutig: Rassismus, Homophobie, Misogynie etc. ist nie ein Problem für Sie. Nur wenn dann dunkelhäutige Menschen, oder Frauen, oder Schwule, etc. aufstehen und sagen "Das lassen wir uns nicht mehr gefallen", dann ist prompt Herr Janus zur Stelle, um zu erklären, dass diese Gruppen böse linksgrünpostmoderne Identitätspolitik betreiben. Worauf die eine Antwort ist, scheinen Sie offensichtlich nicht zu kapieren.

          Jahrhundertelanger systemischer Rassismus in den USA? Nie gewesen. Dass dort Afro-Amerikaner überproportional im Knast landen, von Polizisten für Kleinigkeiten oder nichts erschossen werden: Kein Ding für Sie, hat nix mit Identitätspolitik zu tun. Dass der erste dunkelhäutige Präsident bis heute von rassistischer Häme übergossen wurde, seine Gegner ihn als Affen und nacktem Wilden karikieren; dass die Unterstellung, einer wie der könne ja kein echter Amerikaner sein, sondern sei sicher kenianischer Muslim mit falscher Geburtsurkunde, salonfähig bis zum neuen Präsidenten ist: Alles kein Ding für Sie, und keine "Identitätspolitik". Nur wenn wer dagegen auf die Barrikaden geht, dann ist laut Mr. Janus angeblich auf einmal die böse linke Identitätspolitik los, die die schöne heile Welt kaputt macht, in der jemand wie Sie gefälligst die unhinterfragte Norm zu sein hat.

          Man kann ja trefflich darüber diskutieren, ob Gegen-Identitätspolitik die richtige Antwort auf Identitätspolitik ist, oder ob das im Artikel besprochene Buch vielleicht keine so schlaue Antwort auf das Problem ist, etc. Dazu müsste man allerdings erstmal das Problem erkennen, und da ist bei Ihnen ja offensichtlich Fehlanzeige in einer großen Wolke aus heißer Luft & linksgrünPolPotStalinMeinungsdiktatur-PI-Sprech-Blahblah.

  • Orte wie dieser sind weiße Parallelgesellschaften. Wenn ich mich hier umschaue, sehe ich nur weiße Menschen. Mit Parallelgesellschaft meine ich übrigens Räume in einer multikulturellen Stadt wie Berlin, die sozial segregiert sind und wo sich Communitys herausbilden. Ob das schlimm ist, ist erst einmal nicht die Frage. Es geht nur um die Beobachtung, dass wir beide hier die einzigen People of Color sind. Mir – als einem der „anderen“ – fällt das einfach auf. jaja wenn ich mir Afrika oder den mittlerenosten anschaue seh ich da auch nur dunkel bis tiefdunkle menschen aber so gut wie keine weißen sind wohl alles Parallelgesellschaften Der Rassismus gegen weiße wird immer sichtbarer in diesen ländern und in einigen Ausprägungen auch skurriler durch Religion, generelle schuld an Analphabetismus, seit Jahrhunderten Hungersnöten, Überbevölkerung durch westliche Medizin, null fortschritt jaja alles die schuld des bösen rassistischen weißen die sollten sich vielleicht mal die asiaten alls vorbild nehmen weniger andere an ihrer Inkompetenz verantwortlich machen sondern die fehler bei ihnen suchen Ob das schlimm ist, ist erst einmal nicht die Frage. Es geht nur um die Beobachtung .

    • @hans kunz:

      Falls Sie sich weiterbilden möchten und folgende Ausstellung noch nicht kennen sollten. Im Deutschen Museum gibt es derzeit bis zum 14. Mai eine Sonderausstellung mit dem Thema "Deutscher Kolonialismus - Fragmente seiner Geschichte und Gegenwart". Vielleicht sind Ihnen die Ausmaße und Zusammenhänge dann ersichtlicher...

  • Warum verwendet der interviewte Autor anstatt "Weißer" oder "Biodeutscher" in seinen Schriften nicht einfach "Deutscher ohne Migrationshintergrund"? Ist offensichtlich zu naheliegend. Dies wäre jedoch Voraussetzung um mich mit seinem von ihm als Problem empfundenen Themen auseinanderzusetzen. Wenn ich jedoch rassistisch angegriffen werde (sei es durch die Bezeichnung "Weiß" oder "Biodeutsch") bin ich jedoch sofort in eime Abwehrhaltung, die für eine ordentliche Diskussion schädlich ist.

    • @DiMa:

      Weshalb kommen Sie denn in eine "Abwehrhaltung"? Das kann ich nicht nachvollziehen.

       

      Es gibt übrigens auch nicht biodeutsche Weiße, sogar Weiße mit Migrationshintergrund...

       

      Ein Mann muss auch nicht automatisch in Abwehrhaltung kommen, nur weil er nunmal ein Mann ist. Es geht um das Erkennen der Thematik, die damit verbunden ist. Ob man selbst damit ein Thema hat, ist zweitrangig - aber dann kommt wahrscheinlich der Reflex.

      • @Hanne:

        Es ist doch viel einfacher beleidigte Weißwurst zu spielen, als sich über Rassismus Gedanken zu machen. Was übrigens auch ein Privileg von Biodeutschen ist. Sie haben die Wahl, sich damit auseinanderzusetzen. People of Color werden zwangsweise damit konfrontiert...

        • @Uranus:

          Mit der beleidigten Leberwurst machen Sie es sich zu einfach. Es ist ein Problem, dass der gesamten Critical Whiteness-Diskussion innewohnt. Die Argumentation erfolgt aus einer vermeintlich moralisch überlegenderen Position heraus. Das Eltern-Ich lässt grüßen.

           

          Wenn man jemanden mitnehmen und überzeugen möchte, ist diese Position nicht effektiv. Das Gegenüber müsste die komplementäre Kind-Position einnehmen. Die Abwehrhaltung ist deshalb für die meisten Menschen nur natürlich. Sie akzeptieren diese Position nicht.

          "Name it, blame it, shame it" ist nicht der Weg, wie man die meisten Menschen überzeugt. Aber das möchte er vielleicht nicht zwingend, denn wie er ganz richtig sagt, ist er Angehöriger einer "Interessengruppe". Da geht es nicht um Überzeugung, sondern um Durchsetzung der Interessen.

      • @Hanne:

        Dem Vernehmen nach ist es ein Zeichen des Respektes, eine Gruppe oder deren Mitglieder nach der selbst gewählten Bezeichnung zu benennen. Aus diesem Grund ist "People of Colour" im Gegensatz zu "Farbige" nicht zu beanstanden. Wenn mich jemand als "Biodeutsch" dann werde ich mit meinem Gegenüber nicht darüber diskutieren, welche vermeindlichen Probleme er hat. Er bringt mir gegenüber schlichtweg nicht den gebotenen Respekt für eine Unterhaltung mit.

  • Eine Sache sehe ich anders, und zwar denke ich nicht dass man nur als "Privilegierter" rassistisch sein kann. 2 Beispiele:

    Ein türkischer Schulkamerad, der eigentlich echt korrekt war, sagte mir mal man könne "den Schwarzen" nicht trauen....

    2. Bsp: Es ist in meiner Jugend ab und zu vorgekommen dass ich von v.a. türkischen Jugendlichen als "Scheiß-Kartoffel" bezeichnet wurde. Da hab ich mich natürlich gewehrt und deshalb auch mal auf die Fresse bekommen.

    Ich denke Rassismus ist überall, und man muss ihn auch überall benennen, um ihn überall bekämpfen zu können.

    Trotzdem guter Text, wollte die "Bio-Deutschen" jetzt nicht in die Opferrolle drängen aber es geht eben auch immer andersrum :)

    • @dome1312:

      Keine Frage, auch Deutschtürk_innen können sich diskriminierend verhalten und erlernen ebenfalls Rassismus. Letzteres beschreibt der Interviewte ja auch.

      Der Unterschied ist, dass das Machtverhältnis ein anderes ist. Als weißer Deutscher haben haben Sie quasi den deutschen Staat und die Strukturen der Mehrheitsgesellschaft im Rücken. People of Color hingegen nicht.

      • @Uranus:

        Was ein quark.

         

        Welche staatlichen Diskriminierung existiert denn?

         

        Rassimus entsteht dort wo Unterschiede nicht akzeptiert werden, als das was sie sind - Identitäten die jeder Mensch hat und wenn die eigene Identität über die anderer gestellt wird.

         

        Diese ganze Diskussion führt zu Rassimus. Jeder Unterschied wird in einem soziales Korsett gedrängt und von aussen definiert, entweder um zu diskriminieren oder schön zu färben.

         

        Allein die Bezeichnung PoC ist schon Ausdruck einer rassistischen Denkweise, die Menschen in Rassen einteilt.

  • Einspruch, Herr Amjahid!

    Der Begriff "biodeutsch" mag sich vielleicht in Ihren elitären Kreisen etabliert haben, im Sprachgebrauch der breiten Öffentlichkeit ist er mitnichten schon angekommen. Genau gesagt kenne ich ihn eigentlich nur aus der taz.

    Und: Es ist ein ungemein blöder Begriff, unterstellt er doch die Existenz irgendwelcher biologischer Marker fürs Deutschsein, die es selbstverständlich nicht gibt. Er ist in diesem Zusammenhang auch ein rassistischer Begriff, weil dies impliziert dass es quasi eine deutsche Rasse gäbe.

    Exakt dies versuchten und versuchen deutsche Faschisten uns immer einzureden. Und: Auf diese Weise wird der "Biodeutsche" zur Wiederauferstehung des "Ariers", der selbstverständlich auch nur die Ausgeburt einer Hirnschwangerschaft war.

    Ich bezweifle dass dies in Ihrer Absicht liegt, Herr Amjahid. Allerdings sollten wir alle mit solchen "Neusprech"-Versuchen etwas zurückhaltender sein!

    Schönen Gruß von George Orwell!

  • "Man muss privilegiert sein, um überhaupt rassistisch zu handeln. "

     

    Da würde ich doch bitte um eine Erläuterung bitten, ich halte diese Aussage nämlich für ziemlich falsch.

     

    Und wo liegt der Unterschied zwischen dem Begriff "People of Colour" und "Farbige"? Mit der Ausnahme, dass "PoC" englisch ist und damit viele weniger Gebildete als rassistische A...löcher dahestehen lässt, wenn sie nicht "PoC" sagen?

     

    Abgesehend davon finde ich, wir sollten die Meinung des Autors als Debattenbeitrag ernst nehmen!

  • Die Welt sollte nicht am deutschen Wesen genesen!

     

    Es sollte nicht zu den Aufgaben der Bundesrepublik Deutschland gehören, die qualifizierten und ökonomisch verwertbaren Angehörigen der Völker der Welt aufzunehmen. Auch sollte es nicht zu den Aufgaben der deutschen Wirtschafts- und Monopolverbände und deren “Bundeswehr“ und Soldaten und ebenso wenig von Frau von der Leyen, Pastor Joachim Gauck und Angela Merkel gehören, in den rohstoffreichen Regionen der Welt die Völker zu befreien.

     

    Die nationale, soziale und ökonomische Befreiung kann nur die Aufgabe der Völker selbst sein.

     

    In diesem solidarischen und humanistischen Sinne sollten auch die Protestanten in ihrem 500. Lutherjahr auf Flüchtlinge und Migranten einwirken! Dabei sollten sie sich auch nicht an ihrer verhängnissvollen politischen Rolle als Gutmenschen im Faschismus von 1933 bis 1945 orientieren.

    • @Reinhold Schramm:

      Allein der Begriff "Volk" ist schon fachlich sehr umstritten und leider auch in D negativ besetzt:

      http://www.wissen.de/lexikon/volk-soziologie

      https://de.wikipedia.org/wiki/Volk

       

      "Ein Volk im Sinne von Staatsvolk besteht hingegen aus der Gesamtmenge der Staatsbürger und ihnen staatsrechtlich gleichgestellter Personen, es bildet dessen Demos (griechisch δῆμος ‚Gemeinde, Volk‘) als Grundlage der Demokratie. Die ethnische Herkunft von Bürgern eines Staates ist dabei rechtlich unerheblich, während ein Volk im ethnischen Sinn nicht unbedingt einen eigenen Staat haben muss, in dem es die Mehrheit der Bevölkerung bildet (→ Vielvölkerstaat). Diese Definition war seinerzeit maßgeblich für die Entstehung von Nationalstaaten mit ihrem Anspruch, dass jeder Bewohner des Staatsterritoriums mit Bürgerrecht seiner „Nation“ angehören müsse."

      • @Hanne:

        Sie haben doch eine Erklärung zitiert. Wo besteht für Sie also ein Problem. Man spricht vom vietnamesischen Volk [besteht aus 48 ethnischen Be-völk-erungsgruppen], von der Volk-srepublik China [...], vom japanischen Volk [...].

         

        Da steckt nicht der von Ihnen gesuchte (völk-ische) Faschist dahinter. Kommen Sie wieder zurück auf den Boden.

  • "Ich beobachte eine rassistische Struktur in der Mehrheitsgesellschaft. Wir alle hegen diese rassistischen Vorurteile und die sind tief in uns drin."

    Ich denke, hier in Deutschland sollte mensch das Wort "Rassismus" etwas vorsichtiger benutzen. Ich denke nicht, daß jener in der "Mehrheitsgesellschaft" verankert ist.

    Unsicherheit gegenüber "Nichtbio" über Fremdenangst bis zu mehr oder weniger offenen Feindseligkeit ja, aber da isses egal obs ein Pole oder ein Kameruner ist.

    Rassismus ist ne beschissene Ideologie, aber der hängen wohl nur eine sehr kleine Anzahl der Biodeutschen an.

    • @Hugo:

      "Unsicherheit gegenüber "Nichtbio" über Fremdenangst bis zu mehr oder weniger offenen Feindseligkeit ja, aber da isses egal obs ein Pole oder ein Kameruner ist."

      Das ist dann rassistisch. Mohamed Amjahid sagt ja im Interview, dass Rassismus gelernt wird - Vorurteile bspw.. Und ja die Historie gegen über Menschen mit polnischer Herkunft ist eine andere als die gegenüber. Auch wirkt sich Rassismus unterschiedlich aus. Sicherlich gibt es qualitative Unterschiede Mord, Brandanschlag gegenüber rassistische Bezeichnung. Die Wurzel ist aber die gleiche: Rassismus. Und dieser wird eben nicht nur von Nazis getragen sondern auch aus der Mitte der Gesellschaft heraus bzw. durch den Staat. Wenn auch nicht immer beabsichtigt.

      Haben Sie mal von Alltagsrassismus gehört? In folgendem Dokuausschnitt reden People of Color von ihren Erfahrungen: https://www.youtube.com/watch?v=SiuLgoG3LH8

    • @Hugo:

      Rassismus ist eben gerade gefährlich, wenn er nicht bewusst gelebt wird, sondern subtil. Dann denken die so unbewusst agierenden Menschen rassistisch, meinen aber nicht rassistisch zu sein.

       

      Daher stimme ich der Aussage zu, dass es eine rassistische Struktur in der Mehrheitsgesellschaft in Deutschland gibt.

      • @Hanne:

        Es gibt aber keinen Grund anzunehmen, Rassismus würde nicht auch in der Minderheitsgesellschaft (ich nutze diesen Begriff jetzt einfach als Gegenstück zu "Mehrheitsgesellschaft") existieren. Außer der Aussage der Minderheitsgesellschaft, sie selbst sei nicht rassistisch. Aber ob dem so zu trauen ist, die Mehrheitsgesellschaft behauptet es ja auch schon von sich ....

  • Wortverwendungen, wie "Migranten" und "Biodeutsche", die sich an der Hautfarbe orientieren, sind rassistisch.

    • @Rudolf Fissner:

      Nein, Herr Fissner!

      Der Begriff "Migrant" umschreibt lediglich die Eigenschaft dass da jemand von Irgendwo nach Irgendwoanders emigriert ist. Mit Rasse hat das nichts zu tun.

      Und: Ja, Herr Fissner!

      Der Begriff "Biodeutscher" ist dagegen sehr wohl rassistisch, weil er unterstellt es gäbe quasi via Biologie eine deutsche Rasse. Solchen Unfug predigen eigentlich sonst nur Nazis.

    • @Rudolf Fissner:

      Wie soll man dann Migranten, Ausländer mit Mitgrationshintergrund

      usw. denn sonst nennen.

      wenn es dafür keine Wortverwendungen mehr geben soll, dann wäre das Neusprech ala 1984

      • @Christian Bauer:

        Wie nennen Sie den die Engländer hier in Deutschland: Menschen mit Migrationshintergrund? Der Begriff Migrant und insbesondere das Wort "Migrationshintergrund" wird nur noch mit nichteuropäischen Menschen aus dem Osten und Süden assoziert. Es ist daher auch bereits, wenn auch nicht stark, rassistisch konnotiert.

        • @Rudolf Fissner:

          Dem stimme ich zu. Es spiegelt nur allzu deutlich die Vorstellung vom "weißen deutschen Volk" wider.

  • Um wahrzunehmen dass Prenzelberg langweilig und undivers ist- dafür braucht man kein Selbstausgrenzung. Und so aufregend neu ist die Erkenntnis nun auch nicht mehr.

  • Wie der Antisemitismus und andere unfreundlich oder nett gemeinte Nationalstereotype beweisen, lässt sich Rassismus nicht an der Hautfarbe festmachen. Außerdem unterscheidet sich die Situationin Europa grundlegend von der in Nordamerika, weshalb dort entwickelte Theorieen sich nur sehr bedingt übertragen lassen. Nach Europa sind die Einwanderer freiwillig gekommen, während die Vorfahren der Afroamerikaner gegen ihren Willen als Sklaven nach Amerika verschleppt wurden.Die Gründe, warum viele Alteingesessene die Nachkommen von seit den 1960er Jahren Eingewanderter für minderwertig halten, sind vielfältig, was sie nicht rechtfertigt. Dem kann aber nicht dadurch begegnet werden, indem sämtliche Zuwanderer für makellos erklärt werden und jede Bemerkung, dass dem nicht so sei für rassistisch erklärt wird, wobei Rassismus per se nur auf Seiten der Mehrheit möglich sein soll. Eine diskriminierte Minderheit kann als Reaktion durchaus selbst überheblich werden und sich für grundsätzlich besser halten, was verständlich, aber nicht gerechtfertigt ist. Erstrebenswert ist eine Gesellschaft, in der Gegenreflexe überflüssig sind. Klischees gibt es jede Menge und sie machen sich nicht nur an Herkunft, sondern auch an Geschlecht, Klasse oder Berufen fest. Mit anklägerischer Pose (von wem auch immer), die nervt und Abwehr erzeugt, lassen sie sich nicht überwinden.Das müssen alle "Progressiven" lernen ohne das Ziel einer dikriminierungsfreien Gesellschaft dehalb aufzugeben.

    • @Joba:

      Auffällig ist hier bei den Kommentaren, dass anscheinend viele Weiße auf solche Aussagen reflexartig keifen.

       

      Wie heißt es so schön: Getroffene Hunde bellen.

      • @Hanne:

        Hat ja nicht lange gedauert, bis Godwin’s law bestätigt wurde.

        • @Mantis Toboggan:

          Wieso? Bisher hatte noch niemand einen Nazi-Vergleich im Spiel.

           

          Ihre Unterstellung soll vermutlich nur davon ablenken, dass sie selbst nicht kritikfähig sind.

           

          Schade, aber auch nicht so sehr von Belang für die Diskussion.

      • @Hanne:

        Wenn mein Beitrag für Sie unter "Keifen" fällt, bitte schön. Wenn "weiße" Eltern nicht akzeptieren, wenn ihr Kind eine/n "PöC" heiratet und deshalb Rassisten genannt werden, was sind dann "PoC"-Eltern, die keine/n "weiße/n" Schwiegersohn/tochter dulden wollen? Lassen sich "gut" und "böse" so leicht aufteilen wie manche suggerieren?

  • "Man muss privilegiert sein, um überhaupt rassistisch zu handeln. "

    Diese Aussage ist schlichtweg falsch und damit diskreditiert sich Mohamed Amjahid selbst.

  • Meine Frau kommt aus einem kleinen Dorf in Sri Lanka. Wenn ich dort einkaufen gehe, glotzen mich auch alle an. Besonders die Kinder. Man zeigt auf mich, tuschelt und ganz kleine Kinder fangen manchmal sogar an zu weinen. Ich falle auf wie eine Giraffe in einer deutschen Fußgängerzone. Aber das ist doch irgendwie normal. Ob Giraffe im Supermarkt, als Weißer in einem Land, wo alle anderen eben nicht weiß sind, als "Behinderter"; das Außergewöhnliche fällt immer auf. Das ist normal und keine Diskriminierung. Wenn hundert Bananen in einer Kiste liegen und dazwischen eine Kokosnuß, sieht man des eben. Macht doch nichts. Und die biodeutschen Kartoffeln sind im Auffinden von Bezeichnungen für Ausländer übrigens genauso begabt wie die anderen das in ihren Ländern mit deren Fremden tun. Capito ?

    • @Thomas Schöffel:

      Absolut zwecklos der Kommentar, -das kapiert hier keiner. Der Leser hier möchte in seiner selbstverliebten Moralhoheit bleiben. Normale menschliche Mechanismen sind da nicht nachvollziehbar.

    • @Thomas Schöffel:

      Nix capito! In Deutschland geht es schon lange nicht mehr um den ersten dunkelhäutigen Menschen im Dorf.

       

      Und die Vergleiche mit Bananen und Kokosnüssen finde ich nur peinlich passend (à la deutsche Bananen...)

      • @Hanne:

        Den Vergleich mit Bananen und Kokosnüssen empfinde ich nicht als peinlich, weil sie ohne Aiussage ist, eines von beiden sei wertvoller. Es spiegelt nur den optisch wahrnehmbaren Unterschied.

         

        Es mag sein, dass es nicht ihrer Alltagserfahrung entspricht, aber es geht genau darum, dass es auch in Deutschland noch eine Reihe von Menschen gibt, für die beispielsweise ein Dunkelhäutiger im persönlichen Umfeld nicht zur Alltagserfahrung gehört.

        • @rero:

          Wo bitte hat in Deutschland bisher noch keiner "Alltagserfahrungen" mit "Dunkelhäutigen" machen können? Mal abgesehen, dass es überall in D die Möglichkeit für Fernsehen, Filme und Bücher etc. gibt.

  • Okay. Aber was war jetzt der neue Aspekt, den dieser Beitrag beisteuert? Vielleicht steht in dem Buch was Überraschendes oder so-noch-nicht-Geschriebenes, aber dieses Interview hat es nicht zu Tage gebracht.

  • "Bleiche und Nichtbleiche" kann man auch sagen.

  • naj, also gut, es gab Zeiten da nannte man di Italiener mausfallenhändler, hab ich als franke im Norden gearbeitet gabs entsprechende KOmmemtare, die leute sprachn platt und ich war platt, auch nicht zu vergessen, als kind von Heimatvertriebebenen war, solange ch zu hause wohnte, der Flichtling, den Spruch, wenn es dir hier nicht passt, verschwinde hab ich des öfteren im Ausland gehört

    • @Georg Schmidt:

      Der Autor des Buches kommt nicht aus dem "Ausland", er ist in D geboren und in die Schule gegangen.

       

      Nur, weil Sie anscheinend auch ähnliche Erlebnisse als Kind hatten, sind sie nicht zu rechtfertigen.