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Ein Austauschjahr in der US-ProvinzGlaubst du etwa an die Evolution?​

Mit 17 will unsere Autorin, ein linksliberales Berliner Großstadtgirl, nach New York – und landet unter lauter Trump-Fans in Minnesota. Was jetzt?

Aufwachsen in einer anderen Welt: Teenager in Minnesota Foto: imago/ZUMA Press

Minnesota taz | Schwule und Lesben sind widerlich, ruft meine neue Klassenkameradin, deren Namen ich noch nicht mal weiß. Als ich mir das empört verbitte, ruft sie den Satz noch mal durch das Klassenzimmer.

„Du verstehst es einfach nicht!“, schreit sie.

„Vielleicht verstehst du auch einfach mich nicht“, schreie ich zurück.

Mr Johnson, unser Politiklehrer, schaut leicht verzweifelt durch die Gegend. Noch nie ist in einer seiner Klassen so eine Kontroverse entstanden. Schon gar nicht über dieses Thema. „Vielleicht hörst du uns einfach nicht zu, Paulina“, sagt Mr Johnson schließlich, nachdem er seine Fassung wiedergewonnen hat.

Ich protestiere. Aber in Wirklichkeit haben sie beide recht. Nicht in der Sache, aber im Grundsatz: Es ist mein erster Tag an der Highschool, ich bin Senior, also im Abschlussjahr. Und ich verstehe überhaupt nichts. Das liegt nicht an der Sprachbarriere.

Ich habe die ersten 17 Jahre meines Lebens in Berlin verbracht. Tagsüber ökosozial engagierte progressive Privatschule, abends Party im Monbijou-Park oder an der Admiralsbrücke, Kreuzberg. Überzeugte Vegetarierin. Als sich die Frage stellte, ob ich ein Jahr an einer Highschool im Ausland verbringen will, dachte ich: New York City, Los Angeles, San Francisco? Ich komme!

Diner, Tankstelle, 99 Prozent Weiße

Es wurde dann die Mitte eines Kornfelds, wie wir hier sagen. Minnesota. 55 Autominuten von einer richtigen Metropole entfernt. Zumindest denkt man hier, dass Minneapolis eine richtige Metropole ist.

Meine Stadt hat 1.500 Einwohner. 99 Prozent davon weiße Hautfarbe. Eine lange Geschichte skandinavischer Zuwanderer. Eine Hauptstraße, wie man sie aus Filmen kennt. Tankstelle, Feuerwehrhaus, Diner, Pizzeria, Bar, dann ist man wieder draußen.

Als die Benachrichtigung gekommen war, wo ich landen würde, hatten meine Eltern gesagt: „Hey, Wahnsinn, ein Jahr im echten Amerika verbringen.“ Was sie damit meinten, war mir nicht klar. Aber ich weiß noch, dass ich mich unbesiegbar fühlte.

Und jetzt sitze ich in Mr Johnsons Klasse und habe das Gefühl, die Welt gehöre mir weniger als je zuvor. Wieso protestiert hier keiner außer mir, wenn Homosexuelle diskriminiert werden? Warum schweigt Mr Johnson? Als ich an diesem ersten Tag von der Schule nach Hause gehe, kann ich es nicht fassen. Das sollen die USA sein?

Es gibt eine Reihe sogenannter sensitive topics, sensibler Themen, bei denen die Lehrer angehalten sind, Konflikte nur einzugehen, wenn sie der schulischen und persönlichen Entwicklung der Schüler nicht schaden. Die Lehrer sollen auf keinen Fall Position beziehen. Das ist aber im Klassenzimmer sehr schwer umzusetzen, sodass der arme Mr Johnson häufig versucht, sensible Themen ganz zu vermeiden. Aber manchmal nehmen die Dinge dann einfach ihren Lauf.

„Hillary kills babies“

Ich werde in der Politik-Klasse neben Ashlie gesetzt. Das ist das Mädchen, mit dem ich am ersten Tag die Auseinandersetzung hatte. Ashlie ist sehr hübsch, sehr sozial engagiert, sehr religiös und hat, wie viele hier, sehr viele Geschwister. In ihrem Fall sind es zehn.

Als wir über die Vor- und Nachteile der Präsidentschaftskandidaten diskutieren, krächzt sie nur: „Hillary kills babies.“ Hillary tötet kleine Kinder.

Ich beschließe, nicht mehr mit ihr zu sprechen.

Hillary ist „pro-choice“, das gilt hier als gar nicht gut. Trump ist „pro-life“, das finden alle super. Um es weniger US-amerikanisch auszudrücken: Hillary ist für legale Abtreibungen, Trump ist dagegen.

Hillary mag auch sonst keiner. Präsident Obama auch nicht. Im Lauf des Schuljahrs reden wir vor allem darüber, was an Donald Trump alles gut ist.

Die Vorteile Trumps

Einmal bittet mich Mr Johnson, die Vor- und Nachteile Trumps vor der Klasse zu benennen. Ich informiere mich vor allem über die Website der New York Times, die ihn jeden Tag aufs Neue als verlogen, rassistisch und inkompetent beschreibt. Daher fallen mir auf Anhieb keine positiven Aspekte von Trump ein.

„Na ja, schwierige Frage“, stottere ich. „Er ist reich, vielleicht kann er etwas an die Bevölkerung abgeben.“

Welcher Mann in der amerikanischen Geschichte wäre von der Mentalität mit Adolf Hitler zu vergleichen?, fragt Mrs Bellter. Die Antwort der Klasse kommt sofort: „Obama!“

Neben mir fängt Ashlie an zu schnauben. Und zwar so laut, dass Mr Johnson nicht umhinkann, sie zum Sprechen aufzufordern. „Das Tolle an Trump ist nicht, dass er seine Kampagne selbst finanziert oder uns etwas von seinem Geld abgeben könnte. Wozu wollte ich Geld, das ich mir gar nicht verdient habe? Geld und Materielles sind für mich nur wirklich befriedigend, wenn ich es mit meinen eigenen Händen verdient habe.“

Beim Reden wird Ashlie immer lauter, und als ich mich schon freue, dass sie fertig ist, fängt sie wieder an. „Trump zeigt uns, dass der amerikanische Traum Wirklichkeit ist. Er lebt uns vor, dass wir alles erreichen können und uns nicht für unsere eigene Meinung schämen müssen. Mit Trump versucht endlich mal jemand, uns nicht vorzuheucheln, was für ein Gutmensch er ist.“ Das sagt sie wirklich. Genau so. Ich schwöre es.

Viele meiner Klassenkameraden nicken.

Ich fühle mich wie in einem Paralleluniversum. Ich bin nicht mehr in Berlin, auf meiner Schule, an der Lehrer ihre politische Meinung offen darlegen und Schüler das ebenfalls tun. Ob die Lehrer das in Deutschland dürfen, weiß ich nicht, unsere tun es jedenfalls. Hier in meinem winzigen Dorf in Minnesota ist nicht mein ganzes Umfeld grün, links, gegen die AfD und auch sonst mit mir einer Meinung, was gut und was böse ist. Was geht und was gar nicht geht.

Unsere Autorin an ihrem Abschlusstag Foto: privat

Glaubst du an die Evolution?

In Berlin sage ich: Die Homo-Ehe ist selbstverständlich, die Evolutionstheorie ist wahr, die Frauenquote ist wichtig, das Arbeitslosengeld ist super, Gott gibt es nicht, aber global warming ist eine reale und große Menschheitsbedrohung.

In Minnesota kann ich nichts davon sagen. Überhaupt reden wir nie wieder so direkt wie in jener ersten Stunde, sondern nur noch drumherum.

Im Biounterricht schreiben wir eine Arbeit über den Urknall. Als Ashlie alle Fragen durchstreicht und dafür die Schöpfungsgeschichte aus der Bibel hinschreibt, bekommt sie die volle Punktzahl.

Ein anderes Mädchen an unserem Tisch fragt: „Glaubst du etwa an die Evolutionstheorie?“ „Na klar, zumindest ist sie realistischer als die Schöpfungstheorie“, antworte ich. Das Mädchen grüßt mich nie wieder auf dem Flur und scheint mich nicht einmal mehr zu sehen.

Minnesota im US-Wahlkampf

Minnesota ist ein Bundesstaat im Norden der USA an der Grenze zu Kanada. Die Hauptstadt ist Saint Paul, die größte Stadt mit etwa 380.000 Einwohnern Minneapolis.

Bei Präsidentschaftswahlen gewannen dort seit 1976 stets die demokratischen Kandidaten. Der letzte Republikaner, der hier siegte, war 1972 Richard Nixon.

Im Electoral College, das die US-Präsidentin oder den Präsidenten wählt, hat Minnesota 10 Wahlmänner von insgesamt 538.

Barack Obama bekam in Minneapolis und Saint Paul 2008 und 2012 je mehr als 60 Prozent der Stimmen. In umliegenden Countys erhielten jedoch seine Gegenkandidaten Mitt Romney und John McCain mehr Stimmen.

Umfragen zur Präsidentschaftswahl im November sehen Hillary Clinton im Bundestaat derzeit insgesamt vorn.

Als Ashlie das mitkriegt, grinst sie. „Die Menschen hier sind es nicht gewohnt, so etwas offen zu hören, Paulina.“ Sagt sie. „Und glaub jetzt bloß nicht, dass ich es hören will. Aber ich finde, du bist interessant.“

Das mit Ashlie hat sich unerwartet entwickelt. Ich tue mich die ersten Monate richtig schwer, Anschluss zu finden, geschweige denn Freunde. Überall sind unsichtbare Mauern. Es wird mir klar: Wenn ich auf meinen abweichenden Positionen bestehe, dann werde ich auch außerhalb der Gemeinschaft bleiben. Also allein. Weil, sonst ist da keiner. Irgendwann ist es so weit, ich habe meine Energie verbraucht und höre nur noch schweigend zu, wenn mal wieder jemand sagt: „Hillary for prison 2k16.“

Ein Football Game als Neubeginn

Aber dann, an einem Freitagabend, ruft mich Ashlie völlig unerwartet an und fragt, ob ich mit zum Football käme. Ich hatte ihr mal meine Nummer wegen eines gemeinsamen Referats gegeben.

Football? Mit Ashlie? Da ich aber sonst immer nur Dates mit Netflix habe, sage ich zu.

Es ist mein erstes Football Game, unsere Highschool gegen die Schule des nächstgelegenen Kaffs. Der ultimative Wochenhöhepunkt für den ganzen Ort. Die Schulband spielt, ist wirklich nicht schlecht. Die Football-Jungs gelten in der ganzen Schule als heiß. Die Zuschauer schreien so Zeug wie: „Let them bleed“, lasst die Gegner bluten.

Nach 20 Minuten bin auch ich angefixt. „Wir machen euch fertig, ihr Arschlöcher.“

Ups. Das ist mir wohl rausgerutscht, auf Deutsch, aber um mich herum auf der Tribüne sind alle total begeistert. „Arse-Loch“ ist eines der beiden deutschen Wörter, die alle kennen. Das andere ist „Gesundheit“. Spontan entsteht ein kleiner Chor, der „ihr Arschlöcher“ brüllt.

Und so finde ich also Anschluss. Von nun an nennt man mich „The German“. Aber ich bin drin. Und auch wenn Ashlie nicht im „Arschloch“-Chor ist, weil ihre Religion ihr das Fluchen verbietet – von diesem Tag an beginnen wir, uns immer besser zu verstehen.

Man kann hier nicht wählerisch sein

„Paulina, wenn du meine Meinung nicht teilst, dann versuche trotzdem, sie ernst zu nehmen und zu verstehen, warum ich dieser Meinung bin“, sagt sie. Klingt mir ein bisschen zu pastoral, aber ich kann hier wirklich nicht so wählerisch sein wie in Berlin.

Außerdem mag ich Ashlie.

Zum ersten Mal habe ich eine Freundin, mit der ich überhaupt nicht übereinstimme, was unsere Sicht der Welt betrifft, darüber, wie sie ist und wie sie sein sollte. Wir machen es amerikanisch und reden einfach nicht mehr drüber. Da der Politikkurs zu Ende ist, klappt das top.

Ich sehe jetzt die ganzen positiven Dinge an Ashlie. Sie denkt viel nach. Sie kümmert sich nicht ständig um ihr Aussehen wie die anderen. Sie fühlt sich am wohlsten, wenn sie unauffällig ist. Ihre Mutter ist supernett; wenn ich bei ihnen bin, kocht sie mir mit der größten Experimentierfreude vegetarisches Essen. Die elf Kinder händelt sie anscheinend nebenbei.

Beten für Brüssel

Am Wochenende gehe ich jetzt manchmal in die Kirche, sonst kommt man ja nirgendwohin. Nach dem Terroranschlag in Brüssel erwische ich mich bei dem Gedanken, für die Opfer und ihre Angehörigen zu beten. Ich rufe sofort meine Mutter an und heule los: „Hilfe, was ist, wenn ich zurückkomme und total anders bin?“ Eine homophobe Betschwester oder so.

Sie hält das für ausgeschlossen, aber ich bin mir da nicht mehr so sicher.

Mir wird klar, dass ich Ashlie am Anfang wirklich nicht verstanden habe, genauso, wie sie und Mr Johnson es gesagt hatten. Es gibt in unserem Dorf nur ein einziges homosexuelles Pärchen. Als ich die beiden das erste Mal sehe, wechsele auch ich die Straßenseite. Das liegt nicht daran, dass sie homosexuell sind, sondern an ihrem sehr, sehr ungepflegten Äußeren.

Aber für viele hier sind sie das einzige homosexuelle Pärchen, das sie in ihrem Leben gesehen haben. Sie denken, alle kämen so daher wie das eine Paar.

Mit der Zeit nehme ich zur Kenntnis, dass die meisten meiner Freunde die USA noch nie verlassen haben. Manche nicht mal Minnesota.

„Habt ihr in Deutschland überall Elektrizität?“

„Seid ihr Deutschen wirklich immer betrunken?“

„Was für eine Sprache spricht man in Deutschland?“

Das sind alles keine Fragen, die mir nur einmal gestellt werden.

Es stimmt, dass die USA sehr auf sich selbst konzentriert sind, aber es ist auch ziemlich schwer rauszukommen, geografisch. Großes Land. Berge, Meer, alles da. Viele sind noch nie mit einer anderen Sprache konfrontiert worden und haben daher eine unterschwellige Angst entwickelt. Die Angst, im Ausland nicht verstanden zu werden oder sich nicht zurechtzufinden, ist groß und wird von den Medien befördert.

Fox News läuft rauf und runter

Als ich immer mehr Zeit mit meinen US-amerikanischen Freunden verbringe, wird mir auch klar, woher sie ihre politischen Einschätzungen haben. In den meisten Haushalten läuft Fox News rauf und runter. Dort werden ständig Vergleiche zwischen Obama und Hitler gezogen. So wie ich das erlebe, ist Trump praktisch diesem Fernsehnachrichtensender entsprungen.

Beispiel: Eines schönen Montags sitzen wir in unserer Psychologie-Klasse bei Mrs Bellter. Das Bildungsversprechen lautet: College-Niveau. Aber es ist die erste Stunde, und ich bin somit dem Schlaf noch nah.

„Welcher Mann in der amerikanischen Geschichte wäre von der Mentalität mit Adolf Hitler zu vergleichen?“, fragt Mrs Bellter. Die Antwort kommt sofort: „Obama!“

Ich schrecke hoch, aber Mrs Bellter lacht bloß. Es ist eine rhetorische Frage, die sie nur zu ihrer eigenen und der Belustigung der Klasse stellt.

„Was ist eigentlich das Problem mit Obama?“, frage ich.

Alle lachen mich aus. Als ob das wirklich eine Frage wäre.

Aber, na gut, stupid: „Er will allen eine Krankenversicherung geben.“

Und: „Er will uns die Waffen wegnehmen.“

Mehr braucht man ja wohl nicht zu sagen.

Jagen ist hier das Hobby Nummer eins, die Angst vor dem Entzug der geliebten Waffen groß. Meine Gasteltern hatten mir auch sofort nach meiner Ankunft ein Gewehr in die Hand gedrückt.

Krankenversicherungen sind unfair

Als ich ihnen erzähle, dass in Deutschland alle krankenversichert sind, weil es eine Krankenversicherungspflicht gibt, sind sie gar nicht begeistert.

„Das ist doch total unfair, dass Menschen, die gar nicht arbeiten, trotzdem die gleiche Versicherung bekommen wie jemand, der Tag und Nacht schuftet. Wenn ich mir meinen Reichtum hart erarbeitet habe, dann wäre es doch unfair, wenn ich nicht auch eine bessere Krankenversicherung habe“, sagt mein Gastvater.

In meinem Politikunterricht in Berlin würden wir ihn darüber belehren, dass er auf eine Ideologie hereinfällt, die darauf aus ist, die Klassenunterschiede zu erhalten. In Minnesota akzeptiere ich, dass meine Gasteltern eine andere Vorstellung von Gerechtigkeit haben. Und auch von Freiheit. „Es sollte meine Entscheidung sein, ob ich eine Krankenkassenversicherung abschließe“, sagt meine Gastmutter. „Da ist der Mensch doch nicht mehr frei, wenn der Staat alles macht.“

Ich antworte: „Für mich ist Gerechtigkeit, wenn alle die gleichen Chancen haben.“

Manchmal habe ich das Gefühl, ich bin in einem Land gelandet, in dem ein Hundeleben mehr zählt als das eines Muslims. Beim Mittagessen wird jetzt oft über die Angst vor dem IS und vor Flüchtlingen geredet. „Ich kann nicht glauben, dass Obama jetzt auch noch will, dass wir Flüchtlinge aufnehmen. Ich verstehe nicht, warum andere Länder die nicht nehmen können“, sagt mein Freund Paul.

Genau, sagen alle.

Als ich in moderatem Ton darauf hinweise, dass Deutschland nahezu eine Million Flüchtlinge aufgenommen hat und fast alle anderen Länder die Verantwortung abschieben, wird es leise. „Vielleicht sollten wir ja ein paar nehmen aus Deutschland“, sagt Paul dann. In der nächsten Zeit traut sich keiner mehr, vor mir über die Flüchtlingskrise zu sprechen.

„Seid vorsichtig, in Minneapolis gibt es Lesben“

Wenn wir zum Shoppen in die Stadt fahren, werden wir vorher von den Erwachsenen gebrieft. „Seid vorsichtig, in Minneapolis gibt es Lesben“, heißt es einmal. Ein anderes Mal sagt die Mutter von Ashlie: „Wenn ihr muslimisch aussehende Menschen im Kaufhaus seht, rennt sofort raus.“

Erst mal weiß man nicht, ob man lachen oder weinen soll. Aber die Wahrheit ist, dass den Leuten seit 9/11 eine riesige Angst vor Terrorismus eingejagt wurde. Und die Angst verbinden sie mit Muslimen und somit auch mit muslimischen Flüchtlingen.

Sogar an meiner Dorfschule gibt es wöchentliche Terrorismusschutzübungen. Dann hallt es plötzlich aus den Lautsprechern: „This school is on a lockdown. Teachers, please secure your areas.“ Dann wird das Licht ausgemacht und die Tür abgeschlossen. Alle Schüler müssen sich unter ihre Tische setzen und dort eine Zeit lang ausharren. Terrorismus ist wahrscheinlich die größte Angst der Menschen hier. „Wir müssen die Lehrer bewaffnen“, sagt Mr Johnson bei jeder sich ihm bietenden Gelegenheit. Er vergisst oft, dass er keine politische Stellung beziehen soll.

Mit meiner Gastfamilie besuche ich auch amerikanische Großstädte. Nach meinen Maßstäben ist in New York, Chicago und Washington D.C. alles „normal“. Also in der Tendenz ähnlich wie in unseren Großstädten. Wie die Leute dort denken und reden, das erinnert mich an mein Berliner Leben.

Mir wird aber irgendwann klar, was alle mit dem echten Amerika gemeint hatten. Zu einem großen Teil ist die USA nicht New York, sondern das, was ich erlebt habe. Menschen, die in Dörfern zwischen Maisfeldern leben.

Was bitte wirklich niemand wissen darf

Und jetzt ist noch etwas Seltsames passiert. Meine amerikanischen Schulfreunde gehen aufs College, die meisten in Minnesota. Und ich bin wieder in Berlin, und meine Freunde hier sagen: „Zum Glück bist du nicht so amerikanisch geworden.“

Aber da bin ich mir nicht sicher.

Wenn einer meiner deutschen Freunde jetzt über „die Amerikaner“ spricht und darüber, wie bescheuert diese Idioten seien, Trump zu wählen, dann sage ich: „Du verstehst das nicht.“ Ich erkläre ihnen, dass sie vielleicht auch Trump wählen würden, wenn sie irgendwo zwischen Maisfeldern mit komplett anderen Werten aufgewachsen wären.

Ich hoffe sehr, dass Hillary Clinton Präsidentin wird. Ich hoffe es auch für die, die Trump wollen. Aber wenn ich an die Leute dort denke, sehe ich keine bescheuerten Idioten vor mir, sondern Menschen, die Trump gut finden und mir beigebracht haben, dass man respektvoll miteinander umgehen kann, auch wenn man fundamental anders denkt.

Das darf an meiner Schule keiner wissen, aber ich kann mir jetzt sogar vorstellen, mit jemandem in einer Beziehung zu sein, der CDU wählt.

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81 Kommentare

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  • Vielen Dank für diesen Artikel! Es zeigt zwei Dinge sehr klar:

     

    1) das Milieu aus dem die Trump-Wähler kommen wird hautnah erlebbar. Die Schilderungen machen tatsächlich vieles verständlicher.

     

    2) Der Artikel zeigt aber auch, wie Anpassung funktioniert! Es ist ein Artikel einer politisch unerfahrenen Studentin, die nur eines vermeiden will: ausgegrenzt sein! Das st menschlich verständlich, aber gefährlich. Sie übersieht, dass der Lehrer eben nicht neutral ist. Spätestens bei einer so tendenziösen Frage wie der nach den "Vorteilen Trumps" müsste klar sein, dass hier aktiv für Trump gearbeitet wird! Dass mit Druck und Angst gearbeitet wird. Es gäbe noch viele weitere Kleinigkeiten, wo sie einhaken hätte können. Aber teilweise tat sie das auch - und auf sehr seinfühlige Weise. Dafür gebührt ihr Respekt.

     

    Wir müssen uns aber über eines klar sein: So hat Anpassung auch in den Dreißigerjahren funktioniert! Man wollte nur nicht "draußen" sein!

  • Ein super geschriebener, beeindruckender Artikel. Er erklärt mir die Wahl von Trump besser als sämtliche Wahlanalysen zusammen. Ich würde gern mehr von der Autorin lesen.

  • Am heutigen Tag erweist dieser Beitrag sich als äußerst hellsichtig, auch wenn ich die Schilderung gerne für übertrieben gehalten hätte.

  • Alleine dieser Artikel war allererste Sahne. Aber Paulinas Auftritt bei Illner toppte alles. Im Gegensatz zu den geladenen Gästen wirkte sie absolut sympathisch und bodenständig und sie zeigte allen, wie man mit dem Heart of America auf menschlicher Ebene in Kontakt kommen kann und nicht nur ewig über diese Hinterwäldler lästert! Wie es fast alle deutschen Medien machen. Paulina war das Highlight der Sendung. Sie hätte man mitdiskutieren lassen sollen. Die Story vom 14. Oktober gehört mit zu dem Besten was ich jeh in der taz gelesen habe und der Auftritt von Paulina bei Maybrit Illner passte kongenial dazu.

  • Und wie zuverlässig war bitte die minnesotische Elektrizitätsversorgung? [ich las mal (vor +/-10a?) in der regionalüblichen Tageszeitung einen GI vom diesbezüglichen Standort-D-Stationierungsvorteil schwärmen.]

  • KNAPP 3 WOCHEN SPÄTER:

     

    Paulina Unfried im Interview zum Thema bei Maybrit Illner

     

    (Do, 3.11.2016, 22.55 Uhr, ZDF)

     

    Wie schon erwartet: sehr sympathisch!

  • KNAPP 3 WOCHEN SPÄTER:

     

    Paulina Unfried im Interview zum Thema bei Maybrit Illner

     

    (So, 3.11.2016, 22.55 Uhr, ZDF)

     

    Wie schon erwartet: sehr sympathisch!

  • "Als ich die beiden das erste Mal sehe, wechsele auch ich die Straßenseite. Das liegt nicht daran, dass sie homosexuell sind, sondern an ihrem sehr, sehr ungepflegten Äußeren.

     

    Aber für viele hier sind sie das einzige homosexuelle Pärchen, das sie in ihrem Leben gesehen haben. Sie denken, alle kämen so daher wie das eine Paar."

     

    Sie glauben doch nicht im Ernst, diese Leute wären weniger homophob, wenn die beiden besser gepflegt wären...

  • "Aber wenn ich an die Leute dort denke, sehe ich keine bescheuerten Idioten vor mir, sondern Menschen, die Trump gut finden und mir beigebracht haben, dass man respektvoll miteinander umgehen kann, auch wenn man fundamental anders denkt."

     

    Sie sind halt auch weder lesbisch noch schwarz noch muslimisch. Ansonsten wäre es mit dem respektvollen Umgang wohl aus gewesen.

     

    Diese ach so respektvollen Menschen, die so unwahrscheinlich tolerant sind, dass man kontroverse Themen lieber nicht anspricht, wenn man den Kontakt zu ihnen nicht ganz verlieren will, sind allerdings so wenig das "wahre Amerika", wie gewisse sächsische Demonstranten "das Volk" sind. Oder sind die Menschen in New York und Chicago weniger wahr?

  • Sehr süß und witzig. Ich wusste gleich, dass Ashlie und Paulina Freunde werden würden, ich wusste es von Anfang an. Und es ist schön, dass solche Freundschaft möglich ist...

    Ashlies Satz „Paulina, wenn du meine Meinung nicht teilst, dann versuche trotzdem, sie ernst zu nehmen“ ist übrigens etwas, das sich viele "Linke" hinter die Ohren schreiben können. Denn von "Links" kommt so oft entweder Hysterie oder Arroganz, wenn jemand anders denkt.

     

    Ich weiß nicht, ob das in der Schule wirklich eine Übung mit Bezug auf einen Terroranschlag ist und nicht eher Amokläufe betrifft.

     

    Amerika ist nicht Europa und soll es auch nicht sein. Die Siedler haben Europa verlassen, um nicht mehr vom Staat behelligt zu werden – die Wurzel des US-amerikanischen Freiheitsgedankens.

     

    Ich weiß nicht, ob der letzte Satz wirklich ernst gemeint ist; die CDU ist so sozialdemokratisch und grün geworden.

    Aber "dass man respektvoll miteinander umgehen kann, auch wenn man fundamental anders denkt", ist eine gute Erkenntnis. In gewisser Weise hat Paulina, die zu denen gehört, die Toleranz auf einem Schild vor sich hertragen, wahre Toleranz erst bei diesen "Intoleranten" gelernt...

     

    Netter Artikel, hat Spaß gemacht.

    • @Nick Mann:

      "Die Siedler haben Europa verlassen, um nicht mehr vom Staat behelligt zu werden"

       

      Das ist so nicht korrekt.

       

      Die von England ausgehende Immigrationswelle in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts war in erster Linie eine Flucht aus dem Herrschaftsbereich der Kirche. Die mit der Reformation einhergehenden theologischen Freiheiten gingen vielen nicht weit genug.

       

      Zwar mischten sich religiöse auch mit weltlich-politischen Forderungen, da die katholische Kirche immer auch eine Stütze weltlicher Herrschaft war, und die Abkehr von Rom als geistlichem Zentrum stellte auch den Führungsanspruch der eigenen Regenten in Frage. Dennoch ging es in dieser Auseinandersetzung nicht um Verpflichtungen des Einzelnen gegenüber der Allgemeinheit (dem "Staat"), sondern um die Legitimation und Kontrolle weltlicher Herrschaft. Während der Adel seinen Anspruch als "von Gott gegeben" ansah und deshalb auch "nur Gott selbst Rechenschaft ablegen" (sprich: unumschränkt herrschen) wollte, sahen die Reformer weltliche Herrschaft als "vom Volk auf Zeit verliehene" Macht an, weshalb der Regent seinen Untertanen gegenüber Rechenschaft schuldig bleiben müsse.

       

      In diesem Konflikt saßen die Herrschenden am längeren Hebel, bremsten die Aufwertung des Bürgertums und die Anfänge des Parlamentarismus schrittweise aus (Jakob I.), versuchten sogar wieder eine Annäherung an die katholische Kirche (Jakobs Sohn, Karl I.), nur um ihren absolutistischen Herrschaftsanspruch zu retten.

       

      Auch die katholischen Nationen Frankreich und Spanien besaßen lange Zeit Kolonien in der "Neuen Welt", allerdings nur unter wirtschaftlichen und strategischen Gesichtspunkten, bürgerliche Freiheiten und Unabhängigkeitsbestrebungen gegenüber den "Mutterländern" spielten dort praktisch keine Rolle.

  • Sowas gibt´s vermutlich auch nur in Dtschld. , daß eine Auslandserfahrung, die ja immer auch einen großen Unterhaltungswert hat, mit diesem griesgrämigen, moralisierenden Political-Correctness-Zensur-Tonfall seziert wird. Wenn ich im Ausland bin, ist mir klar, daß ich einen großen Unterhaltungswert für die Einheimischen habe und vice versa. Und dann kommen diese miesepetrigen, bierernsten Kommentare voller moralischer Belehrungen, die einem sogar noch die eigenen Erlebnisse ausreden wollen, weil sie nicht ins festgezurrte Weltbild passen. Stereotypen hin oder her – DAS ist typisch deutsch! Entspannt euch mal.

  • Ich hoffe, jeder Deutsche hat sich schon einmal gefragt, was und wie er geworden wäre, wenn er 1933 gerade

    Teenager gewesen wäre. Mich jedenfalls hat immer das Gefühl beschlichen, dass ich vielleicht einfach

    in der HJ mitmarschiert wäre. Insofern ist die Erkenntnis, dass die Überzeugungen der meisten Menschen

    stark von der eigenen Umgebung geprägt sind, eine wichtige. Und damit, dass es sypathische wie unsympathische

    Menschen geauso unter denen, die die gleichen Überzeugungen teilen, wie denen, die ganz anders ticken, gibt.

    So wichtig diese Erkenntnis aber auch ist, so wichtig ist auch die bei der Autorin möglicherweise

    noch fehlende folgende:

    Solange jemand, egal wie gut und sympathisch er auch ist, einer falschen Überzeugung folgt,

    solange ist er auch zumindest in der Lage, schlimmste Dinge im Namen dieser Überzeugung zu tun.

     

    Verstehen wo immer Verstehen möglich ist, ist wichtig.

    Tolerieren ist, wo Toleranz gewährt wird, richtig, aber eben nur da.

    Akzeptieren, was nicht zu akzeptieren ist, ist aber immer ein großer Fehler.

    • @hdn:

      Das wirklich interessante an der Geschichte ist IMHO, dass es in den USA im Gegensatz zu D in den 1930ern keine weitgehend gleichgeschalteten Medien und keine Zensur gibt. Jeder hat Zugang zu den Informationen. Und dennoch ist die Meinung "uniformiert". Volksempfänger 2.0, installiert im Kopf der Leute. Und bei den Lehrern ist Komplettversagen zu attestieren. Was wohl auch daran liegt, dass AFAIK dort die Gemeinde die Lehrer einstellt, also ein Abhängigkeitsverhältnis besteht.

    • @hdn:

      Nun könnten auch US-Bürger davon in Kenntnis geraten sein, was sich in Hitler-D zugetragen hat. Schade, dass offenbar nur der im Gro Jetzt-Deutsche für derart Entgleisungen wohl die feinsten Antennen hat.

      "Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." (George Santayana)

    • @hdn:

      Wenn Sie diesen Maßstab (nur akzeptieren was nicht zu akzeptieren ist als Fehler) bei den beschriebenen Menschen anwenden (schlimmste Dinge im Namen dieser Überzeugung... wie Sie schreiben), deren Meinung durchaus problematisch ist.... aber wie gehen Sie dann um mit:

      China (Menschenrechte), Indien (Frauenrechte ), afrikanischen Diktatoren, Saudi-Öl, Rohstoffe aus problematischen Gebieten, Klimawandel...

      Oder ist das alles akzeptabler bei Ihnen als beschriebene Hillbilly Meinung aus USA.

       

      Denn dann müssen Sie, befürchte ich, morgen ihren Konsum auf 0 zurückfahren oder den PLaneten mit Eingreiftruppen in ihrem Sinne beglücken.

      Mit Verlaub, da kann ich nicht mitgehen!

      Und bitte auch denn Kontext der Schülerin beachten.... sie hätte dort einen Privatkrieg gegen die ganze Ortschaft (...der ähem "richtigen" Meinung wegen?).... oder wie??

    • @hdn:

      Danke!

  • 2G
    2097 (Profil gelöscht)

    "Das darf an meiner Schule keiner wissen, aber ich kann mir jetzt sogar vorstellen, mit jemandem in einer Beziehung zu sein, der CDU wählt."

    Diese ständige Werbung für Schwarz-Grün in der taz nervt langsam. Ich kann mir die menschrechtskonforme Flüchtlingspolitik der Grünen nicht mit der nun von der AfD übernommenen Flüchtlingspolitik von Angela Merkel vorstellen. Und auch die gleichgeschlechtliche Ehe mit der Bauchgefühl Mutti nicht. Keine Toleranz gegenüber der Intoleranz.

    • 3G
      30014 (Profil gelöscht)
      @2097 (Profil gelöscht):

      Das wundert mich jetzt aber.

      Wo doch in fast jedem Ihrer Beiträge die Phantasie mit Ihnen durchgeht.

  • Die Deutschen stellen an die Ausländer genauso dämliche Fragen, ob es in Osteurpa Strom gibt und die Entfernungen sind viel kleiner.

    • @anna müller:

      "Die Deutschen" - und "Die Ausländer"...

      Also, ich weiß nicht recht liebe Frau Müller, was ich mit derartigen Verallgemeinerungen anfangen soll... Ich könnte noch eins draufsetzen: Nach der Wende (1989) trafen in meiner Stadt ständig Reisebusse mit Leuten aus der Tschechei ein. Und man (ich) wurde bei Begegnungen tatsächlich immer stereotyp danach gefragt, wo denn der ALDI und der SEXSHOP zu finden seien. Glauben Sie nun etwa ich würde von den Tschechen glauben...

      Die Autorin vermag ja sehr wohl zwischen den vermeintlich "echten" Amerikanern (from Nutbush-City) und denen in den Metropolen zu differenzieren.

  • Auch wenn ich Ihre Ausführungen nicht anzweifeln möchte und Sie am Ende des Artikels alles etwas relativieren, so habe ich dennoch das Gefühl, dass der Artikel an vielen Stellen etwas pauschalisierend geschrieben ist. Man bekommt fast den Eindruck, als seien alle Menschen in Minnesota religiös, konservativ und bigott. Das finde ich etwas schade und undifferenziert. Meine Freundin beispielsweise, die aus Minneapolis kommt, ist eine mindestens genauso progressive und tolerante Person wie ich. Wie neben dem Artikel angemerkt, werden die Wahlen in Minnesota auch seit 1976 durchgängig von den Demokraten gewonnen. Bob Dylan, der soeben den Nobelpreis erhalten hat und eine wichtige Figur im civil-rights Movement den 1960ern war, kommt auch aus Minnesota. Sicherlich mag das was Sie erlebt haben, dort genauso existieren, aber ich habe leider auch das Gefühl, dass, wie so oft, wenn die europäischen Medien über die USA, oder die US-amerikanischen Medien über Europa schreiben, in einer etwas voyeuristischen Art das Negative als repräsentativ und das Selbst als überlegen dargestellt wird. Dabei kann einem ähnliches wahrscheinlich auch widerfahren, wenn man in Deutschland in ein AFD-Kaff zieht.

    • @Max Mustermann:

      oder nach Sachsen

  • Mich erinnert dies daran, daß ich in den USA öfter gefragt wurde – wenn das Gegenüber merkte, daß ich aus Dtschld. bin – wie ich denn "da rausgekommen“ bin. Mein erklärender Einwand, die Mauer existiere doch schon lange nicht mehr, wurde zwar mit erstaunter Verwunderung zur Kenntnis genommen, aber dann wurde nachgehakt: „Ich meinte das KZ. Wie sind Sie da rausgekommen?“

     

    Mein norwegischer Freund hingegen wurde gefragt, ob die Norweger ihre Wikinger auch in Reservate sperren wie sie das in den USA mit den Indianern machen.

    • @scaspener:

      Modernes Märchen.

      • @Nikolai Nikitin:

        Sorry, tut mir leid für Sie, daß Ihr Weltbild mit der Realität nicht kompatibel ist. Aber ich verbitte es mir energisch, eigene Erfahrungen von Ihnen als "Märchen" verunglimpfen zu lassen. Geht´s noch?

  • Undurchdacht finde ich, wie beide Seiten die wissenschaftliche und die religiöse Sicht der Dinge als Widerspruch begreifen. Man kann das wissenschaftliche Weltbild und die religiöse Einstellung durchaus vereinbaren, wenn man den Unterschied in der Fragestellung begreift: Wissenschaftlich betrachtet gehören Fragen, die die Welt betreffen, also die Reichweite unserer Vernunft, das Universum, in dem wir uns befinden. Und das ist eben nicht der Garten Eden - auch laut Bibel nicht mehr. Religionen vertrauen auf Aussagen, die übergeordnete Ebenen des Seins betreffen, außerhalb der Reichweite unserer Vernunft. Im Falle des Atheismus ist es eben die Aussage, es gebe solche Ebenen nicht, womit er ein nicht minder blindes Urteil trifft als alle anderen Religionen auch. Als Christ hält man es in Glaubensdingen nach dem Wort "Selig sind, die nicht sehen und doch glauben." Und das, was man von dieser Welt sieht, sind keine Glaubensdinge, sondern solche, die wissenschaftlich betrachtet gehören.

    • @Ein alter Kauz:

      Schauen Sie mal bei Johannes Kap. 20 Vers 29.

      Mit den "Armen im Geiste" sind hingegen keineswegs die Dummen gemeint. Da war entweder Ihr Pfarrer tatsächlich im Irrtum, oder Sie haben ihn falsch verstanden.

    • @Ein alter Kauz:

      "Selig sind die, die nicht sehen und doch glauben" (Zitat)

      Und Sie, "Alter Kauz", sind sich wirklich sicher dass das irgendwo in der Bibel steht? - oder, dass Ihr Herr Pfarrer nicht etwa ein Schlückchen Messwein zuviel intus hatte?

      Möglicherweise war ja auch mein Pfarrer im Irrtum, als er betonte, dass vielmehr die "Armen im Geiste" seelig wären, weil diese "in den Himmel" kommen würden.

      Wir können ja nun bis zum Jüngsten Tage Wetten abschließen, wer denn da nun das Rennen macht: Die Blinden oder die Blöden... Auf wen setzen Sie?

      • @LittleRedRooster:

        um das mal ganz kurz richtig zu stellen - die 'Armen im Geiste' entstammen den Seligpreisungen, die in die sogenannte Bergpredigt eingebettet sind - das andere Zitat 'Selig sind die, die nicht sehen und doch glauben' entstammt einer Szene nach Jesus Auferstehung, als Thomas den anderen Jüngern nicht glaubt und sagt 'erst wenn ich meine Hände in seine Wundmale legen kann, kann ich glauben, dass er auferstanden ist'. Jesus ermöglicht ihm dies und weist darauf hin, dass Glaube ohne Beweise eben seligmachend ist. Nachzulesen im Neuen Testament, gleich welcher Übersetzung, das ist der hintere, kleinere Teil der Bibel.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Ein alter Kauz:

      Noch dazu bildet die Geschichte in der Bibel ziemlich genau die Abfolge der Evolution bis zum Menschen ab.

      • @849 (Profil gelöscht):

        Wie meinen?

         

        Klar - der erste Dichter hieß Nebel! &

        Ratzefummel sein Prophet!

  • Ja, solche Gegenden gibt es in den USA, aber man darf dabei nicht vergessen, dass es auch in Minnesota, mehr noch Wisconsin, auch starke sozial-progressive Traditionen gibt und manchmal nur einen County weiter die Welt ganz anders aussieht. Die Staaten waren immer schon ein heterogener Flickenteppich, ethno-kulturell, sozial, politisch, religiös. Ich freue mich aber sehr für die Autorin, dass es ihr gelungen ist, den Unterschied zwischen dem "Verstehen" "Tolerieren" und "Akzeptieren" von Andersheit herauszuarbeiten - etwas, wovon ihr ignorantes ethnozentrisches Umfeld in Minnesota leider weit entfernt war.

  • "Das darf an meiner Schule keiner wissen, aber ich kann mir jetzt sogar vorstellen, mit jemandem in einer Beziehung zu sein, der CDU wählt."

     

    Echt jetzt?! Die Autorin kann sich vorstellen (sic!), mit einem konservativ denkenden Menschen "in einer Beziehung zu sein"?

    Da frage ich mal ganz sachte nach: Wer ist hier intolerant?

    • @Jens Frisch:

      Da frag ich mal ganz sachte zurück: "Welcher 'konservativ denkende Mensch' wäre wohl so tolerant, eine Beziehung mit einer 'linksversifften' Praktikantin der 'Lügenpresse' einzugehen?"

       

      Ok, die Frage leidet darunter, dass die Vorstellungen eines 'konservativ denkenden' Menschen unter Umständen auseinander gehen.

       

      Jemand, der permanent religiöse Intoleranz basierend auf seiner einseitig-verzerrten Wahrnehmung des Islam predigt, zu mehr Verständnis gegenüber Rechtsterroristen (aka 'besorgte Bürger') aufruft, der Rassismus für einen Ausdruck von 'persönlicher Freiheit' hält, 'politische Korrektheit' dagegen mit 'Faschismus' und 'Gender Mainstreaming' mit 'Unterdrückung' gleichsetzt, ein solcher Zeitgenosse wird hier nicht gemeint sein. Der hat nämlich die sich bietenden Bildungsmöglichkeiten offenbar nicht genutzt und den demokratischen Sektor bereits weit hinter sich gelassen.

    • @Jens Frisch:

      Jetzt mal ehrlich, ich wohne echt spießig unter lauter Konservativen und ich unternehme nichts gegen sie. Das ist Toleranz.

      Ich könnte mir nicht vorstellen mit, einer CDU-Wählerin zusammen zu sein. Das ist persönliche Freiheit.

      Wenn sie sich auf den Schlipps getreten fühlen, zeugt das sehr von der hehren Geisteshaltung Konservativer^^ (Das war auch mit Ironie)

    • @Jens Frisch:

      Die leise Ironie in dem zitierten Satz ist Ihnen offensichtlich entgangen...

  • Das es an deiner Schule keiner wissen darf das du dir vorstellen könntest mit einem CDU-Wähler zusammen sein zu können, spricht nicht für die "Tolleranz" dort.

     

    Und die Lehrer die Ihre politische Meinung in deiner Schule äußern, sind sicher nur die Lehrer, die 1:1 mit der dort akzeptierten Meinung übereinstimmen.

  • Der Artikel strotzt nur so von Vorurteilen. Auf der einen Seite das ökosoziale, progressive, vegetarische linksgrüne, tolerante Ich, das im Berliner Multi-Kulti-Kreuzberg abhängt, die Verkörperung des Guten also, auf der anderen Seite das provinzielle, homophobe, rassistische, weiße, dumme, egozentrische und selbstgerechte Amerika, somit die Verkörperung des Bösen - einfache 'Wahrheiten' für Leute mit ideologischen Scheuklappen.

    • @Nikolai Nikitin:

      ich glaube, Sie haben die Entwicklung der Schülerin im Verlauf des Artikels überlesen.

      • @Dr. McSchreck:

        Mag sein, dass ich der Autorin mit meiner schnellen Kritik Unrecht getan habe. Dies wollte ich so nicht und möchte mich, wenn sie es so empfinden sollte, gerne entschuldigen. Mir waren es etwas zu viele Stereotypen. In Amerika gibt es aber durchaus auch eine starke liberale Tradition. Ich erinnere nur an Leute wie Mark Twain, John Steinbeck, Martin Luther King, Jimi Hendrix, Janis Joplin, Jim Morrison, Woody Allen, Bruce Springsteen, Susan Sontag und nicht zuletzt Bob Dylan. Diese Menschen haben nicht nur positiv auf ihr Land, sondern in die Welt gewirkt. Wir sollten dies nicht vergessen, und nicht zu leicht antiamerikanischen Reflexen nachgeben.

        • @Nikolai Nikitin:

          Sie ist aber offenbar in einer anderen Gegend gelandet. Wo man sich an solchen Leuten nicht orientiert, sondern sie eher als "liberale" (dort als Schimpfwort verstanden) ablehnt. Die USA bieten halt ein sehr weites Spektrum an...

          • @Dr. McSchreck:

            So ist es. Die USA sind weit diverser als z.B. Deutschland.

            • @Nikolai Nikitin:

              Das ist frommer Selbstbetrug. Natürlich gibt es in den USA genauso viele vernünftige und aufgeklärte Menschen wie bei uns. Aber in einem Land so groß wie die USA, sind sie leider natürlich trotzdem total in der Minderheit. Die Existenz und der Einfluss der NRA sind nämlich kein Vorurteil!

              • @hdn:

                Waren Sie mal in Amerika ? Ich habe in sieben getrennten Aufenthalten bis auf ein paar kleinere Bundesstaaten fast das ganze Land bereist und vielfältige Kontakte geknüpft. Ich sage nur, dass das, was Sie von Europa aus über die USA erfahren, stark politisch gefärbt ist und aus meiner Sicht keinesfalls die Realität widerspiegelt. Da USA sind für Immigranten aus fast der ganzen Welt attraktiv. Dies kommt nicht von ungefähr. Es ist keineswegs der 'Vorhof zur Hölle', wie einen Berichte einzelner Journalisten glauben lassen wollen. Schauen Sie sich das Land ohne ideologische Scheuklappen an und bilden Sie sich dann ihre Meinung.

  • @@@ - klar - & nett sind sie alle

    Vorsicht Falle - http://www.laut.de/Wiglaf-Droste-das-Spardosen-Terzett/Songs/Nett-Sind-Sie-Alle-22856 - & https://www.youtube.com/watch?v=DDPpYWjRP5E

    Robert Long - als Schlußakkord!

    Einfach mal reinjehört!;)

    • @Lowandorder:

      Das haut rein ! Hab mal die Fenster geöffnet und das gute Stück über 90 dB in die Nachbarschaft verpresst. Prompt hat das meine nette Nachbarin nicht toleriert. Dieses Longsche Lehrstück hat also prima geklappt.

      • @lions:

        Schade, dass Sie nicht in meiner Nachbarschaft leben. Über dergleichen Anarcho-Spontanaktionen würde ich mich freuen.

        Es lebe das Leben und die Freude daran!

      • @lions:

        ;)) - in the neighborhood - jau

         

        Werd das Gebinde an Polyphem

        Weiterreichen - Robert Long -

        War mir bis dato unbekannt -

        Wieder ein Tag nicht umsonst gelebt!;))

        Zumal er noch erhellend auf Lager hatte -

        "Sie hätte vorher Joachim Meyerhoff lesen sollen: "Alle Toten fliegen hoch - America." und

        "Wann wird endlich alles wieder so wie es nie war." Da steht der schöne Satz drin: "Erinnern ist Erfinden."

        Auch wieder wahr -

        Heinz von Foerster läßt grüßen!;))

  • Das Ganze weiter gedacht bedeutet, dass Menschen mit solchen "Meinungen" von ihren Generälen als Soldaten in alle Welt beordert werden, um dort als unsere liebsten Verbündeten für die Freiheit bzw. die Werte unserer Wertegemeinschaft zu kämpfen. Diejenigen, die zum Feind auserkoren werden, interessiert es wenig, dass die Kugel, die sie in den Kopf bekommen, nicht persönlich gemeint war…

     

    Die Leser*innen, die von diesem Text ganz gerührt waren, sollten sich am besten schleunigst nach Sachsen oder andere dunkle Gegenden in Deutschland begeben um dort ihre Toleranz in der Praxis zu testen und neue Freunde zu gewinnen.

     

    Kretschmann hat es bei den Christlich-Konservativen von der Alb ja schon gut vorgemacht.

    • @Khaled Chaabouté:

      klar, Hass ist natürlich besser und hilft ganz viel.

  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)

    Auch wenn's Nikolai in Zweifel zieht, ich geh mal stark davon aus, die Autorin hat nicht das Grüne vom Himmel runter geflunkert damit ihr Bericht schön rund wird.

     

    Es lässt einen völlig ratlos zurück. Die haben doch auch Internet.

    Oder ist es so, dass es die Intelligenzija unter der Jugend dort schon auch gibt, die aber allesamt schleunigst das Weite suchen, noch bevor sie zwanzig sind?

     

    Alle meine Vorurteile sind bestätigt. Zurück bleibt der beunruhigende Gedanke: Und wenn ich selber da sozialisiert worden wäre? Gunst oder Fluch des Geburtsortes, wie stets.

     

    Schreiben Sie weiter Paulina, Sie haben einen scharfen Blick, offene Ohren und den richtigen Tonfall.

  • 1G
    12294 (Profil gelöscht)

    Uff... etwas lange, Text...

     

    aber schön, dass Paulina ihren Horizont erweitert hat. Und ja, ich denke, dass sie etwas sehr Essentielles über die USA gelernt hat.

  • Und damit sind nun wieder alle Vorurteile und Klischees bedient, die man in D so von Amerika hat. Leute, macht Euch bitte Euer eigenes Bild vor Ort. Ihr werdet überrascht sein.

  • Mal abgesehen von Amerikaaufenthalten hat unsere Tochter in der Oberstufe in einer niederrheinischen Kleinstadt als Atheistin den Religionsunterricht meiden dürfen und setzte sich jedesmal vor die Tür und las irgendwas. Sie hatte dann dort auch eine gesellige, neue Dicke Freundschaft für über Jahre kennen gelernt: Eine äußerst streng gläubige Zeugin Jehovas, die aus ihren Gründen den schulischen Religionsunterricht mied.- Für solcherart tolerantes Miteinander muß man also nicht die USA besonders empfehlen. Locker gebliebene Schüler*innen kriegen das auch in Deutschland ganz gut hin.

    • @H.G.S.:

      Warum saßen die vor der Tür? Entweder man ist im kath. oder evang. Religionsunterricht, wenn man Beides ablehnt saß man in "Ethik".

  • „Habt ihr in Deutschland überall Elektrizität?“

    „Seid ihr Deutschen wirklich immer betrunken?“

     

    Find ich echt lustig.

  • ein großartiger Artikel, für den ich heute abend bezahlen werde. Das ist wahrer liberaler Geist, wie man ihn sich wünscht. Leider selten geworden heute.

    Wenn mehr so denken würde, gäbe es weniger Kriege. Dieser "Schüleraustausch" war erfolgreich.

  • Danke schön für das vortreffliche Lehrstück pro Verständnis, Kommunikation und Toleranz.

    Und gegen Ausgrenzung, Selbstherrlichkeit und Besserwisserei.

    • @Tom Farmer:

      Obama- Hitlervergleich und Homo ist widerlich muss man schon mal tolerieren, klar. Freundschaft ist auch Infiltration und das Abwegige kommt nicht selten recht nett und verständnisvoll daher. Allein das Verständnis darf noch nicht Grundlage der Toleranz sein.

      • @lions:

        Richtig.

        Vor noch 100 Jahren war rassistisches Denken hierzulande eine weltanschaulich (und wissenschaftlich) praktisch unbestrittene Selbstverständlichkeit. Die Leute waren deshalb nicht alle „böse“. So wenig, wie alle rechten Hohlköpfe im Mittleren Westen „böse“ sind. Ihre krude Ideologie macht das aber kein Stück besser.

  • Sehr guter Artikel!Schade,dass die taz ihn gleich so weit nach hinten geräumt hat,denn entgegen dem alltäglichen Nachrichtenblödsinn mit Halbwissen und Halbwahrheiten und Spekulationen und Schuldzuweisungen,war das mal ein ehrliches Stück Journalismus,der nur noch selten zu finden ist.

  • Ich fand den Bericht sehr interessant, allerdings finde ich es bedenklich, wenn letztlich als Resümee herauskommt, dass man alle Überzeugungen, seien sie auch noch so borniert, tolerieren sollte. Ich bin mal Ende der 70er im Zug mit einer Frau ins Gespräch gekommen, die behauptete, die Erde wäre eine Scheibe. Ist ein solcher Glaube nun Überzeugung oder blanker Wahnsinn? Zu den Schusswaffen, es werden jedes Jahr in den USA mehr als 30.000 Menschen durch Schusswaffen getötet, theoretisch stirbt jeder 150ste Amerikaner im Laufe einer Generation (bei optimistischer Annahme einer Generation alle 20 Jahre) an einer Schussverletzung. Der 2. Verfassungszusatz wurde in Kraft gesetzt, als es noch Vorderlader gab. Die seligen Gründerväter würden sich im Grabe umdrehen, wenn sie wüssten, dass dieser Zusatz, der in seiner damaligen Zeit seine Berechtigung gehabt haben mag, heute dazu benutzt wird, das Besitzen von moderen Kriegswaffen zu legitimieren.

    • @AlterWeisserMann:

      Nicht dass ich den Waffenkult in Amiland sympathisch fände - aber mehr als die Hälfte dieser über 30000 Todesfälle sind Suizide und Unfälle! Das sollte man auch im Blick haben, wenn man mit den Zahlen argumentiert...

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @AlterWeisserMann:

      Ist es nicht für den Normalmenschen vollkommen vurscht, ob die Erde nun eine Scheibe ist? Eine Kugel ist sie ja auch nicht, eher ein Ei, wie man hört. Ändert das was an unserem Leben?

    • @AlterWeisserMann:

      die junge Frau findet Trump ja jetzt nicht toll. Aber sie kann eine Perspektive nachvollziehen, die diese Schülerinnen haben. Und diese Schülereinnen können hoffentlich auch die Perspektive der für sie sicher "seltsamen Deutschen" nachvollziehen. So vermeidet man gewalttätige Konflikte.

  • Sehr guter Artikel, das Gefühl kenne ich leider nur zu gut. Gehört glaube ich zum Erwachsenwerden auch dazu, dass man sich damit leider abfinden muss, dass es solche Menschen immer geben wird, weil man sonst wohl den Verstand verlieren würde.

  • Danke, Paulina Unfried, jetzt verstehe ich meine Kinder und ihre (und Aller) Meinungsbildung - im Sinne der Hirnforschung und so - besser.

    Bitte, schreib weiter.

    Beste Grüße Isolde

  • Da hat die Autorin in Amerika echte Toleranz gelernt.

  • toller bericht, 1000 dank!

  • "…Als ich ihnen erzähle, dass in Deutschland alle krankenversichert sind, weil es eine Krankenversicherungspflicht gibt, sind sie gar nicht begeistert.…"

     

    Klar nich.

    Houston Texas - ca 1970 -

    Ein Kommilitone 4./5. Sem.jura - im Austausch -

    Hält einen Vortrag - Sozialer Rechtsstaat

    Grundrechte - Soziale Teilhabe usw usf -!

    Frage - "Sind Sie Kommunist?"

    kurz - Das war's!

    Was bitte - hätte sich seither ändern - können!

  • Die angesprochene Problematik lässt sich übrigens genauso gut auf Deutschland übertragen, wenn man aber auf seiner Linksliberalen Eliteschule und mit den Ärztetöchtern in Kreuzberg seine eigene Blase lebt sind solche Vorurteile gegenüber dem wirklichen Proletariat natürlich schnell gemacht.

    Das Fazit gefällt mir aber sehr gut, verständigung und Diskussion statt so wählerisch wie daheim in Berlin zu sein.

    • @jaimie james:

      Interessanter Versuch der Verortung. Aber etwas kurz gegriffen - die Gastfamilie hat ja den zitierten Aussagen des Vaters nach ordentlich Asche. Und die Babyboomer bei Pegida verdienen auch eher ueber- als unterdurchschnittlich (http://www.spiegel.de/media/media-35641.pdf). Unterschiedliche Blasen gibt's offensichtlich - aber ob sich irgendeine davon als 'wirkliches Proletariat' beschreiben laesst, wage ich zu bezweifeln.

  • Sehr guter Text, erfreuliche Selbstreflexion. Für mich ein erneuter Beweis (ich hab schon vor Jahrzehnten aufgehört, die Feststellung eines neuen Beweises zu zählen) dafür, dass es sich unbedingt lohnt, speziell als lebensjunger Mensch etwas "ganz anderes" lebensumfeldlich zu erleben.

     

    Übrigens: Wer seinerzeit in den 60-, 70ern... im südlichen Truppenstatutdeutschland ein paar Kontakte zu Cornbelt-GIs knüpfen hat können, der weiß, dass die Kinderauslandverschickung der USA im großen Stil auch andersherum wirken *kann* (zumindest für die paar Hansel in der großen Masse, die sich auch mal interessiert auf das "ganz andere" einlassen).

  • Das glaube ich nicht.

    • @Christiana:

      Wissenschaft ist eine kognitive Erfahrung, keine emotionale.

       

      Auch wenn man die emontionale Seite nie vernachlässigen sollte, ist es in der Regel nicht vielversprechend, sich ausschliesslich auf sein "Gefühl" zu verlassen.

       

      Wer meint, die wissenschaftliche Erkenntnis der Evolution sei eine "Glaubensfrage", dem hat - um es mal mit Albert Einstein zu formulieren - die Natur nur versehentlich ein Großhirn gegeben.

       

      Das Rückenmark hätte völlig ausgereicht.

    • @Christiana:

      Das glauben Sie nicht? Das macht nix! - Sie sollen es ja auch nur wissen!

  • 2G
    2730 (Profil gelöscht)

    Ein differenziert und richtig gut geschriebener Artikel, wie man ihn selten findet. Chapeau!