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Kommentar Gauck-NachfolgeHallo? Noch wach, ihr Linken?

Lukas Wallraff
Kommentar von Lukas Wallraff

Lammert, Käßmann, Boateng: Die Liste der möglichen Gauck-Nachfolger ist lang. Aber wo sind eigentlich die linken Kandidaten?

Geräumig, in guter Lage und bald wieder zu haben: Schloss Bellevue Foto: imago/Hartenfelser

H allo? Noch jemand wach im links bis linksliberal fühlenden Teil Deutschlands? Offenbar nicht. Die Mehrheit der Reaktionen auf den Rückzug von Bundespräsident Joachim Gauck zeugt von Lethargie und Fatalismus. Ach, ein wirklich linker Kandidat hat ja eh keine Chance, scheinen die meisten zu denken und wie das Kaninchen vor der Merkel auf den nächsten taktischen Sieg der Kanzlerin zu warten. Gibt es keine Alternative mehr außer AfD?

Okay, klar, Jérôme Boateng wird’s nicht, schon weil er zu jung ist. Aber heißt das im Umkehrschluss, dass SPD und Grüne Norbert Lammert oder irgendeinen anderen Merkel genehmen Konsensonkel mitwählen müssen? Oder dass sie Merkel wieder indirekt zum Erfolg verhelfen, weil sich die Rot-Rot-Grünen von vornherein aufsplitten, ohne mögliche Gemeinsamkeiten auch nur auszuloten? Ist die kritische Klasse wirklich dermaßen eingeschläfert durch elf Jahre Merkel und vier Jahre Gauck? Ist den Kräften links der sogenannten Mitte sogar das vorsichtige Nachdenken über mögliche Mehrheiten ohne Merkel endgültig ausgetrieben worden? Himmel, hilf!

Oder wenn es sein muss, auch Friedrich Schorlemmer oder Margot Käßmann. Rote Ampel hin, Nervensägen her: Gebraucht wird eine von Dunkelrot bis Grün wählbare Person, die ein Zeichen setzt gegen die lähmende große Merkel-Koalition, die von Afghanistan bis TTIP und von Grenzöffnung bis Türkei-Deal alles durchwinkt, was Merkel gerade nützt.

Klar ist eine wirklich überzeugende linke Gegenstimme schwierig zu finden und durchzusetzen. Sie müsste auch nicht offiziell von SPD, Grünen und Linken nominiert werden. Aber wenigstens als Option für den dritten Wahlgang sollte die Chance darauf erhalten bleiben. Und sei es nur, damit die zögerlichen Grünen irgendwann Farbe bekennen müssen.

Im Übrigen helfen auch gegen die AfD keine möglichst großen Koalitionen, die als Kungelei des Establishments gebrandmarkt werden, sondern im Gegenteil klar unterscheidbare Konkurrenzprodukte innerhalb des demokratischen Spektrums: Eine von Merkel nominierte CSU-Frau Gerda Hasselfeldt etwa gegen Käßmann – das hätte Reiz. Und wer die längst gesühnte Verkehrsverfehlung für ein übergroßes Hindernis hält, braucht über neue Mehrheiten für eine neue Politik auch nicht nachzudenken.

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Lukas Wallraff
taz.eins- und Seite-1-Redakteur
seit 1999 bei der taz, zunächst im Inland und im Parlamentsbüro, jetzt in der Zentrale. Besondere Interessen: Politik, Fußball und andere tragikomische Aspekte des Weltgeschehens
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79 Kommentare

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  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Kurt Krömer. Wenn der nicht will, Hape Kerkeling. Sind die zu jung, Wieland Backes.

  • Also. jetzt mal im Ernst, ich bin für die Ersetzung des Amtes durch eine art republikanischen Monarchen, wie in den Niederlanden. Politisch würde das nichts ändern- aber es hätte eine Reihe Vorteile: Wir hätten nicht alle fünf Jahre den Parteien- Kuhhandel, aber wir könnten uns ein wenig Glamour zulegen, nach dem sich viele- auch Republikaner- ja doch insgeheim sehnen. Villcht, um der Befürchtung vorzubeugen, dass uns die ganze Familie irgendwann nicht mehr gefallen könnte, könnten wir eine Wahlmonarchie draus machen, aber Wahl immer erst mit Ableben des gegenwärtigen Tronhalters.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @ingrid werner:

      Welches Adelshaus hätten Sie da vorzuschlagen?

      Hohenzollern vielleicht?

      • @571 (Profil gelöscht):

        Ich habe kein bestimmtes Haus im Auge. Wir sind aber auch nicht gezwungen uns aus dem Fundus zu bedienen, wir können uns eine völlig neue Familie auswählen, und was die Rituale und den Bimbam drumherum angeht, könnten wir uns aus den besten überall welche auswählen. Das ganze muss nicht wesentlich teurer kommen als die Hofhaltung für den BuPrä. Das äußere Design können wir auch völlig neu gestalten- Pickelhaube und Friedrich fände ich eher abturnend, aber über diese Details könnte man ja, wenn einmal beschlossen, in aller Ruhe nachdenken, wie gesagt, es hätte auch einige Vorteile technischer Natur, außerdem die Nazionalkonservativen die gerade überall klagen, das Konservative sei zu sehr vernachlässigt worden, wären vllcht befriedigt, ihr Leben hätte endlich wieder Halt und Ordnung, jeder von ihnen bekäme ein Von und Zu und könnte sich dann wieder verdünnisieren und der Rest hätte was zum Tratschen, und selbst Republikaner hätten dann wieder einen Grund sich in Vereinen zu organsieren. Schaden kann es nicht, wenn man ihn ähnlich machtlos hält wie den BuPrä.

        • @ingrid werner:

          Warum machtlos? Warum schreibt eigentlich alle Welt dass der BuPrä ein rein repräsentatives Amt wäre?

          Der Bundespräsident kann JEDES Gesetz durch ein Veto verhindern oder durch die Unterschrift durchwinken, damit hat er mehr Macht als die Bundeskanzlerin, die außer ihrer "Richtlinienkompetenz" faktisch kaum Macht besitzt (außer der von Forbes herbeigeschriebenen)

  • Also, als es 1993/94 um die Nachfolge von Richard von Weizsäcker ging, wäre mein Lieblingskandidat ja Rupert Neudeck gewesen - leider geht das jetzt nicht mehr...

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Yadgar:

      Die Bedeutung Neudecks kam bei den Volksparteien nie an. Seine herausragenden menschlichen Leistungen passten halt nicht ins Mainstream-Mitte-Schema.

      • @571 (Profil gelöscht):

        ...und dann außerdem der Bart - das ging ja nun gar nicht!

        Wie selbst Rudolf Scharping erfahren musste, als er erfolglos als Kanzlerkandidat der SPD antrat...

         

        Aber über kurz oder lang wird die Hipster-Generation an die Schalthebel der Macht drängen - und dann kommt es auch in der Politik zu einem Revival der Gesichtsbehaarung!

  • Bin wach, hab aber wirklich andere Sorgen. Linke müssen sich auch nicht immer um jeden Scheiß kümmern. Es reicht, wenn die wichtigen Dinge bei uns auf den Tisch kommen - um den Quark können sich die anderen gerne streiten.

    • @Rainer B.:

      Richtig. Der Bundespräser wird allgemein überbewertet.

  • Warum nicht erneut Gesine Schwan?

  • Der Autor sollte sein politisches Koordinatensystem einmal neu justieren. SPD und Grüne waren mal vor langer Zeit links. Heute sind es nur noch wenige Mitglieder dieser Parteien. Als Partei sitzen SPD und Grüne fest in der Mitte mit Tendenz nach rechts. Wo soll da dann eine leinke Mehrheit herkommen?

  • Da gab es in der alten Bundesrepublik einen Präsidenten, wie keinen zuvor oder danach, wie ich finde: Gustav Heinemann.

     

    Der brilliante Journalist Hermann Schreiber schrieb 1969 über ihn im Spiegel:

    ............................................................. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45845435.html

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Sevim Dagdelen.

    Definitiv!

  • Wenn´s um gute-Reden-halten geht als BP, dann bitte den mittlerweile ins Kandidatenkarussell eingeworfenen Navid Kermani mal ernsthaft in Erwägung ziehen, bitte! http://www.sueddeutsche.de/politik/bundespraesident-wer-gaucks-nachfolger-werden-koennte-1.3021782-8

    https://youtu.be/5_JAGn74-do

  • " Und sei es nur, damit die zögerlichen Grünen irgendwann Farbe bekennen müssen."

     

    Um ehrlich zu sein, sehe ich die Grünen als neue FDP mit grünem Anstrich und viel eher zur CDU als RRG tendieren.

     

    Erste Avancen werden bereits gemacht.

    • @Nobodys Hero:

      CDU und Grüne wären wahrscheinlich auch ein Fortschritt als Regierungskoalition im Gegensatz zu Rot-Rot-Grün.

    • @Nobodys Hero:

      Bitte beleidigen Sie die FDP nicht. Die ist vom Menschenbild dieser autoritär-etatistischen Besserwisserpartei so weit entfernt wie nur irgend möglich. Die Grünen wabern zwischen CDU-naher - nur ökologisch angehauchter - Besitzstandswahrung und SPD-nahem Wohlfahrts-Kuschelismus mit ein bißchen weltoffenem Multikulti, um sich auch ja als fortgeschrittener vorkommen zu können als die Provinzspießer der anderen Parteien.

      • @Normalo:

        Sorry - aber das Menschenbild dieser

        Braunen Huckepackpartei F.D.P. -

        Zur neoliberal asozialen FDP

        Verluderten Resterampe -

        Möchte doch sonst niemamd genauer

        In Augenschein nehmen!

        Normal - jedenfalls nicht!

        Beleidigungsfähig¿ - mach Witze!

      • @Normalo:

        Das gute ist: die FDP "wabert" nirgends mehr so richtig rum. Die Wendehalspartei...

  • ACH Mist, mein Vorschlag wurde von NEINJETZTNICHT schon gemacht.

     

    Gregor Gysi wäre auch mein Wunschkandidat.

     

    Wenn nicht Gysi, dann Bosbach (auch wenn der nicht ganz so links ist wie Gysi :) )

    • @Nobodys Hero:

      Top! (Bis auf das mit Bosbach...:))

  • Vielleicht haben die Linken ja einfach ein ernsthaftes Interesse daran, einen ernsthaften Kandidaten oder eine ernsthafte Kandidatin aufzustellen? Ich glaube, dass die Kandidat*innen, die sehr früh ins Spiel gebracht werden, eigentlich wenig Chancen haben. Sollen sich SPD, Grüne, Linke und Piraten erstmal auf einen gemeinsamen, parteiunabhängigen Kandidaten einigen und ihn dann gemeinsam vorschlagen, das wäre das beste.

    • @Touché:

      Piraten? Wer ist das? :)

  • Also ich wäre ja für mehrere Präsidenten: Volker Pispers, Bushido, Claudia Roth und mein alter Werkstattmeister... (Bushido nur, weil er sich mit der Roth so "gut" versteht)...

     

    Nee mal im Ernst, wenn überhaupt, fände ich Gysi wirklich eine gute Wahl. Der wird zwar auch seine Leichen im Keller haben, aber für einen Politiker finde ich den noch ganz ok...

    • @Neinjetztnicht:

      Ich ergänze noch Martin Sonneborn.

      • 5G
        571 (Profil gelöscht)
        @Neinjetztnicht:

        Ging es im Beitrag da oben nicht um die LINKE?

        • @571 (Profil gelöscht):

          Tschuldigung... sind aber doch immerhin, naja, mit ach und krach dreieinhalb Linke dabei. :D

    • @Neinjetztnicht:

      Buschi-Do und C. Roth - Sie haben fürwahr kein Herz für diese Nation...

      • @Chutriella:

        Stimmt so nicht ganz, ich hab kein Herz für gar keine Nation... aber finden Sie die Wahl nicht ganz entzückend?

  • Der Bär aus Köln?

    • @Rudolf Fissner:

      Wenn damit - Karl Josef Baer -

      Gemeint sein sollte ?¿!

      Bin ich sofort dafür -

      Kann Reden & Malen -

      Hätt ne Schnüß & Humor!

      Dat worret doch;() https://karljosefbaer.wordpress.com/

      • @Lowandorder:

        Es ist der Freddy und nicht der Baer

        Und überhaupt!

        Tatortkommissare sind ein

        quite föderales demokratisches Ding

        und Sodann ja auch Dank

        sehr linkspopulär

  • Nein! Ein Jugendprojekt sollte einziehen ins Schloß: Ein internationales Qualifizierungs-Zentrum des Handwerks.

     

    Denn das Handwerk stellt die meisten Arbeitsplätze im Land. Und, wer sich die Berufsliste des Bundestages anschaut, wird feststellen, daß im Parlament die Handarbeiterinnen, Landwirte und gestalterisch tätigen Menschen in der Unterzahl sind.

     

    Denn noch sind wir eine Anwälte-, Pädagogen-, und Groß-Unternehmer-Republik!

    • @Gion :

      Also, da wäre dann kein Platz für eine Präsidentin oder einen Präsidenten mitsant teurer Entourage und teurem Repräsidentengeklimper.

       

      Und überhaupt, in der alten BRD gab es nur einen Präsidenten, mit dem wir uns sehen lassen konnten:

       

      Auf die Frage, ob er sein Land liebe, antwortete GUSTAV HEINEMANN:

      Ach, ich liebe meine Frau!

      • @Gion :

        Christian Wulff liebt doch auch seine Frau! Und der bekommt die Präsi-Kohle sowieso schon. Die Bundeskasse würde er - oder sonst ein noch lebender Ex - am wenigsten schädigen.

        • @Chutriella:

          Schonn!

          Aber Justaf Heinemann antwortete

          Auf die Frage, ob er nicht ein zweite Runde BuPräsi drauflege -

          "…aus Liebe zu Deutschland?" Ja - er -

          Antwortete: "Ich liebe meine Frau!" -

           

          Aber - Uns Christian "hat noch nie für was bezahlt" Wulf würde antworten:

          "Gern - wenn Sie bitte noch was drauflegen - aus Liebe zu meiner Teuersten!";()

          Das macht den feinen Unterschied!

          Außerdem hat er mit Sudel Pepe by LÜGT - dem Kai Diekmann seiner Tage - Kein Wort gewechselt!;))

          (das auch gern den tazis hinter die Ohren - wenn ihr hier schon so unbedarft einen auf dufte macht!)

  • Evangelikale und Neoliberale hatten wir jetzt bis zum Abwinken, das wird allmählich langweilig.

     

    Die Funktion des Amtes des Bundespräsis ist ja mittlerweile, Leute dort kaltzustellen, die einem noch in die Quere kommen könnten, oder Trampel zu nominieren, die von der Seitenlinie entlang der vorgegebenen Ziele Stimmung machen.

     

    Ich finde, da müsste mal ein richtiger Entertainer hin. Berlusconi oder Campino zb.

    • @uvw:

      Evangelikal? Wer bitte war denn ein Evangelikaler, oder wird das jetzt zu einem Kampfwort wie "Nazi" das nicht mehr mit Beispielen bewiesen werden muss?

  • Der Geist des Artikels gefällt mir als "Tiefrotem" sehr gut. Sollte sich ein solcher Kandidat aber nicht finden, hätte ich schon eine Idee ...^^ https://www.facebook.com/teamwendland/?fref=ts

  • Am späten Abend des 10. Juli wird sich die öffentliche Meinung auf Jogi Löw einpendeln.

    Und der Posten des Bundetrainers ist ja ohnehin als sechstes Verfassungsorgan ideal zum Warmlaufen.

  • 3G
    33324 (Profil gelöscht)

    Ich gehe davon aus, dass an Sahra Wagenknecht kein Weg vorbei führt. Die Zeit ist nun einfach reif.

    • @33324 (Profil gelöscht):

      Der BP sollte allerdings noch halbwegs neutral sein, das sehe ich bei Sarah Wagenknecht jetzt eher nicht gegeben.

      • @Felix Neureth:

        Öhm ... neutral? Nachdem Carstens, Herzog und Gauck schon das Amt innehatten? mir schein die Forderung ist nobel, kommt aber etwas spät.

        • 8G
          889 (Profil gelöscht)
          @Kaboom:

          Gesucht ist ein Verfechter der repressiven Toleranz. Damit scheidet Sahra Wagenknecht aus.

          • @889 (Profil gelöscht):

            Also möchte man einen Kandidaten der nur die eigene Klientel bedient? Oder wie ist das zu verstehen, wenn bei einer momentan vorhandenen gesellschaftlich politischen Spaltung ein Kandidat nur die genehme Richtung abdecken soll?

            Und, um das nochmals zu sagen: Ein Kandidat für den wie Gauck Freiheitskämpfer ausschließlich Ost-Deutsche sind, während alle anderen verdammt werden, ist vieles, aber nicht neutral oder von seiner Partei unabhängig.

            Aber um in Merkels politischem Stil zu bleiben... wäre doch ein Job für C.Seibert... oder wie wäre es mit LeFloyd? Der hat sich doch auch durch sein "kritisches" Merkel-Interview so verdient gemacht, dass er mit einer eigenen Sendung auf FUNK belohnt wurde...

  • Margot Käßmann ernsthaft? Warum nicht gleich Claudia Rot? Ist das hier der Postillion=?

  • Was wäre denn der Reiz an einer Auswahl zwischen Frau Hasselfeldt und Frau Käßmann?

    Und warum sollte sich die LINKE für Frau Käßmann öffnen? Gleiches gilt für Frau Schwan (obwohl sie - nach unserer Forums-Kandidatin ANAMOLIE - eine gute Bundespräsidentin wäre).

     

    Ich bin mir nicht sicher, was JAROSLAW MAJCHRZYK mit seinem Hinweis auf die LINKE meint, deshalb formuliere ich es mal so:

     

    "Der Hauptgrund für die Nichtrealisierbarkeit dieser 'linken' Koalition ist, dass die LINKE" zur Zeit nicht den Eindruck macht, tatsächlich gesprächsfähig, und insoweit auch kompromißfähig zu sein - weder bei personellen noch bei sachlichen Fragen.

     

    Ähnliches gilt für die SPD und für die GRÜNEN.

     

    Alle drei laborieren noch an ihren Ergebnissen bei den Landtagswahlen Mitte März 2016, wobei das GRÜNEN - Ergebnis nur von Baden-Württemberg überstrahlt wird. Und die SPD noch ihre Ergebnisse bei Meinungsumfragen verdauen muss.

     

    Ich befürchte also, dass das liberal-konservativ-rechtsextreme Spektrum einen Kandidaten "durchbringen" wird.

     

    Oder vielleicht hat ja ANAMOLIE doch 'ne Chance ...?

     

    Beides kann ich jedenfalls nicht erkennen.

    • 1G
      10236 (Profil gelöscht)
      @Der Allgäuer:

      "Ich bin mir nicht sicher, was JAROSLAW MAJCHRZYK mit seinem Hinweis auf die LINKE meint,..."

       

      Sorry, war auch ein bisschen verklausuliert.

       

      Es gibt natürlich Foristen (siehe z.B. JANUS), die die oppositionelle Arbeit der Linken wahrscheinlich vordergründig anhand der (tendenziellen) Artikel in faz, Welt, Zeit, Focus, Spiegel, SZ etc. beurteilen. Sieht man dagegen sich die Anfragen der Fraktion und deren Anträge an, stellt man fest, dass die LINKE sich grundsätzlich für eine Politik *für* die Bevölkerung/Menschen einsetzt und versucht z.B. durch (medial nichtbeachtete/wenig beachtete) ihre Nachfragen bestimmte Sachverhalte klar darzustellen. Denn auch wenn die Statistiken flexibel sind, dann bei weitem nicht so wie z.B. ein Feuilleton in der faz.

       

      Mit diesem ehrlichen (naiven?) Verhalten ist die LINKE jedoch schlecht (als Regierungspartei) z.B. für politische Deals, die vorteilhafte Gegenleistungen beinhalten. Oder sagen wir klar: politische Korruption ("politisches Geschäft") ist m.E. heute Gang und Gäbe. Man möchte dabei nicht jemanden haben, der noch allen Ernstes an idealgesteuerte Politik für die Bevölkerung glaubt.

      • @10236 (Profil gelöscht):

        Die Linke ist nicht naiv sondern ganz bewusst nicht kopromissbereit genug, um auf den Platz der - im Zweifel - zweit- oder drittgrößten Partei in einer Koalition mit SPD und Grünen zu passen. Eine Koalition mit ihr ist nur möglich, wenn sie mehr von ihrem Programm durchgesetzt bekommt als die Anderen. Wer 20-30% bundesweit an Stimen holt, der kann so denken und weiter als koalitionsfähig gelten. Aber mit 9% MÜÜSSTE man kleeinere Brötchen backen. Das wissen die Funkti9onäre bei der Linken und beleiben deshalb lieber hart, standhaft und regierungsunfähig.

        • 1G
          10236 (Profil gelöscht)
          @Normalo:

          Nachdem Bill Clinton in der Mitte der ersten Periode (auf druck von Alan Greenspan) seine Politik des sozialen Ausgleichs aufgegeben hatte, sprach er mit einem seiner Berater (einem von den linksliberalen bevor dann Wall-Street-Boys kamen):

          Berater: "Wieso tun wir all die Sachen, die sich an den Befragungen orientieren, wie beim Verkaufen von Seife?"

          Clinton: "Wenn wir das nicht tun, werden wir nicht wiedergewählt."

          Berater: "Was der Sinn von Wiedergewähltsein, wenn wir keine Möglichkeit haben, unsere Politik zu tun?"

          Clinton: "Was ist der Sinn von unserer Politik, wenn wir nicht wiedergewählt werden?" [frei aus dem Gedächtnis]

           

          Ich glaube, was ähnliches hat mal Brandt gesagt. SPD und Grüne haben sich sozialpolitisch so weit rechts platziert, dass sie sich mittlerweile auf dem Territorium des Union-Wirtschaftsflügels befinden. Die LINKE wäre schön blöd dahin zu folgen.

          • @10236 (Profil gelöscht):

            Der Unions-Wirtschafsflügel ist auch nicht mehr das, was er mal war... ;-)

             

            Aber das ändert nichts an meiner Aussage: Die Linkspartei zieht es vor, weiter so etwa 90% der Wähler im wahrsten Sinne rechts liegen zu lassen und sich in der Frage der Koalitionsbereitschaft als Schwanz zu gerieren, der mit dem Hund zu wackeln wünscht.

             

            Da sie dieses Spielchen nun schon seit vielen Jahren spielt, gehe ich davon aus, dass das bewusst geschieht und nicht diese ganzen hochintelligenten Leute ein ums andere Mal völlig überrascht feststellen, dass ihre Vorstellungen zwar vielleicht einzig richtig, aber TROTZDEM immer noch nicht den anderen Parteien zu vermitteln sind, die für ANDERE Vorstellungen ihre Stimmen bekommen haben. So naiv können die gar nicht sein, dass sie nicht kapieren, wie Demokratie funktioniert.

            • 1G
              10236 (Profil gelöscht)
              @Normalo:

              "...aber TROTZDEM immer noch nicht den anderen Parteien zu vermitteln sind, die für ANDERE Vorstellungen ihre Stimmen bekommen haben."

               

              Die Frage, ob man auf die eigenen Positionen proportional zu den Stimmenanteilen in der möglichen Koalition verzichten sollte, halte ich, gelinde gesagt, für sehr künstlich.

               

              Prinzipiell muss erstmal die grobe Richtung stimmen. Und die stimmt gegenwärtig im ehemals "linken" Lager grundsätzlich nicht. Da ist die sprichwörtliche Mitte, wo man sich treffen soll bisschen weit rechts. Natürlich kann eine Partei die pragmatische Flexibilität der Grünen entwickeln. Dass möchte ich aber für die LINKE nicht hoffen.

              • @10236 (Profil gelöscht):

                Das sei Ihnen unbenommen - und auch der Linkspartei. Es bleibt nur dabei, dass sie - ganz bewusst und nicht etwa naiv - lieber den Rufer in der Wüste, bzw. den vornehmlich SELBSTerklärten Vertreter der Interessen des Volkes gibt, als sich durch entsprechende inhaltliche Annäherung auch mal ein echtes Mandat der Mehrheit dieses Volkes zu holen - sei es in eigenem Namen oder durch die Einigung mit Koalitionspartnern, die die entsprechenden Stimmen mitbringen.

                 

                Davon abgesehen ist der Zusammenhang zwischen Stimmenproporz und dem Anspruch, seine Vorstellungen in einer Koalition durchzusetzen, alles andere als künstlich. Man kann da sicher keine mathematisch genauen Linien ziehen, aber es dürfte offensichtlich sein, dass die Wähler eines größeren Koalitionärs sich recht bald denken würden, dass sie auch genauso gut den kleineren hätten wählen können, wenn der eh dem Rest seinen Stempel aufdrückt. - und dass der große Partner das nach Kräften verhindern wollen wird. Das tut er, indem er unter Verweis auf die stärkere demokratische Legitimation seines Programms darauf besteht, den kleineren Partnern immer merklich weniger entgegen zu kommen als die ihm. Das ist simple Machtmechanik in einem demokratischen Mehrparteiensystem - nur halt schwer zu ertragen, wenn man eigentlich ein solches System tief im Innersten wegen seiner ideologischen Heterogenität ablehnt.

    • @Der Allgäuer:

      Klar doch ! Meine Referenzen: Ich bin noch nie mit Rotwein im Blut durch die Stadt gefahren und habe Migrationshintergrund.

      • @lions:

        Glückwunsch.

        Nach Lage der aktuellen Dinge reicht ihr Migrationshintergrund allein schon aus um als geeigneter Kandidat zu sein um die Anforderungen an einen Bundespräsidenten zu erfüllen

        • @Thomas_Ba_Wü:

          Bei Ihren Beiträgen wünsche ich mir immer, man könnte hier so ein "Augenroll-Emoji" posten.

          Auf dem Weg ins AfD-Forum irgendwie falsch abgebogen?

  • 6G
    628 (Profil gelöscht)

    SPD und Grüne hielten es 2010 für wahnsinnig clever, einen Kandidaten aufzustellen, der ganz offen kundtat, dass er lieber von CDU und FDP nominiert worden wäre. Der SPD von heute ist durchaus zuzutrauen, diese Idiotie noch zu toppen, indem sie einen CDU-Mann wie Lammert mitträgt.

    Wie schwer sich die SPD tut, ein wenig Eigenständigkeit zu zeigen, und einen eigenen Kandidaten aufzustellen, der auch Chancen hat gewählt zu werden (also auch für die Linke akzeptabel ist) spricht Bände.

    Dabei bestände in der erfolgreichen Wahl eines eloquenten Kandidaten (einer eloquenten Kandidatin) mit erkennbarem sozialdemokratischen Profil durchaus eine Chance für die Partei, kurz vor der Bundestagswahl noch mal auf sich aufmerksam zu machen. Und angesichts ihrer Umfragewerte hat sie eigentlich keinen Spielraum, derartige Chancen ungenutzt verstreichen zu lassen.

  • ich waer fuer claudia roth oder jutta ditfurth

    • 3G
      33324 (Profil gelöscht)
      @the real günni:

      Deutschlands Betroffenheitskönigin oder die humorlose Exadelige. Ganz klares Nein für beide.

  • Also ich wäre für Gesine Schwan, ich finde sie nach wie vor klasse, eloquent, klug und welterfahren, und mischt sich gerade noch einmal richtig ein:http://www.zeit.de/2016/22/fluechtling-verteilung-buergermeister-gesine-schwan-maria-joao-rodrigues

     

    Ob sie nach 2 erfolglosen Kandidaturen noch möchte?

    - Käßmann, also irgendwie nein....

    • 6G
      628 (Profil gelöscht)
      @rosa :

      Schwan wäre vermutlich das beste, was derzeit so zu haben ist. Allerdings hat sie es sich ja vor ein paar Jahren völlig unnötigerweise mit den Linken verscherzt.

      Ich denke aber sowieso nicht, dass die Dame noch mal Lust hat.

  • "Hallo? Noch wach, ihr Linken?"

     

    Eine völlig berechtigte Frage.

     

    Die SPD, die Grünen und sogar ein großer Teil der Linken haben sich von dem alternativlosen Merkelismus inzwischen so einlullen lassen, dass man jegliche Hoffnung auf eine wahrhaft linke Politik wohl auf Jahrzehnte begraben muss. Heutzutage würde die Kanzlerin sogar TTIP oder einen wieder verstärkten Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan ganz locker durchs Parlament bringen. Ein Verbinden mit der Vertrauensfrage sowie ein gleichzeitiger Hinweis darauf, dass eine Ablehnung nur die AfD stärken könnte, würde eine mindestens 95%-ige Zustimmung garantieren. Auf dieser oder ähnlicher Klaviatur spielt Merkel seit Jahr und Tag geradezu brillant.

     

    Eigentlich weiß man inzwischen gar nicht mehr, ob eher Lachen oder Weinen angebracht ist: Alle im Parlament vertretenen Parteien lassen sich von Merkel derartig offensichtlich am Nasenring durch die Manege führen, dass wahrlich alles möglich erscheint:, so auch ein Bundespräsident Donald Duck – Hauptsache, die Idee dazu entstammt dem Gehirn der mächtigsten Frau der Welt.

    • @Urmel:

      Das "Einlullen" basiert aber auch darauf, das Frau Merkel einfach erfolgreiche Politik macht, was unter Rot-Grün einfach nicht der Fall war. Warum sollte der Wähler also Rot-Rot-Grün wählen?

       

      weinen oder lachen? Wie wäre es mal mit einfach nur zufrieden zu sein von der besten Regierung seit der Wiedervereinigung regiert zu werden?

      (Wobei das eigentlich die Koalition aus Union und FDP ist)

      • @IL WU:

        Merkel macht also "gute Politik"?

         

        Nun, wenn man das aus der Sicht der obersten Zehntausend betrachtet, ist diese Feststellung wohl korrekt.

        • @Urmel:

          Naja die oberen Zehntausend sind nicht genug um Bundeskanzler zu werden.

          Es finden sehr viele Leute in Deutschland diese Politik gut und werden diese Politik auch noch die nächsten 5 Jahre gut finden.

          • @IL WU:

            Damit haben Sie wohl recht, wenngleich so ein Wählervotum wenig aussagt über die Qualität von Regierungsarbeit.

             

            Sie kennen ja bestimmt den Spruch " „Nur die dümmsten Kälber wählen ihre Schlächter selber“......

  • is ja gut..... ich mach´s

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @lions:

      Dann setzen Sie sich bitte auf die bisher eher dürftige taz-Liste von heute...

    • @lions:

      Auf einer Stufe mit Christian Wulff (der hat das damals bestimmt auch gesagt).

      • @Chutriella:

        Nicht die selbe Stufe. Ich Sturheit halte ich mich für unschlagbar.

  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)

    "Oder dass sie Merkel wieder indirekt zum Erfolg verhelfen, weil sich die Rot-Rot-Grünen von vornherein aufsplitten, ohne mögliche Gemeinsamkeiten auch nur auszuloten?"

     

    Rot-Rot-Grün? Die Konstellation hat es vielleicht mal in einigen Köpfen temporär gegeben. Der Hauptgrund für die Nichtrealisierbarkeit dieser "linken" Koalition ist, dass die LINKE schlecht fürs politische Geschäft ist (Betonung auf "Geschäft").

    • 3G
      33523 (Profil gelöscht)
      @10236 (Profil gelöscht):

      Wenn die LINKE sich als Mitglied einer Regierung genau so verhält wie als Oppositionspartei dann ist sie das in der Tat. Vermutlich bliebe ihr aber auch nichts anderes übrig, wenn sie nicht total das Gesicht verlieren will.

       

      Entsprechend wird es nicht dazu kommen. Es ist vielleicht auch besser so. Regierungsparteien die sich dauernd nur zoffen vernachlässigen darüber ihre Pflichten. Ist bei CDU und CSU grade wieder gut zu erkennen.

      • @33523 (Profil gelöscht):

        eben, diese rot-rot-grüne Misswirtschaft könnte das Land ruinieren!

         

        CDU/CSU/FDP wäre mal wieder an der Zeit.

        • @IL WU:

          Dürfte ich Sie freundlichst fragen: was rauchen Sie so?

          • @Neinjetztnicht:

            eigentlich nur gelegentlich etwas Cannabis, warum?

            • @IL WU:

              Mit Pispers als Profilbild ist mir glaube ich etwas der Sarkasmus Ihres Beitrages entgangen. Verzeihung, kommt nicht wieder vor. :) Wohl bekomms!

    • @10236 (Profil gelöscht):

      Stimmt. Als neue Partei der Besserverdiener werden die Grünen langfristig wohl eher mit der AfD koalieren als mit den Linken.

    • @10236 (Profil gelöscht):

      Oscar wäre da doch noch mit Erfahrung im rot roten Geschäft.