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Ansage der Außenministerin an VerbündeteBravo, Baerbock!

Daniel Bax
Kommentar von Daniel Bax

Die Außenministerin hat recht: Israel und die Türkei gehen in Syrien zu weit. Die Bundesregierung könnte ihrer Forderung mehr Nachdruck verleihen.

Hat Israel als auch die Türkei ermahnt: Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen), deutsche Außenministerin Foto: Fabian Sommer/dpa

M ehr als 350 Angriffe hat die israelische Luftwaffe nach eigenen Angaben seit dem Sturz von Assad auf syrische Militäranlagen in Syrien geflogen. Dabei habe sie bis zu 80 Prozent der militärischen Kapazitäten des Landes zerstört. Chemiewaffen etwa dürften nicht „in falsche Hände“ gelangen, hieß es zur Begründung – als ob sie vorher bei Assad in den richtigen Händen gewesen wären. Die israelische Armee ist zudem auf den Golanhöhen, die sie seit 1967 völkerrechtswidrig besetzt hat, weiter auf syrisches Territorium vorgerückt.

Und die Türkei? Sie hat nach dem Sturz des Diktators Assad ihre Angriffe auf kurdisch kontrollierte Gebiete in Syrien verstärkt, von ihr unterstützte Milizen haben die Stadt Manbidsch eingenommen.

Deshalb war es überfällig, dass Annalena Baerbock jetzt sowohl Israel als auch die Türkei ermahnt hat, die territoriale Integrität Syriens zu achten und mit ihrem militärischen Vorgehen nicht den „innersyrischen Dialogprozess“ zu torpedieren. Damit hebt die deutsche Außenministerin sich von vielen ab, die das israelische und türkische Vorgehen relativieren oder gar gutheißen.

Deutsche Medien hatten die israelischen Angriffe als „Auf­räum­aktion“ und „Vorwärtsverteidigung“ (Spiegel) und „sinnvoll“ (FAZ) „für ein anderes Syrien“ („Tagesschau“) beschönigt. Der SPD-Politiker Michael Roth findet die Angriffe verständlich, sie hätten eine potenzielle Gefahr beseitigt – die Sicherheit der Syrer ist ihm keine Silbe wert. Und CDU-Chef Friedrich Merz sagt, Deutschland müsse jetzt stärker mit der Türkei zusammenarbeiten. Zu den Kurden in Nordsyrien verliert er kein Wort.

Baerbocks „Acht-Punkte-Plan“ für Syrien stellt einen wohltuenden Kontrapunkt zu dieser kollektiven Verantwortungslosigkeit dar. Allerdings müsste die Bundesregierung dafür mehr Druck auf Israel und die Türkei machen. Sie hat in diesem Jahr so viele Waffenexporte an die Türkei genehmigt wie seit fast 20 Jahren nicht mehr, und will auch Israel wieder Waffen liefern – trotz der israelischen Gräuel in Gaza. Zu Frieden in der Region trägt das eindeutig nicht bei.

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Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er wurde 1970 in Blumenau (Brasilien) geboren und ist seit fast 40 Jahren in Berlin zu Hause, hat Publizistik und Islamwissenschaft studiert und viele Länder des Nahen Ostens bereist. Er schreibt über Politik, Kultur und Gesellschaft in Deutschland und anderswo, mit Fokus auf Migrations- und Religionsthemen sowie auf Medien und Meinungsfreiheit. Er ist Mitglied im Vorstand der Neuen deutschen Medienmacher:innen (NdM) und im Beirat von CLAIM – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit. Er hat bisher zwei Bücher veröffentlicht: “Angst ums Abendland” (2015) über antimuslimischen Rassismus und “Die Volksverführer“ (2018) über den Trend zum Rechtspopulismus. Für die taz schreibt er derzeit viel über aktuelle Nahost-Debatten und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW).”
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3 Kommentare

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  • Danke für diesen wichtigen Kommentar.



    Die derzeitige völkerrechtswidrige "präventive" Bombardierung Syriens durch Israel ist ein Freifahrtschein für Erdogans "Präventivschläge" gegen die Kurden und vice versa. Demnächst bombardiert jeder jeden aus "Präventivgründen". Israel und die Türkei meinen über dem Internationalen Recht zu stehen und das selbstgemachte Recht zu haben, auf Syrien, das schon am Boden liegt, noch eintreten zu müssen. Israel und die Türkei bestärken sich gegenseitig in ihrem Vorgehen gegen Syrien und Rojava, nämlich durch das Recht des Stärkeren.

  • Nun denn, wenn die Flucht Assads etwas mit Frieden zu tun hat, und das ist ja sicherlich richtig, dann ist es wohlfeil zu schreiben, dass es nicht zu Frieden in der Region beitrüge wenn man Waffen lieferte. Do h, manchmal schaffen Waffen Frieden.



    Ja gut Frau Baerbock. Die lag in den letzten drei Jahren so oft daneben, daß juckt und kratzt daher sowieso niemanden mehr. Also weiterplaudern oder ermahnen oder sonstwas, mich regt das zunehmend weniger auf. Den Erdo oder Nentanjahu noch weniger.

  • Na klar kann man die Worte von Frau Baerbock jetzt toll finden, doch am Ende sind sie Schall und Rauch, die eher einen innenpolitischen Wahlkampfzweck haben dürften und realpolitisch total sinnlos sind.

    Letzten Endes haben sie überhaupt keinen Einfluss auf die innenpolitische Lage in Syrien.

    Eine direkte Frage an den Autor: In wessen Händen wären die Chemiewaffen aus seiner Sicht den richtig?