Angegriffener Michael Stürzenberger: Im Dauerkampf gegen den Islam
Seit Jahren agitiert der Bayer Michael Stürzenberger gegen den Islam, nun wurde er von einem Messerangreifer schwer verletzt – und will weitermachen.
Es ist diese Aufgabe, der sich der großgewachsene Münchner seit Jahren in Vollzeit widmet und die ihm eine Verfassungsschutzbeobachtung einbrachte: einer Daueragitation gegen den Islam. Mit Kundgebungen zieht er seitdem durchs Land, wettert auf Social-Media-Kanälen über Gewalt und Terror, die der Koran angeblich predige.
Sein Studium der Politik und Geschichte schloss Stürzenberger nicht ab. Stattdessen arbeitete er in München zunächst als Sportreporter oder kurzzeitig als Sprecher der örtlichen CSU. Zwei Ereignisse hätten ihn zu seinem Politaktivismus geführt, erzählte er einst der taz. Die islamistischen Anschläge vom 11. September 2001 in den USA. Und der Tod eines Bekannten, dem damaligen Schatzmeister der Münchner CSU, im Jahr 2008 bei den Anschlägen auf das Taj-Mahal-Hotel in Mumbai.
Danach stellte sich Stürzenberger zunächst mit Anti-Islam-Kundgebungen auf den Marienplatz in München, agitierte atemlos mit Megafon oder Mikro, sammelte Unterschriften gegen ein geplantes Islamzentrum. 2011 trat er aus der CSU aus und wurde zunächst bayerischer Landeschef der damals neu gegründeten und inzwischen längst aufgelösten, islamfeindlichen Kleinstpartei Die Freiheit, später auch deren Bundeschef.
Auftritte bei Pegida oder Hogesa
Daneben nutzte Stürzenberger auch so jede Gelegenheit für seine Agitation: Er sprach bei den Hooligans gegen Salafisten, oder in Dresden bei Pegida, gründete auch einen Münchner Ableger. Auf dem islamfeindlichen Blog Political Incorrect ist er Dauergast, regelmäßig veröffentlicht er Youtube-Videos.
Muslime wollten die westlichen Gesellschaften unterwandern und strebten die Weltherrschaft an, erklärt er dort. Den Islam nennt er eine totalitäre Ideologie, verglich ihn in der Vergangenheit mit dem Nationalsozialismus und den Koran mit Hitlers „Mein Kampf“. Als „Ultima Ratio“ müssten Muslime in Umerziehungslager gesteckt werden. Immer wieder stand Stürzenberger auch vor Gericht: Mal, weil er den Islam mit einem „Krebsgeschwür“ verglich. Mal, weil er meinte, jeder Muslim sei ein potentieller Terrorist.
In der islamistischen Szene ist Stürzenberger schon lange eine Hassfigur – wie auch das Tiktok-Video eines deutschen Islamisten zeigt, der das Attentat bejubelte. Immer wieder kam es auch zu Handgemengen bei seinen Kundgebungen – zu so einer brutalen Tat wie in Mannheim aber noch nicht.
Beobachtung durch den Verfassungsschutz
Der bayerische Verfassungsschutz nahm Stürzenberger schon vor Jahren unter Beobachtung und attestierte ihm eine „islamfeindliche Agitation“. Das Amt wirft ihm vor, eine Abschaffung der Religionsfreiheit für Muslime anzustreben. Diese seien für ihn „Menschen zweiter Klasse“, den Islam assoziiere er generell mit Terrorismus.
Zuletzt war Stürzenberger für den Anti-Islam-Verein Pax Europa unterwegs. Einige hielten ihn selbst dort für zu radikal, warfen ihm Veruntreuung von Geldern vor. Stürzenberger aber ließ sich nicht aufhalten und machte weiter mit seinen Kundgebungen, die er stets ins Internet übertrug – und am Freitag damit auch das Attentat auf ihn in Mannheim. Das Video wurde später gelöscht.
Nach dem Attentat vergleicht sich Stürzenberger nun mit Salman Rushdie oder dem niederländischen Regisseur Theo van Gogh, die wegen ihrer Korankritik von Islamisten attackiert wurden. Und er versicherte noch vom Krankenbett aus, die Kundgebungen würden weitergehen. Natürlich habe ihn die Tat ins Grübeln gebracht, sagt er in einem Video. Und er müsse schauen, wann er selbst wieder aktiv werden könne. Aber man müsse weitermachen – solange, bis die Politik endlich gegen den „politischen Islam“ tätig werde.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin