AfDler relativiert den Holocaust: Impfstoff mit Zyklon B verglichen
Der AfD-Aktivist Stefan Bauer hat in einer KZ-Gedenkstätte die Covid-Impfstoffe mit dem Giftgas Zyklon B verglichen. Jetzt will die AfD ihn loswerden.
![links Zyklon B Kanister in einer Ausstellung im ehemaligen KZ Auschwitz - rechts AfD-Aktivist Stefan Bauer mit Schiebermütze links Zyklon B Kanister in einer Ausstellung im ehemaligen KZ Auschwitz - rechts AfD-Aktivist Stefan Bauer mit Schiebermütze](https://taz.de/picture/4725844/14/AM-stefan-bauer-zyklon-B-1.jpeg)
„Wenn man momentan sieht, wie die Freiheiten von uns Bürgern eingeschränkt werden, dann kann einem schon ganz anders werden“, sagt er in die Kamera. Man hoffe nicht, dass jemand vorhabe, wieder Konzentrationslager einzurichten, „auch nicht für Leute, die die Impfung verweigern oder die sich nicht testen lassen wollen“.
Und als ob das noch nicht genug wäre: „Wir brauchen kein neues Zyklon B, sei es als AstraZeneca oder als Biontech. Nein, das brauchen wir nicht.“ Zyklon B war das Giftgas, das die Nationalsozialisten in den Gaskammern ihrer Konzentrationslager eingesetzt haben, um die Insassen zu ermorden.
Das Video wurde offensichtlich am Wochenende im Außenbereich der Gedenkstätte in Oberösterreich aufgenommen, Bauer teilte es laut AfD-Watch Rosenheim auf seinem Telegram-Kanal.
Was wollte der AfDler in Österreich?
Die Gedenkstätte brachte den Vorfall daraufhin zur Anzeige. Der Autor des Videos ziehe verharmlosende Vergleiche zwischen der nationalsozialistischen Verfolgungs- und Vernichtungspolitik und den Maßnahmen im Zusammenhang mit der Bekämpfung von Covid-19, heißt es auf der Website der Gedenkstätte.
Dort heißt es: „Meinungs- und Redefreiheit sind ein sehr hohes Gut und Eckpfeiler unserer täglichen Arbeit an der KZ-Gedenkstätte Mauthausen. Meinungsfreiheit hört allerdings dort auf, wo die Verbrechen des Nationalsozialismus verharmlost und historisch unhaltbare Vergleiche zum NS-Terrorregime gezogen werden.“
Der österreichischen Zeitung Kurier zufolge ermittelt nun das Landesamt Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung Oberösterreich. Man gehe dabei auch der Frage nach, was Bauer in Österreich zu tun gehabt habe, zitiert die Zeitung einen Polizeisprecher, und ob er auch an einer Demonstration in Wien teilgenommen habe, wie Social-Media-Einträge nahelegten.
In Wien waren am Samstag Tausende Demonstranten, zum Teil aus dem rechtsextremen Spektrum, auf die Straße gegangen. Nach einer Rede von FPÖ-Fraktionschef Herbert Kickl im Prater zogen Hunderte von ihnen durch die Innenstadt, missachteten dabei alle Coronaregeln und traten äußerst aggressiv auf.
Sogar Österreichs Innenminister Karl Nehammer von der ÖVP meldete sich nach Bauers Video zu Wort und nannte den Vergleich von Impfstoff mit dem Gift Zyklon B „widerwärtig und kriminell“. Es sei eine Art von „Geschichtsrevisionismus, die dazu beiträgt, die Verbrechen des Nationalsozialismus zu relativieren und zu verharmlosen“.
Bauer war noch vor einem Jahr bei den Stadtratswahlen in Rosenheim für die AfD angetreten. Der Vorfall vom Wochenende hat nun allerdings Konsequenzen. Wie der stellvertretende Landesvorsitzende Hansjörg Müller der taz bestätigte, wurde in der Nacht zum Dienstag der Beschluss gefasst, ein Parteiausschlussverfahren gegen Bauer einzuleiten.
AfDler aus der Rosenheimer Gegend fallen immer wieder mit Vorfällen und Äußerungen auf, die über das Maß dessen hinausgehen, was man sonst von der rechtsradikalen Partei gewohnt ist: So leugnete im vergangenen Herbst der Priener Gemeinderat und ehemalige Bürgermeisterkandidat Sepp Schuster historische Fakten zum Holocaust. Auch ein Bundespolizist, der wegen Zeigen des Hitlergrußes vor Gericht stand, soll AfD-Mitglied gewesen sein. Und der Rosenheimer AfD-Bürgermeisterkandidat hetzte in einem Video gegen Menschen mit Migrationshintergrund.
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