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Zweischneidige Rolle DeutschlandsMerz, ein Fisch beim Sonnenbad

Susanne Schwarz

Kommentar von

Susanne Schwarz

Friedrich Merz fällt in Belém mit peinlichen bis ahnungslosen Äußerungen auf. Aber immerhin: Es gibt Geld aus Deutschland für den Klimafonds.

Vielleicht hilft hier mal Sonnecreme? Friedrich Merz (CDU) bei der Weltklimakonferenz COP30 in Brasilien am 7.11.2025 Foto: Kay Nietfeld/dpa

E s war nicht anders zu erwarten: Friedrich Merz auf der Weltklimakonferenz, das ist wie ein Fisch beim Sonnenbad. Auf dem Treffen der Staats­che­f*in­nen im Vorfeld des Klimagipfels im brasilianischen Belém hatte der Bundeskanzler von Wettbewerbsfähigkeit und unterirdischer CO2-Speicherung geschwafelt, statt zu versprechen, die Wirtschaft CO2-frei zu machen. Jetzt sorgen auch noch peinliche Äußerungen im Nachgang seines Brasilienbesuchs für internationale Empörung, vor allem im Gastgeberland.

Auf dem Handelskongress in Berlin in der vergangenen Woche sagte der CDU-Politiker, dass die Deutschen „in einem der schönsten Länder der Welt“ leben würden. Das illustrierte er mit einer Anekdote, nach der er Journalist*innen, die ihn auf seiner Belém-Reise begleiteten, gefragt hätte, wer denn gerne dort bleiben wolle. „Da hat keiner die Hand gehoben. Die waren alle froh, dass wir vor allen Dingen von diesem Ort, an dem wir da waren, in der Nacht von Freitag auf Samstag wieder nach Deutschland zurückgekehrt sind.“

Schnell kommt da auch Deutschlands Rolle als CO2-intensives Industrieland zum Tragen: „Es ist schon kurios, dass jemand, der zur globalen Erwärmung beigetragen hat, die Hitze im Amazonasgebiet als seltsam empfindet“, schrieb der Gouverneur des Bundesstaates Pará, Helder Barbalho, im Onlinedienst X. Das sage mehr über den Sprechenden aus als über das Thema seiner Rede.

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Der Klimaschutz-Index der Umwelt-NGO Germanwatch bestätigt das: In dem Länder-Ranking zur Leistung beim Klimaschutz ist Deutschland innerhalb eines Jahres stark abgerutscht – von Platz 16 auf Platz 22.

Gut immerhin, dass Deutschland weiter Hilfsgelder für Klimaschutz und -anpassung in armen Ländern liefert. Umweltminister Carsten Schneider (SPD) hat zum Beispiel am Montag weitere 60 Millionen Euro für den sogenannten Anpassungsfonds angekündigt. Nur: Die angedachten Kürzungen im Entwicklungsetat lassen befürchten, dass Deutschland auch in diesem Feld bald nicht mehr glänzt.

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Susanne Schwarz
Leiterin wirtschaft+umwelt
Jahrgang 1991, leitet das Ressort Wirtschaft + Umwelt und schreibt dort vor allem über die Klimakrise. Hat ansonsten das Online-Magazin klimareporter° mitgegründet.
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28 Kommentare

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  • Jetzt zeigt sich: Der ehemalige Oppositionsführer entlarvt sich als reinen populistischer Sprücheklopfer in einer CDU, in der niemand auf ein Regierungsamt in diesen Zeiten vorbereitet war. Die Parteien, die SPD unter Klingbeil ausdrücklich eingeschlossen, erweisen sich als Sammelbecken von Möchtegernen und Ellenbogenartisten, mit denen Habeck und andere naive Grüne glaubten, nachhaltig Politik machen zu können. Herauskommt eine noch dramatischere Gegenbewegung von rechts und alle wundern sich. Danke, Herr Söder als Nachfolger von F.J.

  • Dem Kanzler fehlt die interkulturelle und kosmopolitische Gelassenheit, mit den Gegebenheiten dieser vielfältigen Welt umzugehen.



    Wenn er etwas sagt, wie jetzt über Belén in Brasilien, geht es schief, weil seine Welt eine andere ist.



    Deshalb sollte er lieber in seiner Geburtsstadt als Bürgermeister tätig sein, statt als Kanzler Deutschlands die Welt zu bereisen.

    • @Okay:

      Landrat. Merz hätte besser seine Anfängerfehler im Amt als Landrat oder Landesminister gemacht statt als Kanzler. Er hat sich immer aufs Reden und seinen Habitus verlassen. Ich sage nicht, dass mensch immer das haben muss, dann hätte sich Merz aber Profi-Personal zulegen müssen, das die Arbeit für ihn macht.



      Wer nur reden will, ist in Bundestag, Talkshows, Gebrauchtwagenvertrieb und vielleicht noch als Bundespräsident besser aufgehoben als im Kanzleramt.

  • "Der Klimaschutz-Index der Umwelt-NGO Germanwatch bestätigt das: In dem Länder-Ranking zur Leistung beim Klimaschutz ist Deutschland innerhalb eines Jahres stark abgerutscht – von Platz 16 auf Platz 22."

    Schaut man sich die Zeitreihe des CCPI für DE an ( ccpi.org/country/deu/ ), dann ist das Abrutschen wohl auch positiv zu beurtrilen.

    Das Tempo in dem der CO2 Ausstoß pro Kopf sich in DE veringert ist nicht schlechter geworden in den letzten 10 Jahren; man meint sogar eine Verbesserung erkennen zu können.

    Demnach - und das ist das Positive an dem "Abrutschen" - haben andere Länder zugelegt bei der CO2 Veringerung.

    • @Rudolf Fissner:

      Sehen wir vielleicht immer beides:: Verbesserung und Verbesserungsbedürfnis. Der CO2-Ausstoß ist _nicht da, wo er sein müsste, wenn wir eine lebenswerte Welt als Ziel ernst nehmen. Von einigen eher kleinen oder ärmeren Ländern abgesehen. Der Pro-Kopf-Wert ist gut zu einem "fairen" Vergleich, doch darf mensch wohl die Lebenszeitverlängerung und die damit einhergehende Mehr-Bevölkerung nicht einfach damit ausklammern, wenn es um die relevante Gesamtmenge CO2 geht.



      Und zugleich machen Sektoren wie Energiegewinnung durchaus auch deutliche Fortschritte, hier wie andernorts.

  • Wenn es so st nichts zu kritteln gibt an DEs Rollesauf dem Klimagipfel, dann hat er dort alles richtig gemacht.

    • @Rudolf Fissner:

      Ach, das haben schon andere getan. Als DE bei der EU wegsackte.

  • Es wundert nicht, dass Altkanzlerin Fr. Merkel von einer nicht unbeträchtlichen Zahl an dt. Wähler zurückgewünscht wird, obwohl sie gar keine Option ist, haben doch ihre Nachfolger offenbar erhebliche Kommunikationsprobleme. Hr. Scholz war der große Schweiger und Vermeider, beantwortete komplexe Fragen schon mal mit einem kompakten "Ja" oder "Nein". Hr. Merz redet, wie ihm das "Mundwerk gewachsen ist" und als geben es kein Morgen. Das eine war tragisch, das andere wird in regelmäßigen, aber bedenklich kurzen Abständen zur Farce. Wenn es das ist, was vom Kanzlerbesuch bei einer nicht unwichtigen internationalen Konferenz bleibt? Du meine Güte...



    Fr. Merkel war kommunikativ handwerklich gediegen und beherrschte im passenden Moment die Fähigkeit, zu reden und gleichzeitig nichts zu sagen. Und hatte noch das, was man mal "Mutterwitz" nannte. Da konnte man wirklich nicht meckern.

  • Was sind Staatschefen?

  • Für diesen Kanzler muss mensch sich einfach nur schämen. Als vergleichbar peinlich und provinziell fällt mir mit Heinrich Lübke nur ein anderer Sauerländer ein.

    • @Flix:

      Mensch Flix: 'man' hängt etymologisch mit englisch 'one' zusammen, hat mit Männern also nichts zu tun.

      • @Kelkin:

        "mensch"? Oder "man"? Oder "one"?



        Das meinen die Sprachwissenschaftler...



        gfds.de/von-man-und-frau/



        , ...und man ist wieder ein Stückchen schlauer.

  • Keine Sauerländer da, woll, sochaar Schwatte, auf di Straaten. Klar, dass das nicht geht.

    Merz ist Kanzler, und die Union würde bei klarem Verstand unter irgendeinem Vorwand doch noch Günther einwechseln, so rasch sie es kann. Wer bei einem der Großthemen in die falsche Richtung rudert, kann das mit Redenschwingen allein nicht kompensieren.

    • @Janix:

      Daniel Günther ?, also Merkl 2.0 ? hassen sie die CDU so dermaßen oder wollen Sie der AfD zum Wahlsieg bei der nächsten BTW verhelfen ?

  • Aber bitte, seien Sie doch nicht so hart. Der Merz hat ja nicht Deutschland, sondern nur das Sauerland gemeint, woll. Das kennt er ja aus seiner Jugend und alles Spätere ist irgendwie nicht haften geblieben.

  • Ich war vor einigen Jahren in Belém und war echt verblüfft. Sowohl die Flusslandschaft als auch die Kultur sind einzigartig. Die kulturelle Nutzung des alten Industriehafens sucht in Deuschland seinesgleichen, zum Beispiel. Die Amazonas-Region ist eine Welt für sich, schade wenn man nicht in der Lage ist, das wahrzunehmen.

    • @janü:

      Toll, dass Sie das alles als so einzigartig empfinden. Und mit der neuen Autobahn quer durch die Amazonas-Region ist Belém ja jetzt auch prima zu erreichen.

  • Einer der teuersten Betriebsausflug Events ever.

    Fast alle Ausrichtungs Städte waren groteske Missverständnisse.

    Belem schlägt aber dem Fass den Boden aus.... wie soll diese Umweltfrevel Sünde Veranstaltung was Gutes tun?

  • Es gibt kein falsches Wetter, nur falsche Kleidung. Merz hätte einfach Boxershorts mit Tennissocken und Birkenstocksandalen zu farbenfrohem indigenen Kopfschmuck über dem glänzenden Schmerbauch tragen sollen. Er hätte Brasilien geliebt - und die Brasilianer ihn. Was er gesagt hätte, wäre dabei völlig egal gewesen.



    Aber wahrscheinlich bekommt jedes Land die Regierung, die es verdient, und wir sind genauso spießig wie unser Kanzler.

    • @hedele:

      Der Wunsch nach inhaltlicher Substanz kommt mir hierzulande auch mal entgegen. Ich fürchte, Merz muss vor allem da nachlegen. Die muntere Rede ist hingegen eins der wenigen Dinge, die er kann. Zu munter zuweilen. Die Auswirkungen des fehlenden Handwerkszeugs und Strategiedenkens sehen wir ja gerade.

    • @hedele:

      Peinlich, einfach nur peinlich, dieser Mr. Burns aus dem Sauerland.



      Aber ich denke, Sie haben recht, die Mehrheit der Deutschen hat sich wohl wirklich so einen Bundeskanzler gewünscht.

  • Es gibt Leute, die sollten besser schweigen. Zu denen gehört Friedrich Merz. Sein bösartiges Geschwätz ist eine Zumutung.

    • @ecox lucius:

      Merzens schlimmster Feind meldet sich in 1 2 3...

    • @ecox lucius:

      Das Problem ist, dass er es noch nicht einmal böse meint. Er plappert einfach drauf los. Immerhin gewährt er uns so einen unverstellten Einblick in die Seele des deutschen Bürgertums.

      • @Libuzzi:

        Ich befürchte, Merz hat sich das pöbelige Auftreten von Trump abgeguckt. Nur mangelt es ihm sogar an der elementaren Einsicht, dass sich der Vertreter einer absteigenden europäischen Regionalmacht gegenüber anderen nicht derartige verbale Ausfälligkeiten erlauben kann, wie sie beim Repräsentanten einer Weltmacht noch irgendwie zähneknirschend "überhört" werden.

  • „von diesem Ort, an dem wir da waren,"



    Was hätte Alexander von Humboldt dazu gesagt? Ich sach mal: „Der Vermessene der Welt" - (frei nach Daniel Kehlmann).



    de.wikipedia.org/w...ermessung_der_Welt

  • Na, was hat ihn denn am "Stadtbild" von Belém gestört - die vielen Ausländer?

    • @Il_Leopardo:

      Nagel getroffen auf Kopf :-)