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Auto rast in Demonstration in MünchenFast 30 Verletzte – Söder und Faeser sprechen von Anschlag

In München ist ein Auto in eine Ver.di-Demonstration gefahren. Die Behörden gehen von einem Anschlag aus, tatverdächtig ist ein afghanischer Flüchtling.

Ein Auto ist am 13. Februar in eine Demonstrationszug gefahren Foto: Christoph Trost/dpa

München taz | In der Münchner Innenstadt ist ein Fahrzeug in eine Ver.di-Demonstration gefahren, mindestens 28 Menschen wurden dabei verletzt, darunter auch Kinder. Die Polizei nahm den Fahrzeugführer am Tatort fest. Bei ihm handelt es sich offenbar um einen afghanischen Flüchtling. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte bei einer Pressekonferenz, die Tat sei „mutmaßlich ein Anschlag“. Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) äußerte sich dahingehend. Bundeskanzler Olaf Scholz (ebenfalls SPD) sagte, der Täter müsse abgeschoben werden.

Der Zwischenfall ereignete sich in der Münchner Innenstadt im Bereich der Kreuzung zwischen Dachauer Straße und Seidlstraße unweit des Münchner Hauptbahnhofs. Fotos vom Tatort zeigten einen demolierten Mini Cooper und zahlreiche Rettungsfahrzeuge. Auch Hubschrauber waren im Einsatz.

Bei dem Tatverdächtigen handelt es sich offenbar um den afghanischen Staatsbürger Farhad N. Er kam 2016 nach Deutschland, sein Asylantrag wurde vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge BAMF aber abgelehnt, zuletzt soll er mit einer Duldung hier gelebt haben. Der Spiegel berichtet, er habe in der Vergangenheit islamistische Posts abgesetzt.

Ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft München bestätigte der taz am Donnerstag, dass die bayerische Zentralstelle für Extremismus und Terrorismus die Ermittlungen übernommen hat. Es gebe „Anhaltspunkte für einen extremistischen Hintergrund“ der Tat. Zu möglichen islamistischen Posts des Verdächtigen äußerte sich der Sprecher nicht.

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Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) äußerte sich am Donnertagnachmittag knapp zu dem Vorfall, den er als „furchtbar“ bezeichnete. Zum Täter sagte er: „Er muss bestraft werden, und er muss das Land verlassen.“ Die Bundesregierung plane weitere Abschiebeflüge nach Afghanistan.

Bundesinnenministerin Faeser hatte schon am frühen Donnerstagnachmittag gesagt: „Jetzt geht es darum, Leben zu retten und alle Hintergründe aufzuklären.“ Der Rechtsstaat müsse Härte zeigen. Dazu, dass der Tatverdächtige aus Afghanistan stammt, sagte Faeser: „Wir haben die Gesetze für die Ausweisung von Gewalttätern und für mehr Abschiebungen massiv verschärft, jetzt müssen sie mit aller Konsequenz durchgesetzt werden.“ Als einziger Staat in Europa schiebe Deutschland nach Afghanistan ab. „Wir werden das weiter tun.“

Bayerns Ministerpräsident Söder stellte den Vorfall in eine Reihe mit ähnlichen vorangegangen Taten in Aschaffenburg und Magdeburg: „Wir können nicht von Anschlag zu Anschlag gehen und Betroffenheit zeigen.“ Und weiter: „Es reicht einfach“. In Magdeburg hatte ein wohl psychisch kranker Staatsbürger Saudi-Arabiens ein Auto in einen Weihnachtsmarkt gelenkt. Sechs Menschen starben, viele andere wurden verletzt. In Aschaffenburg hatte ein Asylbewerber aus Afghanistan ein Kleinkind und einen Erwachsenen erstochen und zwei weitere Personen verletzt. Danach hatte die Union erstmals mit der AfD im Bundestag zusammengearbeitet und in einem Antrag gefordert, gar keine Geflüchteten mehr aufzunehmen.

Die getroffene Menschenmenge in München war ein Demonstrationszug der Gewerkschaft Verdi im Zusammenhang mit einem Warnstreik der Erzieher*innen. Verdi-Vorsitzender Frank Werneke sagte: „Wir sind zutiefst bestürzt und schockiert über den schwerwiegenden Vorfall während eines friedlichen Demonstrationszuges von ver.di-Kolleginnen und Kollegen.“ Er dankte den Sicherheits- und Rettungskräften. Alle weiteren Verdi-Demonstrationen in München wurden am Donnerstag zunächst abgesagt. Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) drückte den Opfern sein Mitgefühl aus.

Der Vorfall wirft Fragen zum Vorgehen der Polizei auf. In München gilt derzeit eine erhöhte Alarmbereitschaft wegen der bis zum Wochenende dauernden Münchner Sicherheitskonferenz, zu der zahlreiche ranghohe Politiker aus aller Welt erwartet werden. Auch die Verdi-Demonstration wurde von mehreren Polizeiwagen begleitet. Dem Täter fuhr offenbar einige Zeit hinter einem Polizeiwagen her. Dann beschleunigte er und fuhr in die Menge.

Dieser Beitrag wird laufend aktualisiert, zuletzt am 13.02.2025 um 15:10 Uhr. d. R.

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1 Kommentar

 / 
  • Scheiße.



    Hoffentlich werden die Verletzten wieder gesund.