Seltene Erden für Militärhilfe: Fiese Erpressung
Trumps Vorstellung, sich die US-Militärhilfe von Kyjiw mit Rohstoffen vergüten zu lassen, ist absurd. Die Ukraine braucht die Ressourcen selbst.
W elches Land, das nach fast drei Jahren Krieg fast am Boden liegt, eignete sich besser für schmutzige Deals und Erpressungsversuche à la Donald Trump. Da eine Friedenslösung weiter nicht in Sicht ist – entgegen oft anders lautender Ankündigungen –, kommt der US-Präsident jetzt mit einer neuen Volte um die Ecke. Im Austausch für militärische Hilfen soll Kyjiw den USA Rohstoffe liefern, wobei die Preise wohl eher Washington diktieren dürfte.
Die Idee, Amerika auch auf diese Art ein Stück weit wieder groß zu machen, dürften auch Putin-Versteher*innen durchschaut haben. Schließlich wussten die spätestens seit 2014 schon, dass der Westen, allen voran die USA, die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine forciert hätten, um sich die begehrten Rohstoffe unter den Nagel zu reißen.
Doch nun zu den Fakten: 70 Prozent der Vorkommen an seltenen Erden befinden sich in Gebieten, die Russland völkerrechtswidrig besetzt hält. Hinzu kommt, dass durch das stete Vordringen russischer Truppen vor allem im Osten der Ukraine weitere Lagerstätten verloren gehen könnten. Aber warum sollte sich ausgerechnet Trump für derlei Petitessen interessieren.
Fakt ist auch: Sollte Kyjiw gezwungen sein, auf den Kuhhandel einzugehen, würden dem Land wichtige Ressourcen für den Wiederaufbau entzogen. Die Einstellung des US-Programms für Entwicklungszusammenarbeit (USAID), das in vielen Bereichen existenzielle Unterstützung leistete, trifft das Land schon jetzt ins Mark. Die Folgen könnten noch weitreichender sein. Sollte Trumps Beispiel Schule machen, könnten sich auch andere Länder ermutigt fühlen, ihre Hilfe für die Ukraine an Bedingungen zu knüpfen.
A propos Wiederaufbau: Schon 2024 wurden die Kosten für die kommenden zehn Jahre auf 486 Milliarden US-Dollar beziffert. Inzwischen dürfte es erheblich mehr sein. Derzeit arbeiten sich die EU-Staaten an Trumps Forderung ab, 5 Prozent des BIP für Verteidigung aufzubringen. Es könnten noch ganz andere Herausforderungen auf sie zukommen. Schöne, neue Welt.
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