Radikalisierung von Elon Musk: Die einzige Sprache, die er versteht

Tesla-Chef Elon Musk wird immer mehr zu einer Gefahr für die Demokratie. Höchste Zeit, ihn an seiner empfindlichsten Stelle zu treffen – seinem Geld.

Foto: David Swanson/reuters

Der reichste Mann der Welt ist ein rassistischer Online-Troll, der sich im Eiltempo radikalisiert. Elon Musk wirkt immer mehr wie ein Bösewicht aus einem James-Bond-Film. Nur dass so eine Figur vermutlich jedem Drehbuchautor um die Ohren gehauen worden wäre: zu überzeichnet, zu klischeehaft, zu unglaubwürdig. Doch es wäre falsch, Musk deswegen zu belächeln. Dafür hat er zu viel Geld, zu viel Macht und zu große Ambitionen.

Musk mischt sich aktiv in den Präsidentschaftswahlkampf in den USA ein, indem er Donald Trump inzwischen offen unterstützt und über dessen Gegner, die Demokraten, glatte Lügen verbreitet. Dass er dem Ex-Präsidenten jetzt auf seiner Plattform eine Bühne bot, ist da nur konsequent.

Musk stellt sich aber auch auf die Seite der rechtsextremen Randalierer in Großbritannien. Weil der britische Premier Keir Starmer darauf besteht, dass das Internet kein rechtsfreier Raum sein darf, greift Musk ihn jetzt persönlich an.

Die Plattform X, ehemals Twitter, ist unter Musk zu einem Fake News Shithole verkommen, seit er sie vor zwei Jahren gekauft und umbenannt hat. Dort ist der Multimilliardär mit fast 195 Millionen Abonnenten einer der Meinungsführer; er postet seine Verschwörungstheorien mittlerweile fast im Minutentakt. Zudem hat er einige der schlimmsten Extremisten, die einst von der Plattform verbannt wurden, auf X zurückgeholt – allen voran Trump, der nach dem Sturm auf das Kapitol gesperrt worden war. Musk hob auch die seit 2018 bestehende Sperre für den britischen Rechtsextremisten Tommy Robinson auf, der jetzt die rassistischen Krawalle in Großbritannien anheizte.

Noch keine ernsthafte Konkurrenz

Musk besitzt offenbar die geistige Reife eines verzogenen Kleinkinds, das nach Aufmerksamkeit giert. Man wünscht sich, jemand würde ihm sein Spielzeug aus der Hand nehmen. „Enteignet Musk!“ wäre die Losung der Stunde. Leider geben das die Gesetze nicht her. Und leider gibt es noch keine brauchbare Alternative zu X. Bluesky und Threads sind bisher keine ernsthafte Konkurrenz. Der Markt regelt das nicht, sondern belohnt Musks Geschäftsmodell, das auf Lügen und Hetze beruht – was der als „Meinungsfreiheit“ feiert.

EU-Kommissar Thierry Breton hatte Musk vor seinem Tête-à-Tête mit Trump gewarnt – er müsse sich an europäische Gesetze halten, wenn X in Europa agiert. Die EU-Kommission ermittelt bereits wegen der Verbreitung von Lügen und Hetze gegen seinen Online-Dienst. Musk drohen Strafen in Millionenhöhe. Nun ist es an der Zeit, Taten folgen zu lassen und Musk an seiner empfindlichsten Stelle zu treffen: seinem Geldbeutel. Das ist die einzige Sprache, die er versteht.

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Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er schreibt über Politik und Popkultur – inbesondere über die deutsche Innen- und Außenpolitik, die Migrations- und Kulturpolitik sowie über Nahost-Debatten und andere Kulturkämpfe, Muslime und andere Minderheiten sowie über die Linkspartei und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW). 2015 erschien sein Buch “Angst ums Abendland” über antimuslimischen Rassismus. 2018 folgte das Buch “Die Volksverführer. Warum Rechtspopulisten so erfolgreich sind.”

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