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Künstliche Intelligenz an HochschulenAdieu, Bachelorarbeit

Livio Koppe
Kommentar von Livio Koppe

Eine österreichische FH schafft wegen KI die Bachelorarbeit in bisheriger Form ab. Gut so, denn es gibt bessere Vorbereitungen auf das Berufsleben.

Ob ich eine gute Arbeit über einen toten Menschen schreiben kann, sagt wenig darüber aus, ob ich ein guter Journalist werde Foto: Image Source/DEEPOL/plainpicture

E ine Wiener Fachhochschule geht mit der Zeit: Bachelorarbeiten in der jetzigen Form sollen künftig zumindest in einem Studienbereich passé sein. Abgeschafft werden sie jedoch nicht ganz. Das verhindert das derzeitige Hochschulgesetz Österreichs. Schade, denn die Frage, wofür es noch Bachelorarbeiten braucht, ist berechtigt.

Vorweg ein Hinweis in eigener Sache: Ich selbst studiere „Journalismus und Medienmanagement“ an besagter Fachhochschule der Wirtschaftskammer Wien. In meinem Studiengang wird sich anders als bei „Management und Entrepreneurship“ nichts ändern. Das stört mich nicht, ich schreibe gerne und die Bachelorarbeit wird mir hoffentlich auch gelingen. Trotzdem zweifle ich daran, welchen Mehrwert es für meine berufliche Zukunft haben wird, wenn ich mich ein Semester lang vorwiegend darauf konzentriere, eine Arbeit über den galizischen Schriftsteller und Autor Joseph Roth zu schreiben. Ob ich eine gute Bachelorarbeit über einen Menschen, der seit 85 Jahren tot ist, schreiben kann, sagt recht wenig darüber aus, ob ich auch ein guter Journalist werde.

Natürlich will ich damit nicht die gesamte wissenschaftliche Praxis infrage stellen. Es gibt viele Bereiche, in denen es von größter Wichtigkeit ist, ebendiese Praxis auch im Zuge einer Bachelorarbeit zu erlernen. Vor allem in Studiengängen, in denen akademische Karrieren häufig angestrebt werden. Jedoch ist es unbestritten, dass ein großer Teil der studierenden Massen eben keine akademische Laufbahn im Sinn hat, sondern sich von ihrem Studium viel eher eine Qualifikation für eine berufliche Zukunft erhofft. Und wer vergleichende Literaturwissenschaft oder alte Geschichte studiert, wird über kurz oder lang auch einen Master und Ph.D. machen müssen, um für Professuren oder Lehrstühle infrage zu kommen.

Nicht nur Eigenleistung

Und dann ist da noch die künstliche Intelligenz. ChatGPT und Gemini heißen die beiden Verantwortlichen für die neuen Entwicklungen, was Bachelorarbeiten angeht. Bereits im Dezember vergangenen Jahres kündigte die Wirtschaftsuniversität Prag an, Bachelorarbeiten aufgrund des immer weiter verbreiteten Einsatzes von KI abzuschaffen. Nun zieht die FH Wien der WKW nach. Studierende des Bereichs „Management and Entrepeneurship“ werden künftig nicht mehr anhand der Bachelorarbeit bewertet, sondern an einer Gruppenpräsentation, in der Forschungsschritte erklärt und diskutiert werden sollen. „Wir wollen den Fokus viel stärker in Richtung Hochschuldiskussion, Hochschulargumentation und auch kritische Auseinandersetzung verschieben“, sagt Studienbereichsleiter Manfred Schieber in einem Beitrag des österreichischen Nachrichtenprogramms „Zeit im Bild“. Der Grund: Viele Arbeiten werden mithilfe von KI erstellt. Das zu beweisen, ist allerdings schwierig.

Das Problem, dass wissenschaftliche Arbeiten in manchen Fällen nicht nur auf Eigenleistungen beruhen, gibt es jedoch schon länger. Abschreiben, Plagiate und Ghostwriter sind nichts Neues. Auf eine Stufe mit künstlicher Intelligenz kann man diese Praktiken aber nicht stellen. Um mit KI gut umgehen zu können, braucht man einige Skills. Diese im Laufe des Studiums zu lehren, wäre vielleicht auch keine schlechte Idee, werden uns ChatGPT und Co. doch wohl noch länger begleiten.

Man könnte sich also zumindest ernsthaft überlegen, in welchen Studienbereichen das Verfassen einer Bachelorarbeit überhaupt Sinn ergibt. Die Zeit, die zum Beispiel eine zukünftige Englischlehrerin damit verbringt, die Zitierpraktik der zuständigen Universität haargenau auswendig zu lernen, könnte auch gut dafür genutzt werden, andere und vielleicht wichtigere Dinge zu lernen.

Bevor Bachelorarbeiten zu einer reinen Formalität ohne Mehrwert für Studierende und Universität verkommen, könnte man sie also auch gleich ersetzen. Es ist Zeit, darüber zu sprechen, wie ein Hochschulbetrieb, der Studierende wirklich auf ihre berufliche Zukunft vorbereitet, aussehen kann. Ob Bachelorarbeiten zwingend Teil eines solchen Hochschulbetriebes sein müssen, bezweifle ich.

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Livio Koppe
Studiert Journalismus & Medienmanagement in Wien.
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49 Kommentare

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  • Ich glaube momentan die Annahme einfach noch nicht, dass eine KI wissenschaftlich schreiben kann. Bin momentan selbst Lehrende in einem geisteswissenschaftlichen Fach, und KI-Arbeiten habe ich, denke ich, schon gesehen, die hatten dann aber auch keinen Inhalt. Die KI kann weder recherchieren noch denken, die kann nur Sprache neu kombinieren. Das kann sie richtig gut, aber das genügt vermutlich in keinem Fach für die Bachelorarbeit (oder für eine Hausarbeit). ChatGPT stellt momentan Behauptungen auf, die entweder langweilig/banal oder einfach unsinnig sind, vertritt die aber im Brustton der Überzeugung und ohne Quellenangaben (die auf wirklich existierende Quellen verweisen würden). Gleich das eigenständige studentische wissenschaftliche Arbeiten abschaffen, weil man vermutet, dass die KI die entsprechenden Texte auch schreiben könnte oder das in Zukunft vielleicht können wird , scheint mir wirklich arg übertrieben. Wenn man aus anderen Gründen schon immer Einwände gegen eine Bachelorarbeit im eigenen Fach hatte, macht die Existenz von KI diese Einwände weder stärker noch schwächer.

    • @stimmeausdemoff:

      Mir geht es ähnlich. Bislang erkenne ich noch jeden Text, der mit KI verfasst ist. KI-Texte sind eher langweilig/banal. Andererseits schrieb ich mit meinen Studenten neulich ein Drehbuch. Thema: Die Heldenreise. Grundlage, Christopher Vogler, 12 Schritte, s. hier: de.wikipedia.org/wiki/Heldenreise/. Da gab es brauchbare Ergebnisse. Mehr zur mephistophelischen Seite der KI, s. hier: www.wrede-partners...r-des-jahres-2023/.

  • "andere und vielleicht wichtigere Dinge zu lernen."



    Frage an Livio Koppe:



    welche anderen und welche wichtigeren Dinge lernen? Und wie findet diese Lernen statt und wie die Erfolgs- oder Leistungskontrolle?



    Abschlussarbeiten wurden ja meist so konzipiert, dass eine Vielfalt von Wissen und Können geprüft wurden.



    So auch in der Ausbildung zu Kranken- und Altenpflege, deren Grundphasen zusammengelegt wurden.



    Was befähigt also für den Beruf? Zu frühe Spezialisierung ist auch von Nachteil.



    An den Unis und FHs gibt es bereits heute v.a. Klausuren, für die auswendig gelernt wird. Für Bachelortexte muss mensch nicht nur auswendig lernen, sondern denken.

  • Genau, einfach das Niveau insgesamt absenken! Egal zu welchem Thema. Kommt sicher dann zu den besten gesellschaftlichen Ergebnissen. Berufsausbildung, braucht kein Mensch. Kurzes anlernen, das reicht. Der Beste, die Beste wird sich durchsetzen im täglichen doing. Würde auch das recruiting vereinfachen sowie den Fachkräftemangel entspannen.



    In manchen Berufen ist das jetzt schon Standard: Da kann man einfach gewählt



    werden. Sitzt dann in Berlin Mitte und verdient nicht so schlecht. Ein Erfolgsmodell!

  • Wenn man sich Mal anschaut wo das her kommt, dann macht es schon Sinn, dass sich die Uni nicht nach den Bedürfnissen der Wirtschaft richtet. Immerhin war es in der Frühen Neuzeit ja so, dass selbst die Kirche selber Testen musste ob die Absolventen denn auch qualifiziert sind. Die Unis haben nie Prüfungen etc. veranstaltet um die Eignung für irgendeinen Beruf zu prüfen. Ich muss sagen, vielleicht sollte man eher grundsätzlich mal überleben wieso denn alles studiert werden muss. Wieso man anstatt ein neues System einzuführen einfach immer mehr Berufe in Studiengänge packt und dann an die Unis schickt. Wieso nicht ein neues System haben? Immerhin ist die Argumentation, man habe ein Recht auf mehr Gehalt, weil man ja studiert habe Quatsch. Immerhin sind viele Studiengänge am Ende nicht qualitativ besser oder anspruchsvoller als eine Ausbildung. Zumal es dann auch dazu führt dass akademische Grade überhaupt keine Aussagekraft mehr haben, wenn einige 10 Hausarbeiten verfasst haben in ihrem Bachelorstudium und andere 'nur' auswendig gelernt haben und Tests geschrieben haben. Ob man am Ende wissenschaftlich Arbeiten kann oder sich wirklich in seinem Thema ist dann doch sehr unterschiedlich zu beurteilen.

    • @curiouscat:

      Ich glaube, sie könnten richtig liegen, am Ende testen die Arbeitgeber dann die Absolventen, wenn das immer mehr zerfällt in wird nicht mehr gemacht und brauchen wir doch eh nicht mehr. Allerdings wird das dann teuer werden. Im Öffentlichen Dienst würde man die Tabellen nach Unten anpassen, die Absolventen würden deutlich weniger verdienen und der Aufstieg wäre dann auch an einem bestimmten Punkt zu Ende.

  • Das Problem der KI lässt sich doch recht einfach lösen, wenn man in die Abschlussarbeit eigene Forschungsergebnisse einbringen muss, wie eine Umfrage zum Beispiel. Die muss dann ausgewertet werden etc.



    Da hilft auch keine KI bei der Erstellung und Durchführung einer Forschung durch bspw. Umfragen, sowohl quantitativ wie auch qualitativ.

    Ich fände es extrem schwierig jemandem einen Akademischen Abschluss zu geben, ohne jemals eine Akademische Leistung erbracht zu haben. Wer das nicht will, der kann den Weg der Ausbildung wählen.



    Wer aber Akademiker sein will muss auch einmal nachweisen eine Akademische Leistung erbringen zu können!

    • @Walterismus:

      Wie wollen Sie z. B. in eine historische oder juristische Arbeit oder auch in der Informatik solche empirischen IRL-Elemente reinbringen? Natürlich sind Themen denkbar, wo sowas mitspielt aber es dürfte doch arg einschränken.

      • @Normalo:

        Nunja bei Juristischen Arbeiten stellt sich die Frage nach KI eigentlich wenig, da hier ja wirklich Recht interpretiert werden muss und angewendet werden muss. Zb eine juristische Problemlösung der Cannabis Legalisierung und Autofahren. Und entsprechendes kann die KI nicht leisten.



        Auch historische Themen können zb mit Befragungen von Historikern geleistet werden Die KI kann das nicht übernehmen.

        In Informatik gibt es da auch viele Möglichkeiten.



        Eine Abschlussarbeit soll ja eben nicht nur reines Wissen rezitieren.

        Es gibt da schon Möglichkeiten Abschlussarbeiten so zu erstellen in allen Bereichen.

        • @Walterismus:

          Wer befragt schon Historiker, wenn die ihre Antworten auf die Fragen längst irgendwo zitierfähig niedergeschrieben haben? Und in Jura ist eine Auslegung in eigener Herrlichkeit eben gerade NICHT wissenschaftlich, wenn sie nicht die Gesamtheit der bereits erfolgten Auslegungen Anderer einbezieht und das auch fein säuberlich dokumentiert. Gleiches gilt für Informatik, wo die KI zusätzlich wahrscheinlich sogar hervorragenden Code produzieren kann.

          Allgemeiner: Der größte Teil einer wissenschaftlichen Arbeit, von Aufsatz bis Habil, ist notwendigerweise reproduktiv: Die Problemstellung und der Stand der Wissenschaft müssen umfassend aufbereitet und mit Referenzen versehen werden. Die Referenzen sind aktuell tatsächlich ein Hauptproblem der mächtigen "Allround-KIs" wie ChatGPT, weil sie ihr "Wissen" zwar nutzen, aber eigentlich auf stochachistischen Algorithmen basierte Textersteller sind. Sie zitieren also nicht sondern reihen Wortpartikel aneinander, die nach ihrem Wissen bestmöglich hintereinander "passen" (kritisch ausgedrückt: plagiieren schamlos, wenn auch nie verbatim). Es sind allerdings wohl schon Add-ons im Kommen, die das korrigieren. Mit denen dürften sie die Kärrnerarbeit also recht schnell und eigenständig erledigen können. Erste Schlüsse ziehen können sie auch schon.

          Was dann kommt, die Kür nach der Pflicht, oder - wie ein Professor von mir es nannte - die "hehren Sphären der Forschung", bedarf natürlich eines eigenen Inputs des selbstdenkenden Menschen, genau wie vorher die Korrektur der Fehler die die (zu echtem Verständnis der Materie unfähige) KI zwangsläufig produziert. Aber das macht von der Gesamtleistung einer nicht-empirischen Forschungsarbeit quantitativ nur einen Bruchteil aus.

          Was dann rauskommt, ist natürlich trotzdem eine wissenschaftliche Leistung, keine Frage. Aber sie hat eine völlig andere Gewichtung und ist daher schwer vergleichbar mit einem "handgemachten" Forschungsergebnis. Wenn also ALLE sowas nutzten, wäre es wieder ok.

        • @Walterismus:

          "... Und entsprechendes kann die KI nicht leisten."

          Da wäre ich mir nicht so sicher, Walter.

  • Das sehe ich anders: die Arbeit soll zeigen, dass man zu wissenschaftlicher Arbeit fähig ist. Sie ist daher nicht zu ersetzen.

    • @Herbert Eisenbeiß:

      Siehe Scheuer, Guttenberg.......

      • @Erfahrungssammler:

        Weil ein paar Leute bescheißen, ändert sich noch lange nichts am Grundsätzlichen.

  • Es war schon immer so, dass nichts von dem was im Studium prüfungsrelevante Kenntnisse war, später ausserhalb einer akademischen Laufbahn gebraucht wurde. Kein Physiker musste je in seinem späteren Job in der Industrie die Schrödingergleichung lösen oder die kovariante Ableitung des Ricci-Tensors berechnen.

    Das einzige was tatsächlich zählt sind das Wissen und die Fertigkeiten, die man sich aneignen musste, um diese Kenntnisse zu erlangen.

    Anstatt die Augen zu verschliessen sollte man besser Kurse über die Verwendung von ChatGPT anbieten und die Prüflinge zwingen mit diesem Werkzeug zu arbeiten ohne dabei in die Fallen dieses Ki genannten Laberprogramms zu tappen.

    ChatGPT ist wie Doping im Radsport. Alle behaupten sie würden es nicht nutzen, aber die Ergebnisse beweisen das Gegenteil.

  • Ich stimme dem Autor zwar zu, frage aber, worüber er hier überhaupt schreibt. Journalismus und Management haben sicher ihre Berechtigung und sind wichtig, aber handelt es sich dabei wirklich um ein Studium an einer Universität? Der Zweck der Bachelorarbeit in einem wissenschaftlichen Fach an einer wissenschaftlichen Hochschule ist der Nachweis der Befähigung zur eigenständigen wissenschaftlichen Arbeit. Das Zusammenschreiben am Ende, das wobei KI helfen könnte, ist der kleinste und unwichtigste Teil dabei.



    Meine Diplomarbeit und die beiden Studienarbeiten -- der heutigen Bachelorarbeit vergleichbar -- hatten drei grundverschiedene Themen. Im Rahmen einer größeren Arbeit, die unterschiedliche Berechnungsverfahren im Strahlenschutz mit deutlich verschiedenem Aufwand vergleichen sollte, habe ich eines dieser Rechenverfahren für die konkrete Vergleichsaufgabe entwickelt. In einer anderen Arbeit habe ich ein Meßgerät eingemessen, geprüft und kalibriert. Es handelte sich um ein Seriengerät von der Stange, das aber in der Forschung an Themen rund um den Fusionsreaktor weit abseits seiner Standardanwendungen eingesetzt werden sollte. Und als Abschluß stand ich ein Jahr am Prüfstand und habe die Funktion und Eigenschaften eines neuartigen Zündsystems für Verbrennungsmotoren untersucht und beschrieben. Eine neue wissenschaftliche Aufgabe selbständig bearbeiten, das kann im Gegensatz zum erneuten Wiederkäuen eines Themas, zu dem vorher etliche andere schon geschrieben haben, keine KI und wird keine können.

    • @Axel Berger:

      "Das Zusammenschreiben am Ende, das wobei KI helfen könnte, ist der kleinste und unwichtigste Teil dabei."

      Da, glaube ich, unterschätzen Sie entweder die Möglichkeiten von KI auch beim Aufbau der Untersuchung, Zusammentragen der wissenschaftlichen Grundlagen, Konzipieren der Darstellung etc., oder Sie sehen die Frage sehr stark im Lichte von wissenschaftlicher Arbeit, die von eigenen technischen/ experimentellen Untersuchungen oder auch grafischen Darstellungen lebt. Was maschinenlesbar verfügbar ist (und das ist z. B. im geistes- oder gesellschaftswissenschaftlichen Bereich fast Alles), kann eine KI auch verarbeiten - eigenständig, richtig getunt auch wissenschaftlich. Füttern und Tunen ist nicht "keine" wissenschaftliche Arbeit, aber weit weniger davon, und die Eigenständigkeit geht auch weitgehend flöten, wenn man sich effektiv nur noch an einem vorgerfertigten Gerüst entlanghangelt.

      • @Normalo:

        Im Deutschen ist fast alles "wissenschaftlich". Im Englischen ist der Bereich der sciences enger gefaßt und stimmt besser mit meiner persönlichen Sicht überein. Ich will vielen Ausbildungen keineswegs den Sinn und Nutzen absprechen, eine wissenschaftliches Studium sind sie damit noch nicht. Inzwischen bewege ich mich in anderen Umfeldern. KI kann vieles lesen, das digitalisiert vorliegt, da haben sie recht. Mittelalterliche Handschriften und antike Tontafeln erstmals digital zu erfassen, das ist der wissenschaftliche Teil dabei und ein schönes Thema für eine Abschlußarbeit, egal als wie langweilig sich der konkrete Text am Ende herausstellen mag.

        • @Axel Berger:

          Mit diesem "strengen ;-)" Wissenschaftsbegriff mögen Sie ja ein gewisses Sprachverständnis und auch die Meinung nicht weniger jener Wissenschaftler widerspiegeln, die sich in den unter diesen Begriff fallenden Fächern tummeln. Aber ganz sicher entspricht das nicht der Realität des Hochschulwesens. Da werden Bachelorarbeiten eben nicht nur in dem elitären Fächerkreis geschrieben, der Ihnen jetzt vorschweben mag.

          Ach übrigens: Einer Disziplin pauschal die Wissenschaftlichkeit abzusprechen, weil man nicht kapiert, wie sie wissenschaftlich betrieben werden kann, wäre dezidiert UNwissenschaftlich.

  • Die Bachelorarbeit soll ein erster Schritt dazu sein, eine wissentschaftliche Arbeit zuverfassen. Ein Thema zu durchdringen, eine wissentschaftliche Diskussion abzubilden, eine eigene These oder eigene Idee gegen anderen Thesen, Ideen und Strukturen abzubilden. Sie ist deutlich unter dem Niveau ehemaliger Magister- und Diplomarbeiten.

    Es gibt Hochschulen und Universitäten, die nicht mehr als 40 Seiten oder 45 Seiten erlauben.

    Die Idee, diesen Abschluss eines Studiums nun zu kassieren, weil die Leute ja sowieso nicht in die Wissenschaft gehen und weil es doch um Wissenschaftlichkeit schon längst nicht mehr geht, halte ich für fatal.

    Das wäre eine Art erweitertes berufsqualifizierendes Abitur und dann müsste man die Gehaltstabellen auch entsprechend anpassen - nach Unten.

    Wenn die Leute nicht mal einen ersten Einblick in Wissenschaftlichkeit erreicht haben, dann gehören sie auf das Niveau von Auszubildenden. Ein Mechatroniker kann z.B. extrem viel, warum soll er denn schlechter eingruppiert werden als ein Absolvent einer TU, der den Bachelor gerade gemacht hat. Aber keine Bachelor-Arbeit geschrieben hat?

    Ich wäre sehr vorsichtig, eine solche Idee, Abschaffung der Bachelor-Arbeit, weiter auszuführen. Am Ende haben wir dann Fachhochschulen, die bessere Volkshochschulen sind und Absolventen kotzen, weil sie keiner mehr wirklich gut bezahlen will.

    Es gibt das Programm Adobe Creator und ich möchte nicht wissen, wie viele Lebensläufe aufgehübscht wurden, . Mit KI geht es jetzt noch weiter, aber wie kann man jungen Menschen helfen, die keine Lust haben zu studieren und die dann mit KI Arbeiten verfassen und die dann einreichen. Und es stimmt, es sind vorher schon viele mittelmäßige Arbeiten vorgelegt worden, wo abgeschrieben wurde oder wo Leute geholfen haben. Aber das kann ja nicht der Maßstab sein.

  • mal ein zwei sachen zu ende denken, vernünftig und formvollendet aufschreiben und nicht abschreiben ist eben 1 lohnenswertes training. mühe allein genügt zwar nicht, fordert jedoch geist und charakter. und dann prokrastiniert es sich so schau beim schreiben. das sollte man:frau:kind erlebt haben.

  • Diesen Vorschlag hätte ich früher auch gebraucht. Sogar noch weitergehende. Dann hätte ich mein Studium vielleicht abgeschlossen. Dabei ist es nicht das auch wissenschaftlich korrekte Schreiben an sich, das mir Probleme bereitete (auch ich schreibe gern und gern exakt), sondern eine als allgemein empfundene Sinnleere.

    Viele andere haben mir das später als Kollegen (Unternehmensberater) bestätigt: von ihrem Studium bräuchten sie gar nichts mehr. Dass das nicht über einen Kamm geschoren werden kann, ist klar, doch dass ein akademischer Beruf auch ohne Diplom ausgeübt werden kann, dafür gibt es neben mir noch zig andere Beispiele. Einer meiner Freunde ist gelernter Bäcker. Jetzt SAP-Berater und richtig gut. Hat nie einen Kurs dazu besucht.

  • Naja, es geht auch darum, Schreiben zu lernen. Halbwegs ordentliche Orthographie, grammatische Sätze, die sinnvoll zusammenhängen, Verständlichkeit. Das sollten Studierende nach Ende ihres Bachelors schon noch irgendwie hinbekommen.

    In vielen Studiengängen (z.B. Psychologie) kommt man inzwischen ganz gut ohne lästiges Schreiben durch die ersten Semester, Multiple-Choice-Prüfungen überall, die Bachelorarbeit sieht dann entsprechend aus.

  • Es ist in jedem Fall spannend.



    Wie die Problematik um die KI ist, davon habe ich kein gutes Bild.

    der Artikel greift aus meiner Sicht aber zu kurz, weil das Problem ist ja nicht die Bachelorarbeit als solche.



    Da hat die Uni primär den Auftrag, den auch das Gymnasium hat, man soll die Befähigung erlernen, um eine akademische Laufbahn einschlagen zu können. Dazu muss man dann beispielsweise richtig zitieren können.

    Zu kurz aber auch deshalb, weil problematisch ist nicht das Verfassen einer Bachelorarbeit, sondern dass es damit einen Studienabschluss gibt, der früher ein Vordiplom (=nix) gewesen ist.



    Ich habe jedenfalls in den Humanwissenschaften 3 Hausarbeiten im Grundstudium verfasst, deren Anforderungen waren mit einer Bachelorarbeit vergleichbar. Und ich weiß, wovon ich spreche, meine Partnerin schreibt gerade ihre in Psychologie.



    Das war notwendig, wie sonst hätte ich es lernen können, eine ordentliche Diplomarbeit zu verfassen.

    Wie gesagt, wie jetzt KI da einfreift, mein Studium war zu speziell, ich glaube auch heute würde das dort keine Rolle spielen, und bei der Psychologie (ich lese Korrektur) ist es völlig undenkbar, eine KI schreiben zu lassen, aber wo das eine Rolle spielt, da ist es sicher ein Problem.



    Hinter dem das Eigentliche verdeckt bleibt, ein bachelor-Abschluss ist ein Jodeldiplom, mit oder ohne Bachelorarbeit.



    Oder wie soll man es sonst auffassen, dass die Ausbldung zum Erzieher länger dauert als die hier genannte zur Englischlehrerin?

    • @Tripler Tobias:

      Warum sollte das in der Psychologie undenkbar sein? Da KI überall drauf zugreifen kann und ziemlich gut Querverweise beherrscht... Ich nutze sie gar nicht, aber ein Freund hat mir letztens gezeigt, wie sie einen Aufsatz schrieb, ihn anschließend wieder im Heinz-Erhard-Stil neu verfasste und diesen dann im wissenschaftlichen Stil mit Zitaten etc. wiederum neu anlegte. Konnte sich sehen lassen.

      • @Trolliver:

        Ich habe selber einen Master in Psychologie und im einleitenden Theorieteil der Masterarbeit wäre KI durchaus hilfreich gewesen. Inwieweit KI statistische Berechnungen durchführen kann, kann ich nicht sagen, aber vermutlich kann sie auch das, und das KI bei einer Bachlor- oder Masterarbeit völlig udenkbar wäre, entspricht nicht annähernd der Realität

        • @Christian29:

          Danke, Christian. Ich bin kein Psychologe, nur sehr interessierter Laie. Doch gerade bei statistischen Berechnungen sollte KI imstande sein, diese durchzuführen. Das ist einfach Mathematik, die sich in Einsen und Nullen darstellen lässt.

          Ich war überrascht über die verschiedenen, sprächlich akkuraten Aufsätze, die mir präsentiert wurden. Dass Einsen und Nullen subtilen Humor hervorbringen können, hätte ich so nicht gedacht.

  • Wer sich im Journalismus versucht und Joseph Roth wie in diesem Beitrag beschreibt, dem ist zur Abrundung des Wissens eine Bachelor-Arbeit sehr wohl angeraten.

    • @NormalNull:

      Ach, die Fakten Stimmen doch... Schriftsteller, seit 85 Jahren tot, galizisch... Eigentlich ostgalizisch, aber so what. Eigentlich ja österreichisch und aus Ostgalizien stammend. Aber vielleicht wird es in der BA-Arbeit alles erst aufgerollt?

      BTW @ alle:

      Auf alle Mutmaßungen hier, die da lauten "ich weiß nicht, ob die KI das auch leisten kann" lautet die Antwort JA! Es ist kaum noch etwas zu finden, was der KI Schwierigkeiten bereitet.

  • Schade, ich habe mit großem Interesse Bachelor-Arbeiten aus den Gebieten gelesen, die nicht meinem eigenen Fachgebiet entsprachen, weil sie oft sehr gut verständlich geschrieben waren.



    Es geht hier auch ein Teil einer traditionellen akademischen Kultur ins Archiv.



    Ein echter Paradigmenwechsel, wie sich die Schreib- und Publikationskultur in Höchstgeschwindigkeit durch Digitalisierung verändern.

  • "Zitierpraktik der zuständigen Universität haargenau auswendig zu lernen"

    Äh, sind bis auf Details klare Standards, siehe vroniplag.

  • Ich möchte gerne wissen, wie man wissenschaftliche Arbeiten mit KI schreibt, da Chatgpt ja keine Quellen liefert.

    • @blutorange:

      Das habe ich mich auch schon gefragt. Oder lässt sich der Prompt doch so gestalten, dass Quellen genannt sind? Andererseits greift die KI nur auf digitale Daten im Internet zurück. Kann mir nicht vorstellen, dass alle Quellen dieser Welt digital vorliegen.

  • Hier zu Lande hat sich der Bachelor ja auch zu einem zusätzlichen Seggregationswerkzeug entwickelt.



    Typisch Deutsch halt.

  • Also ich finde es schade, ohne Hausarbeiten hätte ich mein Studium nicht geschafft. Nicht für jeden sind Hausarbeiten schwieriger als Klausuren, ganz im Gegenteil. Aber an diese Leute wird mal wieder nicht gedacht, sehr schade.

    • @Herr Magnet:

      Bescheidene Frage: handelt(e) es sich um Jura (1.&2.Ex)?

    • @Herr Magnet:

      Ich habe Ihre Antwort zuerst völlig falsch verstanden und dieser gegenteiligen Sicht würde ich zustimmen. Die Physik, die Mathematik und Konstruktionsaufgaben, wie sie in Klausuren zu lösen sind, sind eine Seite, aber die gewonnenen Ergebnisse für die wissenschaftliche Öffentlichkeit verständlich und knapp aber trotzdem vollständig zu Papier zu bringen, das bringt nicht jeder Student der Naturwissenschaften aus der Schule mit. Die eigene Hausarbeit und die Kritik, Korrekturen und Verbesserungsvorschläge daran sind ein wichtiger Teil des Studiums und das Veröffentlichen ein wichtiger Teil der wissenschaftlichen Arbeit. Da ist eine größere Abschlußarbeit, die über die Hausarbeiten hinausgeht, ein wesentlicher Befähigungsnachweis, auch wenn der Bachelor keinen Master oder Diplom darstellt.

    • @Herr Magnet:

      Hätten Sie das auch so gesehen, wenn Ihre eher "klausurtalentierten" Kommilitonen dank elektronischem Helferlein jegliche Defizite im Bereich "Hausarbeit" hätten ausbügeln können, sie aber umgekehrt die Klausuren weiter vollständig selbst hätten schreiben müssen?

    • @Herr Magnet:

      Um Hausarbeiten an sich geht es ja nicht sondern "die Verfassung" (der angehende Journalist meinte wohl das Verfassen) von Bachelorarbeiten insbesondere in seinem Studiengang und was in der Zeit alles Sinnvolles getan werden könnte. Dass Hausarbeiten schwieriger als Klausuren seien, wurde schon gar nicht behauptet. Und zumindest in meiner Universität wurde an Leute mit Prüfungsangst gedacht und denjenigen mit entsprechendem Attest wurden Klausuren unter besonderen Bedingungen geboten. Über manche schriftlichen und mündlichen Prüfungen und Bulimielernen für selbige könnte man nochmal einen derartigen Text verfassen. Noch machen Universitäten uns leider noch nicht zur perfekten Arbeitsdrone für künftige Chefs, aber das lässt sich kaum vermeiden so vielfältig, wie manche Arbeitsfelder sind. Das Bachelor- und Mastersystem zu hinterfragen, ist jedenfalls nicht schlecht. Zu meiner Zeit waren die noch unausgegoren, obwohl der Bologna-Beschluss schon lange zurücklag. Für heutige Studierende hat sich im Vergleich zu mir bereits einiges verändert

  • Mein Studium ist schon länger vorbei, damals redete man noch von Vor-, Diplom und Staatsexamen. Aber für die meisten Kommilitonen war auch da schon der Sinn der entsprechenden Arbeiten einzig und alleine in der Notwendigkeit für den erfolgreich Abschluss gegeben und nicht weiter berufsrelevant. Ich habe mich immer schon gefragt, warum man da nicht alternative Formate findet.

  • Künstliche Intelligenz an Hochschulen ist wichtig, wie sollen viele sonst ihre Examen bestehen?

  • Der Betreuer meiner Bachelorarbeit meinte mal, das sei sowieso nur die Vorbereitung auf die Masterarbeit, wobei ich diese Worte nicht so auf die Goldwaage legen will. Meine Sicht in den Ingenieur*innenwissenschaften ist, die BA und MA bereiten einen auf die Forschung vor. Ob man das überhaupt will mal dahingestellt, aber wenn man sich Akademiker nennen will, sollte ein bisschen Eigenforschung mal drin gewesen sein.



    Ob man jetzt wegen Chat GPT die Abschlussarbeiten ganz abschaffen sollte, weiß ich nicht. In den Prüfstand geht die KI ja noch nicht für dich und bereitet nicht die Probekörber vor usw.



    Dass gerade Geisteswissenschaftler Ghostwriter bezahlen, ist ja kein Geheimnis und bisher wurde auch nicht das System umgeworfen deshalb. Ist das Problem jetzt, dass selbst die armen Schlucker Zugriff auf KI haben und es keinen ehrlichen Dummen mehr gibt? Solange das Resultat der KI nochmal probegelesen wird und etwaiger Bullshit, den die KI verzapft, korrigiert wird, gibt es ja wenigstens eine Eigenleistung dabei.

    • @Paul Anther:

      "Meine Sicht in den Ingenieur*innenwissenschaften ist, die BA und MA bereiten einen auf die Forschung vor."

      Zuallererst zeigen sie mal, dass bzw. ob man in der Lage ist, eigenständig zu arbeiten und die Ergebnisse nicht nur in Zahlen und Zeichnungen zu fassen. Beides Dinge, die im späteren Berufsleben nicht ganz unwichtig sind - auch wenn man keine akademisch Karriere anstrebt. Sondern auch und gerade dann, wenn man mit Kunden / Vorgesetzten / Geschäftsleitung kommunizieren muss - sowohl bei der Aufgabenstellung als auch bei den Ergebnissen.

      Und ob dieses Ziel mit der Arbeit erreicht wurde, lässt sich auch in Zeiten von KI feststellen, wenn die Arbeit nicht nur einfach schriftlich eingereicht wird, sondern auch eine Präsentation oder ein Vortrag mit anschließender Fragerunde Bestandteil ist. Hieß früher meistens 'Diplomvortrag', heute an manchen Institutionen schon bei der Bachelorthesis etwas hochtrabend 'Verteidigung'.

    • @Paul Anther:

      Das klingt echt deprimierend. Wenn ich in ein Auto oder Flugzeug steige, gehe ich davon aus, dass das Unternehmen auch hochqualifizierte Mitarbeiter gewinnen konnte, wo zumindest höhere Postionen durch extrem qualifizierte Fachkräfte besetzt wurden. Und nicht Nieten per KI sich einen Vorteil erarbeiten konnte, um dann etwas beruflich zu machen, was sie nur bruchteilhaft beherrschen. Oder beim Arzt, nehmen wir an, der hat per KI ein paar Laborergebnisse zu einer Dissertation zusammengeführt, hätte man Lust dahin zu gehen?

      • @Andreas_2020:

        Theoretisch ist Jemand, der mit KI-Unterstützung gut ist, auch weiter gut, wenn er auch weiter auf KI zugreifen kann (was zusehends kein limitierender Faktor mehr ist). Auch diese "Krücke" will nämlich richtig und intelligent angewandt sein, damit die Ergebnisse stimmen.

        Was aktuelle KI (noch) nicht können, ist selbst denken. DEN Teil muss also auch ein "ChatGPT-Blender" immer noch für sie übernehmen, zumindest also verstehen, was die KI da schreibt, erkennen, wenn sie Mist schreibt, und den Ball aufnehmen, wenn Transferleistungen oder Kreativität gefragt sind, die sie schlicht nicht bringt. Sonst fällt das Ergebnis im Zweifel qualitativ gegenüber einer echten wissenschaftlichen Eigenarbeit deutlich ab.

        Nun ist wissenschaftliche Arbeit eben mehr als nur Fachkenntnis und Denkvermögen. Fleiß, Sorgfalt, Selbstorganisation, und Vermittlungsfähigkeit z. B. gehören eigentlich auch dazu, und da kann die KI Einiges ausbügeln bzw. unnötig machen. Aber wenn man immer nur einen Klick von der KI weg ist und einmal gelernt hat, wie man sie das all richtig machen lässt, ist man im ERGEBNIS Jemandem gleichwertig, der das auch ohne KI schafft. Einen Mathematiker wird man ja heutzutage auch nicht daran messen, wie schnell und fehlerlos er einen Abakus bedienen kann...

  • Im Zuge meiner Studienarbeit quäle ich mich momentan auch durch verschiedene Artikel, Statistiken und Paper. Zitieren ist auch eine Qual, aber es gibt meist Richtlinien.

    Wenn ich dann gelegentlich auf journalistische Texte stoße, mir die Paper und Statistiken anschaue auf welche sich die Artikel berufen, dann beschleicht mich das Gefühl dass sie entweder nicht gelesen oder verstanden worden sind. Teilweise schreiben die Wissenschaftler selbst in der Zusammenfassung, dass die Methode nicht geeignet war, es aber Hinweise gibt dass der betreffende Fall so sein könnte und weiter untersucht werden muss.



    Davon liest man dann nichts, auf einmal sind das Fakten und die werden munter gestreut.

    Diesbezüglich hätte ich eigentlich erwartet, dass das kritische Auseinandersetzen mit einem Thema, Recherche, wissenschaftliche Arbeiten usw. durchaus relevant ist im Journalismus. Kann aber auch sein, dass hierzu schon genug im Studium gemacht wird.

    Meine erste Arbeit habe ich im Maschinenbau geschrieben, jetzt in der Pädagogik. Ich werde sicherlich keine Universitäre Laufbahn einschlagen, aber tendenziell finde ich es nicht unbedingt schädlich, wenn Menschen die sich anschließend Akademiker nennen wollen, einmal eine etwas größere wissenschaftliche Arbeit geschrieben haben und so einen Einblick gewinnen. Wirklich groß und umfassend sind die meisten Bachelorarbeiten ja auch nicht.

    Desweitern müssen auch Menschen in einer ganz normalen Ausbildung eine Abschlussprüfung absolvieren, bei dem auch Wissen abgefragt wird welches sie wahrscheinlich nicht mehr benötigen. Die meisten von denen dürften sogar mehr Lebenszeit in ihre Ausbildung stecken als die meisten Bachelorabsolventen ;)

    Wenn man bei jedem Menschen von Anfang an wüsste was er später genau braucht, würden wir uns vieles ersparen. So aber lernen wir manches was nicht von nöten zu sein scheint, aber uns vllt doch den Zugang zu etwas ermöglicht was wir nie erwartet hätten.

    • @Hitchhiker:

      Das Problem ist halt, dass die Überprüfbarkeit und Fairness der Benotung abhanden kommt, wenn die Studierenden die Wahl haben, ob sie so eine Arbeit selbst schreiben oder nur die KI füttern und dann deren Text korrekturlesen. Auch letzteres - wenn gut gemacht - kann ein Leistungsnachweis sein. Es fragt sich nur, wie man den mit dem klassisch selbst konstruierten und durchdachten "akademischen Gesellenstück" adäquat vergleicht, vor allem wenn nicht dransteht, was von beidem der Korrektor da gerade liest. Außerdem ist natürlich ein eher handgreifliches Fach besser geeignet, über nicht-schriftliche Prüfungselemente die KI-getunte Spreu vom Weizen zu trennen.

      • @Normalo:

        Mir ging es in erster Linie über die Sinnhaftigkeit von Bachelorarbeiten, da der Autor diese hauptsächlich nur sieht, wenn jemand eine akademische Laufbahn einschlagen möchte.

        Was die Benotung betrifft haben Sie natürlich Recht. Vllt einfach eine harte tiefgehende mündliche Prüfung über die geschriebene Arbeit. Ich glaube das würden viele Studenten noch mehr hassen als das Schreiben. ;)



        Man merkt, ob jemand eine Materie durchdrungen hat oder nicht. Auf der anderen Seite habe ich auch ein paar Studenten geprüft, bei denen ich nicht sicher wäre ob sie nur ansatzweise das emotional durchhalten würden.



        Das wäre zumindest eine Möglichkeit rauszufinden, ob sich der Student intensiv mit der Thematik beschäftigt hat. Darum geht es ja auch. Für und wider darlegen, Ergebnisse analysieren, Probleme aufzudecken,usw. Rein die Buchstaben sind wertlos als Leistung.

    • @Hitchhiker:

      Guter Punkt. Wobei ich den Ansatz, die Leistungen mit Aufgaben zu messen, die eine KI nicht hinbekommen kann schon auch gut finde. Es sollte wohl beides genutzt werden.