Klimaproteste in Lützerath: Pinky und Brain verlassen Tunnel
Zwei Aktivisten haben in einem Tunnel unter Lützerath das Ende der Räumung hinausgezögert. Am Montag kamen sie zu Tage – freiwillig.
Viele Aktivist:innen der Klimabewegung feierten die beiden als Helden. „Hammer Aktion“, „Helden für 2023“ oder „erholt euch gut“ kommentierten sie etwa unter dem Aktionsticker der Vereinigung „Lützi lebt“ auf Twitter. Hunderte bedankten sich für den Einsatz und Mut der beiden Aktivisten Pinky und Brain.
Die Polizei hatte schon am Sonntag die Räumung für beendet erklärt und die Verantwortung für die Tunnelräumung an RWE übergeben. Da hieß es noch, dass völlig unklar sei, wann die beiden letzten Aktivisten aus dem Tunnel geholt werden können.
Grüne Henneberger habe vermittelt
Eine Sprecherin von „Lützi lebt“ sagte am Wochenende noch dem Spiegel, dass die Aktivisten wohlauf sind. Sie seien noch mit Essen und Trinken für mehrere Tage versorgt, um weiter in dem Tunnel auszuharren.
Auf einem am Montag veröffentlichten Video ist zu sehen, wie Pinky und Brain vermummt und mit einem Plastikblumenstrauß aus dem Haus kommen, in dem sich der Tunneleingang befindet. Sie gehen entschlossen, aber ein wenig desorientiert, inspizieren die Sauerstoffgeräte, die die Feuerwehr wegen ihnen aufgebaut hat. Gegenüber der Presse haben sich die beiden noch nicht geäußert. Die Aktivist:innen von „Lützi lebt“ bestätigten aber, dass die beiden gesund sind.
Was die beiden Aktivisten dazu bewegt hat, den Tunnel zu verlassen, bleibt zunächst noch unklar. Die Grünen-Politikerin Kathrin Henneberger habe zwischen RWE und den Aktivisten vermittelt, sagte ein Sprecher der Initiative „Alle Dörfer bleiben“.
Der Energiekonzern RWE bezeichnete den Einsatz unterdessen als „Rettung“ und soll zunächst die Grubenwehr beauftragt haben, die Aktivisten aus dem Tunnel zu holen. Diese lehnte aber mit Verweis auf die Sicherheitsrisiken ab. Dann soll RWE eine Firma in der Schweiz beauftragt haben. Ein Team soll bereits am Wochenende in Lützerath eingetroffen sein. Laut einem Polizeisprecher habe RWE auch versucht, die Aktivisten mit einem Verzicht auf Strafanzeige aus dem Tunnel zu locken.
Weitere Blockaden in der Nähe des geräumten Dorfes
Bis zuletzt hatte sich das Vorhaben, die beiden aus dem Tunnel zu holen, als schwierig erwiesen. Über Schläuche gelangte Sauerstoff in den Tunnel. Die Polizei habe versucht, über die Schläuche Kontakt aufzunehmen. Ein Video, das vergangenen Donnerstag veröffentlicht wurde, zeigt die beiden in einer kleinen Kammer im Tunnel. Zu sehen ist auch ein Betonblock, an dem sie sich bei einer Räumung festketten könnten.
Am Donnerstagabend versuchte das Technische Hilfswerk, die Aktivisten aus dem Tunnel zu holen, beendete den Einsatz aber noch in der Nacht. Von den Aktivisten war es das erklärte Ziel, die Räumung so lange wie möglich hinauszuzögern. Es dauere länger, einen Tunnel zu räumen als Baumhäuser, sagten sie in dem Video. Die ersten Tunnelaktionen hätte es bei Protesten in Großbritannien in den 1990ern gegeben. Damals versuchten die Aktivist:innen, den Straßenbau zu blockieren.
Obwohl die Räumung offiziell für beendet erklärt wurde, gingen die Aktionen am Montag laut Initiativen vor Ort weiter. Die Tagebau-Einfahrt bei Jackerath wurde kurzzeitig von Aktivist:innen blockiert. Das sei die wichtigste Zufahrt der Polizei nach Lützerath. Zudem besetzten fünf Aktivist:innen am Montagmorgen einen Kohlebagger von RWE im Tagebau Hambach. Sie kletterten auf den 50 Meter hohen Bagger und ketteten sich oben fest. Der Tagebau ist etwa 20 Kilometer von dem Weiler Lützerath entfernt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen