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Klimaaktivismus in LützerathProteste gehen weiter

Seit Montag ist das Dorf Lützerath geräumt. Ein breites Aktionsbündnis demonstriert auch am Dienstag dezentral weiter gegen den Energiekonzern RWE.

Greta Thunberg und andere Ak­ti­vis­t:in­nen bei einer Protestaktion am Tagebau Garzweiler II am 17. Januar Foto: Federico Gambarini/dpa

Berlin taz/dpa | Die Proteste rund um Lützerath gehen weiter: Mit mindestens sieben Aktionen an verschiedenen Orten führte das Bündnis Lützerath Unräumbar am Dienstag den Kampf gegen den Energiekonzern RWE und die Klimapolitik der nordrhein-westfälischen Landesregierung fort. Zu dem Bündnis gehören neben Gruppen von Ende Gelände und Fridays For Future zwölf weitere Initiativen.

Bereits am Morgen meldete Lützerath Unräumbar, dass rund 40 Ak­ti­vis­t:in­nen etwa 30 Kilometer südlich von Lützerath in den RWE-Tagebau Inden eingedrungen seien. Dort hielten sie bis zum Nachmittag einen Kohlebagger und Förderbänder besetzt, der Betrieb sei erfolgreich blockiert worden. Ein RWE-Sprecher bestätigte die Besetzung.

Östlich von Lützerath saßen ebenfalls seit den frühen Morgenstunden 120 weitere Ak­ti­vis­t:in­nen auf den Zufahrtsschienen zum Kohlekraftwerk Neurath. Eine Sprecherin von Ende Gelände sagte: „Sie verhindern, dass Kohle aus Garzweiler hierhin gelangt“ – das ist der Tagebau, für dessen Erweiterung Lützerath abgerissen wird. Am Mittag twitterte Ende Gelände, die Polizei habe mit der Räumung begonnen, die Zufahrt sei jedoch weiter blockiert. Bilder zeigen, wie Po­li­zis­t:in­nen geräumte Ak­ti­vis­t:in­nen in einen Zug bringen, auf dem das RWE-Logo prangt.

Außerdem blockierte eine Ak­ti­vis­t:in­nen­grup­pe sitzend die nördliche Zufahrt zum Tagebau Garzweiler. Auf der südlichen Zufahrt zur Grube klebten sich Mitglieder der Gruppe Die Letzte Generation fest. Das Aktionsbündnis Lützerath Unräumbar teilte Dienstagnachmittag mit, dass sich an beiden Stellen LKW von RWE stauten. Die Polizei habe die Sitzblockade im Norden eingekesselt.

Proteste auch in Düsseldorf und Berlin

Gleichzeitig protestierten Wis­sen­schaft­le­r:in­nen von Scientist Rebellion vor der NRW-Landesvertretung in Berlin. Und am NRW-Innenministerium in Düsseldorf demonstrierten rund 15 Menschen, drei Ak­ti­vis­t:in­nen der Gruppe Extinction Rebellion klebten sich an der Eingangstür des Gebäudes fest.

In Keyenberg nahe Lützerath fand bereits um 10 Uhr eine angemeldete Demonstration mit mehreren Hundert Teilnehmenden statt. Nach Angaben von Lützerath Unräumbar brachen rund 400 Menschen in Richtung Lützerath aus dem Demozug aus. Die Polizei habe die meisten Ak­ti­vis­t:in­nen auf Pferden, teils gewaltsam und unter Einsatz von Pfefferspray zurückgedrängt, meldete das Aktionsbündnis am Nachmittag – eine kleine Gruppe sei in den Tagebau Garzweiler gelangt und dort von Po­li­zis­t:in­nen eingekesselt worden.

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4 Kommentare

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  • "...In den meisten europäischen Ländern gibt es eine Kennzeichnungspflicht für Polizisten..."

    Diese Kennzeichnungspflicht gilt übrigens auch für Polizistinnen.

  • "... ist mir dieses Zögern in Deutschland ein echtes Rätsel, gerade dann wenn in besagten Ländern die Grünen mit an der Macht sind....."

    Und Sie meinen, die Grünen wären diejenigen, die Politik verändern würden.



    Seien Sie nicht enttäuscht. Die B90/Grünen sind es nicht.

  • Mein Respekt für diese Leute! Und ein Foto, das sehr gut die Diversität der Protestierenden zeigt.

    • @Anidni :

      Leider sieht man nicht die Diversität bei den Beamten der Bundespolizei.

      In den meisten europäischen Ländern gibt es eine Kennzeichnungspflicht für Polizisten. Nicht so aber in Deutschland für die Bundespolizei und keine Kennzeichnungspflicht existiert in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen, Saarland, Sachsen.

      Wer ist nochmals Ministerpräsident in Baden-Württemberg? Von welcher Partei? Seit wann?

      Sehr interessant: Erste Kennzeichnungen sind aus Berlin 1848 überliefert, die Anfang des 20. Jahrhunderts aufgegeben wurde.

      Und die Die deutsche Sektion von Amnesty International fordert aktuell eine allgemeine Kennzeichnungspflicht in der Kampagne Mehr Verantwortung bei der Polizei.

      Da ich beim besten Willen keinerlei Nachteile für solche Beamte erkennen kann, die sich gesetzestreu und regelkonform verhalten ist mir dieses Zögern in Deutschland ein echtes Rätsel, gerade dann wenn in besagten Ländern die Grünen mit an der Macht sind.