Russlands Zündelei in Transnistrien: Eskalation mit Ansage

Durch Anschläge im russlandfreundlichen Transnistrien will Moskau die Republik Moldau destabilisieren. Europa sollte vorbereitet sein.

Die Regierungschefin von Moldau steht vor zwei Flaggen

Natalia Gavrilita ist die Premierministerin der Republik Moldau Foto: dpa

Während in einigen EU-Staaten die erhitzten Debatten über Waffenlieferungen an Kiew kein Ende nehmen wollen, werden im Ukraine-Krieg neue Fakten geschaffen, nach dem Motto: Nächster Halt Transnistrien. In dem von der Republik Moldau abtrünnigen und von Russland kontrollierten Landstrich am linken Dnjestr-Ufer herrscht seit einer Serie von Explosionen in dieser Woche die Terrorwarnstufe „Rot“.

Diese Eskalation, die ein Ausgreifen des russischen Vernichtungskrieges auf ein weiteres Land in Europa ankündigen könnte, ist eine mit Ansage, und zwar aus Moskau. Unlängst umriss ein russischer General kurz und knapp die nächste Phase der „Spezialoperation“: Nach dem gesamten Donbass ist die Südukraine an der Reihe und schließlich Transnistrien. Schließlich müsse auch dort die bedrohte russischsprachige Bevölkerung geschützt werden. Das Moskauer Außenministerium ließ verlauten, es gelte ein Szenario zu verhindern, das Russland dazu zwinge, zu intervenieren.

Noch Fragen? Eben. Da ist es wieder, das Gespenst des angeblichen Genozids an den „Rus*innen im nahen Ausland“, in dessen Namen zehntausende Zi­vi­lis­t*in­nen in der Ukraine gequält, entführt oder einfach abgeschlachtet werden.

Warum Moskau jetzt auch Transnistrien ins grausame Spiel bringt, liegt auf der Hand. Immerhin sind dort rund 2.000 russische Soldaten stationiert, die in dem aktuellen verlustreichen Ukraine-Feldzug als Kanonenfutter höchst willkommen sind. Doch mindestens genauso wichtig ist eine politische Destabilisierung der Republik Moldau, die, ob einer dezidiert westlich ausgerichteten Führung, dem Kreml immer mehr zu entgleiten droht. Ohnehin ist das ärmste Land Europas, das mit der Aufnahme tausender ukrainischer Geflüchteter Unglaubliches geleistet hat, schon jetzt in einer prekären Position. Warum nicht also auch unter der bislang Russland freundlich gesinnten Bevölkerung zündeln, wenn es denn der Wahrheitsfindung über den wirklichen Aggressor in diesem Krieg dient?

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Um es gleich vorwegzunehmen: Sollte der Ernstfall eintreten, hat Chisinau Russland militärisch nicht das Geringste entgegenzusetzen. Ergo: Europa sollte vorbereitet sein. Doch dafür werden blumige Soldaritätsbekundungen und das Prinzip Hoffnung wohl kaum reichen.

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Geboren 1964, ist seit 1995 Osteuropa-Redakteurin der taz und seit 2011 eine der beiden Chefs der Auslandsredaktion. Sie hat Slawistik und Politikwissenschaft in Hamburg, Paris und St. Petersburg sowie Medien und interkulturelle Kommunikation in Frankfurt/Oder und Sofia studiert. Sie schreibt hin und wieder für das Journal von amnesty international. Bislang meidet sie Facebook und Twitter und weiß auch warum.

Wir alle wollen angesichts dessen, was mit der Ukraine derzeit geschieht, nicht tatenlos zusehen. Doch wie soll mensch von Deutschland aus helfen? Unsere Ukraine-Soli-Liste bietet Ihnen einige Ansätze fürs eigene Aktivwerden.

▶ Die Liste finden Sie unter taz.de/ukrainesoli

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