piwik no script img

Aufrüstung der BundeswehrWelche Waffen sollen es sein?

Mittels eines Sondervermögens soll die Bundeswehr erheblich besser ausgerüstet werden. Zehn Punkte von einer langen Einkaufsliste.

Kann Deutschland nicht flächendeckend schützen: ein „Arrow 3“-Abfangsystem für ballistische Raketen Foto: Amir Cohen/reuters

Die Union pokert noch um die Details, die Ampel ist aber entschlossen: Durch eine Grundgesetzänderung will sie ein Sondervermögen für die Bundeswehr schaffen und Kredite in Höhe von 100 Milliarden Euro aufnehmen. Dem zugehörigen Gesetzesentwurf zufolge soll das Geld in „bedeutsame und insbesondere komplexe Ausrüstungsvorhaben“ fließen. Dazu kommen die Mittel aus dem jährlichen Verteidigungshaushalt, der auf über 50 Milliarden Euro im Jahr steigt. Allein 2021 sind über 12 Milliarden Euro davon für Beschaffungen sowie die Entwicklung neuer Waffen und Ausrüstungsgegenstände vorgesehen.

Ein stolzes Budget. Was dafür auf der Einkaufsliste steht? Einige Projekte sind schon im Haushaltsentwurf für dieses Jahr vorgesehen, die Gespräche über alle weiteren Projekte laufen noch. Hier sind erst mal zehn davon.

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

1. Über den Iron Dome wurde in den vergangenen Tagen viel gesprochen. Anne Will fragte in ihrer Talkshow den Bundeskanzler nach dem israelischen Raketenabwehrsystem, Scholz schloss nichts aus. Ein Iron-Dome-System besteht aus einem Radar (das angreifende Raketen im Anflug identifiziert), einer Kontrollstation (die den Einschlagpunkt berechnet) und Abwehrraketen (die von Lkw-Ladeflächen aus starten und anfliegende Raketen in der Luft vernichten).

Dass sich Deutschland am Ende tatsächlich einen Iron Dome anschafft, ist allerdings unwahrscheinlich. Das System ist gut geeignet für die Verteidigung eines kleinen Landes gegen kleine Raketen aus kurzer Entfernung, im Falle Israels vor allem aus dem Gazastreifen. In Deutschland geht die Gefahr von größeren Raketen aus größerer Entfernung aus, sprich: aus Russland. Die Verteidigungsfähigkeiten dagegen sind im Moment gering. Von ihrem Flugabwehrsystem Patriot besitzt die Bundeswehr nur zwölf Staffeln mit jeweils bis zu acht Abschussgeräten (früher waren es schon mal 36 Staffeln) und hat dafür verhältnismäßig wenige Raketen auf Vorrat. Einzelne Orte könnten damit für einen überschaubaren Zeitraum gegen Angriffe geschützt werden, mehr nicht. Raketen, in sehr großer Höhe (bis zu 100 Kilometer) liegen außerdem außerhalb der Reichweite.

Dafür kämen eher Systeme wie das israelische Arrow 3 infrage, das in dieser Woche ebenfalls im Gespräch war. Allerdings: Flächendeckend könnte Deutschland auch damit nicht geschützt werden – oder zumindest nur beim Kauf einer sehr hohen Stückzahl. Die 2 Milliarden Euro Anschaffungskosten, von denen die Bild schrieb, würden dafür nicht ausreichen. Perfekten Schutz bietet ohnehin kein System; erfolgt ein Angriff mit vielen Raketen gleichzeitig, kommen fast immer welche durch. Und am Ende wird es hier vielleicht nicht um eine nationale Entscheidung gehen, sondern um eine länderübergreifende zum Schutz des ganzen Nato-Gebiets.

2. Schon viel weiter ist man beim Kauf neuer Transporthubschrauber. Der aktuelle Haushaltsentwurf sieht vor, dafür bis zum Ende des Jahrzehnts rund 5 Milliarden Euro zu reservieren. Die neuen Hubschrauber sollen den CH-53 ersetzen – das bisherige Modell der Bundeswehr, das aus den 1970er Jahren stammt und so oft ausfällt wie kein anderes Fluggerät der Luftwaffe. Wenn er mal fliegt, kann er bis zu 36 Sol­da­t*in­nen oder Lasten bis zu 7 Tonnen transportieren. Benötigt werden solche Hubschrauber in diversen Kriegsszenarien, eingesetzt wird der CH-53 aber auch bei Katastrophen wie Hochwasser. Ein Vergabeverfahren für das Nachfolgemodell lief eigentlich schon längst, wegen vieler deutscher Sonderwünsche wurden die Angebote aber zu teuer. Vor anderthalb Jahren stoppte das Verteidigungsministerium schließlich den Prozess. Stattdessen kommt jetzt wohl ein Standardmodell ohne Sonderwünsche, zwei US-Hersteller sind dafür im Rennen.

3. Die Korvette K130 ist ein Kriegsschiff mittlerer Größe. Im Auftrag der UN kontrolliert die Marine damit das Waffenembargo gegen den Libanon, im Verbund mit der Nato patrouillieren die Korvetten durch Nord- und Ostsee – derzeit verstärkt. Fünf Stück wurden in den Nullerjahren bestellt und zunächst mit großen Mängeln geliefert, fünf weitere sind derzeit für 2 Milliarden Euro in Herstellung. Noch mal fünf weitere könnten jetzt folgen und die erste Fuhre ersetzen, die offenbar schon großen Überholungsbedarf hat.

4. Besonders teuer könnte die Beschaffung neuer Munition werden: In einer Wunschliste des Verteidigungsministeriums aus dem Herbst waren 20 Milliarden Euro vorgesehen, um langfristig über alle Waffengattungen hinweg die Vorräte aufzufüllen. Für den Kriegsfall sollten die Reserven 30 Tage ausreichen, heißt es oft. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums gibt es diesen starren Richtwert aber nicht mehr. Stattdessen werde für jedes Waffensystem der Vorrat individuell auf Grundlage von Nato-Vorgaben berechnet – und die seien vertraulich.

5. Probleme mit der persönlichen Ausrüstung der Sol­da­t*in­nen wurden in den letzten Jahren zum Teil gelöst. Die alten Kampfstiefel zum Beispiel, die beim Marschieren oft Blasen verursacht haben, sind seit 2021 passé. Die Wehrbeauftragte des Bundestags, Eva Högl, verzeichnet in ihrem Jahresbericht auch Fortschritte bei Schutzwesten und bei der Kälteschutzkleidung für Gebirgsjäger. Anderswo fehlten aber weiterhin Ausrüstungsgegenstände wie warme und trockene Kleidung – und die vorhandenen Regenjacken sind unbeliebt, weil Taschen fehlen und das Material veraltet ist. Dieses Problem wird allerdings nicht primär durch die Einführung des Sondervermögens gelöst werden. Die Kosten für neue Klamotten sind im Vergleich zu Jets, Panzern und Raketen schließlich überschaubar. „Das Problem liegt auch im Beschaffungssystem, nicht nur am Geld“, sagte Högl bei der Vorstellung ihres Berichts.

6. Der Marder gehört zu den Oldtimern der Bundeswehr, verwendet wird er seit 1971. Als Schützenpanzer ist er dafür gedacht, Infanteristen geschützt ins Gefecht zu transportieren und ihnen dort mit seiner Kanone Feuerunterstützung zu geben.

Zur Hälfte ist der Marder mittlerweile durch den neuen Schützenpanzer Puma ersetzt, die verbliebenen 382 Exemplare werden in den nächsten Jahren auch aussortiert werden: Im aktuellen Haushaltsentwurf sind über die nächsten Jahre verteilt rund 4 Milliarden Euro für eine zweite Fuhre Puma-Panzer vorgesehen. Die Entwicklung des Puma hatte länger gedauert als ursprünglich geplant und wurde teurer als veranschlagt, unter anderem auch hier durch Sonderwünsche aus der Politik. Die bereits ausgelieferten Exemplare müssen schon jetzt nachgerüstet werden. Zumindest aber könnten in Zukunft die laufenden Kosten sinken, wenn tatsächlich alle Marder ersetzt sind und sich die Bundeswehr auf den Betrieb eines Schützenpanzers konzentriert.

7. Länger dauern wird es bis zur Inbetriebnahme neuer Kampfpanzer. Was Kampfpanzer von Schützenpanzern unterscheidet? Sie sind stärker bewaffnet und gepanzert, dafür nicht zum Transport von Truppen konzipiert. Die Bundeswehr nutzt aktuell den Leopard 2, der im Kalten Krieg entworfen wurde. Es gibt ihn in verschiedenen Varianten, die technisch nicht auf dem Stand der 1970er stehen geblieben sind. Die Bundeswehr lässt nun viele ihrer Exemplare modernisieren.

Trotzdem soll der Leopard 2 irgendwann durch einen ganz neuen Kampfpanzer ersetzt werden. Unter dem Projektnamen Main Ground Combat System (MGCS) arbeiten Deutschland und Frankreich gemeinsam an der Entwicklung. Solche gemeinsamen Projekte könnten dabei helfen, Geld effizienter einzusetzen: Wenn nicht jedes europäische Land seine eigenen Modelle baut, könnte der Stückpreis sinken – vorausgesetzt, das Projekt wird nicht durch Sonderwünsche von allen beteiligten Seiten überfrachtet.

Was das MGCS im Detail können soll, ist noch unklar. Die Gesamtkosten sind auch noch ungewiss, die Fertigstellung ist für 2035 geplant, aber nicht garantiert. Übrigens: Russland hat mit dem T-14 schon 2014 einen Kampfpanzer der nächsten Generation fertiggestellt. Weil das Geld fehlte, hat sich die Serienproduktion aber verzögert.

8. Er bombardierte Ziele in Jugoslawien, flog zur Einschüchterung im Tiefflug über das Camp der G8-Gegner*innen in Heiligendamm und lieferte Aufklärungsbilder aus Afghanistan sowie dem Irak: Der Tornado ist seit den 1980er Jahren zu diversen Zwecken im Einsatz. Lange ist der Kampfjet aber nicht mehr zu gebrauchen, die Wartung der 93 Exemplare ist mittlerweile sehr aufwendig.

Zum Teil sollen sie in den nächsten Jahren durch amerikanische F-35-Jets ersetzt werden. Der Bundestag hat zwar noch nicht zugestimmt, Verteidigungsministerin Christine Lambrecht hat sich mit dem Segen des Bundeskanzlers aber schon festgelegt. Sie will bis zu 35 Stück beschaffen, die von den Tornados unter anderem deren Rolle in der nuklearen Teilhabe der Nato übernehmen sollen. Sprich: im Ernstfall US-Atombomben aufnehmen und abwerfen.

Der Tarnkappenjet ist hochmodern und wird auch von mehreren anderen Nato-Staaten eingesetzt. Dadurch könnten im Betrieb bestenfalls Synergieeffekte entstehen. Allerdings ist der F35 in der Beschaffung extrem teuer. Die genauen Kosten sind noch unklar, die Schweiz bezahlt für 36 Exemplare aber 6 Milliarden Euro. Wenn es blöd läuft, könnte die F35 außerdem die Pannenserie der Bundeswehr fortsetzen: Wegen zahlreicher Mängel und immenser Unterhaltskosten hat die US-Regierung gerade erst ihre eigenen Bestellungen zurückgefahren. Günstiger und zuverlässiger wäre die F18 gewesen, die ebenfalls lange im Gespräch war, für den Einsatz von Atomwaffen aber erst umgerüstet werden müsste.

9. Zusätzlich zu den F-18 will Lambrecht 15 zunächst weiterentwickelte Eurofigh­ter kaufen, die Kosten dafür werden wohl deutlich über 1 Milliarde Euro liegen. Um die komplette Tornado-Flotte zu ersetzen, werden wohl noch weitere Bestellungen nötig sein. Ein neuer Hightech-Jet unter dem Projektnamen FCAS, an dem Deutschland, Spanien und Frankreich gemeinsam arbeiten, wird frühestens 2040 fertig.

10. Im Koalitionsvertrag hat sich die Ampel darauf geeinigt, die Bundeswehrdrohnen vom Typ Heron TP zu bewaffnen. Fünf dieser Drohnen hat die Bundeswehr seit 2018 und bis 2027 aus Israel geleast, die Mietkosten betragen insgesamt rund 1 Milliarde Euro. Die Bewaffnung ist relativ unkompliziert möglich. Langfristig soll die Heron aber durch die Eurodrohne ersetzt werden, die derzeit als Gemeinschaftsprojekt entwickelt wird. Für die Beschaffung von 21 Exemplaren, zunächst ohne Bewaffnung, hatte noch die Große Koalition 3 Milliarden Euro freigegeben. Kommen jetzt Raketen hinzu, gibt es Probleme in der Entwicklung oder sind noch mehr Systeme gewünscht, wird der Betrag steigen.

Korrektur (4. April 2022): In einer ersten Version des Textes stand, die Bundeswehr verfüge über zwölf Stück der Patriot-Flugabwehrsysteme. Tatsächlich sind es zwölf Staffeln mit jeweils bis zu acht Abschussgeräten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

36 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Weder beanspruche ich "captain hindsight" zu sein, noch wollte ich Ihnen auf den Schlips treten.

    Bleibe jedoch weiterhin der Überzeugung, dass es in der Rückbetrachtung auf Kausalitätsverkettungen nahezu jedwede "Argumentation" scheinbar plausibel erscheint, wenn ein Kettenglied als monokausale Ursache dargestellt wird. Auch meine Betrachtung hat den Haken, dass sie WWI als ebenjene voraussetzt.

    Bezüglich des Abrüstungspotentials des konkreten Agressors dürfen imho(!) die "Sieger" des Kalten Krieges ebenso im Verfehlungskämmerchen fündig werden. Wer Rußland pauschal als "unverbesserlich" Autokratisch-Agressiv - und da ja eh schon immer - darstellt macht es sich allzu leicht.

    Ich finde keinen Anhaltspunkt, dass (insbesondere Konventionelle) Aufrüstung irgendwie zu mehr Sicherheit führen könne. Außer im diffus-persönlichen Lebensgefühl, das jedoch reicht mir persönlich nicht.

  • Mein Kompliment, ihren Benutzernamen haben sich sich wirlich sehr passend ausgesucht.

    • @Ingo Bernable:

      Ging an den Zauberer?

  • "Welche Waffen sollten es sein?"



    Weniger? Abrüstung? Denjenigen, die dagegen sind, die (diplomatische und wirtschaftliche) Pistole auf die Brust setzen? Weil mehr Waffen führen auch jetzt nicht zu mehr Frieden? Nicht mehr als gestern. Und morgen. Irgendwann. Es kratzt mich nicht, dass diese Sichtweise gerade total "out" ist und gerade auch auf "Friedensdemos" und in der taz nach mehr Waffen gekräht wird. Sie ist richtig. Immer.

    • @Merlin von Fantasia:

      Und was hält sie den Putins der Welt REALISTISCH entgegen? Die andere Wange?

      Tatsächlich führen weniger Waffen nur dann zu mehr Frieden, wenn auch machtgierige Autokraten abrüsten. Wer sich darauf verlässt, dass die auf ihren Arsenalen sitzen und NICHT zuschlagen, wenn eine potenzielle Kriegsbeute zu wenig eigene Zähne hat, KANN eine Weile lang Glück haben, steht aber mit argumentativ kurzen Hosen da, wenn dieses Glück ausgeht - so geschehen vor sechs Wochen. Deshalb ist Ihre Sichtweise gerade so unpopulär: Es ist Einer hingegangen und hat Allen vor Augen geführt, zu welchen Opfern bereit sein muss, wer nach ihr lebt.

    • @Merlin von Fantasia:

      Ja wären die Alliierten doch nur so waffenlos gewesen, wie von Ihnen vorgeschlagen, dann würden die KZ noch bestehen und Nazideutschland Europa beherrschen, was für Aussichten. "Sie ist richtig. Immer."

      • @BluesBrothers:

        Ohje, wenn wir uns nun dieser Argumentation widmen, so könnte mensch ja auch auf die Idee kommen, dass wir dann weiter zurückschauen dürfen und die große Frage, warum die Erfahrungen d. WWI nicht in eine (wie ja von der US-Amerikanischen damaligen Administration zumindest gedacht war) dekolonialisierte, gleichberechtigte Völkerunion mündete. I.g.G. wurde auch da der Fehler begangen, sich als "Sieger" aufzuführen (siehe hierzu meine untenstehende Antwort). Die Chancen für einen Umsturzerfolg der Nazis wären sicher ungleich geringer gewesen. Es sind IMMER Kausaltäten in Verkettung, die zu Krieg führen, wehret den Anfängen!

        • @Horstl Fambacher:

          Ohje, Ihr Hinweis auf die Fehler, die nach dem WW1 gemacht wurden, hätten die KZ nicht befreit. Die Vorstellung Anfängen zu wehren, die weit in der Vergangenheit liegen, ist abwegig. So schmerzlich es auch ist, die Superpower von captain hindsight die Sie hier offenbaren, ist so beeindruckend nun nicht.

  • Ja glauben wir denn wirklich mehr Waffen schaffen mehr Sicherheit?!?

    Ich finde es erschreckend wie einmütig Aufrüstung als notwendig legitimiert wird. Echt kein Widerspruch, auch hier nicht?!?

    Ja in der Ukraine herrscht ein Angriffskrieg einer militärischen Großmacht. Und warum ist die Konsequenz dann Aufrüstung der Bundeswehr?

    Es Knallt seit Jahrzehnten an allen Ecken und Enden der Welt (ab 1990 Irak, Jugoslavien, Sudan, DR Kongo, Ruanda, Eritrea, Somalia, Israel, Irland, Mali, Syrien, Afghanistan, Georgien, Armenien, Türkei u.v.m.). Und das waren jetzt durchaus nicht nur lokale Bürgerkriege, so ziemlich alle Kriegssorten sind vertreten.

    Warum jetzt aufrüsten?!? Ich halte das für dumm, reaktionär und fürs Klima ists auch *eher kontraproduktiv*.

    Ich möchte keinen cent fürs Militär aufbringen!

    Kommentar gekürzt. Bitte achten Sie auf unsere Netiquette.

    Die Moderation

    • @Horstl Fambacher:

      Mit denselben Argumenten könnte man meinen, dass es FALSCH war und heute tausende ukrainische und russische Leben kostet, die vergangenen zig Jahre über so zu tun, als sei mit der Gefahr eines Krieges zwischen Warschauer Pakt und NATO generell Krieg in Zentraleuropa ein Ding der Vergangenheit. Putin hat erfolgreich den Beweis angetreten, dass das nicht so ist, und der "Puffer" zwischen ihm und uns friedensverwöhnten Nachkriegskindern besteht zum Einen nicht aus Wasser oder Wüste sondern aus Ländern, in denen Menschen leben, und hat zum Anderen bei weitem nicht die Breite, die sich angesichts moderner Militärtechnologie noch als "komfortabel" bezeichnen lässt.

      Sie mögen vielleicht trotzdem praxistaugliche Theorien haben, wie man ohne Aufrüstung diese verunsichernde Lage bessern und in Zukunft bannen könnte (mein Vorschlag: Gleich mal jetzt und hier auf die Ukraine anwenden...). Aber wenn Ihre Lösung nur aus völlig überzogenen Schimpfworten für Jene besteht, die anderer Meinung sind als Sie, gehöre ich persönlich lieber zu dem "Machistenhaufen" und lebe dafür etwas sicherer vor Putin & Co..

      Einfache Frage: Glauben Sie, z. B. das Baltikum wäre heute noch unabhängig von Putins Russland, wenn es NICHT Teil der NATO wäre (und damit ohne das Schutzversprechen der amerikanischen Obermilitaristen auskommen müsste)? Wenn ja warum?

      • @Normalo:

        Ich bin durchaus der Meinung, dass die teritoriale Integretät des Baltikums und der nun mit einem Angriffskrieg überzogenen Ukraine auch ohne NA(h)TO(d)-Beitritten gewahrt geblieben wäre.

        Hierfür waren imho genug Gelegenheiten gegeben, insbesondere um die Jahrtausendwende.

        Anstatt sich als "Sieger" des Kalten Krieges zu gerieren, wäre eine antiimperiale russische Integration in Europa mit einhergehendem Austausch mit den sovjetischen Teilrepubliken und einer zukunftsfähigen GEMEINSAMEN Agenda durchaus auf fruchtbaren Boden gefallen.

        Ja, auch mit Putin gab es ein Fenster der Verständigung und Gemeinschaftswillen. Aus dem katastrophalen Militäreinsatz nun rückzuschließen, dass Putin seit beginn seiner Regierungszeit eine Imperialistische Agenda fuhr ist mir zu billig. Nicht falsch verstehen, Putin heute ist ein Kriegsverbrecher und Autokrat!

        Aber dann kam ja der "War against Terror" und der "Westen" betrieb unter ebenjenem Deckmantel hart imperialistische Kriege und verspielte somit jegliche Glaubwürdigkeit.

        Ich habe nicht die Befürworter der Aufrüstung mit dem von Ihnen beanstandeten Begriff belegt, sondern aus Zorn die Bundeswehr als Institution. Hinreichend belegt ist deren braune Färbung ja. Ich bitte somit um Enstschuldigung, sollten Sie sich da persönlich angegriffen gefühlt haben.

        Russische und Ukrainische Anarchisten rufen lt. einem Interview in "Grasswurzel" zum Boykott des Krieges auf, beidseitig. Das wäre der Weg, keiner macht mit....

        • @Horstl Fambacher:

          "Ja, auch mit Putin gab es ein Fenster der Verständigung und Gemeinschaftswillen." Nichts als eine Behauptung, durch nichts belegt und durch die russischen Massaker widerlegt.

          • @BluesBrothers:

            Wenn ich die Art und Weise der Kommunikation am Ende der 1990er und 2000er zurate ziehe, finde ich die von ihnen als wilkürliche Behauptung beanstandete Sichtweise durchaus belegbar.

            Und die jetzt im Krieg erfolgten Massaker als Beleg für "Russland ist an sich (Zitat Springerkampfblatt von Mo) ein "Elender Bastard", ist dann imho ebenso "Behauptung".

            Ohne damit das Entsetzen über solcherlei Gräuel, das ebenso in mir rumort, abtun zu wollen!

  • besser ...

    vorher in europa eine inventur machen.

  • Schützenpanzer Puma: "Die Entwicklung des Puma hatte länger gedauert als ursprünglich geplant und wurde teurer als veranschlagt, unter anderem auch hier durch Sonderwünsche aus der Politik." Einer dieser Sonderwünsche: Feinstaubwerte im Innenraum, die so niedrig sind, dass nach zivilen Richtlinien auch Schwangere mitfahren dürfen.



    Noch so ein Spaß ist das G36: damit "weniger kräftige Personen" damit zurechtkommen, wurde da viel GFK verbaut. In der Konsequenz verzieht sich alles, wenn das Gewehr heißgeschossen ist und der Schütze trifft alles außer dem, was er treffen will.



    Von der extrem bürokratischen zivilen Verwaltung der Bundeswehr fang ich gar nicht erst an...

  • F18 und F35 sind die Hauptflugzeuge der US Navy. Zu behaupten die USA würden carrier aircraft betreiben die Bomben aber keine Nukes tragen können, finde ich schon arg gewagt.



    Vielleicht braucht es eine andere F18 Version, als die die angeschaft werden sollte. Das war aber....

    Und D kauft kalt Wetterkleidung... also die Kritik/Verschwörung/Witz schreibt sich ja von allein...

  • Auf jeden Fall müssen Lager aufgebaut werden. Wenn irgendwo was kaputt geht müssen Ersatzteile vorrätig sein und nicht erst eine Beschaffung mit mehreren Jahren Lieferzeit angestoßen werden.

    • @Der Cleo Patra:

      Was glauben Sie, warum Militärgerät so teuer ist? Ein wesentlicher Grund (neben der Unersättlichkeit des Beschaffungsprozesses) ist die Vorhaltung von Ersatzteilen für Jahrzehnte. Die Bundeswehr geht nur seit dem Kalten Krieg immer wieder hin und nutzt die Sachen NOCH länger, als in den ursprünglich schon großzügigen Prognosen vorgesehen. Ihre G-Klasse-Jeeps könnten vielfach Oldtimer-Kennzeichen fahren, wenn sie zivil genutzt würden...

  • Statt erst mal einkaufen zu gehen, sollte man vielleicht mal vernünftig vorgehen.

    Schritt 1:



    Festlegen, welche Aufgaben der BW bei der Verteidigung Deutschlands und der Verbündeten zufallen.

    Schritt 2:



    Festlegen welche Waffen zur Erfüllung dieser Aufgaben benötigt werden und welche Eigenschaften diese Waffen genau haben sollen. Dabei darauf konzentrieren, was notwendig ist. Nicht was das hübscheste Spielzeug ist.

    Schritt 3:



    Schauen, was es schon zu kaufen gibt und was noch entwickelt werden muss.

    Schritt 4:



    Einen Beschaffungsplan aufstellen und die Kosten berechnen.

    Das derzeitige Verfahren ist, irgendwie 100.000.000 € unter bestimmte Leute zu bringen. Bei "Shopping Queen" geht man sinnvoller vor.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Danke.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Die 100 Milliarden werden ja nicht auf einmal ausgegeben. Jährlich kommen ja noch mal 75 Milliarden dazu, eben die 2% des BIP.

      • @Der Cleo Patra:

        Ja. Dabei ist dann z.B. die Leasinggebühr für die Software der F-35. Wenn es nicht so ernst wäre, könnte man sich totlachen.

  • Ich habe eine neue Verschwörungstheorie für Euch:

    Putin ist ein Bot von Lockeed Martin.

    Blieben sie doch bisher auf ihren überteuerten F-35 sitzen, reissen es ihnen jetzt die Leute von den Händen.

    Ja, ich weiss. Galgenhumor. Aber auch ich finde diese Aufrüsterei derzeit etwas... kopflos. Die Art von Problemen, die wir jetzt haben und nicht lösen können (Angriffskrieg und keiner traut sich, weil der Angreifer Atomwaffen hat) lösen wir so vermutlich auch nicht.

  • Für fünf Heron TP Drohnen in 10 Jahren rund 1Milliarde Mietkosten? Hat die Bundesregierung einen an der Waffel?

    • @Andreas J:

      Klares Ja.

    • @Andreas J:

      Selbst bauen war ja nicht möglich. Wer war immer dagegen? Eine Partei in der Partei in der Regierungskoalition.

      • @Der Cleo Patra:

        Kaufen für einen Bruchteil der Summe wäre allerdings möglich gewesen. Dann hätten v.d.Leyens Buddies aber auf einige hundert Millionen verzichten müssen...



        Neben der Heron TP zahlt die BW auch seit 10 Jahren für die geleasten Heron 1 etwa den regulären Kaufpreis als jährliche Leasinggebühr.

  • Diese politische Richtung ist falsch. Sie führt in einen Neuen Kalten Krieg, zum Schaden vor allem der Menschen hier in Europa.

    Richtig wäre das gerade Gegenteil, nämlich die Neuausrichtung der Bundeswehr als Verteidigungsarmee für deutsches Territorium. Die Bundeswehr hat in Osteuropa schon historisch nicht das Geringste verloren, noch viel weniger in Übersee.

    Leider macht die Politik nun alles falsch. Der Schaden wird beträchtlich sein.

    • @Volker Birk:

      "Bundeswehr als Verteidigungsarmee für deutsches Territorium"



      Nach meinem Verständnis geht es doch genau darum diese Befähigung wieder herzustellen, im derzeitigen Zuständ könnte die BW das im Ernstfall nämlich nicht leisten.



      "Die Bundeswehr hat in Osteuropa schon historisch nicht das Geringste verloren"



      Demnach müsste man zB Polen oder den baltischen Staaten die Bitte um Schutz und Verstärkung durch die NATO aus historischen Gründen abschlagen?

    • 0G
      06438 (Profil gelöscht)
      @Volker Birk:

      ..Sie führt in einen Neuen Kalten Krieg..



      ==



      Sie waren in den letzten 5 Wochen auf Urlaub hinter dem Mond?

      Es herrscht Krieg zwischen Europa und Putin. - Kalter Krieg ist ein historisch besetzter Terminus Technikus, der gegen den militärischen Kampf gegen die Zerstörung Europas durch Putin verleugnet.

      • 0G
        06438 (Profil gelöscht)
        @06438 (Profil gelöscht):

        Korrektur



        Es herrscht der Krieg Putins gegen Europa. Kalter Krieg ist ein historisch besetzter Terminus Technikus, der in der jetzigen Situation den russischen militärischen Kampf mit dem Versuch, die ukrainische Zivilgesellschaft auszulöschen, verleugnet.

    • @Volker Birk:

      Jeder der oben beschriebenen Punkte dient der Landes- und Bündnisverteidigung. Und gerade die neuen Fronten der Bündnisverteidigung werden wohl primär in Ostmitteleuropa liegen. Ich kann daher nicht erkennen, warum a) hier der Fokus falsch sein soll und b) die Bundeswehr nicht auch im Verbund mit den Truppen unserer europäischen Nachbarn auf NATO-Territorium operieren sollte. Ich habe nicht den Eindruck, dass Litauen oder Slowaken die deutschen Kontingente dort als Besatzung und historischen Widerhall der Wehrmacht wahrnehmen...

    • @Volker Birk:

      "Die Bundeswehr hat in Osteuropa schon historisch nicht das Geringste verloren"



      Das wird in Osteuropa (Polen, Baltikum, Ukraine) anders gesehen. Und nun?

    • @Volker Birk:

      "Die Bundeswehr hat in Osteuropa schon historisch nicht das Geringste verloren,...."

      Sehe ich genauso!!

      • @Günter:

        Wir haben Meinungsfreiheit aber Unsinn ist es trotzdem.

  • Fragt doch einfach mal die Schweiz. Und Deutschland hat eigentlich per Gesetz eine Verteidigungsarmee. Leider ist unsere Armee hauptsächlich im Ausland unterwegs für "Befriedungsaktionen". Das stimmt auch nicht mit ihrem Auftrag überein. Sollte man erst klären bevor man viel Geld ausgibt!