Förderung von Plug-In-Hybriden: Ladekabel verstaubt im Kofferraum

Dank üppiger Subventionen boomen E-Autos. Allerdings werden auch die zweifelhaften Plug-In-Hybride gefördert – das muss aufhören.

Ein Auto mit Verbrenner- und E-Motor wird gerade mit Strom betankt

Auch so ein Auto mit kombiniertem Verbrenner- und E-Motor wird gefördert Foto: dpa / Christoph Soeder

Ein Hoch auf Schwieberdingen! Die Gemeinde zwischen Ludwigsburg und Stuttgart steht unter Strom: Gerade mal 11.000 Einwohner hat Schwieberdingen, aber 70 Ladepunkte für Elektroautos. Schwieberdingen ist damit Spitze in Sachen Elektromobilität bei den kleineren Orten in Deutschland – und ein weiteres Indiz dafür, dass die Mobilitätswende just in diesen Tagen angefangen hat. Denn: Noch immer ist eine gefühlt zu niedrige Reichweite der Stromer laut einer Umfrage Grund für fast die Hälfte aller Au­to­käu­fe­r:in­nen, zum Verbrennungsmotor zu greifen.

Jahrelang galt die Ankündigung der Bundesregierung, dass bis 2020 eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen fahren sollten, als Running Gag aus dem Haus der verschiedenen Verkehrsminister von SPD und CSU. Das Ziel galt als absolut utopisch. Fakt ist, dass die Marke Anfang Juli 2021 geknackt wurde – nur ein halbes Jahr später als prognostiziert.

Geholfen hat die gesellschaftlich veränderte Diskussion über den Klimawandel – noch ein Hoch auch auf die Fridays – und natürlich die vor einem Jahr verdoppelten Kaufprämien aus der Staatskasse. Die Förderung wurde in der vergangenen Woche sogar bis zum Jahr 2025 verlängert.

Dabei kostet die E-Transformation richtig Geld: Mit fast 2 Milliarden Euro belasten die Stromer alle Steu­er­zah­le­r:in­nen jährlich. Aber die Investitionen sind richtig, denn auch im vergangenen (Corona-)Jahr war der Verkehrssektor noch für fast 20 Prozent der hiesigen Treibhausgasemissionen verantwortlich.

E-Autos boomen, die Statistik hat aber einen traurigen Schönheitsfehler: die Plug-in-Hybride. Diese machen fast die Hälfte der geförderten neuen Autos mit Alternativantrieb aus, verpesten aber die meiste Zeit ihres Daseins weiter Umwelt und Klima. Der Grund: Viele der Kisten sind Firmenfahrzeuge oder Taxen, die Fahrer:in­nen haben eine Gratistankkarte. Ergo: Die Ladekabel liegen oft ungenutzt im Kofferraum.

Allein im Juni kassierten so Au­to­käu­fe­r:in­nen über 31.000 Mal bis zu 6.750 Euro Prämie für ein Auto, das sie mehr als Stinker denn als Stromer fahren. Ein absoluter Missstand – dessen Behebung eine Hausaufgabe für die neue Bundesregierung ist.

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Ist Leiter des Ressorts Wirtschaft und Umwelt. Er hat in Bonn und Berlin Wirtschaftsgeschichte, Spanisch und Politik studiert. Ausbildung bei der Burda Journalistenschule. Von 2001 bis 2009 Redakteur in Bremen und Niedersachsen-Korrespondent der taz. Dann Financial Times Deutschland, unter anderem als Redakteur der Seite 1. Seit 2012 wieder bei der taz.

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