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Zwischenbilanz der RegierungMerken Sie schon was?

Friedrich Merz versprach: Im Sommer spüre man, dass es im Land vorangehe. Doch vieles geht nach rechts und zurück. Ein Blick ins schwarz-rote Kabinett.

Der Reichstag im Sommer 2025: Es wehen keine Regenbogenfahnen, und die Bundeswehr feiert ihren Ersten Internationalen Veteranentag Foto: Nikita Teryoshin

Der Außenkanzler

„Germany is back on track“ – so hat Kanzler Friedrich Merz die Rückkehr Deutschlands auf die internationale Bühne angekündigt. Schluss mit Scholz und dem Zögern und Zaudern. „Machen, machen, machen“ scheint auch außenpolitisch das Motto zu sein. Berlin werde Führungsmacht in der EU sein und die stärkste konventionelle Armee in Europa haben, verkündete Merz vibrierend vor Aufbruchsenergie. Er flog nach Paris und Warschau, schmiedete mit Macron, Starmer und Tusk eine Koalition der Willigen. Man holte per Telefon Trump ins Boot und stellte Putin forsch ein Ultimatum. Das gab schöne Fotos und verzückte Leitartikel.

Eher bescheiden ist das Ergebnis dieser Show. Putin ließ das Ultimatum wortlos verstreichen und lässt die Ukraine weiter in Trümmer schießen. Die USA sind als Ukraineunterstützer halb auf dem Absprung. Einen Plan, wie Europa schaffen soll, was schon mit den USA nicht gelang – die Ukraine bis zum Sieg aufzurüsten –, gibt es nicht.

Nach J. D. Vance’ Auftritt in München war die außenpolitische Elite in Deutschland kollektiv aus allen Wolken gefallen. Und Merz erklärte entschlossen, Europa solle verteidigungspolitisch eine „Unabhängigkeit von den USA erreichen“. Aber das ist stillschweigend in den Hintergrund gerutscht. Merz hat inzwischen einen Auftritt im Oval Office ohne Blamage überstanden. Und hofft nun, Trump durch Aufrüstung günstig stimmen zu können. Es ist angenehmer, in der Illusion zu leben, dass Trump ein böser Traum sei, den man nur geduldig überstehen müsse, als zu verstehen, dass Europa allein für seine Sicherheit wird zu sorgen haben.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Das Prinzip Merz lautet: markige Ankündigungen in business as usual münden zu lassen. Merz ermahnte Israel wegen Gaza, Außenminister Johann Wadephul dachte öffentlich kurz über ein Aus von Waffenlieferungen an Israel nach. Auch davon ist nach ein paar Wochen nichts mehr übrig geblieben. Merz lobte Israels völkerrechtswidrige Bombardierung des Iran als nötige „Drecksarbeit“. Innenminister Dobrindt schüttelte Netanjahu die Hand und beschwor den gemeinsamen Kampf gegen den Terror. Ja zum Völkerrecht – aber nur, wenn es uns gerade passt. Diese Doppelmoral beschädigt das wegen Gaza und Israelunterstützung ohnehin ramponierte deutsche Image noch mal mehr.

Schwarz-Rot hat die Möglichkeit geschaffen, fast unbegrenzt Geld in Rüstung und Militär zu pumpen. Eine politische Strategie aber fehlt – außer nett zu Trump zu sein und auf gutes Wetter zu hoffen. Merz ist inhaltlich gar nicht weit von Scholz entfernt (transatlantisch, Israel als Staatsräson), in der Performance das Gegenteil: viel Schein, wenig Sein. Merz ist der Außen-Kanzler für ein Publikum, das sich nur noch Überschriften merken kann, auf ­Buzz­wörter wie Drecksarbeit kurz anspringt, aber auch die schnell wieder vergisst. Er ist der Blender, dessen Auftritt uns vergessen lässt, dass wir keine Ahnung haben, was Europa nach dem Untergang des Westens tun soll. (sr)

Der Wehrpflichtplaner

Wer nach dem 31. Dezember 2007 geboren ist, könnte demnächst Post von der Bundeswehr bekommen. Wenn es nach den Gesetzesplänen von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) geht, sollen Jugendliche zwischen 18 und 25 Jahren ab dem 1. Januar zu einem „freiwilligen Wehrdienst“ eingeladen werden. Du hast keine Lust, für Deutschland eine Waffe in die Hand zu nehmen? Du hast gehört, dass sich auch ein halbes Jahr bei der Bundeswehr ziemlich lang anfühlen kann, wenn die Duschen in den Kasernen verschimmeln, Aus­bil­de­r*in­nen fehlen und es kein Gerät zum Üben gibt? Da hat sich das Verteidigungsministerium etwas einfallen lassen! Etwa 2.000 Euro netto winken künftig für deinen Einstieg bei der Truppe.

Das Bundeskabinett soll Pistorius’ Pläne Ende August beschließen, dann könnte der Bundestag das Gesetz im Herbst verabschieden. Ziel des „neuen Wehrdienstes“ ist, dass die Zahl der aktiven Sol­da­t*in­nen innerhalb von zehn Jahren von derzeit 182.500 auf 260.000 steigt – hinzukommen sollen 200.000 Reservist*innen. Kern des Gesetzes ist ein Fragebogen, in dem junge Männer ihre Haltung zur Bundeswehr benennen müssen und je nach ihren Aussagen dann zur Musterung geladen werden, zu der sie dann auch erscheinen müssen. Für junge Frauen soll die Antwort auf das Schreiben der Bundeswehr freiwillig sein.

Falls Geld und Appelle an die Kriegsbereitschaft nicht genug junge Menschen für einen Dienst an der Waffe motivieren, sehen Pistorius’ Pläne noch einen anderen Weg vor. Eine militärische Lage oder das Nicht­erreichen der gewünschten Truppenzahl könnte für junge Männer auch die Reaktivierung des Zwangsdienstes bedeuten. Für so einen Fall müsste das Parlament erneut zustimmen.

Pistorius ist mit seinem Gesetzentwurf eine Art Overachiever in der Bundesregierung, die in ihrem Koalitionsvertrag den „attraktiven Wehrdienst, der zunächst auf Freiwilligkeit basiert“, versprochen hatte. Allerdings hatte der Verteidigungsminister seinen Entwurf auch schon im vergangenen Herbst vorbereitet und wurde vom Auseinanderbrechen der Ampelregierung aufgehalten. (cem)

Der Rückführungsminister

Man darf davon ausgehen, dass Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) seine ersten Monate im Amt als Erfolg wahrnimmt. Und das im Wahlkampf ausgegebene Ziel einer „Asylwende“ hat der CSU-Mann ja auch wirklich mit einer bemerkenswerten Effizienz vorangetrieben. Die von ihm angeordnete Zurückweisung von Asylsuchenden an den deutschen Grenzen ist ein dramatischer Bruch in der deutschen Migrationspolitik.

Aber ist es wirklich ein Erfolg, wenn deutsche Po­li­zis­t*in­nen jetzt verzweifelte Menschen auf der Flucht vor ­Unterdrückung und Terror abweisen? Wenn die Bundesregierung damit ­offen das Europarecht bricht, das vorsieht, dass jeder Asylantrag geprüft werden muss? Wenn das deutsche ­Vorgehen die Nachbarstaaten vor den Kopf stößt und etwa in Polen den rechts­extremen ­Kräften Aufwind verschafft?

Zu solchen Fragen kommt außerdem noch der Umstand, dass die Zurückweisungen bisher hauptsächlich eine symbolische Wirkung haben. Nur wenig mehr als 300 Asylsuchende wurden bisher zurückgeschickt.

Genauso zweifelhaft ist der „Erfolg“, dass jetzt die Zahl neuer Asylanträge im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 40 Prozent sank – selbst wenn man ­Dobrindts Logik übernimmt, nach der es eine positive Entwicklung ist, dass so viel weniger Menschen hier Schutz finden. Denn der Rückgang hat laut ­einhelliger Meinung von Ex­pert*in­nen vor allem mit der Stabilisierung der Lage in Syrien zu tun und mit den massiven Verschärfungen des ­Asylrechts, die ­Dobrindts Amtsvorgängerin Nancy ­Faeser (SPD) durchgesetzt hatte.

Eigene Gesetzesvorhaben hat ­Dobrindt zwar ebenfalls schon in beachtlicher Zahl angeschoben, im Vergleich zu den Zurückweisungen fanden sie aber eher wenig öffentliche Aufmerksamkeit. Dabei könnte ihre Wirkung am Ende sogar deutlich mehr Geflüchtete treffen. Gerade am Donnerstag beriet der Bundestag in erster Lesung über einen Gesetzentwurf aus seinem Ministerium zur erleichterten Einstufung von Ländern als sogenannte sichere Herkunftsstaaten. Darüber soll künftig die Bundesregierung allein entscheiden können, ohne dass der Bundestag oder Bundesrat irgendwie ­eingebunden wären. Wer aus angeblich sicheren Herkunftsstaaten kommt, hat kaum Chancen auf Asyl in Deutschland.

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Auch einen ersten Entwurf für die Anpassung des deutschen Rechts an die Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems aus dem letzten Jahr gibt es schon. Dabei will das BMI die von den EU-Regeln vorgegebenen Spielräume bis zum Maximum ausreizen. So sollen möglichst viele Schutzsuchende den beschleunigten Asylverfahren an Flughäfen unter Haftbedingungen unterworfen werden. Außerdem erlaubt der Entwurf Haftzentren für Geflüchtete, deren Asylantrag eigentlich in die Zuständigkeit anderer EU-Länder fällt. Solchen Personen sollen dann auch alle staatlichen Leistungen gestrichen werden können, auch dann, wenn sie gar keine Option haben, in das eigentlich zuständige Land auszureisen.

Und die von Dobrindt vorangetriebene zweijährige Aussetzung des Familiennachzugs für Personen mit subsi­diärem Schutz ist sogar schon vom Bundestag beschlossen worden. Hunderttausende Geflüchtete haben damit vorerst keine Perspektive mehr, ihre Liebsten wiederzusehen. Es braucht schon eine beachtliche Gefühlskälte, um darin einen Erfolg zu sehen. (fe)

Der Möchtegern­investitionsminister

Als Finanzminister hat Lars Klingbeil nach neun Wochen bereits mehr erreicht als sein Vorgänger Christian Lindner. Er hat einen Haushalt mit Rekordausgaben von einer halben Billion Euro aufgestellt, macht – da die Einnahmen nicht reichen – Rekordschulden von rund 82 Milliarden Euro. Und all das ganz ohne Hilfe des Bundeskanzlers. Anders als Lindner, dessen Haushalte am Ende Olaf Scholz ausknobelte.

Allerdings hat Klingbeil es auch etwas leichter als Lindner. Dieser pochte auf strikte Begrenzung der Neuverschuldung nahe null (Schuldenbremse) und wollte Steuern senken und damit die Einnahmen für den Staat bei steigendem Bedarf an Investitionen in Rüstung und Infrastruktur – eine Rechnung, die am Ende nicht aufging, auch nicht für die Ampelkoalition.

Um einer Bruchlandung vorzubeugen legte Hobbypilot Friedrich Merz gleich nach dem Wahlsieg und noch vor Amtsantritt eine spektakuläre Kehrtwende hin: vom Bewahrer der Schuldenbremse zum Befürworter von Abermilliarden an neuen Schulden. Damit schwenkte er elegant auf den Kurs von SPD, Grünen und Linken ein, den er als Oppositionsführer heftigst kritisiert hatte. Das nennt man wohl anpassungsfähig.

Dank der vom Bundestag beschlossen Ausnahmeregelung, die für einen großen Teil der Verteidigungsausgaben, den Zivilschutz, aber auch für die Ukrainehilfen gilt, und neuer Sonderschulden für die Infrastruktur darf Vizekanzler und Finanzminister Klingbeil also richtig buttern. Er nannte während der Haushaltsdebatte im Bundestag deshalb gleich einen neuen Namen für sein Ministerium: Investitions­ministerium. Denn allein in diesem Jahr investiere man 115 Milliarden Euro – in Schienen und Schulen, aber vor allem in Schießgewehre. Über die größte Steigerung im Etat darf sich Verteidigungsminister Pistorius freuen, dessen Haushalt um zehn Milliarden auf 62 Milliarden steigt.

Trotz des neuen Füllhorns – Schulden – reicht das Geld nicht, wie der Streit über die Stromsteuer zeigt. Die CSU wollte unbedingt die ­Mütterrente, die SPD eine Garantie des Renten­niveaus und Merz einfach Ruhe im Karton. Also musste Klingbeil die im Ko­alitionsvertrag versprochene De-facto-Abschaffung der Stromsteuer für die Bür­ge­r:in­nen wieder abblasen. Und zusätzlich noch sparen. Bis 2029 sehen seine Beamten einen „Handlungsbedarf“ wegen 144 Milliarden Euro, sprich, die müssen irgendwo gekürzt werden. In diesem Jahr geht’s schon los, etwa mit zweistelligen Millionenbeträgen bei der Kinder- und Jugendhilfe, erneut einer Milliarde bei der Entwicklungshilfe, und die humanitäre Hilfe wird halbiert. Entwicklungsministerin Reem Alabali Radovan (SPD) nannte die Kürzungen hart und schmerzhaft und kann sie beim besten Willen nicht erklären: Angesichts der tektonischen Verschiebungen und der sich verändernden Lage in der Welt müsse Deutschland doch ein verlässlicher Partner bleiben.

Tja, offenbar kann der Parteichef Lars Klingbeil auch vielen potenziellen Wäh­le­r:in­nen gerade nicht erklären, warum die SPD unbedingt das Finanzministerium besetzen musste. Die Sozialdemokraten liegen in Umfragen bei 13 Prozent. (ale)

Die Fossilministerin

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche hat bis zur Sommerpause systematisch Duftmarken gesetzt und klar gemacht, wohin die Reise mit ihr gehen wird. Die Christdemokratin hat im Kabinett die Rolle von Christian Lindner übernommen und das Erbe der destruktiven FDP angetreten. Schon während ihres Antrittsbesuchs in Frankreich irritiert sie den Koali­tionspartner SPD, als sie die Atomkraft lobt und den Eindruck hinterlässt, die Bundesregierung habe ihre Position zu der Frage geändert, ob EU-Gelder für neue AKWs fließen sollten.

Für Verstörung sorgt auch ihre Teilnahme an einem Treffen der Europäi­schen Nuklearallianz, eines 2023 gegründeten Zusammenschlusses von elf EU-Ländern, die die Nutzung der Atomenergie voranbringen wollen. Deutschland gehört nicht dazu, die Koalition hält am Ausstieg aus der Atomkraft fest.

Das Misstrauen der Opposition und vieler Umweltverbände und NGOs gegen Reiche ist groß, weil sie bis zu ihrem Amtsantritt Chefin eines Tochterunternehmens des Energiekon­zerns Eon war. Ihre Kri­ti­ke­r:in­nen fürchten, dass sie im Interesse der fossilen Energiebranche unterwegs ist. In ihrem Vorstoß für den massiven Ausbau von Gaskraftwerken, die nicht auf Wasserstoff umrüstbar sein müssen, sehen viele eine Bestätigung dieser Befürchtung. Der Kraftwerksbau ist wichtig, damit der Kohleausstieg nicht gefährdet wird. Aber Um­welt­schüt­ze­r:in­nen halten Reiches Pläne für überdimensioniert und fürchten ein Festschreiben fossiler Strukturen. Das ficht die Ministerin nicht an.

Doch offenbar läuft es nicht so, wie sie sich das vorgestellt hat. Unmittelbar nach Amtsantritt spricht Reiche noch von einem Ausbau der Kapazitäten von „mindestens“ 20 Gigawatt, einige Woche später nur noch von „bis zu“. Dazwischen liegt ein Besuch bei der EU-Kommission. EU-Vizekommissionschefin ­Teresa ­Ribera, früher sozialistische Umweltministerin in Spanien, sperrt sich auch mit Blick auf die europäischen Klimaziele gegen die Pläne.

Im Koalitionsvertrag haben sich Union und SPD zu dem Ziel bekannt, dass Deutschland bis 2045 klima­neutral wird. Auf einem Kongress des Bundesverbands der Deutschen In­dus­trie relativiert Reiche das. Sie ist für eine Angleichung an die Marke der EU, die Klimaneutralität bis 2050 vorsieht. Aber in die europäische Vorgabe ist eingepreist, dass Deutschland als wirtschaftlich stärkstes Land schon 2045 klimaneutral geworden sei. Eine Verschiebung hier würde zu einer Verschiebung dort führen.

Bei der Amtsübernahme lobt Reiche ihren Vorgänger Habeck überschwänglich als guten Krisenmanager. Wenig später rammt sie seine Energiewende in Grund und Boden. Die Energiewende nennt sie „völlig überzogen“. Mit Sorge blicken Grüne, Umweltverbände und Kli­ma­ak­ti­vis­t:in­nen auf das Projekt, dass die Basis für Reiches weiteres Vorgehen sein soll: das Energiemonitoring. Damit will die Ministerin, die am 16. Juli ihren 52. Geburtstag feiert, die Energiewende einem „Realitätscheck“ unterziehen.

Ursprünglich sollte das Ergebnis bereits vor der Sommerpause vorliegen. Doch Reiche hat es erst Ende Juni geschafft, den Auftrag dafür zu vergeben. Und zwar ausgerechnet an das Energiewirtschaftliche Institut an der Universität Köln (EWI), das ursprünglich von fossilen Energiekonzern RWE und Eon finanziert wurde. Eine entscheidende Größe für den Ab- oder Ausbau der Energiewende ist der künftige Strombedarf, den die Gutachtenden prognostizieren. Setzen sie ihn gegenüber der von der Ampelregierung angenommenen Menge herunter, könnte der Ausbau der Erneuerbaren eingeschränkt werden.

Genau diesen Auftrag hat das Institut de facto bekommen, sagt die Deutsche Umwelthilfe (DUH), die die Leistungsbeschreibung für das Gutachten bekommen und ins Internet gestellt hat. „Katherina Reiche hat ideologische Scheuklappen auf“, sagt der Bundesgeschäftsführer der DUH, Sascha Müller-Kraenner. Das Gutachten soll Ende August vorliegen. Danach wird Reiche ihre Pläne für die Zukunft der Erneuerbaren vorlegen – und das Ringen um die Zukunft der Energiewende beginnen. (akr)

Die Ministerin der Herzen

Arbeits- und Sozialministerin Bärbel Bas (SPD) muss ausführen, was vor allem Herzensanliegen der Union sind. Zum Beispiel die Reform des Bürgergelds. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat Milliarden Euro an Einsparungen beim Bürgergeld in den nächsten Jahren versprochen, aus dem SPD-Finanzministerium kursierten unlängst die Zahl von 4,5 Milliarden Euro an Einsparungen in den kommenden zwei Jahren. Das Problem: Es ist sehr unwahrscheinlich, dass diese Einsparungen durch etwas mehr Sanktionen der Jobcenter gegen Terminsäumige, durch niedrigere Freibetragsgrenzen bei Vermögen und eine Limitierung der Übernahme hoher Wohnkosten für An­trags­stel­le­r:in­nen zustande kommen.

Auch die Abschaffung des Bürgergelds für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine dürfte nach Schätzung von ­Andrea Nahles, Chefin der Bundesagentur für Arbeit, nur 900 Millionen Euro Einsparungen bringen. Ukrainer:innen, die nach dem 1. April 2026 einreisen, sollen in den ersten Jahren nur noch die niedrigeren Leistungen für Asyl­be­wer­be­r:in­nen erhalten. Einen Gesetzentwurf zum Bürgergeld hat Bas noch für dieses Jahr angekündigt. Neues Geld verteilt die Sozialministerin wohl vor allem durch die 4 Milliarden Euro teure Erweiterung der Mütterrente ab 2027. Das ist ein Herzensanliegen der CSU. (bd)

Die Ungesundministerin

Als Gesundheitsministerin musste sich die Juristin Nina Warken (CDU) erst einmal einarbeiten, ihr Ressort gilt als besonders komplex. Zum Einstieg ging es für sie aber nicht um zukunftsgerichtete Reformen, sondern um Rückblick: Warken beschäftigt der Untersuchungsbericht zu den milliardenschweren Maskendeals ihres Vorgängers und Fraktionschefs Jens Spahn. Trotz Kritik auch vom Koalitionspartner hält Warken zum Parteifreund und attackiert lieber SPD-Sonderermittlerin ­Margaretha Sudhof. Das sorgt für ein Knirschen in der Koalition. Dabei stehen im Gesundheitsbereich große Reformen an.

Die Kassen sind leer, sowohl die der sozialen Pflegeversicherung als auch die der gesetzlichen Krankenkassen, Kosten und Beiträge steigen. Reformen werden seit Jahren verschleppt, weil sie so kompliziert sind. Eine Kommission aus Bund, Ländern und Kommunen soll jetzt als Erstes Vorschläge einer Pflegereform erarbeiten, mit einem straffen Zeitplan. Schon Ende des Jahres sollen die Ergebnisse kommen. Wie die Reform dann aussehen wird, ist noch offen. Warken will der Kommission jedenfalls keine „Denkverbote“ erteilen. In welche Richtung sie selbst denkt, hat sie schon klargemacht: Bür­ge­r*in­nen sollen mehr privat vorsorgen, eine verpflichtende Zusatzversicherung ist möglich. Und auch über Leistungskürzungen wird nachgedacht. (lf)

Die Schnellbauministerin

Mit Worten ist Verena Hubertz (SPD) schon vorgeprescht. Bauen soll schneller und billiger werden. Mit dem kürzlich vorgelegten Gesetzentwurf, dem sogenannten Bauturbo, will sie den lahmenden Wohnungsbau wieder ankurbeln. Das sei die dringend benötigte „Brechzange“, um die Verfahren in den Kommunen zu beschleunigen, erklärte sie. Die Planungszeit soll künftig nur noch zwei Monate dauern. Die Baukosten sollen sich halbieren. Abgesehen von den berechtigten Sorgen – Spekulation, Naturzerstörung und eingeschränkter Bürgerbeteiligung –, sind das waghalsige Versprechen.

7,4 Milliarden Euro Etat hat das Bauministerium in diesem Jahr. Davon fließen 3,5 Milliarden Euro in den sozialen Wohnungsbau. Die Mittel werden in den Folgejahren schrittweise erhöht. Die Regierung nennt das Rekordmittel, der Deutsche Mieterbund hält aber 12,5 Milliarden pro Jahr für nötig. Er kritisiert auch, dass aus dem 500-Milliarden-Sondervermögen für Infrastruktur bis 2029 nur 11 Milliarden Euro für den Wohnungsbau vorgesehen sind – das sind nur 2 Prozent. Was wird sich also in diesem Jahr spürbar verändern? Vermutlich wenig. Baupolitik lässt sich nicht in schnellen Erfolgen messen. Umso trauriger, dass in der Mietenpolitik so wenig passiert. Zwar wurde von der zuständigen Justizministerin Stefanie Hubig (SPD) die Mietpreisbremse um vier Jahre bis 2029 verlängert. Weitere Verbesserungsvorschläge im Mietrecht müssen aber noch ausgehandelt werden. (jak)

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24 Kommentare

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  • Für die erste Bilanz braucht man nicht unbedingt 100 Tage zu warten. Der von den Grünen ausgehandelte Klimafond wird für den Ausbau der fossilen Energiegewinnung (insb. Gas) missbraucht, an den Außengrenzen wird geltendes Recht ignoriert, der Rechtsruck im Lande nimmt weiter an Fahrt auf. Trotz riesiger neuer Schulden (die vor der Wahl auf gar keinen Fall in Frage kamen) wird hauptsächlich im sozialen Sektor gespart ("Haushaltslage") und stattdessen in Militär investiert. Die Taurusraketen werden trotzdem nicht geliefert, was man gut oder schlecht finden kann, aber auf jeden Fall ein weiteres gebrochenes Wahlversprechen ist. Genauso wurde die Stromsteuer für Privathaushalte nicht abgeschafft, was allen zugute gekommen wäre, stattdessen wird die Gasspeicherumlage reduziert, was ausschließlich Gasheizern (und Gaskonzernen) zugute kommt.

    Die Richtung ist klar: Die Energiewende wird blockiert, das soziale Klima wird kälter und unbarmherziger, Aufrüstung ist Konsens, Brandmauern nach rechts bröckeln, die nach links werden immer höher. Klimaziele werden mit Worten bekräftigt, mit Taten untergraben. Hauptsache Treckerdiesel wird wieder billiger und Polizisten stehen an den Grenzen.

  • Der Naturkatastrophenkanzler Friedrich Merz:



    "Selbst wenn wir alle zusammen morgen klimaneutral wären in Deutschland, würde keine einzige Naturkatastrophe auf der Welt weniger geschehen, würde kein einziger Waldbrand weniger geschehen, würde keine einzige Überschwemmung in Texas weniger geschehen."



    www.klimareporter..../die-klima-kanzler

  • Die Bundesregierung hat so vehement vorgelegt, dass sie 4 1/2 Wochen vor der 100 Tage Schonfrist am 13. August schon alles abgearbeitet und sich die Sommerpause redlich verdient hat.

    • @Martin Weiblen:

      Wie schrecklich die Vorstellung, es wäre 4 1/2 Wochen bis zur 100-Tage-Frist noch so weiter gegangen. Wer hätte sich davon erholen können und wie und wann, wenn die Ferien schon vorbei sind? ;-)



      Die Zeiten bleiben stürmisch und werden immer ruchloser. :-(

    • @Martin Weiblen:

      Sie meinen in der Sommerpause gibt's dann erstmal keine Skandale mehr ? Wollen wir mal hoffen - es reicht auch echt bei kleinem mit diesen Banausen in unserer Regierung !

  • Bund und Länder sollten idealerweise einen Haushalt stets nach der Regel aufstellen, dass zunächst die Bedürfnisse von Hilfebedürftigen gedeckt werden, also Obdachlose, Arme, Kranke, Pflegebedürftige, Kinder etc. zuerst.



    Danach sollte dann überlegt werden, wo gespart werden kann.



    Völlige unrealistisch scheint mir der Versuch zu sein, sehr viel mehr Leute in die Bundeswehr zu locken. Überall herrscht angeblich Fachkräftemangel. So viel attraktiver als andere Berufsbereiche kann die Bundeswehr nicht werden, um Leute massenhaft anzulocken. Ein paar werden kommen, aber wichtiger wäre es doch, die bestehenden Strukturen zu reformieren, zu renovieren und zu reparieren. Gleichzeitig sollte die Verteidigung auf Raketen/Drohnen und deren Abwehr konzentriert werden. Das ist eine Technik, die in der Ukraine schon weit entwickelt wurde, leider entwickelt werden musste.



    Autobahnneubau ist doch das letzte was wir jetzt noch brauchen, erstmal muss die marode Infrastruktur repariert werden.



    Wir werden ja sehen, ob die Gelder für die Infrastruktur abgerufen werden, ich glaube es nicht.



    Die Gelder für Waffen, die immer mehr kosten, werden bestimmt abgerufen und die Dividenden werden sprudeln.

  • Also laut Rheinmetall freut man sich über die merkbar, vollen Auftragsbücher in Höhe von 40 Milliarden Euros und ist guter Hoffnung auf mehr Aufträge und ordentliche Gewinne....

  • Mister Blackrock und seine schwarzrote konservative Minister:innenriege setzt die bekannten Prioritäten. Diese lauten: Kriegsrüstung und Profit, nur noch schärfer als bisher. Soziales, Ökologie, Frieden und alles Zivile fallen hinten runter und müssen zusehen, wo sie bleiben.

    Wollt ihr die totalen Prioritäten. Wollt ihr sie, wenn nötig, so radikal wie noch nie zuvor?

    • @Uns Uwe:

      Wir werden sie so oder so bekommen müssen. Nur wer wird sie setzen?

  • Ich merke vor allem, dass die Regierung nichts merkt.



    Wurde nicht vor der Wahl groß verkündet, das dies quasi der letzte Versuch sei, bevor alles kippt? Jetzt schert schon die "alte weiße Männer haben Angst vor einer Richterin die in diesem Jahrhundert angekommen ist"-Fraktion der Union aus, weil ein paar häßliche Fratzen vor dem Bundestag protestieren und Mails schicken.



    Ja, 0,1% Stimmen weniger von Spinnern im Wahlkreis sind sicher wichtiger als Wohl und Wehe des Landes.

  • 》Schwarz-Rot hat die Möglichkeit geschaffen, fast unbegrenzt Geld in Rüstung und Militär zu pumpen.《



    .



    Interessante Sicht der Dinge! Nach meiner Erinnerung¹ war es so, dass dies nur per Verfassungsänderung möglich war und deshalb nochmal der alte Bundestag zusammentreten musste, obwohl der neue schon gewählt war.



    .



    Denn mit dem wäre eine ⅔ Mehrheit für dieses Vorhaben nicht mehr realisierbar gewesen, da die Linke (deren Stimmen unverzichtbar gewesen wären) eben gegen "fast unbegrenzt Geld in Rüstung und Militär zu pumpen" war



    .



    Das ging nur mit den Grünen. Die in diesen alten Bundestag noch mit dem Versprechen "keine Waffen in Kriegsgebiete" im Wahlprogramm gewählt worden war...



    .



    ¹Gedächtnisstütze: www.bundestag.de/d...dersitzung-1056228



    .



    Zitate: 》Die Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen (20/15098) und FDP (20/15099) hatten jeweils eigene Gesetzentwürfe vorgelegt, die beide Grundgesetzänderungen für höhere Verteidigungsausgaben vorsehen《



    .



    Und: 》Reichinnek [Linke] warb für eine Reform oder Abschaffung der Schuldenbremse. Den Vorschlag von Union und SPD werde die Linke ablehnen, handle es sich doch um einen „Blankoscheck für Aufrüstung“.《

  • Die Einstufung als sichere Herkunftsstaaten ist eine Chimäre: Es bewirkt für uns Anwälte nur, dass sich die Klagefrist halbiert und wir zusätzlich Geld mit dem einstweiligen Rechtsschutz verdienen. Ob die Klage erfolgreich ist, hängt davon ab, ob der Staat wirklich sicher ist, nicht von Dobrindt.



    Umgekehrt aber ist dies eine wahnsinnige Belastung für die Kommunen. Denn wer aus einem sicheren Herkunftsstaat kommt und als Flüchtling abgelehnt wurde, darf nach § 60a AufenthG nie wieder arbeiten, bekommt also bis zum Rest seiner Tage AsylbLG-Leistungen. Das kann die Kommune nur durchbrechen, indem sie - unter Schmerzen - einen Aufenthaltstitel erteilt.



    Daher kommt es in meiner Praxis zum überraschenden Ergebnis, dass abgelehnte Asylbewerber aus sicheren Herkunftsstaaten etwa doppelt so schnell einen Aufenthaltstitel bekommen wie andere.

    • @hedele:

      Und wen hat so etwas bisher interessiert? Danke für die Klärung.

  • Gegen das jetzige Durcheinander waren die ersten zwei Jahre der Ampelregierung ein Ort der Harmonie. Ein absolutes Desaster, allen voran Merz und Spahn.

  • "Friedrich Merz versprach: Im Sommer spüre man, dass es im Land vorangehe. Doch vieles geht nach rechts und zurück."

    So sehr es auch meinen Überzeugungen widerspricht, aber alles andere als eine deutlich rechtere Politik wäre bei einem dramatisch nach rechts verschobenen Parlament auch mehr als verwunderlich.

  • Merken Sie schon was?

    Ja, eine zunehmende Hoffnungslosigkeit. Diese Regierung wird sehr wahrscheinlich nichts hinterlassen als einen riesigen Schuldenberg und eine "starke Armee". Dazu noch weiter schwindendes Vertrauen in die Fähigkeiten verantwortlicher Politiker.

  • Merken Sie schon etwas?



    Ja klar merke ich etwas:



    1: Es sind Kürzungen im Sozialbereich ohne Ende sind geplant, die Schwächsten wird es hart treffen.



    2: Dieses absurde unwürdige Schauspiel an den deutschen Grenzen, was die europäischen Nachbarn gegen uns aufbringt, enormen wirtschaftlichen Schaden anrichtet, und überhaupt nichts bringt. Die 13.000 Polizisten an der Grenze haben laut einem ntv Bericht zwar 2,6Mio Überstunden angehäuft, aber dabei nicht einmal 300 Asylbewerber zurückgewiesen.



    3. Frau Reiche will von uns Bürgern 40 fossile Gaskraftwerke subventioniert haben. Und im Jahr 2045, dem Jahr der Klimaneutralität müssen diese Dinger dann alle weggeschmissen werden, weil sie ja im Gegensatz zu Habecks Plänen nicht auf grünen Wasserstoff umstellbar sind.



    4. Und ab 2026 müssen wir Alle den Gürtel immer enger schnallen, denn Merz will ja den Wehretat auf 5%BIP erhöhen, also rund 250Mrd€, was nun mal die Hälfte des Bundeshaushaltes wäre. Das nötige Geld soll wohl im Sozialen gestrichen werden. also Rente, Pflege, usw.....

    • @Heinz Kuntze:

      3.5% und 1.5% ist Infrastruktur und Resilienz also auch Kindergärten.

      • @Machiavelli:

        Haben Sie belastbare Quellen zu Ihren Behauptungen, insbesonders zu den Kindergärten?

  • Ist der Frust wirklich so groß bei der taz das man/frau noch nicht einmal auf die 100 Tage Bilanz warten kann?

    Wie war das doch früher so toll, als z.B. Rot-Grün nach nur einem Monat alles erreichte was bei den Wahlen versprochen wurde und das Land ins Paradies führte.

    Oder hatte es früher vielleicht auch etwas länger gedauert, als man/frau der neuen Regierung zugestehen will?

    • @weather2018:

      Was wird denn in den kommenden 60 Tagen der parlamentarischen Sommerpause großartig passieren, was die Bilanz verbessern könnte? Grandiose Sommerlochfüller?

  • Naja, die absehbar letzte schwarzrote Show mit parlamentarischer Mehrheit eben.

  • Der Vormerz war bis jetzt klar besser, trotz dem Dressboy im Blockiererhäuschen.

  • Was ich merke? Nichts!

    Jede neue Koalitionsregierung muss sich zunächst einmal zusammenraufen und (faule) Kompromisse finden und dann noch geltende Gesetze und vertragliche Verpflichtugen beachten, bevor sie etwas ändern kann. Darum steigen nun u.a. im Haushalt erst einmal die Ausgaben für Soziales. Der Hammer kommt aber später, wenn Gesetzesinitiativen ergriffen wurden und greifen. Erst ab 2016 und lange danach werden wir merken, was uns Schwarzrot bis dahin eingebrockt haben wird: Die schon oft geübte Anpassung an den zerstörerischen Wettbewerb des „Globalismus“ (Joschka Fischer) mit den bekannten Folgen: Vergünstigungen für Investoren und Unternehmen, Senkung der Arbeitskosten und Rückbau des Sozialstaats, Verfall der sozialen Infrastruktur und mehr Armut, steigende Defizite und Neuverschuldung öffentlicher Haushalte. Die Neuverschuldung für ambitionierte(?) Zukunfts(?)projekte muss ja irgendwann und irgendwie gegenfinanziert werden.