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Wölfe in DeutschlandJa, die Tiere sind gefährlich

Ob ein Wolf einen Menschen gebissen hat, ist unklar. Klar ist: Die Rückkehr der Tiere birgt Risiken. Die Zahl der Wölfe muss begrenzt werden.

Es heißt auch immer wieder, Wölfe seien scheu gegenüber Menschen Foto: dpa

Ganz egal, ob es nun ein Wolf war oder nicht: Es ist gut, dass jetzt so viele Menschen über den mutmaßlichen Angriff eines Wolfes auf einen Gemeindearbeiter im niedersächsischen Steinfeld reden. Denn die Nachricht erinnert uns daran, dass diese Raubtiere Menschen gefährlich werden können. Wir müssen über dieses Risiko jetzt diskutieren, weil die Tierart sich gerade wieder in Deutschland ausbreitet, nachdem sie vor 150 Jahren ausgerottet worden war.

Der Arbeiter in Steinfeld hat laut Polizei angegeben, am Dienstag von einem Wolf gebissen worden zu sein. Der Mann pflegte gerade die Grünanlage an einem Friedhof, kniete sich am Zaun hin und fasste mit der Hand nach hinten. „Plötzlich stellte er fest, dass sie scheinbar von hinten gehalten wurde. Er blickte sich um und erkannte einen Wolf, der nach seiner Hand geschnappt hatte. Drei weitere Wölfe eines Rudels hätten die Aktion mit etwas Abstand beobachtet“, berichtete die Polizei. Der 55-Jährige habe sich befreien und die Tiere vertreiben können. Die Verletzungen seien so leicht gewesen, dass er erst gar nicht zum Arzt habe gehen wollen, sagte ein Polizeisprecher der taz.

Falls die Geschichte stimmt, wäre das der erste Angriff eines Wolfs auf Menschen seit Rückkehr der Tierart nach Deutschland im Jahr 2000. Aber das wissen wir noch nicht. Bislang gibt es nur die Aussage eines einzigen Zeugen. Ergebnisse der DNA-Analysen von Tierhaar-Proben erwartet das Umweltministerium in Hannover erst kommende Woche. Vielleicht war auch ein Hund der „Täter“. Oder es ist alles nur ausgedacht?

Feststeht aber: Wenn bald wieder mehr als tausend Wölfe durchs Land streifen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch mal wieder ein Mensch verletzt wird. Denn Wölfe sind Raubtiere. 2005 starb ein Mann in Kanada nach einer Attacke durch einen Wolf. Im März 2010 töteten Wölfe in Alaska eine Joggerin – und fraßen sie teilweise. Das Opfer, eine Lehrerin, war nur 1,47 Meter groß, sie rannte – das könnte zu dem Vorfall beigetragen haben, vermuteten die Behörden. Der Wolf hatte keine Tollwut, die in Deutschland seit Jahren nicht mehr vorkommt. Und es gab keine Hinweise darauf, dass er „provoziert“ worden wäre.

Solche Vorfälle sind sehr selten. In Deutschland gibt es bislang nur ein paar Hundert Wölfe – da ist die Wahrscheinlichkeit besonders gering. Aber da die Tiere hierzulande nicht gejagt werden dürfen, wächst ihre Zahl jedes Jahr im Schnitt um etwa ein Drittel. Damit wird es auch wahrscheinlicher, dass Wölfe Menschen verletzen – vielleicht auch tödlich. Und jeder Todesfall eines Menschen ist einer zu viel.

Der „Gesundheitspolizist“ der Natur

Warum sollten wir dieses Risiko eingehen? Naturschützer antworten: Weil der Wolf zur Natur in Deutschland gehörte, bis er vertrieben wurde. Weil er der „Gesundheitspolizist“ der Natur ist, er reißt zum Beispiel kranke Rehe und verhindert so, dass sie andere anstecken.

Die Zahl der Wölfe wächst. Damit wird wahrscheinlicher, dass sie Menschen verletzen

Doch die Gegner sagen: Auch Jäger können kranke Tiere schießen. Wir sind über Generationen gut ohne Wölfe ausgekommen. Wenn man allen Arten freie Bahn lassen würde, die mal zur Natur gehörten, müssten wir auch akzeptieren, dass Bären etwa im Berliner Grunewald leben. Obwohl der Bär ein Raubtier ist, gegen das Menschen noch weniger Chancen haben. Die Europäische Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie schreibt tatsächlich vor, dass der Braunbär zurückkehren darf – genauso wie der Wolf.

Naturschützer argumentieren auch damit, dass viel mehr Menschen durch Hunde oder Wildschweine zu Schaden kommen würden. Aber: Genau wegen dieser Gefahr ist es in Deutschland verboten, Kampfhunde ohne Aufsicht frei herumlaufen zu lassen. Wölfe dagegen sind wild lebende Raubtiere. Wildschweine töten nicht einmal ausnahmsweise Menschen, um sie zu fressen. Sondern allenfalls, um sich oder ihren Nachwuchs zu verteidigen. Wer das weiß und sich entsprechend verhält, läuft keine Gefahr, von Wildschweinen getötet zu werden.

Es heißt auch immer wieder, Wölfe seien scheu gegenüber Menschen. Aber: Obwohl bislang sehr wenige Wölfe in Deutschland leben, sind die Tiere schon mehrmals Menschen sehr nahe gekommen. So biss ein Wolf nachweislich den Hund eines Spaziergängers.

Deshalb sollten wir die Zahl der Wölfe begrenzen – und damit auch die Risiken.

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Themen #Wölfe
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70 Kommentare

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  • In Polen werden Wölfe bejagt. Dort kommt keiner der Zivilisation zu nahe.

  • Wo in Frankreich funktioniert der Herdenschutz? Inzwischen finden 92% der Wolfsangriffe auf Herden bei Tag und auf geschützte Herden statt. Seit diesem Jahr wird dort gejagt. Mal in ein zwei Jahren sehen, was draus wird. In Spanien finden 85% der Wolfsangriffe auf den 15% des Spanischen Territoriums statt, wo Wölfe nicht gejagt werden. Die Regulierung des Beutegreifers funktioniert nur bei Nahrungsspezialisten, nicht bei Generalisten wie den Wölfen. In Schweden sind durch Aufgabe der Weidetierhaltung infolge der Wölfe laut dortiger Naturschutzverbände 30.000 andere arten gefährdet. Zu kurz gedacht war die Entscheidung Wölfe unter Vollschutz zu stellen.

    • @Annegret Sproesser :

      Ich hab die Zahlen und andere Infos jetzt nicht nachgekuckt, aber sie scheinen mir Plausibel und vom Prinzip ja auch ohne weiteres Prüfbar, deshalb geh ich mal davon aus, dass sie stimmen. Wen dem so ist, dann ist das Argument das gewissermassen dahintersteht / das Sie machen für mich schon schlüssig: Bei einer entsprechend hohen Population sollten Wölfe gejagt werden, um sowohl über erlerntes Verhalten wie auch Selektionsdruck dafür zu sorgen, dass Sie sich von Menschen fernhalten (nochmehr als es ohnehin der Fall ist).



      Wenn dieses Argument im (Meinungs)Artikel oben gemacht worden wäre (und begründet, so wie sie das tun), wäre ich (und evtl. andere hier) für den Tenor schon offener gewesen.

      Das (bejagen, um Menschenscheu zu maximieren) wäre aber wie gesagt zum einen, denke ich, erst ab einer gewissen Populationsgröße sinnvoll (meineswissens sind es noch nicht so lange und nicht so viele Rudel in Deutschland), zum anderen wäre das auch etwas ziemlich anderes als die "Zahl der Wölfe begrenzen" zu wollen.

  • Ja, wir müssen über die Risiken im Zusammenleben mit dem Wolf reden. Der Wolf oder das Wolfsrudel können Menschen gefährlich werden. Will eine Gesellschaft mit einem Spitzenprädator leben müssen die Regeln im Umgang bekannt sein und eingehalten. Man kann Urlauber beim Möwen füttern beobachten! Warum sollten Menschen nicht auf die Idee kommen Wölfe zu anzufüttern, aus welchem Grund auch immer (Habituierung). Die Folgen können fatal werden. Man denke an den Wolf Kurti in Niedersachen. Die Diskussion über den Umgang mit dem Wolf ist notwendig. Viellericht lebt in einigen Jahren wirklich ein Wolfsrudel im Grunewald.

    • @Landlüüt:

      Solange die Wochenend-Naturliebhaber ihren Müll, auch gerne mit Essensresten, nicht wieder mit nach Hause nehmen sehe ich schwarz für scheue Wölfe.

  • 9G
    91491 (Profil gelöscht)

    "OB ein Wolf einen Menschen gebissen hat ist unklar,aber.......



    Ganz egal ob es nun ein Wolf war oder nicht,aber........



    Echt jetzt....das sind Bild Zeitung Formulierungen ,der TAZ nicht würdig.

  • German Angst! Jetzt natürlich auch vor Tieren. Warten wir noch sechs Monate und drei angebliche Angriffe ab, dann dürfen die bösen Wölfe endlich abgeballert werden.

  • Die TAZ war auch schon mal fortschrittlicher und kritischer. Dass sie sich jetzt mit diesem von Angst diktierten Artikel auf die Seite der Jägerlobby stellt - puh, da fällt einem nichts mehr ein. Der Wolf ist Generationen gut ohne uns ausgekommen, Herr Maurin, um mal Ihr Zitat umzudrehen. Wie kommen Sie eigentlich auf das schmale Brett, dass nur der Mensch ein Raubtier sein darf in diesem Land? Und statt mal abzuwarten, was die ominöse Genanalyse ergibt, schiessen Sie den schlecht recherchierten und einseitigen Artikel ins Netz. Super! Und es ist noch nicht einmal klar, ob es überhaupt Wölfe waren und es wirklich ein Angriff war. Und wenn es ein Angriff war, ist das noch kein Grund, Wölfe abzuschießen. Das Leben hier und auf der ganzen Welt birgt tausenderlei Risiko. Die meisten sind menschengemacht. Kümmern Sie sich weiterhin um diese Themen. Von Wölfen verstehen Sie nichts. TAZ, Du bist tief gesunken, jedenfalls in diesem Artikel.

  • auf der internetseite woelfe in sachsen stehen regeln zum umgang mit wölfen.vorurteile von beiden seiten hier, dennoch: keine_r wird so schnell gefressen und die tiere sind auch nicht immer scheu. den artikel finde ich sehr eindimensional. es gibt herdenschutzhunde für die schäfer, das funktioniert in frankreich sehr gut. wenn die jägerlobby dank artikel wie diesem ihr ja zum schießen bekommt, gibts in deutschland ganz schnell keine wölfe mehr. viele jäger sehen im wolf eine konkurrenz. es braucht aber keine jäger, dafür gibt es in ökosystemen negative rückkopplungen. wenn es wirklich ein problem gibt, dann fehlendes Bewusstsein für den Umgang mit Raubtieren und eine viel zu geringe Artenvielfalt und Monokultur dank Kapitalismus. Natürliche Kreisläufe weisen eine hohe Artenvielfalt auf und sind systemisch stabil. Auch wenn ich die Stoßrichtung des Artikels verstehen kann, finde ich ihn unangemessen und absolut zu kurz gedacht, denn die wahren Probleme liegen woanders.

  • was heisst hier "naturentwöhnt"? die menschheit hat jahrtausende gebraucht um sich wenigstens eines teils der gefährlichen natur zu entledigen. davon braucht man nichts zurück.

  • Wölfe sind weder immer scheu, noch töten sie ohne weiteres Menschen. Die Realität ist mal wieder komplexer. Und der Artikel ist leider reichlich eindimensional+öffnet mit seiner Argumentation der Jägerlobby Tür und Tor. Schade eigentlich. Hier mal was konstruktives für den Umgang im Fall einer Begegnung mit einem Wolf:



    www.wolf-sachsen.d...f-mensch-begegnung

  • Jedenfalls bin ich heilfroh nicht mehr als Landwirt mit auf der Weide laufenden Tieren unterwegs zu sein und vor allem nicht als Schäfer. Und, wir wohnten am Dorfrand in der Uckermark, meine Kinder gross zu haben.



    Morgens mit Angst zum Vieh zu fahren gerissene und verletzte Tiere vorzufinden ist einfach nicht schön. Die Herde ist danach nervös und die ganze Handhabung viel schwieriger. Verletzungen auf beiden Seiten wahrscheinlicher. Als Landwirt (bin kein Jäger!) habe ich die Freude an der Einführung des Wolfes in die Kulturlandschaft wie sie jetzt ist nie verstanden.



    Hätten wir uns bloss mehr um die Insekten gekümmert aber da reichte die Lobby nicht. Auch mein Fehler.

  • ...auf werwölfe kommt hier keiner!-:)

  • Ein Mann, ein Wolf, Riesendebatte. Das ist einfach lächerlich, der Mann ist noch nicht mal gefressen worden. Gähn.

  • Ausgewogener Artikel, ohne scheuklappen.



    Gut

  • Interessant, dass keiner der Kommentatoren auf die Argumente Maurins eingeht. Stattdessen strotzen die Antworten nur so vor Whataboutism (Verkehrstote, Hundebisse, Feinstaub und Pestizide), Verharmlosungen, Angriffen ad hominem (es wird unterstellt, Maurin vertrete heimlich die Interessen des Jäger- bzw. wahlweise des Bauernverbands; es wird unterstellt, er habe keine Ahnung, nicht recherchiert, bzw. er sei „wahnhaft“), sein ausgewogener Kommentar wird zu einem absurden Strohmann verdreht („alles abknallen, was dem Menschen gefährlich werden könnte“) usw.



    Wölfe sind angeblich intelligente Tiere. Von ihren Freunden kann man das leider nicht pauschal sagen.

    • @Zwieblinger:

      Hmm, aus meiner Sicht ist Ihr Kommentar zu den Kommentaren hier noch wesentlich einseitiger als es die meisten der kritischen Kommentare selbst waren.



      Es ist nicht "Whataboutism" wenn darauf verwiesen wird, dass Angesichts der erheblichen gesundheitlichen Probleme, die wir in anderen Bereichen in Kauf nehmen, es vielleicht nicht des Platzes im öffentlichem Raum wert ist, über diese - im Verhältnis - minimalst Gefahr zu debattieren. Das wurde vielleicht nicht ganz so zugespitzt ausgedrückt, aber darum geht es den meisten denk ich (zumindest auch).



      Zusatz Hinweis "Und jeder Todesfall eines Menschen ist einer zu viel." (schreibt der Autor) - wenn das die Handlungsmaxime ist, dann !oh doch! ist sehr wohl relevant wodurch sonst Menschen zu schaden kommen.

      Nur ein Punkt noch (von den vielen die Man anmerken könnte) - Ein Strohmann ist vorallem das folgende: "Wenn man allen Arten freie Bahn lassen würde, die mal zur Natur gehörten, müssten wir auch akzeptieren, dass Bären etwa im Berliner Grunewald leben. " - ohne weiteren Kommentar

      • @FreieMenschen:

        „Es ist nicht "Whataboutism" wenn darauf verwiesen wird, dass Angesichts der erheblichen gesundheitlichen Probleme, die wir in anderen Bereichen in Kauf nehmen, es vielleicht nicht des Platzes im öffentlichem Raum wert ist, über diese - im Verhältnis - minimalst Gefahr zu debattieren.“

        Doch, genau das ist ein Musterbeispiel für „Whataboutism“.

    • @Zwieblinger:

      Zitat : 'Wölfe sind angeblich intelligente Tiere. Von ihren Freunden kann man das leider nicht pauschal sagen.' Ob man das von ihren menschlichen Feinden auch nicht pauschal sagen kann?

    • @Zwieblinger:

      Vielen Dank Zwieblinger, Sie kommen mir zuvor und ich brauche mich nur noch anschliessen, was ich hiermit gerne tue. Die Art der Kommentare hier erinnern mich an Foristen in WELT-Online oder Cicero, wenn dort in Artikeln etwas Positives über Angela Merkel geäußert wird.

  • Kai Schöneberg , Autor , Ressortleiter Wirtschaft und Umwelt

    Liebe LeserInnen, der Autor vertritt ganz sachlich eine absolut haltbare Position zum Thema, da gibt es keinen Grund für persönliche Diffamierungen. Schöne Grüße aus der Redaktion der taz

    • @Kai Schöneberg:

      Schön wäre es halt, wenn man auch mal einen Journalisten mit gegenteiliger Meinung zu Wort kommen lassen würde (es ist schließlich nicht der erste derartige Artikel, in dem sage und schreibe zwei tödliche Vorfälle mit Wölfen herhalten müssen, Statistiken aber erst gar nicht bemüht werden).

      Noch besser wäre es, man würde erstmal abwarten, was im konkreten Fall überhaupt rauskommt. Herr Maurin schreibt ja selber, dass es unklar ist, ob es sich überhaupt um einen Wolf handelte. Trotzdem wird der Vorfall dafür genutzt, über die angebliche Gefährlichkeit der Wölfe zu philosophieren.

    • @Kai Schöneberg:

      Ja, die Position kann man vertreten und als Kommentar oder Meinung rausbringen.

      Wenn ich mir (als Gedankenspiel) die Mühe machte, diesen Text 1:1 umzuformulieren zum Thema "Asylbewerber greift deutsche Frau an" und dann die hier zu lesende Argumentationslinie als Maßstab anlegen würde. Da wäre ich vermutlich jenseits der AfD.

      Nehmen Sie die Bildunterschrift. Richtig wäre: Wölfe sind scheu gegenüber Menschen --> das ist Fakt. Danach könnte man im Text abwägen in welchen Fällen nicht....

      Und das stößt hier eben einigen Leuten sauer auf. Soweit meine hoffentlich respektvoll vorgetragene Einschätzung.

      • @Tom Farmer:

        Ja, das sehe ich auch so - sowohl dieser Beitrag wie der über Wisente sind viel mehr Kommentare als was ich sonst unter eigentlichem Nachrichten Artikel verstehen würde.



        Ist schon klar, dass die Tendenz in der taz generell stärker (meinem Gefühl nach) vorliegt als in eher klassichen Zeitungen (SZ, faz, Frankfurter Allgemeine, etc.). Aber hier ists schon recht dick aufgetragen (wie im Wisent Artikel auch - den hatte ich vorher auch nicht gesehen gehabt).

  • Ich kann ja verstehen, daß es ca. 80% der deutschen Stadtbewohner an Wildnis und Natur in ihrem Lebensumfeld mangelt. Auch, daß es aus dieser Ermangelung heraus eine vermeintliche Gewissenserleichterung verschafft, freie Wölfe als die Heilsbringer unserer gebeutelten Kulturlandschaft vom Handy aus zu propagieren. Die Projektionsfläche Wolf eignet sich für die eigenen Defizite ideal.



    Wenn das Ganze dann aber zu der Forderung führt, im Rudel jagende Großraubtiere sich in unseren dichtbesiedelten Weidegebieten so lange völlig unreguliert vermehren und alles auffressen zu lassen, was sie überwältigen können, bis die sich durch Verhungern und Seuchen selbst regulieren, fehlt es offenbar an nüchternem, halbwegs objektivem Denken.

  • Was eigentlich für ein Artikel ist das?

    Irgendwie ein Kommentar?



    Ergebnis einer Recherche vor Ort?



    Eine Meinungsammlung vom Hören-Sagen Anderer?



    Ein spekulativer Blick in die Zukunft?



    Protokollfetzen des letzten Jägerverbandstreffens?



    Wissenschaftliche Analyse Körpergröße und Bewegungsmuster zu Wolfsattackenrisiko? (Dann bitte Quelle nennen!)



    Ich glaub alles....find ich nicht gut das Sammelsurium.

  • Der Artikel hat ja fast schon etwas Wahnhaftes... Ich werde das Gefühl nicht los, dass Herr Maurin eine persönliche Fehde gegen Wölfe führt - anders kann ich mir seine Ausführungen über ebendiese manchmal nicht erklären. Herr Maurins stark anthropozentristische Sicht auf das Thema ist mir persönlich grundsätzlich zuwider.

    PS: Der Mensch ist dem Menschen ein Mensch - und kein Wolf.

    • @Primitivismuskeule:

      Zitat: "Der Mensch ist dem Menschen ein Mensch - und kein Wolf."

      Stimmt. Leider.

  • Mich verwundert doch sehr, dass zwar alle Medien diesen Vorfall identisch beschreiben (das Gefühl, die Hand werde von hinten gehalten), aber noch nicht mal der Autor als Themenexperte auf die Idee kommt, dass es sich gar nicht um einen Angriff gehandelt haben könnte. Ein Angriff sähe anders aus. Mir scheint es sich um vorsichtiges Spielverhalten zu handeln; hier schaut ein sehr sozial lebendes Lebewesen, wie das ihm unbekannte, aber nicht ins Beuteschema passende Wesen reagiert... wäre für mich die plausibelste Erklärung.



    Ansonsten: ja, wir müssen sehr viel achtsamer mit der Natur inklusive unseren Mitmenschen und Mitgeschöpfen umgehen, da gebe ich meinen Vorrednern völlig Recht. Der Reflex zum Schießen ist mir schon in Trumpland sehr suspekt...

    • @Raggedy:

      Führen Sie sich bitte das Eskalationsmodell von Valerius Geist zu Gemüte. Dann werden Sie das "spielerisch" realistisch einordnen können. Genau das ist es was mich sehr besorgt.

      • @Annegret Sproesser :

        Valerius Geist`s teilweise abenteuerliche Thesen genießen unter Wofsexperten in etwa den gleichen Ruf, wie die ebenso abenteuerlichen Thesen des Klimawandelleugners und emeritierte Professors für Strömungsmechanik Horst-Joachim Lüdecke unter Klimaforschern.

    • @Raggedy:

      Möglich, ja sogar wahrscheinlich, dass es sich hier um vorsichtiges neugieriges Spielverhalten handelte. Das macht es aber für einen Betroffenen ja nicht wirklich besser, wenn schon so eine Begegnung zu behandlungsbedürftigen Verletzungen führt.

    • @Raggedy:

      Danke für diese Sichtweise. Wenn es überhaupt Wölfe waren, ist das die (wildbiologisch) vernünftigste Erklärung. Jungwölfe bei der Erkundung ihrer Umgebung. Bei halbwüchsigen Hunden würde man es niedlich (und ganz normal) finden. Die Verletzung scheint gering gewesen zu sein, der Betroffene wollte ja offensichtlich noch nicht mal zum Arzt damit. Möglicherweise (oder ganz sicher...) wird der Vorfall jetzt instrumentalisiert von den Angstmachern. Schade, dass auch die taz darunter ist.

  • Ojeee! Ich komme selbst aus dem "betroffenen Landkreis" seit dem zwick auf den Friehofsgärtner gibt es kein anderes Thema mehr im Radio, es werden Hotlines mit pro & kontra Wolf gestellt, Umfragen gestartet, schier Panik wird verbreitet. Da lobe ich mir die Tarmstedter (dort ist das ganze vorgefallen) sie fürchten sich nicht, sie sagen, es ist ein Wildtier und wie bei jedem Wildtier, begegnet man ihm mit ausreichent Respekt, wie schon viele andere hier schrieben, der Mensch muss sein Verhalten ändern, er muss sich der Natur anpassen und nicht die Natur an den Menschen, wenn das erst mal jeder begreifen würde, wären wir schon ein ganzes Stück weiter. Jägerforen explodieren jetzt schon vor Vorfreude, das Tier endlich bejagen zu dürfen, abartig!



    Ein Jäger gestern im Radio:" Joar, uns ist ja auch schon hier im Wald aufgefallen, dass es weniger Wild zum bejagen gibt...wir vermuten der Wolf könnte damit zusammen hängen..." wenn ich sowas höre, könnte ich nur noch schreien..wie dumm sind die, sind sie es wirklich oder wollen sie nicht verstehen, haben die Lack gesoffen?



    Ja, wahrscheinlich wird der Wolf dort jagen, aber wenn Jäger zur alljährlichen Treibjagt aufrufen und auf gedeih und verderb auf alles was sich bewegt beballert wird, ja nu, was erwarten die, die Kitze, die im Sommer schon durch Mähdrescher oder Mähmaschinen geschreddert wurden, hüpfen wohl nicht mehr fröhlich im Wald umher, die sind hinüber und weder für Wolf noch Mensch brauchbar...ergo?



    Wenn Mensch nicht endlich begreift, dass wir durch intensive Landwirtschaft, pestizit Einsatz, Monokulturen etc. unsere Artenvielfalt zu grunde richten, wenn das nicht in den Köpfen ankommt, dann gut Nacht, dann ist der Wolf unser kleinstes Problem. Herr Maurin hatte lange seine Wolfhetze hier eingestellt, nun hat er, wie auch die ganzen Jäger, wieder seine chance gewittert...ist er vielleicht selbst ein Hobbyjäger? Das weiß er wohl nur selbst. Ich freue mich über den Wolf und hoffe das er verschont bleibt =)

    • @Mimo:

      Da kann ich nur zustimmen.

  • Wurde auch mal Zeit, dass der Bauernverband hier einen Gastbeitrag beisteuert.

  • 9G
    97088 (Profil gelöscht)

    Der Artikel „springt“ mir thematisch und von der Wortwahl doch zu sehr. Ein Beispiel: „Naturschützer argumentieren auch damit, dass viel mehr Menschen durch Hunde oder Wildschweine zu Schaden kommen würden. Aber: Genau wegen dieser Gefahr ist es in Deutschland verboten, Kampfhunde ohne Aufsicht frei herumlaufen zu lassen.“ Hund oder Kampfhund (nur wenige Hunde sind Kampfhunde!) ist gar nicht die Frage, denn fast überall gilt Leinenpflicht für Hunde. Angst vor Wildschweinen? Sollte man haben, wenn man ihnen begegnet. Tut man aber eigentlich nicht - außer: Sie wurden angefüttert.



    Der Umgang mit (Raub-)Tieren ist unser grundlegendes Problem in einer Natur entwöhnten Welt, die nur Nutztiere in Form von verpackter Rohware oder Haustiere verpackt als „süß“ kennt. Untersuchungen und Erfahrungen z. B. mit Wölfen oder (Eis)Bären gibt es ja reichlich und gut - nur eben nicht aus Deutschland. Wer in Kanada, Alaska, in den Abruzzen oder im Kaukasus lebt und Wölfe oder Bären sieht, ist ganz sicher auf der Hut. Nicht schießwütig - aber extrem vorsichtig. Und das ist gut so. Nur für uns Deutsche ist so was von völlig fremd. Wie auch - ohne Natur.

  • Wenn ich aus dem Haus gehe, bedrohen mich rasende Stahlkolosse, mit apatisch-abwesenden bis manisch-aggressiven raubtier-menschen am Steuer, tödlicher Feinstaub aus Fabriken und Auspuffrohren schwängern die Luft, Pestizide und "Pflanzenschutzmittel" lauern in jedem potentiell essbaren organischen Material, bewaffnete Wächter der bestehenden Verhältnisse sind jederzeit in der Lage, mich mit einer Kugel niederzustrecken, falls ich ihre Regeln nicht befolge oder sie das zumindest unterstellen, eine Eigentumsordnung, die mir keine Nutzung des Bodens zur Ernährung und Wohnzwecken zugesteht, außer durch Kauf und Miete, zwingt mich, meine Lebenszeit für die Profite anderer zu schlechten Preisen zu vermarkten, dabei meinen Körper und Geist zu schinden, Atomkraftwerke umgeben mich, die jederzeit hochgehen und im Umkreis von Hunderten Kilometern Leben vernichten können, ein Staat umgibt mich, der mich im Fall eines Streits mit einem anderen Staat jederzeit zum Töten und getötet-Werden "einziehen" kann...

    Aber ja, danke TAZ, dass du uns in Bewusstsein gerufen hast, dass wir ohne das Abknallen von Wölfen bald alle in GEFAHR sind und vermutlich viele, viele STERBEN werden, wenn wir uns nicht rechtzeitig wehren gegen diese BÖSE Natur in Form des WOLFES!

    • @kritikderkritikderkritik:

      Vielleicht sollte man in Berlin einfach mal ein paar Bären (tät noch besser passen) aussetzten, damit auch der Großstädter wieder zurückfindet zu dieser ürsprünglichen Achtsamkeit mit der Natur?

  • In Deutschland gibt es jedes Jahr 30.000 bis 50.000 Bissverletzungen durch domestizierte Wölfe, auch bekannt als "Hunde". Daran hat man sich aber gewöhnt, genauso wie an den infektiösen Dreck, den Hundebesitzer millionenfach auf Bürgersteigen liegen lassen.

    • @Thomas Friedrich:

      Gott schütze uns vor so vielen Wölfen wie Hunden in -Deutschland.

  • Warum schreibt eigentlich niemand von den zig Wölfen, die die letzten Jahre von Menschen gebissen wurden?

  • 9G
    91491 (Profil gelöscht)

    Zu diesem Artikel fehlt nur noch die passende Bild Überschrift :



    Mensch von Wolf gebissen ?

  • Liebe Taz,



    Ich hatte immer geglaubt, ihr wärt etwas objektiver. Und nein, es ist überhaupt nicht gut, wenn in diesem Moment schon darüber gesprochen wird, dass Wölfe zwingend bejagt werden sollten, wo noch nichteinmal feststeht, ob es (was deutlich wahrscheinlicher ist) nicht doch ein Hund war.



    Man muss eine ohnehin angeheizte und Vielerorts mittelalterlich anmutende Diskussion nicht durch wage Vermutungen befeuern. Hoffentlich wird nach der Auswertung der DNA-Spuren eine Klarstellung genauso massiv in den Medien auftauchen und nicht mit einem Abereshättejaseinkönnen oder Esistnureinefragederzeit weiterdiskutiert.

  • Das ist ein sehr mieses Plädoyer zum Thema Wolf. Ganz ehrlich, das andere Lebewesen Menschen auch als Beute ansehen können ist etwas für die Natur ganz natürliches. Ihr Autor ist eine Fehlbesetzung in diesem Ressort.

  • Zufälle gibt's, die kann man sich eigentlich nur ausdenken. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion legt ein Positionspapier zur Reduzierung des Naturschutzes für Wölfe vor, und ein Tag später wird in einem Landkreis der Hochburg der CDU ist, der hauptsächlich von Land- und Pferdewirtschaft lebt, angeblich ein Mann von einem Wolf angefallen. Und das einzige was der Taz dazu einfällt ist abschießen.....

  • Fazit eures Artikels ist: Lasst uns alles abknallen, was dem Menschen gefährlich werden könnte. Mit welchem Recht? Der These nach müssten wir uns erstmal untereinander abknallen, da der Mensch bekanntlich der stärkste Feind des Menschen ist. Das Denken eures Autors ist genau das Denken, was uns in diese Misere der Naturzerstörung und Selbstausrottung getrieben hat. Traurig, dass wir offenbar unfähig geworden sind mit anderen Lebewesen zusammen zu leben. TAZ – von euch hätte ich bei diesem Thema mehr Reflexion erwartet! Oder war der Artikel vielleicht ironisch gemeint?

  • Das bringt die Sachlage ziemlich gut auf den Punkt, danke!

    Und ich bin völlig einer Meinung was die Verkehrstoten und Chemiegeschädigte angeht - das wäre es wirklich wert darüber zu reden



    (ich möchte noch hinzufügen - Tote und gesundheitlich Beinträchtigte durch Abgase... das wird im Vereinigten Königreich z.B. derzeit tatsächlich öffentlich diskutiert - siehe z.B. Berichterstattung im Guardian )

  • Hmm, schon der Titel machte den Eindruck tendenziöser Berichterstattung (der Eindruck hat sich dann leider auch bestätigt).

    Die Argumentation scheint mir leider eher aus eigenen Überlegungen (ergänzt mit der Online Suche nach Vorfällen weltweit und in Deutschland) begründet zu sein, denn auch ernsthafter Recherche.

    In Polen sind Wölfe wohl noch nie ausgerottet gewesen. Ich denke wenn die Gefahr so gross ist, dann müssten man da auch immer wieder entsprechende Meldungen aus unserem Nachbarland hören....

    Aber ich bin wohl auch nicht der einzige dem dies aufgefallen ist, siehe die (meisten) anderen Kommentare hier :D .

  • Nun geht wieder eine hochemotionale Diskussion los.....



    Sorry, aber was haben Verkehrstote mit Wölfen zu tun?



    Und, Ich lebe hier in Deutschland und nicht in Südamerika.



    Schussverletzungen durch Jäger an Menschen finden im erster Linie unter Jägern statt, wo ist da das Argument?

    Es gibt in DE mit Sicherheit Gebiete wo es noch richtige Natur gibt, aber die sind extrem selten. Vlt haben Wölfe dort ihr Daseinsberechtigung. Der Großteil des Landes ist geprägt von "grüner" Industrie (Wald- Landwirtschaft), Siedlungen, etc.



    Wozu braucht es Wölfe auf einem 200ha industrie Weizenfeld? Um ein krankes Reh zu erbeuten und ein "Gleichgewicht" herzustellen? Welches Gleichgewicht?

    Mit Sicherheit sind alle Jäger, schießwütige, reiche Vollidioten, oder?



    Ich kanns nicht mehr hören....

    • @wirklich wahr?:

      Tja; nicht alle Jäger sind Idioten, aber relativ viele. Das liegt ganz einfach daran, daß auch nach den Jagdgesetzen Jäger charakterlich etwas ganz besonderes sind - und so fühlen sie sich auch. Hinzu kommt, daß die Politiker oft eng mit Jägern verbandelt sind und diese schützen.



      Beispiele aus meiner Heimat: Bedrohung eines Spaziergängers durch einen in die Luft abgegebenen Schuß - Einstellung des Verfahrens durch den Landrat aus Opportunitätsgründen; tierquälerische Tötung eines Hundes durch einen Jagdausbilder - Bußgeld in niedriger dreistelliger Höhe.

  • Ach der Herr Maurin.... Jaja, die Wölfe sind eine Gefahr, schlimmer noch als die katalanischen Separatisten.

  • Risiken minimieren. Jawoll !

    Doch erst wenn alle Wölfe abgeschossen sind, sinkt das Risiko, daß Gemeindearbeiter von Wölfen in die Hand gezwickt werden können auf Null.



    Wobei diese Maßnahme keinen Einfluss auf Bisse vermeintlicher Wölfe hat. Mit diesem Risiko werden wir weiterhin leben müssen.

  • Wo leben sie? Auf dem Mond wo es keine Hunde gibt? Ein Mensch wurde vielleicht von einem Wolf gebissen und schon soll man die Wölfe begrenzen, weil sie gefährlich sind. Wissen Sie wieviele Menschen jährlich von Hunden tot gebissen werden? Durchschnittlich über die letzten Jahre gab es 3-4 Tote. Hundeattacken gibt es jährlich tausende. Oft ist es der Familienhund, der angreift. Die Todesfälle durch Kühe bewegen sich etwa in gleichem Rahmen. Aber das können sie ja nicht wissen, denn auf dem Mond gibt es auch keine Kühe. Glücklicherweise ebenso keine Insekten, denn die töten ca. 1500 Menschen im Jahr.

  • Ja, Raubtiere sind in der Lage, Menschen zu verletzen. Gleichzeitig leben an sehr vielen Orten auf der Welt Menschen dort, wo auch Raubtiere leben. Ich war in meinem Urlaub in Kalifornien und in Oregon. Am Beginn der Wanderwege waren Hinweisschilder, die erklärten, wie ich mich bei einer Begegnung mit einem Berglöwen verhalten soll. Denn die leben da in den Naturparks, die an Wohngebiete Grenzen. Auf dem Wanderweg kamen mit Familien mit kleinen Kindern entgegen. Im Wald rund um den Campingplatz in Oregon gab es Schwarzbären. Zwei Camperinnen hatten unterwegs eine Bärin mit ihrem Jungen gesehen. Es gab Regeln auf dem Campingplatz zum Verstauen von Lebensmitteln in den Bären-sicheren Boxen auf dem Platz. Denn ja, allen war klar, wenn die Bären bei den Menschen Essen kriegen, werden sie gefährlich. Bekannte Fälle gab es. Niemand hatte Panik. Nur gesunden Menschenverstand. Niemand schreit deshalb nach einer zahlenmäßigen Reduzierung der Schwarzbären. Nein, die Menschen werden aufgefordert, zum Schutz der Bären halt ihr Essen wegzupacken. Das geht alles. Es ist Gewöhnungssache. Leute stellen sich darauf ein. Mit den Raubtieren braucht es Verhaltensregeln, an die Menschen sich dann halten müssen. Das kann gut funktionieren. Tut es an vielen auf der Welt. Warum sollte das in Deutschland unmöglich sein?



    Schließlich können nicht nur Raubtiere für Menschen gefährlich sein, sondern auch die Zerstörung von Natur. Und wer jetzt sagt, die lässt sich auch mit Jägern regulieren: Versehentliche Verletzungen und Tötungen von Menschen durch Jäger sind im Vergleich zu Angriffen durch Wölfe viel häufiger. Wenn die Wölfe also die Jäger ersetzen, kann man auch argumentueren: Die Reduzierung von Leuten mit Schusswaffen machen den Wald sicherer.

    • @DasZett:

      " Versehentliche Verletzungen und Tötungen von Menschen durch Jäger sind im Vergleich zu Angriffen durch Wölfe viel häufiger. Wenn die Wölfe also die Jäger ersetzen, kann man auch argumentueren: Die Reduzierung von Leuten mit Schusswaffen machen den Wald sicherer."

      An den Aspekt hat ich gar nicht gedacht - und das ist eigentlich ein ziemlich fundiertes Argument, denke ich!

  • Ich kann mich nicht erinnern, dass die taz sich jemals kritisch mit dem Phänomen Jagd auseinandergesetzt hat. Jost Maurin zumindest impliziert die übelste Schutzbehauptung von Jägern, sie würden die jagdbaren Arten regulieren. Kranke Tiere schießen...



    Auch der Wolf ist nicht per se ein Regulierer, so wie es sich die Hirne von Naturanalphabeten ausmalen. Als Fleischfresser erbeuten Wölfe kranke und gesunde Rehe oder Hirsche, je nachdem, was sie am leichtesten erbeuten können. Und das sind in der Tat häufig kranke oder schwache Tiere. Gerade die "Beseitigung" dieser Tiere sei ja die Aufgabe der Jagd, so ein weiteres "Argument" der Jagdbefürworter und Wolfsgegner wie Jost Maurin. Das Gegenteil ist der Fall. Menschliche Jäger töten um der Trophäe wegen und auf der Grundlage jahrhundealter Vorurteile gegen Bären, Wölfe, Luchse, Adler, Geier... All diese Tiere wurden aus Deutschland hinaus geschossen, auch wenn der Lebensraum an manchen Stellen noch gepasst hätte.



    Wie soll ein Kommentar zu vernünftigen Ergebnissen führen, wenn er schon von falschen, absolut unökologischen Ausgangspunkten startet. Es bedürfe einer Regulierung aller Beutegreifer, am besten durch den Jäger. Alle tierökogischen Untersuchungen bestätigen, dass eine "Regulierung" weder notwendig, noch wirksam ist. Es sei denn, man sieht die Ausrottung von Tierarten als Regulierung an, wovon offensichtlich der Naturanalphabet Jost Maurin überzeugt ist. Wir hätten ja seit Generationen gut gelebt ohne den Wolf. Ohne den Bären sowieso. Warum stellt er nicht umgekehrt die Frage, warum Bären, Wölfe, Luchse, Adler, Bartgeier usw. nicht gut leben durften in einem der reichsten Länder der Erde. Um wieviel reicher als das arten- und naturarme Deutschland (bald ganz ohne Wildtiere) sind viele unserer Nachbarn, die sich den Luxus einer autochthonen Großwildfauna leisten. Und von den ärmeren Ländern (z.B. Indien mit seinen letzten Tigern) wird das ohnehin erwartet. Was für ein erbärmlicher Kommentar menschlicher Hybris.

  • So werden Tatsachen tendenziell verdreht: "Denn die Nachricht erinnert uns daran, dass diese Raubtiere Menschen gefährlich werden können. "



    Als erstes wurden wir dem Wolf gefährlich. Und zwar so, dass wir ihn fast ausgerottet hätten.



    Wer verdrängte hier wen aus angestammtem Lebensraum?

  • Sehr geehrter Herr Maurin,



    ich empfehle Ihnen die Lektüre des sehr lesens- und bedenkenswerten Artikels Ihres Kollegen Heiko Werning:



    taz.de/Wisente-vor-Gericht/!5551649/



    Folgen Sie bitte dort auch dem Link bei "Wolf".



    Als Beleg für die von Wölfen ausgehende Gefahr zwei Fälle aus den Jahren 2005 und 2010 in Kanada und den USA anzuführen, ist schon etwas seltsam. "Im Jahr 2017 starben in Deutschland 3 177 Menschen bei Unfällen im Straßenverkehr." (statistisches Bundesamt)

  • was für ein schlecht recherchierter und trauriger artikel. das einzige wirkliche "raubtier" ist der mensch. es ist frustrierend dieses rhetorische blabla, welches einer unfundierten rechtspopulistische ökologievorstellung entstammt, in der taz lesen zu müssen.

  • Kann denn nicht wenigstens einer an die Luchse denken?

    • @Lydia Stanke:

      Und was ist mit den Krokodilen?!

  • Es gibt pro Jahr auf unseren Straße tausende Tote, Schwer- und Leichtverletzte Menschen in Deutschland, darunter auch leider viel zu viel Kinder. Das interessiert nur die Berichterstatter lokaler Medien, dann ist gut. Wenn ein Mensch WAHRSCHEINLICH bzw. VERMUTLICH von einem Wolf in die Hand gebissen wurde, dann schwappt die Empörungswelle hoch. Plötzlich ist EIN menschliches Opfer zu viel aber tausende Verkehrsopfer werden hingenommen, weil wir diese "Kultur des Tötens" verinnerlicht haben.



    Von den meist sehr armen Ländern in Afrika oder Südamerika erwarten wir Artenschutz. Wir selber erdreisten uns aber dazu, weiteres Leben auszurotten. Notfalls mit Giften, die uns selber töten. Wahrscheinlich gibt es hunderdtausendfach mehr Glyphosat-Opfer als Opfer von Wölfen. Aber Glyphosat bringt Profit. Und das Abschießen von Wölfen wird die deutsche Jägerschaft in heitere Stimmung versetzen.

    Seit Grimms Märchen Rotkäppchen hat sich kaum etwas hinsichtlich der Bewertung der Wölfe verändert.

    • @Rolf B.:

      Herr Maurin ist hinsichtlich dieses Themas schon öfters aufgefallen. Er scheint einfach tierische Angst vor dem Rückkehrer Wolf zu haben. Da ist kein Kraut gegen gewachsen. Nervt nur etwas, dass er hier immer wieder die Bühne bekommt über seine Angststörung zu schreiben...

      • @Popanek:

        Ja, er fällt regelmässig negativ durch solche Artikel auf. Einer der Gründe, warum ich nicht bereit bin für TAZ zu zahlen.

        • @JoWall:

          Die Bezahlung der Taz ist ja freiwillig, und das ist auch gut so. Was ich mich aber frage: Wollen Sie wirklich ein Zeitung haben, die immer nur Artikel schreibt, die mit Ihrer Meinung absolut konform ist? Nur zur Klarstellung: Ich bin ebenso der Meinung, dass man die Zahl der Wölfe nicht künstlich begrenzen sollte, das wird die Natur schon regeln.

          • @Daniel Roß:

            Ich kann auch gut mit anderen Meinungen leben wenn es um Kolumnen, Kommentare oder Debatten geht. Bei einem journalistischen Artikel erwarte ich Sachlichkeit und gutes Fachwissen. Beides fehlt in diesem Artikel.

    • @Rolf B.:

      Ich bin absolut Ihrer Meinung!

      • @Tomba:

        Ich auch. Der Mann ist besessen, kennt keine andere Lösung als die Ausrottung des Bösen, des Wilden. Kühe sind viel gefährlicher als Wölfe. Das problem ist rein wirtschaftlich (Zuchttierverlust), Herdenschutzmassnahmen sind möglich, und diese Tiere, die aus dem Fleischkonsum zurückgezogen werden, sind der Preis für die Rückkehr einer Art, deren Bedeutung für die Restaurierung der Biodiversität erheblich ist.