Was hilft gegen den Klimawandel?: Machen wir es einfach

Immer mehr CO2, immer öfter Hitzetage und schon wieder so eine Klima­konferenz. Acht konkrete Maßnahmen, um die Erde zu retten.

Prinz Harry pflanzt einen Baum

Was man tun kann gegen den Klimawandel: Wie Prinz Harry in Botswana Bäume pflanzen Foto: dpa

Wer sich mit der Klimakrise beschäftigt, der braucht starke Nerven. Erst in dieser Woche kam wieder eine schlechte Nachricht nach der anderen: die weltweiten Emissionen von Treibhausgasen mit 55 Milliarden Tonnen so hoch wie nie, die Entfernung zu den Zielen des Pariser Abkommen riesig, die Erwärmung auch in Deutschland mit neuen Hitzerekorden und Tausenden von Todesopfern.

Am Montag beginnt in Madrid die nächste UN-Klimakonferenz (COP), aber zu einer schnellen Reduktion der CO2-Emissionen wird auch sie kaum führen. Seit es Klimakonferenzen gibt, seit 25 Jahren, steigen und steigen die Emissionen. 25.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden debattieren und unzufrieden wieder nach Hause fahren.

Dabei lohnt es sich nicht, in der Hoffnungslosigkeit zu versinken. Denn es gibt Lösungen für die Klimakrise. Selbst das schärfere Ziel des Pariser Klimavertrags, die Erderhitzung bis 2100 bei 1,5 Grad zu halten, sei noch machbar, sagt Daniela Jacob, Klimawissenschaftlerin und Chefin des Climate Service Center in Hamburg: „Es gibt keinen physikalischen Grund, keinen chemischen, keinen technologischen, keinen finanziellen, keinen kulturellen Grund, die Temperatur nicht dort zu begrenzen.“ Was fehle, sagt Jacob, sei der politische Wille.

Damit dieser Wille zwischen dem kleinmütigen Klimapaket der Bundesregierung und den apokalyptischen Visionen der Zukunft nicht zerrieben wird, gibt die taz einen Überblick über mögliche Wege aus der Krise. Hilft es, Bäume zu pflanzen? Warum bauen wir nicht überall Windräder? Und was hat mein Fleischkonsum mit dem Klima zu tun?

Wer die vielen Ideen auf Umsetzbarkeit abklopft, wird sich wundern: Es geht viel mehr, als oft behauptet wird. Aber dafür braucht es eine große gemeinsame Anstrengung, die sich in vielen kleinen Veränderungen zeigt. Es gibt keinen einfachen Hebel, den jemand umlegen kann, während alles so weiterläuft und alle so weiterlaufen wie bisher. Veränderung muss erfunden, erdacht, erbaut und erkämpft werden.

Hier sind ein paar Ideen dazu – und was von ihnen zu halten ist.

1. CO2 im Endlager wegsperren

Die Idee: Das Klimagas Kohlendioxid kann isoliert und aufgefangen werden, um es unter der Erde zu speichern.

Das Vorhaben: Carbon Capture and Storage (CCS) ist das Verfahren, mit dem ein Endlager für CO2 gefunden werden soll: Aus Kraftwerken, Industrieanlagen und Ölquellen wird das Gas abgesondert und in alte Gaslagerschichten unter der Erde verpresst. Weltweite Versuchsprojekte, auch in Deutschland, zeigen, dass das CO2 zumindest mittelfristig sicher eingeschlossen werden kann.

Es geht viel mehr, als oft behauptet wird. Aber dafür braucht es eine große gemeinsame Anstrengung, die sich in vielen kleinen Veränderungen zeigt

Die Realität: Auch wenn in alten Gasspeichern überall auf der Welt angeblich riesige Volumen zur Verfügung stehen, um das Klimagas zu speichern – bisher gibt es praktisch nur Versuchsanlagen und kaum ein Vorhaben, das sich wirtschaftlich trägt. Ein globaler CO2-Preis könnte das ändern. Der Widerstand in der Bevölkerung und bei Umweltverbänden ist allerdings in manchen Gegenden groß, in Deutschland ist CCS derzeit gesetzlich nicht machbar. Viele Anwohner fürchten, dass die Lagerstätten Lecks bekommen und diese Technik eine Ausrede wäre, weiter Kohle, Öl und Gas zu verbrennen. Allerdings rechnen inzwischen praktisch alle Klimamodelle für 1,5 oder 2 Grad mit CCS in irgendeiner Form.

2. CO2 im Boden speichern

Die Idee: Der Boden unter unseren Füßen kann ein Hilfsmittel beim Kampf gegen die Erderwärmung sein: Je mehr Kohlenstoff er speichert, desto weniger gibt es in der Atmosphäre.

Das Vorhaben: Terra Preta, Schwarzerde oder Biokohle, gilt manchen Experten als große Hoffnung. Die „schwarze“ und mit viel organischem Material wie Pflanzenresten angereicherte Erde kann das Mehrfache an Kohlenstoff speichern wie herkömmliche Böden. Diese Erde kann mithilfe von Biokohle auch aus Pflanzenabfällen hergestellt werden. Sie verbessert die Böden, hält mehr Wasser und Nährstoffe. Ihr Potenzial zur CO2-Speicherung wird auf etwa 2 Milliarden Tonnen jährlich geschätzt, etwa 4 Prozent des menschengemachten CO2-Ausstoßes. Mit der Schwarzerde, die vor allem im Amazonas-Regenwald vorkommt, experimentieren inzwischen Forscher und Landwirte auch an anderen Orten.

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Auch Moore speichern riesige Mengen Kohlenstoff, wenn sie unter Wasser stehen. Fallen sie trocken, gasen sie den Kohlenstoff allerdings aus: Statt das Klimagas zu speichern, werden sie dann zu CO2-Schleudern.

Die Realität: Für viele Wissenschaftler ist Biokohle eine interessante Idee, um lokal und regional Böden zu verbessern und Kohlenstoff zu speichern. Als große Lösung sehen sie das Verfahren allerdings nicht: Der letzte Bericht des Weltklimarats IPCC sieht zwar theo­re­tisch ein großes Potenzial, zweifelt aber daran, dass die Idee wirtschaftlich und in großem Maßstab umzusetzen ist. Für Mitteleuropa und Nordamerika, wo auf guten Böden genügend Dünger zur Verfügung steht und wo ungenutzte Biomasse knapp ist, „kann die Biokohle ihre agronomischen Vorteile nicht ausspielen. Ein bloßes Vergraben für den Klimaschutz ist eine sehr teure Maßnahme“, sagt Roland Fuß vom Thünen-Institut für Agrar­klimaschutz.

Ein effektiver Schutz von Mooren dagegen wäre eine sehr gute Idee. Torfböden bedecken nur 3 Prozent der weltweiten Landfläche, speichern aber doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder, die 30 Prozent der Fläche bedecken. Die größten Sumpfgebiete befinden sich in Indonesien, dem Kongobecken, aber auch im Permafrostboden Russlands und in Europa. Nach Schätzungen der Global Peatland Initiative unter Leitung der UN können Emissionen aus trockengelegten Mooren bis zu 5 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen ausmachen. Eine aktuelle Studie warnt, dass die Moore Europas durch Entwässerung seit Jahrhunderten trocken fallen und demnächst ihre Speicherfunktion umdrehen und CO2 ausstoßen könnten.

3. Kein Fleisch mehr essen

Die Idee: Eine fleischlose Diät und weniger Verschwendung von Lebensmitteln reduzieren den CO2-Fußabdruck.

Das Vorhaben: Experten für Ernährung, Klimaforscherinnen und Vertreter von Tierrechten plädieren dafür, mehr Obst und Gemüse und dafür weniger Fleisch zu essen. Das ist nicht nur gesünder, sondern senkt auch die Emissionen. Denn vor allem Wiederkäuer wie Rinder und Schafe belasten die Atmosphäre durch das Methan aus ihrer Verdauung, die Gülle der Viehzucht wird zum Treibhausgas Lachgas. Diese Emissionen sind in den letzten Jahren stark gestiegen. Insgesamt trägt die Landwirtschaft durch Tierhaltung und die Nutzung fossiler Brennstoffe in Produktion und Transport weltweit knapp ein Viertel zu den menschengemachten Klimagasen bei.

VEgetarisch Kochen auf dem Münchner Tollwood-Festival

Was hilft gegen den Klimawandel? Vegetarisch kochen, wie diese Frau auf einem Festival in München Foto: dpa

Die Realität: Weniger Fleisch und Milchprodukte machen tatsächlich ­einen großen Unterschied, hat der Weltklimarat IPCC errechnet: 0,7 bis 8 Mil­liarden Tonnen Kohlendioxid könnte 2050 durch eine andere Ernährung gespart werden. Dazu käme noch, dass eine riesige Fläche für Gemüseanbau oder Aufforstung frei würde: „Mehrere Millionen Quadratkilometer“, also ein Mehrfaches der Fläche Deutschlands (circa 350.000 Quadratkilometer).

Immerhin entstehen allein durch Verlust und Verschwendung von Lebensmitteln laut IPCC fast 10 Prozent aller menschengemachten Klimagase. Außerdem könnte eine gesündere Ernährung mit weniger Zucker, weniger Fleisch und mehr Bewegung Hunderte Mil­lio­nen Diabetes-Erkrankungen verhindern und in den Gesundheitssystemen viel Geld sparen.

Die aktuellen Trends sind allerdings gegenläufig: Während in den Industrienationen der Verbrauch von Fleisch und Molkereiprodukten stagniert, nimmt der Fleischhunger besonders in Asien und im südlichen Afrika zu. Weltweit hat sich die Fleischproduktion seit den 1960er Jahren mindestens vervierfacht. Die UN-Landwirtschaftsbehörde FAO erwartet, dass der Pro-Kopf-Verbrauch von Fleisch, größtenteils Geflügel, bis 2025 um 1,3 Kilogramm auf 35 Kilogramm Fleisch ansteigt.

4. Bäume pflanzen und CO2 binden

Die Idee: Bäume und andere Pflanzen binden Kohlenstoff. Je mehr, desto besser.

Das Vorhaben: Aufforstung von Bäumen wird derzeit in vielen Ländern wie in Äthiopien und privaten Projekten wie bei „Plant for the Planet“ als optimale Idee gegen den Klimawandel gepriesen. Und in der Tat ist mehr Holz meist eine gute Idee: Ein ökologisch intakter Wald produziert Sauerstoff, sichert das Erdreich, reinigt das Wasser, bietet Lebensraum für eine Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen und liefert Millionen von Menschen Nahrung, Schutz und Rohstoffe.

Eine Studie der ETH Zürich prognostizierte, dass weltweit auf einer Fläche von knapp einer Milliarde Hektar (der Fläche der USA) neuer Wald gepflanzt werden könnte. Die neuen Bäume könnten zwei Drittel des gesamten CO2 binden, das die Menschheit seit der Industrialisierung in die Luft geblasen hat.

Die Realität: Weltweit nimmt die Waldfläche zu – allerdings an den falschen Orten. Der besonders artenreiche und fürs Weltklima wichtige tropische Regenwald wird immer weiter zerstört: Am Amazonas hat die Entwaldung unter dem rechtsextremen Präsidenten Jair Bolsonaro das höchste Niveau seit zehn Jahren erreicht. In den gemäßigten Breiten und im Norden wiederum dehnen sich die Waldgebiete auch durch den Klimawandel aus.

Der optimistischen ETH-Studie zum Wald haben inzwischen andere Wissenschaftler widersprochen: Sie überschätze das Speicherpotenzial neuer Waldflächen um das Fünffache und unterschätze die Böden. Auch tragen mehr Bäume in den arktischen Gebieten eher zur Erderwärmung bei, statt sie zu bremsen – weil sie verhindern, dass während der langen Wintermonate die Sonnenstrahlung durch die weiße Schneebedeckung reflektiert wird.

5. CO2 nicht mehr subventionieren

Die Idee: Fast überall subventionieren die Regierungen die klimaschädliche Verbrennung von Öl, Gas und Kohle. Weniger Beihilfen würden Emissionen massiv senken und Milliarden in die Staatskassen bringen.

Das Vorhaben: Weltweit gewähren die Regierungen insgesamt etwa 5,2 Bil­lio­nen Dollar jährlich an direkten und indirekten Subventionen für fossile Brennstoffe, hat der Internationale Weltwährungsfonds (IWF) errechnet. 85 Prozent dieser Staatshilfen gehen an die Industrien für Öl und Kohle. Würden diese Steuergelder nicht ausgegeben, läge der globale CO2-Ausstoß um 28 Prozent niedriger, die Finanzminister der Staaten hätten 3,8 Prozent mehr Geld zur Verfügung, und es gäbe nur etwa die Hälfte aller Toten durch Luftverschmutzung, moniert der Währungsfonds.

Die Realität: Die Staaten der G20, verantwortlich für knapp 80 Prozent aller Emissionen, haben bereits 2009 beschlossen, „ineffiziente Subventionen für Fossile“ zu beenden. Tatsächlich sind die direkten Hilfen in diesen Staaten in den letzten fünf Jahren auch von 248 auf 127 Milliarden Dollar jährlich zurückgegangen, zeigt der ak­tuel­le Bericht „Brown to Green“.

Der Internationale Währungsfonds kommt auf die viel höhere Zahl von 5,2 Billionen, weil er indirekte Kosten wie Klima- und Gesundheitsschäden dazurechnet. Zum Teil liegt der Rückgang der Subventionen an niedrigeren Preisen, zum Teil wurden tatsächlich Hilfen gestrichen. Teures Benzin aber kann arme Menschen hart treffen, wie sich gerade bei den Unruhen in Ecuador und Chile gezeigt hat. Und auch was als Subvention gilt, ist umstritten. In Deutschland etwa rechnet das Umweltbundesamt mit 57 Milliarden Euro an direkten und indirekten „umwelt- und klimaschädlichen Subventionen“ durch die öffentliche Hand. Das Bundesfinanzministerium dagegen definiert den Begriff eng und kommt nur auf etwa 7,3 Milliarden.

6. Wind und Sonne nutzen

Die Idee: „Grüner“ Strom aus Wind und Sonne ist inzwischen so billig, dass er die fossilen Energien, vor allem die Kohle, preislich abhängt.

Das Vorhaben: Die Preise für den Bau neuer Wind- und Solarparks sind inzwischen weltweit so drastisch gesunken, dass Grünstrom kaum teurer, manchmal sogar billiger ist als dreckige Elektrizität. Je nach Standort, Technik und Subventionen liegen die Kosten für neuen Ökostrom in Europa, Kalifornien und China unter den Preisen von laufenden fossilen Kraftwerken. Das zeigt ein Überblick der Beratungsfirma Bloomberg NEF. Die Internationale Energieagentur IEA erwartet, dass in Zukunft die Hälfte der zusätzlichen Stromkapazität von Erneuerbaren kommen wird.

Ein Windrad

Was noch hilft? Wind- und Sonnenenenergie nutzen Foto: dpa

Die Realität: Der Siegeszug der Erneuerbaren hat zwei Probleme: Erstens betrifft er meist nur neue Kraftwerke und führt selten dazu, dass alte und abgezahlte Kraftwerke abgeschaltet werden. Das wäre aber für sinkende CO2-Emissionen nötig.

Und zweitens fehlen bei den Zahlen zur Wirtschaftlichkeit der Erneuerbaren oft die Gesamtkosten: Ökostrom braucht mehr Kapazitäten, Speicher, neue Leitungen und eine andere Finanzierung als Fossile.

Dazu kommt, dass alteingesessene Lobbygruppen und Seilschaften in Ministerien, Behörden und Staatskonzernen oft ihre traditionellen Planungen für Kohlekraft nicht gegen unbekannte Risiken bei Erneuerbaren eintauschen. Weil Energiepolitik fast immer ein hochpolitisches Feld ist, setzen sich auch die Techniken, die billiger und sauberer sind, nicht einfach von alleine durch. In Südostasien planen viele Staaten derzeit große Kohleprojekte.

7. CO 2 -Zertifikate handeln

Die Idee: Ein globaler Handel mit CO2-Zertifikaten, wie es ihn in der EU seit 2005 gibt, könnte die Emissionen senken und die Finanzen der Staaten aufbessern.

Das Vorhaben: Weil CO2 ein weltweites Problem darstellt, kann man das Klima am effektivsten schützen, wenn man das Gas da verhindert, wo es am billigsten ist: Eine Biogasanlage in Afrika, die ein Kohlekraftwerk ersetzt, ist billiger zu bauen und zu betreiben als in Europa. Für das dadurch eingesparte Kohlendioxid gibt es Lizenzen, mit denen gehandelt werden kann. Bislang unterliegen allerdings lediglich etwa 20 Prozent der weltweiten CO2-Emis­sio­nen einem solchen System des Emissionshandels.

Seit etwa 20 Jahren hat die UNO ein ähnliches System entwickelt: den Clean Development Mechanism (CDM), mit dem Firmen aus Industrieländern CO2-Zertifikate für Projekte in armen Staaten bekommen konnten. Nun verhandeln die Staaten bei der Klimakonferenz in Madrid über einen Nachfolger des Systems, der Sustainable Development Mechanism (SDM) heißt.

Die Realität: CDM gilt unter Umwelt­experten als größtenteils gescheitert. Der Ökonutzen der Zertifikate war oft zweifelhaft. Auch beim Tauziehen um das Nachfolgemodell SDM fürchten Kritiker, dass viel Geld generiert wird, echte CO2-Reduktionen aber auf der Strecke bleiben, etwa weil es Doppelzählungen gibt.

Auf jeden Fall hilfreich wäre ein CO2-Preis (ob als Emissionshandel oder CO2-Steuer), der möglichst weltweit oder zumindest für die G20-Länder gilt. Der Preis würde Investoren Sicherheit darüber geben, wo in Zukunft Geld verdient werden könnte und was teurer würde. Er könnte zu weniger Verbrauch von Gas, Öl und Kohle führen, und der Staat bekäme mehr Einnahmen, die er direkt in Klimaprogramme oder in soziale Maßnahmen (Trinkwasser, Gesundheitsversorgung) investieren könnte.

Damit könnte er das Leben der Menschen besser machen und die Folgen des Klimawandels wie Hitzewellen oder Starkregen lindern. Wie schwierig es allerdings ist, einen CO2-Preis vernünftig und sozial ausgewogen zu installieren, lässt sich an den Problemen des deutschen Klimapakets beobachten.

8. Frauen und ihre Rechte stärken

Die Idee: „Für praktischen und effektiven Klimaschutz müssen wir das Wissen und die Fähigkeiten der Frauen entfesseln.“ Das sagte im September 2019 Vaishali Sinha vom indischen Ökostromkonzern ReNew Power beim Weltwirtschaftsforum.

Das Vorhaben: Studien zur Entwicklungspolitik zeigen: Wenn Frauen mehr Bildung und Rechte bekommen, bringt das die Gesellschaft voran. Denn Frauen, die oft einen großen Teil der Familienarbeit machen, planen sorgfältiger, zahlen Kredite besser zurück, verteilen Einkommen gerechter und sorgen mehr für nachhaltige und soziale Investitionen als Männer. Unter den UN-Entwicklungszielen zur Nachhaltigkeit gilt die Geschlechtergerechtigkeit als zentral, weil sonst viele andere Ziele nicht zu erreichen sind: Bildung, Bekämpfung der Armut, bessere Gesundheit, aber eben auch Klimaschutz.

Die Hoffnung: Mehr Landrechte für Frauen sorgen für bessere Ernährung, Gesundheit und mehr Widerstandskraft in der Bevölkerung bei Dürren oder Hochwassern. Dezentrale erneuerbare Energien sorgen in ländlichen Gegenden für Licht, damit Mädchen auch abends lernen können; für Pumpen, damit sie nicht mehr stundenlang Wasser holen müssen und für bessere Luft in den Häusern, wo sonst mit Holz und Kohle geheizt wird, was zu Lungenkrankheiten führt.

Eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey findet außerdem, dass das weltweite Wirtschaftsprodukt um 28 Billionen Dollar höher liegen könnte, wenn Frauen „gleichberechtigt am Arbeitsmarkt“ teilnehmen könnten. Dieses zusätzliche Kapital, so die Hoffnung, würde ausreichen, um die Kosten für den Klimaschutz von geschätzten 600 Milliarden Dollar im Jahr 2020 aufzubringen.

Die Realität: Die drei wichtigsten Figuren bei der Klimakonferenz in Madrid werden Frauen sein: Patricia Espinosa, die Chefin des UN-Klimasekretariats; Carolina Schmidt, die chilenische Konferenzpräsidentin und die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg.

Bei wichtigen Entscheidungen vor und hinter verschlossenen Türen haben aber nach wie vor Männer das Sagen. Auch bei den G20 sind Frauen in Entscheidungspositionen wie Angela Merkel die Ausnahme. Und das Thema Frauenrechte spielt bei den UN-Verhandlungen und in der internationalen Klimapolitik und -finanzierung nur am Rande eine Rolle.

In den meisten UN-Gremien und den Delegationen der Länder besetzen Frauen deutlich weniger als die Hälfte der Posten.

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