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Was Putin in der Ukraine willGegen eine slawische Demokratie

Warum hat Putin die Ukraine angegriffen? Sie ist ein freies, lebendiges, demokratisches Land – und das könnte die Russ*in­nen zum Nachdenken bringen.

Eine ukrainische Überwachungskamera zeichnete am 24. Februar 2022 russische Armeefahrzeuge auf Foto: Border Service of Ukraine/ap

Die russische Armee ist erschöpft, aber nicht ausgeblutet. Diese Situation verheißt für die kommenden Monate nichts Gutes. Der Beschuss von ukrainischen Kraftwerken, Krankenhäusern und Schulen geht weiter, der militärisch-industrielle Komplex Russlands arbeitet auf Hochtouren. Die russische Wirtschaft ist, im Gegensatz zur ukrainischen, noch nicht in eine Kriegswirtschaft überführt worden. Das Niveau der Militarisierung ist immer noch deutlich niedriger als selbst in der Zeit der Stagnation unter Leonid Breschnew, der die UdSSR von 1964 bis 1982 führte.

Die Mobilisierungswellen von Wehrpflichtigen verschaffen den russischen Truppen keinen entscheidenden Vorteil. Der jetzige Krieg ist kein Krieg der Infanterie und der Panzer, sondern der Artillerie. Ungefähr 90 Prozent der Soldaten beider Seiten sterben, ohne dem Feind ein einziges Mal in die Augen zu schauen – durch Granaten und Raketen, seltener durch Minen. Die Pattsituation zeigt sich am besten auf dem Territorium der Ostukraine. Fast jeden Tag wird über schwere Kämpfe in der Region berichtet, aber im Wesentlichen gilt: „Im Donbass nichts Neues.“ Beide Seiten treten auf der Stelle – ein Ergebnis des Umstandes, dass sich die verfeindeten Kriegsparteien schon seit 2014 eingegraben haben.

Ein Erfolg für Putin

Ähnliches wird nun auch im Süden der Ukraine beobachtet. Dank westlicher Lieferungen von Himars-Raketenartillerie ist es der Ukraine gelungen, die zahlenmäßige Überlegenheit der Artillerie auf russischer Seite zu neutralisieren, aber die Ukrainer haben noch keine überwältigende Feuerdominanz. Daher ist die „Sonderoperation“ in der Ukraine trotz allem für Wladimir Putin bisher ein Erfolg.

Denn die Befreiung von Cherson war zwar ein lauter, aber eher symbolischer Sieg. Um im Donbass vorzudringen, Bunker zu zerstören und den Feind aus den Gräben zu vertreiben, braucht man vor allem Haubitzen, die mit einer schwenkbaren Flugbahn feuern. Wie die New York Times kürzlich berichtete, befindet sich ein Drittel der etwa 350 in die Ukraine gelieferten westlichen Haubitzen aufgrund extrem intensiver Nutzung oder im Kampf erlittener Schäden in einem nicht einsatzfähigen Zustand. Einige der verwendeten 155-mm-Geschosse wurden zuvor nicht mit bestimmten Haubitzen getestet. Deren Rohre scheinen schneller zu verschleißen als bisher angenommen.

Der Westen ist vorsichtig

Aber das Wichtigste ist, dass die ukrainische Armee die Infrastruktur der russischen Armee hinter der Kontaktlinie zerstören muss, um den befestigten Donbass und die Krim zügig zu befreien. Das heißt: Straßen, Brücken, Versorgungswege bombardieren und unbefahrbar machen, Leitungen unterbrechen und Kommunikationspunkte zerstören, Hauptquartiere, Treibstoff- und Munitionsdepots, Flugplätze, Reparaturwerkstätten, Radargeräte, Luftverteidigungssysteme, Militärfabriken und schließlich Installationen von Langstreckenraketen treffen. All das befindet sich vor allem auf dem Territorium der Russischen Föderation, oft im tiefen Hinterland, zum Teil auf Schiffen im Kaspischen Meer.

Die ukrainische Seite hat jedoch nicht genug geeignete Waffen dafür, sondern nur einige Drohnen. Bitten an die USA um ATACMS-Raketen mit einer Reichweite von 300 Kilometern blieben unbeantwortet. Darüber hinaus wurden laut Wall Street Journal die von der amerikanischen Seite an die Ukrai­ne übergebenen Himars-Systeme modifiziert, um es unmöglich zu machen, Langstreckenraketen mit ihnen abzufeuern, falls die Ukrainer diese aus einem anderen Land bekommen sollten.

Was die ukrainischen Angriffe auf die Krimbrücke, die russischen Militärflugplätze in den Regionen Rjasan und Saratow betrifft, so hat die Ukraine offensichtlich nicht die Waffen und die Munition, um diese Praxis wesentlich auszuweiten. Der Krieg zieht sich also hin, und Russlands Präsident Wladimir Putin hat bereits gesagt, dass „die militärische Spezialoperation“ zu einem langwierigen Prozess werden könne.

Putins Ziele missverstanden

Anfangs versuchte der Westen, insbesondere die Vereinigten Staaten, zwei Linien zu verfolgen, selbst nachdem sie erkannt hatten, dass die Ukraine dem ersten Schlag standgehalten hatte: erstens, die Eskalation des Konflikts zu verhindern, das heißt seine Ausweitung auf das Territorium Russlands. Zweitens, die „Syrianisierung“ des Krieges zu verhindern – also die Zerstörung der zivilen Infrastruktur, das Massensterben von ukrainischen Zivilisten und einen weiteren Flüchtlingsstrom in die Europäische Union.

Die aus diesen Überlegungen resultierende Begrenzung von Waffenlieferungen an die Ukraine hat zu der seltsamen Theorie Anlass gegeben, wonach es einigen „sehr einflussreichen Kräften“ im Westen zugutekäme, in aller Ruhe Öl ins Feuer des Krieges zu gießen.

Sowohl der Strategie des Westens als auch den antiwestlichen Verschwörungstheorien liegt ein Missverständnis von Putins Kriegszielen und eine Unterschätzung der – menschlichen und wirtschaftlichen – Opferbereitschaft der russischen Gesellschaft zugrunde. Die romantischen Interpreta­tio­nen von Putins Motiven sind bekannt – „die Wiederbelebung des Imperiums“ oder der UdSSR, die Sammlung der „russischen Welt“, die „Schaffung von Einflusssphären“, die Angst vor der Nato, Paranoia. Dieses Image unterstützt er selbst auch gern, um den Wähler in Russland und Politiker und Experten im Westen zu irritieren.

Die Ukraine soll zerstört werden

Dies führte unter anderem zu falschen militärischen Prognosen. Bis zum 23. Februar ließen sich viele von der Tatsache täuschen, dass die Inva­sions­truppe – 150.000 Menschen – eindeutig nicht ausreichen werde, um die Ukraine zu besetzen und verwalten. Viele dachten, dies seien Muskelspiele, Einschüchterungsversuche und eine Demonstration der Stärke.

Aber in Wirklichkeit war die Versklavung der gesamten Bevölkerung eines Landes mit 40 Millionen Einwohnern gar nicht geplant. Das Ziel war nicht, aus der Ukraine so etwas wie eine große russische Krim zu machen. Der Plan war, die Ukraine zugrunde zu richten, ihre „Donbassisierung“ zu arrangieren.

Die Aufgabe ist rein pragmatischer Natur: die Zerstörung eines Objekts mit Vergleichscharakter für die Untertanen des autoritären russischen Staates.

Viel näher an Stalin

Ein freies und einigermaßen lebendiges Land, in dem fast die Hälfte der Bevölkerung Russisch spricht, eine funktionierende ostslawische Demokratie – das ist ein Beispiel, das auch die Bür­ge­r*in­nen der Russischen Föderation zum Nachdenken bringen könnte. Und es ist ein Ort der Emigration für russische Oppositionelle, die von dort aus weiter den Kreml kritisieren. Diese Ukraine ist ein natürlicher Erzfeind für Putins Diktatur. 2014 wurde die Ukraine durch einen „Hybrid“-Angriff geschwächt. Jetzt wird versucht, das Land durch einen Zerstörungskrieg vollständig auszulöschen.

Zudem ist Putin psychologisch viel näher an Stalin als an Hitler, mit dem ihn einige Hitzköpfe jetzt gerne vergleichen. Putin ist kein rasender Fanatiker, er hat einen anderen inneren Kern, der sich durch Zynismus und blutrünstige Berechnung auszeichnet.

Eine politische Idee

Viele betrachteten den Invasionsplan vom Februar als Fehler: eine Offensive aus sechs operativen Richtungen; Zerstreuung der Kräfte; ein Schlag mit ausgestreckten Fingern; vor allem ein Marsch auf Kyjiw durch bewaldetes und sumpfiges Gelände.

Aber wie sonst wäre es möglich, alle drei Millionenstädte der Ukraine – Kyjiw, Charkiw, Odessa und mit ihnen eine Reihe regionaler Zentren – zu gefährden oder direkt zu beschießen?

Der Autor

Die Idee war nicht nur militärisch, sondern auch wirtschaftlich und politisch: die Ukraine zu schwächen und eine Flüchtlingswelle in die ­Europäische Union zu verursachen, ­wodurch diese Bastion der Demokratie destabilisiert und untergraben wird.

Nachdem Putin die Streitkräfte der Ukraine auf dem Schlachtfeld aber nicht hatte besiegen können, beschloss er, die Entvölkerung der Ukraine auf andere Weise zu erreichen – durch Raketenangriffe auf kritische Infrastruktur sowie Sabotage.

Putin profitiert von einem langen Krieg

Heute gibt es keine Oppositionsdemonstrationen in Moskau und St. Petersburg, und das ist vielleicht der wichtigste Erfolg des Regimes. Der Protest gegen Putin, der 2011 seinen Höhepunkt erreichte, wurde in den Folgejahren unter anderem mit Hilfe von außenpolitischen Aggressionsakten systematisch unterdrückt. Die russische Wirtschaft stagniert seit zehn Jahren, aber seine Unzufriedenheit trägt niemand auf die Straße.

Daher ist ein langwieriger Krieg in der Ukraine, wenn auch mit lokalen Niederlagen der russischen Armee, für das Putin-Regime vorteilhafter als selbst ein einfacher Waffenstillstand mit der aktuellen Frontlinie und, mehr noch, als ein Frieden nach der Formel „status quo ante bellum“ am 23. Februar 2022.

Das Hauptziel der „Sonderoperation“ ist zum einen, die Ukraine für Rus­s*in­nen unattraktiv zu machen, und zum anderen, dass die Ukraine mehr leidet als Russland. Dieser Zweck wurde bisher erreicht – Millionen haben das Land verlassen, der Russischen Föderation hingegen haben trotz der Sanktionen und Mobilisierungen seit dem 24. Februar nicht mehr als eine Million Menschen den Rücken gekehrt, und zwar vor allem die oppositionelle Schicht, was dem Kreml zupasskommt.

Der wirtschaftliche Rückgang in der Ukraine beträgt in diesem Jahr bis zu 35 Prozent, in Russland sind es etwa 15 Prozent. Die Machthaber des Kremls versuchen, aus der Ukraine eine verlassene Ruine zu machen.

Aus dem Russischen: Barbara Oertel

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43 Kommentare

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  • Es lässt sich etwas klarer ausdrücken.

    Das Imperium "Russland" lebt von zwei Warnungen an seine Regionen:



    1. Ohne Moskau habt ihr keine Zukunft.



    2. Moskau kann euch zerstören.

    Die Ukraine, als ein abtrünniger Teil Russlands angesehen, widerlegt diese zwei Thesen weshalb es eine Gefahr für den Zusammenhalt des Reiches ist.

    Nun hätte Putin ja die Alternative "seinen" Regionen Wohlstand zukommen zu lassen, indem einfach weniger gestohlen wird, nur würde dies bedeuten das er und seine Kumpane weniger reich wären.

  • "Ein freies und einigermaßen lebendiges Land, in dem fast die Hälfte der Bevölkerung Russisch spricht, eine funktionierende ostslawische Demokratie – das ist ein Beispiel, das auch die Bür­ge­r*in­nen der Russischen Föderation zum Nachdenken bringen könnte."

    Halte ich nach wie vor für reines Wunschdenken, was mit der eigentlichen Realität in Russland wenig zu tun hat.

  • Ich lese täglich zur Lage in der Ukraine, auch aus persönlichen Zusammenhängen, und finde dieses Resumé der Situation kurz vor Weihnachten 2022 absolut realistisch und in einem knappen Artikel auf den Punkt gebracht. Besonders der Vergleich mit Stalin überzeugt und konterkariert die Ansichten jener geopolitischen Phrasendrescher und "Friedensfreunde", die sich noch nie länger in Osteuropa aufgehalten haben, geschweige denn z.B. polnisch oder tschechisch oder serbokroatisch sprechen, aber zu allem eine Meinung haben, aufs Gründlichste.



    Es gilt weiterhin, sich eine gut informierte geistige Unabhängigkeit zu bewahren und politische Zweckpropaganda immer zu hinterfragen. Auch das Pathos von der angeblich uneingeschränkten Solidarität, die nervt wirklich.

  • 9G
    90118 (Profil gelöscht)

    Ein guter Text, der sehr plausibel ist.

  • sry, ihr Beitrag war bei mir noch nicht angezeigt, ansonsten hätte ich mir meinen gespart.

    By the way, um das Pferd noch etwas zu reiten:



    Ich habe das Wort "schwenkbar" mal vom Übersetzer mal ins Russische und wieder zurück übersetzen lassen. Es kam dabei "Drehung" heraus. somit eine "gedrehte" also auf jeden Fall keine flache sondern eine gebogene Flug/Geschossbahn.

    • @Waage69:

      Schlaumeiereien...und dann auch noch falsch platziert...wenn einmal der Wurm drin ist.

      Bezug zu dem Beitrag von @"Tanz in den Mai" weiter unten von 01:44

  • Eine Mauer, wie in Deutschland, konnte sich Putin wohl nicht leisten?

  • Seit dem 2 ten Weltkrieg ist kein Krieg mehr gewonnen worden. Das wird auch so bleiben, bis der Mensch den laufenden Krieg gegen die Natur verloren hat. Dann herrscht Frieden auf Erden. Kann nicht mehr lange dauern. Vielleicht erlebe ich das noch. Bin Baujahr 1956.

    • @Matt Gekachelt:

      Falkland, Vietnam, 6-Tage Krieg, Kosovo, Desert Storm, etc. etc. natürlich wurden Kriege gewonnen. Der Großteil aller zwischen staatlichen Kriege endete mit dem Sieg einer Seite.

    • @Matt Gekachelt:

      Erlebst du nicht mehr. Knapp daneben. Deine Kinder und Kindeskinder sehr wohl.

  • "Gegen eine slawische Demokratie"

    Was ist das? Irgend etwas signifikant anderes, als eine "germanische" oder "romanische" Demokratie? Was soll so eine völkische Herangehensweise in der taz?

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Der (russische) Autor macht sich diesen Begriff nicht zueigen - er selbst bezeichnet die Ukraine ja als " freies, lebendiges, demokratisches Land". Herr Gogun benutzt eine putinistische Formulierung, um Putins Motivation zu erklären.



      Die "slawische Welt" in Putins Ideologie besteht aus Russland als im Gegensatz zum Westen stehender imperialer Macht und Hochkultur, sowie "Weißrussland" (Belarus) und "Kleinrussland" (Ukraine), denen keine Fähigkeit und Anspruch auf Eigenständigkeit zugestanden wird, weshalb ihre historische Schicksal die (freiwillige und dankbare) politische Unterordnung und kulturelle Assimilation ist.



      Wenn ein Subjekt aus dieser Ordnung ausbricht, ist die ganze Ordnung bedroht; wenn die Ukraine, mit Millionen RussischsprecherInnen eine europäische Demokratie werden kann, kann Russland das auch. Deswegen bekämpft Putin, was aus seiner Sicht nicht sein kann, und was letztendlich seine eigene Herrschaft bedroht: Eine Demokratie innerhalb seiner "slawischen Welt". Häufig wird deshalb die Ukraine seit 2014 auch in ideologischen Texten als "Anti-Ukraine" bezeichnet (vor der man die Ukrainer retten muss). Das heißt es wird in Abrede gestellt, dass die gesellschaftlichen Prozesse dort "echt" sind. Alles nur vom Westen bezahlt und inszeniert etc.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Eine "slawische" Demokratie ist eine, in die kulturelle Besonderheiten Osteuropas einfließen. So wie es zwischen den demokratischen Systemen, z.B. Deutschlands, Frankreichs, Englands, USA, Schweden Brasilien, Südafrika usw. kulturell (historisch) bedingte Unterschiede gibt. Der Kern des Arguments stützt sich auf das Wort "Demokratie". Deren Strukturmerkmale sind immer gleich. Es gibt aber unterschiedliche Ausprägungsformen. Das hat mit einer "völkischen Herangehensweise" nichts zu tun. Ethnie ist egal. Kultur nicht.

      • @Running Man:

        Nanu. Es gibt eine "slawische" Kultur?

        Fragen Sie mal, was man in der Ukraine und Polen davon hält :-)

        Übrigens ist es Putin, der gern von einer solchen gemeinsamen Kultur spricht.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Den Begriff "slawische Kultur" hast du aber auch einfach mal dazugedichtet.

          Und so gesehen gibts aber auch westliche Demokratie. Weil die kulturellen Unterschiede zwischen -sagen wir Norwegen, Bosnien und Neuseeland- viel zu groß sind, um unter einen gemeinsamen Hut zu passen.

          Und wie siehts mit dem "globalen Süden" aus?

          Kein Mensch käme auf die Idee, diese Begriffe irgendwie streng homogen zu verstehen oder gar völkisch zu werten.

          • @Deep South:

            "Den Begriff "slawische Kultur" hast du aber auch einfach mal dazugedichtet."

            Nein. Der ergibt sich aus RUNNING MAN.

            • @warum_denkt_keiner_nach?:

              Für dich vielleicht. Ich les was von Einflüssen "kultureller Besonderheiten Osteuropas". Daraus "slawische Kultur" zu machen ist einfach eine stark verkürzte Unterstellung.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Jede Sprache kodiert eine eigene Kultur (= Perspektive auf die Welt). Und das Ukrainische ist eine eigene Spache (weltweit gibt es übwr 6.000 Sprachen. Als Teil der slawischen Sprachfamilie ist die Ukraine Teil des slawischen (osteuropäischen) Kulturraums. Wenn sie das demokratische System übernimmt, wird sie das westliche Modell nicht eins zu eins übernehmen. Sie wird ihre eigene Variante einer "slawischen" Demokratie einführen. Und Russland hat das zu akzeptieren. Da hilft kein Verweis auf die Vergangenheit.

  • Russland hat nicht die Ausrüstung für einen jahrelangen Krieg, die Demographie ist jetzt schon beschissen, die Infrastruktur marode und das Land arm. Dazu verliert Russland jetzt schon massiv an Einfluss, was wird erst wenn es schlichtweg keine Mittel mehr hat um irgendwo in Zentralasien oder im Kaukasus zu beeinflussen? Die Rüstungsindustrie fällt auch als Machtfaktor weg weil die ja dann für den heimischen Markt produzieren muss.

    Je länger der Krieg dauert desto höher die Gefahr das es am Ende zu einem auseinanderbrechen des Imperiums kommt. Schon jetzt gibt es eine warlordisierung mit Wagner und anderen Söldnerfirmen, nationalistischen Freiwilligenregimentern, lokalen Milizen etc.

  • 6G
    665119 (Profil gelöscht)

    Was bitte soll eine "schwenkbare Flugbahn" sein?

    • @665119 (Profil gelöscht):

      War mir auch aufgefallen. Das ist wohl ein Übersetzungsfehler. Aber ich denke Sie wissen was gemeint sein soll.

      • 6G
        665119 (Profil gelöscht)
        @Waage69:

        Ich wusste es wirklich nicht, aber Sie haben mich suf dir Spur geführt. Die korrekte Übersetzung müsste "Steilfeuerwaffen" lauten.

    • @665119 (Profil gelöscht):

      Es ist doch eine Übersetzung, eben so ein Stolperstein, das muss man auch erst mal sehen. Es wird gemeint sein, möglichst steil feuern zu können. Fast alles andere ist etwas sonderbar, am Ende auch irgendwie widersprüchlich. Wenn man wie auch hier wieder zunächst nicht müde wird, wie immer ohne irgendwelche Argumente, Putler kühl kalkulierendes Gemüt zu unterstellen (wenigstens mal kein Genie) und er am Ende dann doch wieder auf Trial & Error zurückgeworfen sein soll, geht was nicht zusammen. Im Vergleich dazu war der "rasende Fanatiker" - fallen noch immer viele drauf rein, das ist die große Kunst - mit H vorne tatsächlich gerissener, solche militärischen Debakel sind dem bis zur totalen Niederlage (leider) nicht unterlaufen, der hatte damals aber auch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlich die *weit* solideren Stäbe und Berater. Und überhaupt andere Mittel. Es sind tatsächlich affige Vergleiche, aber das gilt für Stalin genauso, und ich sehe darin keinen anderen Zweck als dem Mann zu liefern, was er will, nämlich endlos aufgeblasen zu werden, wie ja auch der "Mythos" der russ. Armee bis in's Lächerliche aufgeblasen wurde, historisch auch das kein Novum. Es wär an der Zeit, dass auch das Bild des Diktators zusammenfällt wie dieses Soufflé, das hätt es aber auch schon lange vor dem Einfall gekonnt. Zumal sich leicht vorstellen lässt, dass beides indirekt zusammenhängen könnte. Die Ansprüche in Russland sind wie sie sind, möglw. schon immer waren. Auch kann ich mir gar keine so steile Flugbahn vorstellen und auch sonst nichts so strapazieren, wie dem Kreml jetzt noch einen Erfolg zu bescheinigen. Damit hat ja selbst dessen Propaganda ihre liebe Müh und Not, das schafft er hier mit links. Wir bezeugen einen der größten militärischen Flops der jüngeren wenn nicht mittelalten Geschichte, das sucht seinesgleichen. Das relativiert das Leid der Ukraine in keinster Weise, noch die verbleibende riesige Gefahr des weltgrößten Arsenals an Massenvernichtungswaffen.

  • Guter Artikel. Leider. Ich fürchte die Wirklichkeit ist sehr gut beschrieben.

  • Eine sehr interessante Analyse , die all diejenigen straft, die das Wort "Vernichtungskrieg" im Zusammenhang mit der Ukraine abgelehnt haben, da sie darunter immer nur den Holocaust verstanden haben. Stalin hat gegen sein und das ukrainische Volk (Holodomor) auch einen Vernichtungskrieg geführt, so wie Putin dies jetzt in der Ukraine wiederholt. Wenn sich die Ukraine nun gegen die eigene Vernichtung wehrt, muss sie als Opfer die volle militärische, wirtschaftliche und diplomatische Unterstützung erhalten. Russland hat sich unter Putin zu einem aggressiven imperialistischen Staat entwickelt, vor dem sich die Welt schützen muss, sowohl die ehemaligen UDSSR Staaten (www.theguardian.co...ld-vladimir-putin), als auch die NATO-Staaten. Die Waffenlieferungen zur Selbstverteidigung sind im Einklang mit dem Völkerrecht und deshalb legitim und richtig, da der Aggressivität nicht nachgegeben werden darf. Eine direkte Konfrontation mit Russland hat die NATO nicht auf dem Schirm, muss sich aber schützen. Wenn Putin nun die NATO angreifen würde (was er nicht tun wird, da das nicht sein Ziel ist), würde die NATO sich verteidigen, aber nicht über reagieren. Wenn andere meinen, den neuen Stalin mit Wegducken besänftigen zu können, sind sie naiv und gefährlich zugleich.

    • @Rinaldo:

      Niemand hat unter dem Wort "Vernichtungskrieg" den Holocaust (i.e. die Ermordung der europäischen Juden) verstanden, sondern die Kriegsführung der Wehrmacht im Osten, die auf die Ermordung und Versklavung der dort lebenden, als "rassisch minderwertig" verstanden Zivilbevölkerung ausgerichtet war - den Ukraine-Krieg damit zu vergleichen, grenzt an eine Verharmlosung des NS - und zwar sowohl was die Art der Kriegsführung als auch was die Anzahl der Opfer angeht. Die Eroberung und Annexion eines anderen Staates (bzw. der Versuch...), ist etwas anderes als ein Vernichtungskrieg. Zur Diskussion um den "Holodomor" (dessen Bewertung als Völkermord auch von Historikern bestritten wird, die nicht Russland sicher nicht nahe stehen) rate ich, seriöse geschichtswissenschaftliche Veröffentlichungen zu lesen.



      Zu den Unsitten unserer Zeit gehört der Hang, sich an seiner eigenen radikalen Rhetorik zu berauschen (Vernichtungskrieg! Neuer Stalin!) - das mag die Emotionen hochkochen lassen und den Bedürfnissen der (auch grünen) Stammtische entgegenkommen, trägt aber wenig zum Verständnis von Konflikten bei, die sich eben nicht auf solche simplen Zuspitzungen reduzieren lassen. Geistige Mobilmachung fängt mit der Sprache an - um so wichtiger ist es, diese mit Bedacht zu wählen.

      • @O.F.:

        "Vernichtungskrieg" als eine ausschließlich deutsche Kriegsführung zu bezeichnen, ist absurd. Was war dann Srebrenica, Ruanda, Vietnam? Natürlich gibt es Unterschiede, gemein ist aber all diesen Kriegen, die Vernichtung des gegnerischen Staates, samt seiner Bevölkerung. Wenn nun die Infrastruktur, d.h. Strom, Wasser, Heizungen und die Zivilbevölkerung systematisch von Russland zerstört und bekämpft werden , hat dies zum Ziel , die Ukraine als Staat zu zerstören , wie der Artikel richtig beschreibt. Das



        nenne ich dann Vernichtungskrieg, auch wenn dieser noch nicht dem deutschen Morden im 2.WK entspricht.

        • @Rinaldo:

          Für keines der von Ihnen genannten Beispiele ist der Terminus Vernichtungskrieg adäquat (erst recht nicht für Vietnam - man kann den USA in diesem Zusammenhang viel vorwerfen, aber die Auslöschung der vietnamesischen Bevölkerung war sicher nicht ihr Ziel).



          Noch einmal: der Terminus "Vernichtungskrieg" bezieht sich auf die Vernichtung der Bevölkerung, nicht auf die Zerstörung der Staatlichkeit, sonst wäre jeder Eroberungskrieg ein Vernichtungskrieg.

  • Auch ich kann mir nicht vorstellen, dass ein jahrelanger Krieg für PUT von Vorteil werden kann.



    Auch RUS wird immer unattraktiver für jegliche Investitionen von außen und die chinesischen Güter haben auch bald eine Marktsättigung erreicht und nicht zuletzt, werden viele Oligarchen zunehmend ungeduldig und verärgert, über die fehlende, internationalen Geschäfte ... Ich denke, der Woschd wird bald durch die innere Kreise weggefegt!

  • Nach Berichten, die auch in dieser Zeitung standen, kann ich nicht sagen, die Ukraine sei ein freies und demokratisches Land.



    Von der Verteilung des erwirtschafteten Bip will ich gar nicht anfangen.



    Es gibt nicht ein Kriterium das zur Mitgliedschaft in der EU reichte.



    Dazu kommt der, auch in diesem Artikel, blühende Nationalismus.



    Da kann einem nur Angst und bange werden, was der Unwille zu Verhandlungen noch mit den Menschen, die die Folgen ertragen müssen, machen wird.



    Für Putin und seine Anhänger gibt es nichts zu gewinnen.



    Sie haben schon verloren. 40 Milliarden Dollar auch militärische Hilfe aus dem Westen werden eine militärische Entscheidung verhindern.



    Warum also Ruinen und eine Folter der Bevölkerung bis zum bitteren Ende?

    • @Hans Jürgen Langmann:

      Es gibt nicht ein Kriterium das zur Mitgliedschaft in der EU reichte.

      Ich glaube, dass aktuell einige Länder - EU-Länder, manche Aufnahme- Kriterien



      für die Mitgliedschaft nicht erfüllen ...

      • @Tomphson:

        Die Ukraine ist Kleptokratisch noch einmal in einer ganz anderen Liga, da dort die Privatisierungswelle nach dem Untergang der Sovietunion wie in Russland verlief.

    • @Hans Jürgen Langmann:

      „Dazu kommt der, auch in diesem Artikel, blühende Nationalismus.“



      Nur, das der Autor dieses Artikels, der Historiker Alexander Gogun, russischer Staatsbürger ist...



      Was stört Sie genau an seiner Analyse?Dass sie, unübersehbar, eine Zielvorstellung enthält, nämlich das die Ukrainer den Krieg gewinnen möge, bzw. „muss“? Mit dieser Haltung ist Herr Gogun nicht allein. Viele Menschen in Russland, die gegen Putin sind, denken genauso wie er, vom ersten Kriegstag an.

  • "Die Machthaber des Kremls versuchen, aus der Ukraine eine verlassene Ruine zu machen." Das gelingt nur, wenn Länder wie Deutschland und Frankreich so weiter machen wie bisher, nämlich: nur so viel militärische Unterstützung, damit die Ukraine nicht überrannt wird. Aber eben nicht die notwendige Unterstützung, damit die Ukraine ihr Territorium befreien und zu einer Führungsmacht in EU und Nato aufsteigen kann. Worum es dem Scholzomaten geht, hat er vor ein paar Tagen vor dem Ostausschuß der deutschen Wirtschaft mitgeteilt:



    "Der Bundeskanzler hat Russland für den Fall einer Beendigung des Ukraine-Kriegs die Rückkehr zu einer wirtschaftlichen Zusammenarbeit in Aussicht gestellt. Es sei wichtig, dafür Vorbereitungen zu treffen, erklärte Scholz." www.br.de/nachrich...d-moeglich,TPpVzPJ



    Der Mann versucht nicht einmal mehr, seine strategische Dummheit zu verklausulieren wie sonst.

    • @Michael Myers:

      Wird D nicht völlig überschätz? Wir haben kaum Rohstoffe, wenig Land, keine Atomwaffen und keine einsatzfähige Armee (wenn man den Presseberichten glaubt). Aber eine große Klappe - vor allem unsere Außenministerin. Die ist aber trotzdem, oder deshalb, die beliebteste Politikerin im ZDF Politbarometer. Aber von den Merkelwerten weit entfern. Die stand immer über 2!

      • @Matt Gekachelt:

        ...die beliebteste Politikerin im ZDF Politbarometer. Aber von den Merkelwerten weit entfern. Die stand immer über 2!...

        Absolut zurecht- ein Glück, hat sie eine schöne, große Klappe... Ich kann mich auch an andere, ganz ganz große Klappen erinnern, die von G. Schröder zum Beispiel! Und wo stehen wir jetzt...?!

    • @Michael Myers:

      Mann wohl nur hoffen, dass der BR da ein paar Bedingungen die Scholz hoffentlich gestellt hat aus der Meldung herausgekürzt hat, andernfalls würde das darauf hinauslaufen Putin die nötigen Devisen zu verschaffen um für den nächsten Krieg zu rüsten.

  • Man darf gespannt sein, ob ein jahrelanger Krieg in der Ukraine für Putin tatsächlich ein Vorteil ist. Ich persönlich bezweifle das.

    • 3G
      31841 (Profil gelöscht)
      @Gnutellabrot Merz:

      Ich gehe davon aus, dass er aus seiner Perspektive keine Alternative mehr sieht.



      Im Westen wurde - zumindest offiziell - nicht kommuniziert, was nun sichtbar wird, nämlich dass das Ziel, die Ukraine auf dem Boden zu befreien, selbst bei einem Erfolg nicht unbedingt zur Beendigung des Krieges führen müsste.



      Putins Aussagen, dass die Ukraine vernichtet werden solle, hatte ich so verstanden, wie es jetzt versucht wird umzusetzen. Die Motive dafür sah ich von Anfang an in der Verhinderung der im Kreml als Bedrohung der Putin-Diktatur bewerteten demokratischen Entwicklung des "Brudervolkes." Die jahrelang schon vorausgegangene propagandistische Wiederbelebung der Stalinverehrung zeigte ebenfalls früh in diese Richtung.