Wahlen in der Türkei: Nach der Enttäuschung

AKP forever? Die türkische Opposition muss den ersten Tiefschlag schnell überwinden und mobilisieren, was geht.

Eine Fahne mit dem Proträt von Kilicdaroglu in der Menge

Anhänger von Kemal Kılıçdaroğlu am Abend nach der Wahl Foto: ap

Man kann es nicht anders sagen, aber die „Schicksalswahl“ der Türkei am Sonntag war für die Opposition eine Enttäuschung. Sicher, es wird einen zweiten Wahlgang geben, noch immer besteht die Chance, dass Kemal Kılıçdaroğlu in der Stichwahl gewinnt. Aber erst einmal muss man festhalten, dass das Oppositionslager mit einem wesentlich besseren Ergebnis gerechnet hatte, als die vorläufigen Zahlen es am Montagmorgen hergeben.

Viele waren fest überzeugt davon, dass Kılıçdaroğlu bereits im ersten Wahlgang knapp gewinnen, mindestens aber deutlich vor Erdoğan liegen würde. Der Verlauf der Auszählung legt zwar nahe, dass von Regierungsseite getrickst wurde, aber ob eine korrekte Zählung der Opposition den Sieg gebracht hätte, darüber kann nur noch spekuliert werden.

Dass Erdoğan und sein Wahlbündnis auf jeden Fall stärker waren, als Meinungsumfragen und auch die Stimmung im Land nahegelegt hatten, zeigt auch das Ergebnis der parallel zur Präsidentschaftswahl abgehaltenen Parlamentswahl. Während alle auf das Rennen zwischen Erdoğan und Kılıçdaroğlu schauten, räumte die bereits tot geglaubte Regierungspartei AKP selbst in Gebieten, die für sie längst als verloren galten, noch einmal ab. Auch die rechtsradikale MHP, der Koalitionspartner Erdoğans, schaffte mit 10 Prozent ein Ergebnis, das niemand mehr für möglich gehalten hatte.

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Erst einmal richtet sich jetzt der Blick nach vorn. Wenn die Opposition noch eine Chance haben will, muss sie den psychologischen Tiefschlag der ersten Runde nun schnell überwinden und noch einmal alles mobilisieren, was auf die Beine gebracht werden kann. Vielleicht hilft die Empörung über die „gestohlene Wahl“, von der bei vielen Anhängern der Opposition die Rede ist. Aber um das autokratische System, das Erdoğan in vielen Jahren aufgebaut hat, zu überwinden, muss der Vorsprung vor dem amtierenden Präsidenten schon so überzeugend sein, dass er auch durch Manipulationen bei der Auszählung nicht mehr weginterpretiert werden kann.

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