Waffenstillstand zwischen Hamas und Israel: Frieden mit Feinden schließen
Sowohl die israelische als auch die palästinensische Bevölkerung leidet unter den Luftschlägen. Die politischen Akteure müssen über ihren Schatten springen.
A uf beiden Seiten wird diese weitere Runde der Gewalt als Erfolg verkauft: Israel brüstet sich mit der gezielten Tötung von führenden Köpfen der Terrororganisation Islamischer Dschihad; der Islamische Dschihad wiederum lässt sich von seinen Anhängern feiern für die bisher mehr als 500 Raketen, die er während der jüngsten Angriffswelle auf israelisches Territorium gefeuert hat.
Tatsächlich aber handelt es sich um eine weitere, sinnlose Eskalation im Nahostkonflikt. 27 Palästinenser*innen wurden allein bei den israelischen Luftschlägen der letzten Tage getötet, unter ihnen Zivilist*innen, Frauen und Kinder. In den an Gaza angrenzenden Gebieten auf israelischer Seite haben die Menschen gerade mal 15 Sekunden Zeit, in den Luftschutzbunker zu laufen, wenn die Sirene ertönt. Auch sie haben Angst.
Seit gut zwei Jahrzehnten kommt es zwischen militanten Organisationen im Gazastreifen und Israel zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Eine wirkliche Lösung auf politischer Ebene liegt in denkbar weiter Ferne. Erst recht jetzt, da Israel die rechteste Regierung in seiner Geschichte hat.
Die rechte Wählerschaft, allen voran die der rechtsextremen Partei Jüdische Kraft unter Itamar Ben Gvir, fordert eine harte Hand gegenüber den Palästinensern. Die Waffenstillstandsverhandlungen kommen nur langsam voran, wohl auch, weil Israel dem Islamischen Dschihad keine Garantie geben will, die gezielte Tötung ihrer Anführer im Fall eines Waffenstillstands auszusetzen.
Israel kann die Aussichtslosigkeit der Situation mit militärischen Aktionen weiter zementieren – oder eine mutigere Variante wählen: Sich an einen Verhandlungstisch mit der Hamas setzen. Mit der Organisation also, die den Gazastreifen kontrolliert und daher auch mitverantwortlich ist für die Raketen des Islamischen Dschihads. Israel kann die Hamas ein ums weitere Mal als Terrororganisation bezeichnen und betonten, dass sie keine Legitimität habe, den Gazastreifen zu regieren. Aber auf die Gefahr hin, abgedroschen zu klingen: Frieden schließt man nun einmal nicht mit Freunden, sondern mit seinen Feinden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour
Täter von Magdeburg
Schon lange polizeibekannt
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
Abschiebung erstmal verhindert
Pflegeheim muss doch nicht schließen