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Vorschlag zur Frauenquote in der CDUStarke Gegenkräfte

Anja Maier
Kommentar von Anja Maier

AKK will eine verbindliche Frauenquote durchsetzen. Selbst wenn das klappt: Es bleibt schwierig für CDU-Frauen.

Die CDU – bekannt als ziemlicher Männerverein Foto: Murat Türemis

W omöglich wird es in der Zukunft einmal heißen, Annegret Kramp-Karrenbauer habe die Frauenquote in der CDU durchgesetzt. Sie sei zwar nur kurz Parteivorsitzende gewesen, aber immerhin – dieses Projekt könne sie sich auf die Fahne schreiben. Nun ist es aber so, dass die Satzungskommission der CDU dem Parteitag Anfang Dezember eine solche Änderung der Satzung erst einmal vorschlagen muss.

Und erst wenn die Delegierten zustimmen, kann diese Partei der alten weißen Männer für sich beanspruchen, in der Moderne ankommen zu wollen. Beim Showdown in Stuttgart kann aber noch viel passieren. Annegret Kramp-Karrenbauer jedenfalls wird dort nicht die Zukunft der Partei personifizieren; und die Gegenkräfte sind stark und mobilisierbar.

Das Ziel ist, ab 2023 fünfzig Prozent der Sitze in den Parteigremien mit Frauen zu besetzen. Selbst wenn das klappt, wird die Sache der Frauen in der CDU alles andere als einfach. Die Realität sieht so aus, dass aktuell gerade mal ein Viertel der Mitgliedschaft weiblich ist; selbst unter den Neumitgliedern beträgt der Frauenanteil nur 30 Prozent.

Die Männer in der Partei müssten sehr viel Macht an die wenigen Frauen abgeben, deren Kompetenz und Bereitschaft zur Verantwortung sie permanent infrage stellen. Wer schon einmal bei einem CDU-Parteitag erlebt hat, welche abschätzige Unruhe im Saal ausbricht, wenn vorne am Pult Gleichstellungsthemen zur Sprache kommen, versteht, wie schwer es die Frauen in der CDU haben. Und wie leicht es ihnen zu machen versucht wird, sich mit bestehenden Machtverhältnissen abzufinden. Dass dieser Zustand an sein Ende kommen würde, darf man der überalterten Partei wünschen. Aber ausgemacht ist das noch lange nicht.

Leichter als die Frauen dürften es die Lesben und Schwulen in der CDU haben, endlich als richtige Parteiorganisation anerkannt zu werden – bislang firmieren sie nur als „sonstige Gruppe“. Hinter den Konsens, dass konservative Homosexuelle in der CDU eine politische Heimat haben, dürften allenfalls ein paar wenige Hardcore-ChristInnen zurückgehen wollen.

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Anja Maier
Korrespondentin Parlamentsbüro
1965, ist taz-Parlamentsredakteurin. Sie berichtet vor allem über die Unionsparteien und die Bundeskanzlerin.
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24 Kommentare

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  • Ist die Frage ob so viele Frauen überhaupt in die CDU wollen....

    • @PartyChampignons:

      Bleibt zu hoffen, dass sich das tendenziell weniger Menschen antun wollen ;-)

    • @PartyChampignons:

      Die CDU gibt einem wenigstens die Chance auf Spitzenämter, Kanzlerin, EU-KoChefin, alles dabei. Das kann die SPD trotz Frauenförderung nicht bieten.

      • @FancyBeard:

        Frau Esken?

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Meinen Sie, dass Frau Esken Aussichten auf die Kanzlerinkandidatur hat? Oder einen Posten als Ministerin? Die Doppelspitze der Partei, in der die Besetzung mit einer Frau vorgeschrieben war, ist noch kein großer Anreiz.

          • @Devil's Advocate:

            Frau Esken ist jedenfalls der klügere Teil der Doppelspitze. Und sie tritt gleichberechtigt auf.

            In der Frage der Kanzlerkandidatur haben sich die meisten deutschen Medien schon lange auf Scholz festgelegt. Er steht eben für eine neoliberale Politik mit leicht rosa Anstrich. Das gefällt in sehr vielen Redaktionen.

            PS: Über die ganze Diskussion zum Geschlecht wird gern vergessen, dass der Inhalt viel wichtiger ist.

            • @warum_denkt_keiner_nach?:

              Aber genau das ist doch der Effekt von Quoten: Sie hieven zwar Frauen in nominell gleichwertige Positionen, aber wenn es machtpolitisch um die Wurst geht, steht da doch wieder ein Mann, der sich unumgänglich gemacht hat - egal ob durch Führungsstärke, Sichtbarkeit Netzwerk, politische Mehrheitsfähigkeit oder was auch sonst. Das ist auch bei den Grünen spätestens seit Fischer (nein, natürlich nicht Andrea...) fast durchweg so gewesen.

              Die einzige Partei, die trotz der Rasenmäher-Gleichstellung mal eine ansatzweise dominante weibliche Führungspersönlichkeit hervorgebracht hat, ist die Linkspartei. Und das lag eher an der Schwäche der männlichen Konkurrenz nach dem Ausstieg Gregor Gysis und klappte auch weder durchgreifend noch nachhaltig.

              • @Normalo:

                Das Herr Scholz im Weg steht, liegt aber hauptsächlich daran, dass die selben Journalisten, die sich sonst für Gleichstellung einsetzen, wollen, dass er antritt. Entsprechend wird berichtet.

  • Wenn die CDU immer mehr von den Grünen übernimmt, aufgrund welcher Alleinstellungsmerkmale soll man eigentlich die Partei überhaupt noch wählen ?



    Das ganze zeigt einmal mehr, wie weit sich die Parteioberen in Berlin von ihrer eigenen Basis entfernt haben.



    Bei uns im Ort ist die CDU schon froh, wenn sie die Kandidatenliste zur Kommunalwahl halbwegs voll bekommt. Da werden Frauen nicht benachteiligt, sondern genau wie die Herren bekniet, überhaupt zu kandidieren.

    • @Don Geraldo:

      Gleichberechtigung von Frauen ist nicht das Gleiche wie der Kohleausstieg.

  • Der Traum der Frauen die C-Parteien von innen heraus zu refomieren ist geplatzt.



    Spätestens seit den Diskussionen über 219 ff, Organspende usw. muss das jeder klar sein - oder gibt es tatsächlich noch immer Heimchen am Herd die daran glauben ?



    Und der mehr als fadenscheinige Versuch durch Frauen auf Vorzeigepositionen Gleichberechtigung zu mimen ist auch nicht mehr wie eine weitere Prise Sand in den Augen.

    Ein Wunder, dass überhaupt noch Frauen Mitglieder der C*U sind.

  • Wenn es AKK, Schröder, Schavan ohne Quotenzwang geschafft haben (die Liste ließe sich fortsetzen), was beschert uns dann die Quote?

  • Hat sonst noch jemand ein komisches Gefühl im demokratischen Bewusstsein, wenn ein Viertel der Partei verbindlich die Hälfte der Parteigremien einnehmen muss?



    Das ist nicht nur "nicht einfach", das fühlt sich irgendwie falsch an für mich.

    • @Encantado:

      Genau das soll sich ja mit Hilfe der Quote ändern.



      Wenn eine Partei, die sich als Volkspartei begreift, tatsächlich die Breite des "Volkes" repräsentieren will, sollte sie sich darum bemühen, dass sich dies auch in ihrer Mitgliedschaft abbildet. Ergo dafür sorgen, dass die aktive Parteiarbeit für Frauen attraktiver wird. Wenn die Herren in den Parteigremien das bisher nicht hinbekommen haben, hilft eine Quotierung hier möglicherweise weiter....



      Dann wird es nicht lange dauern bis ein Gleichgewicht in der Mitgliedschaft hergestellt ist und Sie sich wieder besser fühlen können.



      Leider scheint es ja manchmal so, als wollten die Herren das gar nicht......

      • @Life is Life:

        Ich weiß nicht, das überzeugt mich nicht wirklich, allen guten Absichten zum Trotz. Denn das bedeutet, dass eine Partei, deren Gremien (zumindest theoretisch) allen offenstehen, künftig bestimmte Gruppierungen systematisch bevorzugt bzw. benachteiligt.



        Im konkreten Fall bekommt eine Parteiminderheit von 25 % einen Einfluss von 50 %. Demokratisch ist anders.



        Wie wäre es denn z. B. mit einer "atmenden Quote"? Müsste der Union doch gefallen. ;-)



        Und wir könnten uns über die grundsätzlichen Problematiken von Quoten unterhalten, statt bei einer Regierungspartei strukturelle demokratische Mängel feststellen zu müssen...

  • Wahrscheinlich ist nicht Jedem in der CDU klar, dass mit FRAU Merkel an der Spitze die CDU seit 2005 jede Bundestagswahl gewonnen hat. Nicht bei jedem CDU-Mann wäre ich mir da so sicher!

    • @Pfanni:

      Die CDU hat gut 100.000 weibliche Mitglieder. Und Sie haben ein Problem damit, wenn von diesen 100.000 ein paar Prozent in Parteiämter gewählt werden? Sagen Sie: Wo haben Sie Ihre Holzkeule aktuell stehen?

      • @Kaboom:

        Falsch zusammengefasst! Bei Ihnen ist genau das Gegenteil von dem angekommen, was ich meinte. Ich zielte in Richtung der „weißen Männer“, die sich scheuen, Verantwortung an Frauen abzugeben, weil sie an deren Kompetenz zweifeln. Frau Merkel und andere Frauen haben das Gegenteil bewiesen.

        • @Pfanni:

          Frau Merkel und ihre Jüngerinnen haben bewiesen, dass sie Ämter bekleiden können. In Sachen Kompetenz sieht es schon anders aus. Allerdings trifft das auch auf die Männer in Merkels Umgebung zu :-)

  • CDU-Posten-Quoten sind sicher gut. Mich würde aber auch Folgendes interessieren. Vielleicht können mir ein paar dazu ihre Gedanken antworten.

    Ich arbeite als Ingenieur und da verdient man bekanntlich überdurchschnittlich gut. Das betrifft 100 mal mehr Menschen als Posten in der CDU zu vergeben sind. Frauen gibt es da sehr wenige. Sollte man das auch quotieren, weil das mehr gesellschaftliche Realität schafft, als viele CDU-Posten? Oder sollte man Gehälter in Frauenberufen per Gesetz auf dasselbe Niveau anheben? Oder Firmen boykottieren, die Ingenieuren mehr zahlen als in Frauenberufen gezahlt wird? Was wäre die beste Lösung?

  • 0G
    05838 (Profil gelöscht)

    Die Union wird tendenziell eher von Männern regiert und von Frauen gewählt.

  • >eine verbindliche Frauenquote <



    ist auch eine starke Form der Diskriminierung.



    (und wir manch einer im laufe der Karriere um



    die Ohren fliegen.

    • @Okin Eggür:

      Fein, dann gibt es bald fast so viele weibliche wie männliche Politiker, denen ihre Karriere um die Ohren fliegt. Das nennt man Fortschritt.

  • Was soll das auch ? Nur 25 Prozent der CDU-Mitglieder sind Frauen, sie sollen aber verbindlich 50 Prozent der Sitze in den Parteigremien beanspruchen dürfen. Das hat für mich mit fairer demokratischer Partizipation nichts zu tun und schafft nur Unmut. Welche selbstbewusste Frau möchte schon Quotenfrau sein ?