Verkauf von Tabak in Neuseeland: Kiwiland bald kippenfrei
Mit einem neuen Gesetz will das Land bis 2025 Tabak verbannen. Wer heute unter 14 Jahre alt ist, soll niemals legal Zigaretten kaufen können.
Das Gesetz mit dem Namen „Smokefree 2025 Action Plan“ soll 2023 in Kraft treten, kündigte die stellvertretende Gesundheitsministerin Ayesha Verrall am Donnerstag an. „Wir wollen sicherstellen, dass junge Leute nie mit dem Rauchen anfangen, also machen wir es strafbar, rauchbare Tabakprodukte an Jugendliche zu verkaufen“, sagte Verrall.
Heute rauchen circa elf Prozent der Neuseeländer:innen, Tendenz sinkend. Doch der Trend geht der Regierung zu langsam: Mit Hilfe des Gesetzes will Neuseeland schon bis 2025 de facto rauchfrei werden. Dieses Ziel will die Regierung auch mit weiteren Maßnahmen erreichen. So sollen weniger Geschäfte die Erlaubnis erhalten, Tabakwaren anzubieten, und dann auch nur noch Produkte mit sehr niedrigem Nikotingehalt verkaufen dürfen.
Verrall kündigte außerdem Angebote an, um Raucher:innen bei der Entwöhnung zu helfen. „Wenn wir verhindern, dass Menschen mit dem Rauchen anfangen, und denen, die rauchen, beim Aufhören helfen, decken wir beide Enden des Spektrums ab“, sagte sie.
Maori besonders betroffen
Um die Menschen vom gesundheitsschädlichen Rauchen abzubringen, hätten herkömmliche Maßnahmen wie höhere Steuern auf Tabakprodukte keinen Effekt mehr gehabt, sagte Premierministerin Jacinda Ardern laut der Zeitung New Zealand Herald. Laut Verall würde dies niemanden mehr zum Aufhören bewegen, sondern nur jene immer weiter bestrafen, die es einfach nicht schaffen.
In Deutschland verlässt man sich nach wie vor auf solche Mechanismen: So steigt 2022 der Steuertarif je Zigarette von 11,10 Cent auf 12,28 Cent. Auch das Dampfen von E-Zigaretten und Tabakerhitzern wird höher besteuert.
Rauchen sei die häufigste vermeidbare Todesursache in Neuseeland, so die stellvertretende Gesundheitsministerin Verrall. Die durch das Rauchen verursachten Schäden seien besonders bei den Maori, den Ureinwohner:innen des Landes, spürbar, von denen 22 Prozent qualmen. Die Lebenserwartung von Menschen aus der Maori-Gemeinschaft sei um acht Jahre geringer als beim Rest der Bevölkerung, so Verrall. „Zweieinhalb Jahre der (…) Differenz sind auf das Rauchen zurückzuführen.“
Shane Kawenata Bradbrook setzt sich seit Jahren dafür ein, Maori-Gemeinschaften rauchfrei zu machen. Als das Gesetzesvorhaben im April 2021 erstmals vorgestellt wurde, begrüßte er die Initiative: „Viel zu lange hat die Tabakindustrie unsere Leute süchtig gemacht und sie um ihr Geld gebracht, bevor wir sie in Urupa (Begräbnisstätten, Anm. d. Red.) in diesem Land begraben mussten. Ich freue mich darauf, diesen Industriezweig in dieser Ecke der Welt wirklich zum Verschwinden zu bringen.“
Lucy Elwood, Geschäftsführerin der neuseeländischen Krebsgesellschaft, wies in der New Zealand Herald darauf hin, dass in Gemeinden mit niedrigem Einkommen viermal mehr Tabakverkaufsstellen zu finden sind als sonst in Neuseeland. Dort sei auch der Anteil der Raucher:innen erheblich höher. Elwood befürwortet daher die neue Regelung.
Kritiker:innen hingegen warnen, das Gesetz könnte den Schwarzmarkt weiter anheizen. Sunny Kaushal, Vorsitzender der Dairy and Business Owners Group, die 5.000 kleine Läden und Tankstellen vertritt, sieht auf kleine Geschäfte große Probleme zurollen, sagte er der Nachrichtenagentur AP.
Karen Chhour von der rechts-liberalen Partei Act nannte die Regel eine „Prohibition“ – obwohl der Gebrauch von Tabakwaren nicht generell verboten ist. E-Zigaretten sind ohnehin von dem Gesetz ausgenommen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Erpressungs-Diplomatie
Wenn der Golf von Mexiko von der Landkarte verschwindet
80 Jahre nach der Bombardierung
Neonazidemo läuft durch Dresden
Zwei Todesopfer nach Anschlag in München
Schwer verletzte Mutter und Kind gestorben