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Venezuelas Oppositionschef Juan GuaidóSelbst zum Präsidenten erklärt

Parlamentspräsident Guaidó erklärt sich zum Übergangspräsidenten. Schnell hat er Unterstützung: Donald Trump erkennt ihn als Interims-Staatschef an.

Juan Guaidó am Mittwoch in Caracas Foto: reuters

Washington/Caracas dpa | US-Präsident Donald Trump hat den Präsidenten des entmachteten Parlaments in Venezuela, Juan Guaidó, als rechtmäßigen Übergangspräsidenten des südamerikanischen Landes anerkannt. Das teilte das Weiße Haus am Mittwoch in Washington mit. Trump verschärfte damit den Kurs der USA gegen die sozialistische Regierung von Präsident Nicolás Maduro. Guaidó hatte sich zuvor selber zum Übergangspräsidenten Venezuelas erklärt.

Auch die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) hat ihn als Übergangspräsidenten des südamerikanischen Landes anerkannt. „Unsere Glückwünsche für Juan Guaidó als Interims-Präsident von Venezuela. Er hat unseren Rückhalt, um das Land wieder zurück zur Demokratie zu führen“, schrieb OAS-Generalsekretär Luis Almagro am Mittwoch auf Twitter.

„Ich werde weiterhin das volle Gewicht der wirtschaftlichen und diplomatischen Macht der Vereinigten Staaten nutzen, um auf die Wiederherstellung der Demokratie in Venezuela zu drängen“, teilte Trump in der Mitteilung mit. Er rufe andere Regierungen im Westen dazu auf, Guaidó ebenfalls als Übergangspräsidenten anzuerkennen. Das Volk in Venezuela hatte sich mutig gegen Maduro ausgesprochen und Freiheit und Rechtsstaatlichkeit verlangt.

US-Vizepräsident Mike Pence hatte der Opposition in Venezuela erst am Dienstag den Rückhalt der USA zugesichert. In einem Gastbeitrag für das Wall Street Journal hatte Pence geschrieben: „Nicolás Maduro muss weg.“ Maduro sei ein „Diktator“. Seine Präsidentschaft beruhe auf einer fingierten Wahl in vergangenen Jahr und sei nicht legitim.

Pence hatte sich am Dienstag außerdem in einer mit spanischen Untertiteln versehenen Videobotschaft an das Volk in Venezuela gewandt. Darin äußerte er die Unterstützung der USA für die Demonstrationen, zu denen die Opposition am Mittwoch aufgerufen hatte. Die USA würden an der Seite der Opposition stehen, „bis die Demokratie wiederhergestellt ist“.

Pence sagte in der Videobotschaft weiter, Maduro halte an der Macht fest, indem er „jeden einkerkert, der es wagt, sich ihm zu widersetzen“. Das Parlament sei „das letzte Überbleibsel der Demokratie in Ihrem Land, weil es die einzige Institution ist, die von Ihnen, dem Volk, gewählt wurde“.

Die Trump-Regierung hat den Kurs gegen Maduro verschärft. Bereits im August 2017 hatte Trump gesagt: „Wir haben viele Optionen für Venezuela, einschließlich einer militärischen, falls nötig.“ Im vergangenen November hatte Trumps Nationaler Sicherheitsberater John Bolton ein härteres Vorgehen gegen Venezuela, aber auch gegen Nicaragua und Kuba angekündigt. Bolton nannte die drei Länder damals „die Troika der Tyrannei in dieser Hemisphäre“.

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26 Kommentare

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  • Die Regierung und die Wirtschaft der USA wird es freuen, wenn es bald wieder verbilligtes Öl aus Venezuela gibt. Die Reichen in Venezuela vermutlich auch, der dünnen "Mittelschicht" wohl ebenfalls und der Rest bekommt vielleicht wieder knapp das Existenzminimum, wenn die USA die Sanktionen abschaffen. Allerdings nur, wenn die folgende rechte und mindestens genauso korrupte Regierung die paar Brotkrumen vom Tisch fallen lässt. Wird auch ein Spaß in Venezuela, wenn rechte Paramilitärs, von Trumps Segen, im Land aufräumen.



    Die Welt aber jubelt einem Staat zu, dessen Einwohner vom Regen in die Traufe stürzen.

  • Laut Verfassung handelt Guaido korrekt. Wenn es Manpulationen bei der letzten Wahl gab, worauf er sich beruft, ist die Regierung unrechtmäßig und er übernimmt die Geschäfte bis zu Neuwahlen. Davon abgesehen muss jemand handeln.



    3 Mio geflüchtete Venezuelaner, Hunger, Arbeitslosigkeit, bürgerkriegsartige Zustände. Besser heute als morgen muss eine neue Regierung her.

    • @Lain Lainsen:

      "Laut Verfassung handelt Guaido korrekt."

      Falsch. In der Verfassung Venezuelas ist keine Übergangsregierung vorgesehen.

      "Besser heute als morgen muss eine neue Regierung her."

      …und die muss ausgerechnet von PEGIDA-Caracas gestellt werden?

      • @Sandor Krasna:

        Die Opposition umfasst das Spektrum von Sozialdemokratie bis Konserative, die Partei des "neuen" Präsidenten ist Mitglied der Sozialistischen Internationale. Das scheint keine PEGIDA zu sein.

        • @Hans aus Jena:

          Auch Mubarak war in der Sozialistischen Internationale. So what?

        • @Hans aus Jena:

          Trump und Bolsonaro unterstützen einen Sozialisten? Wissen die das?

  • Mit Auftritten zu weit weg von dem was die Menschen bewegt, also die sogenannte Mitte ist dauerhaft keine erfolgreiche Politik zu machen. Maduro wird das auch noch lernen. Einzig die Definition "dauerhaft" , also wie lange kann ein System das verkraften oder tolerieren müsste im Einzelfall beleuchtet werden. 4 - 20 Jahre?

  • Die Aktion erscheint gefährlich, plump und ungeschickt, und doch steckt eine Strategie dahinter. Durch die Anerkennung von Trump kann die rechte Gegenregierung nun an die in den USA eingefrorenen Staatsvermögen, beispielsweise der Tankstellenkette Citgo gelangen und erhält wohl auch einen Zugriff auf die in der Bank of England gebunkerten Goldreserven. Von diesen Milliarden, die Maduro dringend gebrauchen könnte, kann dann eine Gegenarmee aufgebaut werden. Diese wird natürlich nicht gegen das venezuelanische Militär ankommen. Also wird die „anerkannte“ rechte Gegenregierung Bolsonaro, Trump und Kolumbien "offiziell" um Hilfe bitten. Und dann kann eine völkerrechtliche einwandfreie humanitäre Intervention starten. Respekt. Geile Aktion.

    • @Sandor Krasna:

      Vielleicht tauchen ja auch nur "grüne Männchen" ohne Abzeichen auf.

  • Das ist ein abgekartetes Spiel mit den USA undderen Verbündeten. Bei allem was man gegen Maduro haben kann, solch eine Figur kann nicht anerkannt werden.

  • Wer jetzt über einen „Staatsstreich“ klagt, sollte bedenken, dass dem ein anderer Staatsstreich voranging: Als nämlich Maduro das frei gewählte Parlament entmachtete, weil dessen Zusammensetzung ihm nicht gefiel, und durch eine von ihm handverlesene, sog. „Verfassunggebende Versammlung“ ersetzte, die er über alle anderen Institutionen stellte.



    Wie lange ist es her, dass Maduros Vorgänger Chávez die ganze Welt nach Venezuela einlud, um sich den „Aufbau des Sozialismus des 21. Jh“ anzusehen? Mögen nur alle kommen! Sie werden feststellen, dass sich dieser in keiner Weise vom Sozialismus des 20. Jh. unterscheidet.



    Und dass sich das Militär demonstrativ hinter Maduro stellt, bestätigt nur, was eh schon jeder weiß: Venezuela ist gegenwärtig eine Militärdiktatur!

    • @Pfanni:

      Auch an Sie die Frage. Was wissen Sie über Guaidó, außer dass er von Trump und Bolsonaro unterstützt wird?

  • Ich halte überhaupt nichts von Maduro, genausowenig wie ich von Chavez gehalten habe. Da folgte die Cholera auf die Pest.

    Von diesem Hasardeut-Stück jetzt halte ich allerdings auch nichts. Es scheint, dass das Militär zu Maduro hält, da ist also eher davon auszugehen, dass das ganze in Gewalt und noch mehr Unterdrückung endet. Wirklich gut vorbereitet scheint mir das nicht.

    Und die sofort zugesicherte Unterstützung der USA machen das ganze da nun wirklich nicht besser.

  • Von Trump unterstützt zu werden hat gerade in Südamerika ein geschmäckle. Andererseits ist Maduro untragbar aus einem demokratischen und rechtsstaatlichen Blick.



    Hoffen wir mal, dass am Ende einigermaßen freie Wahlen herauskommen...

    • @Andi S:

      Aber rechtsstaatlich tragbar soll es sein auf den Rechtsstaat zu scheissen und einen ademokratischen Putsch durchzuziehen? Da hat man dann nur geschmäcklerische Probleme mit, weils nicht der Europafreund Obama unterstützt, sondern der Irre Trump?

      • @Colonel Ernesto Bella:

        Na so einfach ist die Sachlage nicht. Schon die vorangegangene Regierungszeit und Wahl Maduros war ja bereits undemokratisch.

  • Mit dem Argument könnte man auch Lula da Silva als Präsidenten Brasiliens anerkennen.

  • Ja, das ist die wahre Demokratie!

    Jetzt wird der Korruption und Misswirtschaft endlich ein Riegel vorgeschoben.

    • @Khaled Chaabouté:

      "Jetzt wird der Korruption und Misswirtschaft endlich ein Riegel vorgeschoben."

      Das wäre wünschenswert. Allerdings ist über den plötzlich aufgetauchten, selbst ernannten Herrn Guaidó kaum etwas bekannt. Außer, dass Trump und Bolsonaro seine größten Fans sind. Können Sie uns sagen, wo er politisch steht?

  • Maduro und Ortega haben der Linken Lateinamerikas mehr Schaden zugefügt, als alle rechten Diktaturen zusammen.



    Beide verkörpern Korruption, Diktatur, Unfähigkeit und die Missachtung der persönlichen und sozialen Menschenrechte. So bereiten sie der Rechten das Terrain zur leichten Übernahme.

    • @Rinaldo:

      Mir ist es neu, dass Maduro Linke in ein Stadium treiben lassen hat, die dort Gefangenen foltern lässt, Oppositionelle aus Hubschraubern zu stossen befiehlt. Aber klar, links ist rechts und Folterknechte heldenhafte Aufräumer

      • @Colonel Ernesto Bella:

        Müsste erst das passieren zusätzlich zum autoritären Staat, zu Hunger, Krankheit und Millionen Flüchtlinge in die Nachbarländer bis die Selbsternannten Hohepriester der „Linke“ ihre Solidarität aufkündigen?

      • @Colonel Ernesto Bella:

        Das hat er (oder sie) nicht geschrieben. Aber nach der "pink tide" sah die politische Linke in Lateinamerika einigermassen rehabilitiert aus und die rechten Nachfolger in Argentinien und Brasilien sind so widerlich, dass das auch hilft.



        Nur wenn dann zwei der drei übriggebliebenen nominal "linken" Regierungschefs lupenreine Diktatoren sind, ist das Wasser auf die Mühlen aller rechten Propaganda, von Mitte bis Aussen.

    • @Rinaldo:

      Das ist ja evident. Aber die interessante Frage ist, warum sind die so schwach? Selbstverschuldetes Elend & Unfähigkeit oder gezielte Schwächung? Wie lange wurde darauf hingearbeitet, Maduro dort zu haben, wo er jetzt ist? Ebenso klar ist, dass die Weltgemeinschaft sicher nicht auf den Sturz einer rechten Regierung hinarbeitet, die nicht weniger Menschenrechte missachtet (Kolumbien, um mal ein Beispiel zu nennen).

      • @hans maier:

        Na wenn Sie sich die Politik seit Beginn von Chavez' Regierung anschauen, ist da schon der überwiegende Teil selbstverschuldet. Chavez war ein Blender, der einen Personenkult um sich aufbaute und soziale Wohltaten mit Petrodollar finanzierte, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, die Wirtschaft des Landes auf sichere Füße zu stellen oder etwas die grassierende Korruption im staatlichen Erdöl-Unternehmen zu unternehmen.

        Das musste ja in die Hose gehen und Maduro verfügt nunmal nicht über das Charisma Chavez', um sich aus dem wirtschaftlichen Abstieg herauszureden. Also verlegte er sich auf Unterdrückung.

        Das ist also aus den Fehlern der Regierung selbst heraus entstanden, ohne dass es groß einer externen gezielten Destabilisierung bedrufte.

        • @sart:

          Einschneidende Sanktionen haben das erklärte Ziel der Destabilisierung und Schwächung einer Region und/oder Regierung. Das ist kein Geheimnis, sondern der einzige Sinn dahinter.