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VW in der KriseSchlicht nicht wettbewerbsfähig

Die Beschäftigten fürchten um ihre Jobs, weil das Management Kürzungen will. VW sollte zum Vorreiter der Verkehrswende werden, fordert ein Forscher.

Der VW-Standort Osnabrück Ende Oktober Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

Osnabrück/Berlin taz | Für den Lackierer am VW-Werk in Osnabrück ist es ein abgekartetes Spiel. Er kennt das schon: Die Beschäftigten wollen mehr Geld, die Bosse reagieren mit Druck. „Mit der Androhung, den Standort zu schließen, sollen wir zum Gehaltsverzicht gedrängt werden“, sagt er und steigt von seinem Roller, mit dem er auf den weitläufigen Firmenparkplatz gefahren ist. Seinen Namen möchte er nicht nennen, aus Angst, nach 44 Jahren in dem Werk auf einer Entlassungsliste zu landen.

Scheiße. Was denn sonst

Ein Lackierer aus dem VW-Werk Osnabrück zur Stimmung in der Belegschaft

Diese Furcht haben viele, die am Mittwoch in die Osnabrücker Fabrik von VW strömen. Im 200 Kilometer entfernten Wolfsburg beginnt zu dieser Zeit eine weitere Verhandlungsrunde zwischen Betriebsrat und Konzernvorstand. Es geht um viel: Das Unternehmen will laut Betriebsrat in Deutschland mindestens drei von zehn Werken schließen, zehntausende Stellen abbauen und den Lohn pauschal um 10 Prozent kürzen. Betriebsrat und IG Metall haben Widerstand gegen die herben Einschnitte angekündigt. Sie fordern 7 Prozent mehr Lohn. Bis Anfang Dezember herrscht Friedenspflicht, dann könnte es zu Streiks kommen.

Die Kürzungspläne sind eine Hiobsbotschaft für den Lackierer in Osnabrück. Er ist mit dem Werk verbunden, schon sein Vater stand hier am Band, erzählt er. Aktuell werden an dem Standort eine Cabrio-Variante des T-Roc und zwei Porsche-Modelle gefertigt. Damit ist bald Schluss. Stand jetzt gibt es ab Frühjahr 2026 keine weiteren Aufträge für das Werk. Die etwa 3.000 Beschäftigten fürchten um ihre Zukunft. Die Stimmung beschreibt der Lackierer mit einem Wort: „Scheiße. Was denn sonst.“

Volkswagen, das ist in Deutschland mehr als nur ein Autobauer. VW ist für viele das Symbol des westdeutschen Wirtschaftswunders in den 1950er Jahren, für den Aufstieg der Bundesrepublik zu einem führenden Industriestaat. Jetzt ist der Konzern in einer tiefen Krise. Über Jahre hat er das Geschäft mit E-Autos verschlafen, anders als die Konkurrenz hat VW kein günstiges kleines Modell auf den Markt gebracht. Zu teuer und technologisch nicht an der Spitze – der Konzern ist schlicht nicht wettbewerbsfähig.

Finanzchef Arno Antlitz sagt, VW erwirtschafte nicht genug, um die anstehenden Ausgaben zu stemmen. 5 Milliarden Euro an Investitionen hält er für nötig. Das Geld soll vor allem durch Kürzungen bei den Beschäftigten beschafft werden. Dabei hat der Konzern zwischen 2021 und 2023 mehr als 22 Milliarden Euro an seine Ak­tio­nä­r*in­nen ausgeschüttet. Auch der Diesel-Skandal kostete viele Milliarden. VW hatte Fahrzeuge manipuliert, damit sie bei Prüfungen bessere Abgaswerte als im Normalbetrieb angaben.

Die Macht der Betriebsräte

In Deutschland arbeiten bei VW mehr als 120.000 Leute. Die Betriebsräte haben mehr Macht als bei anderen Konzernen. Das hat historische Gründe: Als die Nazis das Unternehmen gründeten, finanzierten sie es mit den Mitteln aus beschlagnahmten Gewerkschaftsvermögen. 1960 wurde das VW-Gesetz erlassen, mit dem der Autobauer privatisiert wurde und den Ar­beits­neh­mer­ver­tre­te­r:in­nen mehr Rechte zugesichert wurden. Die Gewerkschaften verzichteten dafür auf eine Entschädigung. Massenentlassungen gab es bei VW noch nie. Als in den 1990er Jahren ein Stellenabbau zur Diskussion stand, führte VW die Viertagewoche ein, um das zu verhindern.

Das Werk in Osnabrück gehörte damals noch nicht zum Konzern. VW übernahm die Geschäfte hier 2009 vom traditionsreichen Autohersteller Karmann, der sich vor allem mit der Fertigung von Cabriolets einen Namen gemacht hatte. Karmann strauchelte, nachdem die Firma kaum noch Aufträge bekam.

„Wir hatten bei Karmann ja über Jahre Lohneinbußen von 20 Prozent“, sagt ein ehemaliger Mitarbeiter, der damals von VW übernommen wurde. Auch er will seinen Namen nicht nennen, ist an diesem Mittwoch nur zur Verabschiedung eines ehemaligen Kollegen im Osnabrücker Werk zu Besuch. Die jetzigen Diskussionen erinnern ihn an die Karmann-Pleite. Doch der Mann sieht auch einen großen Unterschied: Die Abwärtsspirale bei Karmann habe sich abgezeichnet, die jetzigen Ankündigungen bei VW kämen dagegen aus heiterem Himmel. Zu Zeiten der Karmann-Pleite hätten sich die Mitarbeiter auf mehrere Nullrunden bei den Tarifverhandlungen eingelassen, um den Betrieb zu erhalten – ohne Erfolg.

Das Osnabrücker VW-Werk liegt bis heute in der Karmannstraße, der hohe Fabrikschornstein, auf dem seit 15 Jahren das blau-weiße VW-Logo firmiert, ist schon vom Hauptbahnhof zu sehen. Die Wolfsburger übernahmen nur einen Bruchteil der früher mehr als 7.000 Mitarbeiter am Standort Osnabrück.

Die aktuelle Krise bei VW steht stellvertretend für die Lage im Land. Noch sprudeln Gewinne, aber die Stimmung ist schlecht – auch wenn die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal überraschend gewachsen ist. Für das Gesamtjahr erwarten Ökonomen eine Rezession, das Bruttoinlandsprodukt wird wahrscheinlich das zweite Jahr in Folge schrumpfen. Die Bundesregierung hat zwar mit ihrer „Wachstums­initiative“ ein Maßnahmenbündel auf den Weg gebracht, um die Konjunktur anzukurbeln.Aber bevor es in Kraft tritt, überlagert der Streit in der Ampel um einzelne Punkte die mögliche Wirkung.

Der Fluch der Profitrate

Wirtschaft ist zu 80 Prozent eine Frage der Psychologie, sagt Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Er warnt vor zu viel Pessimismus. Doch viele Wirt­schafts­ver­tre­te­r:in­nen kritisieren, dass es gerade die Ampelregierung sei, die für schlechte Stimmung sorge. Kanzler Olaf Scholz, Wirtschaftsminister Robert Habeck und Finanzminister Christian Lindner verunsichern mit eigenen Gipfelgesprächen und unabgestimmten Vorschlägen – statt gemeinsam eine Initiative zu ergreifen.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Direkt gegenüber vom VW-Werk in Osnabrück liegt die Cabrio-Firma von Jörg Dilge. Er ist 2009 nicht zu Volkswagen gewechselt, sondern hat sich selbstständig gemacht. Sein Unternehmen, das heute etwa 20 Mit­ar­bei­te­r*in­nen beschäftigt, übernimmt manchmal auch Sonderanfertigungen für VW. „Ich war fast dreißig Jahre da drüben, heute kommen Kollegen zu mir, um ihr Leid zu klagen“, sagt Dilge.

Für ihn sind bei VW zwei Dinge falsch gelaufen. „Das ganze mit der E-Mobilität ist völlig verpennt worden“, daran seien die Manager schuld. Dass die Vorstände Dreck am Stecken haben und viel zu viel Geld bekommen, sei ja klar. Doch Dilge sieht auch die hohen Kosten für Löhne und Energie als einen Grund der Krise: „Die IG Metall sollte auch mal von ihrem hohen Ross runterkommen“, sagt er und ist der Meinung, dass die Gewerkschaft für den Erhalt des Standorts kämpfen und sich dafür mit Lohnforderungen zurückhalten soll. Auch die Karmann-Pleite habe gezeigt, dass die Metaller erst zu Lohneinbußen bereit waren, als das Insolvenzverfahren lief. Doch dann sei es bereits zu spät gewesen.

Die VW-Manager rechnen damit, 2024 mit 9 Millionen Fahrzeugen 240.000 weniger Autos auszuliefern als im Vorjahr. Der Absatz bricht ein, aber gleichzeitig werden die Gewinnerwartungen hochgeschraubt. „Die Profitrate von VW soll von 3,5 Prozent auf 6,5 Prozent steigen“, sagt der Wirtschaftshistoriker Matthias Schmelzer, Professor für sozial-ökologische Transformationsforschung an der Universität Flensburg. Das Management behaupte zwar, es wolle in E-Mobilität investieren. „Aber vor dem Hintergrund des Diesel­skandals sind die Behauptungen der VW-Manager mit einer gewissen Skepsis zu betrachten“. Denn die Profitrate ist kurzfristig bei teuren, ­großen ­Verbrennerautos höher als bei kleinen E-Autos.

Die aktuelle Krise bei VW könnte eine Chance für eine nachhaltige Modernisierung sein, ist Schmelzer überzeugt. VW sei auch Symbol für ein fossiles Geschäftsmodell: Produktion und Export zunehmend hochpreisiger und großer Verbrennerautos. Dieses fossile Geschäftsmodell zu retten hält Schmelzer vor dem Hintergrund der Klima­krise für falsch. „Es darf kein Cent mehr in die fossile Industrie fließen“, sagt er. „Jetzt gibt es die Chance, bei VW einen Kontrapunkt zu setzen.“

Niedersachsen ist Miteigentümer

Der Ökonom plädiert dafür, VW zu einem Verkehrswendeunternehmen umzubauen: Produziert würden dann nur noch kleine E-Autos und Fahrzeuge für den öffentlichen Transport wie Züge, Busse oder Straßenbahnen. Die Arbeitsplätze würden erhalten bleiben. „Das wäre ein positives Beispiel für die Modernisierung des Industriestandorts“, ist er überzeugt. „VW könnte ein Leuchtturm werden.“ Vor allem könnten so ökologische und soziale Aspekte verbunden werden. „Heute gibt es in der Bevölkerung viele Ressentiments gegen die klimagerechte Transformation, weil ökologische gegen soziale Fragen gestellt werden“, sagt er.

Das Land Niedersachsen als Mit­eigentümer sollte diesen Prozess anstoßen, fordert der Transformationsforscher. Sollten sich die anderen Anteilseigner wie die Porsche-Piëch-Familie dagegen sträuben, müsse die Politik intervenieren. Eigentum sei auch dem Allgemeinwohl verpflichtet.

Der Lackierer, der seit 44 Jahren im Osnabrücker Werk arbeitet, glaubt fest daran, dass es hier weitergeht. „Mein Vater arbeitete hier und mein Enkel wird auch hier arbeiten“, sagt er und lacht. Er zeigt auf die große Fabrikhalle, das Werksgelände und den Schornstein. „Was soll hier schon passieren“, fragt er. Ob die Firma künftig VW oder anders heiße, sei ja auch nicht so wichtig.

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37 Kommentare

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  • Vielleicht kanns mir mal einer erklären: VW ist in der Krise, weil die Gewinnerwartung nicht erreicht werden kann. Es wären Investitionen von € 5 Milliarden erforderlich. Gleichzeitig kann der Konzern aber Dividenden von ca. € 22 Milliarden ausschütten? Und zahlt €/$ ? 32 Milliarden an Entschädigungen wegen des Dieselskandals, eines eindeutigen Managementfehlers, ebenso wie die Fehlplanungen bez. der gebauten Modelle. Der oberste Manager erhält jährlich ~€10 Millionen, sich plus Boni (wofür eigentlich?). Auch das übrige Management wird eher üppig bezahlt.



    Gut, auch die nach Haustarif bezahlten Arbeiter haben gute Gehälter bekommen. Aber warum hört man nichts über erhebliche Kürzungen bei den Managementgehältern und z.B. Wegfall der Bonus-Zahlungen beim Management, wenn kein Geld da ist? Warum wird nicht weniger Dividende ausgeschüttet? Hätte man die Dividendenausschüttung um €5 Milliarden gekürzt, wären immer noch 17 Milliarden ausgeschüttet worden und das Geld für die Investitionen wäre da gewesen. Und warum wird, bei der angeblich so schlechten wirtschaftlichen Lage die Gewinnerwartung um 3% erhöht? Ich kapier´s einfach nicht....

  • "Auch die Karmann-Pleite habe gezeigt, dass die Metaller erst zu Lohneinbußen bereit waren, als das Insolvenzverfahren lief. Doch dann sei es bereits zu spät gewesen."

    Ist das jetzt ein journalistisch verifizierter Fakt? Liest sich für mich wie die typische Schuldsuchung eines Bosses der selbst keine höheren Löhne zahlen will in seiner neuen Cabrio Bude.

  • Der VW Betriebsrat sollte seinen Teil der Schuld anerkennen und die Verträge dauerhaft dahingehend ändern, dass wieder grundlegend die 40h Woche gilt und die Löhne/Gehälter um 20% entsprechend andern Unternehmen reduziert werden.

    • @Andere Meinung:

      Welchen Beitrag sollte Ihrer Meinung das Management leisten, welchen Beitrag sollten die Nazifreunderbenfamilien leisten, wer trägt übrigens endlich mal die hohen externen Kosten der Autoherstellung?



      Wo sich VW sowieso rasch umbauen muss. Verbrenner isch absehbar over.

  • 240000 Autos weniger, gesamt 9 Mio. Das soll große Existenzkrise sein? Mal abgesehen vom Mrdgewinn. VW kündigt mal wieder an, 8 Modelle 2027. Meinetwegen 2028. Dann wird es aber soweit sein, dann interessieren Verbrenner nicht mehr. Es wird alles ganz bewusst gemanagt. Die, Löhne sind das Problem, klar.

  • "Aktuell werden an dem Standort eine Cabrio-Variante des T-Roc und zwei Porsche-Modelle gefertigt."

    So sieht die Verkehrswende also aus bei VW. Jammern die Kapitalisten nicht immer nach Deregulierung und der Staat möge sich raushalten? Dann müssen sie halt die Zeche zahlen wenn sie die Zeichen der Zeit nicht erkennen (obwohl man sie seit Jahren mit der Nase in ihre eigene Kacke getunkt hat). Der Staat muss aber dafür sorgen, dass nicht die Unschuldigen MitarbeiterInnen ausbaden, was das Management, das sich die Boni ausschüttet, verbockt hat. Wenn die Regierung jetzt nicht den MitarbeiterInnen die Stange hält, sondern einfach nickt, wenn VW Werke schließt, oder den Angestellten das Geld aus der Tasche ziehen will, dann zeigt sie einmal mehr, wie viel Sozialdemokratie in SPD steckt. Marc-Uwe, Dein Einsatz!

  • Diese Krise hat viele Ursachen, da ist niemand frei von Fehlern. Letztendlich sollte nicht übersehen werden, dass jeder Lösungsweg sich an den globalen Märkten gemessen wird.



    Ideen wie der Umbau der Produktion auf Fahrräder, Bus, Straßenbahn bedeuten auch, dass nur ein kleiner Teil der Angestellten zu deutlich niedrigeren Löhnen eine Beschäftigung haben werden.

  • Ein Lackierer, der seit 44 Jahren im Werk arbeitet, dessen Vater auch schon dort gearbeitet hat, will seinen Namen nicht im Artikel lesen aus Angst, auf einer Entlassungsliste zu landen.



    Liebe Autoren.



    Die Angaben reichen schon, für jemanden im Personalvorstand, wenn dieser Mensch auf eine solche Liste gesetzt werden soll. Und sie sind für den Artikel unwichtig.



    Es braucht mehr Vorsicht, um die Menschen, die Ihr befragt, zu schützen.

  • VW - VerkehrsWende



    fortschrittlicher Tipp an VW: Straßenbahnen bauen,



    z.B. auf dem Flughafen Kassel-Calden, der steht leer.

    • @kommentomat:

      Anschließe mich.

  • Schaut man auf den Modell Konfigurator: E Autos ab 33k



    Polo 18k, T-Cross 24k, Golf 28k... ansonsten eher 30-80k für einen Neuwagen.



    Braucht es wirklich eine Studie um rauszufinden das viele Leute sich das nicht leisten können/wollen? Zumal VW keinen Prestige Bonus wie Mercedes/Audi/BMW in den höheren Preisklassen hat.

    • @Stubenhocker1337:

      was ist 18k 24k

  • VW ist ein Beispiel der Globalisierung, ich bin seit über 30 Jahre im Maschinenbau tätig (90% Export, lebe also fast nur vom Weltmarkt): China und Indien haben die Kosten und die sehr guten Ausbildungen, die in manchen Bereichen schon bessere Produkte weltweit anbieten, zum ca. halben Preis, im Vergleich zu deutschen Standortbedingungen, mit in Summe fast 3 Mrd. Menschen. Die genauso in Wohlstand leben wollen wie wir und daher eine enorme Motivation haben. Die wöchentlichen Stunden will ich gar nicht erwähnen, die z. B. meine indischen Kollegen leisten. Das täglich erlebend: Wir müssen das anerkennen, weil Deutschland mit den vier großen Industrien vom Weltmarkt lebt (Auto, Chemie, Elektro/ Automation, Maschinenbau). Wir haben seit dem 2. Weltkrieg eine enormes Wachstum geschaffen, dass auch die Sozialsysteme ermöglichte, die wir jetzt haben: weil bis vor ca 20 Jahren nur die westliche Welt diese Produkte so anbieten konnte. China + Indien sind 3x größer, wir müssen uns anpassen: keine kapitalistische Revolution, aber den Ball die nächsten 20 Jahre flach halten: Lohnsteigerung nur als Inflationsausgleich, kein Ausbau der Sozialsysteme, Abbau Bürokratie um Produktivität zu erhöhen.

  • Der Forscher verlangt….



    Gibt es irgendwelche Fakten oder auch nur Modellberechnungen, wie VW ohne bisherige Expertise Züge und Strassenbahnen bauen könnte und diese dann so erfolgreich wären, dass zumindest die Arbeitsplätze erhalten bleiben? Nein? Dann ist es ein schlichtes Hirngespinst.



    Auch die vielbeschriebenen kleinen eAutos sind bisher nirgendwo zum Selbstläufer geworden. Aber, positiv, man sieht immer mehr eAutos auf den Strassen. Zurück zu VW, man müsste sich von den unrealistischen Profitsteigerungen frei machen können, dann sähe es auch besser aus. Vielleicht einfach mal die Aktien von Porsche-Piech aufkaufen…

    • @fly:

      Selbstfahrende Autos, Kleinbusse, Abomodelle, Auto bidirektional, es ist bezeichnend, dass Ihnen nur Zug einfällt.

    • @fly:

      Also weiter Autos bauen bis jeder Mensch 5 hat...

  • Ja klar es ist ja nicht so dass es noch keine Firmen gäbe die bereits Schienenfahrzeuge herstellen und im Gegensatz zu VW auch Ahnung davon haben….

    Verpennt wurde gar nix, es ist eher kritikwürdig das VW voll auf Elektromobilität gesetzt hat.

    Fakt: ein Auto wird ein elektrisches Billigprodukt wie ein Handy auch. Und das gibt es aus D halt nicht mehr meinen seinen absurd hohen Lohnnebenkosten, 38 Urlaubstagen (kein Scherz, bekommt man in ERA mit 2 Kindern), 32h Woche, Betriebsräten die alles blockieren, Kündigungschutz,…usw…in der Schweiz macht man sich tot über die quasi Arbeitsverweigerung der Deutschen.

  • Punkt 1: VW macht immer noch große Gewinne! Sie wollen nun Menschen entlassen, um ihre enormen Dividenden und Boni noch weiter hochzutreiben. Sollten wir als Steuerzahler da noch mitfühlend den Arm um sie legen?

    Punkt 2: Alle nicht-KlimaleugnerInnen sind sich wohl darüber einig, dass wir generell in der Zukunft weniger Autos auf den Straßen haben müssen. Aus Klimagründen und um den Verkehrsinfarkt endlich zu beenden. Diese Transformation müsste endlich angegangen werden und sie würde Arbeitsplätze schaffen. Wer Bahn fährt kennt die Gründe für Ausfälle: Oberleitungsschaden, defektes Stellwerk, Personalmangel. D.h., man kann verlorene Arbeitsplätze in der Automobilindustrie auch auffangen und sinnvoll für eine bessere Mobilität nutzen. Windkraft- und Solaranlagen können nicht gebaut werden weil es an qualifiziertem Personal mangelt? Hallo!

    Punkt 3: Die Kapitalisten faseln immer davon, dass sie unternehmerisches Risiko tragen. Dann tragt mal und entlasst nicht die produktiven Arbeitskräfte, die nichts falsch gemacht haben, sondern eure fett bezahlte Vorstandsetage und das mittlere Management, die an der verfehlten Mobilitätspolitik schuld sind mit ihren superfetten SUVs!

    • @Jalella:

      Naja, das stimmt nicht so ganz



      Punkt 1: die Mehrheit im Aufsichtsrat haben das Land Niedersachsen zusammen mit der Gewerkschaft also hatten und haben sie das sagen.



      Punkt 3: Genau die Fahrzeuge bringen das Geld in die Kasse um sich E-Produktion leisten zu können. VW selbst macht Minus der Gewinn kommt von CUPRA, AUDI, Porsche, Scania, VW do Brasil, also alles Verbrenner Produkte.

    • @Jalella:

      Zu ihrem Pkt 1: ich stimme ihnen als Liberaler vollkommen zu, daß der Staat das unternehmerische Risiko nicht tragen kann und soll. Ob das MP Weil auch weiß?

  • 5Mrd. braucht man für die Investitionen, ist das nicht die Summe die bei den letzten Dividendenausschüttungen an Porsches, Niedersachsen und den Emir ausgeschüttet wurde ?

  • VW hat wie kein anderer deutscher Autobauer auf reine Elektroautos gesetzt. Motivation war die von der Politik vorgegebene Verkehrswende, denn wirtschaftlich ist das Produzieren von kleinen E-Autos in Deutschland nicht. Es ist ein Minusgeschaeft aufgrund hoher Loehne und Strompreise.

    Planwirtschaft am Markt vorbei hat noch nie funktioniert. Der Koeder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.



    Laut Umfragen wollen von den wenigen E-Auto-Fahrern 1/3 wieder zurueck zum Verbrenner. Wer kein Eigenheim mit Wallbox hat zahlt beim Schnellladen bis zu 1 Euro pro kWh, wer es langsam ueber Nacht auf der Strasse auflaedt darf sich in der Regel nach 4 Stunden einen Wecker stellen und im Schlafanzug sein nicht vollgeladenes Auto umstellen, will man zusaetzliche Strafgebuehren vermeiden.. Der deutsche Strommix in der Nacht macht das E-Auto zur CO2-Schleuder, nur halt in teuer und umstaendlich im Vergleich zum Verbrenner.



    Wer allerdings Photovoltaik auf dem Dach, eine Wallbox in der Garage und ein 2-3 Tonnen E-SUV vor der Tuer stehen hat, alles subventioniert von denen die sich das selbst nie leisten koennten, der hat alles richtig gemacht. Aber ob so ein Strassenpanzer dem Klima nuetzt?

    • @elektrozwerg:

      ladestadion bei mir um die ecke kostet 55cent pro kilowattstunde . ab der vierten stunde noch 2 cent blockiergebühr dazu. vw id3 verbraucht 20 kwh auf 100 kilometer macht 11 euro/100 km. man kann auch sparsamer fahren laut adac 13 kwh/100km . meine freundin hat nen citroen zero der braucht 12 kwh/100 km und fährt in norddeutschland wo tag und nacht die windkraftwerke abgeschaltet werden weil zuviel strom im netz ist.achja die preise oben stammen von den stadtwerken berlin .die ladesäule in berlin bei mir um die ecke hat immer nen freien platz also keine parkplatzsuche

  • "Die aktuelle Krise bei VW könnte eine Chance für eine nachhaltige Modernisierung sein, ist Schmelzer überzeugt. VW sei auch Symbol für ein fossiles Geschäftsmodell: (...). 'Jetzt gibt es die Chance, bei VW einen Kontrapunkt zu setzen.' Der Ökonom plädiert dafür, VW zu einem Verkehrswendeunternehmen umzubauen: Produziert würden dann nur noch kleine E-Autos und Fahrzeuge für den öffentlichen Transport wie Züge, Busse oder Straßenbahnen. Die Arbeitsplätze würden erhalten bleiben. 'Das wäre ein positives Beispiel für die Modernisierung des Industriestandorts'“

    Ja, das wäre schön. Es würde aber nicht nur eine Transformation des Produktportfolios bedeuten. Im automobilen Bereich wäre es denkbar, aber als Produzent von ÖV-Vehikeln sehe ich in VW in Deutschland absehbar nicht, vor allem nicht von Schienenfahrzeugen. Mir ist kein Beispiel bekannt, bei dem ein Automobilbau-Standort zu einem Schienenfahrzeugbau-Standort umgewandelt worden ist. Zumal es in Niedersachsen einen solchen schon gibt. Und woher käme der Bedarf? Mehr Gemeinschaftsverkehr ginge mMn mit deutlich geringeren Stückzahlen einher. Wie soll dieses neue Geschäftsmodell alle Arbeitsplätze sichern?

    • @MeinerHeiner:

      Ablenkungsmanöver! VW wird pleite gehen, die Betriebe zu, die Arbeitsplätze weg, kommen auch nicht mehr wieder. Das heißt dann Transformation (vom Facharbeiter zum Arbeitslosen). Damit fallen auch zahlreiche Zulieferbetriebe weg, auch Arbeitsplätze. Mann oh Mann.

    • @MeinerHeiner:

      Das ginge nur dann und auch nur annähernd, wenn sich Volkswagen selbst vom Autobauer zum integrierten Mobilitätsdienstleister transformieren würde, der große Teile der selbst gebauten Fahrzeugflotte auch selbst betreibt und den Nutzerinnen zur Verfügung stellte, vgl. hierzu Stephan Rammler: Volk ohne Wagen. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 2017, S. 174 ff.

  • Das kommt von der unheilvollen Allianz deutscher Politik mit den Autobauern.



    Immer wieder würden strengere Abgasregeln in der EU von Deutschland aufgeweicht un die die deutschen Hersteller mit ihrer "dicke Hose" Protzmodellen zu schützen. Wenn es nicht mehr ging wurde gemogelt und gehofft dass dieses nie raus kommt. Sehr naiv! Keiner hat wirklich in die Zukunft gedacht, dicke Autos immer weiter. Geschwindigkeitsbeschränkungen? Auf gar keinen Fall,selbst wenn ein Großteil der Bevölkerung dafür ist.



    Und Jetzt? Jetzt ist es eigentlich schon zu spät dagegen zu steuern. Vor 15 Jahren gab es praktisch keine chinesischen Autohersteller. Jetzt liefern sie genau das was gebraucht wird zu Preisen die die Europäer nie erreichen werden.



    Wir werden uns Schrott für Schritt von der europäischen und damit auch deutschen Automobilindustrie verabschieden müssen.

  • Die Vorschläge Herrn Schmelzer sind realitätsfremd. Das könnte sich Toyota leisten weil es genügend Marge erzielt. Toyota investiert heute noch in Dieselmotoren, weil diese gerade in den stark wachsenden Schwellenländern weg gehen wie warme Semmeln. Die lassen sich auch keine Technologie vorschreiben, haben heute vom Verbrenner über Hybrid, purBatterie bis Wasserstoff alles im Programm.



    Aber das entscheidende steht schon in der Überschrift. VW' Produktions ist zumindest in D aufgrund der hohen Produktionskosten nicht mehr konkurrenzfähig. Schlimm ist auch, dass die VW Arbeiter in z. Bsp. Sao Paolo oder Mexiko mit ihren vergleichsweise geringen Löhnen letztendlich ihre Kollegen in Wolfsburg querdubventionieren.

  • Berechtigte Forderung des Transformationsforschers, wird aber nicht passieren, weil die anderen Anteilseigner die Politik in der Tasche haben. Aber VW wird auch so bei der Verkehrswende helfen. Durch das eigene Verschwinden.🤷‍♂️

  • Ein Wirtschaftshistoriker (!) gibt schlaue Ratschläge. Er mag ja vielen nach dem Mund reden, aber ohne extreme Veränderungen, Einsparungen und auch Personalabbau ist sowas bestenfalls Wunschdenken.

    VW wird sich in großen Teilen neu erfinden und damit auch schrumpfen müssen, um die Wende zu schaffen. Das geht nicht mit gleichbleibender Mitarbeiterzahl.

  • Wie soll denn VW irgendwelche anderen Produkte als Autos billiger anbieten können als die Konkurrenz, um auch nur eine Ausschreibung für die Transformationsprodukte zu gewinnen? Und wie soll denn bitte das Land Niedersachsen genau die Familien Piech und Porsche und das Emirat Katar dazu zwingen Autos mit minimalen Margen zu bauen? Btw können die Leute auch heute schon kleine E-Autos kaufen, von anderen Herstellern. Mir sind auf die aber keine elendig langen Wartelisten bekannt, die einen Markteinstieg als No-Brainer erscheinen lassen.



    VW sollte lieber seine Neuwagen von Smartphone aus denken, das haben übrigens auch die Leute in den Ländern, in die der Konzern expandieren muss um das schwächelnde Chinageschäft zu kompensieren.

  • Der blaue Turm auf dem Titelfoto, das ist die Freiheitsstatue von Osnabrück.



    www.autozeitung.de....jpg?itok=FD8uAotz



    --



    „Auch das Schöne muß sterben! Das Menschen und Götter bezwinget,



    Nicht die eherne Brust rührt es des stygischen Zeus.



    Einmal nur erweichte die Liebe den Schattenbeherrscher,



    Und an der Schwelle noch, streng, rief er zurück sein Geschenk.



    Nicht stillt Aphrodite dem schönen Knaben die Wunde,



    Die in den zierlichen Leib grausam der Eber geritzt.



    Nicht errettet den göttlichen Held die unsterbliche Mutter,



    Wann er, am skäischen Tor fallend, sein Schicksal erfüllt.



    Aber sie steigt aus dem Meer mit allen Töchtern des Nereus,



    Und die Klage hebt an um den verherrlichten Sohn.



    Siehe, da weinen die Götter, es weinen die Göttinnen alle,



    Daß das Schöne vergeht, daß das Vollkommene stirbt.



    Auch ein Klaglied zu sein im Mund der Geliebten, ist herrlich,



    Denn das Gemeine geht klanglos zum Orkus hinab."



    (Friedrich Schiller, Nänie)

  • Ach ja. Nun soll VW hierzulande auch noch (Straßen-) Bahnen bauen, nachdem nicht nur die Autobauer, sondern auch die etablierten Hersteller von Bahnfahrzeugen schon längst einen Großteil ihrer Produktion an kostengünstigere Standorte in anderen Ländern verlegt haben. Träum weiter Professor.

  • Gelackte teure Lobbyisten (Wissmann, Müller) haben zulange versucht, das Alte, Großfossilige zu retten, auf Kosten Dritter und der Zukunft.



    Anreize wieder geraderücken! Die milliardenteure Bevorzugung von Autos endlich stoppen!



    Nun ist das Beschriebene ein Ansatz für VW. Ich erwarte auch das Käfer-Volksfahrrad in hoher Stückzahl, mit und ohne E. Denn Räder werden ganz ohne Lobby und sehr teure Bezuschussung gekauft.

    PS: Wer Opfer von zugegeben fürstlich bezahlten Arbeitnehmern verlangt, sollte die königlich bezahlten Manager ebenso schröpfen und die kaiserlich fetten Erben in ihrer Dividende beschneiden.

  • Tipp für VW-Manager: Steigen sie mal in ein modernen Japaner, Koreaner, meinetwegen auch Chinesisches Auto ein, dann, sehen wie wie altbacken ein VW innen aussieht. Schauen sie auf die Preisliste, welche meist nur 3 Versionen hat und kaum zusätzliche Extras, weil sie im Preis schon drin sind. Schauen Sie auf die 5-8 Jahre Vollgarantie mit nur wenigen Ausnahmen. Und schauen sie dann auf den Preis. Dann wissen sie warum kaum noch jemand einen VW kauft.



    Aber auch die Europäer, wie zum Beispiel der Citroën ë-C3 Elektro für 23.300€, schick und bezahlbar, zeigt wo der Hammer hängt. Ich wüsste gar nicht, wie VW diese Lücke je wieder aufholen will. Ginge auch gar nicht, bei den Fertigungskosten bei VW.

  • Mit der Umstellung auf E-Autos sollen in Deutschland 200 Tsd. Arbeitsplätze wegfallen. Bisher wurden in Europa 15 bis 16 Mio. Autos je Jahr verkauft. Zukünftig werden es wohl nur 13 Mio. sein. Asiatische Anbieter drängen auf den Markt und bauen auch neue eigene Werke in Osteuropa. Also werden bestehende Hersteller weniger Arbeitskräfte benötigen. Das zu ignorieren, würde den Schaden bei VW nur verschieben und vergrößern.

    Sollte jemand unter diesen Umständen auf die Idee kommen, mit externem Geld bei VW Arbeitsplätze zu "retten", vernichtet er mit dem Geld gleichzeitig zusätzliche Arbeitsplätze bei anderen Herstellern. Für die Gesellschaft gäbe es nur Ausgaben, aber keinen Gewinn.

    Sollten Politiker versprechen, die Arbeitsplätze zu erhalten, geht der Druck auf Aktionäre und Gewerkschaften verloren, wirtschaftlich tragfähige Lösungen bei VW zu finden.

    Sollten Kaufprämien für E-Autos in den Raum gestellt werden, würden ab sofort weniger E-Autos verkauft werden. Viele würden mit dem Kauf auf die Prämie warten. Würden diese Prämien ausgezahlt, gingen dieser eher an Gutverdienende, die diese auch an andere Hersteller als VW weitergeben werden.

    Die Politik muß sich endlich raushalten!

  • Hallo, was ist hier los? VW macht 1,578 Milliarden Gewinn allein im 3. Quartal 2024. Was heißt da "nicht wettbewerbsfähig"???

    Der allseits gehypte Tesla fängt erst bei 50000 Euro pro Auto an, die Dinger verkaufen sich nicht, Tesla in Grünheide bei Berlin entlässt Personal, auch in den USA läuft es nicht. Anders als bei VW kein Tarifvertrag, gewerkschaftliche Betriebsräte und Mitarbeitende werden gemobbt (Hausbesuche Werksleiter + Personalchef bei Krankheit) usw.

    Bei VW wundert ein bischen die Vielfalt der Produkte, früher gabs Polo, Golf, Passat und Bus, heute zig Modelle - wer braucht wozu einen T-Roc Cabrio?