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Union und SPD beginnen SondierungenSchnellstart für Schwarz-Rot

Friedrich Merz arbeitet an seinem Plan, bis Ostern eine Regierung aufzustellen. Die SPD warnt die Union vor einer „Friss-oder-Stirb“-Haltung.

Viel zu reden: Friedrich Merz und Lars Klingbeil unterhalten sich beim Dinner des 69. Bundespresseballs im Hotel Adlon Foto: dpa

Berlin dpa | Fünf Tage nach der Bundestagswahl nehmen Union und SPD am Freitag Sondierungen für eine schwarz-rote Bundesregierung auf. Bei dem Treffen dürfte es vor allem darum gehen, erste grobe Linien und einen Zeitplan für die Koalitionsverhandlungen abzustecken. Wann diese beginnen, ist noch offen. CDU-Chef Friedrich Merz hat wiederholt gesagt, dass er angesichts der großen Herausforderungen keine Zeit verlieren und bis Ostern eine Regierung bilden möchte.

Die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger, die zum Sondierungsteam der SPD zählt, forderte vorab Zugeständnisse von der Union. „Friedrich Merz muss uns entgegenkommen, er erweckt bislang den Eindruck, als hätte er eine absolute Mehrheit“, sagte Rehlinger dem Berliner Tagesspiegel. Mit dem Motto „Vogel, friss oder stirb“ werde der CDU-Chef die SPD nicht für sich gewinnen.

Die Union war bei der Bundestagswahl am Sonntag mit 28,5 Prozent klar stärkste Kraft geworden, die SPD mit 16,4 Prozent auf ein historisches Tief gestürzt. Alles läuft nun auf ein Bündnis von CDU/CSU und SPD hinaus. Merz hatte bereits am Dienstag im Kanzleramt mit Amtsinhaber Olaf Scholz (SPD) gesprochen. Dabei dürfte es um die Gestaltung der Übergangsphase bis zur Bildung einer neuen Regierung gegangen sein.

Je neun Verhandler auf beiden Seiten

Zu den Sondierungsgesprächen entsenden beide Seiten je neun Verhandler. Für die Union sitzen nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur neben CDU-Chef Merz der CSU-Vorsitzende Markus Söder sowie die Generalsekretäre Carsten Linnemann (CDU) und Martin Huber (CSU) am Tisch. Hinzu kommen Unions-Fraktionsgeschäftsführer Thorsten Frei, CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt, Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, die stellvertretende CDU-Vorsitzende Karin Prien und CSU-Vize Dorothee Bär.

Für die SPD sondieren die Parteivorsitzenden Lars Klingbeil und Saskia Esken, außerdem Verteidigungsminister Boris Pistorius und Arbeitsminister Hubertus Heil. Ebenfalls im Verhandlungsteam: Generalsekretär Matthias Miersch, Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, die beiden Ministerpräsidentinnen Manuela Schwesig und Anke Rehlinger sowie der Chef der NRW-SPD, Haushaltsexperte Achim Post. Zu Ort und Zeitpunkt des Treffens wollen sich die Parteien nicht offiziell äußern.

Verhandlungen nach Aschermittwoch?

CDU und CSU hatten sich bereits in den vergangenen Tagen über ihre Vorstellungen zum Ablauf der Gespräche verständigt. Dem Vernehmen nach setzen die Unionsparteien auf einen Beginn der Verhandlungen spätestens am 6. März.

Ein früherer Beginn wäre aus Termingründen wohl schwierig. Am Sonntag findet die Bürgerschaftswahl in Hamburg statt, danach folgen die Karnevalstage und am Aschermittwoch die traditionellen Kundgebungen der Parteien.

Bei den eigentlichen Verhandlungen dürften dann – anders als 2017 bei den gescheiterten Jamaika-Sondierungen zwischen Union, Grünen und FDP – die schwierigsten Themen erst in möglichst kleinen Runden zur Sprache kommen. Zur Erarbeitung der Sachthemen soll es auch kleine Arbeitsgruppen geben.

Merz setzt auf Einigung bis Ostern

Wenn Merz die Verhandlungen bis Ostern abschließen will, bleiben gerade einmal sieben Wochen Zeit. Dabei werden schwierige Verhandlungen erwartet – bei Themen wie Migration, Schuldenbremse und Ukraine-Politik gibt es deutliche Differenzen.

Außerdem wurde im Wahlkampf viel Vertrauen zwischen den Parteien zerstört. Die SPD warf Merz einen Wort- und Tabubruch wegen einer gemeinsamen Abstimmung mit der AfD im Bundestag vor. Der CDU-Chef wetterte zuletzt scharf gegen „linke Spinner“ und handelte sich dafür den Vorwurf der SPD ein, wie ein „Mini-Trump“ aufzutreten.

Klingbeil hat wiederholt deutlich gemacht, dass es keinen Automatismus einer Regierungsbeteiligung gebe: „Ob es zu einer Regierungsbildung kommt, ob die SPD in eine Regierung eintritt, das steht nicht fest“, sagte er. Über eine mögliche Regierungsbeteiligung will die SPD ihre Mitglieder entscheiden lassen.

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18 Kommentare

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  • Seit gestern werden die Karten neu gemischt.



    Das von der cdU herbeigeredete "Problem der Migration" steht nicht mehr an erster Stelle.



    Wir müssen jetzt flugs Möglichkeit schaffen unsere Wirtschaft und Bundeswehr zu stärken.



    Das heißt, die Schuldenbremse muss für Investitionen abgeschafft werden.



    Das sollte allmählich auch die cdU erkennen!



    Parteipolitik spielt jetzt die zweite Geige.



    Trump ist zu Allem (un-) fähig.



    Wir können uns nicht mehr auf den "großen Bruder USA" verlassen.



    Spätestens jetzt ist es wirklich unser Krieg und wir müssen sehen, wie wir mit eigenen Mitteln weiterkommen.



    Wenn die USA Truppen aus Europa abzieht, braucht die Verteidigung der EU lt.Experten mindestens 300.000 zusätzliche Soldaten.



    Das wird mit unserer gesunkenen Truppenstärke, die sich bald durch den Abgang der Boomer verstärkt, nicht gehen.



    Wir werden die Wehrpflicht wieder aktivieren müssen. Zusammen mit einem,frei gewählten, Zivildienst und der Option eines Klimadienstes, gehen wir gleich zwei weitere Probleme unserer Gesellschaft an.



    Es ist keine T5eit mehr für Würstchen essen und Bier trinken, oder was auch immer Söder für Politik nachen hält.



    Jetzt zählen Taten!

  • Wie ist die SPD darauf vorbereitet, dass Friedrich Merz die schwarz-roten Koalitionverhandlungen scheitern lassen können will? Denkbar ist auch eine Minderheitsregierung unter Merz, die von der AfD toleriert und gestützt wird. Dazu muss Merz die Verhandlungen mit der SPD nur in einem geeigneten Moment für gescheiter erklären und der SPD die Verantwortung zuschieben.

    Denkbar ist auch, dass Merz in einem zweiten Schritt die AfD an der Regierung beteiligt.

    Programmatisch passt das viel besser zu Merz als mit der eher sperrigen SPD zu regieren. Zudem hätte er so eine komfortablere (faktische) Mehrheit.

    Im Augenblick sieht es noch nicht danach aus. Aber Merz und seine Boygroup könnten daran durchaus schon als hidden Agenda arbeiten. Überraschen würde es mich nicht.

    Deshalb noch einmal meine Frage: Wie bereitet sich die SPD auf ein solches Szenario vor?

  • Die SPD muss mit der CDU 2025 einen klar-nachvollziehbaren Rückgang der Migration hinbekommen.



    Die Zahl der Rückführungen muss stark ansteigen und die Zugangsrouten nach Deutschland müssen in der EU gekappt werden. Das Ganze muss rechtsstaatlich ablaufen.



    Mir ist nicht klar, wie die SPD das glaubwürdig hinbekommen will, hatte sie doch kürzlich regiert und mitgeteilt, sie hätte das alles unter Kontrolle gebracht, die Zahlen sinken doch.



    Nun wird die SPD offen einräumen, das es nicht stimmte, weil sie jetzt wieder mitmacht... in der Regierung.



    Und die CDU-Idee verlangt große Härte und eine gewisse staatliche Übergriffigkeit. Das muss die SPD nicht nur als Kröte schlucken, sondern sie muss sich das zu eigen machen.



    Es geht bei dieser Regierung jetzt darum, Zuwanderung massiv zu senken.

    Ich finde es verrückt, dass die SPD als Wahl-Verlierer das umsetzen will.



    Dazu kommen noch Steuererleichterungen von Gutverdienern, Subventionen, Aufrüstung und viel Ärger in der EU, weil Deutschland eigentlich Schengen aushebelt und Migranten in andere Länder umleitet.

    Kurz: Diese Regierung kann die SPD richtig nach unten bringen.

  • Bis Ostern ist ein klares Ziel. Wenn es etwas schneller ginge ist’s auch nicht verkehrt.

  • "bei Themen wie Migration, Schuldenbremse und Ukraine-Politik gibt es deutliche Differenzen"



    Bei allen Themen gibt es Differenzen, Mindestlohn, Mietpreisbremse, Beibehaltung des Deutschlandtickets, Umweltpolitik, Entlastung niedriger Einkommen, keine Erhöhung des Renteneintrittsalters...



    Ich sehe keinerlei Schnittmengen und auch keine Kompromissbereitschaft des H. Merz, der sich bemüht, Trump zu kopieren. (In der Sauerland-Variante)

  • In wie weit stellt die SPD eigentlich in Rechnung, dass Friedrich Merze ein Scheitern von Koalitionsgesprächen als Ziel haben könnte? Dann könnte er im ersten Schritt eine Minderheitsregierung, die von der AfD geduldet und unterstützt wird, bilden. In einem denkbaren zweiten Schritt könnte Merz dann die AfD sogar zum Koalitionspartner machen.

    Merz steht der rechtsextremen Nazi-Partei AfD programmatisch viel näher als der SPD. Es wäre also nur konsequent, wenn er die Koalitionsverhandlungen so führt, dass er sie nach einiger Zeit als ergebnislos verlaufen erklärt und sie beendet, um dann eine Minderheitsregierung auszurufen. Die Schuld für das Scheitern würde Merz natürlich der SPD anheften.

    Wenn er sich der Unterstützung der AfD sicher sein kann, dann wäre das eine aus Merz Sicht erstrebenswerte Alternative zu einer spannungsreichen schwarz-roten Koalition, die zudem weniger Stimmen hätte als eine von der AfD mitgetragene Minderheitsregierung unter Merz.

    Also: Wie stellt sich die SPD auf ein solches Szenario ein? Ist sie darauf überhaupt eingestellt?

  • Die Union sollte vorsichtig sein. Wen hätte sie ernsthaft als Koalitionspartner zur Verfügung, wenn die SPD nein sagen sollte?

    • @Gesunder Menschenverstand:

      Die SPD aber auch. ;-)

      Was wäre denn die realistische Alternative? Für die Union. Für die SPD. Für Deutschland.

    • @Gesunder Menschenverstand:

      Merz meint draufhauen zu können - erstens weil er nur das zweitschlechteste Ergebnis der Parteigeschichte eingefahren hat, während Scholz das absolute Alleinstellungsmerkmal schaffte. Und zweitens, weil die SPD ja gar nicht NEIN sagen könne. Eigentlich, so sollte man meinen, müsse es vor allem darum gehen, sich bei der anstehenden Schuldzuweisung nicht so dilettantisch anzustellen wie Lindner. Das sieht Merz ausweislicch dessen, was er im Vorfeld so abgezogen hat, offenbar anders.

      • @dtx:

        Und kann denn die SPD nein sagen? Nein kann Sie nicht.



        Und wenn man das doch bejaht, dann gilt selbiges auch umgekehrt für die CDU, welche ebenfalls von der SPD erwarten kann, dass sie nicht übertreibt (erst recht nach dieser Niederlage.

    • @Gesunder Menschenverstand:

      Die Gier nach Macht ist in der SPD mindestens genauso groß wie in allen anderen Parteien. Klingbeil will Vize-Kanzler, Esken nimmt alles. Die SPD wird einige Kröten schlucken müssen aber auch wollen.



      Die Pöstchen werden doch jetzt schon im Hintergrund verhandelt.

    • @Gesunder Menschenverstand:

      Ich glaube, dass man nicht ausschließen kann, dass Merz die Union in eine Koalition mit der AfD führen will, nachdem die Verhandlungen mit der SPD bewusst gegen die Wand gefahren wurden.

  • Na, na, na - mal nix überstürzen !



    Erstmal müssen die 2.600 Berater unserer Regierung ran und ein paar ordentliche Konzepte ausarbeiten, sonst wird datt nix - bei unseren geistigen " Granaten " aus dem Politik-Business 😉



    Heißt Überstunden für Holger Gadorosi, der Holger Gadorosi Consulting und für die Mitarbeiter von PWC, Capgemini oder Accenture. Schließlich müssen sich die Millionen Euros aus unserem Steuertopf für externe Berater iwie bezahlt machen.

    www.fragdenstaat.de/beraterberichte

    • @Alex_der_Wunderer:

      Dass beraten wird ist, doch erstmal etwas Gute.



      Politiker können auch nicht alles wissen und wenn man sich dann Hilfe holt, anstatt stur mit dem Kopf durch die Wand zu wollen, wie ein Donald Trump der meint er hätte immer Recht, ist das etwas Gutes. Über die Kosten für die Brater und ihre Anzahl lässt sich allerdings streiten.

      • @PartyChampignons:

        Aber wenn man Unsummen für Beraterfirmen ausgibt warum sind dann auch noch ca. 18000 Personen in den Ministerien angestellt ? Wenn ich die einen brauche um regieren zu können warum dann noch all die anderen ? Das ist ein Paradebeispiel wie man Geld vernichten kann.

  • Wer im Vorfeld Unwahrheiten streute, einen unseriösen Steuerplan vorlegte und den SPD-Kanzler bei der Schuldenbremse blockierte, die man nun gerne aufgehoben sähe, ohne das der Wählerschaft vorher mitzuteilen,



    der soll froh sein, dass überhaupt mit ihm verhandelt wird, der nicht mal die 30 % schaffte, trotz anderer Ankündigungen.



    Der sollte die soziale Spaltung angehen, statt sie bei Nicht-Deutschen noch zuzuspitzen. Der sollte dem Koalitionspartner wenigstens nachträglich die Brücke bauen.



    Oder eine Minderheitsregierung machen.

    • @Janix:

      Sie haben Recht: die CDU/CSU hatte sich wirklich nicht mit Ruhm bekleckert. Allerdings war die SPD auch nicht besser. Auf beiden Seiten haben sich Tolpatschigkeit, Unfähigkeit und Aggressionen die Hand gegeben. Das war schon im Wahlkampf grenzüberschreitend, zumindest jetzt im Verhandlungsmodus sollten wieder die klaren, sachlichen und respektvollen Töne die Oberhand haben.

      Eine Minderheitsregierung halte ich für eine spannende Lösung. Ob dieses, für Deutschland neue Experiment, gerade in diesen herausforderden Zeiten die richtige Wahl wäre. Hm? Ich glaube, dass in diesem Falle Deutschland an den Rand der Unregierbarkeit kommen würde. Und ein zweiter Effekt wäre sicherlich nicht zu verachten: die AfD-Zustimmungswerte würden vermutlich explodieren.

      Also tief durchatmen und vernünftig miteinander reden.

    • @Janix:

      Ich denke eher, dass die SPD froh sein soll. Eine andere Option wird auch für die SPD nicht funktionieren. Rot Rot Grün hätte keine Mehrheit.



      Bei Gesprächen und den nachfolgenden Koalitionsverhandlungen setzt man erst mal alles auf Null. Dann kommt ein Geben und Nehmen.